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Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.v.

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166<br />

DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG POSTER<br />

Elektronenmikroskopie beaufschlagt. Tonerstaub<br />

aus einem der Kopierer wurde mit<br />

der im Experiment eingesetzten Probe<br />

durch raster- (REM)- <strong>und</strong> transmissionselektronenmikroskopische(TEM)-Untersuchungen<br />

verglichen.<br />

Bei 2 von 3 Kopierern waren erhöhte<br />

Teilchenkonzentrationen nachweisbar. Die<br />

höchsten Werte von bis zu 300 000 Teilchen/cm³<br />

resultierten jeweils bei Betriebsbeginn.<br />

Die Mittelwerte erreichten bis zu<br />

9500 Teilchen/cm³ über 48 min. Die TEM-<br />

Auswertung zweier Kernporenfilter ergab<br />

nur 598 bzw. 700 Aggregate <strong>und</strong> Agglomerate<br />

(A+A) sowie ca. 7000 bzw. 4000<br />

Primärteilchen (PT) je cm³. Sowohl die<br />

experimentelle Tonerprobe als auch die aus<br />

dem Kopierer lässt im REM kompakte Teilchen<br />

mit Durchmessern >1 µm erkennen.<br />

Das TEM zeigt dagegen flockige unter der<br />

Einwirkung des Elektronenstrahls instabile<br />

Strukturen <strong>und</strong> nach Behandlung mit<br />

Ultraschall aus wässriger Suspension hergestellte<br />

Filterproben sind aus PT mit einem<br />

Durchmesser von ca. 20 nm zusammengesetzt.<br />

Für die experimentelle Probe resultieren<br />

mit 1660 PT bzw. 13,8 A+A je 10 –9 mg<br />

ähnliche Ergebnisse wie <strong>für</strong> ultrafeine Stäube<br />

<strong>und</strong> die Probe aus dem Kopierer.<br />

Entgegen der bisherigen Auffassung<br />

können Tonerstäube aus ultrafeinen Teilchen<br />

bestehen. Erste Luftmessungen lassen allerdings<br />

eine über die Hintergr<strong>und</strong>belastung<br />

z. B. durch den Straßenverkehr hinausgehende<br />

Gefährdung nicht erkennen.<br />

P82<br />

Möglichkeiten <strong>und</strong> Grenzen probabilistischer<br />

Verfahren zur Ermittlung<br />

beruflicher Expositionen<br />

Udo Eickmann1 , Frank Bochmann2 , Renate Knauff-<br />

Eickmann3 1Fachbereich Gefahrstoffe <strong>und</strong> Toxikologie, Berufsgenossenschaft<br />

<strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heitsdienst <strong>und</strong> Wohlfahrtspflege,<br />

Köln, 2Fachbereich 1, Berufsgenossenschaftliches Institut<br />

<strong>für</strong> Arbeitsschutz (BGIA), St. Augustin, 3Statistische <strong>und</strong><br />

Mathematische Beratungen (SMB), Bornheim<br />

Quantitative Ermittlungen zur beruflichen<br />

Exposition sind sinnvoll, wenn Dosis-<br />

Wirkungs-Beziehungen bekannt sind <strong>und</strong><br />

medizinisch beurteilt werden müssen. Dies<br />

ist unter anderem bei einer Reihe physikalischer<br />

<strong>und</strong> chemischer Einwirkungen<br />

der Fall. Dennoch beschränken sich die<br />

(Berufskrankheiten-)Ermittlungsverfahren<br />

in der Regel auf die Feststellung einer mittleren<br />

oder maximalen Exposition, was <strong>für</strong><br />

Erkrankte <strong>und</strong> Beurteilende unbefriedigend<br />

ist. Es ist daher zu prüfen, ob statistische<br />

Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007<br />

Verfahren zur Expositionsermittlung eine<br />

Möglichkeit zur Verbesserung der medizinischen<br />

Beurteilungsgr<strong>und</strong>lage darstellen<br />

können.<br />

Es wurde eine strukturierte Methode<br />

zur Analyse umfangreicher (chemischer)<br />

Expositionen an einem Arbeitsplatz zu entwickelt.<br />

Sie gliedert sich in:<br />

� die Befragung von Erkrankten <strong>und</strong> derem<br />

beruflichen Umfeld,<br />

� die Ermittlung von Standardtätigkeiten<br />

der Beschäftigten,<br />

� die Erstellung eines sinnvollen Expositionsmodells<br />

<strong>für</strong> alle Standardtätigkeiten,<br />

� die Ermittlung der Spannweite <strong>und</strong><br />

Verteilung von Expositionsparametern<br />

aufgr<strong>und</strong> vorliegender Mess- bzw. Ermittlungsdaten,<br />

� die Berechnung von inhalativen Expositionen<br />

durch Anwendung von Monte-<br />

Carlo-Verfahren,<br />

� die Erstellung einer statistischen Expositionsverteilung<br />

je Einwirkung/Tätigkeit.<br />

Anhand von Arbeitssituationen aus dem<br />

Ges<strong>und</strong>heitsdienst konnten Expositionsmodelle<br />

<strong>für</strong> die Standardtätigkeiten (Hände-<br />

<strong>und</strong> Hautdesinfektion, Gasnarkosen, Umgang<br />

mit Lösungsmitteln im Stationsbetrieb)<br />

aufgestellt werden. Die Anwendung<br />

probabilistischer Berechnungsverfahren erwies<br />

sich durch Nutzung einer speziellen<br />

Software (@RISK, Palisade Inc.) als komplex,<br />

aber unproblematisch. Sie lieferte <strong>für</strong><br />

die zu beurteilenden, teilweise über mehrere<br />

Jahrzehnte reichenden Expositionsszenarien<br />

eine Reihe von Expositionsverteilungen je<br />

Gefahrstoff <strong>und</strong> Standardtätigkeit.<br />

Die hier vorgestellte Methode führt zu<br />

strukturierten, umfangreichen Expositionsinformationen,<br />

die wesentlich feinere Aussagen<br />

zulassen als aufgr<strong>und</strong> von mittleren<br />

Expositionsannahmen oder „Worst-Case“-<br />

Annahmen. Sie kann schnell an ähnliche<br />

Arbeitssituationen angepasst werden <strong>und</strong> ist<br />

somit vielfältig einsetzbar, sofern die benötigten<br />

Informationen zu den zu beurteilenden<br />

Tätigkeiten oder Arbeitsplätzen vorliegen.<br />

Da die ermittelten Expositionsdaten in<br />

ein Verwaltungsverfahren einmünden, muss<br />

das probabilistische Ermittlungssystem von<br />

der Rechtssprechung akzeptiert werden. Bis<br />

heute spielt aber die Ermittlung der Variabilität<br />

von Expositionen weder in der<br />

Prävention noch in der medizinischen Begutachtung<br />

beruflicher Erkrankungen eine<br />

große Rolle. Hier besteht noch ein großer<br />

Informationsbedarf gegenüber allen beteiligten<br />

Kreisen.<br />

P83<br />

Besteht eine relevante umweltmedizinische<br />

Ges<strong>und</strong>heitsgefährdung<br />

durch fast 40 Jahre alte Wasserleitungen?<br />

Heike Scherhag, Otfried Mayer-Popken, Bernd Roßbach,<br />

Stephan Letzel, Axel Muttray<br />

Institut <strong>für</strong> Arbeits-, Sozial- <strong>und</strong> <strong>Umweltmedizin</strong>, Johannes<br />

Gutenberg-Universität, Mainz<br />

Viele alte Gebäude zeigen Korrosionsschäden<br />

der Rohrleitungen, die u. a. zu einem<br />

vermehrten Eintrag von Kupfer (Cu), Eisen<br />

(Fe) <strong>und</strong> anderen Schwermetallen in das<br />

Trinkwasser führen können. Ein erhöhter<br />

Cu-Gehalt des Trinkwassers wird mit<br />

verschiedenen Krankheiten in Verbindung<br />

gebracht, wie der Non-Indian Childhood<br />

Cirrhosis (NICC). Ein erhöhter Fe-Gehalt<br />

des Trinkwassers fördert nach einer experimentellen<br />

Studie schon bei Konzentrationen<br />

bis 20 µg/l das Wachstum von E. coli<br />

über 16 Tage.<br />

Anhand von Wasseranalysen war zu<br />

klären, ob in einem Ende der 60er Jahre erbauten<br />

Hochhaus eine Ges<strong>und</strong>heitsgefährdung<br />

durch Fe <strong>und</strong> Cu besteht.<br />

Zunächst wurde an einem Montagmorgen<br />

in 20 Räumen das Stagnationswasser<br />

(A-Probe), nach einer St<strong>und</strong>e aus denselben<br />

Wasserhähnen Fließwasser (B-Probe) zur<br />

Untersuchung entnommen. Hierbei waren<br />

die Wasserhähne vor Probennahme 2–3<br />

Minuten geöffnet. Die Proben wurden mittels<br />

Atomabsorptionsspektrometrie untersucht.<br />

Der Median der A-Probe des Cu betrug<br />

69,5 µg/l (min. 5,5; max. 437,3), der der B-<br />

Probe 11,15 µg/l (min. 6,5; max. 64,2). Alle<br />

Cu-Werte lagen deutlich unter dem ges<strong>und</strong>heitsbasierten<br />

Grenzwert (2000 µg/l). Die<br />

A-Probe des Fe ergab im Median 4,5 µg/l<br />

(min. 0,7; max. 421,0), die B-Probe 2,65 µg/l<br />

(min. 0,8; max. 63,6). Zwei Fe-Werte der<br />

A-Probe lagen oberhalb des technikbasierten<br />

Grenzwertes (200 µg/l). Die Bleiwerte<br />

lagen bis auf je eine Messung (A <strong>und</strong> B-Probe)<br />

unter dem derzeitigen Grenzwert von<br />

25 µg/l.<br />

Der maximale Cu-Wert unserer Untersuchung<br />

betrug nur 1/5 des Grenzwerts,<br />

so dass Ges<strong>und</strong>heitsgefährdungen aus umweltmedizinischer<br />

Sicht unwahrscheinlich<br />

sind. Da in dem von uns untersuchten Gebäude<br />

hauptsächlich verzinkte Fe-Rohre als<br />

Wasserleitungen verbaut wurden, sind die<br />

z. T. erhöhten Fe-Werte nachzuvollziehen.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der 3-Wertigkeit des Fe ist eine<br />

verstärkte Aufnahme nicht zu erwarten.<br />

Da ein höherer Fe-Gehalt des Wassers das<br />

Wachstum von E. coli fördert, müssen weitere<br />

Untersuchungen mögliche Infektionsgefahren<br />

klären.

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