1 Georg Neugart Die Wartburg - Deutscher Theaterverlag

Landgräfin, - Landgräfin:
Wie wird das enden?
Elisabeth:
(von ihrem Platz aus, ruhig)
Ihr redet Unsinn!
Wohltätig sein ist kein Treiben!
Und mein Mann ist kein Unmensch!
Chor:
Das werden wir ja sehn!
Arndt:
(moderierend)
Schon nach wenigen Tagen melden sich die Knechte.
Nadja:
Was haben sie in Eisenach erlebt?
die Knechte:
(kommen rufend)
Landgräfin! - Landgräfin!
Marco:
(unterbricht)
Stopp! - Moment mal!
Die Schurken müssen dazu!
(zu zwei Mitschülern)
Fabian, Tobias. Ihr seid auf Horchposten!
Fabian:
Das machen wir doch am besten vom Platz aus. -
Da sind wir anonym!
Marco:
Stimmt eigentlich! - Dann bleibt sitzen!
die Knechte:
(schon in der Szene - rufen nochmals)
Landgräfin! - Landgräfin!
Elisabeth:
(steht auf, geht auf sie zu)
Was habt ihr für Nachrichten?
Knecht A:
Keine guten!
Elisabeth:
Lasst hören!
Knecht B:
Das Armenhaus in Eisenach hat nicht Platz für alle
Armen!
Elisabeth:
Das weiß ich!
Knecht A:
Viele leben außerhalb. -
Knecht B:
Sehr viele ...
Elisabeth:
Ich weiß es wohl!
Knecht B:
Da diese nun jedesmal, wenn wir in die Stadt kommen,
leer ausgehn, wächst ihre Verzweiflung.
Knecht A:
Und sie klagen ...
Knecht B:
Und sie fragen:
Knecht A:
Wie kann die Landgräfin so hartherzig sein und solche
Unterschiede machen?
Knecht B:
Die einen bekommen ihr Brot. - Die andern müssen
verhungern.
Elisabeth:
Sagen sie: Hartherzig?
Knecht A:
So sagen sie, Landgräfin!
Elisabeth:
(nach kurzer Überlegung)
Dann geht ihr ab sofort drei mal die Woche!
Beide Knechte:
(bedenklich)
Drei mal?
Elisabeth:
(holt Münzen heraus)
Lohnt es sich nicht für euch?
(sie lässt die Münzen in die Hände der Knechte gleiten)
Knecht A:
Oh doch!
Knecht B:
Es lohnt sich!
Elisabeth:
Und für Leute, die Zugang zu einer Mühle haben, nehmt
ihr zusätzlich drei Säcke guten Korns mit!
Knecht A:
(ächzend)
Drei Säcke Korns?
Knecht B:
Die Landgräfin ist klug: Gibt uns erst die Entlohnung
und vergrößert hernach den Auftrag.
Aber wir wollen nicht klagen!
Beide:
(die Münzen in den Händen)
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