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Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.v.

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Aus dem Datenbestand des Hauptverbands<br />

der gewerblichen Berufsgenossenschaften<br />

wurde die Anzahl der bestätigten<br />

Fälle einer allergischen Atemwegserkrankung<br />

(BK 4301) der Jahre 1995 bis 2004<br />

nach zuerst meldender Stelle, Alter im Jahr<br />

der Feststellung <strong>und</strong> Dauer der Einwirkung<br />

ausgewertet (HVBG-Referat ZIGUV, St.<br />

Augustin; 24. 05. 2006). Hier<strong>für</strong> wurden<br />

die Diagnosen „allergische Rhinopathie“<br />

<strong>und</strong> „allergische Konjunktivitis“ (Letztere<br />

sollte unter BK 5101 gelistet werden) sowie<br />

Fälle ohne Diagnose ausgeschlossen.<br />

Zwischen 1995 <strong>und</strong> 2004 wurde bei<br />

5652 Bäcker, 627 Bäckerinnen, 33 Friseuren<br />

<strong>und</strong> 501 Friseurinnen der Verdacht einer<br />

Berufskrankheit mit Bronchialobstruktion<br />

bestätigt. Die meisten der bestätigten Verdachtsanzeigen<br />

wurden von Ärzten gestellt<br />

(der Anteil war mit 63,3 % am geringsten<br />

bei Friseurinnen <strong>und</strong> mit 78,8 % am höchsten<br />

bei Friseuren). Das Arbeitsamt meldete<br />

einen höheren Anteil von Bäckerinnen/<br />

Konditorinnen/Süßwarenherstellerinnen als<br />

von Bäckern/Konditoren/Süßwarenherstellern<br />

(13,9 % vs. 9,1 %). Entsprechendes galt<br />

<strong>für</strong> Friseurinnen im Vergleich zu Friseuren<br />

(14,4 % <strong>und</strong> 6,1 %). Im Jahr der Feststellung<br />

der Berufskrankheit waren 40,5 %<br />

der Bäckerinnen unter 25 Jahren; bei den<br />

Bäckern waren dies nur 22,6 %. Während<br />

die Dauer der Einwirkung bei 24,3 % der<br />

Bäcker mindestens 20 Jahre betrug, traf dies<br />

nur auf 6,5 % der Bäckerinnen zu.<br />

Auffällig ist der höhere Anteil der primären<br />

Meldungen durch das Arbeitsamt<br />

unter weiblichen Erwerbstätigen im Back-<br />

<strong>und</strong> Friseurhandwerk gegenüber männlichen.<br />

Wenn eine später bestätigte Berufskrankheit<br />

erst durch eine Arbeitsagentur<br />

angezeigt wird, haben hier die vorgehenden<br />

Instanzen versagt.<br />

Nur eine analytische epidemiologische<br />

Studie kann klären, ob mehr arbeitslose<br />

Frauen, deren Atemwegsbeschwerden durch<br />

eine Berufskrankheit verursacht wurden,<br />

einen Antrag auf berufliche Rehabilitation<br />

gestellt hatten als arbeitslose Männer oder<br />

ob die Arbeitsagentur bei ihnen häufiger<br />

nachgefragt hat.<br />

P90<br />

Kohlenhydratstrukturen (CCD) als<br />

Screening-Tool <strong>für</strong> die berufsrelevante<br />

Allergiediagnostik – Differenzierung<br />

zwischen klinisch manifester Latexallergie <strong>und</strong><br />

asymptomatischer Latexsensibilisierung<br />

Sabine Kespohl 1 , Uta Jappe 2 , Hans-Peter Rihs 1 ,<br />

Andreas Lopata 3 , Mohammed F. Jeebhay 4 , Siti Arija<br />

M. Arif 5 , Hoong Y. Yeang 5 , Thomas Brüning 1 , Monika<br />

Raulf-Heimsoth 1<br />

POSTER<br />

1 Institut der Ruhr-Universität Bochum, Berufsgenossenschaftliches<br />

Forschungsinstitut <strong>für</strong> <strong>Arbeitsmedizin</strong> (BGFA),<br />

Bochum, 2 Institut <strong>für</strong> Dermatologie <strong>und</strong> Venerologie, Universitätsklinikum<br />

Heidelberg, 3 Devision of Immunology-<br />

Allergy and Asthma Research Group, University of Cape<br />

Town; IIDMM; NHLS, Cape Town, South Africa, 4 Occupational<br />

and Environmental Health Research Unit, School of Public<br />

Health and Family Medicine, University of Cape Town, South<br />

Africa, 5 Biotechnology and Strategic Research Unit, Rubber<br />

Research Institute of Malaysia, Kuala Lumpur<br />

Pflanzliche Glykostrukturen („cross-reactive<br />

carbohydrate determinants“, CCD) sind als<br />

kreuzreaktive Allergene bekannt. Von den<br />

Latexallergenen sind Hev b 2, Hev b 4 <strong>und</strong><br />

Hev b 13 glykosyliert. Die Relevanz der<br />

Glykostrukturen <strong>für</strong> eine klinisch manifeste<br />

Latexallergie wird zurzeit untersucht. Im<br />

Folgenden wird evaluiert, ob CCDs als diagnostischer<br />

Indikator zur Abgrenzung von<br />

klinisch relevanter versus asymptomatischer<br />

Sensibilisierungen genutzt werden könnten.<br />

Die spezifische IgE-Reaktivität von<br />

Latexeinzelallergenen <strong>und</strong> verschiedenen<br />

CCDs (Meerrettich-Peroxidase, Bromelain)<br />

wurden im UniCAP-System (Phadia) getestet.<br />

Alle verwendeten Blutseren hatten<br />

spezifisches IgE gegen Latex. Das untersuchte<br />

Patientenkollektiv bestand aus 72<br />

Beschäftigten des Ges<strong>und</strong>heitswesens mit<br />

manifester Latexallergie, 37 Beschäftigten<br />

der fischverarbeitenden Industrie <strong>und</strong> 89<br />

Wespengift-Allergikern.<br />

In nur 8 % der untersuchten Seren von<br />

Beschäftigen des Ges<strong>und</strong>heitswesens mit<br />

klinisch relevanter Latexallergie wurde spezifisches<br />

IgE(sIgE)gegen CCDs gemessen.<br />

Insgesamt war die IgE-Konzentration gegen<br />

Latex höher, als gegen CCDs. Obwohl bei<br />

ca. 80 % der Beschäftigten das glykosylierte<br />

Hev b 2 als Allergen nachgewiesen wurde,<br />

konnte die sIgE-Bindung an Hev b 2 nicht<br />

durch CCDs inhibiert werden. Bei klinisch<br />

relevanten Latexallergikern bindet das IgE<br />

an den proteinogenen Teil von Hev b 2.<br />

Im Gegensatz dazu wurde bei über<br />

94 % der 37 untersuchten Beschäftigten<br />

der fischverarbeitenden Industrie sIgE auf<br />

CCDs gemessen. Die IgE-Konzentration<br />

gegen CCDs war höher als gegen Latex.<br />

Die Prävalenz der IgE-Bindung an das Hev<br />

b 2 war mit 90 % vergleichbar mit der Bindung<br />

an CCDs. Die 80 %ige Inhibition des<br />

Latex-sIgE durch Zugabe von CCDs verdeutlicht,<br />

dass die Latex-Sensibilisierung<br />

primär auf Glykostrukturen des Hev b 2<br />

zurückgeführt werden kann.<br />

Ein vergleichbares Phänomen wurde<br />

auch bei Hymenopterengift-Allergikern mit<br />

Latexsensibilisierung festgestellt. Hier bestand<br />

eine signifikante Korrelation (r = 0,97)<br />

zwischen der sIgE-Bindung an Latex <strong>und</strong><br />

DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG<br />

an CCDs. Die Erweiterung des diagnostischen<br />

Panels durch CCDs ermöglicht<br />

eine effektivere Abklärung zwischen einer<br />

asymptomatischen Latex-Sensibilisierung<br />

primär verursacht durch CCDs <strong>und</strong> einer<br />

klinisch-relevanten Latexallergie u. a. bei<br />

beruflich Exponierten.<br />

P91<br />

Tetrahydrothiophen als Ursache von<br />

Berufsasthma<br />

Cordula Bittner, Xaver Baur<br />

Ordinariat <strong>und</strong> Zentralinstitut <strong>für</strong> <strong>Arbeitsmedizin</strong> (ZfA),<br />

Universität Hamburg<br />

Tetrahydrothiophen (THT; C4H8S) wird<br />

aufgr<strong>und</strong> seines intensiven <strong>und</strong> unangenehmen<br />

Geruchs zur Gasodorierung verwendet.<br />

Vereinzelte Beobachtungen beim<br />

Menschen berichten u. a. über Übelkeit, Erbrechen,<br />

Husten, Atembeklemmung, Kopfschmerzen,<br />

Schwindel <strong>und</strong> Alkoholunverträglichkeit<br />

nach THT-Inhalation. Nach<br />

den neuesten Angaben der Senatskommission<br />

zur Prüfung ges<strong>und</strong>heitsschädlicher<br />

Stoffe wurde auf Gr<strong>und</strong>lage von Tierversuchen<br />

der Arbeitsplatzgrenzwert mit 50 ppm<br />

festgelegt. Im Rahmen zweier Gutachtenfälle<br />

sollte die Frage beantwortet werden, ob<br />

THT ein Berufsasthma hervorgerufen hat.<br />

Zwei Klempner im Alter von 71 bzw.<br />

59 Jahren, die zwischen 1968 <strong>und</strong> 1971<br />

bzw. 1970 bis 1982 bei den Stadtwerken<br />

<strong>für</strong> die Erdgasodorierung zuständig waren,<br />

stellten sich zu einer gutachterlichen Untersuchung<br />

vor. Es wurden eine Krankheits-<br />

<strong>und</strong> Arbeitsanamnese erhoben sowie eine<br />

körperliche Untersuchung, Routine-Labor,<br />

Lungenfunktionsuntersuchung <strong>und</strong> Bronchospasmolyse,<br />

Spiroergometrie, serologische<br />

<strong>und</strong> Haut-Allergieteste, EKG <strong>und</strong><br />

Röntgen-Thorax-Untersuchungen durchgeführt.<br />

In beiden Fällen kam es während der<br />

Odorierungstätigkeiten regelmäßig zu Übelkeit,<br />

Erbrechen, Augenbrennen <strong>und</strong> -tränen,<br />

Naselaufen, Hustenanfällen <strong>und</strong> Atemnot.<br />

Vom Technischen Aufsichtsdienst<br />

wurde die Expositionshöhe während der<br />

Odorierung zwischen 10 <strong>und</strong> 15 mg/m³ geschätzt.<br />

Die eingehende Diagnostik ergab<br />

jeweils eine chronische obstruktive Atemwegserkrankung<br />

sowie Herzrhythmusstörungen.<br />

Für eine Verursachung der obstruktiven<br />

Atemwegserkrankung durch das Odorierungsmittel<br />

THT sprechen in beiden Fällen<br />

v. a. die unauffällige Vorgeschichte <strong>und</strong> die<br />

expositionsabhängigen akuten asthmatischen<br />

Beschwerden. Ob die Herzrhythmusstörungen<br />

auch in einem kausalen Zusam-<br />

Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007 169

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