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Das Wort - Das slavische Verb

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1. Grundlagen<br />

sprünglich synonym waren, beginnen sich in einem langsamen Prozess semantisch auszudifferenzieren.<br />

Die Ausdrücke können immer weniger in den gleichen Kontexten eingesetzt<br />

werden. Schließlich verlieren sie jeglichen Zusammenhang (owocny ‚fruchtbar’, owocowy<br />

‚Obst-’) oder sie stimmen nur noch in einzelnen Bedeutungen überein (wieczorny ‚1. abendlich,<br />

2. Abend-’, wieczorowy ‚Abend-’).<br />

Die Veränderungen im <strong>Wort</strong>schatz beruhen auch auf dem Verschwinden des offensichtlichen<br />

Zusammenhangs zwischen den <strong>Wort</strong>bildungsformationen und den Basiswörtern,<br />

die die Bedeutung motivieren. Je länger ein Ausdruck ‚lebt’, desto eher kommt es zur<br />

Auflösung des Zusammenhangs, dann sprechen wir von ‚Lexikalisierung’. Dieser Prozess<br />

kann in unterschiedlichem Maße fortgeschritten sein. Die von der Lexikalisierung betroffenen<br />

Einheiten bewahren die oberflächliche Teilbarkeit im Sinne der <strong>Wort</strong>bildungsmuster,<br />

haben jedoch eine Bedeutung, die sich in keiner Weise aus den Komponenten ableiten lässt.<br />

So bezeichnete miednica ursprünglich ein Gefäß aus Kupfer (= miedz´), heute ist ein<br />

Waschbecken gemeint, das aus einem beliebigen Material beschaffen sein kann. Nichtlexikalisierte<br />

Formationen hingegen können trotz spezifischer Bedeutung auf der Grundlage<br />

der strukturellen Bedeutung der entsprechenden semantischen Kategorie zugeordnet werden.<br />

Ihre Bedeutungen stellen nämlich immer eine Realisierung der Ausgangselemente dar.<br />

pustak ‚etwas Leeres ! Hohlziegel’<br />

pisarz ‚einer, der schreibt ! einer, der literarische Werke schreibt’<br />

<strong>Wort</strong>bildungsformationen werden zu verschiedenen Zwecken geschaffen. Zum einen muss<br />

ein gewisser Benennungsbedarf befriedigt und der Sprecher mit einem angemessenen Inventar<br />

an Ausdrucksmitteln ausgestattet werden. Einige Ableitungstypen entstehen hingegen<br />

aus rein syntaktischen Gründen. Dazu zählen u.a. die <strong>Verb</strong>alsubstantive mit dem Formativ<br />

-nie mit deren Hilfe ein <strong>Verb</strong>alstamm in eine andere <strong>Wort</strong>art transponiert wird, wodurch<br />

sich die Möglichkeit ergibt, den gleichen Sachverhalt durch eine andere syntaktische<br />

Konstruktion darzustellen; vgl.<br />

Jestem zme±czona, bo chodzi!am przez ca!y dzien´. vs. Jestem zme±czona chodzeniem<br />

przez ca!y dzien´. ‚Ich bin müde, denn ich bin den ganzen Tag gelaufen.’<br />

Ein Teil dieser Formationen behält die gleiche Bedeutung, andere dagegen unterliegen der<br />

semantischen Spezialisierung und treten in Abhängigkeit vom Kontext in der eigentlichen<br />

Bedeutung des Stamms oder in einer spezialisierten Bedeutung auf.<br />

zebranie siana ‚Heuernte’, zebranie partyjne ‚Parteiversammlung’<br />

Die Eigenarten der polnischen <strong>Wort</strong>bildung zeigen recht klar, dass die unregelmäßigen<br />

Bildungen bei weitem überwiegen. Der Lerner sollte deshalb keine selbständigen Bildungen<br />

vornehmen. Die Ausführungen dienen im Wesentlichen dem passiven Verständnis der<br />

entsprechenden Strukturen. Aus diesem Grund sollte ein Fremdsprachenlerner unbedingt<br />

das Wörterbuch zu Rate ziehen.

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