Das Wort - Das slavische Verb

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333 326 7. Verben Die präfixal-suffixale Derivation mit u-/po- … -ic´/-yc´ hat meist die Funktion ‚etwas zu etwas machen’, z.B. uintensywnic´ ‚intensivieren’, polepszyc´ ‚schöner machen’; die Ableitung wird von Adjektiven vorgenommen. Verben mit od- … -ic´/-yc´ werden von Adjektiven oder Substantiven abgeleitet und referieren auf das Entfernen der vom motivierenden Stamm bezeichneten Erscheinung, z.B. odsńiez˙yc´ ‚vom Schnee befreien’. Verben mit -za (und do- ‚hinzu-’) werden von Substantiven abgeleitet, die Verben mit za- bezeichnen das Bedecken mit der vom motivierenden Wort bezeichneten Erscheinung, z.B. zalesic´ ‚mit Wald bedecken’, zab!ocic´ ‚beschmutzen’. 7.2. Lexikalisch-grammatische Subkategorien des Verbs 7.2.1. Typen von Verballexemen (lexikalisch-grammatische Aktionalitäten) Die lexikalischen Bedeutungen der polnischen Verben besitzen Komponenten, die mit Komponenten der Aspektfunktionen übereinstimmen – die Phasengestalt der Situation. Sie gehören zur Kategorie der aktionalen (‚aktionsartlichen’) Funktionen, die auch als ‚Aktionalität’ bezeichnet wird und die eine Subkategorie der ‚Aspektualität’, der Menge der aspektuellen Funktionen ist (neben der anderen Subkategorie der Aspektualität, der Episodizität, d.h. der temporalen Definitheit). Die Funktionen der Phasengestalt und ihre Subkategorien werden hier, soweit sie Komponenten der lexikalischen Bedeutung des Verbs sind, als Lexikalische Aktionale Funktionen bezeichnet. Da die lexikalische Bedeutung allen Aspektpartnern eines Verballexems gemeinsam ist, ist ihnen auch die Lexikalische Aktionale Funktion gemeinsam. Damit sind die Lexikalischen Aktionalen Funktionen auch die gemeinsamen Merkmale von Lexemtypen; den Ereignis-Lexemen (auch: telische Lexeme), den Verlauf-Lexemen, den Verlauf-Ereignis-Lexemen und den stativen Lexemen. Diese Kategorien besitzen Subkategorien, deren wichtigste sich in der Funktion ‚beobachtbarer Zustandswechsel’ unterscheiden. Die Lexikalische Aktionale Funktion eines Lexems ist an der Beschreibung der lexikalischen Bedeutung zu erkennen: • Gilt die lexikalische Beschreibung für eine beliebige Phase einer Situation, dann hat das Lexem Verlaufsfunktion, vgl. p!akac´ ‚weinen’; im Derivat pop!akac´ ist die Eigenschaft der Mehrphasigkeit der Situation des Weinens überlagert durch die Funktion des perfektivierenden Affixes, das Einphasigkeit vermittelt. • Gilt die lexikalische Beschreibung für genau eine Phase zwischen zwei Stadien, dann hat das Lexem Ereignis-Funktion, vgl. zmyc´ – zmywac´ ‚auswaschen’; die Einphasigkeit der Situation des Auswaschens wird durch die Funktion des imper-

7.2. Lexikalisch-grammatische Subkategorien des Verbs 327 fektivierende Suffixes überlagert, wenn es die Aspektfunktion ‚episodischer Verlauf’ hat, die vom Verb dargestellte Situation ist dann mehrphasig. • Gilt die lexikalische Beschreibung für die ganze Situation ohne jeweils ein Stadium davor und danach, dann hat das Lexem stative Funktion, vgl. wiedziec´ ‚wissen’. 7.2.2. Rektionsmodelle Rektionsmodelle (modele !a±czliwos´ci) basieren auf den vor allem Verben eigenen Argumentstrukturen (struktury argumentowe). Darunter verstehen wir hier die Fähigkeit sprachlicher Einheiten, Leerstellen für andere Einheiten zu eröffnen und damit diese an sich zu binden. Argumente versprachlichen Partizipanten (Teilnehmer) des durch ein Prädikat ausgedrückten Sachverhalts. Der durch das Verb czytac´ ‚lesen’ ausgedrückte Sachverhalt hat zwei Partizipanten: eines für den Leser, und eines für das Leseobjekt (Buch o.ä.). Entsprechend eröffnet das Verb czytac´ zwei Argumentstellen. Wir sprechen von Rektion, wenn den Argumenten eine bestimmte morphologische oder syntaktische Form zugeordnet wird. Typischerweise wird der Kasus des gebundenen Worts festgelegt. Dabei ist zu beachten, dass oft keine syntaktische Äquivalenz zum Deutschen vorliegt. przeszkadzac´ + Dativ – stören + Akkusativ Die meisten polnischen Verben sind transitiv (przechodni); d.h. sie regieren ein direktes Objekt im Akkusativ bzw. im Genitiv nach Verneinung. Sie können im Prinzip ein Partizip Passiv bilden. Die folgende Liste ausgewählter Rektionsmodelle bezieht sich auf einzelne Lexeme, d.h. auf jeweils nur eine Bedeutung des Verbs; denn verschiedene Bedeutungen können sich in der Rektion niederschlagen. operowac´ 1: Lekarz operuje chorego. ‚Der Arzt operiert den Kranken.’ (Akkusativ) operowac´ 2: Autor zre±cznie operuje metafora±. ‚Der Autor geht geschickt mit der Metapher um.’ (Instrumental) Außerdem kann ein und dieselbe Bedeutung mehr als ein Rektionsmuster aufweisen: chciec´ + Verb im Infinitiv: Chce˛ studiowac´ w Polsce. ‚Ich will in Polen studieren.’ chciec´ + Nebensatz mit z˙eby: Chce±, z˙ebys´ studiowa! w Polsce. ‚Ich will, dass du in Polen studierst.’ Die Grundklassifikation der Rektionsmodelle beruht auf folgenden Eigenschaften der Verben: • Anzahl der eröffneten Leerstellen: null-, ein-, zwei- und drei-stellig • Art der sprachlichen Ausdrücke, die diese Leerstellen besetzen: gegenständlich vs. propositional. 334

7.2. Lexikalisch-grammatische Subkategorien des <strong>Verb</strong>s 327<br />

fektivierende Suffixes überlagert, wenn es die Aspektfunktion ‚episodischer<br />

Verlauf’ hat, die vom <strong>Verb</strong> dargestellte Situation ist dann mehrphasig.<br />

• Gilt die lexikalische Beschreibung für die ganze Situation ohne jeweils ein Stadium<br />

davor und danach, dann hat das Lexem stative Funktion, vgl. wiedziec´<br />

‚wissen’.<br />

7.2.2. Rektionsmodelle<br />

Rektionsmodelle (modele !a±czliwos´ci) basieren auf den vor allem <strong>Verb</strong>en eigenen Argumentstrukturen<br />

(struktury argumentowe). Darunter verstehen wir hier die Fähigkeit sprachlicher<br />

Einheiten, Leerstellen für andere Einheiten zu eröffnen und damit diese an sich zu<br />

binden. Argumente versprachlichen Partizipanten (Teilnehmer) des durch ein Prädikat<br />

ausgedrückten Sachverhalts. Der durch das <strong>Verb</strong> czytac´ ‚lesen’ ausgedrückte Sachverhalt<br />

hat zwei Partizipanten: eines für den Leser, und eines für das Leseobjekt (Buch o.ä.). Entsprechend<br />

eröffnet das <strong>Verb</strong> czytac´ zwei Argumentstellen. Wir sprechen von Rektion, wenn<br />

den Argumenten eine bestimmte morphologische oder syntaktische Form zugeordnet wird.<br />

Typischerweise wird der Kasus des gebundenen <strong>Wort</strong>s festgelegt. Dabei ist zu beachten,<br />

dass oft keine syntaktische Äquivalenz zum Deutschen vorliegt.<br />

przeszkadzac´ + Dativ – stören + Akkusativ<br />

Die meisten polnischen <strong>Verb</strong>en sind transitiv (przechodni); d.h. sie regieren ein direktes<br />

Objekt im Akkusativ bzw. im Genitiv nach Verneinung. Sie können im Prinzip ein Partizip<br />

Passiv bilden. Die folgende Liste ausgewählter Rektionsmodelle bezieht sich auf einzelne<br />

Lexeme, d.h. auf jeweils nur eine Bedeutung des <strong>Verb</strong>s; denn verschiedene Bedeutungen<br />

können sich in der Rektion niederschlagen.<br />

operowac´ 1: Lekarz operuje chorego. ‚Der Arzt operiert den Kranken.’ (Akkusativ)<br />

operowac´ 2: Autor zre±cznie operuje metafora±. ‚Der Autor geht geschickt mit der<br />

Metapher um.’ (Instrumental)<br />

Außerdem kann ein und dieselbe Bedeutung mehr als ein Rektionsmuster aufweisen:<br />

chciec´ + <strong>Verb</strong> im Infinitiv: Chce˛ studiowac´ w Polsce. ‚Ich will in Polen studieren.’<br />

chciec´ + Nebensatz mit z˙eby: Chce±, z˙ebys´ studiowa! w Polsce. ‚Ich will, dass du in<br />

Polen studierst.’<br />

Die Grundklassifikation der Rektionsmodelle beruht auf folgenden Eigenschaften der <strong>Verb</strong>en:<br />

• Anzahl der eröffneten Leerstellen: null-, ein-, zwei- und drei-stellig<br />

• Art der sprachlichen Ausdrücke, die diese Leerstellen besetzen: gegenständlich<br />

vs. propositional.<br />

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