Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.v.

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20.08.2012 Aufrufe

170 DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG POSTER menhang stehen, bleibt unklar. Bei aktuell Exponierten sollte eine kardiopulmonale Diagnostik mit regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen erfolgen. Es ist fraglich, ob die ab einer Konzentration von 50 ppm an der Ratte beobachtete Dosis-Wirkungs-Beziehung auf den Menschen übertragbar ist, oder ob nicht bereits geringere Belastungen schädigende Wirkungen ausüben. P92 Effektzuordnung bei multiplen Expositionen: Lungenfunktionsveränderungen bei Steinkohlenbergleuten im Zeitraum 1974 bis 1998 Sebastian Büchte1 , Peter Morfeld1 , Heinz-Johannes Bicker2 , Hellmut Lenaerts3 , Bernhard Kalkowsky3 , Josef Pohlplatz1 , Andreas Kösters1 , Claus Piekarski4 1Institut für Arbeitswissenschaften, RAG Aktiengesellschaft, Dortmund, 2Arbeitsmedizinisches Zentrum Bottrop, Deutsche Steinkohle AG, Bottrop, 3Arbeitsmedizinisches Zentrum Herne/Pluto, Deutsche Steinkohle AG, Herne, 4Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin, Universität zu Köln Mehrfachbelastungen und ihre gesundheitlichen Auswirkungen auf exponierte Arbeitnehmer gewinnen an Bedeutung bei der arbeitsmedizinischen Beurteilung von Arbeitsplätzen. Schwierigkeiten sind bei hoch korrelierten Expositionen zu erwarten. Diese Arbeit versucht, mit der Ridge- Regressions-Methode einen analytischen Zugang zu dieser Thematik zu schaffen. Die Arbeit greift zurück auf ein Kollektiv von 1369 Berufsanfängern im deutschen Steinkohlenbergbau an der Ruhr. Für die Probanden liegen detailierte Expositiondaten gegenüber Kohlengruben-A-Staub (KAS) und die aufgearbeiteten arbeitsmedizinischen Lungenfunktionsbefunde vor. Es werden Längsschnittanalysen für die FVC in Abhängigkeit von den Expositionskomponenten mit adjustierten GEE- Modellen (Population-Averaged-Modelle) durchgeführt, die die Expositionskomponeten in verschiedener Weise berücksichtigen. Zusätzlich wird versucht, mit der Ridge Regressions-Methode die Stabilität der Effektmaße zu bestimmen. Für die KAS-Exposition ergibt sich aus der GEE-Analyse ein Effekt von ca. 27 ml FVC-Reduktion je 1000 mg*8-h-Schichten/m³ (p < 0,0005). Eine getrennte Berücksichtigung der Expositionskomponenten führt für den Quarzanteil (QAS) zu ca. 131 ml Zunahme je 100 mg*S/m³ (p < 0,0005) und für den Nichtquarzanteil (NQAS) zu ca. 57 ml FVC-Reduktion je 1000 mg*S/m³ (p < 0,0005). Nach eine logarithmischen Transformation der beiden Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007 Größen ergibt sich für den QAS eine FVC- Reduktion von ca. 23 ml je 100 mg*S/m³ (p < 0,0005) und für den NQAS eine Zunahme von 25 ml je 1000 mg*S/m³ (p < 0,0005). Die Ridge Regression zeigt für nicht log-transformierte Daten, dass bei einer Verzerrungskonstante von 2 der NQAS- Effekt nicht mehr signifikant (p = 0,071), aber gleichzeitig kein Vorzeichenwechsel für den QAS-Effekt zu beobachten ist Die teilweise kontraintuitiven Ergebnisse für die mit der Exposition assoziierten gesundheitlichen Effekte in Verbindung mit den Ergebnissen der Ridge Regression machen deutlich, dass ein simpler Zugang bei der gesundheitlichen Beurteilung von Mehrfachexpositionen unangemessen ist. Darüber hinaus zeigt sich sich, dass auch umfangreiche Daten eine einfache Interpretation nicht garantieren. Für dieses Kollektiv ergibt sich die Notwendigkeit zur weiteren Ausdehnung der Analysen. P93 Lungenfunktion staubexponierter Arbeitnehmer Karl Hochgatterer1 , Hanns Moshammer2 1Ärztliche Leitung, Arbeitsmedizinisches Zentrum Perg GmbH, Perg, 2Institut für Umwelthygiene, Medizinische Universität Wien Das Arbeitsmedizinische Zentrum Perg führt seit Jahren §49-Untersuchungen bei staubexponierten Arbeitnehmern durch. Gemeinsam mit dem Institut für Umwelthygiene wurden die Lungenfunktionsergebnisse von rund 1000 Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen aus den Untersuchungen der Jahre 2004 und 2005 ausgewertet. Da ein studieninternes unbelastetes Vergleichskollektiv fehlte, wurden die Referenzwerte der Verordnung des Bundesministers für Arbeit und Soziales über die Gesundheitsüberwachung am Arbeitsplatz (VGÜ) (BGBl. II Nr. 27/1997) zum Vergleich herangezogen. Diese Referenzwerte basieren auf Untersuchungen an über 1000 Österreicher/innen. Alle drei untersuchten Parameter waren bei den Staubarbeitern im Durchschnitt signifikant schlechter als der jeweilige geschlechts-, alters- und größenspezifische Referenzwert (FVC: –0,4 l; FEV 1 : –0,5 l; MEF 50 : –0,9 l/s). Die Differenz zum Referenzwert nahm mit zunehmender Expositionsdauer zu, wobei diese Zunahme für MEF 50 (auch nach Kontrolle des Rauchverhaltens) signifikant war. Etwa die Hälfte der Staubarbeiter waren gegenüber Quarzstaub exponiert, wobei für dieses Kollektiv von der höchsten Staubbelastung auszugehen ist. Wenn auch die anderen („Nicht-Quarz“) Staubarbeiter unabhängig vom Rauchverhalten in allen 3 Parametern signifikant schlechter waren als ihr Referenzwert, so war dieser Unterschied bei den Quarzstaubexponierten noch deutlicher ausgeprägt. „Auffällige Werte“ wurden bei den Volumenparametern FVC und FEV 1 als weniger als 80 % des Referenzwertes definiert, beim MEF 50 (wegen dessen größeren interindividuellen Variabilität) als weniger als 60 % des Referenzwertes. Bei den Quarzstaubarbeitern zeigten 13,6 % bei FVC, 21 % bei FEV 1 und 23 % bei MEF 50 auffällige Werte, während bei den anderen Staubarbeitern die jeweiligen Prozentsätze nur 10,1 (FVC), 14,2 (FEV 1 ) und 13,4 (MEF 50 ) betrugen. Insbesondere MEF 50 reagierte somit sensitiv auf unterschiedliche Expositionsarten wie auch auf die kombinierte Einwirkungvon Quarzstaub und Tabakrauch. Schädliche Effekte einer Staubbelastung unter den aktuellen Arbeitsplatzbedingungen sind mittels der gewählten Untersuchungsparameter nachweisbar. Biomonitoring II P94 Biomonitoring auf Hantaviren bei stark exponierten Monteuren in der Energiewirtschaft Rolf Lorbach, Rudolf Schwarz, Eberhard Jacob Betriebsärztlicher Dienst, Stadtwerke Köln Im Frühjahr und Sommer 2005 wurde bei den Gesundheitsämtern in Nordrheinwestfalen eine starke Häufung von Hantavirusinfektionen registriert. Im Stadtgebiet Köln wurden im 1. Halbjahr 2006 40 Fälle gemeldet, gegenüber 2 bis maximal 6 Fällen pro Jahr in den letzten 5 Jahren. Die Übertragung erfolgt inhalativ oder durch direkten Kontakt mit den Ausscheidungen von infizierten Mäusen oder Ratten. Eine besondere Infektionsgefährdung besteht bei Aufenthalt oder Arbeiten in geschlossenen Räumen, in denen Nagetiere gehaust haben. Ziel der Studie war die Abschätzung der Gefährdung für besonders stark exponierte Monteure bei einem Energieversorgungsunternehmen in Köln. Die Haupttätigkeit dieser Arbeiter besteht in der Reinigung und Wartung von Elektrostationen und Umspannwerken (Anzahl im Kölner Stadtgebiet 3075), die häufig von Nagetieren behaust werden. Persönliche Schutzausrüstung wurde bei diesen Arbeiten bisher nicht verwendet.

Bei Monteuren, die überwiegend Wartungs- und Reinigungsaufgaben in Elektrostationen und Umspannwerken ausführten, erfolgte eine Anamneseerhebung und eine labordiagnostische Untersuchung: Im Serum wurde mittels ELISA ein IgG-Antikörpernachweis der drei häufigsten Virusstämme (Hanta A, Dobrava und Puumala) durchgeführt. Anamnestisch wurde nach fieberhaften Infekten (mindestens 1 Woche Fieber über 38 °C) sowie nach Nierenfunktionsstörungen, Pneumonien und vorübergehender Myopie gefragt. Es wurden 23 Monteure untersucht. Davon gaben 8 Probanden an, in der Vergangenheit einen fieberhaften Infekt durchgemacht zu haben. Bei einem Probanden war es anamnestisch zu einer passageren Nierenfunktionsstörung vor 2 Jahren gekommen. Der IgG-Antikörpernachweis für die drei untersuchten Hantavirusstämme war bei allen 23 Probanden war negativ. Zusammenfassend scheint die Gefährdung durch Hantaviren für stark exponierte Arbeiter in der Energiewirtschaft relativ gering zu sein. Trotz der starken lokalen Häufung von gemeldeten Hantavirusinfektionen gab es in dem hier untersuchten Kollektiv von Monteuren, die regelmäßig in durch Nagetierexkremente oder -kadaver kontaminierten geschlossenen Räumen tätig waren, keinen Fall einer durchgemachten Hantavirusinfektion. P95 Gaschromatographisch-massenspektrometrisches Verfahren zur Untersuchung von Hämoglobinaddukten für das Biomonitoring von Epichlorhydrin Michael Bader1 , Wolfgang Rosenberger1 , Frank Gutzki2 , Dimitrios Tsikas2 , Dirk O. Stichtenoth2 , Renate Wrbitzky1 1Abteilung Arbeitsmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, 2Klinische Pharmakologie, Medizinische Hochschule Hannover Epichlorhydrin ist eine Ausgangsverbindung für eine Reihe industriell bedeutsamer Synthesen, z. B. in der Herstellung von Glycerin, reaktiven Epoxidharzen (Bisphenol A), Elastomerharzen und Zweikomponentenklebern. Tierexperimentelle Befunde haben zur Einstufung des Epichlorhydrins in die Kategorie 2 der krebserzeugenden Stoffe geführt. Im Rahmen eines Projektes zur Untersuchung einer akzidentellen Exposition gegenüber Epichlorhydrin wurde ein Verfahren zur Untersuchung von Proteinaddukten dieses Stoffes etabliert. Die Bestimmung erfolgt auf der Basis des sog. N-Alkyl-Edman-Verfahrens, das bereits seit längerem in der arbeitsmedizi- POSTER nischen Diagnostik angewendet wird. Zielparameter ist 3-Chlor-2-hydroxypropylvalin als primäres Addukt des Epichlorhydrins an die N-terminale Aminosäure des Globins. Nach selektiver Abspatung der addukttragenden endständigen Aminosäure Valin unter gleichzeitiger Umsetzung zum verdampfbaren Derivat wird das Reaktionsprodukt extrahiert, zur Trockne eingeengt und mit Essigsäureanhydrid/Triethylamin acetyliert. Anschließend werden die Proben erneut getrocknet, extraktiv gereinigt und in Toluol aufgenommen. Die Analyse erfolgt mittels Triple-Quadrupol-Gaschromatographie-Massenspektrometrie (GC-MS). Als interner Standard wird ein neu synthetisiertes, deuteriummarkiertes Globin mitgeführt. Mit dem hier vorgestellten analytischen Verfahren lässt sich 3-Chlor-2-hydroxypropylvalin bis zu einer Konzentration von 10 pmol/g Globin detektieren. Die Kalibrierfunktion ist mindestens bis zu einer Konzentration von 250 pmol/g Globin linear. Die Präzision in der Serie beträgt etwa 10 % im Bereich zwischen 25 und 100 pmol/g Globin. Die analytischen Qualitätskriterien des Verfahrens entsprechen somit typischen Anwendungen für den Edman-Abbau im arbeits- und umweltmedizinischen Bereich. Aufgrund der begrenzten Lagerfähigkeit der Standards ist es jedoch sinnvoll, Kalibrierkurven täglich zu erstellen. Das neu entwickelte Verfahren zur Bestimmung von Proteinaddukten des Epichlorhydrins ermöglicht ein Biomonitoring exponierter Personen bis in den umweltrelevanten Bereich hinein. P96 Biomonitoring von aromatischen Aminen und Harnstoffderivaten bei Arbeitern in der Epoxidharzerzeugung Günter Rieder1 , Klaus Köllinger2 , Erna Aichberger3 1Analytisches Labor, Arbeitsmedizinischer Dienst GmbH, Linz, 2Arbeitsmedizin, Arbeitsmedizinischer Dienst GmbH, Linz, 3Sicherheitstechnik, Arbeitsmedizinischer Dienst GmbH, Linz Bei der Erzeugung von Epoxidharzen spielen aromatische Amine und Harnstoffderivate eine wichtige Rolle. Da im Rahmen von Eignungs- und Folgeuntersuchungen bei einem großen Teil der Mitarbeitern in einem von uns betreuten Betrieb erhöhte Leberwerte feststellbar waren, wurde für das im Betrieb verwendete Amin Diaminodiphenylmethan (kurz: MDA) und das Harnstoffderivat Diuron ein Biomonitoring-Verfahren zur Bestimmung dieser Substanzen im Harn mittels Gaschromatographie mit Massenspektrometriekopplung (GC-MS) angewendet. DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG Die Untersuchungen ergaben eine Belastung der Mitarbeiter im Urin mit MDA und dem Diuronmetaboliten 3,4-Dichloranilin mit jeweils bis zu 100 µg/l. Durch die Harnanalysen konnten besonders exponierte Arbeitnehmer und Arbeitsbereiche eruiert werden. Im Betrieb initierte man ein verstärktes Hautschutzprogramm. Durch Verwendung von Ganzkörpereinmalanzügen war die Belastung mit MDA bei den meisten Arbeitern drastisch gesunken, z. T. konnte MDA nicht mehr nachgewiesen werden. Zur Reduktion der Diuronexposition wurden bauliche Maßnahmen angeregt. In einem besonders belasteten Betriebsteil zur Chemikalienlagerung und -vermischung für die Produktion von Verbundwerkstoffen kam es zu Staubexpositionen von Arbeitern. Im Staub war mit GC-MS neben 4,4‘-MDA und 2,4‘-MDA, die beide im MDA-Rohprodukt enthalten sind, auch noch 2,4- und 2,6-Toluylendiamin (TDA) nachweisbar. Als Quelle für 2,4- und 2,6- TDA stellte sich ein zugekauftes Rohprodukt heraus, das laut Sicherheitsdatenblatt Dicyandiamid und einen Beschleuniger mit der CAS-Nr. 17526–94–2 enthielt, der industriell aus 2,4- bzw. 2,6-Toluylendiisocyanat und Dimethylamin hergestellt wird. Bei Arbeitern im Betrieb konnten Konzentrationen von 2,4- bzw. 2,6-TDA von bis zu 190 µg/l bzw. 50 µg/l im Harn mit GC- MS nachgewiesen werden. Im Serum und in den Erythrozyten war 2,4- bzw. 2,6-TDA in Konzentrationen von bis zu 20 µg/l feststellbar. Da während der Probenvorbereitung die Harn- und Blutproben einer sauren Hydrolyse unterzogen werden und der Beschleuniger gegenüber Säuren und erhöhten Temperaturen instabil ist, ist derzeit nicht klar, ob eine indirekte Isocyanatbelastung stattfindet, diese Substanz im Körper metabolisiert oder ob diese Verbindung lediglich während der Probenvorbereitung zerstört wird. P97 Phthalatweichmacher-Biomonitoring bei Kindern und Erwachsenen im Wochen- und Jahresverlauf Sibylle Hildenbrand1 , Roman Wodarz1 , Thomas Gabrio2 , Gerhard Volland3 , Friedrich W. Schmahl1 1Institut für Arbeits- und Sozialmedizin, Universitätsklinikum Tübingen, 2Landesgesundheitsamt, Regierungspräsidium Stuttgart, 3Bautenschutz und Bauchemie, Materialprüfungsanstalt Universität Stuttgart – Otto-Graf-Institut Die Weichmacher-Konzentrationen im Urin von Kindern und Erwachsenen wurden innerhalb eines Jahres viermal jeweils eine Woche lang gemessen. Es sollten Konzentrationen, Schwankungen, Eintragswege und Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007 171

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menhang stehen, bleibt unklar. Bei aktuell<br />

Exponierten sollte eine kardiopulmonale<br />

Diagnostik mit regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen<br />

erfolgen. Es ist fraglich, ob<br />

die ab einer Konzentration von 50 ppm an<br />

der Ratte beobachtete Dosis-Wirkungs-Beziehung<br />

auf den Menschen übertragbar ist,<br />

oder ob nicht bereits geringere Belastungen<br />

schädigende Wirkungen ausüben.<br />

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Effektzuordnung bei multiplen<br />

Expositionen: Lungenfunktionsveränderungen<br />

bei Steinkohlenbergleuten im<br />

Zeitraum 1974 bis 1998<br />

Sebastian Büchte1 , Peter Morfeld1 , Heinz-Johannes<br />

Bicker2 , Hellmut Lenaerts3 , Bernhard Kalkowsky3 , Josef<br />

Pohlplatz1 , Andreas Kösters1 , Claus Piekarski4 1Institut <strong>für</strong> Arbeitswissenschaften, RAG Aktiengesellschaft,<br />

Dortm<strong>und</strong>, 2<strong>Arbeitsmedizin</strong>isches Zentrum Bottrop, <strong>Deutsche</strong><br />

Steinkohle AG, Bottrop, 3<strong>Arbeitsmedizin</strong>isches Zentrum<br />

Herne/Pluto, <strong>Deutsche</strong> Steinkohle AG, Herne, 4Institut <strong>und</strong> Poliklinik <strong>für</strong> Arbeits- <strong>und</strong> Sozialmedizin, Universität<br />

zu Köln<br />

Mehrfachbelastungen <strong>und</strong> ihre ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Auswirkungen auf exponierte Arbeitnehmer<br />

gewinnen an Bedeutung bei der<br />

arbeitsmedizinischen Beurteilung von Arbeitsplätzen.<br />

Schwierigkeiten sind bei hoch<br />

korrelierten Expositionen zu erwarten.<br />

Diese Arbeit versucht, mit der Ridge-<br />

Regressions-Methode einen analytischen<br />

Zugang zu dieser Thematik zu schaffen.<br />

Die Arbeit greift zurück auf ein Kollektiv<br />

von 1369 Berufsanfängern im deutschen<br />

Steinkohlenbergbau an der Ruhr. Für die<br />

Probanden liegen detailierte Expositiondaten<br />

gegenüber Kohlengruben-A-Staub<br />

(KAS) <strong>und</strong> die aufgearbeiteten arbeitsmedizinischen<br />

Lungenfunktionsbef<strong>und</strong>e vor.<br />

Es werden Längsschnittanalysen <strong>für</strong> die<br />

FVC in Abhängigkeit von den Expositionskomponenten<br />

mit adjustierten GEE-<br />

Modellen (Population-Averaged-Modelle)<br />

durchgeführt, die die Expositionskomponeten<br />

in verschiedener Weise berücksichtigen.<br />

Zusätzlich wird versucht, mit der<br />

Ridge Regressions-Methode die Stabilität<br />

der Effektmaße zu bestimmen.<br />

Für die KAS-Exposition ergibt sich aus<br />

der GEE-Analyse ein Effekt von ca. 27 ml<br />

FVC-Reduktion je 1000 mg*8-h-Schichten/m³<br />

(p < 0,0005). Eine getrennte Berücksichtigung<br />

der Expositionskomponenten<br />

führt <strong>für</strong> den Quarzanteil (QAS) zu ca.<br />

131 ml Zunahme je 100 mg*S/m³ (p<br />

< 0,0005) <strong>und</strong> <strong>für</strong> den Nichtquarzanteil<br />

(NQAS) zu ca. 57 ml FVC-Reduktion je<br />

1000 mg*S/m³ (p < 0,0005). Nach eine logarithmischen<br />

Transformation der beiden<br />

Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007<br />

Größen ergibt sich <strong>für</strong> den QAS eine FVC-<br />

Reduktion von ca. 23 ml je 100 mg*S/m³<br />

(p < 0,0005) <strong>und</strong> <strong>für</strong> den NQAS eine<br />

Zunahme von 25 ml je 1000 mg*S/m³<br />

(p < 0,0005). Die Ridge Regression zeigt <strong>für</strong><br />

nicht log-transformierte Daten, dass bei einer<br />

Verzerrungskonstante von 2 der NQAS-<br />

Effekt nicht mehr signifikant (p = 0,071),<br />

aber gleichzeitig kein Vorzeichenwechsel <strong>für</strong><br />

den QAS-Effekt zu beobachten ist<br />

Die teilweise kontraintuitiven Ergebnisse<br />

<strong>für</strong> die mit der Exposition assoziierten<br />

ges<strong>und</strong>heitlichen Effekte in Verbindung<br />

mit den Ergebnissen der Ridge Regression<br />

machen deutlich, dass ein simpler Zugang<br />

bei der ges<strong>und</strong>heitlichen Beurteilung von<br />

Mehrfachexpositionen unangemessen ist.<br />

Darüber hinaus zeigt sich sich, dass auch<br />

umfangreiche Daten eine einfache Interpretation<br />

nicht garantieren. Für dieses Kollektiv<br />

ergibt sich die Notwendigkeit zur<br />

weiteren Ausdehnung der Analysen.<br />

P93<br />

Lungenfunktion staubexponierter<br />

Arbeitnehmer<br />

Karl Hochgatterer1 , Hanns Moshammer2 1Ärztliche Leitung, <strong>Arbeitsmedizin</strong>isches Zentrum Perg<br />

GmbH, Perg, 2Institut <strong>für</strong> Umwelthygiene, Medizinische<br />

Universität Wien<br />

Das <strong>Arbeitsmedizin</strong>ische Zentrum Perg führt<br />

seit Jahren §49-Untersuchungen bei<br />

staubexponierten Arbeitnehmern durch.<br />

Gemeinsam mit dem Institut <strong>für</strong> Umwelthygiene<br />

wurden die Lungenfunktionsergebnisse<br />

von r<strong>und</strong> 1000 Arbeitnehmern <strong>und</strong><br />

Arbeitnehmerinnen aus den Untersuchungen<br />

der Jahre 2004 <strong>und</strong> 2005 ausgewertet.<br />

Da ein studieninternes unbelastetes Vergleichskollektiv<br />

fehlte, wurden die Referenzwerte<br />

der Verordnung des B<strong>und</strong>esministers<br />

<strong>für</strong> Arbeit <strong>und</strong> Soziales über die Ges<strong>und</strong>heitsüberwachung<br />

am Arbeitsplatz (VGÜ)<br />

(BGBl. II Nr. 27/1997) zum Vergleich herangezogen.<br />

Diese Referenzwerte basieren<br />

auf Untersuchungen an über 1000 Österreicher/innen.<br />

Alle drei untersuchten Parameter<br />

waren bei den Staubarbeitern im Durchschnitt<br />

signifikant schlechter als der jeweilige<br />

geschlechts-, alters- <strong>und</strong> größenspezifische<br />

Referenzwert (FVC: –0,4 l; FEV 1 : –0,5 l;<br />

MEF 50 : –0,9 l/s). Die Differenz zum Referenzwert<br />

nahm mit zunehmender Expositionsdauer<br />

zu, wobei diese Zunahme <strong>für</strong><br />

MEF 50 (auch nach Kontrolle des Rauchverhaltens)<br />

signifikant war. Etwa die Hälfte der<br />

Staubarbeiter waren gegenüber Quarzstaub<br />

exponiert, wobei <strong>für</strong> dieses Kollektiv von der<br />

höchsten Staubbelastung auszugehen ist.<br />

Wenn auch die anderen („Nicht-Quarz“)<br />

Staubarbeiter unabhängig vom Rauchverhalten<br />

in allen 3 Parametern signifikant<br />

schlechter waren als ihr Referenzwert, so<br />

war dieser Unterschied bei den Quarzstaubexponierten<br />

noch deutlicher ausgeprägt.<br />

„Auffällige Werte“ wurden bei den<br />

Volumenparametern FVC <strong>und</strong> FEV 1 als<br />

weniger als 80 % des Referenzwertes definiert,<br />

beim MEF 50 (wegen dessen größeren<br />

interindividuellen Variabilität) als weniger<br />

als 60 % des Referenzwertes. Bei den<br />

Quarzstaubarbeitern zeigten 13,6 % bei<br />

FVC, 21 % bei FEV 1 <strong>und</strong> 23 % bei MEF 50<br />

auffällige Werte, während bei den anderen<br />

Staubarbeitern die jeweiligen Prozentsätze<br />

nur 10,1 (FVC), 14,2 (FEV 1 ) <strong>und</strong> 13,4<br />

(MEF 50 ) betrugen. Insbesondere MEF 50<br />

reagierte somit sensitiv auf unterschiedliche<br />

Expositionsarten wie auch auf die kombinierte<br />

Einwirkungvon Quarzstaub <strong>und</strong><br />

Tabakrauch.<br />

Schädliche Effekte einer Staubbelastung<br />

unter den aktuellen Arbeitsplatzbedingungen<br />

sind mittels der gewählten Untersuchungsparameter<br />

nachweisbar.<br />

Biomonitoring II<br />

P94<br />

Biomonitoring auf Hantaviren bei<br />

stark exponierten Monteuren in<br />

der Energiewirtschaft<br />

Rolf Lorbach, Rudolf Schwarz, Eberhard Jacob<br />

Betriebsärztlicher Dienst, Stadtwerke Köln<br />

Im Frühjahr <strong>und</strong> Sommer 2005 wurde<br />

bei den Ges<strong>und</strong>heitsämtern in Nordrheinwestfalen<br />

eine starke Häufung von Hantavirusinfektionen<br />

registriert. Im Stadtgebiet<br />

Köln wurden im 1. Halbjahr 2006 40 Fälle<br />

gemeldet, gegenüber 2 bis maximal 6 Fällen<br />

pro Jahr in den letzten 5 Jahren. Die<br />

Übertragung erfolgt inhalativ oder durch<br />

direkten Kontakt mit den Ausscheidungen<br />

von infizierten Mäusen oder Ratten. Eine<br />

besondere Infektionsgefährdung besteht bei<br />

Aufenthalt oder Arbeiten in geschlossenen<br />

Räumen, in denen Nagetiere gehaust haben.<br />

Ziel der Studie war die Abschätzung<br />

der Gefährdung <strong>für</strong> besonders stark exponierte<br />

Monteure bei einem Energieversorgungsunternehmen<br />

in Köln. Die Haupttätigkeit<br />

dieser Arbeiter besteht in der Reinigung<br />

<strong>und</strong> Wartung von Elektrostationen<br />

<strong>und</strong> Umspannwerken (Anzahl im Kölner<br />

Stadtgebiet 3075), die häufig von Nagetieren<br />

behaust werden. Persönliche Schutzausrüstung<br />

wurde bei diesen Arbeiten bisher<br />

nicht verwendet.

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