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Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.v.

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180<br />

DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG POSTER<br />

In einem Zeitraum von 7 Monaten wurden<br />

2496 Patientenakten aus den Jahren<br />

1989 bis 2005 durchgesehen <strong>und</strong> die Daten<br />

<strong>und</strong> Bef<strong>und</strong>e aller Patienten mit neurotoxischen<br />

Krankheitsbildern (117) ausgewertet.<br />

Bei 43 Patienten wurde die Diagnose CTE<br />

gestellt. Eine Monoexposition gegenüber<br />

Lösemitteln war in 30 % d.F. zu ermitteln<br />

(zumeist Perchlorethylen), die übrigen Patienten<br />

waren im Sinn einer Mischexposition<br />

gegenüber Perchlorethylen, Toluol, Ethanol,<br />

Benzol, Methanol <strong>und</strong> anderen exponiert.<br />

Die mediane Expositionszeit betrug 14 Jahre<br />

(3–39), die mediane Latenzzeit ebenfalls 14<br />

Jahre (1–42), das mediane Erkrankungsalter<br />

44 Jahre (19– 59). Es fanden sich 4 CTE<br />

Grad I, 19 x IIa, 19 x IIb <strong>und</strong> 1 x III.<br />

37 Patienten gaben an, unter Exposition<br />

Rauschzustände, Übelkeit, Kopfschmerzen<br />

oder andere Expositionssurrogate bemerkt<br />

zu haben. Häufigste Nebendiagnose war<br />

der arterielle Hypertonus bei 60 %, daneben<br />

Adipositas (21 %), Hyperurikämie (12 %),<br />

Diabetes mellitus <strong>und</strong> HLP (zu jeweils<br />

9 %). Einen „vermehrten“ Alkoholkonsum<br />

gaben 9 Patienten an, 18 Patienten rauchten<br />

oder hatten geraucht.<br />

Bei 32 Patienten lagen die Bef<strong>und</strong>e eines<br />

CT/MRI des Zerebrums vor, wobei sich bei<br />

17 Patienten (53 %) eine kortikale Hirnatrophie<br />

offenbarte. Bei einem Patienten zeigten<br />

sich unspezifische Entmarkungsherde<br />

(Stammganglien <strong>und</strong> Marklager). Bei den<br />

Restlichen zeigten sich keine pathologischen<br />

(8) oder in Zusammenhang mit der Lösemittelexposition<br />

(6) bringbaren Bef<strong>und</strong>e.<br />

Beim direkten Vergleich der Patienten<br />

mit Hirnatrophie (17) <strong>und</strong> der ohne pathologische<br />

Bef<strong>und</strong>e (8) waren keine Unterschiede<br />

hinsichtlich Expositionsdauer,<br />

Stoffart, Latenzzeit, Erkrankungsalter <strong>und</strong><br />

Schweregrade der CTE eruierbar. Dagegen<br />

waren die P. mit nachgewiesener Atrophie<br />

pro Tag durchschnittlich 1,5 St<strong>und</strong>en länger<br />

exponiert; daneben gaben diese Patienten<br />

häufiger an, unter Exposition an Symptomen<br />

gelitten zu haben (61 % vs. 29 %).<br />

Diese Daten deuten daraufhin, dass das<br />

Auftreten einer Hirnatrophie durch Lösemittel<br />

mit der (täglichen) Expositionshöhe<br />

korreliert.<br />

P118<br />

Wirkung von methylierten Arsen-Metaboliten<br />

auf zerebrale<br />

Prozesse des Lernens <strong>und</strong> des Gedächtnisses<br />

Norbert Binding1 , Katharina Krüger2 , Ulrich Mußhoff2 ,<br />

Ute Witting1 1Institut <strong>für</strong> <strong>Arbeitsmedizin</strong>, Westfälische Wilhelms-Universität<br />

Münster, 2Institut <strong>für</strong> Physiologie I, Westfälische<br />

Wilhelms-Universität Münster<br />

Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007<br />

Durch elektrophysiologische Messungen<br />

an Hippocampus-Schnitten der Ratte sollte<br />

geprüft werden, ob methylierte metabolische<br />

Abbauprodukte des Arsens (trivalent:<br />

Monomethylarsonige Säure, MMAIII, <strong>und</strong><br />

Dimethylarsinige Säure, DMAIII; pentavalent:<br />

Monomethylarsonsäure, MMAV, <strong>und</strong><br />

Dimethylarsinsäure, DMAV) elementare<br />

Prozesse des Lernens <strong>und</strong> des Gedächtnisses<br />

im Gehirn beeinflussen können.<br />

Hirngewebe von Ratten wird unter<br />

Anästhesie entnommen <strong>und</strong> die Hippocampi<br />

werden exzidiert. 500 µm dicke<br />

Schnitte werden angefertigt <strong>und</strong> in künstlicher<br />

zerebrospinaler Flüssigkeit inkubiert.<br />

In einer speziellen Durchflusskammer werden<br />

Lösungen der Arsenverbindungen appliziert.<br />

Stimulations- <strong>und</strong> Messelektroden<br />

werden in den Schnitt eingebracht <strong>und</strong> die<br />

evozierten exzitatorischen postsynaptischen<br />

Potenziale (EPSP) nach Stimulation registriert.<br />

An der Schaffer-Kollateral-CA1-Synapse<br />

führen die trivalenten Methylarsenverbindungen<br />

konzentrationsabhängig zu<br />

signifikanten irreversiblen Inhibierungen<br />

der EPSP. Konzentrationen von 25 µmol/l<br />

MMAIII bzw. 100 µmol/l DMAIII führen<br />

zur vollständigen Inhibierung.<br />

MMAV <strong>und</strong> DMAV in Konzentrationen<br />

bis zu 100 µmol/l beeinflussen die Amplitude<br />

der EPSP nicht.<br />

Hochfrequenz-Stimuli führen zu deutlichen,<br />

langanhaltenden Erhöhungen der<br />

postsynaptischen Antworten (long term<br />

potentiation, LTP). Die LTP, die als ein<br />

wesentlicher neuronaler Prozess im Zusammenhang<br />

mit Lernen <strong>und</strong> Gedächtnis gilt,<br />

wird durch MMAIII <strong>und</strong> DMAIII signifikant<br />

reduziert <strong>und</strong> bei Konzentrationen<br />

von 25 µmol/l MMAIII bzw. 10 µmol/l<br />

DMAIII vollständig blockiert.<br />

MMAV <strong>und</strong> DMAV in Konzentrationen<br />

bis zu 100 µmol/l beeinflussen die LTP<br />

nicht.<br />

Die dreiwertigen methylierten Arsenverbindungen<br />

führen zu funktionellen<br />

Störungen der synaptischen Übertragung<br />

im Gehirn, die zu den bekannten neurotoxischen<br />

Symptomen nach Arsenintoxikationen<br />

beitragen können. Die nachgewiesene<br />

Beeinflussung neuronaler Lern-<br />

<strong>und</strong> Gedächtnisprozesse muss außerdem zu<br />

einer erhöhten Wachsamkeit insbesondere<br />

auch bei umweltbedingter Arsen-Expostion<br />

führen.<br />

Gefördert durch die <strong>Deutsche</strong> Forschungsgemeinschaft<br />

(DFG MU 1377/3–2) im<br />

Rahmen der DFG-Forschergruppe FOR<br />

415 „Metall(oid)organische Verbindungen<br />

in der Umwelt“<br />

P119<br />

Wirkung der Umwelttoxine Monomethylzinn<br />

<strong>und</strong> Dimethylzinn<br />

auf die synaptische Transmission in Hippocampus-Schnitten<br />

junger <strong>und</strong> adulter Ratten<br />

Norbert Binding1 , Katharina Krüger2 , Ulrich Mußhoff2 ,<br />

Ute Witting1 1Institut <strong>für</strong> <strong>Arbeitsmedizin</strong>, Westfälische Wilhelms-Universität<br />

Münster, 2Institut <strong>für</strong> Physiologie I, Westfälische<br />

Wilhelms-Universität Münster<br />

Monomethylzinn (MMT) <strong>und</strong> Dimethylzinn<br />

(DMT) werden unter anderem als<br />

Hitze- <strong>und</strong> Lichtstabilisatoren in PVC-Produkten<br />

wie z. B. Spielzeug oder auch Wasserleitungen<br />

eingesetzt. Sie können durch Auswascheffekte<br />

eine Kontamination von Speichel<br />

<strong>und</strong> Leitungswasser hervorrufen. Ziel<br />

dieser Arbeit war es zu prüfen, ob MMT<br />

<strong>und</strong> DMT ein neurotoxisches Potenzial<br />

aufweisen <strong>und</strong> elementare, mit Lernen <strong>und</strong><br />

Gedächtnis verb<strong>und</strong>ene zerebrale Prozesse<br />

stören können.<br />

Die Untersuchungen wurden an Hippocampus-Schnitten<br />

junger <strong>und</strong> adulter Ratten<br />

durchgeführt. Lösungen von MMT <strong>und</strong><br />

DMT wurden in einer Durchflusskammer<br />

appliziert. Über implantierte Elektroden<br />

wurden die evozierten exzitatorischen postsynaptischen<br />

Potenziale (EPSP) elektrophysiologisch<br />

abgeleitet.<br />

MMT (100 µmol/l) führt zu einer<br />

leichten Erhöhung der EPSP-Amplituden<br />

bei adulten Ratten, bei jungen Ratten<br />

(15–21 Tage alt) zeigte sich eine deutlich<br />

ausgeprägtere, signifikante Erhöhung.<br />

DMT (10 µmol/l) führte bei jungen<br />

<strong>und</strong> adulten Ratten zu vergleichbaren<br />

leichten Erhöhungen der EPSP-Amplituden.<br />

100 µmol/l DMT hingegen führten zu<br />

signifikant erniedrigten EPSP-Amplituden,<br />

wobei die Reduktion bei jungen Tieren<br />

wesentlich ausgeprägter war.<br />

Hochfrequenz-Stimuli führen zu deutlichen,<br />

langanhaltenden Erhöhungen der<br />

postsynaptischen Antworten („long-term<br />

potentiation“, LTP). Die LTP gilt als wesentlicher<br />

neuronaler Prozess im Zusammenhang<br />

mit Lernen <strong>und</strong> Gedächtnis.<br />

MMT (100 µmol/l) führte nur bei<br />

adulten Tieren zu einer Reduzierung der<br />

LTP, die erst 90 min nach dem LTP-Stimulus<br />

signifikant wurde. Bei jungen Tieren<br />

zeigte sich eine leichte, nicht signifikante<br />

Erhöhung der LTP.<br />

10 µmol/l DMT führten zu nicht signifikanten<br />

Reduktionen der LTP, 100 µmol/l<br />

zu signifikanten, bei jungen Tieren ausgeprägteren<br />

Reduktionen.<br />

DMT <strong>und</strong> in geringerem Maße MMT<br />

beeinflussen die synaptische Transmission<br />

<strong>und</strong> insbesondere die <strong>für</strong> Lern- <strong>und</strong> Ge-

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