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Das Wort - Das slavische Verb

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1.4. Kategorien 113<br />

niert. Dieser Terminus kann jedoch verschieden interpretiert werden. Wird er z.B. in dem<br />

Sinne verstanden, dass Morpheme zwangsweise verwendet werden müssen, wenn ein <strong>Wort</strong><br />

verwendet wird, dann sind viele in der Grammatik-Literatur als grammatisch angesehene<br />

Morpheme nicht obligatorisch. Bei den Aspektpartnern gibt es immer ein Partnerverb, bei<br />

dem kein aspektuelles Morphem den Aspekt markiert, im Paar odkrywac´ – odkryc´ ‚entdecken’<br />

ist Letzteres – obwohl nicht durch Affix markiert – ein <strong>Verb</strong> des pf. Aspekts. Wenn<br />

das Genus des Substantivs nicht als Funktion der Flexionsmorpheme, sondern seines<br />

Stammes gesehen wird (was die Regel ist, s.u.), dann wäre bei diesem Obligatheits-Begriff<br />

das Genus der Substantive keine grammatische Kategorie, weil es bei sehr vielen Substantiven<br />

keine obligatorisch verwendeten Morpheme gibt, die das Genus festlegen. Auch z.B.<br />

die Morpheme der Adverbialpartizipien wären nicht grammatisch, weil sie nicht obligatorisch<br />

mit dem <strong>Verb</strong> verwendet werden. Dieser Begriff der Obligatheit ist sehr eng, denn er<br />

wurde ausgehend von Deklinationen und Konjugationen entwickelt, die in der Tat obligatorisch<br />

zu realisieren sind.<br />

Eine weniger enge Definition erwähnt Ch. Lehmann (1995, 12). Danach ist eine<br />

Bedeutung grammatisch in einer Sprache L, wenn der Sprecher nicht wählen kann, ob er sie<br />

unspezifiziert lässt. <strong>Das</strong> ist zum Beispiel beim Aspekt der Fall. Man kann kein <strong>Verb</strong> verwenden,<br />

ohne dass damit nicht auch ein Aspekt spezifiziert würde. Aber auch damit wären<br />

die Funktionen von adjektivischen Partizipien, Adverbialpartizipien oder abgeleiteten Adverbien<br />

wie mocno ‚stark, kräftig’ nicht grammatisch, denn man muss sie nicht spezifizieren,<br />

wenn man ein <strong>Verb</strong> bzw. Adjektiv benutzt.<br />

Ein geläufiges Kriterium der Grammatizität ist die (morpho-)syntaktische Funktion<br />

einer Einheit. Die Numerusendungen der Adjektive erfüllen eine rein syntaktische Funktion,<br />

indem sie die Kongruenz mit Substantivendungen anzeigen, vgl. polscy studenci ‚polnische<br />

Studenten’. Der Aspekt z.B. hat demgegenüber aber keine im konventionellen Sinne<br />

syntaktische Funktion, so dass er entsprechend dem Kriterium der syntaktischen Funktion<br />

keine grammatische Kategorie wäre. In der vorliegenden Grammatik werden grammatische<br />

Funktionen so definiert, dass die obligatorischen Funktionen eingeschlossen sind, jedoch<br />

auch nicht obligatorische wie die des adjektivischen Partizips oder des Adverbialpartizips<br />

erfasst werden.<br />

Als grammatisch bezeichnen wir Funktionskategorien, die solche Funktionen von<br />

<strong>Wort</strong>formen und Kombinationen von <strong>Wort</strong>formen enthalten, die aufgrund einer allgemeinen<br />

Regel für beliebige Wörter einer <strong>Wort</strong>art und für Kombinationen von <strong>Wort</strong>arten vorausgesagt<br />

werden können. Grammatische Funktionskategorien enthalten morphologische<br />

oder syntaktische Funktionskategorien.<br />

Als morphologisch bezeichnen wir oppositive grammatische Funktionskategorien<br />

von <strong>Wort</strong>formen, die aufgrund einer allgemeinen Regel für beliebige Wörter einer <strong>Wort</strong>art<br />

vorausgesagt werden können. Als syntaktisch bezeichnen wir Funktionskategorien von<br />

Kombinationen von <strong>Wort</strong>formen, die aufgrund einer allgemeinen Regel für Kombinationen

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