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100 Jahre Erfahrung als Kraftfahrt- spezialist! Seit 1907 - Taxi Aktuell

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Dr. Winrich Ipsen<br />

„Sondervereinbarungen bei Krankenfahrten<br />

Eine rechtliche Würdigung”<br />

Christian Carstensen, MdB SPD<br />

Benzinpreise nicht sozial vertretbar!<br />

Marianne Tollas<br />

Aufstand im <strong>Taxi</strong> Ruf Köln -<br />

GV wählt engagierte Unternehmerin<br />

in den Aufsichtsrat.<br />

3. Jahrgang · 2. Ausgabe 2008<br />

Journal des TVD - <strong>Taxi</strong> Verband Deutschland<br />

€ 4,00<br />

Fachblatt und Sprachrohr<br />

des deutschen <strong>Taxi</strong>- und<br />

Mietwagengewerbes<br />

AMI <strong>Taxi</strong>tag auf der<br />

Messe in Leipzig<br />

Disskussionsbeitrag zur<br />

Reform von § 13 Abs. 4 PBefG<br />

Urteil des Verwaltungsgerichts<br />

Schleswig grob fehlerhaft!


taxiaktuell 06/2008<br />

2<br />

Horst Friederich MdB, FDP<br />

zu Gast beim Parlamentarischen Abend<br />

Dr. Ditmar Staffelt MdB, SPD<br />

Staatssekretär a. D.<br />

zu Gast beim Parlamentarischen Abend<br />

Karin Timmermann MdHB, SPD<br />

pro Hamburger <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

Martin Berndt, HTV Vorstand<br />

<strong>Taxi</strong>tarif - Kein Verzicht auf Wartezeit!<br />

Stephan Berndt, Vorsitzender des TVD Berlin<br />

Hosgeldiniz - Willkommen im TVD<br />

Inhalt<br />

03 Editorial<br />

04 Urteil des Verwaltungsgerichts Schleswig grob fehlerhaft!<br />

05 Sondervereinbarung bei Krankenfahrten - Eine rechtliche Würdigung<br />

08 Leserbriefe<br />

10 Der TVD auf dem <strong>Taxi</strong>tag der AMI<br />

11 Parlamentarischer Abend des TVD in Berlin<br />

14 Die Reform von § 13 Abs. 4 PBefG<br />

15 Pressemitteilung des BVG<br />

16 Zehn Fragen an Christian Carstensen, MdB<br />

20 Ein abgekartetes Spiel - die Hamburger Tarifrunde 2008<br />

22 Hosgeldiniz TVD y`e - Willkommen im TVD<br />

24 I have a Dream - Die unerfüllbaren Träume eines Journalisten<br />

27 Was bedeutet der Begriff „Solidarität“ heute?<br />

29 Aufstand im TAXI RUF Köln<br />

30 Ankündigung - Termin<br />

31 Impressum<br />

taxiaktuell 06 / 2008


Editorial<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

„die Verbände sind gestärkt!“ Mit dieser Aussage<br />

freut sich BZP-Präsident Fred Buchholz in<br />

der Mai-Ausgabe der BG Zeitschrift<br />

„TAXI“, dass nach einem Urteil des<br />

Verwaltungsgerichtes Schleswig-Holstein<br />

einzelne Unternehmer nicht die<br />

Rahmenverträge über Krankenfahrten<br />

zwischen einem Verband und den<br />

Krankenkassen torpedieren können. Er<br />

Peter Roeder, hat damit bei tausenden <strong>Taxi</strong>unterneh-<br />

Stellv. Vorsitzender TVD<br />

mern im ländlichen Raum für einen<br />

Aufschrei gesorgt. Die kurze Stellungnahme und konsequente<br />

Reaktion des südbadischen <strong>Taxi</strong>unternehmers<br />

Franz Josef Schmidt auf den o. g. Beitrag kann und will<br />

der TVD den Leserinnen und Lesern unserer Zeitung<br />

nicht vorenthalten (siehe S. 8). Kollege Schmidt ist nicht<br />

allein mit seiner Auffassung, dass Verbände, die wirtschaftlich<br />

ruinöse Rahmenverträge abschließen, ihre<br />

demokratische Legitimation zur Vertretung des <strong>Taxi</strong>- und<br />

Mietwagengewerbes verwirkt haben. Übrigens:<br />

Bedenken Sie bitte, dass die Frist für die Kündigung der<br />

Mitgliedschaft in den BZP-Landesverbänden Ende Juni<br />

ausläuft.<br />

Gegen das Urteil vom Verwaltungsgericht Schleswig-<br />

Holstein wurde inzwischen Berufung eingelegt und der<br />

TVD wird (siehe auch den Beitrag von RA Dr. Trutz<br />

Kerssenbrock S. 4) notfalls auch bis vor das<br />

Bundesverwaltungsgericht ziehen, um die rechtswidrigen<br />

Praktiken der Krankenkassen beim Abschluss der<br />

Rahmenverträge und Internetausschreibungen zu unterbinden.<br />

Dass der TVD den richtigen Weg geht, zeigt uns<br />

die rechtliche Stellungnahme zu Sondervereinbarungen<br />

für Krankentransporte von Dr. Winrich Ipsen. Der<br />

Verfasser ist ein fundierter Kenner der Materie und war<br />

von 1991 – 2000 Referatsleiter Straßenpersonenverkehr<br />

im Bundesministerium für Verkehr (siehe S. 5). Aber auch<br />

ein aktuelles Urteil des Amtsgerichtes Ahrensburg<br />

(Geschäftsnummer 48 C 811/07) vom 6. Mai 2008 hält<br />

die „Vereinbarung nach § 133 SGB V über die<br />

Durchführung und Vergütung von Patientenfahrten in<br />

Schleswig-Holstein“ für rechtswidrig, weil sie eindeutig<br />

gegen § 51 Abs. 2 Nr. 1 des Personenbeförderungsgesetzes<br />

(PBefG) verstößt). Für den juristischen und<br />

gewerbepolitischen Kampf gegen die Dumpingpreise<br />

der Krankenkassen können wir jederzeit noch finanzielle<br />

Unterstützung gebrauchen. Warum „stärken“ Sie den<br />

Unternehmerverband TVD nicht einfach mit dem Geld,<br />

dass Sie bei Ihrem Austritt aus den BZP-Landesverband<br />

06 / 2008 taxiaktuell<br />

einsparen werden (Aufnahmeformulare für den TVD<br />

siehe S. 31)?<br />

Doch nicht nur auf dem Land, sondern auch in den<br />

Städten hat unsere Konkurrenz die Legimitation, das<br />

<strong>Taxi</strong>gewebe zu vertreten, längst verloren. Wer erinnert<br />

sich nicht an das Schreiben dieser Gewerbevertretung an<br />

das Bundesfinanzministerium mit der Forderung nach<br />

„Sonderdezernaten“ für das <strong>Taxi</strong>gewerbe in allen<br />

Finanzämtern. „Normale“ Finanzbeamte, so begründete<br />

man diese obskure Forderung, „sind nicht in der Lage, die<br />

raffinierten Steuererklärungen der <strong>Taxi</strong>unternehmer zu<br />

durchleuchten und den Steuer- und Sozialabgabenbetrug<br />

der Unternehmer aufzudecken“. Die Folgen einer solchen<br />

Nestbeschmutzung sieht man nun <strong>Jahre</strong> später. Die<br />

Politik und sogenannte Gewerbepolitiker denken über<br />

die flächendeckende Einführung von Fiskaltaxametern<br />

nach. Auch hier vertritt der TVD dezidiert eine andere<br />

Meinung. Wir wollen keine totale Kontrolle um eine<br />

Gesundung des <strong>Taxi</strong>verkehrs zu erreichen. Vielmehr<br />

brauchen wir dringend eine neue Definition der<br />

Funktionsfähigkeit nach § 13 Abs. 4 PBefG. Auch hier hat<br />

der TVD Vorschläge zu unterbreiten (siehe S. 14), die wir<br />

mit Ihnen und Fachleuten diskutieren und weiterentwikkeln<br />

wollen. Erste Gespräche mit Politik und Verwaltung<br />

haben wir bei unserem Parlamentarischen Abend am 28.<br />

April 2008 in Berlin (siehe S. 11) bereits geführt.<br />

Landesverbände, die Unternehmerinteressen vertreten<br />

und deren ehrenamtliche Vorstände auch selbst aktive<br />

<strong>Taxi</strong>unternehmer sind, werden Sie bei unserem<br />

Mitbewerber nicht finden. Deshalb gibt es auch keinen<br />

Grund zur Aufregung über den o. g Kommentar von BZP-<br />

Chef Fred Buchholz. Der Mann handelt <strong>als</strong> Chef der<br />

Interessenvertretung der <strong>Taxi</strong>zentralen konsequent. Ihm<br />

ist es egal, wenn Sie pleite sind, denn der nächste<br />

Konzessionsnehmer steht <strong>als</strong> Funkteilnehmer schon wieder<br />

vor der Tür. Es war eben ein Fehler, dass 1981 der<br />

Bundesverband des <strong>Taxi</strong>- und Mietwagengewerbes und<br />

der Bundesverband der Zentralen miteinander verschmolzen<br />

wurden. Hier wuchs zusammen, was nicht<br />

zusammen gehört (siehe dazu auch S. 24). Man kann sich<br />

<strong>als</strong>o nur wundern, wundern über die <strong>Taxi</strong>unternehmer,<br />

die mit ihren Beiträgen zu Funkzentralen und Landesverbänden<br />

jene Gewerbepolitiker „stärken“, die Ihre eigenen<br />

Beitragszahler durch Untätigkeit und ruinöse Vertragsvereinbarungen<br />

öffentlich zur Schlachtbank führen.<br />

Ihr Peter Roeder<br />

taxiaktuell 06/2008<br />

3


taxiaktuell 06/2008<br />

4<br />

Urteil des Verwaltungsgerichts Schleswig grob fehlerhaft!<br />

RA Dr. Trutz Graf Kerssenbrock<br />

D<br />

as Urteil des Verwaltungsgerichts<br />

Schleswig vom<br />

19. Februar 2008, mit dem<br />

die Genehmigung einer Sondervereinbarung<br />

zu § 51 PBefG für rechtens<br />

erklärt worden ist, ist juristisch<br />

kaum nachvollziehbar und kann auf<br />

Dauer keinen Bestand haben. Ich<br />

habe deshalb dem TVD-Mitglied<br />

Peter Roeder dringend geraten,<br />

gegen das Urteil Berufung einzule-<br />

Dr. Trutz Graf Kerssenbrock<br />

gen. Dies ist geschehen. Über die<br />

Berufung wird voraussichtlich nicht<br />

mehr in diesem Jahr entschieden<br />

werden, weil die Verwaltungsgerichte<br />

nun einmal sehr langsam<br />

arbeiten.<br />

Kurz zusammengefasst wird die<br />

Berufung wie folgt begründet:<br />

Obwohl die in Rede stehende<br />

Sondervereinbarung nicht für einen<br />

bestimmten Zeitraum abgeschlossen<br />

worden ist und jeweils zum<br />

<strong>Jahre</strong>sende gekündigt werden kann,<br />

aber nicht gekündigt werden muss,<br />

ist das Verwaltungsgericht seltsamerweise<br />

der Meinung gewesen,<br />

dass ein bestimmter Zeitraum in der<br />

Sondervereinbarung festgelegt worden<br />

sei. Genau das Gegenteil ist der<br />

Fall. Die vorliegende Regelung ist<br />

für einen unbestimmten Zeitraum<br />

geschlossen worden. Dann aber verstößt<br />

sie gegen § 51 Abs. 2 Ziff. 1<br />

PBefG. Es ist kaum nachvollziehbar,<br />

dass bei einer so einfachen Frage<br />

des Wortlauts ein Verwaltungsgericht<br />

zu einer anderen Auffassung<br />

gelangen kann.<br />

Überdies ist das Verwaltungsgericht<br />

der Auffassung, dass durch die<br />

Sondervereinbarung die Ordnung<br />

des Verkehrsmarktes auch nicht<br />

gestört werde. Es ignoriert dabei<br />

den Sachvortrag des Klägers, dass<br />

die Sondervereinbarungen – zusammen<br />

mit missbräuchlicher diskriminierender<br />

Praxis der Krankenkassen,<br />

nur Partner der Sondervereinbarung<br />

noch mit Fahrten zu beauftragen<br />

– eine Sogwirkung dahingehend<br />

ausüben, dass Krankenfahrten<br />

nur noch zu nicht kostendecken-<br />

den Billigtarifen ausgeführt werden.<br />

Zum Nachweis der Existenzgefährdung<br />

von <strong>Taxi</strong>unternehmen hat das<br />

Verwaltungsgericht Anforderungen<br />

aufgestellt, die in einem summarischen<br />

Eilverfahren nicht gestellt<br />

werden dürften.<br />

Schließlich hat das Verwaltungsgericht<br />

die seltsame Auffassung vertreten,<br />

dass die Klägerin <strong>als</strong><br />

<strong>Taxi</strong>unternehmen gar nicht befugt<br />

gewesen sei, sich auf die<br />

Rechtsverletzung der Genehmigungsbehörde<br />

zu berufen, weil<br />

sie gar nicht von den Vorschriften<br />

des Personenbeförderungsgesetzes<br />

geschützt werde. Wer sonst <strong>als</strong> die<br />

<strong>Taxi</strong>unternehmen sollen durch die<br />

Regelung des § 51 Abs. 2 i.V.m. § 39<br />

Abs. 2 PBefG geschützt werden?<br />

Wenn das <strong>Taxi</strong>gewerbe <strong>als</strong> Ganzes<br />

insbesondere im Hinblick auf seine<br />

Existenzfähigkeit Schutzgut der<br />

Vorschriften ist, muss auch jeder<br />

einzelne <strong>Taxi</strong>unternehmer, der<br />

betroffen ist, sich darauf berufen<br />

können.<br />

Immerhin hat das Verwaltungsgericht<br />

die Berufung gegen das<br />

Urteil ausdrücklich zugelassen, was<br />

ein Anzeichen dafür ist, dass die<br />

Richter doch von leichter<br />

Unsicherheit bei ihrer Entscheidungsfindung<br />

befallen waren.<br />

Mit anderen Worten: Es bleibt<br />

spannend!<br />

taxiaktuell 06 / 2008


n den letzten <strong>Jahre</strong>n sind gesetzliche<br />

Krankenkassen unter dem<br />

Kostendruck im Gesundheitswesen<br />

verstärkt dazu übergegangen,<br />

mit <strong>Taxi</strong>verbänden Sondervereinbarungen<br />

für Krankentransporte zu<br />

schließen, die nicht kostendeckend<br />

sind. Die angebotenen Sätze liegen<br />

zwischen 0,53 und 0,67 / km und<br />

z.T. noch darunter, obwohl nach<br />

einem 2006 vorgelegten Schwacke-<br />

Gutachten schon die reinen<br />

Fahrzeugkosten für einen privat<br />

genutzten Mercedes 200 CDI 0,67<br />

Cent/km (ohne MWST, Betriebs- und<br />

Lohnkosten, Kapitalverzinsung oder<br />

Unternehmergewinn) betragen.<br />

Wenn die Einnahmen aus Krankenfahrten<br />

einen wesentlichen Teil der<br />

Gesamteinnahmen eines Unternehmens<br />

ausmachen, in ländlichen<br />

Gebieten z.T. 50% und mehr, kann<br />

das auf Dauer nicht gut gehen. Kein<br />

Wunder, dass die Zahl der <strong>Taxi</strong>unternehmen,<br />

vor allem außerhalb der<br />

städtischen Ballungszentren seit längerem<br />

rückläufig ist. Kein Wunder<br />

auch, dass einzelne Unternehmer<br />

und der TVD sich verstärkt gegen<br />

diese Praxis der Krankenkassen<br />

wehren, wie Beispiele insbesondere<br />

aus Baden-Württemberg und Bayern<br />

beweisen. Allerdings nicht immer<br />

auf Anhieb erfolgreich, wie ein kürzlich<br />

erlassenes Urteil des Verwaltungsgerichts<br />

Schleswig zeigt (vgl.<br />

<strong>Taxi</strong> <strong>Aktuell</strong> Heft 03/2008, S. 6),<br />

gegen das inzwischen Berufung eingelegt<br />

worden ist. In Baden<br />

Württemberg hat das zuständige<br />

Innenministerium die Landratsämter<br />

<strong>als</strong> die zuständigen Genehmigungsbehörden<br />

aufgefordert, solche<br />

Sondervereinbarungen nicht zu<br />

genehmigen, auch wenn sie nur<br />

angezeigt werden müssten. Der größere<br />

Teil der Landräte folgte dieser<br />

Forderung, aber nicht alle. Bei letzteren<br />

laufen z. T. noch Widerspruchsverfahren.<br />

Auch aus anderen Bundesländern<br />

hört man Klagen über das<br />

Vorgehen der gesetzlichen Krankenkassen,<br />

z.B. aus Nordrhein-Westfalen.<br />

Vertraglich bindend sind Sondervereinbarungen<br />

nur für die <strong>Taxi</strong>unternehmen,<br />

die Mitglieder in dem<br />

jeweiligen Verband sind, der die<br />

Sondervereinbarung abgeschlossen<br />

hat. Bei der in diesem Bereich bestehenden<br />

Verbandsvielfalt sind das<br />

meistens nicht alle vor Ort tätigen<br />

Taxler. Unternehmen, die diesem<br />

<strong>Taxi</strong>verband nicht angehören, durch<br />

die Sondervereinbarung <strong>als</strong>o nicht<br />

gebunden sind, werden von den<br />

Krankenkassen offenbar i.d.R. vor<br />

die Wahl gestellt, sich entweder der<br />

Sondervereinbarung anzuschließen<br />

oder keine Transporte mehr zu erhalten.<br />

In manchen Fällen drohen die<br />

Krankenkassen auch damit, anderenfalls<br />

die Krankentransporte im<br />

Internet auszuschreiben. Die Furcht,<br />

entweder gar keine Transporte mehr<br />

zu erhalten oder sie an den „billigen<br />

Internet-Jakob“ zu verlieren, hat<br />

bereits viele veranlasst, den von den<br />

Krankenkassen vorgelegten Einverständnisschein<br />

zu unterzeichnen<br />

und sich der Sondervereinbarung<br />

sowie dem betreffenden Verband<br />

anzuschließen. Auch diese „Sogwirkung“<br />

stößt auf den Widerstand der<br />

Betroffenen.<br />

Der TVD hat sich der Problematik<br />

bei einer Podiumsdiskussion anlässlich<br />

der AMI am 8.4.2008 in Leipzig<br />

angenommen und die Frage nach<br />

der Vereinbarkeit des Vorgehens der<br />

Krankenkassen mit dem PBefG aufgeworfen.<br />

Einschlägig sind die §§ 47, 51, 14 und<br />

39 PBefG. Nach § 51 Abs. 1 Satz 2 Nr.<br />

6 sind Sondervereinbarungen für<br />

den Pflichtfahrtbereich zulässig. Das<br />

ist nach § 47 Abs. 4 der<br />

Geltungsbereich der nach § 51 Abs. 1<br />

und 2 festgesetzten Beförderungsentgelte.<br />

Diese Festsetzung ist entweder<br />

unmittelbar in einer Rechtsverordnung<br />

der Landesregierung<br />

enthalten oder durch sie auf die<br />

Kommunen übertragen worden. Teil<br />

der Festsetzung ist die Regelung<br />

über die Zulässigkeit von Sondervereinbarungen.<br />

Bei jeder Festsetzung<br />

von Beförderungsentgelten sind<br />

nach § 51 Abs. 3 die §§ 14 Abs. 2 und<br />

3 sowie 39 Abs. 2 entsprechend<br />

anzuwenden.<br />

Das bedeutet, dass nach § 39 Abs. 2<br />

nicht nur jeder Festtarif sondern<br />

auch jede Sondervereinbarung am<br />

Gebot der Wirtschaftlichkeit zu messen<br />

ist, auf das die Genehmigungsbehörde<br />

zu achten haben, und zwar<br />

unabhängig davon, ob Sonderver-<br />

taxiaktuell 06/2008<br />

Sondervereinbarungen bei Krankenfahrten –<br />

Eine rechtliche Würdigung<br />

Dr. Winrich Ipsen,<br />

(Rechtsanwalt, Ministerialrat a. D, 1991 – 2000 Leiter des Referates Straßenpersonenverkehr (S 37) im Bundesministerium für Verkehr)<br />

I<br />

Dr. Winrich Ipsen<br />

06 / 2008 taxiaktuell<br />

5


taxiaktuell 06/2008<br />

6<br />

einbarungen ausdrücklich von ihr zu<br />

genehmigen oder ihr nur anzuzeigen<br />

sind. Die Genehmigungsbehörde hat<br />

im Einzelnen zu prüfen, ob die<br />

Sondervereinbarung unter Berücksichtigung<br />

der wirtschaftlichen Lage<br />

des Unternehmers, einer ausreichenden<br />

Verzinsung und Tilgung des<br />

Anlagekapit<strong>als</strong> und der notwendigen<br />

technischen Entwicklung angemessen<br />

ist. Die Rechtsprechung fordert<br />

zusätzlich einen angemessenen<br />

Unternehmerlohn.<br />

Im Gegensatz zu Festtarifen, die die<br />

Beförderungspreise im Detail festlegen,<br />

lassen Sondervereinbarungen<br />

den Unternehmern oder ihrem<br />

Verband eine größere Freiheit bei<br />

der Preisgestaltung. Da aber dessen<br />

unbeschadet für sie der Rahmen des<br />

§ 39 Abs. 2 gilt, dürfen auch in<br />

Sondervereinbarungen ausgehandelte<br />

Preise die wirtschaftliche<br />

Grundlage der betroffenen Unternehmen<br />

grundsätzlich nicht gefährden.<br />

Das ist wohl kein Schutz des<br />

einzelnen Unternehmens vor einer<br />

verschlechterten wirtschaftlichen<br />

Situation, weil dafür viele unterschiedliche<br />

Ursachen im einzelnen<br />

Fall maßgeblich sein können. Aber<br />

die flächendeckende Wirkung einer<br />

Sondervereinbarung darf nicht<br />

alle Unternehmen gleichermaßen<br />

gefährden.<br />

Das meint das Kriterium, dass eine<br />

Ordnung des Verkehrsmarktes durch<br />

die Sondervereinbarung nicht gestört<br />

werden darf (§ 51 Abs. 2 Nr. 2).<br />

Welches der örtlich und sachlich<br />

betroffene Markt ist, wird durch den<br />

Pflichtfahrbereich definiert, für den<br />

allein die Sondervereinbarung gilt.<br />

D.h. dass die wirtschaftlichen Folgen<br />

einer Sondervereinbarung und damit<br />

ihrer Zulässigkeit an den gesamten<br />

wirtschaftlichen Bedingungen<br />

des örtlichen <strong>Taxi</strong>gewerbes unter<br />

Berücksichtigung der Sondervereinbarung<br />

zu messen sind. Sind diese<br />

Bedingungen im Ergebnis ausreichend,<br />

ist auch die Sondervereinbarung<br />

rechtlich zulässig.<br />

Es ist Aufgabe der zuständigen<br />

Genehmigungsbehörde dies zu prüfen.<br />

Sie hat dabei eine Art<br />

Mischkalkulation vorzunehmen. Je<br />

höher der Anteil von Einnahmen aus<br />

einer Sondervereinbarung an den<br />

Gesamteinnahmen des örtlichen<br />

Taxengewerbes ist, desto größere<br />

Bedeutung besitzt die Sondervereinbarung<br />

für dessen wirtschaftliche<br />

Situation. Wo Krankenfahrten den<br />

maßgeblichen Teil von Einnahmen<br />

des örtlichen Gewerbes ausmachen<br />

(z.B. 50% und mehr), müssen<br />

Sondervereinbarungen grundsätzlich<br />

kostendeckend einschließlich<br />

eines angemessenen Unternehmerlohns<br />

sein. Anderenfalls wird die<br />

Ordnung des Verkehrsmarktes gestört<br />

und das öffentliche Verkehrsinteresse<br />

verletzt.<br />

Zwar bindet eine Sondervereinbarung<br />

über Krankenfahrten nur<br />

diejenigen, die vertraglich von ihr<br />

erfasst werden, d.h. die Mitglieder<br />

des Verbandes, der sie abgeschlossen<br />

hat. Wenn aber Krankenkassen auch<br />

die Nicht-Mitglieder zur Beachtung<br />

dieser Sondervereinbarung zwingen<br />

wollen, indem sie damit drohen,<br />

Unternehmen anderenfalls von der<br />

Abrechnung von Krankenfahrten<br />

auszuschließen, dann ist der<br />

Gesamtmarkt des Pflichtfahrbereichs<br />

betroffen. Diese Umstände hat<br />

die Genehmigungsbehörde ebenfalls<br />

zu prüfen. Insofern ist auch ein einzelnes<br />

Unternehmen geschützt. Es<br />

hat ein subjektives öffentliches<br />

Recht auf eine ordnungsgemäße<br />

Prüfung der Gesamtumstände, unter<br />

denen eine Sondervereinbarung<br />

über Krankenfahrten abgeschlossen<br />

wurde, und bei einer Pflichtverletzung<br />

der Behörde ggf. auch einen<br />

Schadensersatzanspruch aus Amtshaftung<br />

(§ 839 BGB).<br />

Die Genehmigungsbehörde kann<br />

sich die notwendigen Kenntnisse<br />

aller Marktbedingungen, unter denen<br />

eine Sondervereinbarung abgeschlossen<br />

wurde, verschaffen, wenn<br />

sie die in §§ 51 Abs. 3 und 14 Abs. 2<br />

vorgeschriebene Anhörung durchführt.<br />

Dabei wird darauf zu achten<br />

sein, dass das örtliche <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

nicht nur durch den Verband vertreten<br />

ist, der die Sondervereinbarung<br />

abschloss, wenn er nicht wirklich repräsentativ<br />

für die Unternehmen im<br />

Pflichtfahrbereich ist. Ggf. müssen<br />

Konkurrenzverbände oder alle Nichtmitglieder<br />

gleichfalls beteiligt werden.<br />

Nicht auszuschließen ist ein eventueller<br />

Konflikt zwischen dem<br />

öffentlichen Verkehrsinteresse an<br />

auskömmlichen Preisen für das<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbe und der gesetzlichen<br />

Pflicht der Krankenkassen zur Kostenminimierung<br />

bei der Krankenbeförderung<br />

aufgrund der Bestimmungen<br />

des Sozialgesetzbuches V. So<br />

berechtigt diese Verpflichtungen der<br />

Kassen angesichts der finanziellen<br />

Belastungen des öffentlichen Gesundheitssystems<br />

sind, darf ihr<br />

Vorgehen nicht dazu führen, dass<br />

gegen gesetzlich geschützte Interessen<br />

in anderen Bereichen verstoßen<br />

wird, hier dem öffentlichen<br />

Interesse an einer ausreichenden<br />

Versorgung der Bevölkerung mit<br />

<strong>Taxi</strong>verkehrsdiensten. Der Sparzwang<br />

bei den Krankenkassen findet<br />

dort seine Grenzen, wo aufgrund<br />

von Sondervereinbarungen durch zu<br />

niedrige Entgelte für Krankenfahrten<br />

die Existenz des örtlichen <strong>Taxi</strong>gewerbes<br />

gefährdet wird. Auch<br />

Internet-Ausschreibungen sind deshalb<br />

unzulässig, wenn sie zu<br />

Konditionen für Krankenfahrten führen,<br />

die die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

in dem betroffenen<br />

Pflichtfahrbereich gefährden, sei<br />

es, dass sie die dort ansässigen<br />

Taxenunternehmen zu nicht kostendeckenden<br />

Preisvereinbarungen veranlassen,<br />

oder sei es, dass sie auswärtige<br />

Unternehmen zum Einbrechen<br />

in einen Pflichtfahrbereich veranlassen<br />

und dadurch dessen wirtschaftliche<br />

Grundlage der dort ansässigen<br />

<strong>Taxi</strong>unternehmen bedrohen.<br />

taxiaktuell 06 / 2008


Motiv T7/02<br />

www.volkswagen-taxi.de<br />

Mein <strong>Taxi</strong>...<br />

...hätten Sie gar nicht erkannt? Ist ja auch nur ein Teil davon. Nämlich der Teil, den ich beim Kauf meines Volkswagen<br />

<strong>Taxi</strong>s gespart habe. Und dafür habe ich mir einen langjährigen Wunsch erfüllt: einen Tauchkurs auf den Malediven.<br />

Egal welches Modell Sie fahren – mit Volkswagen fährt es sich bequem, komfortabel und sparsam. Das spüren Sie nicht<br />

nur beim Kauf, sondern jeden Monat bei der Abrechnung Ihrer Betriebskosten.<br />

Die <strong>Taxi</strong>-Modelle von Volkswagen


taxitaxiaktuell 06/2008<br />

8<br />

Leserbriefe<br />

Ein Kommentar, welcher seinesgleichen<br />

sucht!<br />

Man muss ihn wirklich zwei Mal<br />

lesen und ist am Ende baff erstaunt,<br />

dass ein BZP-Präsident, Vertreter der<br />

<strong>Taxi</strong>- und Mietwagenunternehmer,<br />

ein Urteil kommentiert, welches<br />

noch nicht rechtskräftig ist! Ist er<br />

etwa Jurist?<br />

Seiner Meinung nach ist dieses Urteil<br />

positiv für den Verband. Ist es auch<br />

positiv für seine Mitglieder, deren<br />

Interessen er vertritt?<br />

Verschämt verschweigt Herr<br />

Buchholz, dass das Gericht eine<br />

Berufung zugelassen hat. Er will dem<br />

geneigten Leser glaubend machen,<br />

dass nur der, welcher Mitglied in<br />

einem Verband ist, Chancen hat bei<br />

Sehr geehrter Vorstand,<br />

der Artikel in taxi-aktuell 1/2008 ist<br />

an Unfähigkeit nicht zu übertreffen.<br />

Unter der Überschrift: „Ran an den<br />

Speck – Subventionen jetzt“ fordern<br />

Sie die <strong>Taxi</strong>unternehmer direkt zum<br />

Sozialbetrug auf.<br />

Wer hat die <strong>Taxi</strong>unternehmen in<br />

Deutschland so hingerichtet? Das<br />

sind die Verbandsfürsten von Landesund<br />

Stadtverbänden und von den<br />

Zentralen, die sich ständig selbst<br />

wiederwählen und die es einfach<br />

nicht verstehen wollen, dass es nur<br />

besser werden kann, wenn eine ehrliche<br />

Zusammenarbeit mit den<br />

Ordnungsämtern und den politischen<br />

Kräften in Deutschland angestrebt<br />

wird. Wer tut objektiv etwas<br />

gegen die Schwarzarbeit, Steuerhinterziehung<br />

und korruptes Handeln<br />

im Gewerbe? Wenn die politischen<br />

Kräfte in Deutschland nicht so<br />

naiv wären, hätten wir schon längst<br />

Fiskaltaxameter, damit die verbrecherische<br />

Betrügerei ein Ende hat.<br />

<strong>Taxi</strong>fahrer erpressen Unternehmer,<br />

<strong>Taxi</strong>fahrer bedienen sich täglich aus<br />

einem Gericht „durchzukommen“.<br />

Es ist auch richtig, dass sein Verband<br />

demokratisch legitimiert ist. Aber in<br />

einer Demokratie fragt man erst die<br />

Mitglieder oder einen Arbeitskreis<br />

von Delegierten mit Sachkenntnis<br />

aus der Praxis, ob man einen<br />

Rahmenvertrag mit einem Partner<br />

abschließt oder nicht und vor allen<br />

Dingen zu welchen Bedingungen!<br />

Wer einen Rahmenvertrag zum<br />

Nachteil seiner Mitglieder abschließt<br />

– ohne sie zu fragen –, der hat eigentlich<br />

das Recht auf demokratische<br />

Legitimation verwirkt. Zivilrechtlich<br />

hat er sich vielleicht schadenersatzpflichtig<br />

gemacht.<br />

Da ich seinerzeit nirgends ein<br />

Protokoll über eine Diskussion mit<br />

dem Thema „ Rahmenverträge mit<br />

den Tageseinnahmen und nehmen<br />

sich täglich Lohn heraus. Der<br />

Unternehmer wird belogen und<br />

betrogen, weil er in seinem Betrieb<br />

keine Ordnung hat.<br />

Weil die Ordnungsbehörden ständig<br />

von <strong>Taxi</strong>fürsten hinters Licht geführt<br />

werden, kommen Ordnung und<br />

Sicherheit nicht zustande.<br />

Beispiel Fahrerkarte: Jeder Fahrer<br />

beantragt beim Ordnungsamt eine<br />

Fahrerkarte. Auf dem Antrag wird<br />

abgefragt, bei welchem Unternehmen<br />

arbeiten sie, sind sie fest angestellt,<br />

sind sie arbeitslos, sind sie<br />

Hartz IV-Empfänger oder erhalten<br />

sie Leistungen von der Agentur für<br />

Arbeit bzw. vom Sozialamt? Wer den<br />

Betrieb wechselt, muss dies innerhalb<br />

von drei Tagen der<br />

Ordnungsbehörde bekannt geben,<br />

weil sonst die Fahrerkarte ihre<br />

Gültigkeit verliert.<br />

Schlagartig würden sich die katastrophalen<br />

Zustände an Sonn- und<br />

Feiertagen auf dem <strong>Taxi</strong>markt<br />

ändern. Schwarzarbeiter und die<br />

den Kassen“ erhalten konnte –<br />

geschweige denn zu lesen bekam –,<br />

habe ich mich doch sehr gewundert,<br />

<strong>als</strong> ich vor vollendete Tatsachen<br />

gestellt wurde.<br />

Meine unternehmerischen Interessen<br />

wurden hier mit Füssen getreten<br />

und nicht vertreten, zu Gunsten<br />

der Kassen. Ich bin schleunigst aus<br />

diesem Verband ausgetreten, denn<br />

Verträge, welche in den Ruin führen,<br />

sind in keinem Land der Welt demokratisch<br />

legitimiert.<br />

Alors,..enfants de la patrie...<br />

Franz Josef Schmidt<br />

<strong>Taxi</strong>- und Mietwagenunternehmen<br />

Stadionstraße 27/1<br />

78628 Rottweil<br />

ganzen Darsteller, die Sie in Ihrem<br />

Artikel zum Sozialbetrug aufrufen,<br />

wären sofort am Ende. Hierfür wäre<br />

natürlich eine groß angelegte Überprüfung<br />

durch die Ordnungskräfte<br />

in Deutschland erforderlich. Wie viel<br />

Sozialbetrug sich im <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

abspielt, wo die Unternehmer mitspielen,<br />

ist mit nichts mehr zu übertreffen.<br />

Schaffen wir gemeinsam<br />

Ordnung! Dafür brauchen wir alle<br />

Unternehmer. Sie kommen aber nur,<br />

wenn sie das Gefühl haben, dass sie<br />

auch ehrlich vertreten werden. Bis<br />

jetzt werden sie von den<br />

Verbandsfürsten an der Nase herumgeführt.<br />

Dumpingtarife und Überkapazitäten,<br />

Minicars und Mietwagen<br />

tragen nur dazu bei, dass einer dem<br />

anderen das Wasser abgräbt und es<br />

dadurch zu dieser katastrophalen<br />

Schieflage im <strong>Taxi</strong>gewerbe gekommen<br />

ist. Wer durch Unfähigkeit<br />

bei den politischen Kräften in<br />

Deutschland keine Lobby hat, muss<br />

sich zuerst selbst überprüfen.<br />

Natürlich beschäftigen sich Politiker<br />

gern selbst mit ihren Diäten und lassen<br />

viele Themen vorsätzlich oder<br />

durch Unfähigkeit den Bach runter<br />

taxiaktuell 06 / 2008


laufen. Aber dann müssen die<br />

Verbände gemeinsam mit allen<br />

<strong>Taxi</strong>unternehmern sie aufrütteln<br />

und beweisen, was sie für eine<br />

Macht sind. Zuerst muss man im<br />

eigenen Haus Ordnung schaffen.<br />

Wie will ein <strong>Taxi</strong>unternehmer, der<br />

Hartz IV bekommt, Ordnung und<br />

Sicherheit in seinem Unternehmen<br />

gewährleisten?<br />

Die Ordnungsbehörde darf nicht<br />

zulassen, dass so einem Unternehmer<br />

der <strong>Taxi</strong>betrieb weiter gestattet<br />

wird. Schauen wir uns schon jetzt<br />

die Fahrzeuge an. Diese sind teilweise<br />

in einem katastrophalen<br />

Zustand, abgefahrene Reifen,<br />

Bremsscheiben so scharf wie<br />

Messer, defekte Lenkungsteile und<br />

Stoßdämpfer. In manchen Taxen<br />

kann der Fahrgast, wenn er nach<br />

untern schaut, beim Fahren auf die<br />

Straße sehen. Diese Herrschaften,<br />

die mit solchen Klamotten ihren<br />

<strong>Taxi</strong>betrieb betreiben, nennen sich<br />

dann auch noch <strong>Taxi</strong>unternehmer.<br />

Antwort der Redaktion<br />

Sehr geehrter Herr Schmidt,<br />

bei Ihnen hat sich ja eine Menge<br />

Ärger aufgestaut, wie Ihr Leserbrief<br />

zeigt, den wir hier ungekürzt<br />

abdrucken. Allerdings gehen wir<br />

davon aus, dass sie unser Magazin<br />

noch nicht allzu lange kennen bzw.<br />

die letzte Ausgabe auch nur sehr<br />

selektiv gelesen haben. Die gewollte<br />

Provokation wäre uns sonst<br />

wohl auch sicher nicht gelungen.<br />

Allein schon die Beiträge zum<br />

Thema Krankenfahrten und unser<br />

ausdrückliches Lob für das harte<br />

Durchgreifen von Verkehrspolizei<br />

und Ordnungsamt im baden-württembergischen<br />

Ortenaukreis gegenüber<br />

illegalen Praktiken aus<br />

dem Mietwagengewerbe hätte<br />

Ihnen doch zeigen müssen, dass<br />

06 / 2008 taxiaktuell<br />

Aber das sind die besten<br />

Unternehmer der Verbände, weil sie<br />

immer nichts sagen und mitschwimmen.<br />

Taxen sollten eigentlich das<br />

Aushängeschild einer Stadt sein.<br />

Wenn man davon ausgeht, wer teilweise<br />

in den Taxen sitzt und sich<br />

<strong>Taxi</strong>fahrer nennt, dann ist das für die<br />

Fahrgäste schon eine Zumutung. Die<br />

Fahrgäste werden beschimpft, weil<br />

die Fahrten zu kurz sind oder werden<br />

erst gar nicht befördert, weil sie<br />

belogen werden. Manche trauen sich<br />

schon gar nicht mehr mit der Taxe<br />

zu fahren. So ist das Gewerbe runtergewirtschaftet!!!<br />

Niemand von den Verbandsfürsten<br />

hat das Recht, mit den Krankenkassen<br />

Dumpingpreise auszuhandeln.<br />

Wo kommen eigentlich die ganzen<br />

Bestechungsgelder für Krankenschwestern<br />

und andere Herrschaften<br />

her? Es muss endlich einen<br />

Aufschrei der Anständigen her, weil<br />

das, was sich zurzeit auf dem<br />

<strong>Taxi</strong>markt in Deutschland abspielt,<br />

wir auf Ihrer <strong>Seit</strong>e – der <strong>Seit</strong>e der<br />

Anständigen – sind. Dieser Beitrag<br />

war <strong>als</strong>o an die Politik gerichtet<br />

und wirklich <strong>als</strong> Aufschrei der<br />

Verzweifelung gedacht.<br />

Die Probleme, die Sie in Ihrem<br />

Leserbrief beschreiben, sind uns<br />

hinlänglich bekannt und wir thematisieren<br />

sie auch schon seit mehreren<br />

Ausgaben. Auch in dieser<br />

Ausgabe von taxi-aktuell finden Sie<br />

fast alle Themen, die Ihr Brief im<br />

Schelldurchlauf festhält. Und wenn<br />

Sie das Magazin lesen, werden Sie<br />

sicher feststellen, dass sich viele<br />

Ihrer Meinungen und Ansatzpunkte<br />

zur Problemlösung mit unseren<br />

Vorstellungen teilweise decken. Im<br />

Internet können Sie unter<br />

www.taxi-aktuell.de auch ältere<br />

Ausgaben einsehen. Dann werden<br />

Sie schnell feststellen, dass wir<br />

schon seit <strong>Jahre</strong>n einen dezidiert<br />

anderen Weg beschreiten <strong>als</strong> die<br />

mit <strong>Taxi</strong>fahren nichts mehr zu hat.<br />

<strong>Taxi</strong>plätze vor Großdiscotheken sind<br />

nicht vorhanden. Die Taxen stellen<br />

sich dort bereit, obwohl sie es laut<br />

<strong>Taxi</strong>ordnung nicht dürfen.<br />

Ich fordere hiermit die Ordnungsämter<br />

und die politischen Kräfte in<br />

Deutschland auf, ihrer Verantwortung<br />

gerecht zu werden und Recht<br />

und Ordnung in diesem Gewerbe zu<br />

schaffen. Es ist nie zu spät neu anzufangen.<br />

Suchen Sie sich <strong>Taxi</strong>unternehmer,<br />

die mit Ihnen gemeinsam<br />

für Ordnung und Recht eintreten.<br />

Lassen Sie solche, die Sie jahrelang<br />

nur an der Nase herumgeführt und<br />

dieses Chaos damit verursacht<br />

haben, endlich außen vor. Es kann<br />

nur ein miteinander geben für Recht<br />

und Ordnung im <strong>Taxi</strong>gewerbe.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

H.-J. Schmidt,<br />

<strong>Taxi</strong>unternehmer<br />

der Stadt Magdeburg<br />

Gewerbevertreter der Konkurrenz.<br />

Insofern möchten wir Sie einladen,<br />

sich in der aktuellen Ausgabe unseres<br />

Magazins in Ruhe über die<br />

gewerbepolitischen Vorstellungen<br />

des TVD zu informieren. Gerne<br />

würden wir auch mit Ihnen in<br />

einen tiefgreifenderen Gedankenaustausch<br />

eintreten. Dazu bietet<br />

sich beispielsweise der vom TVD<br />

geplante <strong>Taxi</strong>-Tag vom 18. – 20.<br />

September 2008 in Berlin an.<br />

In Zusammenarbeit mit der IHK<br />

Berlin wollen wir mit Bundesund<br />

Landespolitikern den gewerbepolitischen<br />

Dialog führen und<br />

die Politik über die wirklichen<br />

Sorgen und Nöte des Gewerbes<br />

informieren.<br />

Mit besten Grüßen<br />

Die Redaktion<br />

taxiaktuell 06/2008<br />

9


taxiaktuell 06/2008<br />

10<br />

Der TVD auf dem <strong>Taxi</strong>tag der AMI<br />

Während unsere gewerbepolitische<br />

Konkurrenz im großen<br />

Raum des Congress-<br />

Centrums Leipzig die üblich schlichte<br />

Hausmannskost bot, wurde den<br />

Teilnehmern der TVD-Podiumsdiskussion<br />

Sterne-Küche vom Feinsten<br />

serviert. Aufgrund der Tatsache, dass<br />

Burkhardt Müller-Sönksen MdB, FDP<br />

diese Veranstaltung erst spät angekündigt<br />

wurde, blieben im kleineren<br />

Raum 5 einige Sitze unbesetzt. Die<br />

hochkarätigen Referenten mit ihren<br />

Beiträgen zu dem derzeit brisantesten<br />

Thema im Taxengewerbe, den<br />

Rahmenverträgen zwischen BZP-<br />

Landesverbänden und Krankenkassen,<br />

hatten aber doch einige<br />

Vertreter von Genehmi-gungsbehörden<br />

aus den östlichen Bundesländern<br />

angelockt.<br />

Dr. Trutz Graf Kerssenbrock, der den<br />

TVD-Schleswig-Holstein <strong>als</strong> Anwalt<br />

vertritt und <strong>als</strong> ehemaliger kritischer<br />

CDU-Landtagsabgeordneter im nördlichsten<br />

Bundesland auch politische<br />

<strong>Erfahrung</strong>en besitzt, beleuchtete das<br />

Problem der Rahmenverträge sehr<br />

anschaulich von diesen beiden<br />

<strong>Seit</strong>en. Dr. Winrich Ipsen, ehemaliger<br />

Referatsleiter im Bundesministerium<br />

für Verkehr, hielt zum selben Thema<br />

eine kurze Vorlesung, die wegen seiner<br />

analytischen Schärfe jedem Jura-<br />

Professor zur Ehre gereicht hätte.<br />

Seine Argumente sind so überzeugend,<br />

dass sie in dieser Ausgabe von<br />

taxi aktuell veröffentlicht werden<br />

(siehe <strong>Seit</strong>e 5 ). Diese beiden Juristen<br />

dürften bei aufmerksamen Zuhörern<br />

die letzten Zweifel an dem vom<br />

TVD eingeschlagenen Weg beseitigt<br />

haben.<br />

Ministerialrat Peter Diekmann aus<br />

Baden-Württemberg, ein beim TVD<br />

immer wieder gern gesehener Gast,<br />

hatte seinem Beitrag die Frage vorangestellt:<br />

„Behindern Bürokratie<br />

und Ordnungsrahmen das <strong>Taxi</strong>gewerbe?"<br />

Bei der Beantwortung<br />

dieser Frage sprach er auch offen an,<br />

wo sich das Taxengewerbe seiner<br />

Meinung nach selbst im Wege steht.<br />

So erhielten die Anwesenden von<br />

einem erfahrenen Beamten noch ein<br />

paar Denkanstöße.<br />

Zu Gast war auch Cebrail Gökcen. In<br />

der letzten Ausgabe unseres Ma-<br />

gazins hatten wir bereits über dessen<br />

alptraumhafte <strong>Erfahrung</strong>en in<br />

Dänemark berichtet. Burkhardt<br />

Müller-Sönksen MdB, der sich <strong>als</strong><br />

Menschrechtsbeauftragter der FDP-<br />

Bundestagsfraktion intensiv für den<br />

Hamburger Kollegen eingesetzt<br />

hatte, ließ es sich trotz seines vollen<br />

Terminkalenders nicht nehmen,<br />

einen Abstecher nach Leipzig zu<br />

machen und dort erneut ein klares<br />

Statement zu den Fallstricken der<br />

grenzüberschreitenden Personenbeförderung<br />

abzugeben.<br />

Für das leibliche Wohl der Referenten<br />

und Zuhörer, die sich in der<br />

Pause mit einer Gulaschsuppe stärken<br />

konnten, hatte die VdK gesorgt,<br />

wofür wir uns hiermit herzlich<br />

bedanken.<br />

Nachdem der TVD letztes Jahr nicht<br />

<strong>als</strong> Aussteller vertreten war, wurden<br />

diesmal keine Kosten für den Stand<br />

in der Glashalle der Messe gescheut.<br />

Bequeme Sitzmöbel luden alle interessierten<br />

Kollegen zum Verweilen<br />

und zu ausführlichen Gesprächen<br />

mit den anwesenden Vorstandsmitgliedern<br />

ein. Ein „Highlight“ des<br />

Standes war die Präsentation des<br />

beleuchteten Dachwerbeträgers von<br />

TAXi-AD und am Ende des langen<br />

und anstrengenden Messetages rükkte<br />

der TVD-Stand mit der Tombola<br />

zugunsten des Berliner Kollegen<br />

Günter Böhm endgültig in den<br />

Mittelpunkt des Geschehens.<br />

taxiaktuell 06 / 2008


Parlamentarischer Abend des TVD in Berlin<br />

Mit ca. 750.000 Kundenkontakten<br />

am Tag gehört das<br />

<strong>Taxi</strong>- und Mietwagengewerbe<br />

zu einem der größten<br />

Meinungsmultiplikatoren in ganz<br />

Deutschland. Mit dieser Meinungsmacht<br />

kann das Gewerbe auch in<br />

den Wahlkreisen das positive oder<br />

negative Image von Bundespolitikern<br />

mit beeinflussen. Aus diesem<br />

Grund hat der TVD frühzeitig vor der<br />

Bundestagswahl im kommenden<br />

Jahr mit Verkehrspolitikern aller<br />

Fraktionen, Wirtschaftsvertretern<br />

und Ministerialbeamten auf Bundesebene<br />

den Kontakt gesucht.<br />

In der „Dunhill Lounge“, fußläufig<br />

vom Reichstag entfernt, veranstaltete<br />

der TVD in der Mitte Berlins am<br />

Donnerstag, dem 24. April 2008,<br />

19.00 Uhr einen Parlamentarischen<br />

Abend. Viele Politiker, Ministeriale<br />

und Wirtschaftvertreter folgten der<br />

Einladung. Bei einem schwäbischen<br />

Büffet und edlen deutschen Weißund<br />

Rotweinen wurde in der intimen<br />

Atmosphäre einer Lounge das<br />

Gespräch gesucht. Schon nach kurzer<br />

Zeit kam es auf ungezwungene<br />

Weise zu einem regen Gedankenaustausch<br />

zwischen Politik, Verwaltung,<br />

Gewerbe und Wirtschaft. Eine<br />

geradezu fröhliche Stimmung, die<br />

Kenner der Berliner Republik nach<br />

06 / 2008 taxiaktuell<br />

eigenem Bekunden hier eher selten<br />

erleben, belebte den Abend.<br />

Die Stimmung wurde allerdings<br />

durch die Tatsache getrübt, dass die<br />

CDU-Bundestagsfraktion durch völlige<br />

Abwesenheit glänzte. Trotz einiger<br />

Ministerialrat a.D. Dr. Ipsen und Ministerialdirigent a.D. Dr. Jagow halten Kontakt zum Gewerbe<br />

Zusagen hatte es keiner der<br />

Abgeordneten der CDU geschafft,<br />

unserer Einladung zu folgen. Es ist<br />

schon beachtlich, wie die Partei der<br />

sozialen Markwirtschaft ihre frühere<br />

Offenheit für die Probleme der kleinen<br />

und mittleren Unternehmen der<br />

<strong>Taxi</strong>branche völlig verloren hat.<br />

Unter Matthias Wissman wäre das<br />

undenkbar gewesen. Die Partei<br />

Bündnis 90/Die GRÜNEN wollte der<br />

Streiter gegen ruinöse Rahmenverträge, Peter Roeder und Dr. Trutz Graf Kerssenbrock<br />

CDU nicht nachstehen und blieb<br />

damit auch ohne direkte Informationen<br />

über die Probleme der ca.<br />

35.000 Unternehmen des deutschen<br />

<strong>Taxi</strong>- und Mietwagengewerbes.<br />

Umso erfreulicher war es, dass die<br />

SPD-Bundestagsfraktion, die Links-<br />

Partei und die FDP direkt mit mehreren<br />

Abgeordneten vertreten waren.<br />

Es gibt <strong>als</strong>o wenigstens eine<br />

Regierungspartei, die sich für unser<br />

Gewerbe interessiert, und engagierte<br />

Oppositionspolitiker, die die<br />

Chance zur Profilierung ihrer Partei<br />

genutzt haben.<br />

In kleinen Zirkeln wurde je nach<br />

Interessenlage angeregt über aktuelle<br />

Themen wie die Möglichkeit zur<br />

Konzessionsbegrenzung, die Dumpingpreise<br />

bei Krankenfahrten oder<br />

auch die Werbeflächenfreigabe<br />

gefachsimpelt. Der Abend war zur<br />

Auffrischung der alten und zur<br />

Anbahnung neuer Kontakte geeignet.<br />

Auf dem deutschlandweiten<br />

<strong>Taxi</strong>tag vom 19. – 20. September<br />

2008 in Berlin wollen wir mit der<br />

IHK den gewerbepolitischen Dialog<br />

vertiefen und unsere Reformvorschläge<br />

zur Neuordnung des Ordnungsrahmens<br />

für das <strong>Taxi</strong>- und<br />

Mietwagengewerbe erneut vortragen.<br />

taxiaktuell 06/2008<br />

11


taxiaktuell 06/2008<br />

12<br />

Parlamentarischer Abend - Gespräche<br />

Dietmar Plag, TVD Vorstandsmitglied mit Markus Schmid, Vorsitzender der IG <strong>Taxi</strong> Ortenau Michl Burgmann, Ministerialdirigent a.D.<br />

mit Anne Taraske, Vorsitzende des LHT Hamburg<br />

Den Vorstandsmitgliedern des TVD<br />

wurde es deutlich, dass der Kontakt<br />

mit der Bundespolitik in Berlin noch<br />

weiter intensiviert werden muss.<br />

Regelmäßige Treffen werden derzeit<br />

angedacht. Das Durchdringen zu den<br />

Ohren der Entscheidungsträger auf<br />

Bundesebene ist nicht einfach, aber<br />

der stete Tropfen höhlt den Stein.<br />

Alle Bundestagsabgeordneten erhalten<br />

Anfang bis Mitte 2009 bei einem<br />

Wahlcheck des TVD die Möglichkeit,<br />

sich klar zu unseren gewerbepolitischen<br />

Forderungen zu positionieren.<br />

Spätestens dann wird sich zeigen,<br />

welche Person und welche Partei für<br />

den fleißigen Mittelstand, der keine<br />

Subventionen fordert, direkt oder<br />

über die Zweitstimme wählbar ist.<br />

Die Macht ist mit uns…<br />

Bernd Döring, TVD Vorstandsmitglied mit Heinz Peter, TVD Ehrenvorsitzender<br />

von links nach rechts: Michael Dietz, Direktor Mercedes-Benz Vertrieb Sonderfahrzeuge, Heinz Peter, TVD Ehrenvorsitzender und Hermann Waldner, <strong>Taxi</strong> Berlin<br />

taxiaktuell 06 / 2008


Volker Schulze, Vorsitzender TVD Brandenburg mit Dr. Trutz Graf Kerssenbrock Anne Taraske, Vorsitzende des LHT und Horst Friederich MdB, FDP<br />

Mink´s Catering sorgte für das leibliche Wohl der Gäste Stephan Berndt, TVD Vorsitzender Berlin im Gespräch<br />

Horst Gerner, TVD Vorstand Brandenburg<br />

mit einem Mitarbeiter des Berliner Abgeordnetenhauses<br />

06 / 2008 taxiaktuell<br />

Anne Fasse MdB, SPD, Peter Kristan und Christian Carstensen MdB, SPD<br />

Dirk Laatzel, VDK Versicherung mit Stephan Berndt, TVD Berlin Martin Berndt, Vorstand HTV Hamburg, Stephand Berndt, TVD Berlin<br />

und Kurt Heizmann, IG <strong>Taxi</strong> Ortenau<br />

taxiaktuell 06/2008<br />

13


taxiaktuell 06/2008<br />

14<br />

Die Reform von § 13 Abs. 4 PBefG<br />

Ein Diskussionsbeitrag von Martin Berndt<br />

Das PBefG nennt in § 13 Abs. 4<br />

vier Kriterien, anhand derer<br />

die Funktionsfähigkeit geprüft<br />

werden soll:<br />

1. die Nachfrage nach Beförderungsaufträgen<br />

im Taxenverkehr, 2. die<br />

Taxendichte, 3. die Entwicklung der<br />

Ertrags- und Kostenlage unter<br />

Einbeziehung der Einsatzzeit, 4. die<br />

Anzahl und Ursachen der Geschäftsaufgaben.<br />

Im Prinzip sind diese Kriterien gar<br />

nicht so schlecht gewählt. Voraussetzung<br />

für eine Prüfung anhand dieser<br />

Kriterien sind jedoch ausreichende<br />

Daten. Diese fehlen meistens. Dafür<br />

gibt es zwei Gründe:<br />

1. Die Behörden sind nicht verpflichtet<br />

eine exakte Statistik zu führen.<br />

2. Ein Teil der Daten kann nur das<br />

Taxengewerbe selbst liefern.<br />

Ein großes Problem hierbei ist die<br />

Aktualität der Daten. Die Entwicklung<br />

der Nachfrage und der Ertragsund<br />

Kostenlage lässt sich zwar<br />

anhand der statistischen Auswertung<br />

von Steuererklärungen und den<br />

Daten des Statistischen Bundesamtes<br />

zur Kostenentwicklung ermitteln,<br />

damit erhält man aber das Bild einer<br />

Lage, die wenigstens zwei <strong>Jahre</strong>n<br />

zurückliegt. Wirklich aktuelle Daten<br />

kann nur das Gewerbe selbst liefern.<br />

Diese Daten müssen außerdem<br />

für das Gewerbe im Bereich der<br />

jeweiligen Aufsichtsbehörde repräsentativ<br />

sein.<br />

Das andere große Problem ist die<br />

Interpretation der Daten. Wenn nicht<br />

Äpfel mit Birnen verglichen werden<br />

sollen, müssen Sollwerte definiert<br />

werden, nach denen sich die<br />

Behörden verbindlich zu richten<br />

haben.<br />

Diese Sollwerte müssen schließlich<br />

aber auch so beschaffen sein, dass<br />

sie der Rechtssprechung des<br />

Verfassungsgerichts genügen. Die<br />

gegebenenfalls gebotene Einschränkung<br />

des Grundrechts der freien<br />

Berufswahl muss solide begründet<br />

und frei von jeder Willkür sein. Eine<br />

starre Obergrenze bei der<br />

Taxendichte von 1 Taxe/1.000<br />

Einwohner, wie sie beispielsweise<br />

Ministerialrat Peter Diekmann aus<br />

dem baden-württembergischen Innenministerium<br />

auf dem Stuttgarter<br />

<strong>Taxi</strong>tag 2006 angeregt hat, erleichtert<br />

den Behörden zwar die Arbeit<br />

kolossal, verstößt aber mit großer<br />

Wahrscheinlichkeit gegen die Verfassung.<br />

Bevor man an die Berechnung von<br />

Sollwerten geht, muss aber definiert<br />

werden, was unter Funktionsfähigkeit<br />

zu verstehen ist. Das Interesse<br />

bestehender Taxenbetriebe ist klar:<br />

Sie sollen sich rechnen, <strong>als</strong>o mindestens<br />

die Kosten decken und einen<br />

angemessenen Unternehmerlohn<br />

erwirtschaften. Dabei gibt es aber<br />

schon innerhalb des Gewerbes je<br />

nach Betriebstyp unterschiedliche<br />

Sichtweisen. Großunternehmern ist<br />

häufig die soziale Absicherung ihres<br />

Person<strong>als</strong> herzlich egal. Wo angestellte<br />

Fahrer aber vorsätzlich zu<br />

Altersarmut verdammt werden, da<br />

geht es selbstfahrenden Unternehmern<br />

mit einer Taxe auch nicht besser.<br />

Eine ausreichende Altersversor-<br />

gung der Kleinunternehmer sollte<br />

aber zwingend ein Kriterium bei<br />

der Beurteilung der Wirtschaftlichkeit<br />

sein.<br />

Neben dem legitimen Interesse des<br />

Taxengewerbes selbst muss auch das<br />

Interesse der Kunden berücksichtigt<br />

werden. Dazu gehören neben einem<br />

möglichst niedrigen Tarif die Verfügbarkeit<br />

von Taxen und die gebotene<br />

Qualität. Beides hat aber seinen<br />

Preis. Soll in einer Großstadt im<br />

<strong>Jahre</strong>sdurchschnitt bei telefonischer<br />

Bestellung innerhalb von zehn<br />

Minuten eine Taxe vor der Tür stehen,<br />

müssen gewisse freie Kapazitäten<br />

vorgehalten werden, die selbstverständlich<br />

die Wirtschaftlichkeit<br />

beeinflussen und daher bei der<br />

Kalkulation zu berücksichtigen sind.<br />

Schließlich - und immer aktueller -<br />

ist auch der Umweltschutz zu nennen,<br />

der in der Rechtsprechung zur<br />

Funktionsfähigkeit noch nicht berücksichtigt<br />

wurde. Leere, auf der<br />

Suche nach Fahrgästen kreisende<br />

Taxen sind weder ökonomisch noch<br />

ökologisch.<br />

Funktionsfähig ist das Taxengewerbe<br />

<strong>als</strong>o, wenn es ohne unnötige<br />

Umweltbelastung ein ausreichendes<br />

Angebot bereithält und dabei<br />

kostendeckend arbeitet. Für jedes<br />

dieser drei Kriterien der Funktionsfähigkeit<br />

muss ein politischer Konsens<br />

gefunden werden, wobei klar<br />

sein sollte, dass eine Veränderung bei<br />

einem Kriterium sich automatisch<br />

auf die anderen auswirkt.<br />

Diese drei Kriterien lassen sich zu<br />

einem Wert verdichten, nämlich der<br />

taxiaktuell 06 / 2008


Auslastung, die sich <strong>als</strong> Besetztzeit<br />

exakt messen lässt. Ökologie und<br />

Ökonomie erfordern einen hohen<br />

Besetztzeitanteil, für eine ausreichende<br />

Verfügbarkeit benötigt man<br />

aber einen Puffer an Leerzeiten.<br />

Hinzu kommen auftragsbedingte<br />

Leerzeiten, wie Anfahrt und Rückfahrt<br />

nach dem Auftrag zum Posten.<br />

Der Besetztzeit entspricht je nach<br />

lokaler Straßenverkehrsdurchschnittsgeschwindigkeit<br />

und des örtlichen<br />

Taxentarifs ein leicht berechenbarer<br />

Stunden- und Kilometerumsatz.<br />

Auf dem hier skizzierten Weg kommt<br />

man zu einer messbaren Größe für<br />

die Funktionsfähigkeit. Praktisch<br />

könnte das so aussehen, dass z.B. im<br />

PBefG festgelegt wird, dass die<br />

Funktionsfähigkeit nicht mehr gegeben<br />

ist, wenn der Besetztzeitanteil<br />

unter 30 Prozent liegt (Hamburg<br />

2006 = 26,1 %), und die Funktionsfähigkeit<br />

<strong>als</strong> bedroht gelten muss,<br />

wenn er unter 33 Prozent liegt. Die<br />

exakten Werte, eventuell auch mit<br />

einer kleinen Bandbreite, sollten von<br />

einer Kommission bestimmt werden,<br />

an der hochkarätige und unabhängige<br />

Wirtschaftswissenschaftler<br />

mitarbeiten sollten, die das Ganze in<br />

eine Formel gießen können.<br />

Ziel muss <strong>als</strong>o eine messbare Größe<br />

zur Beurteilung der Funktionsfähigkeit<br />

(Besetztzeit) sein. Klar definierte<br />

Sollwerte müssen die Spielräume<br />

der Genehmigungsbehörden bei<br />

ihren Entscheidungen so eingrenzen,<br />

dass die heute verbreitete<br />

Willkür nicht mehr möglich ist. Aber<br />

auch das Taxengewerbe selbst muss<br />

in die Pflicht genommen werden,<br />

weil aktuelle Daten anders nicht zu<br />

bekommen sind. Das Mitwirken des<br />

Gewerbes sollte aber auf freiwilliger<br />

Basis erfolgen. Verweigert es sich,<br />

dann folgen die Sanktionen ohnehin<br />

automatisch in Form von Überkapazitäten<br />

und unhaltbaren Tarifen, da<br />

die Berechnung der Funktionsfähigkeit<br />

selbstverständlich auch die<br />

Tarifkalkulation beeinflusst. Schuld<br />

ist das Gewerbe dann aber selbst.<br />

Insofern hätte eine solche Gesetzesänderung<br />

auch Vorteile für die<br />

Behörden.<br />

Abschließend noch ein ganz wichtiger<br />

Gesichtspunkt: Eine Reform des<br />

§ 13 Abs. 4 PBefG wird nur dann zu<br />

einer Gesundung des <strong>Taxi</strong>verkehrs<br />

beitragen, wenn der Mietwagenverkehr<br />

bei dieser Lösung einbezogen<br />

wird. Der stetigen Zunahme der<br />

Konzessionen im Mietwagenbereich<br />

wäre so ebenfalls Einhalt geboten.<br />

Pressemitteilung des Bundesverwaltungsgerichts Nr. 24/2008<br />

Ausweispflicht für <strong>Taxi</strong>fahrer:<br />

Stadt Köln unzuständig<br />

Das Bundesverwaltungsgericht in<br />

Leipzig hat heute entschieden, dass<br />

die Stadt Köln nicht zuständig ist,<br />

eine Ausweispflicht für <strong>Taxi</strong>fahrer<br />

einzuführen.<br />

Da es im Bereich der Stadt Köln zu<br />

Übergriffen auf weibliche Fahrgäste<br />

gekommen war, hatte die<br />

Stadt in ihre Taxenordnung eine<br />

Regelung aufgenommen, die <strong>Taxi</strong>fahrern<br />

die Pflicht auferlegt, einen<br />

Fahrausweis mit Lichtbild und<br />

Namen am vorderen rechten<br />

Armaturenbrett anzubringen. Die<br />

06 / 2008 taxiaktuell<br />

Kläger – zwei Taxenunternehmer<br />

aus Köln – wandten sich gegen die<br />

Ausweispflicht unter anderem deswegen,<br />

weil die Stadt nicht zuständig<br />

sei.<br />

Vor dem Verwaltungsgericht und<br />

dem Oberverwaltungsgericht blieben<br />

die Klagen im Wesentlichen<br />

erfolglos.<br />

Auf ihre Revisionen hin hat das<br />

Bundesverwaltungsgericht die Urteile<br />

der Vorinstanzen aufgehoben<br />

und festgestellt, dass die Kläger der<br />

Ausweispflicht nicht unterliegen,<br />

weil für die getroffene Regelung<br />

nur der Bundesminister für Verkehr<br />

und nicht die Stadt Köln zuständig<br />

gewesen wäre.<br />

Das Bundesverwaltungsgericht hat<br />

zu erkennen gegeben, dass der<br />

zuständige Bundesverkehrsminister<br />

eine solche Regelung treffen<br />

dürfte, ohne die Grundrechte der<br />

<strong>Taxi</strong>fahrer zu verletzen.<br />

BVerwG 3 C 16.07 – Urteil vom 30.<br />

April 2008<br />

taxiaktuell 06/2008<br />

15


taxiaktuell 06/2008<br />

16<br />

Zehn Fragen an Christian Carstensen, MdB<br />

Der Hamburger SPD-Abgeordnete Christian Carstensen MdB (35) sitzt seit 2005 für den Wahlkreis Hamburg-Nord im<br />

Bundestag. Er hat diesen Wahlkreis, in dem auch das dienstälteste Mitglied des Verkehrausschusses des Deutschen<br />

Bundestages, Herr Dirk Fischer MdB von CDU kandidierte, <strong>als</strong> Direktmandat gewonnen. Vorher war er von 1998 bis 2001 persönlicher<br />

Mitarbeiter des Hamburger Bausenators Eugen Wagner. Nach der Wahlniederlage des rot-grünen Senats übernahm<br />

er verschiedene Aufgaben in dieser Behörde.<br />

Christian Carstensen MdB, SPD<br />

taxi aktuell: Herr Carstensen, wie<br />

sind Sie zur Verkehrspolitik gekommen?<br />

Christian Carstensen: Hamburg<br />

ist einer der bedeutendsten<br />

Verkehrs- und Logistikstandorte in<br />

Deutschland, wenn nicht sogar in<br />

ganz Europa. In meinem Wahlkreis<br />

Hamburg-Nord liegt ja u.a. der<br />

Hamburger Flughafen und das<br />

Lufthansa Technik Werk. Da lag die<br />

Entscheidung in den Verkehrsausschuss<br />

des Deutschen Bundestag zu<br />

gehen für mich auf der Hand.<br />

Hamburg ist zudem neben Toulouse<br />

und Seattle einer der drei größten<br />

Luftfahrtstandorte weltweit, daher<br />

freut es mich natürlich besonders,<br />

dass ich seit September 2005<br />

Berichterstatter der SPD-Fraktion für<br />

Luftverkehr bin.<br />

taxi aktuell: In den <strong>Jahre</strong>n<br />

1999/2000 schlugen im Hamburger<br />

Taxengewerbe die Wogen wegen der<br />

so genannten Tarifreform besonders<br />

hoch. Bis heute versteht in Hamburg<br />

keiner, wie etwas beschlossen werden<br />

konnte, was von der Mehrheit<br />

der Betroffenen abgelehnt wird. Wer<br />

entscheidet da eigentlich tatsächlich?<br />

Folgt die Behördenleitung in<br />

der Regel der Empfehlung der<br />

zuständigen Fachbeamten oder setzen<br />

diese, wie sie gern behaupten,<br />

nur den sogenannten „politischen<br />

Willen“ um?<br />

Christian Carstensen: Das hängt<br />

vom jeweiligen Senator ab. Wir alle<br />

sollten gespannt sein, ob Frau<br />

Hajduk ein Herz für <strong>Taxi</strong>fahrer hat.<br />

taxi aktuell: Das <strong>Taxi</strong>gewerbe hat<br />

zwar die Pflichten des ÖPNV<br />

(Betriebs-, Beförderungs- und Tarifpflicht),<br />

aber nur die Rechte des<br />

„Gelegenheitsverkehrs“. Bestellt die<br />

Politik beim Linien-ÖPNV Leistungen,<br />

dann muss das der Bürger durch<br />

höhere Fahrtkosten oder Subventionen<br />

zahlen. Taxenbetriebe können in<br />

unserem Land aber schleichend enteignet<br />

werden und die Politik und<br />

die Justiz schauen zu. Wird Ihre<br />

Partei etwas gegen diese Asymmetrie<br />

im Personenbeförderungsrecht unternehmen,<br />

z.B. unsere Branche im<br />

PBefG <strong>als</strong> vollwertigen Teil des<br />

ÖPNV verankern?<br />

Christian Carstensen: Grundsätzlich<br />

glaube ich, dass das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

kein Interesse daran haben sollte, ein<br />

„vollwertiger Teil des ÖPNV“, wie Sie<br />

es nennen, zu werden. Im ÖPNV<br />

werden die Leistungen von den<br />

Ländern bestellt. Ich denke, dass das<br />

für das <strong>Taxi</strong>gewerbe wenig sinnvoll<br />

ist, denn dann würde binnen kurzer<br />

Zeit die Freiheit und Selbständigkeit<br />

im Taxengewerbe verloren gehen.<br />

taxi aktuell: Ein weiteres Problem<br />

des PBefG ist, dass selbst gutgemeinte<br />

Paragraphen in der Praxis nicht<br />

greifen, weil die Beamten der zuständigen<br />

Behörden kaum betriebswirtschaftliche<br />

Kenntnisse haben und<br />

unsere Probleme primär aus Sicht<br />

von Verwaltungsfachleuten sehen.<br />

Das sind denkbar schlechte Voraussetzungen<br />

für die Beurteilung eines<br />

Tarifvorschlages oder die Frage nach<br />

der Notwendigkeit eines Beobachtungszeitraumes.<br />

So lange das lokale<br />

Taxengewerbe mit einer Stimme<br />

spricht und ein gutes Verhältnis zu<br />

seiner Aufsichtsbehörde hat, wird<br />

dieser Mangel nicht sichtbar. Gibt es<br />

jedoch Streit, sind die Beamten mit<br />

der Situation schnell überfordert.<br />

Wie will Ihre Fraktion die Beamten<br />

und das Taxengewerbe von diesem<br />

Dilemma befreien?<br />

Christian Carstensen: Das Grundproblem<br />

ist die Uneinheitlichkeit im<br />

Taxengewerbe. Welchem Vorschlag<br />

sollen Ihrer Meinung nach die vermeintlich<br />

„überforderten Beamten“<br />

folgen, wenn jeder <strong>Taxi</strong>verband eine<br />

unterschiedliche Position vertritt?<br />

Zu allererst müssen Sie sich auf eine<br />

taxiaktuell 06 / 2008


gemeinsame Position im Sinne aller<br />

<strong>Taxi</strong>fahrerinnen und <strong>Taxi</strong>fahrer einigen.<br />

Das kann und sollte Ihnen in<br />

Ihrem Interesse niemand von außen<br />

abnehmen.<br />

taxi aktuell: Das jahrzehntelange<br />

Durchlavieren, an dem die Gewerbevertretungen<br />

nicht ganz unschuldig<br />

sind, hat letztlich dazu geführt, dass<br />

das Gewerbe verarmt ist und angestellte<br />

Fahrer und Kleinunternehmer<br />

heute in weiten Teilen Deutschlands<br />

von einem „Mindestlohn“ von 7,50 €<br />

nur träumen können. Es muss daher<br />

nicht nur etwas geschehen, es muss<br />

auch schnell geschehen. Wie sehen<br />

Sie daher die Chancen die Belange<br />

des Taxengewerbes bei der ohnehin<br />

anstehenden Überarbeitung des<br />

PBefG bis Ende 2009 zu berücksichtigen?<br />

Christian Carstensen: Das von<br />

Ihnen angesprochene Personenbeförderungsgesetz<br />

wird im Zuge der<br />

EG-Verordnung 1370/2007 in einigen<br />

Punkten angepasst werden.<br />

Grundsätzlich gilt die EG-Verordnung,<br />

die zum 3. Dezember 2009 in<br />

Kraft tritt, unmittelbar in allen<br />

Mitgliedsstaaten und bedürfte keiner<br />

Umsetzung durch nationale Vorschriften.<br />

Dennoch wird eine Überprüfung<br />

und Anpassung vor allem im<br />

Personenbeförderungsgesetz und im<br />

Allgemeinen Eisenbahngesetz vorgenommen<br />

werden, um Neuregelungen,<br />

die nicht mit deutschem Recht<br />

vereinbar sind, aufzuheben und<br />

zugleich Gestaltungsspielräume zu<br />

nutzen, die durch die EG-Verordnung<br />

geschaffen wurden. Das<br />

Prozedere ist nun folgendermaßen:<br />

zunächst werden die Grundpositionen<br />

mit den Ländern, den anderen<br />

Ressorts und den Verbänden – <strong>als</strong>o<br />

mit Ihnen – abgestimmt. Erst danach<br />

wird ein Referentenentwurf erarbeitet,<br />

der nach weiterer Abstimmung<br />

wahrscheinlich Ende 2008 dem<br />

Parlament vorgelegt wird. Sobald dieser<br />

Gesetzesentwurf im Parlament<br />

06 / 2008 taxiaktuell<br />

eingebracht ist, wird sich meine<br />

Fraktion ein Urteil bilden können<br />

und über Veränderungen mit den<br />

anderen Fraktionen diskutieren.<br />

Ihr „Stundenlohn“ beruht allerdings<br />

maßgeblich auf dem auskömmlichen<br />

Taxentarif. Deshalb ist es meines<br />

Erachtens wichtiger, dass die<br />

<strong>Taxi</strong>verbände in den konkreten<br />

Verhandlungen mit den Länderregierungen<br />

einheitlich auftreten<br />

und ihre Forderungen abstimmen.<br />

Dann wird auch ihre Verhandlungsposition<br />

besser.<br />

taxi aktuell: Mängel bei der fachlichen<br />

Eignung müssen wir selbstkritisch<br />

auch bei unserer Unternehmerschaft,<br />

insbesondere in den<br />

Großstädten und sogar bei Teilen der<br />

Gewerbevertreter einräumen. Die<br />

PBZugV muss daher überarbeitet<br />

werden. Erhöhte Anforderungen hätten<br />

außerdem den erfreulichen<br />

Effekt, dass der Andrang von<br />

Neubewerben nachlassen würde.<br />

Sieht die SPD eine Notwendigkeit<br />

für erhöhte Anforderungen beim<br />

Nachweis der Fachkunde? Und in<br />

welchen Bereichen sollten dabei die<br />

Anforderungen erhöht werden?<br />

Christian Carstensen: Grundsätzlich<br />

ist das Ländersache, es ist aber<br />

klar, dass sich selbständige <strong>Taxi</strong>fahrer<br />

regelmäßig mit den neuen rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen beschäftigen<br />

müssen. Eine veränderte<br />

Fachkundeprüfung ändert daran<br />

nichts. Es sollte auch keine Abschottung<br />

von Neubewerbern durch die<br />

Hintertür geben.<br />

taxi aktuell: Ein bei Politikern<br />

beliebtes Thema ist bekanntlich die<br />

Entbürokratisierung. Gesetzesänderungen<br />

und Rechtsprechung haben<br />

in den letzten <strong>Jahre</strong>n aber dazu<br />

geführt, dass der Umfang der<br />

Zettelwirtschaft für einen Kleinbetrieb<br />

enorm zugenommen hat.<br />

Diese Unternehmer sitzen täglich 12<br />

Stunden in ihrer Taxe und sollen<br />

dann für magere Schichtumsätze von<br />

ca. <strong>100</strong> Euro anschließend noch eine<br />

Stunde im Büro sitzen. Beispielsweise<br />

muss von jeder Quittung für<br />

5 Euro eine Kopie aufgehoben werden.<br />

Obwohl beim Einsatz mit angestellten<br />

Fahrern alle Schichtdaten<br />

elektronisch von einem geeichten<br />

und verplombten Taxameter erfasst<br />

werden, muss das Personal einen<br />

Schichtzettel ausfüllen. Und alles<br />

besondere Überraschung müssen<br />

wir <strong>als</strong> Unternehmer trotz der<br />

1-Prozent-Regelung zum Nachweis<br />

bei der privaten Nutzung ein<br />

Fahrtenbuch führen. Was will die<br />

SPD tun, um uns von diesem bürokratischen<br />

Wildwuchs zu entlasten?<br />

Christian Carstensen: Der Abbau<br />

von Bürokratie ist eine Daueraufgabe<br />

für die Politik. Wie schwierig<br />

diese Abwägung im Einzellfall ist,<br />

sieht man ja an Ihrer Forderung nach<br />

einer Veränderung der Fachkundeprüfung.<br />

taxi aktuell: Ein großes Ärgernis<br />

sind für uns Konkurrenten, die ohne<br />

Konzession und teilweise auch ohne<br />

Personal mit Personenbeförderungsschein<br />

die Rosinen aus dem<br />

Personenbeförderungsmarkt picken<br />

können.<br />

Die Freistellungsverordnung macht<br />

dies möglich, z.B. bei Schüler- und<br />

Behindertentransporten, aber auch<br />

bei so genannten VIP-Shuttles. Als<br />

<strong>Taxi</strong>unternehmer fragt man sich<br />

natürlich, wie das sein kann, dass<br />

von zwei Unternehmen, die beide<br />

geschäftsmäßig Personenbeförderung<br />

betreiben, das eine gesetzliche<br />

Pflichten zu erfüllen hat und einer<br />

regelmäßigen Kontrolle unterworfen<br />

wird, während der Andere praktisch<br />

Narrenfreiheit genießt. Bei der<br />

Players Night des ATP-Tennis-<br />

Turniers am Hamburger Rothenbaum<br />

wurde von der Polizei sogar<br />

der Taxenstand vor dem Veranstaltungslokal<br />

aufgehoben, damit die<br />

taxiaktuell 06/2008<br />

17


taxiaktuell 06/2008<br />

18<br />

Promis bequem direkt vor dem<br />

Eingang des Lok<strong>als</strong> ein- und aussteigen<br />

konnten. Ist die SPD bereit, die<br />

Einschränkung der FrStllgV für freigestellte<br />

Verkehre so neuzufassen,<br />

dass diese eindeutig geschäftsmäßige<br />

Personenbeförderung genehmigungspflichtig<br />

wird?<br />

Christian Carstensen: Wie man so<br />

eine Regelung genehmigen kann,<br />

müssen Sie die neue Hamburger<br />

Verkehrssenatorin fragen. Klar ist,<br />

dass derartige Aktionen den <strong>Taxi</strong>fahrern<br />

das Leben unnötig schwer<br />

machen. Daran sollte in dieser Stadt<br />

eigentlich keiner ein Interesse<br />

haben.<br />

taxi aktuell: Das Reizthema<br />

schlechthin sind zurzeit die Dumpingtarife<br />

für Krankenfahrten. Ist<br />

Ihre Fraktion bereit, die Rechte der<br />

Leistungserbringer gegenüber den<br />

Krankenkassen zu stärken, oder sollen<br />

die Gesundheitskosten weiter zu<br />

Lasten der Schwächsten in diesem<br />

System gedämpft werden? Ist es für<br />

Sie denkbar, <strong>als</strong> Notbremse wenigstens<br />

in § 51 Abs. 2 Nr. 4 PBefG die<br />

Worte „oder Anzeige“ zu streichen<br />

und somit Sondervereinbarungen<br />

dem normalen Genehmigungsverfahren<br />

zu unterwerfen?<br />

bittet um Mithilfe<br />

Christian Carstensen: Grundsätzlich<br />

ist es ja so, dass die Krankenkassen<br />

mit den Anbietern von<br />

Krankentransporten in Verhandlungen<br />

die Tarife festsetzen. Die<br />

Krankenkassen sind dabei gesetzlich<br />

verpflichtet, einen Preis auszuhandeln,<br />

der eine flächendeckende<br />

Versorgung gewährleistet. Ihre<br />

Anregung werde ich aber gerne im<br />

vorher beschriebenen Verfahren aufgreifen.<br />

taxi aktuell: Zum Schluss kommen<br />

auch wir auf das unvermeidliche<br />

Thema der Treibstoffkosten. Diesel<br />

ist an den Tankstellen inzwischen<br />

fast so teuer wie Normalbenzin. Das<br />

hat für uns verheerende Folgen. Die<br />

übermäßig gestiegenen Kosten drükken<br />

auf die ohnehin niedrigen<br />

Löhne und Gewinne. Es sind <strong>als</strong>o<br />

nicht nur die Pendler, sondern vor<br />

allem alle, die Güter und Personen<br />

befördern, die hier ein Problem<br />

haben. Wie will die SPD auf diese<br />

Situation reagieren?<br />

Christian Carstensen: Die SPD hat<br />

sich dem Thema der hohen Preise<br />

für Benzin und auch Heizöl angenommen.<br />

Der Parteivorstand hat<br />

Anfang des <strong>Jahre</strong>s kritisiert, dass die<br />

immer weiter steigenden Preise<br />

nicht sozial vertretbar sind, und wir<br />

alle gemeinsam Strategien entwerfen<br />

müssen, um die Kosten für Energie<br />

und Treibstoff zu senken. Allerdings<br />

sind der Bundesregierung oder den<br />

Abgeordneten des Deutschen Bundestages<br />

hier die Hände gebunden,<br />

da wir natürlich nicht die Preise der<br />

Rohöllieferanten beeinflussen können.<br />

Wir können hier nur über das<br />

Bundeskartellamt prüfen lassen, ob<br />

die wenigen Konzerne, die das deutsche<br />

Tankstellennetz beherrschen,<br />

unzulässige Preisabsprachen treffen.<br />

Die SPD-Bundestagsfraktion hat<br />

bereits im Sommer 2007 das<br />

Bundeskartellamt und Bundeswirtschaftsminister<br />

Glos aufgefordert,<br />

genau zu prüfen, ob das gegenwärtige<br />

Preisgebaren der Mineralölkonzerne<br />

legitim ist und unzulässige<br />

Preisabsprachen vorliegen. Da wir<br />

den Lieferanten die Preise ja nun<br />

nicht vorschreiben können, denke<br />

ich, dass wir die immer knapper werdende<br />

Ressource Erdöl, aus der letztendlich<br />

der Treibstoff gewonnen<br />

wird, effizienter einsetzen müssen.<br />

Politik und Industrie müssen gezielt<br />

auf Innovationen setzten, die auf<br />

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taxiaktuell 06/2008<br />

20<br />

Ein abgekartetes Spiel –<br />

die Hamburger Tarifrunde 2008<br />

Martin Berndt, Vorstand Hamburger Taxenverband (HTV)<br />

Am 24. Februar gingen die<br />

Wähler zur Urne, am 12. März<br />

trat die Bürgerschaft das erste<br />

Mal zusammen, und am 7. Mai 2008<br />

wurde Ole von Beust von den<br />

Abgeordneten zum Bürgermeister<br />

Martin Berndt, HTV Vorstand<br />

gewählt. Inzwischen gab es auch<br />

schon einige Plenarsitzungen der<br />

Bürgerschaft. Angesichts der dort<br />

aufgeführten Schaukämpfe könnte<br />

in der Öffentlichkeit der Eindruck<br />

entstehen, dass in Hamburgs Parlament<br />

schon mit Volldampf gearbeitet<br />

wird. Schaut man sich jedoch die<br />

Ausschüsse an, reibt man sich verwundert<br />

die Augen. Ein Vierteljahr<br />

nach der Wahl sind die wichtigsten<br />

noch immer nicht besetzt. Das gilt<br />

auch für „unseren“ Ausschuss für<br />

Stadtentwicklung und Umwelt.<br />

Gäbe es nicht doch noch einige fleißige<br />

Abgeordnete wie Karin<br />

Timmermann (SPD), hätte unsere<br />

Aufsichtsbehörde das politische<br />

Vakuum nutzen können, um uns vollkommen<br />

ungestört von jeder parlamentarischen<br />

Kontrolle mit einem<br />

neuen Tarif zu beglücken. Frau<br />

Timmermann hat aber gleich zwei<br />

Kleine Anfragen gestellt (Drucksachen<br />

19/191 und 19/382), in<br />

denen sie die beiden wichtigsten<br />

Punkte ansprach.<br />

Tarifpolitik ohne Kampfbereitschaft<br />

Man kann sich aber schlecht über<br />

die Abgeordneten beschweren,<br />

wenn die „Gewerbevertreter“ es<br />

noch ärger treiben. In der gewohnt<br />

devoten Haltung haben fast alle<br />

Verbände und Zentralen Tarifvorschläge<br />

gemacht, bei denen man<br />

schon die Lupe zur Hand nehmen<br />

muss, um einen Unterschied zum<br />

Vorschlag der Behörde zu erkennen.<br />

Weil es angeblich keinen „politischen<br />

Willen“ zur Wiedereinführung<br />

der Wartezeit gäbe – der dokumentierte<br />

Wille von 80 Prozent der<br />

Hamburger Taxenunternehmer zählt<br />

offensichtlich selbst bei den „Gewerbevertretern“<br />

nicht – berücksichtigte<br />

man sie bei den Tarifvorschlägen<br />

erst gar nicht.<br />

Auch bei der geforderten Erhöhung<br />

war man so maßvoll, dass man sich<br />

auch gleich dem Vorschlag der<br />

Behörde hätte anschließen können.<br />

Alles stöhnt unter den hohen<br />

Spritpreisen, die auch auf fast alle<br />

anderen Lebenshaltungskosten explodieren<br />

lassen. Doch unsere<br />

„Gewerbevertreter“ gehen – bescheiden<br />

wie sie sind – mit einer<br />

Forderung von 6 bis 8 Prozent in die<br />

Verhandlung. Die Behörde bot aber<br />

schon freiwillig 5 Prozent, und benötigt<br />

wird ein zweistelliges Ergebnis.<br />

Schaut man sich diese Tarifvorschläge<br />

genauer an, so liegt der eine (bei<br />

den kurzen Touren) kaum über dem<br />

dem Behördenvorschlag, und der<br />

andere (bei den längeren Touren)<br />

sogar drunter. Ja man gewinnt den<br />

Eindruck, dass im Hinterzimmer einmütig<br />

ein Schaukampf verabredet<br />

wurde, um die „doofen“ Kollegen auf<br />

der Straße zu täuschen.<br />

Hätte nicht mal wieder ein kleiner<br />

unabhängiger Verband dazwischen<br />

gefunkt, wäre das Ganze ohne mündliche<br />

Anhörung umgesetzt worden.<br />

Die brachte zwar kein neues<br />

Ergebnis, war aber unterhaltsam,<br />

denn die Beamten mussten dann mit<br />

einem Augenzwinkern zugeben, dass<br />

das Schreckgespenst namens „politischer<br />

Wille“ zu diesem Zeitpunkt gar<br />

nicht existierte. Keiner – auch nicht<br />

Herr Huber, der Leiter des<br />

Rechtsamtes – wusste, wie die neue<br />

Senatorin Anja Hajduk sich verhalten<br />

würde.<br />

Genau darauf hatte der kleine, unabhängige<br />

Verband schon vorher hingewiesen.<br />

Da die GAL, wie die<br />

Grünen im Bund, für einen<br />

Mindestlohn eintritt, müsste sie<br />

taxiaktuell 06 / 2008


eigentlich bei der Tarifpolitik neue<br />

Wege gehen. Diese Chance hätte<br />

man gemeinsam nutzen können.<br />

Dank der Steilvorlage der Verbände<br />

und Zentralen kann sich die Behörde<br />

nun darauf berufen, dass deren<br />

Mehrheit ja fast das gleiche will wie<br />

sie selbst. Und genauso steht es jetzt<br />

auch in der Antwort des Senats vom<br />

27. Mai 2008 auf die zweite Kleine<br />

Anfrage von Frau Timmermann<br />

geschrieben.<br />

Da der kleine unabhängige Verband<br />

die Behörde in der Anhörung auch<br />

noch darauf hinwies, dass ihre<br />

Methode zur Berechnung der<br />

Tariferhöhung ungenau ist und auch<br />

gleich einen Verbesserungsvorschlag<br />

unterbreitete, sind geringfügige<br />

Änderungen des Behördenvorschlages<br />

wahrscheinlich. Dieser sieht zum<br />

Redaktionsschluss folgendermaßen<br />

aus: Grundgebühr 2,60 Euro, 1. bis<br />

10. Kilometer 1,74 Euro, ab<br />

11. Kilometer 1,28 Euro. Die<br />

Wartezeit wird nicht berücksichtigt<br />

bzw. erst ab einer Minute Stillstand.<br />

Eventuell ist man auch bereit, die<br />

Grundgebühr noch um 10 Cent zu<br />

erhöhen. Dann soll der Tarif allerdings<br />

auch gleich für zwei <strong>Jahre</strong> festgesetzt<br />

werden.<br />

Konzessions-Tsunami<br />

schwappt die Elbe hoch<br />

Frau Timmermann fragt den Senat<br />

auch: „Teilt der Senat meine Auffassung,<br />

dass der katastrophalen wirtschaftlichen<br />

Lage im Taxengewerbe<br />

insbesondere durch eine Beschränkung<br />

der Lizenzvergabe entgegen<br />

getreten werden kann?“ Darauf<br />

erhielt sie die Antwort: „Die wirtschaftliche<br />

Lage im Taxengewerbe<br />

Hamburgs ist nicht katastrophal und<br />

hat sich in letzter Zeit verbessert. …<br />

Die Zahl der Taxen in Hamburg ist<br />

<strong>als</strong> Ergebnis einer verschärften<br />

Prüfung der Genehmigungsvoraussetzungen<br />

und nachhaltiger Kontrol-<br />

06 / 2008 taxiaktuell<br />

len seit August 2006 von 3.686 auf<br />

unter 3500 gefallen. Die gesetzlichen<br />

Voraussetzungen für eine Beschränkung<br />

der Lizenzvergabe liegen<br />

danach nicht vor. Eine solche<br />

Beschränkung wäre auch deshalb<br />

Karin Timmermann MdHB, SPD<br />

nicht sinnvoll, da hierdurch die<br />

bestehenden Marktstrukturen verfestigt<br />

würden.“<br />

Natürlich wirkt sich die bessere<br />

Konjunktur auch etwas auf unser<br />

Geschäft aus. Nur kann man von<br />

einem leicht gestiegenen Umsatz<br />

nicht auf eine bessere Ertragslage<br />

schließen. Diese ist nach wie vor<br />

schlecht. Wenn man allerdings einen<br />

<strong>Jahre</strong>sgewinn von 9.000 – 9.500<br />

bei einem allein fahrenden Unternehmer<br />

für ausreichend hält, so die<br />

Antwort des Senats auf eine Kleine<br />

Anfrage von Jörg Lühmann (GAL) im<br />

letzten Jahr. Ja dann … .<br />

Alle anderen Behauptungen der<br />

Behörde sind grob irreführend. So<br />

schreibt man sich den Rückgang der<br />

Konzessionen <strong>als</strong> Verdienst zu.<br />

Tatsächlich begann die schärfere<br />

Prüfung erst im Sommer 2006. Vom<br />

Allzeit-Hoch im April 2000 mit 4.039<br />

Taxen waren wir aber 6 <strong>Jahre</strong> später<br />

schon auf 3.654 abgesackt. Dieser<br />

Rückgang von knapp 400 Taxen geht<br />

schon mal nicht auf das Konto der<br />

Behörde, sondern war überwiegend<br />

der schlechten Konjunkturlage zu<br />

verdanken. Im April 2008 gab es<br />

„nur“ noch 3.462 Taxen in Hamburg,<br />

<strong>als</strong>o noch mal knapp 200 Taxen<br />

weniger. Tatsächlich dürften sogar<br />

ein paar mehr Konzessionen widerrufen<br />

worden sein. So lag die Zahl<br />

der widerrufenen Konzessionen<br />

in den ersten fünf Monaten des<br />

<strong>Jahre</strong>s 2007 schon bei 99, so dass<br />

allein in diesem Jahr gut 200 Taxen<br />

vom Markt genommen worden<br />

sein dürften.<br />

Teilweise wurden diese aber durch<br />

Wagen von Neubewerbern aufgefüllt.<br />

Unter diesen Neubewerbern<br />

sind viele ehemalige angestellte<br />

Alleinfahrer, deren Unternehmer<br />

mehr oder weniger freiwillig Taxen<br />

abbauen mussten. Da das Lohnniveau<br />

in Hamburg miserabel ist und<br />

sich kontinuierlich verschlechtert,<br />

drängen diese Kollegen nun massenhaft<br />

in die Selbstständigkeit. Alle<br />

Fachkundekurse sind ausgebucht<br />

und Prüfungstermine bei der<br />

Handelskammer kurzfristig nicht zu<br />

bekommen. Auf der oben erwähnten<br />

Anhörung am 7. Mai kursierte die<br />

Zahl von 300 Bewerbern, die in den<br />

Startlöchern stehen sollen. Dann<br />

haben wir Ende des <strong>Jahre</strong>s <strong>100</strong><br />

Taxen mehr <strong>als</strong> zu Beginn des verschärften<br />

Genehmigungsverfahrens.<br />

Dass das verschärfte Genehmigungsverfahren<br />

bei Beibehaltung der liberalen<br />

Genehmigungspraxis zu einem<br />

Drehtüreffekt führen könnte, haben<br />

wir den Verantwortlichen in der<br />

Behörde schon vor einiger Zeit dargelegt.<br />

Man war <strong>als</strong>o gewarnt, und<br />

zum Zeitpunkt der Beantwortung<br />

der Kleinen Anfrage wusste man<br />

auch längst von der heran rauschenden<br />

Flutwelle. Hier wird <strong>als</strong>o wider<br />

besseres Wissens die dogmatische<br />

Haltung unserer Aufsichtsbehörde<br />

verteidigt. Und wer hat das wieder<br />

auszubaden? Bestimmt nicht die<br />

Beamten, die ungestraft die Bürgerschaft<br />

beschwindeln dürfen.<br />

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Hosgeldiniz TVD y’e – Willkommen im TVD<br />

Stephan Berndt, Vorsitzender TVD Landesverband Berlin<br />

B<br />

ereits in taxi-aktuell 1/2007<br />

haben wir darüber berichtet,<br />

dass der TVD Landesverband<br />

Berlin sich besonders auch um<br />

<strong>Taxi</strong>unternehmer mit Migrationshintergrund<br />

bemühen will. Schon<br />

dam<strong>als</strong> hatte das Gründungs- und<br />

Gewohnt engagiert auf dem Podium: Peter Kristan und Stephan Berndt<br />

Vorstandsmitglied des TVD Landesverbandes<br />

Berlin e.V., Hayrani Aygün,<br />

darauf hingewiesen, dass die türkischen<br />

bzw. türkischstämmigen<br />

Unternehmer <strong>als</strong> gleichwertiger<br />

Bestandteil des Gewerbes akzeptiert<br />

und an gewerbepolitischen Entscheidungen<br />

beteiligt werden wollen.<br />

Nach entsprechenden Informationen<br />

wird etwa die Hälfte aller<br />

Berliner <strong>Taxi</strong>konzessionen von türkischen<br />

Unternehmern bzw. gebürtigen<br />

Türken mit deutscher Staatsbürgerschaft<br />

betrieben. Gleichzeitig<br />

spielt diese überragend große<br />

Gruppe in der Gewerbevertretung<br />

der Innung des Berliner <strong>Taxi</strong>gewerbes<br />

und des <strong>Taxi</strong>verbandes Berlin<br />

keine entsprechende Rolle.<br />

Aus diesem Anlass hat der TVD<br />

Landesverband Berlin am Dienstag,<br />

dem 20. Mai 2008, 19.00 Uhr eine<br />

Podiumsdiskussion veranstaltet. Als<br />

erfahrener Referent zum Thema<br />

„Erfolgreiche Gewerbepolitik für das<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbe“ war der Ehrenvorsitzende<br />

des TVD, Peter Kristan, eigens<br />

aus Stuttgart angereist. Ca. 75 türkischstämmige<br />

Unternehmer und<br />

Unternehmer persischer Herkunft<br />

waren der Einladung gefolgt und<br />

hörten lange Zeit gebannt dem einleitenden<br />

Referat von Peter Kristan zu.<br />

Gewerbepolitik in der Sippenhaftung<br />

In diesem einleitenden Statement<br />

forderte Peter Kristan das Gewerbe<br />

zu Geschlossenheit und zur Gesprächsbereitschaft<br />

mit Politik und<br />

Verwaltung auf. Gleichzeitig appellierte<br />

er aber auch an die Kampfbereitschaft<br />

bei Streiks und Demonstrationen,<br />

sollte sich die Politik in<br />

Bund und Ländern weiter gegen eine<br />

dringend notwendige Reform des<br />

Ordnungsrahmens für das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

sträuben. Kristan zeigte<br />

sich dabei selbstkritisch und wies<br />

in diesem Zusammenhang darauf<br />

hin, dass Gewerbepolitik nicht<br />

schnell zum Ergebnis führe. Es<br />

werde ein langer und schwieriger<br />

Weg, die Politik für die wirklichen<br />

Probleme und Problemlösungen zu<br />

sensibilisieren.<br />

Nach diesem einleitenden Statement<br />

erhielten die Unternehmer die<br />

Möglichkeit, gezielt Fragen zur<br />

Verbandsarbeit, den gewerbepolitischen<br />

Forderungen und den Erfol-<br />

gen des Verbandes zu stellen. Von<br />

dieser Möglichkeit machten die<br />

anwesenden Unternehmer reichlich<br />

Gebrauch. Schnell wurde klar, dass<br />

viele Unternehmer mit Migrationshintergrund<br />

grundsätzlich jeglicher<br />

Gewerbepolitik skeptisch gegenüberstehen.<br />

Diese Aussage wurde<br />

mehrfach durch unterschiedliche<br />

Anschuldigungen auf unsere gewerbepolitische<br />

Konkurrenz belegt.<br />

Nach Aussagen von vielen ausländischen<br />

Kollegen standen die hohen<br />

Mitgliedsbeiträge bei der <strong>Taxi</strong>innung<br />

und dem TVB in keinem professionellen<br />

Zusammenhang mit den<br />

gewerbepolitischen Erfolgen dieser<br />

Verbände.<br />

Konkurrenz belebt das Geschäft<br />

Bei der Diskussion erhielten aber<br />

auch Gegner des TVD das Wort. Mit<br />

viel Engagement verteidigte das ehemalige<br />

Vorstandsmitglied der <strong>Taxi</strong>innung<br />

Berlin, Frank Müller, die<br />

These, eine Zersplitterung des Gewerbes<br />

durch Neugründungen von<br />

Gewerbevertretungen sei kontraproduktiv<br />

und stärke die Position von<br />

Politik und Verwaltung. Durch diesen<br />

Beitrag fühlten sich nun doch<br />

einige Vertreter des TVD und auch<br />

einige ausländische Unternehmer<br />

zum Widerspruch genötigt. In den<br />

Ausführungen wurde schnell klar,<br />

dass die große Zahl der Anwesenden<br />

darauf zurückzuführen war, dass sie<br />

sich von den etablierten Gewerbevertretungen<br />

nicht ausreichend oder<br />

gar nicht repräsentiert fühlen. Mit<br />

Wut im Bauch lehnten die türkischen<br />

Kollegen die von Frank Müller<br />

indirekt vertretene These ab, der<br />

TVD sei der Spaltpilz im Berliner<br />

Gewerbe. Nach Ansicht der multikulturellen<br />

Unternehmergruppe, die an<br />

diesem Abend Interesse an einer<br />

Mitarbeit bzw. einer Mitgliedschaft<br />

im TVD bekundete, haben die<br />

etablierten Gewerbevertretungen<br />

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Das Berliner Opel Autohaus am Nordring GmbH, vertreten durch Frank Kröder sorgte für das leibliche Wohl der Teilnehmer.<br />

selber zu verantworten, dass Ihnen<br />

nunmehr die Mitglieder weglaufen<br />

bzw. alternative Denkansätze in<br />

der Gewerbepolitik eine Chance<br />

erhalten.<br />

Ohnmacht und Wut im Gewerbe steigt<br />

Wie überall in Deutschland entwikkelten<br />

sich die Themen Schwarzarbeit,<br />

Konzessionsbegrenzung und<br />

die geplante Erhöhung der Gebühren<br />

an Flughäfen etc. zu den<br />

Kristallisationspunkten der Kritik an<br />

den etablierten Gewerbevertretungen.<br />

Angesichts der desolaten Lage<br />

im Gewerbe reichte die Bereitschaft<br />

Gewerbevertreter treffen auf interessierte Berliner <strong>Taxi</strong>unternehmer.<br />

06 / 2008 taxiaktuell<br />

unserer Mitbewerber, überhaupt mit<br />

der Flughafengesellschaft Berlin<br />

über eine Erhöhung der Gebühr zu<br />

beraten, schon aus, um die Rage im<br />

Saal deutlich zu erhöhen. Insofern<br />

fand die Bereitschaft des TVD, auch<br />

der gezielten Eskalation mit der<br />

Politik nicht aus dem Weg zu gehen,<br />

viel Anklang bei der internationalen<br />

Unternehmergruppe. Selbstverständlich<br />

sehen auch unsere Kollegen den<br />

Weg der Eskalation <strong>als</strong> letzten möglichen<br />

Weg an. Die ständige Gesprächsbereitschaft<br />

der anderen<br />

Gewerbevertretungen ohne dabei<br />

Erfolge zur wirtschaftlichen Konsolidierung<br />

des Gewerbes zu erzielen,<br />

steigert aber die Frustration der<br />

Unternehmer und trägt deutlich zur<br />

Streik- und Demonstrationsbereitschaft<br />

im Gewerbe bei. Wer<br />

240 und mehr Stunden arbeitet, ist<br />

nicht mehr bereit, sich von der<br />

Politik und Verwaltung einfach<br />

abspeisen zu lassen.<br />

Sicherlich konnte der TVD auch an<br />

diesem Abend nicht alle Anwesenden<br />

für eine Mitgliedschaft interessieren.<br />

Doch die berechtigte Skepsis<br />

gegenüber der Gewerbepolitik konnte<br />

reduziert werden. Am Ende des<br />

Abends signalisierten viele Unternehmer<br />

eine Menge Übereinstimmungen<br />

mit unseren gewerbepolitischen<br />

Forderungen und waren<br />

bereit, <strong>als</strong> Meinungsmultiplikator für<br />

den TVD zu wirken. Sieben<br />

Unternehmer, die knapp 50 Konzessionen<br />

in Berlin besitzen, heißen wir<br />

herzlich im Verband der Unternehmer<br />

willkommen. Der TVD Landesverband<br />

Berlin muss das in ihn<br />

gesetzte Vertrauen nun bestätigen.<br />

Dann werden sicherlich noch viele<br />

Unternehmer den Weg zu uns finden.<br />

Der Aufnahme in das Anhörungsverfahren<br />

sind wir damit<br />

wieder einen Schritt näher gekommen.<br />

Wir werden diese Zielgruppenarbeit<br />

fortsetzen und über<br />

die Ergebnisse auch in Zukunft<br />

berichten.<br />

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I have a Dream –<br />

Die unerfüllbaren Träume eines Journalisten<br />

von Peter Kristan, TVD Ehrenvorsitzender<br />

Jürgen Hartmann, der junge<br />

Chefredakteur der Zeitschrift<br />

„taxi-heute“, stellte zuletzt in seinem<br />

Kommentar „Gedanken eines<br />

Träumers“ die Frage, ob das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

in Deutschland zwei<br />

Bundesverbände braucht? Eine<br />

berechtigte Frage, denn auch ich<br />

hatte bis Mitte der neunziger <strong>Jahre</strong><br />

diesen Traum von einem starken und<br />

einflussreichen Bundesverband des<br />

<strong>Taxi</strong>- und Mietwagengewerbes und<br />

war Mitglied des erweiterten<br />

Vorstandes im BZP. Doch zwei <strong>Jahre</strong><br />

nachdem der langjährige BZP-<br />

Präsident Heinz Peter in den<br />

Ruhestand ging, musste ich erkennen,<br />

dass sich dieser Traum eines<br />

starken Bundesverbandes, für die<br />

<strong>Taxi</strong>unternehmer zunehmend zu<br />

einem Alptraum entwickelte.<br />

Die Zentralenmacht siegt über die Rebellen<br />

Aufgrund von nachteiligen Verbandsentscheidungen,<br />

die das neue Präsidium<br />

und der neue Geschäftsführer<br />

ohne Zustimmung der Landesverbände<br />

getroffen hatten, stellten 1997<br />

elf Mitglieder des erweiterten BZP-<br />

Vorstandes (Vorsitzende von Landesverbänden)<br />

den Antrag auf sofortige<br />

Einberufung einer Sitzung des erweiterten<br />

Vorstandes. Die Vorsitzenden<br />

der Landesverbände wollten in<br />

dieser Sitzung den Rücktritt des<br />

Präsidenten und die Entlassung des<br />

Geschäftsführers erwirken. Es wurde<br />

dann aber eine außerordentliche<br />

Mitgliederversammlung einberufen.<br />

Eine taktische Meisterleistung, denn<br />

bei einer erweiterten Vorstandssit-<br />

zung verfügt jeder Landesverband<br />

unabhängig von seiner Mitgliederzahl<br />

nur über eine Stimme. In der<br />

Mitgliederversammlung hat das<br />

Präsidium zusammen mit der Gruppe<br />

der <strong>Taxi</strong>zentralen (Z-Gruppe)<br />

aber mehr Stimmen <strong>als</strong> alle übrigen<br />

Landesverbände zusammen. Der<br />

Antrag der elf Landesverbände<br />

wurde vom Vorsitzenden der Zentralen<br />

abgeschmettert und die „Rebellion“<br />

wurde niedergeschlagen.<br />

Nachdem dann auch eine Änderung<br />

der Satzung mit dem Ziel, den<br />

Einfluss der Landesverbände innerhalb<br />

des BZP zu stärken, bereits im<br />

Vorfeld von der Z-Gruppe abgelehnt<br />

wurde und gar nicht mehr zur<br />

Abstimmung kam, kündigte ich im<br />

Mai 1998 die Mitgliedschaft meines<br />

Landesverbandes im BZP. Ein<br />

Bundesverband, in dem nur noch die<br />

Chefs großer Zentralen die Richtung<br />

der Verbandspolitik bestimmen,<br />

wäre reine Geldverschwendung<br />

gewesen. An der Dominanz der<br />

Z-Gruppe im BZP hat sich auch bis<br />

heute nichts geändert. Im Gegenteil:<br />

der Einfluss der Landesverbände, die<br />

die Interessen der einzelnen<br />

Unternehmer vertreten, ist inzwischen<br />

auf Grund ihrer Mitgliederverluste<br />

auf den Nullpunkt abgesunken.<br />

Unabhängige Medien und die reine Lehre<br />

Der ehemalige <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />

Jürgen Hartman war – <strong>als</strong> er sich in<br />

München selbständig machte – von<br />

der Verbandspolitik des BZP und seiner<br />

Landesverbände ebenfalls nicht<br />

begeistert. Konsequenterweise trat<br />

er nicht dem bayrischen BZP-<br />

Landesverband, sondern dem TVD<br />

Bundesverband <strong>als</strong> Mitglied bei. Erst<br />

<strong>als</strong> er vom Münchner Huss-Verlag<br />

das Angebot erhielt, <strong>als</strong> Chefredakteur<br />

für „taxi-heute“ zu arbeiten<br />

und seinen <strong>Taxi</strong>betrieb aufgab,<br />

kündigte er die Mitgliedschaft im<br />

TVD. Auch dies ist nachvollziehbar,<br />

um die journalistische Unabhängigkeit<br />

zu gewährleisten.<br />

Die vom Münchner Huss-Verlag herausgegebene<br />

<strong>Taxi</strong>zeitschrift, genießt<br />

seit Jahrzehnten, bundesweit innerhalb<br />

des Gewerbes einen sehr guten<br />

Ruf, denn sie ist die einzige unabhängige<br />

<strong>Taxi</strong>zeitschrift und berichtet<br />

daher offen und kritisch, ohne den<br />

BZP-Vorstand vorher um sein Votum<br />

fragen zu müssen. Der Verlag ist aber<br />

neben dem Springer Media Verlag<br />

auch einer der Großen in der<br />

Fachverlag-Branche Deutschlands<br />

und kann sich den „Luxus“ der<br />

freien Meinungsäußerung leisten.<br />

Natürlich ist der Huss-Verlag auch<br />

kein Wohlfahrtsinstitut für das<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbe. Ohne Werbeeinnahmen<br />

wäre auch „taxi-heute“ ein reines<br />

Verlustgeschäft und würde ebenso<br />

wie die BFG Zeitschrift vom<br />

Markt verschwinden. Denn die Einnahmen,<br />

die durch den Verkaufserlös<br />

erzielt werden könnten, reichen<br />

nicht um das Papier, geschweige<br />

denn die Produktionskosten zu<br />

decken.<br />

Leider sind alle anderen „unabhängigen“<br />

bundesweit erscheinenden<br />

<strong>Taxi</strong>zeitschriften schon vor <strong>Jahre</strong>n<br />

taxiaktuell 06 / 2008


vom Markt verschwunden. Beispielsweise<br />

musste der Berliner Wolfgang<br />

Hager sein Produkt „<strong>Taxi</strong>-Magazin“<br />

wenige <strong>Jahre</strong> nach der Gründung<br />

des TVD mangels Werbeeinnahmen<br />

einstellen. Sein „Leichtsinn“, über<br />

die Arbeit des TVD zu berichten und<br />

die unternehmerfeindliche Gewerbepolitik<br />

des BZP zu kritisieren,<br />

kostete ihn seine Existenz <strong>als</strong><br />

Verleger. Genauso verhielt es sich<br />

mit Peter Krebitz, einem der<br />

Gründungsmitglieder des TVD. Er<br />

erwirtschaftete <strong>als</strong> Verleger mit der<br />

Fachzeitschrift „Ventil“ nur Verluste.<br />

Für sein Hobby „Ventil“ und sein<br />

ehrenamtliches Engagement für den<br />

TVD stürzte er sich in Schulden. Sein<br />

plötzlicher Tod war für den TVD ein<br />

schwerer Verlust. Als stellvertretender<br />

Vorstand war er für die Öffentlichkeitsarbeit<br />

zuständig und nutze<br />

seine Fachzeitschrift „Ventil“ um das<br />

Gewerbe über die Verbands- und<br />

Gewerbepolitik des TVD zu informieren.<br />

Ohne Rücksicht auf Verluste<br />

kritisierte er in seiner Zeitschrift<br />

auch die unternehmerfeindliche<br />

Verbands- und Gewerbepolitik<br />

des BZP. Obwohl seine Zeitschrift<br />

„Ventil“ Münchens meistgelesene<br />

<strong>Taxi</strong>zeitschrift war, schaffte es Peter<br />

Krebitz nicht, mit seiner Zeitschrift<br />

schwarze Zahlen zu schreiben.<br />

Ebenso wie im Berliner <strong>Taxi</strong>-<br />

Magazin, wagte es dam<strong>als</strong> kein<br />

Autohersteller, Werbung im<br />

Münchner „Ventil“ zu schalten.<br />

Ein Grund dafür liegt in der Tatsache<br />

begründet, dass dem ehemaligen<br />

Monopolisten BZP über 20 <strong>Taxi</strong>zubehör-<br />

und Ausstattungslieferanten,<br />

Fahrzeughersteller und Versicherungen<br />

<strong>als</strong> Fördermitglieder angehören.<br />

Ohne deren finanzielles und materielles<br />

Engagement wären schon vor<br />

<strong>Jahre</strong>n die Rollläden in der<br />

Frankfurter BZP-Zentrale für immer<br />

heruntergegangen. Diese Fördermitglieder<br />

sorgen mit ihrem enormen<br />

Werbetat dafür, dass die vom BZP<br />

abhängigen <strong>Taxi</strong>-Zeitungen am<br />

Leben erhalten werden. Umgekehrt<br />

wird dann in diesen Zeitungen auch<br />

06 / 2008 taxiaktuell<br />

die reine Lehre der BZP-Gewerbepolitik<br />

verkündet.<br />

Revolte gegen „Frankfurter Abhängige“<br />

Als am 26. Februar 1999 in Stuttgart<br />

mit dem TVD ein zweiter Bundesverband<br />

gegründet wurde, schrillten<br />

in der Frankfurter BZP-Zentrale in<br />

der Zeißelstraße die Alarmglocken.<br />

Von diesem Tag an galt für das<br />

Präsidium und die Geschäftsführung<br />

nur noch eine Devise: die Fördermitglieder<br />

bei Laune halten und den<br />

Konkurrenzverband mit allen Mitteln<br />

zu bekämpfen, um ihn so<br />

schnell wie möglich zu eliminieren.<br />

Die Abhängigkeit dieses Dachverbandes<br />

von den Fördermitgliedern<br />

zeigt sich an einigen Forderungen,<br />

die der BZP in den letzten <strong>Jahre</strong>n<br />

dem <strong>Taxi</strong>gewerbe auflasten wollte.<br />

Durch die Zwangsausstattung aller<br />

Taxen mit zwei Kindersitzen, einer<br />

Doppeldachkammerleuchte und<br />

einem GPS <strong>Taxi</strong>-Hilferuf auf Mobilfunkbasis<br />

wären für die Unternehmer<br />

enorme Zusatzkosten entstanden.<br />

Durch das Veto des TVD beim<br />

Bundesverkehrsministerium wurden<br />

diese Forderungen nie in die Realität<br />

umgesetzt. Allein der <strong>Taxi</strong>-Hilferuf,<br />

einem nachweislich nicht bundesweit<br />

funktionierenden System, hätte<br />

dem deutschen <strong>Taxi</strong>- und Mietwagengewerbe<br />

schon im ersten Jahr<br />

Kosten in Höhe von ca. 50 Mio. Euro<br />

für die Anschaffung und Gebühren<br />

aufgebürdet. Die Zeche für diesen<br />

teuren Unsinn hätten die 35.000<br />

Unternehmer bezahlen müssen. Die<br />

Gewinner wären einige Fördermitglieder<br />

des BZP gewesen. Gut, dass<br />

es den Unternehmerverband TVD<br />

gegeben hat.<br />

Einheitsbrei gegen Freiheit<br />

Aber auch in anderen Bereichen der<br />

Gewerbepolitik gibt es keine wirklichen<br />

Gemeinsamkeiten zwischen<br />

TVD und BZP. Das zeigt sich an eini-<br />

gen Themen, die wir an dieser Stelle<br />

schon häufiger besprochen haben.<br />

Beispielsweise wehrt sich der BZP<br />

seit <strong>Jahre</strong>n vehement gegen die<br />

Farbfreigabe, bekämpft die Möglichkeiten<br />

für größere Werbeflächen<br />

bzw. die Werbeflächenfreigabe auf<br />

dem <strong>Taxi</strong> und kämpfte bis zur endgültigen<br />

Niederlage vor dem<br />

Bundesverwaltungsgericht auch<br />

gegen die Eigenwerbung des<br />

<strong>Taxi</strong>unternehmers. Als Bundesverband<br />

der Unternehmer unterstützt<br />

der TVD all diejenigen Unternehmer,<br />

die aus Kostengründen (Folierung)<br />

bzw. dem Wiederverkaufswert ihre<br />

Taxen lieber in Schwarz, Silber oder<br />

einer anderen Farbe fahren möchten.<br />

Dabei hat der TVD zu keinem<br />

Zeitpunkt jem<strong>als</strong> die Abschaffung<br />

der Farbe RAL 1015 gefordert.<br />

Genauso unterstützt der TVD diejenigen<br />

Unternehmer, die ihre Fahrzeuge<br />

ohne Beschränkung mit<br />

Fremd- oder Eigenwerbung bekleben<br />

möchten. Denn weder der<br />

Gesetzgeber und schon gar nicht die<br />

Verbände sind nach unserer Ansicht<br />

befugt, diese unternehmerischen<br />

Freiheiten, die für alle anderen selbständigen<br />

Gewerbetreibenden gelten,<br />

einzuschränken. Der <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />

allein ist für den wirtschaftlichen<br />

Erfolg seines Betriebes verantwortlich.<br />

Der BZP hat Gewerbepolitik<br />

gegen den einzelnen Unternehmer<br />

betrieben. Auch hier kann man<br />

nur sagen: Gut, dass es den<br />

Unternehmerverband TVD gibt.<br />

Schleichende Entfremdung von der Basis<br />

Die Entfremdung des BZP von den<br />

Bedürfnissen des Einzelunternehmers<br />

wird auch durch die<br />

Abschlüsse von nicht kostendeckenden<br />

Rahmenverträgen bei Krankenfahrten<br />

belegt. Der TVD kämpft seit<br />

<strong>Jahre</strong>n juristisch und politisch gegen<br />

diese Verträge und wird diese<br />

Auseinadersetzung auch nicht einstellen.<br />

Nur einem Zentralenverband<br />

können ruinöse Verträge egal sein,<br />

denn nach der Unternehmerpleite<br />

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steht der neue Konzessionär <strong>als</strong><br />

Funkteilnehmer schon wieder vor<br />

der Tür. Ein Unternehmerverband<br />

kann zu nicht kostendeckenden<br />

Rahmenverträgen nicht schweigen,<br />

wenn er seiner Aufgabe zur Interessenvertretung<br />

der einzelnen<br />

Unternehmer gerecht werden will.<br />

Eine ähnlich gelagerte Problematik<br />

stellen die Gebühren auf den<br />

Halteplätzen an Flughäfen und<br />

Bahnhöfen dar. Derzeit plant die<br />

Berliner Flughafengesellschaft mbH<br />

nach Zeitungsberichten (Berliner<br />

Zeitung, 7. Mai 2008) eine deutliche<br />

Anhebung der Flughafengebühren<br />

für die Taxler am Flughafen Tegel.<br />

Nach einer Vergrößerung des<br />

Haltplatzes, der für weniger Stau auf<br />

der Auffahrt des Flughafengeländes<br />

sorgt, sollen die Gebühren von 70<br />

Euro pro Jahr und Lizenz auf bis zu<br />

360 Euro steigen. Der <strong>Taxi</strong>verband<br />

Berlin und die Berliner <strong>Taxi</strong>innung<br />

(Mitglieder im BZP) sehen zwar<br />

noch Gesprächsbedarf bei der<br />

Finanzierung, aber grundsätzlich<br />

wird einer Erhöhung nicht widersprochen.<br />

Der TVD widerspricht<br />

allen Gebühren für Halteplätze an<br />

Flughäfen und Bahnhöfen. Fluggesellschaften<br />

und die Deutsche<br />

Bahn transportieren Menschen von<br />

A nach B. Für den Tür-zu-Tür-Verkehr<br />

im Pflichtfahrgebiet, den nur das<br />

<strong>Taxi</strong> anbieten kann, soll dann das<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbe noch zur Kasse gebeten<br />

werden. Wir, die <strong>Taxi</strong>unternehmer,<br />

zahlen <strong>als</strong> Kleinstunternehmer<br />

unsere Steuern und Abgaben. Warum<br />

sollten Unternehmer, die 240 – 280<br />

Stunden im Monat arbeiten, dann<br />

noch mit zusätzlichen Gebühren die<br />

verkehrte Verkehrspolitik der Städte,<br />

Gemeinden und Flughafengesellschaften,<br />

oder den Börsengang der<br />

Deutschen Bahn AG mit unterstützen.<br />

Nur der TVD kämpft hier seit<br />

<strong>Jahre</strong>n auf der <strong>Seit</strong>e der Unternehmer.<br />

Einige Funkzentralen, die dem<br />

BZP angehören bzw. BZP-Landesverbände<br />

haben diese Gebühren an<br />

öffentlichen Halteplätzen sogar <strong>als</strong><br />

neue Einnahmequelle erkannt und<br />

übernehmen das Abkassieren der<br />

Einzelunternehmer für die Flughafengesellschaften.<br />

Durch den<br />

Aufschlag einer Verwaltungsgebühr<br />

kann man dann auch die Austritte<br />

der Einzelunternehmer aus den<br />

Verbänden besser kompensieren.<br />

Soll ein Unternehmerverband zu diesem<br />

Irrsinn schweigen?<br />

Vielfalt der Probleme und die Reduktion<br />

auf die Farbe<br />

Der stetige Niedergang des deutschen<br />

<strong>Taxi</strong>gewerbes hat <strong>als</strong>o viele<br />

Ursachen. Exemplarisch sind hier<br />

noch die Überkapazitäten in den<br />

Ballungszentren, der leichte Berufszugang,<br />

die nicht kostendeckenden<br />

<strong>Taxi</strong>tarife, ein verkalkter Ordnungsrahmen<br />

und der unlautere Wettbewerb<br />

gemeinnütziger Vereine bei der<br />

Kranken- und Schülerbeförderung<br />

zu nennen. Dem TVD ist es durch<br />

Gespräche, Öffentlichkeitsarbeit und<br />

<strong>als</strong> ultima Ratio auch mit Streiks und<br />

Demonstrationen in den letzten<br />

<strong>Jahre</strong>n gelungen, die Politik und die<br />

Medien für diese Probleme zu sensibilisieren.<br />

Wir werden diese Kerner-<br />

Aufgabe fortsetzen, auch wenn wir<br />

noch nicht annähernd über die gleichen<br />

finanziellen Möglichkeiten wie<br />

der BZP verfügen. Angesichts der o.<br />

g. Themenliste verwundert es mich<br />

schon, dass der TVD sogar in der seriösen<br />

Zeitung „taxi-heute“ häufig<br />

gerne auf das Randthema „Farbfreigabe“<br />

reduziert wird. Dabei spielte<br />

dieses Thema, wie die Liste der o. g.<br />

Themen zeigt, in der Verbandsarbeit<br />

der vergangenen <strong>Jahre</strong> eine völlig<br />

untergeordnete Rolle. Es wird Zeit,<br />

dass Jürgen Hartmann aufhört zu<br />

träumen. Nicht der TVD war der Spaltpilz,<br />

sondern die absolute Vormachtstellung<br />

der Zentralen hat einen<br />

zweiten Verband nötig gemacht.<br />

Ein langsamer Sieg des Wettbewerbs<br />

Die o. g. Themenliste und die gewerbepolitischen<br />

Fehlentscheidungen<br />

des BZP sind dann auch der Grund,<br />

warum die Unternehmer nun mit<br />

den Füßen abstimmen. Während der<br />

BZP durch den Austritt einiger<br />

Landesverbände und mehrerer Zentralen<br />

schwindsuchtartige Mitgliederverluste<br />

verkraften musste, verzeichnete<br />

der TVD trotz der deutlich<br />

schlechteren Ausgangslage stetig<br />

steigende Mitgliederzahlen. Auch die<br />

Automobilhersteller, die <strong>Taxi</strong>zulieferindustrie<br />

und die Versicherungen<br />

öffnen sich langsam aber sicher für<br />

die gewerbepolitische Sicht des<br />

TVD. Auch diese Unternehmen<br />

begreifen, dass die <strong>Taxi</strong>unternehmer<br />

und nicht die <strong>Taxi</strong>zentralen die<br />

Kaufentscheidung über ein Auto, die<br />

entsprechende <strong>Taxi</strong>ausstattung und<br />

den Abschluss von Versicherungen<br />

treffen. Klar ist auch, dass ein gesunder<br />

<strong>Taxi</strong>unternehmer häufiger den<br />

Fahrzeugpark erneuern muss. Nur er<br />

kann in die Qualität investieren und<br />

sich vielleicht sogar noch eine höhere<br />

Altersversicherung aufbauen. Von<br />

allen Maßnahmen, die für Mehreinnahmen<br />

bzw. Kostenentlastungen<br />

beim <strong>Taxi</strong>unternehmer sorgen, profitieren<br />

<strong>als</strong>o auch die o. g. Branchen.<br />

Der TVD reicht jedem Landesverband<br />

und Zentralenvorstand, der<br />

sich für die Verbesserung der wirtschaftlichen<br />

Lage der Unternehmer<br />

und die angeschlossenen Funkteilnehmer<br />

engagiert, sofort die Hand<br />

und heißt sie auch gerne im<br />

Bundesverband TVD willkommen.<br />

Die Darstellung der diametral unterschiedlichen<br />

Interessenlage der beiden<br />

Verbände zeigt, dass die 1981<br />

erfolgte Fusion des Bundesverbandes<br />

des <strong>Taxi</strong>- und Mietwagengewerbes<br />

mit dem Bundesverband der<br />

Zentralen zum BZP ein Fehler war.<br />

Hier wuchs zusammen, was nicht<br />

zusammengehört.<br />

taxiaktuell 06 / 2008


Was bedeutet der Begriff „Solidarität“ heute?<br />

– Der Fall Günter Böhm<br />

von Heinz Peter, Ehrenvorsitzender TVD<br />

Das von der Politik inflationär<br />

gebrauchte Wort Solidarität<br />

hat einen erheblichen Wandel<br />

in der Begriffsdeutung erleben<br />

müssen. Der Begriff Solidarität wird<br />

in vielfältiger Weise verwendet. Er<br />

bezeichnet unter anderem eines der<br />

Grundprinzipien des menschlichen<br />

Zusammenlebens. Deshalb habe ich<br />

mich mit meinen Kollegen zusammengetan,<br />

um diese solidarische<br />

Hilfe des <strong>Taxi</strong>gewerbes abzufragen.<br />

Heute kann kaum noch jemand richtig<br />

einordnen, wie Solidarität zu definieren<br />

ist. Viele Menschen meinen<br />

Solidarität zu praktizieren, wissen<br />

und verstehen davon aber nichts. In<br />

früheren Zeiten war Solidarität stark<br />

mit der Gleichheit der sozialen Lage<br />

und einer Gemeinschaft des Handelns<br />

verbunden. Die Veränderung<br />

der Bedeutung lässt sich gut von der<br />

Politik über das Gemeinwesen bis<br />

hin in diesbezügliche Stiftungen und<br />

das Vereinsleben erkennen.<br />

Ein gutes Beispiel dafür ist unser<br />

Berliner Kollege und Sportsfreund<br />

Günter Böhm (<strong>Taxi</strong>-Sportverein-<br />

Berlin 63 e.V., TSB), der bei einem<br />

Urlaub im Sommer 2006 in<br />

Schweden verunglückte und seit dieser<br />

Zeit zu <strong>100</strong> Prozent querschnittsgelähmt<br />

ist. Das bedeutet, er kann<br />

nur noch seine Augen bewegen.<br />

Bereits in der Ausgabe von <strong>Taxi</strong>-<br />

<strong>Aktuell</strong> 12/2007 berichtete der TVD-<br />

Vorstand über diesen schweren<br />

Schicks<strong>als</strong>schlag. Auch weitere<br />

Fachzeitschriften nahmen sich dem<br />

Thema an.<br />

Als TVD-Ehrenvorsitzender und Vorstandsmitglied<br />

des TSB habe ich<br />

mich zusammen mit meinen<br />

06 / 2008 taxiaktuell<br />

Heinz Peter verlost die Tombolapreise für den guten Zweck.<br />

Kollegen dieser Problematik angenommen<br />

und wollte die solidarische<br />

Hilfe des <strong>Taxi</strong>gewerbes dabei in<br />

Anspruch nehmen. Denn aus dem<br />

Gedanken der Solidarität war bereits<br />

1928 eine erste deutsche <strong>Taxi</strong>stiftung<br />

ins Leben gerufen worden. Die<br />

Satzung der Stiftung aus dem <strong>Jahre</strong><br />

1928 belegt eindeutig die dam<strong>als</strong><br />

noch gelebte Solidarität. Sie symbolisiert<br />

eine Solidarität der Gesinnung<br />

(Einheitsbewusstsein), eine Solidarität<br />

des Handelns (gegenseitige<br />

Hilfsbereitschaft) und eine Interessen-Solidarität<br />

(die durch Interessengleichheit<br />

in einer bestimmten<br />

Situation wirksam sein sollte).<br />

Die Soziologie spricht auch von<br />

mechanischer Solidarität, einer<br />

Solidarität, die auf vorgegebenen<br />

gemeinsamen Merkmalen einer<br />

Gruppe beruht (z.B. wir Deutschen,<br />

wir <strong>Taxi</strong>fahrer…)<br />

Leider erhielt ich aber gerade von<br />

den zwei in Deutschland existierenden<br />

<strong>Taxi</strong>stiftungen, die unter dem<br />

Begriff der Solidarität gegründet<br />

wurden, Ablehnungsbescheide. Hier<br />

ist an erster Stelle der Gustav-<br />

Hartmann-Unterstützungsverein zu<br />

nennen, der nach mehreren Morden<br />

an und einigen Überfällen auf<br />

<strong>Taxi</strong>fahrer zwecks Hilfe zur<br />

Selbsthilfe in den 60er gegründet<br />

wurde. Das Gewerbe wollte mit dieser<br />

Stiftung das Sammeln von<br />

Spenden auch auf Wirtschaftsbranchen<br />

rund um das <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />

erweitern und auch bargeldlose<br />

Spenden aus der Bevölkerung<br />

ermöglichen. Eine zweite Stiftung<br />

wurde 1991 in Stuttgart von Peter<br />

Kristan <strong>als</strong> <strong>Taxi</strong>stiftung Deutschland<br />

gegründet, gefördert und bekannt<br />

gemacht. 1993 wurde Sie unter gleichem<br />

Namen in den BZP überführt.<br />

taxiaktuell 06/2008<br />

27


taxiaktuell 06/2008<br />

28<br />

Wolfgang Derm, TVD Vorstandsmitglied und Aufsichtsrat der Stuttgarter <strong>Taxi</strong>zentrale, verlost den von der Stuttgarter<br />

<strong>Taxi</strong>zentrale gespendeten Flachbildfernseher.<br />

Leider wurde der Gründer, (entgegen<br />

der mündlichen Absprache) auf<br />

Vorschlag des Vorsitzenden der Z-<br />

Gruppe, durch den damaligen BZP<br />

Vize und ab 1995 BZP- Präsidenten<br />

abgelöst und von diesem ersetzt.<br />

Entsprechende Anträge an beide<br />

Stiftungen wurden in der Hoffnung<br />

auf Hilfe für Günter Böhm gestellt.<br />

Diese Hoffnung war nicht unbegründet,<br />

denn schon in der<br />

Gründungsurkunde der ersten deutschen<br />

Stiftung wurde am 3. Juli 1928<br />

einst festgeschrieben: „Die Stiftung<br />

hat den Zweck, alten verdienten,<br />

unschuldig in Not geratenen<br />

Angehörigen des Berliner Droschkengewerbes<br />

Unterstützung zu<br />

gewähren.“ Besondere Hoffnung<br />

setzten wir auf den Passus „unschuldig<br />

in Not geraten“. Eine solidarische<br />

Haltung erwarteten wir auch aufgrund<br />

der Tatsache, dass weder die<br />

Berufsgenossenschaft, noch eine<br />

Privatunfallversicherung Hilfe leisten<br />

werden, denn es handelte sich<br />

ja nicht um einen Berufsunfall, und<br />

für die private Absicherung hat<br />

heute kein <strong>Taxi</strong>fahrer mehr die finanziellen<br />

Mittel.<br />

Der Gustav-Hartmann-Unterstützungsverein<br />

bzw. die Stiftung lehnte<br />

unseren Antrag und jegliche<br />

Unterstützung mit dem Hinweis auf<br />

die Satzung und die Tatsache, dass es<br />

sich um keinen Berufsunfall handle,<br />

ab. Der BZP meldete sich zum Vorfall<br />

überhaupt nicht, obwohl der<br />

Vorsitzende der Hartmann-Stiftung<br />

im Vorstand des BZP sitzt. War das<br />

alles, was ein <strong>Taxi</strong>verband in Sachen<br />

Solidarität zu bieten hat? Oder muss<br />

ein Kollege erst im Dienst ermordet<br />

werden, damit satzungsgerecht und<br />

öffentlichkeitswirksam geholfen<br />

werden darf? Man kann sich hier nur<br />

noch mit den Worten von Wilhelm<br />

Busch trösten: „Doch mit des<br />

Geschickes Mächten, ist kein ewig<br />

Bund zu flechten“.<br />

Da sollten sich die großen<br />

Gewerbevertreter mal ein Beispiel<br />

am langjährigen Vorsitzenden Peter<br />

Kristan nehmen. Bei einem<br />

Telefongespräch deutete ich an, dass<br />

eine solidarische Hilfsleistung von<br />

den Stiftungen nicht zu erwarten ist<br />

und noch nicht genügend finanzielle<br />

Mittel für die benötigten technischen<br />

Hilfsleistungen zusammengekommen<br />

sind. Innerhalb von drei<br />

Tagen organisierte Peter Kristan<br />

dann eine Tombola zu Gunsten von<br />

Günter Böhm auf dem <strong>Taxi</strong>tag der<br />

AMI Leipzig. Innerhalb dieser drei<br />

Tage wurden telefonisch in der<br />

<strong>Taxi</strong>industrie und bei Freunden des<br />

Gewerbes Sachspenden in einem<br />

Warenwert von ca. 10.000 Euro eingeworben.<br />

Eine entsprechende<br />

Sammlung und die Tombola auf dem<br />

<strong>Taxi</strong>tag erbrachten dann eine runde<br />

Summe, die jetzt für technisches<br />

Hilfsmaterial zur Unterstützung von<br />

Günter Böhm zu Verfügung steht.<br />

Das hilfreiche Beispiel aus Stuttgart<br />

zeigt uns, das Solidarität und der<br />

Begriff „Kameradschaft“ noch Zukunft<br />

haben und von einigen Menschen<br />

auch noch vorgelebt werden.<br />

Vielleicht erreichen wir auch noch<br />

durch die Unterstützung der<br />

Leserinnen und Leser, dass die<br />

Verantwortlichen der <strong>Taxi</strong>stiftungen<br />

in Sachen Solidarität umdenken. Wir<br />

werden an gleicher Stelle weiter<br />

über den Fall berichten. Wir, der<br />

Vorstand des TSB 63, bedanken uns<br />

bei allen Unternehmen und<br />

Privatpersonen, die uns und den<br />

Kollegen solidarisch unterstützt<br />

haben:<br />

Private Spender/Sachspenden<br />

Clara Hielscher (Hamburg), Martin<br />

Berndt (Hamburg), Oliver Meißner<br />

(Bamberg), Peter Kristan (Stuttgart)<br />

Unternehmen<br />

Spenden/Sachspenden<br />

Adam Opel AG, AG Berliner<br />

<strong>Taxi</strong>zentralen Hermann Waldner /<br />

Bernd Döring, Berliner Autohaus am<br />

Nordring, Bertsch Media KG,<br />

Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltungen,<br />

Citroen, Familie Moser –<br />

Wellnesshotel Eggerwirt, Fa. Langer,<br />

Hamburger Landesverband LHT,<br />

Hansa Funk Hamburg, Herr Rüdiger<br />

Kröcher, Honda, Huss - Verlag „<strong>Taxi</strong>-<br />

Heute“, KIA, Mercedes Benz NL<br />

Stuttgart, Mercedes-Vertriebs-Organisation<br />

Deutschland, MPC-Software<br />

GmbH, Skoda, Stuttgart Marketing<br />

GmbH, TACH Hamburg, <strong>Taxi</strong> – Rent<br />

Partner, <strong>Taxi</strong>- AD Hamburg, <strong>Taxi</strong>-<br />

Zentrale Stuttgart,<br />

taxiaktuell 06 / 2008


Aufstand im TAXI RUF Köln<br />

<strong>Taxi</strong> aktuell berichtete im<br />

Oktober 2007 (2/2007) etwas<br />

länger über die kleinen und<br />

großen Probleme des <strong>Taxi</strong>gewerbes<br />

in Köln.<br />

Dabei kamen die Vorständler der<br />

wirtschaftlichen Vereinigung Kölner<br />

<strong>Taxi</strong>unternehmer e.G. nicht allzu gut<br />

davon. Doch die Kölner Unternehmer<br />

beraubten sich bisher immer<br />

06 / 2008 taxiaktuell<br />

selbst ihrer Chancen zur Veränderung,<br />

da sie sich auf keine<br />

gemeinsamen Personalvorschläge<br />

einigten und der <strong>Jahre</strong>shauptversammlung<br />

oft fern blieben.<br />

Schon dam<strong>als</strong> berichteten wir über<br />

eine agile und engagierte Dame mit<br />

ungebremstem Kölschen Gemüt, die<br />

die Arbeit der Vorstandetage sehr kritisch<br />

begleitet hat. Die Beharrlich-<br />

keit bei ihrem gewerbepolitischen<br />

Engagement hat Marianne Tollas<br />

jetzt in den Aufsichtsrat vom <strong>Taxi</strong> Ruf<br />

Köln katapultiert. In der nächsten<br />

Ausgabe werden wir uns eingehender<br />

mit der neuen Mannschaft vom<br />

Rhein beschäftigen. Der TVD<br />

wünscht auf jeden Fall Mut und<br />

Kraft für den gewerbepolitischen<br />

Neuanfang.<br />

Die engagierte Kölnerin Marianne Tollas im Gespräch mit dem Hamburger Vorstandsmitglied des HTV, Auriel Tetzlaff, beim Deutschen <strong>Taxi</strong>tag in Stuttgart.<br />

Journal des TVD - <strong>Taxi</strong> Verband Deutschland<br />

Fachblatt und Sprachrohr<br />

des deutschen <strong>Taxi</strong>- und<br />

Mietwagengewerbes<br />

taxiaktuell 06/2008<br />

29


taxiaktuell 06/2008<br />

30<br />

DEUTSCHER TAXITAG<br />

2008 BERLIN<br />

mit Unterstützung der IHK Berlin veranstaltet der<br />

TVD Bundesverband am 19. und 20. September 2008<br />

den Deutschen <strong>Taxi</strong>tag.<br />

Foto: Ludwig Erhard Haus, Berlin (Quelle: IHK Berlin)<br />

Mehr darüber in der nächsten Ausgabe!<br />

taxiaktuell 06 / 2008


Impressum<br />

taxi aktuell<br />

erscheint 4x im Jahr<br />

Auflage 20.000 Expl.<br />

Herausgeber<br />

<strong>Taxi</strong>verband Deutschland e.V. TVD<br />

Bundesverband Deutscher<br />

<strong>Taxi</strong>- und Mietwagenunternehmer<br />

Kurfürstenstraße 115<br />

10787 Berlin<br />

V.i.S.d.P.<br />

Peter Kristan<br />

Redaktion Stuttgart<br />

Peter Kristan<br />

Telefon: (0 711) 75 47 5 - 01<br />

Telefax: (0 711) 75 47 5 - 02<br />

peterkristan@t-online.de<br />

Redaktion Hamburg<br />

Martin Berndt<br />

Telefon: 0 178 470 90 64<br />

Telefax: (0 40) 24 856 43<br />

hamburger.taxenverband@hamburg.de<br />

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Gregor Strabel<br />

Telefon: 0 163 31 53 598<br />

gregor.strabel@web.de<br />

Layout, Bildbearbeitung,<br />

Gesamtherstellung<br />

Bertsch KG<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen<br />

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Telefax: (0 711) 79 79 810<br />

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Beiträge, Briefe, Manuskripte<br />

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Redaktion taxi aktuell<br />

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o. ä. erklären sich mit redaktioneller<br />

Bearbeitung einverstanden.<br />

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Ⓒ <strong>Taxi</strong>verband Deutschland e.V. (TVD)<br />

Nachdruck- auch auszugsweise<br />

- nur mit ausdrücklicher<br />

schriftlicher Genehmigung des<br />

<strong>Taxi</strong>verband Deutschland e.V.<br />

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TAXIVERBAND DEUTSCHLAND e.V.<br />

(TVD)<br />

BUNDES VERBAND DES DEUTSCHEN<br />

TAXI- UND MIETWAGENGEWERBES<br />

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