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Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.v.

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dächtnisprozesse wichtige Langzeitpotenzierung.<br />

Die nachgewiesene höhere Empfindlichkeit<br />

junger Tiere muss Anlass sein,<br />

insbesondere Kleinkinder vor Belastungen<br />

mit Methylzinnverbindungen zu schützen.<br />

Gefördert durch die <strong>Deutsche</strong> Forschungsgemeinschaft<br />

(DFG MU 1377/3–2 im Rahmen<br />

der DFG-Forschergruppe FOR 415<br />

„Metall(oid)organische Verbindungen in<br />

der Umwelt“.<br />

P120<br />

Kobalt-Intoxikation infolge<br />

eines Endoprothesenabriebs als<br />

anerkannte Folge eines Arbeitsunfalls<br />

Marcus Oldenburg, Ralf Wegner, Xaver Baur<br />

Ordinariat <strong>und</strong> Zentralinstitut <strong>für</strong> <strong>Arbeitsmedizin</strong> (ZfA),<br />

Universität Hamburg<br />

Es wird ein 57-jähriger Patient vorgestellt,<br />

der als Zureiter nach einem Sturz vom Pferd<br />

eine als Arbeitsunfall anerkannte Oberschenkelhalsfraktur<br />

akquiriert hatte. Nach<br />

Schenkelhalsnagelung war eine volle Belastung<br />

wieder möglich. Im Verlauf entwickelte<br />

der Patient eine progrediente posttraumatische<br />

Coxarthrose. Im Oktober 1999 erfolgte<br />

eine operative Versorgung seiner<br />

Hüfte mit einem Keramik-Hüftkopf <strong>und</strong><br />

einem Polyethylen-Inlay. Nach einem weiteren<br />

Sturz, diesmal außerhalb der versicherten<br />

Tätigkeit, wurde im August 2001 eine<br />

Revisionsoperation mit einer Metall-Polyethylen<br />

Gleitpaarung durchgeführt. Im<br />

November 2001 entwickelte der Patient<br />

eine erhebliche Leistungs- <strong>und</strong> Konzentrationsschwäche,<br />

Kopfschmerzen, Krämpfe<br />

<strong>und</strong> eine Polyneuropathie sowie eine anhaltende<br />

Sinustachykardie. Die umfangreichen<br />

internistischen Untersuchungen ergaben die<br />

Erstdiagnose einer Hypothyreose, Neuropathie<br />

<strong>und</strong> Kardiomyopathie. Wegen zunehmender<br />

Hüftgelenksbeschwerden wurde<br />

bei dem Patienten im Februar 2002 erneut<br />

ein Hüftkopfprothesenwechsel inkl. Inlaywechsel<br />

erforderlich. Im Operationsgebiet<br />

zeigte sich, dass eine übersehene Scherbe<br />

POSTER<br />

des im August 2001 ausgetauschten, gebrochenenen<br />

Keramikkopfes zu einem Metallabrieb<br />

des neu implantierten Stahlkopfes<br />

um ein Drittel seines Volumens geführt<br />

hatte. In den arbeitsmedizinisch-toxikologischen<br />

Untersuchungen wurde im Februar<br />

2002 eine Kobalt- bzw. Chrombelastung im<br />

Blut von 625 bzw. 81 µg <strong>und</strong> im Harn von<br />

16 500 bzw. 149 µg/l objektiviert. Diese<br />

Konzentrationen fielen nach Entfernung des<br />

verschlissenen Hüftgelenkskopfes zunächst<br />

ab (Kobalt- bzw. Chrom-Belastung im Blut<br />

34 bzw. 13 µg/l <strong>und</strong> im Harn 149 bzw.<br />

32 µg/l) <strong>und</strong> stiegen seit März 2003 als<br />

Hinweis <strong>für</strong> einen persistierenden Metallabrieb<br />

der neuen Hüftgelenksendoprothese<br />

wieder etwas an. Erhöhte Konzentrationen<br />

anderer Schwermetalle (z. B. Molybdän,<br />

Nickel, Zink) waren im Biomonitoring nicht<br />

feststellbar. Nach dem letzten Austausch<br />

des Femurkopfes bildeten sich die klinischen<br />

Beschwerden innerhalb von sechs Monaten<br />

komplett zurück.<br />

Berufsgenossenschaftlich wurde die objektivierte<br />

Kobalt-Intoxikation mit Hypothyreose,<br />

Neuropathie <strong>und</strong> Kardiomyopathie<br />

als Folge des zurückliegenden Arbeitsunfalls<br />

anerkannt (Gesamt-MdE von<br />

40 %).<br />

P121<br />

lastung<br />

Klinischer Langzeitverlauf nach<br />

chronischer Perchlorethylenbe-<br />

Marc Müller, Axel Buchter<br />

Institut <strong>und</strong> Poliklinik <strong>für</strong> <strong>Arbeitsmedizin</strong>, Universität des<br />

Saarlandes, Homburg<br />

Perchlorethylen (PER) hat die Potenz, akute<br />

<strong>und</strong> chronische neurotoxische Schäden hervorzurufen.<br />

Die chronisch toxische Enzephalopathie<br />

(CTE) ist dabei eine wohldefinierte<br />

Entität mit kognitiven Alterationen,<br />

Wesensänderung <strong>und</strong> affektiven Störungen.<br />

Der Verlauf solcher Enzephalopathien nach<br />

strikter Expositionskarenz ist Gegenstand<br />

der wissenschaftlichen Diskussion (s. auch<br />

DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG<br />

Merkblattänderung zur 1317). Wir berichten<br />

über den Langzeitverlauf von 10 Patienten,<br />

die alle im Rahmen ihrer Tätigkeit in<br />

einer Tierkörperverwertungsanstalt <strong>und</strong><br />

damit in vergleichbarem Maße gegenüber<br />

PER exponiert waren.<br />

Von 10 Patienten, die wir initial Anfang<br />

der 80er Jahre untersuchten, wurden die<br />

umfangreichen berufsgenossenschaftlichen<br />

<strong>und</strong> institutsinternen Bef<strong>und</strong>e ausgewertet.<br />

8 Patienten wurden im Verlauf mehrfach<br />

nachuntersucht. Darüber hinaus haben wir<br />

aktuell zwei Patienten klinisch <strong>und</strong> apparativ<br />

nachuntersucht.<br />

Alle 10 Patienten arbeiteten unter vergleichbaren<br />

Bedingungen (> 8 St<strong>und</strong>en täglich,<br />

5 bis 6 Tage pro Woche). Kontakt gegenüber<br />

PER (Extraktions- <strong>und</strong> Reinigungsmittel)<br />

bestand ubiquitär in der Firmenhalle<br />

(Reinigung diverser Tankanlagen, Entweichen<br />

aus den Kesseln, permanente Undichtigkeiten<br />

im Leitungssystem).<br />

Bei 9 Patienten wurde initial <strong>und</strong> im<br />

Verlauf eine CTE diagnostiziert (3 x IIa,<br />

5 x IIb, 1 x III). Bei diesen fand sich ein<br />

hirnorganisches Psychosyndrom mit kognitiver<br />

Leistungsminderung, Wesensänderung<br />

<strong>und</strong> depressiven Zügen, bei 3 Patienten<br />

darüber hinaus eine frontale <strong>und</strong> zerebelläre<br />

Ataxie. Alle Patienten berichteten über Expositionssymptome<br />

(„Rausch“ <strong>und</strong> andere).<br />

In acht Fällen zeigten sich initial Hirnatrophien.<br />

Die Nachuntersuchungen nach Expositionsende<br />

(8 Patienten) zeigten 4 persistente<br />

Verläufe, 3 Höherstufungen der MdE<br />

im Verlauf (50/70, 50/80 <strong>und</strong> 60/80) infolge<br />

Bef<strong>und</strong>progredienz sowie eine weitere<br />

„Progredienz“ laut hausärztlicher Bef<strong>und</strong>übermittlung.<br />

In keinem Fall zeigte sich<br />

eine Besserung der Symptomatik nach Expositionsende.<br />

Auch in der Auswertung der<br />

aktuellen Nachuntersuchungen fand sich<br />

eine Persistenz.<br />

Die langjährige Exposition gegenüber<br />

Perchlorethylen im Hochdosisbereich führt<br />

zu persistenten Schäden der zerebralen<br />

Strukturen <strong>und</strong> Funktionsabläufe.<br />

Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007 181

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