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Das Wort - Das slavische Verb

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1. Grundlagen<br />

Soweit die Bildung neuer Wörter ohne Änderung der lexikalischen Bedeutung. Es<br />

können aber auch neue Wörter mit geänderter lexikalischer Bedeutung gebildet werden und<br />

gleichzeitig kann die grammatische Funktion sich ändern, wie es bei der Derivation von ipf.<br />

budowac´ ‚bauen’ > pf. przebudowac´ ‚umbauen’ oder ipf. is´c´ ‚gehen’ > pf. przejs´c´ ‚über<br />

(etwas) hinübergehen, überqueren’ geschieht.<br />

Die Verschränkung von <strong>Wort</strong>- und Formbildung ist noch enger. Es ist nicht nur so,<br />

dass ein und dasselbe Präfix zur Bildung von grammatischen Aspektpartnern, vgl. pf. napisac´<br />

zu ipf. pisac´ ‚schreiben’, und zur Bildung von Wörtern mit anderer lexikalischer<br />

Bedeutung wie in na-jechac´ ‚auf (etwas) auffahren’ verwendet werden kann. Immerhin<br />

könnte dann die affixale Veränderung bei napisac´ als Formbildung, bei najechac´ als lexikalische<br />

<strong>Wort</strong>bildung angesehen werden. Es gibt jedoch auch genügend Fälle, in denen ein<br />

Präfix in ein und demselben <strong>Wort</strong>, je nach Funktion und Kontext des <strong>Wort</strong>es, grammatische<br />

oder lexikalische Funktion hat. <strong>Das</strong> Präfix po- in podzielic´ ‚aufteilen’ kann einerseits eine<br />

grammatische ohne eine lexikalische Funktion haben und andererseits eine lexikalische,<br />

verbunden mit einer grammatischen. Vgl. das Beispiel podzielic´: Als Derivat von dzielic´<br />

‚teilen’ ist podzielic´ ‚aufteilen’ dessen Aspektpartner, mit der gemeinsamen Standardbedeutung<br />

‚zer-, aufteilen’. Die Veränderung ist rein grammatisch. Dagegen führt die Präfigierung<br />

mit po- u.a. zur neuen lexikalischen Bedeutung von podzielic´ ‚(die Meinung, Auffassung<br />

u.ä.) teilen’, in diesem Fall mit dem Aspektpartner podzielac´.<br />

Aus der geschilderten Situation können folgende Konsequenzen gezogen werden:<br />

1. Bei der Affigierung können sich lexikalische und grammatische Prozesse überschneiden.<br />

<strong>Wort</strong>bildung und Formenbildung sind daher keine komplementären<br />

Bereiche, sie überlappen sich vielmehr.<br />

2. Da dem Unterschied zwischen lexikalischen und grammatischen Funktionen<br />

nicht immer formale Unterschiede entsprechen, ist die Unterscheidung zwischen<br />

lexikalischem und grammatischem Status anhand der Funktionen zu definieren.<br />

Ein Morphem oder eine Morphemkombination kann eine lexikalische,<br />

eine grammatische oder eine lexikalische und grammatische Funktion besitzen.<br />

Daher soll zunächst eine Definition von ‚grammatischer Funktion’ im Sinne von ‚Funktion<br />

mit grammatischem Status’ gefunden werden, mit der die Gemeinsamkeit der Funktion von<br />

Flexionsmorphemen, von den anderen grammatischen Affixen und auch von klassifikatorischen<br />

Kategorien wie der des Genus des Substantivs erfasst wird. Zu den so definierten<br />

‚Funktionen mit grammatischem Status’ gehören alle Bedeutungen der grammatischen<br />

Kategorien, aber eben darüber hinaus eine Reihe anderer, die einen angemessenen Platz in<br />

der Morphologie brauchen.<br />

Obligatorische und fakultative Kategorien<br />

<strong>Das</strong> am weitesten verbreitete Kriterium grammatischer Kategorien ist die Obligatheit. Mit<br />

diesem Begriff wird üblicherweise der grammatische Status von Flexionsparadigmen defi-

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