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1998 - Landzunft Regensdorf

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Vor zweihundert JahrenDie Schweiz und Zürich zur Franzosenzeitvon Hans Frei-HadornIm Louvre, der weltberühmten Bildersammlung mitten inParis, hängt ein grosses Gemälde, das eine Ansicht derStadt Zürich vom Käferberg aus zeigt. Das Bild erinnertuns nicht nur an die einst liebliche Landschaft am unteren Ende des Zürichsees, sondern auch an die Besetzungder Schweiz durch französische Truppen. Das war vor bald200 Jahren. Die Franzosen kamen im Jahr 1798 in dieSchweiz und blieben — mit Unterbrüchen — bis gegen Endedes Jahres 1802. Wegen dieser Besetzung wurde 1799die Umgebung von Zürich zweimal zum Schlachtfeld. Vorausgegangen war die französische Revolution. Mit ihr wurde die alte Ordnung, die während einigen hundert JahrenGültigkeit gehabt hatte, hinweggefegt. Es entstand eineneue Zeit; die hat sich in wesentlichen Punkten bis heutedurchgesetzt.Angesichts des Umbruchs, der uns zur Zeit beunruhigt,dürfte es von Interesse sein, zu erfahren, wie unsere Vorfahren die gesellschaftlichen Veränderungen von damalserlebt und durchgestanden haben. Die Kenntnis der Vergangenheit — in grösserem Zeitraum betrachtet — ermöglicht uns die Gegenwart besser zu verstehen.Zwei historische Ereignisse mit grosser WirkungIm zweiten Jahrtausend der christlichen Zeitrechnung,dessen Ende unmittelbar bevorsteht, ereigneten sich zweifundamentale geschichtliche Veränderungen. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts war es die Reformation,die innnert wenigen Jahren vielen Völkern Europas einneues Gesicht gab. Was bis dahin für sakrosankt gehalten wurde, erschien plötzlich in einem anderen Licht undwurde für nichtig erklärt. Eigenständiges Denken hielt Einzug. Dem Umsturz folgten lange kriegerische Auseinandersetzungen; nur knapp konnte sich die damals 13 örtige Eidgenossenschaft aus dem fast ganz Deutschlandzerstörenden Dreissigjährigen Krieg heraushalten. Nur langsam legten sich die Wellen der Glaubensspaltung.Es bahnte sich unter dem, was man als Aufklärung bezeichnet, fortschrittliches Denken an. Die Lebensumständeverbesserten sich. Die verbreitete Zuversicht verhalf zumallgemeinen Aufschwung, der am besten an der Entwicklung der Künste abgelesen werden kann. Man denke fürdie Malerei an Namen wie Rembrandt und Rubens, für dieMusik an Bach und Händel, Vivaldi, Beethoven, Mozartund Haydn, für die Literatur an Voltaire und Rousseau,Goethe und Schiller. In den Städten schufen die Architekten viele noch heute berühmte Bauwerke. Ludwig XIV, derKönig von Frankreich, verwirklichte mit dem monumentalenSchloss von Versailles seinen Traum eines Herrschaftssitzes, der alle anderen an Ausdehnung und Ausstattungübertraf. Die Phantasie in der Gestaltung der Verzierungenwar grenzenlos. Auch in der Schweiz profitierte man vomGlanz des Königreichs. Viel Geld floss in die Taschen der inFrankreich dienenden Offiziere und in die für die Truppenkontingente verantwortlichen Ratsherren. DieAuswirkungenmanifestierten sich sogar bis in unserer bäuerlichen Kultur,die — vor allem im Bernbiet — überdimesionierte Bauernhäuser hervorbrachte.Was aber in der Reformation weder Luther, Zwingli nochCalvin und im grossen Zeitalter der Aufklärung weder derfranzösische König noch der Kaiserzu schaffen vermochten,war die Befreiung der Menschen von der materiellen Abhängigkeit. Der Wohlstand blieb ungleich verteilt, es gabüberall Reiche und Arme, mehr und minder Berechtigte.Weder die Glaubensspaltung noch dieAufklärung brachteneine ausgleichende Landreform, noch eine allgemeine Mitbestimmung, geschweige denn eine Gleichstellung derBürger vor dem Gesetz. Dem einfachen Mann blieb weiterhin vieles verwehrt, und Abgaben machten ihm das Lebensauer. Wer als Untertan zur Welt kam, blieb Untertan.Der Einstieg in die RevolutionDie Philosophen des Anden Rögime schrieben, dass nichtmehr die Religion, sondern die Vernunft der Prüfstein allerWahrheit sei. Im Volk wurde das nicht nur als neue Erkenntnis, sondern auch als Aufmunterung verstanden; esbegehrte Veränderungen. Die Potentaten dachten jedochnicht daran, solche Bestrebungen zu dulden. Ludwig XIVsonnte sich in seinem Glanz und gedachte davon nichtsabzutreten, er nannte sich «Sonnenkönig» und herrschteuneingeschränkt. Von ihm stammt die Aussage: «Gott, derdie Könige über die Menschen gesetzt hat, wollte dass manmich als Gottes Stellvertreter auf Erden achte. Nur mir istdas Recht vorbehalten, über die Taten der Menschen zuurteilen. Es ist Gottes Wille, dass alle, die als Untertanengeboren sind, willenlos dem König zu gehorchen haben«.Es wardieZeitdesAbsolutismus.Alleswardem König untergeordnet, und niemand durfte sein Finanzgebahren hinterfragen.Die 28 Millionen Franzosen wurden von des KönigsGünstlingen regiert. Nicht die Gerechtigkeit, sondern alleinder Gehorsam war Richtschnur für alle Handlungen. Mit hohen Beträgen aus der Staatskasse hielten Ludwig XIV undseine Nachfolger Ludwig XV. und Ludwig XVI. das Regimeaufrecht, bis der von ihnen geplünderte Staat bankrott war.Der König versuchte, die verfahrene Situation zu retten.Der Adel, der vom Fiskus noch verschont war verweigerteihm die Unterstützung. Am 25. Mai 1787 wurde eine Sitzung des Notabelnrates der «Etats privilögiös» aufgelöst.Der König gab später deren Wunsch nach Einberufungder «Etats Gönöraux« auf den 5. Mai 1789 nach Versaillesnach, wobei die gewählten Abgeordneten ihre Beschwerdenin sogenannten «Cahiers de Dolöances» einreichen konnten.Zu den «Etats G~n~raux« gehörte neben dem Klerus unddem Adel auch der «Tiers Etat», d.h. der Dritte Stand, dienicht privilegierte Bürgerschaft. Das geplagte Volk sahMorgenröte, erkannte seine Chance und begehrte nunmehr als nur eine Steuerreform. Zum Schrecken des Königsdeklarierten sich die «Etatsgönöraux« aus der Erkennnis ihrerMachtüberlegenheit schon am 17. Juni als «konstituierende


Nationalversammlung«, d.h. als verfassungsgebendes Parlament (Konsitituante). Nun verstand der König die Weltnicht mehr; das war der Anfang vom Ende der französischen absoluten Monarchie.Nur wenige Monate später beschloss die Konstituante mit510 gegen 346 Stimmen die Verstaatlichung der Kirchengüter.Die Kirche wurde als sozial schädlich betrachtet.Selbstverständlich war damit auch die Trennung mit Romvollzogen. Im November 1790 wurde den Priestern derTreueeid auf die Zivilverfassung abverlangt. König und Papstwehrten sich vergeblich dagegen. Die Hälfte von 50000Priestern verweigerte den Schwur; sie wurden alle verbanntund verfolgt, wer nicht fliehen konnte wurde hingerichtet.Die Revolution und ihre SchreckensherrschaftDas Gerücht, es plane der König mit Hilfe der Schweizer Gardisten Paris zu besetzen, brachte das Volk in Aufruhr. DasSchlimmste war zu befürchten. Auch die «Garde Nationale«,eine Bürgertruppe, vermochte die Massen nicht zu beruhigen. So stürmten die Pariser am 14. Juli 1789 (am «QuarorzeJuillet«) die «Bastille«, ein altes Gefängnis und Symbol für dieKnechtschaft. «Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit« warnun der Schlachtruf, und die Revolution war angelaufen. VieleRevolutionäre, so die Kleinbürger, wurden «Sansculottes«geheissen, weil sie—im Gegegnsatz zum Adel—keine Kniebundhosen,sondern lange Hosen trugen. Dass die Revolution nicht mehr abzuwenden war, darüber war sich eineüberwältigende Mehrheit einig, nicht aber darüber, was ausihr werden sollte. Über die bestehenden Meinungsverschiedenheiten wurde in verschiedenen politischen Debattierclubs nun heftig diskutiert. Daraus entstanden auch Parteien.Eine nannte sich ‘>Les Montagnards«, die Bergpartei; sieunterschied sich im Vergleich zu den anderen durch einekompromisslose, radikale Haltung. Zu den etwas Gemässigteren, aber nicht minder revolutionsfreudigen, zählten die«Girondisten«, sie hatten ihren Namen von nördlich vonBordeaux gelegenen Deparement Gironde und vertratenu. a. die Meinung der Landbevölkerung. Und schliesslich diskutierten noch die Unerbittlichsten, die «Jakobiner«. IhreBezeichnung ist auf ihrenTagungsort, dasJakobiner-Kloster,zurückzuführen. Die Jakobiner verliehen der Revolution dieeigentliche Stosskraft und bestimmten weitgehend ihrenVerlauf. Doch all diesen Clubs und Parteien erwuchsenschon bald Gegenkräfte. Die erhofften sich zur Rettung derMonarchie Unterstützung aus dem Ausland. Und das nichtunbegründet, denn die übrigen europäischen Mächte beobachteten die Geschehnisse in Frankreich mit grösster Besorgnis. Sie befürchteten, der Revolutionsgeist könnte sichauch auf ihre Völker übertragen. Das bewog die österreichischen Habsburger, die Preussen, die Engländer unddie Russen, sich zu einer«Koalition«zusammenzuschliessefl.Das verschaffte den königstreuen Franzosen Aufwind.Nicht so den Revolutionären. Die waren besorgt ob derGefahr, es könnte der Druck von aussen die Revolution —unvollendet — zum Stillstand bringen. Der dadurch entstandene Zeitdruck, bewog den linken Flügel im Konvent(Nationalversammlung), der Koalition den Krieg zu erklären.Eine Eskalation war nicht mehr abzuwenden. Auch derPöbel nahm davon Kenntnis. Am 10. August 1792 zog erwiederum los, diesmal nicht gegen ein Gefängnis, sondernsein Ziel war jetzt das königliche Schloss in Paris, die Tuilerien. Die Verteidigung des Schlosses oblag dem SchweizerGarderegiment. Auf bestialische Weise wurde diese Truppeniedergemetzelt.Dem Tuileriensturm folgte die Verhaftung der Königsfamilieund die Absetzung von Ludwig XVI. Damit war das Königtumaufgehoben. Dem Monarch wurdederProzessgemacht,und am 21. Januar 1793 wurde er vor allem Volk auf der«Place de la Rövolution‘> enthauptet. Die Königin, MarieAntoinette, Schwester von Kaiser Leopold II., erfuhr am16. Oktober dasselbe Schicksal. Ihr Neffe, Franz II.,hatte zu ihrer Enttäuschung eine Intervention gegen dasTodesurteil abgelehnt. Es war die Zeit der Schreckensherrschaft(«la terreur«). Seit dem 17. September 1793 wardas Gesetz gegen die ‘>Verdächtigen« in Kraft. Skrupellossprachen der Wohlfahrtsausschuss zusammen mit demRevoltionstribunal weit über tausend Todesurteile. Alle,die in irgendeiner Weise den Revolutionsführern auffielen,wurden hingerichtet. Unter der provisorischen Regierung,die Danton präsidierte, wurden die Gegner der Montagnards in den Gefängnissen ermordet. Von den 29 Girondisten, die auf Antrag der «Montagnards» im Juni 1793 ausdem Konvent ausgeschlossen und abgeführt wurden, anvertraute das Revolutionstribunal am 30. Oktober 1793deren 21 dem Fallbeil. Doch bald rollten auch die Köpfederer, die das Köpferollen in Gang gebracht hatten. Danton wurde im April und Robespierre im Juli 1794 unter die«Rasierklinge der Nation‘>, die Guillotine, gelegt. Die Revolution «frass ihre eigenen Kinder«! Das viele Blut wurdedanach zum Ekel der Bevölkerung («la naus~e de la guillotine«). Der Höhepunkt der Revolution war erreicht, abernoch nicht überschritten.Auch die Landbevölkerung war in der Zwischenzeit mobilgeworden. Sie war von Anbeginn geteilter Meinung. DieBauern hofften, der Umsturz werde sie von ihren drückenden Abgaben befreien, während andere der Monarchienachtrauerten. Eine in der Vend~e zusammengetrommelteArmee von Royalisten verlor den Kampf gegen die Revolutionsarmee. Zu Tausenden wurden die Revolutionsgegnerabgeschlachtet und die Gegend der Vendäe wurde verwüstet. Weil die Guillotine — eine vom Arzt Guillotin zur «humanen« Tötung empfohlene Maschine—zu langsam arbeitete, ertränkte man Männer, Frauen und Kinder in der Loire.Mit dem Tod von Robespierre, dem Wiedereinzug der Girondisten in den Konvent im Herbst 1794 und der Abschaffungdes Revolutionstribunals fand die Schreckensherrschaftein Ende. Die Exekutive wurde nunmehr von fünf Direktorenausgeübt.


‘~~: /q‘~ ~I‘J~ ‘~rnc,~D~‚~ ~/\•~~1~~‘..1~ ~L ‘~~Hinrichtung von Ludwig XVI. auf der «Place de la R~voIution« (heute Place de la Concorde) am 21. Januar 1793. Zeitgenössischer Stich.Von der Revolution zur ExpansionWie bereits vermerkt, versuchte die Koalition der Osterreicher und Preussen bereits im August 1791 die Revolutionunter Druck zu setzen. Doch erst ein Jahr später marschierte deren Truppen von Süden in Richtung Paris.Geschwächt durch viele emigrierte Offiziere konnte dieRevolutionsarmee anfänglich dem Druck nicht standhalten.Bereits waren Dreiviertel des Landes in der Hand derKoalition. Daführte Frankreich 1793 die «Lev~e en masse«,die allgemeine Wehrpflicht ein. Die bisher 150000 Mannstarke Armee wurde um weitere 600 000 Mann aufgestockt. Dem Druck von aussen entstand dadurch ein Gegendruck, unter dem die Koalition zu zerbröckeln drohte.Die Preussen gaben im April 1795 auf; sie wurden nachWorms und Frankfurt zurückgedrängt. Darauf offeriertendie Franzosen allen «Unterdrückten Ländern« Freiheit undGleichheit. Die territoriale Expansion nahm ihren Anfang.Noch bevor der Konvent in Paris den Engländern und dembourbonischen Spanien den Krieg erklärte, eroberten dieFranzosen Belgien. Als dann die Koalition neu gekittet war;blies man zum zweiten Angriff. Das war aber reichlichspät, denn bereits eilte der junge, zum General beförderteNapoleon Bonaparte in Oberitalien von Sieg zu Sieg. DerPiemont und die Lombardei wurden von ihm erobert unddie letztere zur «Cisalpinischen Republik«, einem französischen Vasallenstaat, erklärt. Die Schweiz verlor an diesenneuen Staat das Veltlin. Bonapartes Drang nach Ostenwurde durch den Frieden von Campo Formio (bei Udine)vom 17. Oktober 1797 vorläufig gestoppt. Dessen ungeachtet brachten die Franzosen noch Genua und den RestItaliens unter ihr Dach. So entstanden weitere Satellitenstaaten,die «Ligurische‘~ die «Römische« und die «Parthenopäische Republik« (Neapel). Inspiriert von seinen militärischen Erfolgen zog er auch die Staatsmacht an sich.


Mit einem Staatstreich, am 9. November 1799, stürzte erdie direktoriale Regierung und begründete das vorerstdreiköpfige Konsulat, dem er als Erster Konsul vorstand.Napoleon wollte keine Republik, es strebte eine Militärdiktatur an. 1802 ernannte er sich selbst zum 1. Konsul aufLebenszeit und war somit Staatsoberhaupt. Doch selbstdiese Beförderung befriedigte seinen Ehrgeiz nicht. 1804setzte er sich in der Kathedrale Notre-Dame in Gegenwartdes Papstes die Kaiserkrone aufs Haupt. Nun war er amZiel, Paris war die Hauptstadt eines ihm untertanen Europas.Es war seine feste Überzeugung, dass die Franzosen einemkaiserlichen «Grand Empire« gegenüber einer parlamentarischen Demokratie den Vorzug geben würden. Das altrömischeReich war seine Vision.Die Besetzung der SchweizNach Abschluss der Friedensverhandlungen in CampoFormio kutschierte Napoleon auf dem Weg zum Kongressvon Rastatt quer durch die Schweiz. Er wurde in Genf,Lausanne, Liestal und Basel vom Volk als Held der Freiheit stürmisch begrüsst. Kurz danach, über die Jahreswende1798/99, wurde in aller Eile in der Schweiz die Tagsatzungnach Aarau berufen. Es sollte die Letzte sein. Diedreizehnörtige Eidgenossenschaft war ein Staatenbundvon Uneinigen.Von Frankreich bedroht, schworen die Eidgenossen feierlich, sich dem alifälligen Eindringling zu stellen.Als dann aber am 28. Januar 1798 40000 militärisch gutgedrillte Franzosen in die bernische Waadt einmarschierten,teilte sich die Bevölkerung. Die Waadtländer begrüsstendie Gleichsprachigen in der Erwartung, dadurch die bernische Herrschaft endlich loszuwerden. In der übrigenSchweiz hingegen war der Empfang unterschiedlich. Fürdie einen waren die Besetzter die Befreier während dieanderen den Franzosen nicht trauten. Die blutigen Ereignisse der Revolution hatten sie mit Misstrauen erfüllt. Ausheutiger Sicht wundert man sich, wie gering der Widerstand der alten Eidgenossen gegenüber den Okkupantenwar. Ausser den Bernern, den Freiburgern, Solothurnern,Schwyzern und Nidwaldnern haben alle dem Einmarschzugeschaut, ohne sich zu wehren. Das ist einerseitswegen den gehegten Erwartungen auf Abschaffung derFeudallasten und anderseits wegen der fehlenden militärischen Bereitschaft verständlich. Einzig Bern hatte seine Miliz kurz zuvor neu bewaffnet und ausgebildet. Wegen einemMissverständnis im eigenen Lager wurde aber der Angriffbeim Grauholz nicht zur Heldentat. Anders verlief der Einzug der Franzosen in Zürich. Unsere Regierung stand angesichts der französischen Invasion in Zugzwang zurLandschaft. Zu lange hatte man die Landbevölkerung vonder Stadt aus vom hohen Ross herab regiert. Nun lag dieAbstreifung des zünfterischen Monopols für Gewerblerausserhalb der Stadt in Griffnähe. Es war deshalb die Sorgeder Stadt, das Landvolk werde sich auf die Seite der Franzosen stellen, berechtigt. Noch fünf Jahre zuvor hatte dieRegierung einen Annäherungsversuch der Stäfener kategorisch abgeschmettert. Die Verfasser der Memorials wurden sogar eingesperrt und jetzt — angesichts der Drohungvon aussen — schnellstens wieder auf freien Fuss gesetzt.Für Stadt und Land wurde eilends gleiches Recht, die Beseitigung der Grundlasten und die Gewerbefreiheit in Aussicht gestellt. Auch wurde beschlossen, den alten Rat miteiner Landeskommission, in der die Landschaft zu dreiVierteln hätte vertreten sein sollen, abzulösen. Eine neueVerfassung war bereits in Auftrag gegeben, als kurz danach, am 5. März 1798, die Berner kapitulierten. Wie LudwigXVI. hatten auch auch die Zürcher Stadtherren den Volkswillen unterschätzt.Von Frankreich diktiertMit dem Einzug der Franzosen in Bern war die alte Eidgenossenschaft gefallen. Bereits eine Woche danach wurdedas Ancien R~gime der dreizehnörtigen Eidgenossenschaft durch die von Paris aus diktierte neue HelvetischeVerfassung ersetzt. Am 12.April verkündeten in Aarau dieVertreter von zehn Kantonen die «eine und unteilbare HeIvetische Republik». Diese war in 18 Kantone eingeteilt,alle ohne eigene Kompetenz; es waren Verwaltungsstellenund nicht mehr. Aus je acht Kantonsvertretern wurde der«Grosse Rat» Helvetiens als gesetzgebende Gewalt undaus je vier Vertretern der «Senat» zusammengestellt. DieExekutive wurde in «Direktorium» umbenannt. Sie bestandaus fünf Direktoren. Das Direktorium delegierte in jedenKanton einen Regierungsstatthalter. Aus den Bezirkenwurden Distrikte und aus den Gemeinden Munizipalitäten.Der Aufbau war streng zentralistisch, so wie er noch heutein Frankreich besteht. Allen Amtern war zudem ein Agentbeigegeben, der bedacht war, dass den Grundsätzen derRevolution nachgelebt wurde. Die Neuordnung sah vor,den Boden von allen Feudalverpflichtungen zu befreien.Das bedeutete das Ende der Zehntenabgabe. Doch nichtso, wie man gedacht hatte. Sehr bald setzte sich eine Loskaufspflicht durch. Schliesslich musste der Staat finanziert werden; wenn nicht mehr mit Naturalien von denBauern, so doch mit Geld von allen. Über die Höhe derLoskaufsbeträge lag man über einige Jahre im Streit.Noch der Bockenkrieg im Jahr 1804 war u.a. auf diese Uneinigkeit zurückzuführen.Mit der neuen Verfassung wurden die Perücken in den Kasten gelegt, es wurde der «Herr« nur noch mit «Bürger« angeredetund angeschrieben. Selbst der Herr Pfarrer war nunder ~‘Bürger Pfarrer«. «Die Gnädigen Herren» gab es nichtmehr, diese Schmeichelsitten waren abgeschafft. Bei keinem amtlichen Schreiben durfte im Briefkopf die Devise«Freiheit und Gleichheit» fehlen. Das alles lässt den weitgreifenden Umschwung als Aufbruch in eine neue Zeit erkennen. Doch auch die Medaille der «Befreier« hatte eineKehrseite. Schon bald wurde «Egalitö« nicht mehr mit«Gleichheit«, sondern mit «alle gleich elend« übersetzt.


Während die Zürcher auf dem Münsterplatz um den Freiheitsbaum tanzen,eniführen die Franzosen mit einer Kutscheden Zürcher Staatsschatz (5. Juni 1798).Zeitgenössischer Holzschnitt.Die EinquartierungenAm 28. April 1798 erreichten die ersten französischenTruppen auch das Zürcher Unterland. Als Willkommensgruss wurden da und dort Freiheitsbäume aufgerichtet(»Bäume ohne Frucht und Wurzeln»). Sogar Freiheitslindenwurden gepflanzt. Wie ein zeitloses Mahnmal steht nochheute die Linde mitten im Dorf Sünikon (Steinmaur). DasTruppenkontingent, das sich damals in unsere Dörfer undin die Stadt wälzte, war beträchtlich, ja unvostellbar. 30000Mann sollen es gewesen sein, ein Teil davon beritten. Oftwaren sie nur wenige Tage im Dorf. Aus Rümlang ist bekannt, dass sich abwechselnd 15000 Mann und 3000 Pferde im Ort aufhielten. Auch Affoltern wurde sehr stark alsQuartier benutzt und entsprechend geschädigt. Die StadtZürich zählte damals etwas über 10000 Einwohner, entsprechend geringer war die damalige Bevölkerung in denDörfern. Nach französischer Ordre war es Aufgabe derMunizipalitäten für die Verpflegung für Mann und Rossaufzukommen. Allein in den beiden ersten Monaten Aprilund Mai 1798 mussten 501120 Kilo Brot, 183312 KiloFleisch und 50000 Rationen Hafer zur Verfügung gestelltwerden. Am 28. Novemberl798 verlangte der französischeKommissär Defrance von sechs Distrikten, darunter auchvon <strong>Regensdorf</strong>, innert 48 Stunden 36000 Pfund Fleischzu liefern. Das mögen gegen 100 Kühe oder Ochsen gewesen sein. Zwanzig Ochsen wurden fristgerecht geliefert.Ein anderer «Commissair ordonnateur» verlangte am 6.Januar 1799 ultimativ 600 Zentner Getreide. Die erzwungenen Lieferungen überstiegen in allen Orten das Machbare. Die Bauern waren bald ausgeplündert. Sie standenüberall im Land nur noch im Dienst der «Fränkis«. Es wurden die Bauern von Höngg bis Schwamendingen aufge


Die «Einquartierung auf dem Lande«. Das Benehmen französischer Soldaten in einem Haus auf der Landschaft (Mai 1 798). Karikatur.Kolorierte Umrissradierung von David Hess.boten, mit «Schiff und Geschirr» am Bau der Fortifikationenvon Zürich Frondienst zu leisten. Die Chronik von Muriberichtet, wie der Ortsstatthalter eines abends aufgefordert wurde, auf morgens früh um sechs Uhr zwölf Wagen,vierspännig, bereit zu halten. Sie hätten nach Basel zu fahren,um dort Lebensmittel zu laden. Sie waren fünf Tage unterwegs. Trotz dem oft Unzumutbaren, gaben sich Ämter undBauern die grösste Mühe, den Forderungen nachzukommen. Denn wo nicht geliefert wurde, da wurde gestohlen. Undwer sich zur Wehr setzte, wurde mit Waffen bedroht. Daswiderfuhr auch dem obersten Zürcher, dem RegierungsstatthalterJ.C. Pfenninger. Als General Schauenburg am 5.Juni 1798 den zürcherischen Staatsschatz aus dem Kellerdes Grossmünsters auf bereit gestellte Wagen laden liess,versuchte er diesen Raub zu verhindern. Er wurde aberauf die bereit gestellten Bajonette verwiesen und musstezusehen, wie 822 456 Pfund in barer Münze, von einer berittenen Eskorte begleitet, auf bespannten Wagen mitDirektion Paris davon fuhren. Erst viel später wurde bekannt,dass es der Verwaltungskammer gelungen sei, kurz zuvor300 000 Pfund anderweitig zu verstecken. Das rücksichtslose und brutale Vorgehen der «Befreier» hat die letztenVerehrer der Franzosen umgestimmt. «Warum stossen unsdie gleichen Soldaten, die uns die Freiheit gegeben, in Verzweiflung und Ruin?»,fragte sogar das von den Franzoseneingesetzte Direktorium. In Dorfchroniken wird von «Kahlfrass«geschrieben. Die Früchte wurden unreif von denÄckern und ab den Bäumen geplündert. Niemand war inder Lage, diesem Räuberwesen Einhalt zu gebieten. Zahlreiche Gespräche mit General Massöna fruchteten nichts.Die Franzosen verhielten sich wie die Raubritter des Mittealters. Was die Bauern besonders schmerzte, war dieWegführung des Viehs aus den Ställen. Die Tragödien, diein solchen Fällen entstanden sind, wird mit einer Sage ausAltdorf beschrieben, die gekürzt Folgendes wiedergibt:«Ein weit abgelegenes Bergheimetli, hoch über Altdorf,wird nachmittags von drei Franzosen in Uniform aufgesucht. Die Frau war allein zu Hause. Sie wurde bedrängt,den Herd in Gang zu setzen und den Tisch zu decken. Alsder Bauer heimkam, erschrak er und versuchte die dreiSoldaten zu vertreiben. Doch mit fortschreitendem Alkoholgenuss steigerte sich deren Widerstand. Schliesslichgingen die drei in den Stall, lösten die einzigen zwei Kühevon der Kripfe. Das war zuviel für die Bauersleute. Sie wehrten sich, beide wurden erstochen. Als gegen Abend dieeinzige Tochter nach Hause kam, sah sie das Vorgefallene.Sie fiel in Ohnmacht und erwachte erst als ein weitererFranzose vor ihr stand. Sie rannte den Berg hinauf und


stürzte sich vor den Augen des Verfolgers über die Felswand.Auch der Franzose verlor das Bewusstsein und sollerfroren sein. Der Berg ist bei guter Sicht von Altdorf auszu sehen und bleibt ein Mahnmal für die Schrecken einerBesetzung mit fremden Truppen.»Die RussenNoch schlimmer als die Franzosen verhielten sich dieRussen. Unter General Korsakow standen vier Kosaken-Regimenter zu je 5000 Mann und die doppelte Anzahl Pferde, «von denen viele daneben liefen«. Sie hielten sich während rund sechs Wochen in der Umgebung der Katzenseenauf. Im Boden gefundene orthodoxe Amulette, wie sie dieKosaken und Tataren auf sich trugen, russische Münzenund Eisen von Kosakenpferden bestätigen ihren Aufenthalt in unserer Gegend. Zeitzeugen berichten, das seienhalbwilde Kriegsvölker gewesen. Die würden Baumnüssemitsamt der Schale verschlucken. Alle seien bärtig undschmutzig; und das nicht nur in der Kleidung. Im Kampf, sowird erzählt, seien sie mit Gebrüll wie Löwen auf die Franzosen losgegangen. Wem sie auf der Strasse nicht trauten,den töteten sie, und das brutal und skrupellos. Sie starbenauf dem Schlachtfeld im Glauben, nach drei Tagen bei denIhrigen zu Hause zu sein. Ihr General wurde nicht gerühmt.Sein taktisches Verhalten wurde als dumm und einfältigbeschrieben; ein Korporal hätte seine Leute besser inStellung gebracht als er. Den Kosaken wurde nachgesagt,sie seien trotz ihrer Ungebildetheit sehr schlau. Da gingeiner zur Beschlagung seines Pferdes in die Dorfschmiede.Der Schmied suchte Verstärkung, um den quirligen Gaul zubändigen. Nach getaner Arbeit streckte der Kosake demSchmied einen Batzen hin. Der war damit nicht zufrieden,worauf der Russe den Batzen wieder einsteckte und so tat,als wolle der Schmied keine Entschädigung. Zu seiner Verblüffung umarmte und küsste er den Schmied, schwangsich aufs Pferd und fort war er. Ein anderer Kosake führtehoch zu Ross einen Franzosen am Strick hinter sich her.Rov~r~a, ein erfahrener Kommandant waadtländischerTruppen, der das zufällig sah, soll sich darauf beim russischen Kommando beschwert haben, das zieme sich nichthierzulande. Er wurde aufgeklärt, dass nach russischemGesetz der gefangene Franzose dem Kosaken als Kriegsbeutegehöre und er mit ihm machen könne, was ihm beliebe. Rov~r~a gab nicht nach und unterhielt sich mit demgefangenen Franzosen. Der gestand ihm, er habe sein Brotmit dem Russen teilen wollen, worauf dieser dem Glaubenverfiel, man wolle ihn bloss auffüttern, um ihn nachher zuverspeisen. Dass sich Russen an Menschenfleisch gütlichtaten, war nicht neu. Mit Lampenöl und Essig brauten siesich ein beliebtes Getränk. Die Russen werden in den Berichten mehrmals mit der Heuschreckenplage verglichen.Wo sie durchzogen, sei alles ruiniert und geplündert, undwehe denen, die sich zur Wehr setzten. Von Disziplin in derTruppe sei keine Rede, und von der Kriegskunst hätten siekeine Ahnung. Wird ein Russe von der Truppe abgedrängt,verhalte er sich mutlos wie ein Kleinkind. Das hatte sichbeim Rückzug aus Zürich im Herbst 1799 bestätigt. Vonden Franzosen nur wenig bedrängt, hätten sie selbst dieKanonen liegen gelassen. Auch das silberne Nachtgeschirrdes Generals sei in Zürich zurück geblieben.Die Helvetische Republik als KriegsschauplatzDie kriegerischen Auseinandersetzungen in der Schweizsind bereits mit der neuen helvetischen Verfassung vom 12.April 1798 ausgelöst worden. In ihr wurden die Drei Bündenausgeklammert. Die Bündner hegten nun die Befürchtung,von den Franzosen besetzt zu werden. Dem wollten sie zuvorkommen.Sie suchten bei Österreich Unterstützung. Dasmissfiel den Franzosen. Sie forderten die Österreicher ultimativ auf, sich hinter den Inn zurückzuziehen. Die Osterreicher lehnten das ab, was Mass~na zu einem Angriffbewog. Das war der Einstieg in eine erste kriegerischeHandlung auf schweizerischem Boden. Von allen Seitenwurden die Österreicher bedrängt und schliesslich in Churzur Aufgabe gezwungen. Dieser kühne Handstreich derFranzosen mobilisierte die Österreicher. Mit einem Gegenangriffgelang es dem österreichischen Heerführer ErzherzogKarl (EHK), einem Bruder des Kaisers Franz II., die Franzosen wieder aus dem Vorarlberg zu vertreiben. Zur selbenZeit drängte der russische General Suworow auf Seitender Österreicher die Franzosen in Oberitalien bis gegenMailand zurück. Die beiden erfolgreich verlaufenen Operationen festigten — mindestens für den Moment — die Koalition der Österreicher mit den Engländern, den Russenund zeitweise auch mit den Preussen. Dadurch bestärktwurde nun Erzherzog Karl von Kaiser Franz beauftragt, dieFranzosen aus der Schweiz hinaus zu werfen. Mit einerProklamation an die besetzten Schweizer erhoffte sich Karldie Unterstützung der helvetischen Bevölkerung. Doch derAngriff verzögerte sich. Die Pause nutzte der französischeObergeneral Mass~na, der seit April die Helvetische Republik besetzt hielt, um am Milchbuck sowie am Käfer- undZürichberg Schanzen zu erstellen. Einige dieser Fortifikationen sind in den Wäldern heute noch auszumachen.Zwischen Kaiserstuhl und Steckborn liess er längs desRheins neun helvetische Kompanien aufmarschieren. Daswaren meist Zürcher und Thurgauer in fränkischen Diensten.Sie waren dem Generaladjutant Weber aus Brüttelen (BE)unterstellt. Das kriegerische Handwerk hatte Weber inFrankreich gelernt. Massöna wusste vom geplanten Vorstoss der Osterreicher aus Süddeutschland, doch wo sieden Rhein überqueren würden, war für ihn die grosse Unbekannte. Sämtliche Rheinübergänge vom Bodensee bisund mit Eglisau hatte er vorsorglich zerstört. Drei Möglichkeiten standen offen: entweder umging Erzherzog Karl denBodensee bis Lindau oder er benutzte die noch intakteBrücke bei Kaiserstuhl, oder — als dritte Variante — er bauteirgendwo eine oder mehrere Pontonbrücken. Das Legen


solcher Brücken war für das Übersetzen von bis zu 50000Mann ein sehr riskantes Unternehmen. Der Erfolg einerPontonbrücke war abhängig von der Bau- und Übersetzungszeit Sie musste in einer Nacht erstellt sein. Für eineFlussbreite von 180 m wurden wenigstens 30 schwere Tragboote benötigt. Das war auch Mass~na bekannt. Er liessdeshalb seine Truppen das Nordufer des Rheins genauestens beobachten. Würde der Bauplatz schon währendseiner Vorbereitung entdeckt, so verwandelte sich dieBrücke zur Mausefalle. Der Franzose war sich indessenbewusst, dass der Erzherzog mit verschiedenen Täuschungsmanövern versuchen würde, seine Truppen insAbseits zu locken.Die Strategie der ÖsterreicherDie Österreicher bestimmten den 14. Mai 1799 als Angriffsbeginn. Sie teilten das Heer in zwei Kommandos. 25000 Mannwurden General Hotze—einem gebürtigen Schweizer aus Richterswil — unterstellt. Er sollte aus dem Vorarlberg heraus beiFeldkirch mit Pontons über den Rhein setzen und hernachdurch dasToggenburg und über den Ricken andenZürichseeund nach Zürich gelangen. Der andere Teil, der Haupttrossmit 45000 Mann, stand unter dem Befehl des Erzherzogsselbst. SeineAufgabe war es, aus Süddeutschland ebenfallsmit Pontonbrücken bei Diessenhofen den Rhein zu überqueren. Zur Täuschung des Feindes besetzte Erzherzog Karltags zuvor Schaffhausen. Auch ihm oblag es, Zürich auf demschnellsten Weg zu erreichen. Beide Vorstösse sollten sichkurz vor Zürich zum Zangenangriff vereinen.Die beiden Brückenschläge zwischen Büsingen und demScharenwald waren nach präzisen Vorbereitungen in derNacht vom 22. auf den 23. Mai zeitgerecht gelungen. InnertStunden wurden an den beiden rechtsrheinischen Brückenköpfen enorme Erdwälle aufgeworfen, arenweise Waldungengeschlagen und Stellungen für Kanonen errichtet, um gegenjede Feindwirkung gewappnet zu sein. Vergeblich wartetenbei Kaiserstuhl, im Bachser- und im Wehntal drei französische Kavallerie-Regimenter, also etwa 4000 Berittene, umdie Übersetzer in Empfang zu nehmen, derweil bei Büsingenim Morgengrauen 65000 Österreicher — die Berittenen eingerechnet — trockenen Fusses das Rheinufer wechselten.Während General Hotze bis ins Oberland gut vorankam,lieferten die Franzosen dem Erzherzog an Thur und Glattharten Widerstand. Mass~nas Truppen konnten den übermächtigen Vormarsch zwar verlangsamen, aber nicht zumStillstand bringen. In Neftenbach kam es für eine französische Husarenpatrouille zu einem heftigen Zwischenfall. Alsdiese dort über die Nacht Einquartierung begehrte, widersetzte sich die Bevölkerung. Schon zuvor schrieb der helvetische Statthalter Pfenninge~ derdem Dorf voreinigenTageneinen Besuch abgestattet hatte: «Der einzige Ort, wo ich mitauffallender Verachtung empfangen und mit Hohn entlassenwurde, war Neftenbach.» Die Neftenbacher waren also nichtfranzosenfreundlich gesinnt; sie hatten auch keinen Freiheitsbaum errichtet. Der Streit mit den Husaren steigerte sich.Frauen, Kinderund das Vieh wurden in andere Dörfer evakuiert und gleichzeitig die in der Nachbarschaft bereits biwakierenden Österreicher um Hilfe gebeten. Die Neftenbacherkämpften mit ihren Gerätschaften, aberohne Erfolg. Schliesslich mussten auch sie ihr Dorf den Husaren überlassen, worauf diese alles, was nicht niet- und nagelfest war, plünderten und zerstörten. In einer Nacht war der Spuk vorbei, dieHusaren — gut genährt vom Vorgefundenen — ritten morgensweiter südwärts. Erzherzog Karl traf bereits am 2. Juni inKloten ein. Zur selben Zeit erreichte Hotze die Forch. Dankdem planmässig verlaufenen Anmarsch standen nun vor denToren Zürichs ?~ 000 abwehrbereite Franzosen rund 70000angreifenden Osterreichern gegenüber.Die erste Schlacht von Zürich (4.15. Juni1799)Am nächsten Morgen, in der Frühe des 3. Juni, lanciertendie Osterreicher bei Witikon einen Scheinangriff. Der eigentliche Kampf setzte jedoch erst am 4. Juni ein. Auf fünfFronten wurde gleichzeitig angegriffen: Am See entlang vonZollikon zum Seefeld, von Witikon Richtung Hottingen, ausdem Raum Dübendorf Richtung Tobelhof und Adlisberg,von Wallisellen über Schwamendingen zum Zürichbergund von Opfikon/Glattbrugg über Seebach und Oberhausen zum westlichen Zürichberg. Die Gefechte wurden unerbittlich geführt, sie dauerten den ganzen Tag über an.Die von Massöna gebauten Fortifikationen am Milchbuckund am Zürichberg versuchten die Osterreicher zu umgehen. In der Nacht mussten die Kämpfe wegen des unwegsamen waldigen Geländes an den Nordhängen des Zürichbergsund Adlisbergs eingestellt werden. Am 5. Juni, einemRegentag, ruhte der Kampf; es waren 1800 Franzosen und2500 Österreicher zu begraben. Mass~na erwartete, dasswegen dem harten Widerstand seiner Truppen die Österreicher aufgeben würden. Diese lehnten aber einen Waffenstillstand ab, worauf der Franzose einen zugleich kühnenwie auch klugen Entscheid traf. Er entschloss sich, seineTruppen in aller Stille zurückzuziehen. Um 2 Uhr des 6. Juniwollte der Erzherzog den Generalangriff auf Zürich fortsetzen, doch dem kam Mass~na zuvor. Noch vor Mitternacht gab er seinen Entschluss zum Rückzug dem verblüfften Erzherzog bekannt, und vonl Uhran marschiertendie Franzosen auf der Strasse nach Weiningen, Wettingenund dort über die Brücke auf die Westseite der Limmat.Die letzten Franzosen, die durch das Stadttor entwichen,verlangten die Frist von einer Stunde, solange müsse dasTor geschlossen bleiben. Den Torschlüssel nahmen siegleich mit. Nach abgelaufener Frist musste erst einSchlosser gesucht werden, der das Torschloss öffnete.Mit dem Abmarsch der Franzosen verliessen auch diefrankofreundlichen Bewohner mitsamt dem helvetischenRegierungsstatthalter die Stadt Der Freiheitsbaum auf demMünsterplatz wurde schon bei Morgengrauen umgelegt.Nun warZürich plötzlich in österreichischer Hand. Massöna


den verantwortlichen Generäle, was den Erzherzog bewog,sich Ende August über Deutschland zurückzuziehen. Esmussten nun Korsakow und Hotze die lange Linie vonRapperswil über Zürich und die Limmat bis Koblenzgegen Mass~na allein verteidigen.Der Brückenschlag bei DietikonNach dem Misserfolg bei Döttingen lag es nun an Massöna,den Gegenangriff zu eröffnen. Auch ihm versperrte einFluss den Weg. Er gedachte bei Dietikon über die Limmatzu setzen und die Russen von hinten anzugreifen und inZürich einzukesseln. Als Tag der Übersetzung legte er dieNacht vom 25. auf den 26. September fest, sah sich dannaber genötigt, den Angriff einen Tag früher anzusetzen.Das weil ihm bekannt geworden, der legendäre russischeGenerals Suworow sei bereits vom Gotthard her im Vormarsch. Gegen geringen Widerstand kam er durch dieSchöllenen gegen Altdort. Mass~na wollte folglich seinenPlan rasch umsetzen. Schon anfangs Juli liess er vieleBoote aus allen Gewässern der Ost- und lnnerschweizrequirieren. Selbst aus dem Neuenburgersee wurdenwelche hergeschwommen. Zur Täuschung liess er dieBoote über weite Strecken auch mit Ochsenkarren nachBrugg fahren. Damit vermittelte er dem Feind denEindruck, der Übergang finde am Zusammentluss vonLimmat und Aare statt. Zwischen Rottenschwil und Lunkhofen wurden jedoch zur selben Zeit genügend Pontonsseetüchtig gemacht. In der Nacht vom 23. auf den 24.September wurden sie reussabwärts gewässert. Bis dahinglaubten sich die Russen und Osterreicher in der Ansichtbestätigt, das die Flusstraversierung fände über die Aarestattfinde.In Bremgarten luden die Franzosen die Pontons aus derReuss auf Wagen, und im Trab gings über den Mutschellen.Eine Infanteriedivision sicherte den Transport und die Baustelle bei Dietikon. Diese lag nach heutigen Verhältnissenetwa 500 m oberhalb des Bahnhofs Dietikon. Um den unweit vom Brückenschlag liegenden russischen Beobachtungsposten nicht zu alarmieren, musste alles ohne Lärmvor sich gehen. Um fünf Uhr morgens am 25. Septemberbegann die Aktion, alles lief wie am Schnürchen. Ein Störmanöver der Russen wurde mit der Artillerie schnell zerschlagen. Vier Stunden später war eine ganze Division bereits nördlich der Limmat. Was den Österreichern kurz zuvormisslungen war, gelang hier den Franzosen. Ein grosserNaturstein am Ufer der Limmat erinnert noch heute an dieBravourleistung Massönas. Auch unter dem Arc deTriomphein Paris ist die Ortsbezeichnung «Dietikon« verewigt.Nach der Ubersetzung sammelten sich die 8000 Mann inder Gegend von Fahr. Der Haupttross eilte über Hönggnach Wipkingen, eine kleinere Truppe durchs Furttal (über<strong>Regensdorf</strong> und Milchbuck) zum Zürichberg. Wie es vor sichging, entnehmen wir der Berichterstattung von Massönaaus der NZZ vom 16. November: «Zwischen den beidenPunkten Regensberg und Zürich hatte der Feind beinaheseine ganze Macht, soviel er in dieser Gegend hatte, versammelt. General Gazan griff ihn an, tournierte durchgeschicktes Manöver das Dorf Höng, bemächtigte sichdessen. Nun begann von Würenlos bis zum Zürichbergdie Schlacht vom 25. (September). Während die GeneräleQu~tard und Bontems mit kraftvollen Anstrengungen denrechten Flügel des Feindes bis über die Glatt warfen, attakkierte General Gazan mit einem Theil seiner Brigade, dasBajonett in der Faust, die Anhöhen zwischen Höng undAffoltern und eroberte sie.» Weiter ist zu lesen: «Die Erdewar mit Todten und Verwundeten bedeckt.« Man kanndavon ausgehen, dass auch die <strong>Regensdorf</strong>er dieses Gemetzel aus nächster Nähe mitbekommen haben und esnicht so schnell vergassen. Nach diesem Morden auf demHönggerberg rückten die Franzosen auf den Käferbergund von da über den Guggach und Milchbuck auf denZürichberg und gegen die Stadt bei Oberstrass. Zur gleichen Zeit gingen die Russen gegen einen ScheinangriffMassönas siegreich auf den Üetliberg und das untereSihltal vor, wobei sie der Meinung waren, dass sich derHauptkampf da abspiele. Korsakow legte den entscheidenden Gefechten im Norden der Stadt nicht das nötigeGewicht bei, was sich für ihn verhängnisvoll auswirkte. Vorden Toren der Stadt, besonders beim Beckenhof, entspann sich ein heftiger Kampf. In der Nacht auf den 26.entschloss sich dann Korsakow zum Rückzug nach Norden, zu spät. Veranlasst hatte ihn nicht nur die Gefahr derUmzingelung, sondern auch die Nachricht vom Tod seinesMitstreiters, des österreichischen Generals Hotze (beiSchänis am 25. September). Mit Hotzes Tod wurde dieFlanke im Osten entscheidend geschwächt und damit dieLage der koaliertenTruppen auch dort hoffnungslos. HotzesFlügel zog sich nach Norden zurück. Eine Schlacht innerhalb der Stadt widersprach damaliger kriegerischer Tradition. Einen Waffenstillstand lehnte Korsakow ab und trat mitseinen bereits völlig eingeschlossenen Truppen am 26.September unter Sicherung des Milchbucks durch General Sacken den Rückzug nach Kloten an. Er wurde baldzur Flucht über Bülach nach Eglisau getrieben. Die Russen plünderten die ganze Gegend, durch die sie kamen,aus. Dazu die NZZ: «Die Niederlage der Russen war vollkommen. Noch nie hat man sich mit einer solchen Erbitterung geschlagen. Die Russen lassen sich mit einer erstaunenden Kaltblütigkeit töten, die Erde ist mit ihrenLeichnamen bedeckt.« In welchem Zustand sich die Russenmit ihrem kleineren rechten Flügel über Witikon nach derOstschweiz absetzten, entnehmen wir auch der NZZ:«Lichtensteig, 2Okt. Der Rückzug der Russen geht durchunsern Ort; es ist ein unaufhörliches Geschrei, einschrecklicherTumult; Menschen ohne Kleider, ohne Schuhe(Ende September!), die sich nur mit Mühe unter einanderverstehen und sich nach den Wegen erkundigen, ohne zuwissen, welchen sie einschlagen sollen.« Nach dem Abzug


der Russen blieben die Franzosen in Zürich zurück. Unddie Frage stellte sich gleich, wann endlich verschwindenauch sie?General SuworowAm Tag, als Korsakow den Rückzug antrat und die Franzosen wieder in den Besitz von Zürich gelangten, kam dieerwartete Verstärkung der Russen durch eine Armee von20000 Mann unter Suworow erst in Altdorf an. Im Gegensatz zu Korsakow war Alexander Wassiljewitsch Suworowein erfolgreicher und respektierter Heerführer. Er hatteeinen mühseligen und bewunderungswürdigen Marschhinter sich. Allein von Taverne, am Südhang des Monteceneri, über den Gotthard benötigte er sieben Tage bis anden Urnersee. Er trug einen ausgeklügelten Angriffsplanauf sieh. Aber in Altdorf erreichte Ihn die Nachricht vonHotzes Tod und vom Abzug Korsakows aus Zürich. Suworow stand vor einer unerwarteten Situation; den Plan,zur Verstärkung nach Zürich zu eilen, musste er vergessen.Er entschloss sich unter optimaler Kontaktvermeidung mitden Franzosen, die Schweiz ostwärts zu verlassen. DenUrnersee umging er mit seinen Truppen über den unwegsamen Kinzigpass ins Muotathal. Von dort stieg er überden Pragelpass ins Klöntal, wobei ihm da und dort französische Truppen kleinere Gefechte lieferten. In Glarusruhte er für einige Tage, bevor er den langen und verlustreichenMarsch durch das Sernftal und über den bereitsverschneiten 2400 m hohen Panixerpass ins Vorderrheintal fortsetzte. Über llanz und Chut; wo er am 10. Oktoberankam, setzte er seinen Marsch über die St. Luziensteigfort und gelangte endlich an den Bodensee. Inzwischenwurde ihm eine Meldung des Zaren übergeben, worin eraufgefordert wurde, die Übung abzubrechen und mit seinenund Korsakows Truppen nach Moskau zurückzukehren.An der Grenze Russlands löste er seine Armee auf und i~isteselbst krank nach St. Petersburg. Dort ist er am 18. Mai 1800im Alter von 70 Jahren gestorben. Das lässt den Schluss zu,dass erfür die Reise von Kempten bis nach St. Petersburgknapp fünf Monate benötigt hatte.Zurück blieb das ElendDie Russen waren weg, die Franzosen blieben. Land undLeute waren am Boden. Schon in der Zeit zwischen denbeiden Schlachten, am 26. August 1799, stand in der NZZein Bericht aus der lnnerschweiz: «Beinahe das ganzeLand ist zur traurigsten Einöde gemacht. Männer, Weiber,Kinder und Greise, alles floh vor den Franzosen in die Gebirge von Glarus; ein Theil der Entflohenen soll schon jenseits des Rheins seyn. Im Flecken Schwyz stehen mehrals 30 Häuser leer und verlassen; viele andere Dörfer sindganz ohne Bewohner; alle sind ohne Munizipalitäten undAgenten, fast der ganze Distrikt ist nun von Franzosen bevölkert und auf eine schreckbare Weise ausgeplündertund der Anarchie preisgegeben. Wenn aber die gegenwärtigeLage dieses Distrikts sehr traurig ist, so wird es diekünftige noch viel mehr seyn; die Zeit der Ernte ist da, esfehlen die Arbeitet; welche die Früchte sammeln sollen;die schon gesammelten werden von den Soldaten genommen, die Felder zertreten, das Vieh entwendet, undder Winter ist vor der Thüre.»Seit dem Einzug der Franzosen waren anderthalb Jahreverflossen. In dieser Zeitspanne haben sich rund 200 000Soldaten in der Schweiz aufgehalten. Die lagerten eineZeit lang auch im Furttal; man denke an das «Franzosenbrünneli» im Aspholz (südlich von Affoltern). Die einst beklatschten «Befreier« aus Frankreich hatten sich in dieserZeit nicht beliebt gemacht. Im Gegensatz zu den Osterreichem verlangten sie von den Munizipalitäten, dass Mannund Pferd verpflegt wurden. Von Bezahlung war keine Rede.So erstaunt es nicht, wenn die Helvetische Verwaltung inZürich von unzähligen Forderungen und Bittschriften überhäuft wurde. In diesen Briefen ist bis in Einzelheiten enthalten, was geliefert, gearbeitet und gestohlen wurde. Indiesem Zusammenhang ist ein Brief der Gemeinde Hönggbemerkenswert. Sie beklagt sich über die ungerechte Verteilung der Einquartierung. Ihr Dorf sei mit Truppen überbelastet, während <strong>Regensdorf</strong>, Watt, Dällikon und Dielsdorfvon solchen verschont geblieben sei. Zur gleichen Feststellung kommen auch die Ortschroniken von Affoltern,Rümlang, Seebach und Oerlikon. Wer die im Staatsarchivaufbewahrten Bittschriften durchgeht, kommt zumSchluss, dass unsere drei <strong>Regensdorf</strong>er Ortschaften wohlHeu und Hafer, aber nur wenig an Lebensmitteln liefernmussten. Selbst die Protokolle der Kirchgemeinde Regensdort aus den Jahren 1791 bis 1802 lassen den gleichenSchluss zu. Nur einen einzigen Hinweis auf jene schwerenZeiten ist im Protokollband des Stillstands (Kirchenpflege)von <strong>Regensdorf</strong> festzustellen: «1799, Punkt 4. BadersTochter auf dem Weyher, die ein Kind von einem Franzosenhaben soll, — soll in das Pfarrhaus berufen, darüber befraget und dann das dem Ehegericht angezeiget werden. Zugleich auch, dass noch eine solche Dirn in ihrem Hauseseye und ihre Elteren an dem züggellosen Leben ein Wohlgefallen haben.«AbbildungsnachweisS. 4,6 Zentralbibliothek Zürich, Grafische SammlungS. 7 10 Schweizerisches Landesmuseum Zürich


30 Jahre Gemeindebibliothek Regensdorl (1967—1997)von Erika HoenkeVorgeschichteBereits anfangs der sechziger Jahre war es der damaligenFreizeitkommission ein Anliegen, für <strong>Regensdorf</strong>, Watt undAdlikon eine Gemeindebibliothek einzurichten. Unter ihreminitiativen Präsidenten Jean Metz erarbeitete die Kommission ein Konzept und trat mit diesem und einem Kreditantragvon Fr. 35000.— an den Gemeinderat heran.Im Jahr 1962 wurde dieser Kredit für die Schaffung einerGemeindebibliothek von der Gemeindeversammlung gutgeheissen. Mit Elan ging die Freizeitkommission ans Werk.Schon im folgenden Jahr bestand die Aussicht, dieGemeindebibliothek im alten Schulhaus in <strong>Regensdorf</strong>einrichten zu können. Die Primarschulpflege versprach,ein ehemaliges Schulzimmer im 1. Stock zur Verfügung zustellen.Die Freizeitkommission befasste sich mit der Bücherlisteund liess Bücherregale anfertigen. Doch mitten in die Vorbereitungen traf von der Primarschulpflege eine Absageein. Das besagte Schulzimmer werde wider Erwartendoch noch für den Schulbetrieb benötigt.Die Mitglieder der Freizeitkommission gaben nicht auf. Siekauften Bücher ein und rüsteten sie aus. In einem Luftschutzkeller im Schulhaus Ruggenacher 1 konnten dieRegale samt den Büchern eingelagert werden. In Bezugauf einen Raum für die Buchausgabe hoffte man (Zitat)«auf ein Wunder».EröffnungIm Herbst 1967 ereignete sich dann das erhoffte Wunder.Die Gemeindebibliothek konnte nun doch im alten Schulhaus an der Watterstrasse 17 ihren Betrieb aufnehmen.Das ehemalige Sekundarschulzimmer im 2. Stock musstezwar mit der «Heimatkundlichen Vereinigung Furttal» geteilt werden, was jedoch der Freude über den Start derGemeindebibliothek keinenAbbruch tat. Die sechs Büchergestelle,gefüllt mit ca. 800 Büchern, fanden gut Platz indem halben Raum.Als erster Bibliothekar amtete Othmar Schnyder, Lehrer inWatt. Schon seit Jahren gehörte er der Freizeitkommissionan und hatte, zusammen mit Jean Metz, schon früh denPlan gefasst, in <strong>Regensdorf</strong> eine öffentliche Bibliothek zugründen. Mit seiner Frau und einer Mitarbeiterin betreuteer in den ersten Jahren die Bibliothek. Die (Zitat) «Freundedes Lesens» hatten Gelegenheit, zweimal pro Woche jeeine Stunde die Bibliothek zu besuchen. Als Einschreibegebühr musste Fr. 1.— bezahlt werden, und das Ausleihenkostete pro Buch 20 Rappen.Das Interesse der Bevölkerung war im ersten Jahr sehrbescheiden. Als dann vermehrt Werbung betriebenwurde, stieg der Bekanntheitsgrad der Bibliothek und mitihm die Zahl der Leser. Im Jahresbericht von 1969 konntederstolze Bibliothekar «das erste Hundert« eingeschriebener Mitglieder vermelden. Inzwischen war auch der Buchbestandauf 1441 Titel angewachsen, und neue Büchergestellemussten bestellt werden. In den folgenden Jahrenstiegen Mitglieder- und Buchbestand kontinuierlich an, sodass der Raum nicht mehr ausreichte. Als dann 1972 ineiner Juninacht noch eingebrochen und das Geld aus derKasse gestohlen wurde, drängte der Bibliothekar auf einenUmzug in ein grösseres und auch sichereres Lokal. Dochdieser Umzug musste erdauert werden.UmzugFast zwei Jahre zogen sich die Verhandlungen um denneuen Standort der Bibliothek hin. Endlich, Ende 1973,konnte der enge Raum im alten Schulhaus verlassen werden.Am 4. Januar 1974 öffnete die Gemeindebibliothek imUntergeschoss des neu erbauten Schulhauses Ruggenacher 3 an der Feldblumenstrasse ihre Tore. Der helle,90 m grosse Raum wurde zu einem Drittel von der Schulbibliothek belegt, aber auf der restlichen Fläche konnte derauf 2900TiteI angewachsene Buchbestand der Gemeindebibliothek gut präsentiert werden. Beide Bibliothekenarbeiteten selbständig, die Bücher wurden aber gegenseitig benutzt. Dank der modernen neuen Bibliothek undder guten Bücherauswahl wuchs der Mitgliederbestandim Eröffnungsjahr um 120 Personen.Herr Schnyder hatte inzwischen sechs Mitarbeiterinneneingestellt, die er pro Ausgabetag mit Fr. 10.— entlöhnte.Die Bibliotheksarbeit war als Hobby zu verstehen!Die Bibliothek wurde durch den kantonalen Förderbeitragan Jugend- und Gemeindebibliotheken sowie die EintrittsundLeihgebühren finanziert. Den Defizitbetrag übernahmdie Gemeindekasse.Das Nebeneinander von Gemeinde- und Schulbibliothekfunktionierte nach einigen Anfangsschwierigkeiten gut.Zwar liessen die Schüler oft «die nötige Sorge» beim Umgang mit den Büchern vermissen. Doch man war erfreut,dass immer mehr Schüler aus allen Schulhäusern der Gemeinde die Bibliothek besuchten.Am lOjährigen Jubiläum der Gemeindebibliothek konnteHerr Schnyder eine erfreuliche Bilanz ziehen: Der Buchbestandwar auf rund 4000 Titel angewachsen und dieMitgliederzahl auf 605 angestiegen. An 100 Ausgabetagenwurden 2005 Leserinnen und Leser bedient. Sie bezogeninsgesamt 7850 Bücher. An der Spitze der ausgeliehenenBücher stand die Unterhaltungsliteratur mit 71 %‚ gefolgtvon den Kinder- und Jugendbüchern mit 17%, den kleinsten Beliebtheitsgrad erreichten die Sachbücher mit 12%.Das Ziel des Bibliothekars, im Jahr 1980 das 800. Mitgliedbegrüssen zu können, wurde knapp verfehlt. Es wurdeaber im folgenden Jahr mit 849 eingeschriebenen Leserinnen und Leser deutlich übertroffen.Im Jahr 1982 trat Jean Metz, Initiant und Mitbegründer derGemeindebibliothek, von der Freizeitkommission zurück.Der Bibliothekar würdigte im Jahresbericht seine Verdienste um die Bibliothek.


Neue LeitungAm 13. Mai 1983 verstarb Othmar Schnyder überraschend. Seit der Eröffnung im Jahr 1967 leitete er mit vielUmsicht und Geschick die Gemeindebibliothek.Als seine Nachfolgerin wurde Annalies Bamert gewählt.Das nötige Rüstzeug zur Leitung einer Bibliothek hatte siesich mit derAbsolvierung des «Kantonalen Bibliothekarenkurses für Gemeinde- und Jugendbibliotheken« erworben.Zusammen mit vier Mitarbeiterinnen nahm sie eine Reorganisation der Bibliothek in Angriff. In der ersten Inventurseit der Gründung galt es, gleichzeitig mit der Zählung dervorhandenen und ausgeliehenen Bücher, wenig benutzteBände auszuscheiden und nicht registrierte in den Katalog aufzunehmen. In einer 2. Phase wurde die Mitgliederliste~.entrümpelt« und auf den neusten Stand gebracht.Dies alles erforderte vom Team einen zusätzlichen Arbeitsaufwand von 250 Stunden. Am Ende dieser Aktion war einkatalogisierter Buchbestand von 5712 Titeln und eineeffektive Mitgliederzahl von 408 Leserinnen und Lesernregistriert.Die Weiterbildung der Mitarbeiterinnen war der Bibliotheksleiterin ein grosses Anliegen. Sie besuchten die angebotenen Kurse der Bezirkskommission und der kantonalenBibliothekskommission. Sie besichtigten Bibliothekenund studierten deren Arbeitsweise, hörten Autorenlesungen und Literaturvorträge und reisten an Buchmessen imIn- und Ausland, um sich über die Neuerscheinungen einBild zu machen. Annalies Bamert empfahl ihren Mitarbeiterinnen auch den Besuch des Zürcher Bibliothekarenkursus, der in ca. 200 Stunden und vielen Hausaufgabenein breites Wissen über die Bibliothekarsarbeit vermittelt.Als Dienstleistung wurde einmal im Monat eine Bücherausgabeim Alters- und Pfegeheim Furttal eingeführt. DieVorlesungsnachmittage für Ältere, mit anschliessenderKaffeestunde, haben grossen Anklang gefunden. DasBibliotheksteam lud auch die Kindergärtnerinnen mit ihren«Abschlussklassen» jeweils zur Einführung in die Bibliothek ein. Die Unter- und Mittelstufenschüler wurden anVorlesenachmittagen zum Selberlesen ermuntert.Die Werbung für die Bibliothek wurde intensiviert. Am Zentrumsfest vom 1. Oktober1983 war auch die Biblio- Gen,eindebibliothekthek mit einem Stand ver- ... 0: es uectreten. Im Mitteilungsblattich weissen gueteTipvon <strong>Regensdorf</strong> erschie- Rogenodo~nen Hinweise auf Buch- Lesezeichen mit dem oGüggel«,1983ausstellungen, öffentlicheVeranstaltungen und Neuerscheinungen. Jean Metz, derMitbegründer der Bibliothek, veröffentlichte während einiger Zeit Buchbesprechungen. In dieser Zeit wurde ein5- ~r1J j- ~. ~DIe heutIge SibliotheR im alten Schulhaus Ftegensdorf-—~II~~: •~Lesezeichen mit dem «Güggel« als Signet geschaffen.Auch in allen Publikationen warb der «Güggel« für unsereGemeindebibliothek.20 Jahre GemeindebibliothekIm Jahr 1987 konnte mit einer festlich gestalteten Autorenlesungdas 20 jährige Jubiläum gefeiert werden. Im Jahresbericht der Bibliothekarin waren folgende statistischeZahlen zu lesen:1986 1987Mitgliederzahl 482 535Buchbestand 6800 7205Ausgabetage 110 111Besucherzahl 2775 3111Ausleihen 8098 9165Das Engagement des Bibliotheksteams hatte sich gelohnt,denn der Aufwärtstrend war unverkennbar.Die Finanzierung der Bibliothek hatte schon seit einigenJahren die Gemeinde übernommen. Die Leiterin erstelltejeweils im Herbst ein Budget und im Januar die Jahresrechnung zuhanden des Gemeinderates. Der Förderbeitragdes Kantons und die Erträge aus den Eintritts-, Mahn- undAusleihgebühren deckten nur noch einen kleinen Teil derAusgaben.Mit der Expansion der Bibliothek wurde der Platzmangelimmer mehrzum Problem. Hunderte von Büchern musstenausgeschieden und zwischengelagert werden. Die imselben Raum untergebrachte Schulbibliothek hatte sichauch vergrössert, und so funktionierte das Nebeneinandernicht mehr so harmonisch.Der Visitationsbericht der «Kantonalen Kommmission fürGemeinde- und Jugendbibliotheken« vom Herbst 1987zeigte folgendes auf: (Zitat) «Der Zugang zur Bibliothek istbeschildert, aber dunkel und unfreundlich. Der Bestand


ist aktuell und gepflegt, aber viel zu klein. <strong>Regensdorf</strong>braucht dringend eine der Bevölkerungszahl und Bedeutung der Gemeinde angemessene Gemeindebibliothek aneinem zentral gelegenen Ort und einen doppelt so grossenRaum mit wesentlich mehr Öffnungszeiten“.Trotzdem versuchte das Bibliothekspersonal mit Autorenlesungen, Diavorträgen und anderen öffentlichen Veranstaltungen eine breite Bevölkerungsschicht zum Besuchder Gemeindebibliothek anzuregen.BibliothekskommissionNach Auflösung der Freizeitkommission wurde am 20. Oktober l987eine Bibliothekskommission der Gemeinde unterVorsitz des damaligen Gemeinderates Dr. Felix Ringgerins Leben gerufen. Einsitz nahmen die Leiterin der Bibliothek, ein weiteres Mitglied des Bibliotheksteams sowiezwei Leser.Die Kommission war ein Glücksfall für die Bibliothek. Siearbeitete motiviert und unterstützte die Leiterin in ihrenBemühungen, der <strong>Regensdorf</strong>er Bevölkerung eine attraktive Bibliothek anzubieten. Sie war auch Ansprechpartnerfür alle Belange, wie Budget, Jahresrechnung, Anschaffungen, Neuerungen etc. Sie konnte gegebenenfalls Anträgezuhanden des Gemeinderates stellen. Das grosse Traktandum fast aller Sitzungen war der Standort einer neuenBibliothek. Trotz intensiver Suche war der Kommission biszum Ende von Dr. Ringgers Amtszeit im Jahr 1990 in dieserSache kein Erfolg beschieden. Die Objekte waren entweder zu teuer, ungünstig in der Bauweise, nicht zentralgelegen oder sie wurden von der Gemeindeversammlungabgelehnt, wie das Schaggi-Meier-Huus (Watterstrassel 8,heute Kirchgemeindezentrum der ev.-ref. Kirchgemeinde).Ein anderes wichtiges Geschäft konnte aber unter Dachund Fach gebracht werden: der Status des Bibliothekspersonals. Bis anhin wurde die Bibliotheksarbeit quasi alsFreizeitbeschäftigung angesehen. Die Leiterin und ihreMitarbeiterinnen hatten keinen Vertrag, und der Lohn wareher ein Taschengeld. Am 25. April 1989 beschloss derGemeinderat auf Antrag der Bibliothekskommission, dieszu ändern und das Bibliothekspersonal als «Funktionäreim Nebenamt« zu beschäftigen und nach den Richtliniender «Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft der Allgemeinen öffentlichen Bibliotheken« (SAB) zu besolden.Diese Anerkennung ihrer Arbeit war dem Bibliotheksteameine grosse Befriedigung und ein Anreiz, sich noch mehrfür die Gemeindebibliothek einzusetzen.Leider wurde die Bibliothekskommission 1994 mit dem Inkraftreten der neuen Gemeindeordnung aufgelöst. DasRessort Bibliothek wurde in die Betriebskommission derFreizeiztanlage (heute Gemeinschaftszentrum Roos [GZRoos]) integriert. Den Vorsitz übernahm GemeinderatHans Frei.WeiterentwicklungDie Bibliotheksleiterin und ihr Team bauten die Gemeindebibliothekweiter aus. Ihr Ziel war es, trotz der Enge desRaums ein vielfältiges Buchangebot für die Leser bereitzuhalten und es benützerfreundlich zu präsentieren. Leidermussten immer wieder Bücher aussortiert werden, umNeuerscheinungen Platz zu machen.Der Jahresbericht 1991 wies einen Bestand von 9168Büchern aus. Die Mitgliederzahl hatte sich bei 598 Personeneingependelt.Zur Freude der Leser konnten jetzt drei Öffnungszeitenangeboten werden: am Dienstag, Donnerstag und Freitagje 2 Stunden.Auf Einladung der Bibliotheksleiterin besuchte der Gesamtgemeinderatim Juni 1991 die Bibliothek, um sich selbervon der Dringlichkeit eines neuen, grösseren Lokals zuüberzeugen. Die Damen und Herren versprachen, dasProblem im Auge zu behalten.Ein Lichtblick war es, als im Anschluss an diesen Besuchdem Team ein Büroraum an der Watterstrasse 108 überlassen wurde. Jetzt mussten die neuen Bücher nicht mehram Familientisch eingebunden und katalogisiert werden.Für Annalies Bamert war Teamwork kein leeres Wort.Sie übertrug ihren Mitarbeiterinnen Verantwortung undmachte so die Bibliotheksarbeit interessanter. Jedes Mitglied des Teams betreut ein bestimmtes Ressort undbesorgt selbständig den Einkauf einer Büchersparte.Zur besseren Information der Bevölkerung erschien erstmals 1992 die Rubrik «Aktuelles aus den FurttalerBibliotheken« im Mitteilungsblatt «Furttaler«. Auch im«Zürcher Unterländer« wurde für die Bibliothek geworben.In der Freizeitanlage (GZ Roos) wurde ein Schaukastenmontiert. Dort wird seit 1991 mit wechselnden Auslagenauf die Gemeindebibliothek aufmerksam gemacht.In den Sommerferien 1992 wurde nach 10 Jahren derganze Medienbestand inventarisiert und gleichzeitig weniggelesene Bücher ausgeschieden. Ausserdem musstendie Bücher umsigniert und der jetzt gültigen Dezimalklassifikation(DK) zugeordnet werden. Die Bibliothekblieb während dieser Zeit geschlossen.Im Juli 1993 teilte die Primarschulpflege dem Gemeinderatund der Bibliothekskommission mit, dass die Gemeindebibliothekauf Ende Schuljahr 1993/94 den Raum imSchulhaus Ruggenacher 3 verlassen müsse. Die Schulebenötige ab August1994 den ganzen Raum für die Schulbibliothek.Nun galt es, in relativ kurzer Zeit eine neue Bleibe für dieGemeindebibliothek zu finden. Die Bibliothekskommission,unter ihrem damaligen Präsidenten Gemeinderat Ren~Härri, wie Frau Annalies Bamert bemühten sich sehr, einenneuen Standort zu finden. Sie prüften verschiedene Möglichkeiten. Endlich zeichnete sich eine Lösung ab. Kurzvor seinem Austritt aus dem Gemeinderat konnte Renö


thek erfreute ein Ständchen der Jugendmusik <strong>Regensdorf</strong>und die Lesung von H. R Treichler das zahlreich erschienene Publikum. Mit dem Umzug wurden verschiedeneNeuerungen eingeführt:— 5 Öffnungszeiten pro Woche (statt 3)— Jahresgebühr von Fr. 15.— für Einzelpersonen undFr. 30.— für Familien (statt Fr. 2.— für zehn Bücher).Schüler bis 16 Jahre nach wie vor gratis— Erhöhung der ersten Mahngebühr von Fr. 2.50 auf Fr. 3.—— Ein neues geniales Signet, entworfen vom <strong>Regensdorf</strong>erKünstler Horst Bohnet.Das Bibliothekst~am von 1996 (von links nach roohts: ~lsbethBrändli, Annalies Bamert, Eva Blesi, Erika Hoenke, Elisabeth Stutz).Härri mit der Primarschulpflege einen befristeten Mietvertrag für einen Raum im Parterre des Alten Schulhauses ander Watterstrasse 17 in <strong>Regensdorf</strong> aushandeln. Zwarhatte die Bibliothek an diesem Ort nicht mehr Platz zurVerfügung, dafür war die Lage mitten im Dorfkern von <strong>Regensdorf</strong> ideal. Was 1967 in diesem Haus begonnen hatte,konnte 1994 fortgesetzt werden.Erneuter UmzugDas Einrichten einer Wohnung ist schon schwierig, aber eineher tristes Schulzimmer in eine Bibliothek mit Atmosphäre umzuwandeln, die erst noch auf kleinem Raum7000 Büchern Platz bieten soll, ist mehr als problematisch.Das Bibliotheksteam, allen voran die Leiterin der Bibliothek, waren recht gefordert ob dieser Aufgabe. Aber zurFreude aller Beteiligten gelang das Kunststück. Nacheiner sanften Renovation und dem vom Gemeinderatgrosszügig bewilligten neuen Mobiliar wirkte der Raum ander Watterstrasse 17 ansprechend und freundich. Nunmussten «nur noch« die Bücher im Schulhaus Ruggenacher 3 verpackt und gezügelt werden. In den Sommerferien nahmen das Bibliotheksteam, unterstützt von Mitgliedern der Bibliothekskommision, diese Fleissarbeit inAngriff. Nach Sachgebieten getrennt und alphabetischgeordnet, wurden jeweils 30 Bücher in eine Bananenschachtelverpackt. Leider fanden in den neuen Regalennicht alle Bücher Platz. Viele mussten in einem kleinenDachraum archiviert werden.Trotzdem war das Bibliotheksteam mit dem Resultat zufrieden und auf das Echo ausdem Leserkreis gespannt.Am 16. August 1994 war es so weit: Die Türen der neuenGemeindebibliothek im Alten Schulhaus <strong>Regensdorf</strong>öffneten sich für die ersten Besucher. Nach einer kurzenAngewöhnungsphase luden die Leiterin und ihre Mitarbeiterinnen die Bevölkerung zum «Tag der offenen Tür«ein. Neben dem Rundgang durch die schöne, neue BiblioIn diesem ereignisreichen Jahr stieg der Mitgliederbestandum 227 neue Leserinnen und Leser.Dies zeigt deutlich, wie wichtig der zen- Ntrale Standort für die Bibliothek ist. Er— ~ Ufreulicherweise hielt auch im nächsten ~Jahr der Zustrom von neuen Lesern an.Besonders viele Schülerfanden den Wegin die neue, günstig gelegene Gemeindebibliothek. Sie zählen zu den aktivsten und sehr interessierten Besuchern.Am Ende des Jahres 1995 war der Mitgliederbestand auf 1000 angestiegen.Dieser Zuwachs war für das Bibliotheksteam Freude undVerpflichtung zugleich. Freude darüber, dass die Dienstleistung der Gemeindebibliothek von den Bücherfreundengeschätzt wurde und Verpflichtung, das Angebot derNachfrage entsprechend zu erweitern.Ehemalige Mitglieder des Bibliotheksteams— Othmar Schnyder Leiter 1967—83— Johanna Schnyder 1967—83— Ruth Schild 1967—84— Frau Descloux 1972—75— Heinz Schild 1973—84— Frau Martin 1974— Frau Pr~bandier 1974— Mädi Thommen 1974—78— Melanie Lorenz 1975—76— Regina Roth 1975—78— Erika Hoenke 1975—97— Silvia Hochuli 1978—87— Christian Voser 1984—86— Ursula Ehrsam 1988—92Heutige Mitglieder des Bibliotheksteams— Annalies Bamert, Leiterin ab 1978—Eva Blesiab1987— Elsbeth Brändli ab 1992— Elisabeth Stutz ab 1995— Elfie Kattnig ab 1997Signet von HorstBohnet, 1994


Die romanische Kirche von <strong>Regensdorf</strong>von Lucas WüthrichDie wenigsten Leute wissen,dass es in <strong>Regensdorf</strong> eine -weitgehend im Originalzustand erhaltene romanischeKirche gibt, obwohl ihnen das -Gebäude an sich sehr wohlbekannt ist. Gemeint ist die«Niklaus-Kapelle» oder — wiesie mehrheitlich genannt wird— die «Kapelle». Sie steht im :~Hinterdorf, direkt neben demMühlihus der evangelischreformiertenKirchgemeinde(ehemaliges Pfarrhaus) und — ..etwa zurückversetzt — hinterdem Museumsspycher. IhreAdresse lautet: Obere Mühle- ~strasse 24 (wie das Pfarrhaus).Im Regan-Zunftblatt von 1991(S. 10) wurde eine Kurzfassungihrer Geschichte gegeben. Hiersoll die Entstehung und dieEntwicklung der Kirche bis indie Gegenwart ausführlicherzur Darstellung kommen. Anlass dazu gibt die kürzlich gemachte Entdeckung, dass die in der Kirche in Spuren vorhandenen Wandgemälde nicht gotisch (um 1300), sondernromanisch (12. Jh.), also um gut ein Jahrhundert älter sindals bisher angenommen. Wandgemälde aus romanischerZeit gibt es im Kanton nur ganz wenige (z. B. in der Kapelleder ehem. Johanniter-Komturei Bubikon); die in <strong>Regensdorf</strong> könnten sogar die ältesten sein.Ansicht der renovierten Kapelle von Südosten, 1956Die Entstehungsgeschichte der Kirche liegt im Dunkel,doch lässt sie sich mit historischen Methoden aufhellen.Kunstgeschichtlich kann man das Gebäude ins spätere12.Jh. datieren. Rund 100 Jahre zuvor; um 1080, baute einFreiherr von Regensberg auf dem Moränenhügel bei derheutigen SiedlungAltburg eine Burg mit einem turmartigenBergtried. Als Vertreter des mittleren Adels benötigten dieRegensberger eine eigene Kirche. Auf der Burg selbstbefand sich nie ein Gotteshaus, auch im Burginnern gabes keine Kapelle. Jedenfalls ergaben sich bei der systematischen Ausgrabung und Renovation der Ruine von1955—57 durch Dr. Hugo Schneider vom SchweizerischenLandesmuseum dafür keine Anhaltspunkte. Der ersteRegensberger wird um 1085 archivalisch fassbar als «Lütoltde Regensperg». 1130 tritt dieser Lütolf als Gründer desKlosters Fahr wieder in Erscheinung. Die in Fahr damalsbereits bestehende Kapelle wurde von Lütolt (er wirdgemeinhin als der II. seines Namens bezeichnet) vielleichtals erste Eigenkirche verwendet. Im Stiftungsbrief desKlosters wird festgehalten, dass jedem Erstgeborenenseines Geschlechts die BurgRegensberg («castellum Reginsberch«) als Erbe zufallensolle. Dies ist die erste Nennung der Burg. Kurze Zeitspäter dürften die Regensberger als geeigneten Platz füreine näher der Burg gelegene~ Eigenkirche die Ortschaft Ober~ regensdorf bestimmt haben.<strong>Regensdorf</strong>, das schon lange- - .„ .vor den Regensbergern Bestand hatte und erstmals 870erwähnt wird, besass wohlschon seit dem 9.Jahrhunderteine Kirche. Sie war von Anfang an eine Filiale der altenMutterkirche von Höngg undwurde vom dortigen Pfarrerund seinem Helfer bedient.Die bauliche Entwicklung von<strong>Regensdorf</strong> verlief seit derJahrtausendwende zweigleisig. Unterhalb der Mühle, amMühlebach, entstand die heuteals «Hinterdorf» bezeichnete Siedlung. Sie entwickeltesich parallel zur wohl älteren, rund um die Kirche gelegeneOrtschaft, die mit dem heutigen «Vorderdorf» identisch ist.Die beiden Orte waren klein; das Hinterdorf — es umfasstenoch 1528 nur 9 Häuser — bestimmt noch kleiner als dasVorderdorf. Die Teile der Doppelsiedlung, die nicht vielmehr als 100 m auseinander lagen, hiessen seit dem 13.Jahrhundert Oberregensdorf (das Hinterdort) und Niederregensdorf (das Vorderdorf), vermutlich nach ihren Kirchen,die als «niedere« und als «obere» bezeichnet wurden.Der mächtigste Regensberger Freiherr war Lütolt IV, dersich unberechtigterweise «Comes» (Grat) nannte. Er tratdie Herrschaft 1202 an und gründete 1208 das Kloster Rüti,war mit einer Kyburgerin verheiratet und starb 1218 aufeinem Kreuzzug im Heiligen Land. Als Stifter der oberenKirche in <strong>Regensdorf</strong> kommt er zwar in Betracht, abernicht so sehr wie sein Vorgänger, bei dessen Identifikationuns allerdings die Geschichte im Stich lässt. Die ZeitLütolfs III. als Freiherr auf der Altburg erstreckt sich vonca. 1132 bis 1202, was für die Herrschaft einer Person zulang ist. Man hat Lütolf III. deshalb zweigeteilt: in einenLütolf III. und einen Lütolf lila. Der letztere, der in der 2.Hälfte des 12. Jh. regierte, wird am ehesten Stifter undBauherr der oberen Kirche gewesen sein. Er war vermutlich verheiratet mit einer Freifrau Judenta von Krenkingen.Auf einem der romanischen Wandgemälde in der Kircheist ein Stifterpaar dargestellt, das wir mit Lütolf lila. gleichzusetzen geneigt sind.


Ansivht der Kapeii~ vc~n~ Zt~n~ 1~1Die Oberregensdorfer Kirche hatte keinen Vorgänger, siewar ein Neubau auf bis dahin unbebautem Land. Die Bauleute scheinen nicht sehr versiert gewesen zu sein, dennder freitragende Bogen zwischen Schiff und Chor missrietihnen: er ist in auffälliger Weise nicht völlig rund. Ihr Bauwerk zeugt auch von grosser Einfachheit und dürfte wohlziemlich schnell entstanden sein.Das Patronat der Kirche ist unbekannt. Wenn sie heute alsNiklauskapelle bezeichnet wird, so ist das eine Hypothese oder eine Verwechslung mit der heutigen Pfarrkirche,die nachgewiesenermassen dem Hl. Nikolaus von Myrageweiht ist. Der Flurname St. Niklaus am Ostrand der Langfurren geht auf das Kirchengut von Niederregensdorf zurück, das dort über eine Zeig verfügte. Die Bezeichnung»Reginlikapelle«, die der Denkmalpfleger Dr. Walter Drackgebrauchte, ist bestimmt falsch.Die erste uns bekannte Erwähnung der Kirche fällt ins Jahr1280. In einer Urkunde aus diesem Jahr wird erwähnt»Heinricus sacerdos, rector superioris ecclesie in Regenstorf» (Priester Heinrich, Pfarrer an der oberen Kirche zu<strong>Regensdorf</strong>). Es ist auch von seinen Vorgängern die Rede,woraus geschlossen werden kann, dass die Kirche schoneinige Jahrzehnte vor 1280 bestanden hatte und von einemeigenen Pfarrer versehen wurde. Der Fund von Skelettenund Sargresten im März 1960 in unmittelbarer Nähe derKirche belegt, dass zu ihr ein Kirchhof — wohl von Anfangan—gehörte.Das Aussehen der Kirche ist im 16. und 18. Jahrhundertäusserlich grundlegend verändert worden (siehe unten).Als Kirche musste sie eine Glocke und einen Glockenstuhlgehabt haben, die beide in einen Dachreiter eingebautwaren. Glocke und Dachreiter fehlen heute, weshalb dasGebäude von aussen nicht als Kirche erkannt werdenkann. Uber den Verbleib der Glocke gibt es verschiedeneGeschichten, die aber wenig wahrscheinlich sind. DasMauerwerk des ganzen Gebäudes ist fast vollständig original. Das Schiff ist innen 7~4 m lang und 4,85 m breit, dieAn~i~ht ~r K~p~iie VQfl 5üdwe~Wn, Zustand 1S~1Höhe bis zur Decke beträgt ca 4,5 m, der Chor ist ohneChorbogen ca 3 m, mit dem Bogen 3,75 m lang und 2,55 mbreit, die Mauerdicke beträgt im Schnitt 90cm (der untereTeil der Westwand ist um ca. 15 cm verstärkt). Diese bescheiden anmutenden Ausmasse passen gut zu kleinenromanischen Kirchen. Sehr ähnlich in Grösse und Gestalterweist sich die etwa gleichzeitige Kapelle von DegenauBlidegg TG. Typisch romanisch sind der tonnengewölbteChor und die engen Fenster mit Rundbogen. Diejenigenim Schiff sind nach innen und aussen verjüngt, das Glasbefindet sich in einem Werkstück aus Sandstein etwa inder Mitte. Romanisch ist auch das Mauerwerk aus unbehauenen, aber etwa gleich grossen Kieselsteinen, die teilslagerhaft, teils im Fischgratverband bezw. in Ahrenform(«opus spicatum») vermauert sind, wobei die Köpfe ausdem Verputzmörtel heraustreten («pietra rasa»), auch derhorizontale (teilweise auch der vertikale) Fugenstrich, gezogen mit der Kellenecke. Diese Mauerstruktur ist an derNordaussenseite gut zu studieren. Auffällig ist die exakteAusrichtung des Gebäudes von West nach Ost. Die späterangelegten Strassenzüge verlauten anders.Vermutlich wurde die Kirche kurz nach ihrer Erbauunginnen mit Szenen aus dem neuen Testament ausgemalt.Reste der Malerei mit vier gerahmten Bildfeldern sindnoch an der Ostwand des Schiffs und an der Ostwand desChors vorhanden (siehe unten).In gotischerZeit sind eine oderzwei vollplastische Heiligenfigurenvor die Gemälde an die Ostwand des Schiffs plaziertworden.Vorhanden sind noch zwei in die Mauer eingelassenemassive Steinkonsolen. Diejenige im Norden liegt etwashöher und ist in gotischen Formen gehalten (wohl 14. oder15.Jh.), diejenige im Süden liegt etwas tiefer und ist stilistisch schwer einzuordnen (sie diente vielleicht auch nur alsAblagepodest). Die Figuren standen direkt vor zwei Bildernder Malerei und beeinträchtigten diese naturgemäss.Möglicherweise wurden die Bilder deswegen übertüncht,erstmals wohl im 15.Jh., jedenfalls vor der Reformation.


-~• . r ‚.~ —~•-•-~.~i,‚~‘,.•. 4~rDer Westeingang im Zustand von ca. 1550—1800. Die Seiten sindzum Transport grosser Fässer ausgeweitet worden.Dieser eigenartige Sachverhalt lässt sich nur durch denStilwandel von der Romanik zur Gotik erklären. Man hatdie gotischen Figuren der romanischen Malerei vorgezogen und diese vermutlich verdeckt. Nach der Refomationsind alle Malereien nochmals übertüncht worden.Was weiss man aus Archiveinträgen über die Kirche? Ineinem Schiedsspruch von 1376 wird Hermann Schultheissvon Greifensee als «Kirchherr» der oberen Kirche bezeichnet. Als Kirchherrwar er Inhaberdes Beneficiums und bezogdie Einnahmen der Stiftung (Pfründe), die geistlichen Funktionen liess er von einem durch ihn bezahlten Vikar ausüben.Das Patronatsrecht oder die Kollatur (d.h. das Recht diePfründezu verleihen und den Pfarrer zu bestimmen) hattenseit ca. 1350 die Freiherren von Landenberg-Greifenseeals Nachfolger der Regensberger inne. Sie haben dasBenficium auch an Bürgerliche verliehen, z. B. an den ebenerwähnten Hermann Schultheiss, der in einem Streit mitdem ebenfalls weltlichen Kirchherr von Höngg wegen verschiednener Zehnten aus <strong>Regensdorf</strong> den Kürzeren zog.1416 war «Rector« (Pfarrer) an der oberen Kirche BertholdGrauff. 1430 entrichtete das Frauenkloster St.Verena ander Brunngasse in Zürich vom Holz ihres Hofs in Dänikoneinen Zehnten an die obere Kirche. Deren Pfründe setztesich naturgemäss aus den Zehnten mehrerer fremderGüter zusammen und bestand meist aus Naturalien, teilweise auch aus Bargeld. Wir kennen diese Güter nurzum Teil. Einen wichtigen Teil an der Pfrund bildete dasOriginales romanisches Fenster. Südwand des Schiffs, links.~Widum», d. h. das zur Kirche gehörenden Land mit (oderohne) Hof.Die Kollatur ging von den Landenbergern 1451 an JohannSchwend den Langen, Bürger von Zürich (als Erbe seinerFrau Martha von Landenberg-Greifensee), 1458 durchVerkauf an den sagenhaft reichen Rudolf Mötteli, endlich1468 (mitsamt der Gerichtsherrschaft über <strong>Regensdorf</strong>),wiederum durch Verkauf, an die Stadt Zürich.In den Jahren 1470 und 1472 erlaubte der Bischof vonKonstanz, die Messe in der Kirche auf einem Tragaltar zufeiern, vermutlich weil der nicht fest eingebaute Altar unbrauchbar geworden war.Als Folge der Reformation wurden nach längeren Verhandlungen (auch mit dem Abt von Wettingen, der dieKollatur für Höngg und somit auch für Niederregensdorfbesass) die beiden Regensdorter Kirchgemeinden zusammengelegt. Die Vereinigung erlangte mit dem Entscheidvon Bürgermeister und Räten der Stadt Zürich vom28. September 1529 Rechtskraft. Die günstiger gelegeneund wohl grössere Kirche zu Niederregensdorf wurde zurPfarrkirche der neuen Gesamtgemeinde. Weil sie die Gemeinde nicht zu fassen mochte, wurde sie 1558/59 durcheinen grösseren Neubau ersetzt. Für die <strong>Regensdorf</strong>erPraedicanten (man nannte sie so, weil ihr Gottesdiensthauptsächlich aus der Predigt und nicht mehr aus derMessse bestand) hatte die Stadt kurz vor 1528 ein neuesPfarrhaus neben der Kapelle bauen lassen.


Osthälfte des Kellers. Boden um 1 m abgetieft. Um den Boden des1.Stocks in don Chor hinein zuziehen, wurde das Chorfensterzugemauert./7~1R ‚%:‚Blick in den Chor mit dem nach oben versetzten Chorfenster undder darunter zugermauerten originalen Fensteröffnung. Zustand1951. Gut erkennbar die Löcher in der Qstwand für die Tragbalkendes Bodens des um 1543 eingezogenen 1. Stockes.Der Boden des 1. Stocks, mit der Türe von 1543 (links).Die Kirche zu Oberregensdorf scheint vorerst als Kapelleweiter benützt worden zu sein. Der letzte Pfarrer, der siesowohl in ihrer Form als Kirche wie auch — nach 1529 —als Kapelle betreute, war Hans Schweninger. Er fiel 1531in der 2. Schlacht bei Kappel (1531), teilte sein Schicksalalso mit Zwingli. Pfarrer Johannes Hug von Höngg undsein Helfer versahen die niedere Kirche bis Ende 1528. Siewurde 1529 nach der Zusammenlegung der <strong>Regensdorf</strong>er Kichen an Hans Schweninger übergeben. 1532, nachSchweningers Tod, kam sie an Hans Müller als dem ersten für ganz <strong>Regensdorf</strong> gewählten Pfarrer. Da er dasExamen für die Pfarrer nicht bestand und zudem für ungenügend gebildet befunden wurde, musste er seinePfarrstelle mit dem Kaplan am Grossmünster NiklausLendi tauschen. Lendi blieb als Vikar vier Jahre in <strong>Regensdorf</strong>; er war vermutlich der letzte, der in der oberenKirche noch Gottesdienste abhielt. 1540 kam Jakob Zornals Pfarrer nach <strong>Regensdorf</strong>. Er hatte offenbar eineSchwäche für die Landwirtschaft, denn der Rat musstedie Gemeinde schon bald ermahnen, ihren Pfarrer nichtmehr zum Schweinehüten und zu Gemeinwerken zu verwenden. Zorn bat schon kurz nach seinem Einzug, dasseit einiger Zeit offenbar nicht mehr benützte obere‘~Kilchli nach siner Gelegenheit zu buwen». Dem Gesuchwurde entsprochen, doch fügte man der Bewilligung bei,dass das Gebäude immer zur Pfrund gehöre und niemandanders daran Anteil haben dürfe. Im sorgfältig profiliertenSturz der heute nicht mehr verwendeten Eingangstür zum1. Stock findet sich innen die Jahrzahl »1543». Das Datumkann sich nur auf den von Pfarrer Zorn veranlassten Umbau beziehen. Man hat angenommen, das Werkstückkönnte eine Spolie von der Altburg sein, die 1468 verlassen wurde, langsam zu zerfallen begann und als Steinbruch diente.


Was hat Zorn baulich an der Kirche verändert, um sie alsSpycher weiterverwenden zu können? Vorerst die erwähnte Tür, die über eine Aussentreppe erreicht wurde.Als Aufleger der Tragbalken für das eingezogene Geschosswurde neben neuen Konsolen auch die eine der beidenStandbildkonsolen vewendet. Im Innern entstanden dreiGeschosse: der Keller, der erste Stock, dessen Boden etwamit dem Ansatz des Chorbogens zusammenfiel, und dasabgeschrägte Dachgeschoss. Der Kellerboden bestandaus einem Steinbett, was auf die Nutzung des Kellers alsStall gedeutet werden kann. In die Südwand des Chorbrach Zorn ein grösseres Fenster, in der Ostwand erweiterte er das grosse Fenster um 1 m nach oben und mauertedie originale Öffnung darunter zu. Dies war offenbar notwendig, um den Boden des ersten Stockes ganz an dieOstwand ziehen zu können. Um in den Keller mehr Licht zubringen, liess er in die Nord- und Südwand je ein Fensterund in die untere Ostwand einen Fensterschlitz brechen.Auch die Westseite erhielt im ersten Stock und im Dachgeschoss je ein Fenster. Das Dach beliess er vermutlichso, wie es war, für Schiff und Chor getrennt; den Dachreiter liess er beseitigen. Zu guter letzt nahm er (vielleichtauch einer seiner Nachfolger) das steinerne Türgericht desWesteingangs seitlich bogenförmig aus, um grössereFässer in den Keller bringen zu können. Die Wandgemäldewie alles Mauerwerk im Innern (ausgenommen die Mauerdurchbrüchefür Fenster und Türe) tastete er nicht an.In diesem Zustand verblieb der Spycher wohl bis ins späte18. oder frühe 19. Jahrhundert, wo ein Pfarrer (vielleicht derbekannte Hans Georg Oeri) dem Gebäude nochmals zuLeibe rückte. Er mauerte den ausgebuchteten Westgangzu und brach dafür eine Tür in die Nordwand des Chors,die vom Pfarrhaus aus bequemer zugänglich war. Anlassdazu gab wohl das Anwachsen des Geländes an derWestseite, was den Haupteingang unbenützbar machte.Der gleichen Bauperiode zuzurechnen ist die dreieckigeAufmauerung des Ostseite bis zum Dach mit Riegelwerkund einer Fensteröffnung. Die Giebelwand über demChorbogen wurde beseitigt und der Estrichboden überdem Chor weitergeführt bis zur neuen geriegelten Ostwand.Das ganze Gebäude erhielt ein einheitliches Dachüber Schiff und Chor. Uber den schmäleren Chorteil wurdedas Dach in der Breite des Schiffs mit Flugpfette undSparren einfach weitergezogen. Die untere Dachhälftewurde mit Aufschieblingen geschleppt. Von aussen warenChor und Schiff nun nur noch schwer zu unterscheiden.Auch der zweite Bauveränderer liess die Innenwände zumGlück unberührt.Bis in die jüngere Gegenwart hört man vom Gebäude nichtsmehr. Die Vermutung, der Spycher hätte einmal als Schol(Schlachthus) der Gemeinde gedient, trifft kaum zu. ÄltereAnwohner erinnern sich, dass der letzte Pfarrer vor derRestaurierung, Valentin Jecklin (ab 1919), im Keller desBlick in den Chor, Zustand 1954. An den Stirnwänden des Schiffs jeein Wandgemälde und eine Konsole. Man beachte den nicht ganzrunden Chorbogen. Noch fehlen die Plexiglaskopien.Blick in den Chor, Zustand 1955. Über den Wandgemälden liegendie schwenkbaren Plexiglaskopien von H. Boissonnas.Spychers Geissen hielt und auf dem Heuboden dasBrennholz und die Gartengeräte gelagert hatte.1950 ersuchte die Kirchenpflege, besonders auf Initiativeihres Präsidenten Jakob Schwarz (Uhrmacher in Watt), dasKantonale Hochbauamt, die Kirche in Stand zu stellen. Sieerhielt dafür einen Kredit von Fr. 30000.— zugesprochen.Im Oktober 1951 bewilligte die Kirchgemeinde zusätzlicheinen Kredit von Fr. 8800.— für die Inneneinrichtung. VomHerbst 1953 an und mit Nacharbeiten bis 1955 wurde derverwahrloste Pfarrspycher unter der Leitung von Stadtbaumeister Heinrich Peter und der örtlichen Bauaufsicht vonBauverwalter Emil Bryner vom Hochbauamt restauriert.Regen Anteil nahm seit seiner Amtsübernahme Pfarrer Dr.Johannes Gattiker (1907—1962, im Amt seit 1951), der das


.‘ •r~:,9:jU~f~Z-~ (4 -‘~ ~~~“0Llt~ I\-~C4Kreuzigung Christi mit Maria und Johannes sowie zwei Stifterfiguren.Linke Stirnwand des Schiffs. Kopie von H. Boissonnas, 1955.Bildfeld 130 x ca. 130 cm.Anbetung des Christkinds durch die drei Weisen aus dem Morgenland. Rechte Stirnwand des Schiffs. Kopie von H. Boissonnas, 1955.Bildfeld 120 x 105 cm.


~:~rjy ~r‘-~--~--‘4Die Weisen aus dem Morgenland erkennen den grossen Stern.Ostwand des Chors, links. Kopie von H. Boissonnas, 1955.Bildfeld 123 x ca. 85cm.Die Weisen aus dem Morgenland vor Herodes.Ostwand des Chors, rechts. Kopie von H. Boissonnas, 1955.Bildfeld 120 x ca. 80 cm.


hohe Alter und die kunstgeschichtliche Bedeutung desGebäudes ebenfalls erkannt hatte. Sein und der Kirchgemeinde Ziel war es, den Bau wieder der kirchlichen Nutzungzuzuführen. Gattiker half zusammen mit seinen Konfirmanden selbst aktiv bei den Bauarbeiten mit.Zuerst wurde der Westeingang wieder freigelegt und miteinem neuen Türgericht versehen. Die nachträglich entstandene Chortür und alle nicht originalen Fenster wurdenzugemauert, an der Aussenseite die vier spätgotischenFenstergerichte aus graugrünem Sandstein aber sichtbarbelassen. DieAussentreppe im Norden riss man ab, und derdamit nutzlos gewordene Eingang ins Hochgeschoss wurde unter Belassung des datierten Türgerichts vermauert.In der ursprünglichen Höhe und am richtigen Ort wurde dasgrosse Chorfenster rekonstruiert, wobei für die äussereForm die kleinen Fensterchen im Schiff als Muster dienten.Das Dach und die Riegelwand über dem Chor beliess manaus Kostengründen bestehen, wodurch das äussere Aussehen sich nur geringfügig veränderte. Das ursprünglicheNiveau des Fussbodens war leicht zu ermittel und zurekonstruieren; im neu entstandenen, fast 1 m hohenZwischenboden wurde eine Bodenheizung eingerichtet.Das Schiff erhielt eine Flachdecke aus Holz mit Längsleisten,an der vier kleine Beleuchtungskörper diskretmontiert wurden (ehemals hängend, seit 1982 in die Deckeintegriert). Vom Altar wurden keine Spuren gefunden, auchkeine Fundamente, und man verzichtete auf die Errichtungeines neuen. Die erwähnte Erlaubnis des KonstanzerBischofs von 1470 zur Benützung eines Portatile (Tragaltars,siehe oben) lässt annehmen, dass es nie einen festen Altargegeben hat.Innen bot sich nun die Kirche wieder im Originalzustand dar.An das Schiff, dessen Masszahlen von Breite und Längesich im Verhältnis von fast genau 2: 3, von Höhe und Breite1:1 verhalten, schliesstsich dertonnengewölbte, stark eingezogene Chor an, der im inneren Grundriss (ohne denChorbogen) fast quadratisch ist und sich durch eine Stufevom Schiff absetzt. Der Chorbogen in Sichtmauerwerkaus Sandstein kommt wieder voll zur Wirkung, ebenfallsdas Chorfenster. Die Oberfläche der Nord- und Südwandzeigt stellenweise originales Mauerwerk: mit Mörtel breitausgeworfene Fugen mit Fugenstrich, wobei die Köpfeder gleichmässig grossen Kieselsteine ausgespart sind(pietra rasa).Auf die Rekonstruktion der ehemals wohl vorhandenenkleinen Empore an der Westwand wurde verzichtet (einSandsteinquader mit Nut an der Nordwand deutet daraufhin). Das Licht erhält der Raum bei Tag lediglich durchdas Chorfenster und die drei kleinen Fensterchen imSchiff (eines an der Nordwand, zwei an der Südwand). Esherrscht deswegen im Inneren eine düstere Dämmerstimmung, auch bei schönem Wetter, wobei das Chorfensterden Lichteinfall fast allein bestreitet. Die hochgelegenen Seitenfenster deuten eher auf ein frühes Baudatum.Die ähnlich gebaute Kapelle in Degenau-Blidegg(östlich von Bischofszell) wird in die Mitte des 12. Jh.datiert, was auch für die von Oberregensdorf Geltunghaben dürfte.Ein Jahr nach Abschluss der Restaurierung, am 13. Mai1956, wurde die Kapelle zusammen mit der ebenfalls restaurierten Dorfkirche feierlich eingeweiht und als Kapelleder evangelisch-reformierten Kirchgemeinde zu kirchlichemGebrauch zurückgegeben.Eine Entdeckung, die während der Restaurierung gemachtwurde, der man aber bisher zu wenig Beachtung geschenkt hat, unterstreicht die Datierung in die 2. Hälftedes 12. Jahrhunderts. Gemeint sind die «al secco» ausgeführten Wandgemälde. die von Pfarrer Gattiker zuerst freigelegt und vom Atelier des Gemälderestaurators HenriBoissonnas aus Zürich zum Teil mit Zementinjektionen imVerputz gesichert und dann fixiert wurden. Boissonnasentschloss sich zu einer neuen Methode, um den erhaltenen Bestand besser lesbar zu machen: um die noch inTeilen vorhandene Originalmalerei unverändert zu belassen,sie also nicht zu ergänzen, kopierte er alle noch erkennbaren Partien der Originalmalerei auf Plexiglastafeln, die— über die Original gelegt — die Erkennung der ursprünglichen Bilddarstellungen ermöglichen. Alles, was er irgendwie feststellen konnte, malte er in roter Erdfarbe (wiebeim Original) auf die im Mass der Bildfelder zurechtgeschnittenen Tafeln. Diese wurden in die von Schiff und Chorgebildeten Ecken beweglich befestigt, so dass sie sowohlüber die Orignale geschwenkt oder an die Längswändenangelehnt werden konnten. Die an und für sich überzeugende Methode hatte den Nachteil, dass das Plexiglasspiegelte und die Malerei dahinter vom Kondenswasserfeucht und schimmelig wurde; zudem wurde der Zweckder Tafeln meist nicht verstanden, und man empfand sieals störende Fremdkörper im Kircheninnern.1981 entfernteman die Tafeln auf Wunsch der Kirchenpflege und verbrachte sie ins Gemeindemuseum. 1997 wurden sie zurbesseren Handhabung ausstellungsmässig gerahmt understmals photographiert. Die Originalgemälde in der Kirchefallen nun (leider) kaum mehr auf.Was ist nun auf den vier erhaltenen Bildfeldern dargestellt?An der Stirnwand des Schiffs, links vom Chorbogen, befindet sich eine Kreuzigung mit Maria (links) und JohannesEv. (rechts), dazu oben rechts ein Engel, der die SeeleChristi aufnimmt. Unter dem Kreuz steht ein Gefäss zurAufnahme des Blutes des Gekreuzigten. Als Besonderheit, und für romanische Zeit eher ungewöhnlich, kniet zuFüssen des Kreuzes ein Stifterpaar, der Mann links, dieFrau rechts. Oben wurde ausgeführt, dass dafür am ehesten Lütolf lila. und seine Frau, eine Freifrau von Krenkinen, in Betracht fallen (evtl. auch Lütolf IV. und seine Frau,


~14/Detail aus der Szene ~Die Weisen aus dem Morgenland vor Herodes«. Ein König und Herodes tragen als Kopfbedeckung eine «Bügelkrone‘~./Detail. Obere Malfriese im Chor: Rautenstab und pflanzliche Ornamente.


wenn man die Gemälde nach 1200 datiert). Der Hintergrundist mit Sternen besät, oben rechts leuchtet der Mond mitGesicht.Auf der Gegenseite, rechts vom Chorbogen, erkennt manReste einer Anbetung Christi durch die Weisen (oderKönige) aus dem Morgenland (nach Matthäus 2,11). Dieeinzelnen Figuren sind nur annähernd zu bestimmen. Esscheinen die drei Weisen im Hintergrund links zu stehen,einer gross auterichtet als ihrAntührer. Vor ihnen erscheinteine kleinere, vielleicht kniende Figur. Zu Füssen der sitzenden Gottesmutter kniet eine weitere Person (König oderHirte?). Vom Christkind auf Marias Schoss ist nur noch einFuss zu erkennen. Auch diese Szene ist mit Sternen übersät. Am unteren Rand wird ein zweites Bildfeld angeschnitten; man erkennt darauf einen Engelsflügel (?) undmehrere Sterne.An der Ostwand des Chors, links und rechts vom grossenFenster, sind neben den Bildrandlinien nur noch Spurender Malerei zu erkennen. Boissonnas und Peter, die sichbisher als einzige zu den Wandgemälden geäusserthaben, erkannten auf der linken Seite die dem Stern folgenden Weisen aus dem Morgenland (nach Matthäus2,2), auf der rechten Seite die Drei Weisen vor Herodes,der ihnen befiehlt, das Kind zu suchen (nach Matthäus2,7—8).Alle Szenen sind mit breiten, zum Teil doppelt gezogenenroten Linien eingefasst. Im Schiff standen je zwei Bilderübereinander. Im Chor befand sich neben dem Fenster nurje ein Bild. Als unteren Abschluss der Malerei erkennt manTeppichdraperien, als oberen Abschluss zwei dekorativeFriese (einen aus Rauten bestehenden und darüber einenpflanzlichen). Die mit gewechselten Farben aneinandergereihten Rauten sind ein beliebtes Zierelement der Romanik.Bis vor kurzem wurden die Wandgemälde als Werke derZeit um 1300 eingestuft, demnach für frühgotisch gehalten.Neuerdings kommt nun Roland Böhmer zur überzeugenden Erkenntnis, dass sie romanisch sind und kaum nach1200 angesetzt werden können. Böhmer wird sich demnächst in einer Dissertation dazu ausführlich äussern. DreiDetails stützen seine Datierung: 1. beim Christus am Kreuzliegt ein romanischer «Viernageltypus~ vor d.h. Christusist nicht mit drei (an zwei Händen und den übereinandergelegtenFüssen), sondern mit vier Nägeln ans Kreuzgeheftet (auch die Füsse einzeln). 2. Das Kreuz weist amQuerbalken Astansätze auf. 3. Einige Figuren (am deutlichsten bei einem Weisen im Chor links) tragen eine Kopfbedeckung, die den romanischen «Bügelkronen» entspricht, welche zwischen 1150 und 1225 beim deutschenHochadel gebräuchlich waren; es gibt dazu eine ganzeReihe fast identischer Vergleichsbeispiele. Die Datierungin die Zeit kurz vor oder um 1200 stimmt grosso modo mitdem Kirchenbau überein, das heisst, dass der Bilderschmucknicht allzu lange nach dem Bau der Kirche ausgeführt worden ist. Ob die Kirche vollständig ausgemaltwar wie andere gleichzeitige romanische Kirchen, bleibtungewiss, weil ausserhalb der erwähnten Wandpartienkeine Farbspuren entdeckt worden sind.So weit noch festzustellen ist, scheinen die Gemäldequalitativ eher hochstehend zu sein; über die Herkunft desMalers und seiner Werkstatt kann allerdings nichts ausgesagt werden.Bei einer summarischen Restaurierung der Kirche1980/81 wurden die Gemälde nochmals fixiert und dieromanischen Fenster neu verglast. Für das bestimmendeChorfenster schuf der rumänische Emigrant Eugen Arvanieine sehr eindrückliches Glasgemälde. Es stellt in frei interpretierbarer Weise — in Form eines Baumes? — die Verbindung vom Diesseits zum Jenseits dar und ist in warmen Gelb- und Brauntönen gehalten. Die kleinen Fensterim Schiff sind vom gleichen Künstler aus unregelmässigenund verschiedenfarbigen Glastragmenten neu gestaltetworden. An der Eingangsseite brachte man einen Dachvorbau in Form eines hängendes Pultdachs an, der dieKirchgänger bei schlechter Witterung schützt.Seit 1956 dient die Kapelle für die verschiedensten kirchlichen Veranstaltungen: Abend- und Jugendgottesdient,Blaukreuz, Unterricht, Taufen und Trauungen, geistlicheKonzerte u.a.m. Die Gemeinde darf stolz auf dieseskunstgeschichtlich wertvolle und in seiner Art im Kantoneinzigartige Bauwerk sein. Dass es wieder wie in seinerersten Zeit ein Gotteshaus geworden ist, darf als Glücksfall betrachtet werden. Die Rettung der Kapelle zeigt, wierücksichtsvoll und verständig Behörden und Bevölkerungmit ihrem kulturellen Erbe umgehen können, wenn wirtschaftliche Interessen dies nicht verhindern.AbblldungsnachweisS.17—21 Hochbauamt des Kant. Zürich, FotodienstS. 22—23 Gemeindemuseum <strong>Regensdorf</strong>,(Fotolitho Giezendanner AG)S. 25 Roland Böhmer, Langnau a.A.S. 27 Gemeindemuseum <strong>Regensdorf</strong>


°Die Kapelle im heutigen Zustand, Ansicht von Südosten.


D‘ Wiiprobvon Emil ZollingerIch säg es jedem und au Dftich bin en Chlaus nach Note. —Ich han e Wiiprob hinder mi,s‘häd Wiisse gäh und Rote.Zwoo Stund lang hämer deguschtiertmit Auge, Gaume, Nase.Zwoo Stund lang hämer kritisiert,händ gschllds gseit und au Phrase.De erschti Tropfe tindt merz‘hell,vil z‘dunkel seig de zweit~,De dritti dunk eim nüd reel4händ zwee Experte gseit.D‘Wortfabrik und d‘Fantasie,die chönd chuum gnueg gebääre,mer redt vo runder Harmonie -s‘gici leere Wil und schweere.Er seigi z‘liecht und leider chlii,seig herb und z‘suur und z‘fad,und immer wider schänkt mer iiund bisst vom Brätli ab.Di chlllne Differänze,die wän bi mir nüd iie -ich chönti d‘Haar usschränze,ich gspür si eifach nie.Dass nüd de Idruck wird e,weckt~,ich wüssi nüüt vom Wil,han ich en eigne Trick entdeckt,en eigni Strategie:Ich sitze a mim OertIiund lose llfrig zue.Ich chäle a mim Brötliund hoffe, ich heb Rue.Und chund dänn au e Frag a mich,so bin ich nüd verläge —ich tuene lut und schnäll und s‘gIiichgrad wie die andere säge.Ich han e Wiiprob hinder miis‘häd Wiisse gäh und Rote.Ich säg es jedem und au Dir:Ich bin en Chlaus nach Note.Au ich sett öppis säge,doch fählt mer jede Muet —ich find de Saft vo Räbeganz eifach alle guet.


Einer der letzten Bauern von <strong>Regensdorf</strong> zieht fortund vergantet seine FahrhabeAm 9. Oktober lud Felix Fre4 Landwirt und Zünfterzu <strong>Regensdorf</strong>, zurfreiwilligen Versteigerung seinergesamten Fahrnis auf seinen Hof an der Affolternstrasse 35 ein. Die zuvor publizierte Gant sprachsich herum, und am Ganttag erschien denn aucheine grosse Menge von Interessenten, vor allemLandwirte aus nah und fern, aber auch Liebhabervon Bauerngerät und solche, denen irgend etwasnützlich erschien..4Gantrufer Bruno Furrer von Meisterschwanden warin seinem Element; vom fast neuen Traktor bis zurHeugabel, alles kam unter seinen Hammer undfand auch einen Käufer. Gleich nebenan an einemTisch wurde bar kassiert. Es scheint, dass sich derEntschluss, sich von sämtlicher Fahrhabe zu trennen, gelohnt hat.Felix Frei, der zuletzt vor allem als Gemüseprodu Die Gantgemeinde hinter dem Hof Affolternstrasse 35.zent sein Brot verdiente und zusammen mit seinerMutter einen viel besuchten Gemüseladen in der Scheuerneben dem Wohnhaus betrieb, sah für seinen Betriebkeine Entwicklungsmöglichkeit mehr da das Bauern mittenin einer Kleinstadt mit soviel Nachteilen verbunden war,dass nur noch der Wegzug und der Neubeginn an einemandern Ort übrig bieb. Er betreibt jetzt im Elsass, in Li~pvre(zu deutsch Leberau) im schönen Vall~e de la Liöpvretteb(westlich von S~lestat/Schlettstadt und nicht weit vonSte.Marie-aux Mines/Markirch) zusammen mit seinerPartnerin einen Landgasthot mit Hotel und Reitpferden.Auf Französisch nennt sich das bereits gut eingeführteGasthaus «Domaine d‘Estary«. Frei bereut seine Entscheidung nicht und sieht optimistisch in die Zukunft. In <strong>Regensdorf</strong> bedauert man indessen die Aufhebung des letztenLandwirtschaftsbetriebs im Ort selbst und auch das Verschwinden des Gemüseladens sowie des beliebten Gemüsestandes auf dem Zentrumsmarkt.307 ISA783ZGantrufer Furrer versteigert eben einen neuwertigen Traktor.


In memoriamWalter Hänseler 1904—1997Walter Hänseler wurde am 19April in Rafz geboren,welches auch sein Bürgerort blieb. Als er zweijährig war;zog seine Familie nach Dielsdorf, wo er mit zwei Brüdernaufwuchs. Nach Abschluss der Primar- und Sekundarschule absolvierte er eine Lehre als Elektromonteur inZürich-Oerlikon. Die ersten Berufsjahre fielen in die Krisenzeitder dreissiger Jahre, und so sah er sich gezwungen,an verschiedenen Orten zu arbeiten. Die Kriegsjahre 39 bis45 verbrachte er wie so viele andere Männer weitgehendim Aktivdienst.1947 lernte er seine spätere Frau, Grety Schärmeli, kennen.Am 25. Juni 1949 schlossen sie den Bund fürs Leben. Dieersten Jahre wohnte das Paar in Zürich-Affoltern, und dortkam am 19. Januar1951 der Sohn Urs zur Welt. Im gleichenJahr bestand Walter Hänseler seine Meisterprüfung undtrat im Herbst eine Stelle als Chefmonteur in Reinach imKanton Aargau an, wo am 16. März die Tochter Ruth geboren wurde.Da die Arbeitssituation zu jener Zeit nicht eben gut war,beschloss Walter, sich selbständig zu machen. In <strong>Regensdorf</strong> fand er geeignete Lokalitäten, und im Sommer 1954gründete er seine eigene Elektrofirma, welche später ineine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. Die Firmawuchs im Laufe der Jahre ständig und entwickelte sich zueinem blühenden Familienunternehmen. Nach 23 Jahren,1977, wurde die Firma vom Sohn Urs und der Schwiegertochter Margrit übernommen.1964 hatte Walter mit seiner Familie ein Ferienhaus inObersaxen gebaut. Der Bündner Ort wurde ihm zur zweitenHeimat, und er konnte sich dort jeweils vom Alltagsstresserholen. 1977 zog er mit seiner Frau Grety nach Horgenund 1982 übersiedelten sie nach Oberengstringen, wo erbis zuletzt wohnte. Während dieser Jahre im Ruhestandpflegte er weiterhin die Kontakte zu den Turnveteranen,zur Männerriege Oberengstringen, wo er noch einige Jahremitturnte, und zum Alpenclub «Gotthard«. Im Jahr 1970wurde er in die <strong>Landzunft</strong> ~Regan» mit dem Zunftnamen~Ohm» aufgenommen. So lange es seine Gesundheit zuliess,nahm er aktiv am Zunftleben teil und genoss die guteKameradschaft.In den letzten Jahren zog er sich wegen einigen Altersbeschwerden immer mehr zurück. Am 10. Mai 1997 verstarber im Spital Limmattal in Urdorf nach kurzer Krankheit. Inder Kirche Oberengstringen erwies ihm am 16. Mai einegrosse Trauergemeinde die letzte Ehre.Die Zunft hat in Walter Hänseler einen treuen und zuverlässigen Freund verloren; sie wird ihn nicht vergesen.


Der neue «Hirschen»Watterstrasse 9— —j0j~ki10Der alte Hirschen, 1981Im letzten Zunftblatt wurde über den Hirschen im Zusammenhang mit seinem Abbruch im Juni/Juli 1996 geschrieben. In der Zwischenzeit ist der Gasthof in der gleichenGrösse neu aufgebaut und am 10./11. Oktober1997 feierlich eingeweiht worden.Man kann den Neubau ruhig als ein Ruhmesblatt für dieBauherrin wie auch für die Gemeinde bezeichnen, dennim äusseren Erscheinungsbild ist der neue Hirschen praktisch identisch mit dem alten, und im Inneren hat man sichkeine Extravaganzen erlaubt, sondern blieb in einem derkleinen Stadt <strong>Regensdorf</strong> angemessenen, wenn auch gehobenen Rahmen. Dem Gasthof ist neu ein Hotel mit 25gemütlich eingerichteten Zimmern integriert, ohne dassman dies von aussen erkennt. Ein grosser Wurf gelangden für den Bau Verantwortlichen mit dem gewölbtenKellersaal (Architekt Hans-Rudolf Bommer). Auch dieWirtsstube mit ihrem Ofen muss hier nochmals erwähntwerden; sie steht dem «Dorf» näher als der «Stadt» unddüfte wohl wieder zu einem, vielleicht sogar zu dem gesellschaftlichen Mittelpunkt der Ortschaft werden. Im 1.Stock ist an der Stelle des früheren «oberen Stübli« einwürdiger Bankettsaal entstanden, der künftig auch derRegan-Zunft als «Zunftstube» zur Verfügung stehen wird.Wir geben hier ein Bild der Besitzertafel von 1642, die inden wieder aufgebauten grünen Kachelofen aus dem späteren 19. Jahrhundert eingesetzt ist. Die bemalte und beDer neue Hirschen, Oktober1997schriebene Kachel ist in Winterthur in der Werkstatt derberühmten Ofenkeramiker Pfau entstanden (Hafner wohlHans Heinrich II. Pfau, Maler David 1. Pfau). Die Wappenbeziehen sich auf Conrad Elsiner (mit den Initialen CE unterstrichen) und seine Frau Elisabeth Frei. Vertreter der Familie Elsiner wirteten rund 200 Jahre im Hirschen. DerGasthof hatte bis ins 16. Jahrhundert keinen Namen, sondern wurde als «Taverne» bezeichnet. Wenn er seitdemden Namen «Hirschen« trägt, so dürfte dafür die Hirschstangeim Elsiner-Wappen verantwortlich sein. Dass dieauf den früheren Besitzer hinweisende Kachel unverletztauf unserer Tage gekommen ist, gleicht einem Wunder,wenn man bedenkt, wieviele Generationen von Wirtsleuten und Gästen vor ihr gegessen und in heiterer Stimmunggetrunken haben. Zur Zeit fehlt noch das Wirtshausschild,dann ist das Tüpfelchen auf das i gekommen. Alle, die mitdem Neubau zu tun hatten, vor allem Emmy Bader undihre Tochter Elisabeth, die Gschäftsführerin, sind zum gelungenen Werk zu beglückwünschen. Die alifällige Trauerüber das Verschwinden des alten Hirschen ist vergessen.Die im Zunftblatt von 1997 (S.34 rechts) gemachten Versprechungen in Bezug auf den Neubau sind restlos gehalten, ja übertroffen worden.Zur Eröffnung des neuen Hirschen erschien im «Furttaler«Nr.42 vom 17. Oktober 1997 eine reich bebilderte und gutdokumentierte Sonderbeilage.


t~i~tif ~.‚Pl~Stt~)c~k.16Winterthurer Ofenkachel von 1642 in der Wirtsstube des Hirschen zu <strong>Regensdorf</strong>.


Verluste in <strong>Regensdorf</strong>Spycher in AdlikonWehntalerstrasse 235Die obere MühleMühlestrasse 43/ ~ [~i1~I ~‚////r,I~. ~~5‘-~-~~4~.I ~1‘ ~.7 ...‚~‘1. •L~.f~-~ ~f‘:— ‘~ “,! ‘~ ..‚1 .. ~il~~ ~1~‘~. *- . 1- ‘--‘: ≠~~*:~ -Dieses malerische Doppelgebäude stand nicht unterDenkmalschutz, und die Gemeinde konnte sich mit demGedanken, für die Erhaltung etwas aufzuwenden, nichtanfreunden. So erhielt denn der Besitzer nach einigem hinund her im Januar1996 die Bewilligung für einen grösseren Neubau. Die Liegenschaft wurden im April 1997 abgebrochen und auf dem Platz ein Block für sechs Wohnungen errichtet (Fertigstellung Frühjahr <strong>1998</strong>).Die beiden zweigeschossigen Bauten befanden sich direkt am Hang hinter der Mühle. Der linke giebelständigeTeil diente als Radhaus. Das längliche Haus besass sehrschöne auf Sicht gearbeitete Ecksteine. An der Nordwestkante, knapp unterhalb des Dachstocks, befand sichein grosser Eckstein mit der zweizeiligen Bauinschrift«1814/HG (Mühlrad) W«. Sie nimmt wohl Bezug auf Jo.4 -..Spycher des späteren 17. Jh., bis 1997 an der Wehntalerstrasse 235.Im Juni1997 wurde der sehr schöne viergeschossige Spycher neben der Liegenschaft Wehntalerstrasse 235 abgerissen. Das ehemals im Besitz von Frau Gertrud MaurerBrunner befindliche Gebäude befand sich in einemschlechten Zustand. Zusammen mit den später seitlichangebauten Schöpfen stellte es aber eine reizvolle Gebäudegruppe dar. Das Riegeiwerk erinnert in seiner Art anden Spycher in <strong>Regensdorf</strong> (oberhalb Mühleweg 17, datiert 1682). Danach lässt sich der Adliker Spycher in dasspäte 17. Jh. datieren. Die trotz lokalen Schäden vollkommen originale Erhaltung, besonders des Riegelwerks amObergeschoss und am Dachboden, des Mauerwerks imErdgeschoss (mit Lichtschlitzen) und des nur halb imBoden eingetieften Kellers, hätte Grund genug sein können, den alten Spycher zu retten. Dies um so mehr, als erniemandem im Wege stand. Der Gemeinderat verbot, inAnerkennung des historischen Werts, 1988 eine Veränderung der Bausubstanz, entliess aber 1996 das Gebäudeaus dem Inventar der schützenswerten Objekte wegender allzu schlechten Erhaltung und wegen Einsturzgefahrund willigte in den Abbruch ein.Die «Obere Mühle« im Zustand von 1996. Links das ältere Radhaus,rechts der Anbau von 1823. Nordseite.- •~‚ —-•3 . ‘,Links untere, rechts obere Mühle. Ansicht von Südwesten, 1996..;1


.‘~, ~.NA-, ‘~‘ ..-.7~~ ~—-.‘“~x ~~ ~• ‚ :~..~ ...—•__%_..~.\ ~— •‚ .. • .—~ ~~~;“-~-.-‘•‘_ ~t•~ ~ — .Bauinschrift von Johannes Gossweiler am linken Teil der«Oberen Mühle«, 1814.~ ~‘ E2 ~ ‚~9~ ~0 ~. •~;~ 2 ~ ~‘i~• ‚~ ~ !.~-.‚ 1;~.. : ~‘:~: ~b~;~ 3~, ~VI~/ ~‚• k~• “‘:‘ ~ .~ ~Die beiden 1997 gefundenen Mühlsteine aus roter Nagelfluh.Links der sehr alte, ungewöhnlich dicke Mühlstein (16. Jh. ?)‚ rechtsder etwas jüngere, normaldicke Mühlstein.hann (Hans) Gossweiler, der die Mühle von 1794—1837 zusammen mit seinem Bruder Heinrich betrieb. Im Bauschuttdes Gebäudes fand sich ein (wohl misslungenes)Werkstück mit der Jahrzahl «1813». Das schmale, tiefe undhohe Haus (Grundiss etwa 5x12m) war in den unterenTeilen wesentlich älter als diese Inschriften angeben.Der rechte traufständige Teil zeigte am Unterteil der Steinfassungeines über Eck gestellten kleinen Giebelfensterchens (an der Westseite gegen die Mühlestrasse) aucheine Bauinschrift, die sich wohl auf den Bruder HeinrichGossweiler bezieht: «18 H (Rad) GV 23». Der etwas niedrigere Bau ist demnach 1823 an die Westseite des älterenHauses angebaut worden. Beide Bauten schmiegten sichebenmässig in die steile Halde als «Obere Mühle«. Derehemalige Mühlebach lief durch das Gebäude links unddurch den Osteil der unteren Mühle hinunter zum Mühlespycher (heute Gemeindemuseum).&Im Boden etwas oberhalb der beiden Häuser kam mehrere Meter unter der Erde ein rotes Mühlrad von rundeinem Meter Dicke zum Vorschein; es ist aus einem Nagelfluhfindling herausgeschlagen worden. Unter dem Neubau selbst fand man ein weiteres Mühlrad aus ähnlichemGestein und von etwa gleichem Durchmesser, aber vonnormaler Dicke. Das ungewöhnlich dicke Mühlrad scheintvon beträchtlichem Alter zu sein; es lag unter einem massiv gebauten Sockel (dem Walzenstuhl ?).Eine Mühle bestand in <strong>Regensdorf</strong> schon im 13. Jahrhundert; sie erscheint erstmals 1415 in Urkunden. Daslinke der beiden abgebrochenen Häuser dürfte im Kernauf eine frühe Bauphase zurückgehen. Anlass zu dieserVermutung geben die mächtigen Ecksteine des unterenGeschosses, auch die dicken Mauern und der längliche,in den Hang eigesohnittene Grundriss.Das Torgebäude der alten StrafanstaltTorwegEs wurde nach dem Abbruch der Anstalt (April bis November 1995) noch fast zwei Jahre als Diensteingang fürdie Bauleute und ihre Fahrzeuge verwendet und in denletzten Augusttagen 1997 ebenfalls beseitigt.An der Erhaltung des Baus waren gewisse Kreise in <strong>Regensdorf</strong> aus lokalhistorischen Gründen interessiert, imGegensaz zur Anstaltsleitung, die eine hundertprozentiges Verschwinden der Altbauten forderte. Die Rettung imnachhinein erwies sich als unmöglich, da das Gebäudenicht in die Planung einbezogen worden war, nicht nachfinanziertwerden konnte und weil die aufwendigen Sicherheitvorkehrungen durch den sehr nahe an die neue Mauerreichenden Bau beeinträchtigt worden wären.Das Torgebäude stellte das äussere Prunkstück der altenAnstalt dar (im Innern war es die Kirche). BezeichnenderWeise verwendete es der Sozialdienst der Anstalt als Bildt$Das Torgebäude kurz nach Bauende, noch ohne den Anstaltsnamenin Bronzebuchstaben, 1901


Die Milchhütte <strong>Regensdorf</strong>Dällikerstrasse 25.1 •.Y‘ ~ ~LL~~iit~~. ~iliib ~ - iih~1I~ ~~1F~!iI!! ~I~Ji Z[_L__..I~ !~PDie Milchhütte von <strong>Regensdorf</strong>, 1930—1997.~ ~ .Das Tor zur alten Strafanstalt, Juli1997motiv für seine Glückwunschkarten. Es lag in der Hauptachseder ganzen Bauanlage und bestach durch seineausgewogenen Proportionen. Die Höhe stand zur Längeim Verhältnis von etwa 1:2; die Mittelachse wurde betontdurch das in Bossenwerk errichtete Portal (Lichtweite6x4,5 m) mit Balustrade (daran die Schrift in grossenBronzebuchstaben «KANTONALE STRAFANSTALT«) sowiedurch den Glockenstuhl. Ein Kranzgesimse trennte diebeiden Stockwerke horizontal klar voneinander. GrauerTessiner Gneis hob den Tor-Risalit auch farblich von denFlügeln ab, die mit teils gelben teils roten Sichtbacksteinen verblendet waren. Das Walmdach unterstrich dieAusgewogenheit des Baus und legte sich gleichsamschützend über ihn. Vergleicht man das Tor der neuenAnsalt mit dem der alten, so treten uns zwei Welten entgegen: hier nur anonyme Mauer, dort der staatlichpompöseSchlund zum irdischen Fegefeuer. Es ist schade,dass der mustergültige Zeuge für die hohen Ansprüche,die eine stolze Kantonsverwaltung um 1900 an ihre Zweckbauten stellte, verloren ging.Dieses zwar denkmalpflegerisch kaum erhaltenswerteGebäude an der Dällikerstrasse 25 war ein Zeuge der umdie Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg im Ort <strong>Regensdorf</strong> mit rund 20 Höfen noch blühenden Landwirt-11 1~ :~‚~1~‘,Der Vorgängerbau der MIchhütte (wohl 18. Jh.), abgebrochen 1930.Zeichnung von Gottfried Stäubli.


schaft. Die Tatsache, dass es heute nur noch drei bis vieraktive Bauernbetriebe gibt, machte die Milchhütte überflüssig. Seit vielen Jahren erfüllte sie ihren Zweck nichtmehr und war vermietet. Diejenigen, die sie ehemals täglich aufsuchten, mögen sich etwas wehmütig an sie erinnern (vgl. dazu das Gedicht «De Hüttewäg» von EmilZollinger mit Bezug auf die Watter Milchhüte, Zunftblatt1991, S.20). Die sog. «Milchsammelstelle» mit überdeckter Laderampe und «Annahmelokal» sowie Milchladen imErdgeschoss, dazu einer Wohnung in den Obergeschosen,wurde 1930 im Auftrag der Milchgenossenschaft <strong>Regensdorf</strong> erbaut und am 4.Augsut 1997 abgerissen. Der Vorgängerbau (wohl des 18. Jh.) war ein schönes kleineresRiegelhaus. An der Stelle der Milchhütte steht heute bereits ein genau gleichgrosses und bis auf die fehlendeLaderampe auch gleich ausehendes Wohnhaus.1~~ - IiRegensdOrf- Watt-Der alte Bahnhof von <strong>Regensdorf</strong>-WattHardrainstrasseEs scheint zwar vermessen, den alten Bahnhof als einenVerlust zu bezeichnen, doch mit seinem Abriss im März1997 ging eine Epoche zu Ende. Das Gebäude mussteverschwinden, weil es dem neuen Bahnhof, der 1996 direkt nebenan errichtet wurde, im Wege stand. Mit derEröffnung des neuen Bahnhofs und der Doppelspur vonOerlikon bis <strong>Regensdorf</strong>, die mit einem grossen Volksfestam Wochendne vom 31. Mai / 1. Juni gefeiert wurde, isteine neue Ara angebrochen, die das Vorhergehende sofort vergessen liess. Vorbei war es mit dem nicht ungefährlichen Uberschreiten der Gleise, dem Lösen der mitdem Datum blind abgestempelten kleinen Kartonbillette,dem schrillen Anschlagen der Bahnhofglocke.Das Stationsgebäude wurde 1876/77 für die damalige National-Bahn errichtet und zwei Jahre nach deren bereits1878 eingetretenem Konkurs von der Nordost-Bahn(NOB) Alfred Eschers übernommen. 1902 ging es an dieSBB über.Der Bau war zuerst nur eingeschossig und mit dem Güterschuppen unter einem Dach zusammengefasst. Um1907 wurde der linke Teil, das eigentliche Stationsgebäude, um ein Stockwerk vergrössert. Seither ist es — mit Ausnahme der Aussenhaut — bis zu seinem Abbruch gleichgeblieben. (Siehe auch: Regan-Zunftblatt 1987, S. 22—23,Artikel von Bruno Nyffenegger über den «Landbahnhof»).Der links neben dem alten errichtete neue Bahnhof ist architektonisch einfallslos, ein reiner Zweckbau.-~...~ „~:-~Der alte Bahnhof, kurz vor dem Abbruch im März 1997.-~ ~d~:.H~‘-~Der <strong>Regensdorf</strong>er Bahnhof im Zustand von 1877—1 907, um 1905.


Aus der Arbeit des Gemeinderates <strong>Regensdorf</strong> im Jahr 1997von Gemeindeschreiber Silvio BöniGleich zu Beginn etwas in eigener Sache. Auch wenn ichmein Amt als <strong>Regensdorf</strong>er Gemeindeschreiber erst imJuli dieses Jahres angetreten habe, will ich versuchen,das Regierungsjahr unserer Gemeinde-Exekutive möglichst umfassend darzulegen. Die Tradition von meinemVorgänger Hans Schädler fortzusetzen —jährlich aus derArbeit des Gemeinderates an dieser Stelle zu berichten —ist für mich kein Muss, sondern eine vornehme Aufgabe,welcher ich gerne nachkomme.Die nachfolgende Berichterstattung, die sich zwar überzwölf Monate erstreckt, ist nicht identisch mit dem Kalenderjaht Die Drucklegung des Regan-Zunftblattes bedingt,dass das Berichtsjahr jeweils per Ende September abschliesst. Der Bericht umfasst aber selbstverständlichauch das letzte Quartal des Vorjahres.GemeindeversammlungenNicht wie im Jahr zuvor, als das Rechnungsjahr aufgrunddes zurückgewiesenen Voranschlages 1996 unter Notrechtbegonnen werden musste, passierte der Voranschlag 1997die Klippe der Gemeindeversammlung ohne grosseDiskussion. Mit grossem Mehr und lediglich drei Gegenstimmen hat die Gemeindeversammlung vom 16. Dezember1996 nämlich den Voranschlag 1997 angenommen.An den vom Bericht erfassten beiden Gemeindeversammlungen vom 16. Dezember1996 und 23. Juni 1997 sind zudem folgende Geschäfte behandelt worden:— Bauabrechnung über den Neubau der Abwasserreinigungsanlage Wüeri inklusive Erschliessungsbauten(Zustimmung)— Abrechnung und Bewilligung eines Nachtragskreditesim Zusammenhang mit der Revision der Ortsplanung(Zustimmung)— Genehmigung der Jahresrechnung 1996 des PolitischenGemeindegutes— Bauabrechnung für die Lärmschutzmassnahmen derSchiessanlage «Im Weidgang» (Zustimmung)— Bauabrechnung für den Umbau und die Sanierung desSanitätspostens «Chrüzächer« (Zustimmung)— Projektgenehmigung und Kreditbewilligung von Fr.340 000.— für den An- und Umbau von Garderoben imFeuerwehrgebäude (Zustimmung)— Erlass einer Parkierungs-Verordnung auf öffentlichemGrund (Zustimmung).An den beiden Gemeindeversammlungen wurden zudemfolgende § 51-Anfragen beantwortet:— Daniel Schleh betreffend Landverkauf und Privater Gestaltungsplan «Erweiterung Einkaufszentrum <strong>Regensdorf</strong>«— Werner Tobler-Hänni betreffend Sicherheit— Werner Straumann-Hänni und Mitunterzeichner betreffend Verkehrssituation im Kreuzungsbereich Wehntalerstrasse/Ostring.Wahlen und AbstimmungenZwischen Oktober 1996 und September 1997 sind dieStimmbürgerinnen und Stimmbürger zu vier Urnengängenaufgerufen worden. Dabei gelangten insgesamt 7eidgenös-


sische und 17 kantonale Vorlagen zur Abstimmung. Am 2.März 1997 haben die Wahlen der Bezirksbehörden stattgefunden. Zu wählen waren der Statthalter, zwei Mitgliederund zwei Ersatzmitglieder des Bezirksrates. Im weiterenwaren ein Mitglied der evangelisch-reformierten Kirchensynodeund schliesslich auch der Friedensrichterzu wählen.Am 28. September 1997 bewilligten die <strong>Regensdorf</strong>erStimmbürgerinnen und Stimmbürger für die Erneuerung!Erweiterung der Schulanlage Ruggenacher 3 mit grossemMehr einen Kredit von Fr. 7570000.—.Geschäfte des GemeinderatesDie nachfolgenden Hinweise auf diverse Geschäfte gebeneinen kleinen Einblick in den umfangreichen gemeinderätlichen Aufgabenkatalog des verflossenen Jahres:An der Mühlestrasse durchquerte die Reservoirleitung Berg,eine der ältesten Rohrleitungen im Versorgungsgebiet derWasserversorgung <strong>Regensdorf</strong>, ein Privatgrundstück.Weil diese Leitung ein geplantes Bauvorhaben tangierte,musste sie ausserhalb des Baubereiches verlegt werden.Für die Umlegung wurde ein Kredit von Fr. 61000.—bewilligt.Das Budget 1997 der Gasversorgung <strong>Regensdorf</strong>, welcheseinen Betriebsgewinn von knapp Fr. 25000.— auswies,wurde genehmigt. Diese positive Entwicklung war vorallem durch das zinsgünstige Darlehen von drei Mio. Franken der Gemeinde <strong>Regensdorf</strong> möglich. Prognostiziertwurden Steigerungen im Gesamtabsatz und bei der Bruttomarge.Die Wasserleitung zwischen der Watterstrasse und demHofacherwurdel9lo und das Teilstück Hofacher!Ruggenacherweg 50 Jahre später nämlich 1960 verlegt. In denletzten Jahren traten verschiedentlich Rohrbrüche auf.Die bestehende Leitung musste ersetzt werden. Die nötigeProjektierung erforderte einen Kredit von Fr. 10000.—. Fürdie Bauarbeiten schliesslich musste vom Gemeinderat einKredit von Fr. 130 000.— bewilligt werden.Der Feuerweiher ist im Besitz der Zivilgemeinde Watt. Weildie Feuerwehr den Weiher auch weiterhin als Löschwasserreservenutzen will, musste jedoch zwingend eine Sanierung vorgenommen werden. Aufgrund der schlechtenFinanzlage der Gemeinde und der Tatsache, dass dieLöschwasserreserve über das öffentliche Leitungsnetzsichergestellt ist, hat der Gemeinderat eine finanzielleBeteiligung durch die Politische Gemeinde abgelehnt.In Anwendung der Bestimmungen zur kommunalen Besoldungsverordnung hat der Gemeinderat beschlossen,analog dem kantonsrätlichen Beschluss, die Besoldungendes Gemeindepersonals ab 1. Januar 1997 zwischen 0,2und 3 Prozent zu kürzen. Auch die Entschädigungen fürBehörden und Funktionäre sind entsprechend gekürztworden. Gegen den Gemeinderatsbeschluss ist vor demBezirksrat Dielsdorf rekurriert worden. Dieser hat in seinemEntscheid den Beschluss des Gemeinderates in bezugauf die Besoldungen des Personals geschützt, gleichzeitigaber die Rekurrenten ins Recht gesetzt, welche mit derReduktion der Behörden- und Kommissions-Entschädigungen nicht einverstanden waren.Die amtliche Vermessung ist Grundlage für das Grundstücks- und Leitungsinformationssystem der Gemeinde<strong>Regensdorf</strong>. Die Gemeindeversammlung hatte im September 1995 einen Kredit von rund 1,5 Mio. Frankengenehmigt für die Erstellung eines solchen Systems. Dieamtliche Vermessung dient als Grundlage für das Erfassenvon Fixpunkten, Parzellengrenzen und Gebäuden. Für diefolgenden, im Berichtsjahr geplanten Arbeiten, hat derGemeinderat einen Kredit von Fr. 150 000.— bewilligt:— Fertigstellung des Fixpunktnetzes und der Liegenschaftendaten im Baugebiet— Aufarbeitung der Informationen über Bodenbedeckungund Einzelobjekte sowie Ergänzungsarbeiten für Baulinienetc.— Bildflug zur Erfassung von Schächten, Hydranten, deraktuellen Bodenbedeckung und zur späteren Erstellungeines Orthofotos über die ganze Gemeinde.Der Schnäggenbach wurde im Rahmen der Gesamtmelioration Dällikon entlang der Gemeindegrenze zwischen <strong>Regensdorf</strong> und Dällikon ausgedolt und naturnahgestaltet. Die Unterhaltspflicht obliegt den angrenzendenGemeinden. Die Gemeinde Dällikon besorgt die Unterhaltsarbeiten, und die Gemeinde <strong>Regensdorf</strong> beteiligtsich hälftig an den jährlichen Kosten.An der Sanierung des Bahnübergangs Adlikerstrasse sindBund, Kanton, Gemeinde und SBB kostenmässig beteiligt.An den Gesamkosten von Fr. 325 000.— übernahm der BundFr. 176 000.—, der Kanton Fr. 17000.— für den regionalenRadweg und die SBB Fr. 37000.—. Für den verbleibendenTeil von Fr. 95000.— hat der Gemeinderat die nötigenFinanzmittel freigegeben.Für die Anschaffung eines Feuerwehr-fahrzeuges für dieElektrogruppe hat der Gemeinderat den nötigen Bruttokredit von Fr. 85000.— bewilligt. Im Fahrzeug sind diverseSpezialeinbauten wie Wassersauger, Tauchpumpe, Notstromaggregat etc. eingebaut. Die Kant. Gebäudeversicherung leistete einen Beitrag von Fr. 46300.—, so dassder Gemeinde Nettokosten von Fr. 38700.— verbleiben.


Der revitalisierte Schnäggenbach im Gebiet »Schnäggenwisen«, an der Gemeindegrenze zu Dällikon.Mit dem Naturschutzverein <strong>Regensdorf</strong> und Umgebung istein Pflegevertrag für die Säuberung und die Entkrautungdes Furtbaches in Watt auf einer Länge von knapp 500 mabgeschlossen worden. Die jährlichen Kosten belaufensich auf gut Fr.2000.—. Die Bachsäuberung dient demHochwasserschutz, und zudem kommt in diesem Bereichdie seltene Bachmuschel vor.Unter Verdankung der geleisteten Dienste hat der Gemeinderat den langjährigen <strong>Regensdorf</strong>er Kaminfegermeister Hans Gloor verabschiedet, der nach 33 jährigerTätigkeit in Pension geht. Gleichzeitig wurde auch derNachfolger bestimmt. Dieser nimmt seine Tätigkeit per1. Januar<strong>1998</strong> auf. Dem Nachfolger ist auch die periodische Feuerungskontrolle übertragen worden.«Der Ausbau des Einkaufszentrums bleibt somit vorläufigblockiert». So endete die letztjährige Berichterstattung imZunftblatt zum Thema Zentrumsvorlage, welche an derGemeindeversammlung vom 8. Februar 1996 beschlossenworden ist.Zwischenzeitlich sind die Rekursverfahren zugunsten derZentrum <strong>Regensdorf</strong> AG bzw. des Gemeinderates entschieden worden. Der Gemeinderat hat deshalb auch denRahmenvertrag (Baurechtsvertrag) verabschiedet, zudessen Abschluss er von der Gemeindeversammlungermächtigt worden ist. Das abgeschlossene Baurechtdauert bis 2. April2073. Die einmalige Baurechtsentschädigung beträgt 6 Mio. Franken.


Im Frühjahr 1996 hat der Gemeinderat den Beitrag an dasVereinskartell von jährlich Fr.7000.— auf Fr.20000.— erhöht. In einem separaten Reglement wird die Verwendungdes zweckgebundenen Gemeindebeitrages geregelt.Die Erfahrungen haben nun gezeigt, dass der festgesetzteBeitrag nicht ausreicht, um den im Interesse der Offentlichkeit liegenden Aufgaben der Vereine nachzukommen.Der jährliche Beitrag ist deshalb für die nächsten vierJahre auf Fr. 40000.— angehoben worden.Im erwähnten Reglement ist im wesentlichen festgelegt,dass der Gemeindebeitrag insbesondere denjenigen Vereinen zugute kommen soll, die sich mit Jugendarbeitbefassen. In den Genuss von entsprechenden Anteilen ausdem Gemeindebeitrag sollen aber auch Vereine kommen,denen mögliche Defizite aus der Durchführung von Anlässen erwachsen, die im Interesse der Offentlichkeitorganisiert werden. So zum Beispiel der KinderfastnachtsUmzug oder der Räbeliechtli-Umzug.Gleichzeitig hat der Gemeinderat auch die Beiträge anVereinsjubiläen neu geregelt. Diese werden weiterhin direktvom Gemeinderat behandelt, wobei bei der Bemessungderselben speziell die finanzielle Situation des betreffenden Vereins und dessen Grösse zu berücksichtigen sind.Die jubilierenden Vereine haben deshalb mit dem Gesuchauch die nötigen Unterlagen vorzulegen.Die Gesundheitsbehörde soll aufgehoben werden. DerGemeinderat wird den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern zu Beginn des nächsten Jahres eine entsprechende Abstimmungsvorlage unterbreiten.Aufgrund der neuen eidgenössischen und kantonalen Gesetzgebung im Bereich der Lebensmittelkontrolle wird abBeginn der nächsten Amtsdauer die Funktion des Ortsexpertendurch den Lebensmittelkontrolleur ersetzt.Im Gegensatz zu sehr vielen Zürcher Gemeinden gehörtin <strong>Regensdorf</strong> der ganze Bereich der Abfallbeseitigungnicht zu den Pflichten der Gesundheitsbehörde. Dieser istgemäss geltender Gemeindeordnung ein Teil der Aufgaben im Ressort Werke und Umwelt.Der Gesundheitsvorstand — zurzeit Gemeinderätin HedyWirth — welcher die Gesundheitsbehörde von Amtes wegenpräsidiert, gehören der genannten Kommission sechsweitere durch die Urne gewählte Mitglieder an. Gemässgeltendem Recht handelt es sich bei der Gesundheitsbehörde um eine sogenannte Kommission mit selbständiger Verwaltungsbefugnis. Die Zusammensetzung, dieAufgaben und ihre finanziellen Kompetenzen sind in derGemeindeordnung umschrieben.Fällt nun die Aufgabe der Lebensmittelkontrolle weg, mitder bis dato drei Mitglieder beschäftigt waren, so reduziert sich der Umfang der Arbeit dermassen, dass der Bestand der Gesundheitsbehörde nicht mehr gerechtfertigtist. Die noch verbleibenden Aufgaben können ohne weiteres unter der Federführung des Gesundheitsvorstandesvon der Verwaltung erledigt werden.Für den Spitexdienst soll weiterhin eine durch den Gemeinderat zu wählende Spitexkommission verantwortlichsein. Auch die Betriebskommission Altersheim Furttal,welche vom Gesundheitsvorstand präsidiert wird, bleibtbestehen.Gleichzeitig hat der Gemeinderat beschlossen, die Lebensmittelkontrolle ab 1Januar1997 neu zu regeln. Dafür wirdein dipl. Lebensmittelkontrolleur eingesetzt. Zu den wichtigsten Aufgaben, die im Pflichtenheft des neuen Funktionärs festgehalten sind, gehören insbesondere:— Jährlich mmd. zweimalige Kontrollen sämtlicher Betriebe,welche aufgrund der gesetzlichen Vorschriften zu prüfensind.— Durchführung von Lebensmittelkontrollen bei ausserordentlichen Anlässen wie Feste, Veranstaltungen etc.,auf Anweisung des kommunalen Gesundheitsamtes.— Anordnung von Nachkontrollen und Fristansetzung zurBehebung hygienischer Mängel.— Erstellen der Inspektionsberichte und Kontrollrapportezuhanden des Gesundheitsamtes.


Gemeindemuseum <strong>Regensdorf</strong>24. Jahresbericht der Museumskommission 1997BesuchAn neun ordentlichen Öffnungszeiten (jeweils 1. Sonntagder Monate April bis Dezember) kamen insgesamt nur 40Personen, d.h. im Durchschnitt drei bis vier. Erstmals gabes auch besucherlose Tage: an zwei Sonntagen erschienausser den Aufsichtshabenden niemand. Es fragt sich, obder Aufwand der offiziellen Besuchszeiten noch gerechtfertigt ist oder ob nicht eine andere Art der Öffnung zuüberlegen wäre. An Gruppen statteten 2 Schulklassenund eine Gruppe Erwachsener dem Museum einen Besuchab, dazu kamen einige Einzelführungen.Vom 24.—2Z Oktober stellte der Watter Künstler FrediBrändli Eisen- und Stahiplastiken sowie Farblithos undSchmuck in Zellenemail aus. Es bestachen vor allem dieaus landwirtschaftlichem Kleingerät zusammengestelltenTier- und Fabelfiguren, sozusagen klar gestaltete Tinguelykonstrukte. Die Farblithos von 3 Steinen setzen sich auseinzelnen Buchstaben des Alphabets zusammen, die jeweils aus einem auf seine Grundform zurückgeführtenTier bestehen, eingespannt in ein übereck gestelltes Quadrat und begleitet von selbst verfassten Gedichten desKünstlers. Die durchaus originellen und gedanklich in dieTiefe führenden Werke stiessen auf reges Interesse. Rund140 Persoenen besuchten die Ausstellung.Vom 14.—16. und 22.—23. November zeigte Regula Jörgihre aquarellierten Blumenbilder. Sie sind mit grosser Könnerschaft ausgeführt und nehmen den Betrachter mit ihrerFormen- und Farbenpracht hinein in eine bessere Welt.Frau Jörg präsentierte als Novum auch abstrakte Kompositionen (in Mischtechnik, meist verbunden mit Collagen), die ebenfalls auf Anklang stiessen. Wie schon 1989war der Ausstellung ein grosser Erfolg beschieden; siewurde von gegen 500 Personen besucht.Der gesamte Besuch belief ich auf rund 700 Personen undbetrug somit nur etwa die Hälfte des Vorjahres (1400).Schuld an der geringen Zahl ist der Umstand, dass nurzwei Sonderausstellungen stattfanden. Auf die üblichenÖffnungen wurde nicht regelmässig hingewiesen, wassich ebenfalls negativ ausgewirkt haben dürfte.Vermehrung der SammlungFrau Lilly Metz schenkte Trachtenunterwäsche, der Männerchor<strong>Regensdorf</strong> seinen Notenschrank von 1906 mit aufgemalten Liednoten (u. a. Gottfried Kellers «Oh mein Heimatland»), Max Brütsch (Dielsdorf) seine eigene Schriftüber die alte Strafanstalt Pöschwies, Frieda Schenkel-Schwarz eine kolorierte Lithographie mit Darstellung desfröhlichen Treibens auf dem zugefrorenen Katzensee (Seegfrörni von etwa 1875), Pfr. Wolfgang Göller eine Radierung mit der Altburg (von H. Oertig), Franziska StricklerWeck (Zollikon) zwei alte Klassenphotos von <strong>Regensdorf</strong>und Karl Schwarz die von ihm verfassten Bücher (darunter die für <strong>Regensdorf</strong> als Schlüsselromane zu deutendenWerke «Ein Dorf will leben» und «Die Gegenspieler«). VonJoseph Knuser erhielten wir einen Holzkochherd (aus der<strong>Regensdorf</strong>er Milchhhütte) und über Ferdi Maag ein älteres landwirtschaftliches Motorenaggregat und einen Radschuhaus Holz, ferner mehrere Bücher. Gekauft wurde einSet von 6 Bildtellern mit Gebäuden aus <strong>Regensdorf</strong> (Kirche, Gemeindehaus, altes Schulhaus, Kirchgemeindehaus, Museumsspycher, Ruine Altburg) und eine Eisenplastikvon Fredi Brändli. Die Buchbinderei der Anstaltband drei Jahrgänge des «Furttalers‘>, so dass nun dieJahrgänge 1976—1996 gebunden vorliegen. Nachzuholenwäre hier noch, dass das Museum als Dauerleihgabe derev.-ref. Kirchgemeinde seit 1981 die Kopien der romanischen Wandgemälde der Niklauskapelle, ausgeführt vonHenri Boissonnas 1955, aufbewahrt. Sie wurden im Berichtsjahr ausstellungsmässig gerahmt (siehe S.22 + 23).—Karl SchwarzAllhic~ leierRomaRoman von Karl Schwarz~erIag Hieronymus Mühlberger, Augsburg 1985)


~. ‘.,~ ‚I~,‘• .~~ •~-~ .4~• • .• . . • .•. _j~- -~ 2W~ « -SOUVENIR\DU I(ATZENSEE PP~S ZUR\IC1{~ SAI l\~ D‘HIVEE\Seegfrörni des Katzensees (um 1875). Lithographie von Weinig & Co., Zürich-Unterstrass.KommissionSie veränderte sich in ihrer Zusammensetzung nicht. Dieordentliche Jahresversammling zum Geschäftsjahr 1996hielt sie am 12. März 1997 im Gemeindehaus ab. Wie üblich führten die Kommissionsmitglieder die Aufsicht anden Öffnungstagen. Ferdi Maag nahm an der Herbsttagung der Antiquarischen Gesellschaft am 25. Oktober inWinterthur teil. Der Präsident erstellte einen Katalog derBibliothek des Museums und gab an alle Mitglieder einExemplar ab. Die Liste steht Interessenten auf Wunsch zurVerfügung. Die im Wachsen begriffene Bibliothek bestehtfast ausschliesslich aus Büchern und Broschüren miteinem Bezug auf <strong>Regensdorf</strong> und das Furttal.FinanzenDie Rechnung über das Jahr 1996 wies bei einem Kreditvon Fr.8500.— lediglich Ausgaben von Fr.3097.95 aus.Eingenommen wurden an verkauften Postkarten und Broschüren Fr. 94.—.DankDer Museumskommission und speziell dem KonservatorFerdi Maag, der mehrere Objekte restaurierte, spricht derVerfasser des Jahresberichts den besten Dank für die geleisteten Dienste aus. Der Dank richtet sich auch an diebeiden Aussteller R Brändli und Frau R. Jörg. Es ist zu hoffen, dass das Museum im kommenden Jahr von der Bevölkerung vermehrt gewürdigt und besucht wird.


Die ältesten Einwohner von <strong>Regensdorf</strong> (Jahrgang 1908 und älter)Zusammengestellt von der Einwohnerkontrolle <strong>Regensdorf</strong> (Stichtag 31. Oktober 1997)Die <strong>Landzunft</strong> REGAN grüsst die nachfolgend aufgeführten betagten Einwohnerinnen und Einwohner herzlich und wünschtihnen alles Gute.Meier Ida 27.06.1903 Dällikon ZH Feldblumenstrasse 17, <strong>Regensdorf</strong>Bindschädler-Albrecht Cecilie 21 .09.1903 <strong>Regensdorf</strong> + Erlenbach ZH Watterstrasse 135, <strong>Regensdorf</strong>Gafner Charlotte 08.10.1903 Beatenberg BE Im Stöckli, Spital DielsdorfBerner-Müller Ida 17.07.1904 Unterkulm AG Feldblumenstrasse 17, <strong>Regensdorf</strong>Senn-Hofer Julia 21 .07.1904 Buchs SG Feldblumenstrasse 17, <strong>Regensdorf</strong>Theiler-Zingg Martha 02.08.1905 Kriens LU Im Pächterried 15, WattSchoch-Gundenberger Kreszenza 19.12.1905 Schwellbrunn AA Feldblumenstrasse 17, AegensdorfBader-Meier Emma 02.08.1906 Regensdorl Feldblumenstrasse 17, <strong>Regensdorf</strong>Hauser-Diethelm Emil 04.10.1906 Zürich Langfurrenstrasse 64, AegensdorfSpinnler-Humm Friedrich 27.01 .1907 Oftringen AG Watterstrasse 54, <strong>Regensdorf</strong>Kässner-Kretsch Sylvia 30.01.1907 Winterthur Im Pünt 43, WattHagen-Schatz Johanna 04.04.1907 Zürich Schulstrasse 58, AegensdorfLonardi Luigia 04.04.1907 Italien Obstgartenstrasse 35, <strong>Regensdorf</strong>Schäppi-Nyffenegger Frieda 31.05.1907 Oberrieden ZH Im Stöckli, Spital DielsdorfVarga-Mezö Julianna 15.08.1907 <strong>Regensdorf</strong> Feldblumenstrasse 17, AegensdorfRichenberger-Stutz Anna 12.09.1907 Adligenswil LU Feldblumenstrasse 17, <strong>Regensdorf</strong>Mathis-Müller Frieda 28.10.1907 Aegensdorf Im Stöckli, Spital DielsdorfSpinnler-Humm Klara 29.10.1907 Oftringen AG Watterstrasse 54, <strong>Regensdorf</strong>Trutmann-Fiabane Karl 16.12.1907 Küssnacht SZ Zielstrasse 82, WattGuyer-Mathis Frieda 25.02.1908 Aegensdorf Hubstrasse 6 (bei Mathis), <strong>Regensdorf</strong>Schlatter Anna 20.03.1908 Otelfingen ZH Niederhaslistrasse 145, WattHäberli Luise 01.04.1908 Zürich ZH Gerenstrasse 72, <strong>Regensdorf</strong>Neeser-Müller Otto 20.04.1908 Aegensdorf + Schlossrued AG Atfolternstrasse 15, <strong>Regensdorf</strong>Christen-Weber Anna 16.07.1908 Suhr AG Brünigstrasse57, WattGrischott-Huber Ida 20.07.1908 Pignia GR Aiedthofstrasse 111, <strong>Regensdorf</strong>Unsere AutorenSilvio Böni, GemeindeschreiberHans Frei-Hadorn, WattLandwirt, alt KantonsratUrs Hänseler, Aegensdorfdipl. ElektroinstallateurDank der ZunftDie REGAN-Zunft dankt hier vor allem den Inserenten, ohnederen Unterstützung die Herausgabe des Zunftblattesnicht möglich wäre. Auch dem Gemeinderat sei der Dankausgesprochen für einen Druckkostenzuschuss zulastender Gemeinde. Ein ganz besonderer Dank richtet sich wiederum an die Autoren, die zu diesem inhaltsreichen Zunftblatt verholfen haben.Erika Hoenke, <strong>Regensdorf</strong>ehem. Mitarbeiterin der GemeindebibliothekBeiträge zu Themen, die sich mit <strong>Regensdorf</strong>, Watt undAdlikon in irgendeiner Beziehung befassen, werden vonder Redaktion für eines der nächsten Hefte gerne entgegen-Paul Schwarz, Watt genommen (Adresse: Regan-Zunftblatt, Rosenstrasse 50,Zunftmeister der Regan-Zunft8105 <strong>Regensdorf</strong>).Lucas Wüthrich, Dr. phil., <strong>Regensdorf</strong>Redaktor des ZunftblattsEmil Zollinger WattLandwirtAllen Leserinnen und Lesern des Zunftblattes, in undausserhalb der Gemeinde, wünschen die Herausgeber eingesegnetes und erfolgreiches Jahr <strong>1998</strong>.Die Vorsteherschaft unddie Zünfter der <strong>Landzunft</strong> REGAN

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