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Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.v.

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172<br />

DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG POSTER<br />

der Einfluss der Jahreszeit ermittelt werden.<br />

Von sechs Probanden (4-jähriger Junge,<br />

12-jähriges Mädchen, 43-jährige Mutter mit<br />

8-jährigem Sohn, 58-jähriger Vater mit<br />

19-jährigem Sohn) wurden Morgenurinproben<br />

untersucht. Die Proben wurden im<br />

Januar, April, Juli <strong>und</strong> Oktober 2005 bis<br />

auf wenige Ausnahmen eine Woche lang<br />

gesammelt. In den Urinen wurden die Metabolite<br />

von DBP <strong>und</strong> DEHP, d. h. Monobutylphthalat,<br />

Mono(2-ethylhexyl)phthalat,<br />

Mono(2-ethyl-5-hydroxyhexyl)phthalat (5-<br />

OH-MEHP) <strong>und</strong> weitere oxidierte Phthalathalbester<br />

mittels GC-MS quantifiziert. Die<br />

Probanden führten Tagesprotokolle.<br />

Von 160 Urinproben wurden bei den<br />

vier männlichen Personen in acht Proben<br />

Weichmacherkonzentrationen gef<strong>und</strong>en,<br />

die deutlich höher waren als die sonstigen<br />

Werte dieser Personen, d. h., es gab acht<br />

besondere Belastungsereignisse (<strong>für</strong> 5-OH-<br />

MEHP z. B. 1530, 1245, 859 µg/l). Insgesamt<br />

lagen zehn Werte von 5-OH-MEHP<br />

oberhalb des Referenzwertes von 220 µg/l.<br />

Die Messungen zu verschiedenen Jahreszeiten<br />

zeigten bei dem 12-jährigen Mädchen<br />

(Mediane von 5-OH-MEHP im<br />

Jahresverlauf: 64, 34, 33, 13 µg/l) <strong>und</strong> der<br />

43-jährigen Frau niedrige 5-OH-MEHP-<br />

Konzentrationen im Urin mit geringen wochen-<br />

<strong>und</strong> jahreszeitenbezogenen Schwankungen,<br />

nur die Januarwerte waren etwas<br />

höher. Der 58-Jährige zeigte ebenfalls eine<br />

niedrige, wenig schwankende Gr<strong>und</strong>belastung.<br />

Sein 19-jähriger Sohn wies nur bei der<br />

Januarbeprobung höhere Werte mit starken<br />

Schwankungen auf. Die 5-OH-MEHP-<br />

Konzentrationen der Urine des 4-jährigen<br />

Jungen (Mediane im Jahresverlauf: 171,<br />

104, 118, 51 µg/l) <strong>und</strong> des 8-jährigen Jungen<br />

lagen im höheren Bereich mit größeren<br />

Schwankungen. Die beiden weiblichen<br />

Probanden sowie der 58-Jährige zeigten,<br />

bis auf wenige Belastungsspitzen, über das<br />

gesamte Jahr hinweg ein wenig schwankendes<br />

niedriges Belastungsprofil. Die 4- <strong>und</strong><br />

8-jährigen Jungen zeigten ein höheres <strong>und</strong><br />

stärker schwankendes Belastungsprofil.<br />

Der jahreszeitliche Einfluss ist eher als<br />

gering zu bewerten. Bei der Januarbeprobung<br />

waren etwas höhere Phthalat-Konzentrationen<br />

zu erkennen.<br />

P98<br />

Biomonitoring bei Isocyanat-Exposition<br />

– eine Pilotstudie<br />

Lygia Therese Budnik1 , Xaver Baur1 , Rolf Merget2 ,<br />

Dennis Nowak3 1Ordinariat <strong>und</strong> Zentralinstitut <strong>für</strong> <strong>Arbeitsmedizin</strong> (ZfA),<br />

Universität Hamburg, 2Institut der Ruhr-Universität Bochum,<br />

Berufsgenossenschaftliches Forschungsinstitut <strong>für</strong><br />

Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007<br />

<strong>Arbeitsmedizin</strong> (BGFA), Bochum, 3 Institut <strong>und</strong> Poliklinik<br />

<strong>für</strong> Arbeits- <strong>und</strong> <strong>Umweltmedizin</strong>, Ludwig-Maximilians-<br />

Universität, München<br />

Hochreaktive Isocyanate, die zur Herstellung<br />

von Polyurethanschäumen oder als Härter<br />

<strong>für</strong> Lacke verwendet werden, stellen ein ernst<br />

zu nehmendes Ges<strong>und</strong>heitsrisiko dar. Das<br />

Biomonitoring ist ein geeignetes Verfahren<br />

zur Risikoerfassung an entsprechenden Arbeitsplätzen.<br />

Wir untersuchen hierzu die Kinetik<br />

der Exkretion inkorporierter Isocyanate.<br />

Zwölf Gutachtenpatienten wurden<br />

unter definierten Laborbedingungen diagnostischen<br />

arbeitsplatzbezogenen Expositionstesten<br />

mit Isocyanaten unterzogen (jeweils<br />

bis zu 120 min mit bis zu 30 ppb MDI,<br />

HDI, TDI oder IPDI). Die monomeren<br />

Diamine (MDA, HDA, TDA oder IPDA)<br />

wurden aus den gesammelten Urinproben<br />

extrahiert <strong>und</strong> derivatisiert. Nach der gaschromatographischen<br />

Auftrennung erfolgte<br />

die Quantifizierung der Derivate mittels<br />

Massenspektrometrie. Der Bezug auf die<br />

Kreatinin-Ausscheidung hat der unterschiedlichen<br />

Urinvolumina Rechnung getragen.<br />

Es zeigten sich individuelle <strong>und</strong> von<br />

Substanz zur Substanz unterschiedliche Kinetiken<br />

in der Diaminausscheidung. Interessanterweise<br />

wies die überwiegende Mehrheit<br />

der Patienten die höchsten Werte <strong>für</strong> die<br />

Urinmetabolite HDA, MDA nach 0,5 bis<br />

12 h mit dramatischer Abnahme nach 24 h<br />

auf. Im Gegensatz dazu ergab sich <strong>für</strong> IPDA-<br />

Metabolite bereits nach 30 min ein Peak.<br />

Diese Untersuchungen bestätigen unsere<br />

früheren Erfahrungen bezüglich einer relativ<br />

langen Halbwertszeit der HDI- <strong>und</strong> MDI-<br />

Metabolite. Demgegenüber ergab sich jetzt<br />

<strong>für</strong> IPDI-Metabolite eine deutlich kürzere<br />

Halbwertszeit. Wegen der hohen interindividuellen<br />

Variabilität, evtl. bedingt durch<br />

Enzympolymorphismen, <strong>und</strong> der in einigen<br />

Fällen vorgelegenen beruflichen Vorbelastung<br />

(vereinzelt lagen erhöhte basale Diaminwerte<br />

vor), lassen diese Daten noch keine<br />

abschließende Aussage zur Kinetik zu. Die<br />

Fortsetzung der Studie ist daher notwendig.<br />

Berufskrankheitengeschehen,<br />

Vorsorgeuntersuchungen<br />

P99<br />

Das Berufskrankheitsgeschehen<br />

am Klinikum der Friedrich-Schiller-<br />

Universität Jena im Zeitraum von 1961–2000<br />

Anja Krauspe, Anne Seidel, Rainer Schiele<br />

Institut <strong>für</strong> Arbeits-, Sozial-, <strong>Umweltmedizin</strong> <strong>und</strong> -hygiene,<br />

Friedrich-Schiller-Universität, Jena<br />

Zur Darstellung des Berufskrankheitsgeschehen<br />

von Mitarbeitern des Klinikums<br />

der Friedrich-Schiller-Universität Jena im<br />

Zeitraum 1961–2000 erfolgte die retrospektive<br />

Auswertung des Datenmaterials sämtlicher<br />

Anzeigen über den Verdacht einer<br />

Berufskrankheit (BK) (n = 320).<br />

25,6 % der abgeschlossenen Berufskrankheitsverfahren<br />

wurden negativ entschieden,<br />

wobei sich diese Quote ab dem<br />

Jahr 1990 auf das 12fache erhöhte.<br />

Mehr als die Hälfte aller Berufserkrankungen<br />

(n = 115, 55 %) sind der BK-Ziffer<br />

3101 (Infektionskrankheiten) zugehörig.<br />

Innerhalb dieser BK-Ziffer nimmt die Hepatitis<br />

infectiosa (n = 85, 73,9 %) den ersten<br />

Rang ein <strong>und</strong> steht auch mit 40,7 % aller<br />

Diagnosen an erster Stelle der Berufskrankheiten.<br />

Mit einer Fallzahl von 72 (34,4 %) ist<br />

die BK 5101 (schwere oder wiederholt<br />

rückfällige Hauterkrankungen) die zweithäufigste<br />

anerkannte BK-Ziffer. In 68 Fällen<br />

lautete die Diagnose „allergisches Kontaktekzem“.<br />

67,4 % der aufgetretenen Kontaktsensibilisierungen<br />

sind auf Desinfektionsmittel<br />

zurückzuführen. Allein 57,3 %<br />

aller beruflich relevanten Kontaktallergene<br />

stellen formaldehydhaltige Substanzen<br />

dar.<br />

Die Inzidenzrate (IR) Berufserkrankungen<br />

nahm über den Erfassungszeitraum<br />

kontinuierlich zu, erst ab 1985 zeigte sich<br />

ein eindrucksvoller Rückgang, der vorrangig<br />

durch sinkende Inzidenzen der BK<br />

3101 <strong>und</strong> BK 5101 bedingt ist.<br />

Männliche Angestellte erleiden signifikant<br />

häufiger eine beruflich erworbene<br />

Hepatitisinfektion, während weibliche Beschäftigte<br />

signifikant häufiger von einer<br />

beruflich erworbenen Hauterkrankung betroffen<br />

sind.<br />

Die Berufsgruppe „ärztliches Personal“<br />

zeigte mit einer jährlichen Inzidenzrate<br />

von 3,33 BK im Jahr/1000 Mitarbeiter die<br />

stärkste Gefährdung bezüglich einer BK,<br />

vor den Berufsgruppen „sonstiges medizinisches<br />

Personal“ (IR 2,83 BK/Jahr/1000)<br />

<strong>und</strong> „Pflegepersonal“ (IR 1,91 BK/Jahr/<br />

1000).<br />

Das ärztliche Personal war im Vergleich<br />

zu den übrigen Berufsgruppen im besonderen<br />

Maß von der BK-Ziffer 3101 betroffen,<br />

während das Pflegepersonal die höchste IR<br />

der BK-Ziffer 5101 innerhalb aller Berufsgruppen<br />

aufwies.<br />

Insgesamt waren die konservativen Arbeitsfelder<br />

häufiger als die operativen von<br />

einer Hepatitisinfektion betroffen, während<br />

die operativen Bereiche stärker als die konservativen<br />

durch eine BK 5101 gefährdet<br />

waren.

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