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Das Wort - Das slavische Verb

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1.4. Kategorien 111<br />

sche Beschreibungen (Wörterbücher und Vorarbeiten dazu) mit grammatographischen<br />

großflächig überschneiden.<br />

Grammatische Einheiten entstehen in der Regel in einem kontinuierlichen Übergang<br />

aus lexikalischen Einheiten. Dieser Prozess wird als Grammatikalisierung bezeichnet<br />

(vgl. einen Überblick bei Diewald 1997; Lehmann 1995 ist ein Standardwerk). Daher gibt<br />

es in jeder lebenden Sprache neben Einheiten mit einem deutlich ausgeprägten lexikalischen<br />

oder grammatischen Charakter eine große Anzahl von Einheiten, in denen grammatische<br />

bzw. lexikalische Eigenschaften eher schwach ausgebildet sind. Der Übergang von<br />

Lexikalischem zu Grammatischem zeigt sich z.B. in transparenten Funktionswörtern wie<br />

jednym s!owem ‚mit einem <strong>Wort</strong>’, w rezultacie ‚schließlich’ oder auch in Morphemen, die<br />

als Bestandteil eines <strong>Wort</strong>es lexikalische, als Bestandteil eines anderen grammatische<br />

Funktion haben können, z.B. prze- in przepisac´ ‚abschreiben’ (lexikalisch) und in przeczytac´<br />

‚lesen’ (grammatisch, Aspekt-Präfix). Ähnliche Zwischeneffekte ergeben die (selteneren)<br />

Degrammatikalisierungen, bei denen der sprachlichen Einheit nicht problemlos der<br />

lexikalische oder der grammatische Status zugeschrieben werden kann.<br />

Mit der Unterscheidung von Affixen in solche, die zur (lexikalischen) <strong>Wort</strong>bildung<br />

und solche, die zur (grammatischen) Flexion bzw. Formenbildung gehören, wird der Eindruck<br />

erweckt, als seien die Morpheme eindeutig in lexikalische (Wurzeln, lexikalische<br />

<strong>Wort</strong>bildung) und grammatische (Flexion, Formenbildung) aufzuteilen. Dem ist jedoch<br />

keineswegs so. Zwar sind Flexionsaffixe eindeutig grammatische Affixe, und ebenso eindeutig<br />

gehört die Ableitung von smaz˙-alnia ‚Grillstube’ aus smaz˙yc´ ‚braten’ zur <strong>Wort</strong>bildung.<br />

Aber aus der traditionellen Grammatik ist lange bekannt, dass ein Affixparadigma<br />

zugleich der <strong>Wort</strong>bildung und der Formenbildung dienen kann.<br />

Wenn man sagt, dass per <strong>Wort</strong>bildung aus logika ‚Logik’ das <strong>Wort</strong> logik ‚Logiker(in)’<br />

abgeleitet wird, analog zur Ableitung (Derivation) des <strong>Wort</strong>es studentka ‚Studentin’<br />

von student ‚Student’, dann besteht der Ableitungsvorgang in folgendem: Ersetzt wird<br />

das Flexionsparadigma einer Deklination, also (logik)-a, (logik)-i, (logic)-e, … durch ein<br />

Flexionsparadigma einer anderen Deklination, also (logik)-Ø, (logik)-a, (logik)-owi, … Mit<br />

der Ersetzung des einen Flexionsparadigmas durch das andere wird also ein neues <strong>Wort</strong><br />

gebildet, das die Bedeutung ‚Logiker’ hat. <strong>Das</strong> dazu verwendete Mittel (Formativ) ist aber<br />

ein Paradigma von Flexionsaffixen, also von Morphemen mit grammatischer Funktion.<br />

Bei der Bildung von Aspektpartnern wird ein neues <strong>Wort</strong> abgeleitet, z.B. odkrywac´<br />

von odkryc´ ‚entdecken’, zwiedzac´ von zwiedzic´ ‘besichtigen’, zbudowac´ von budowac´<br />

‘bauen’, dabei wird aber ein Affix mit grammatischer und nicht mit lexikalischer Funktion<br />

angefügt. <strong>Das</strong> Gleiche gilt für die Bildung des Passivs mit sie˛: budowac´ ‚bauen’ > buduje<br />

sie˛ ‚wird gebaut’. Bei der Ableitung von Adverbien aus Adjektiven, vgl. !adny ‚schön’ ><br />

!adnie ‚schön’, polski ‚polnisch’ > po polsku ‚auf polnisch’ wird ebenfalls ein neues <strong>Wort</strong><br />

gebildet, aber lexikalisch nichts geändert.

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