Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.v.

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156 DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG POSTER P57 Medizin Lebenssituation und berufliche Belastungen von Studierenden der Thomas Muth, Silvester Siegmann, Sieglinde Schwarze Institut für Arbeitsmedizin und Sozialmedizin, Heinrich- Heine-Universität Düsseldorf Für die meisten Arbeitnehmer werden Belastungen und Beanspruchungen im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung erfasst und geeignete Maßnahmen abgeleitet. Über die Arbeitssituation von Studierenden ist dagegen recht wenig bekannt. Über parallel zum Studium ausgeübte Erwerbstätigkeit und Familienarbeit liegen kaum Informationen vor. Ziel dieser Arbeit ist deshalb die Beschreibung der Lebensumstände und Belastungen von Studierenden, um mögliche Präventionsmaßnahmen ableiten zu können. Bei Studierenden der Humanmedizin an der HHU Düsseldorf wurde ein Fragebogen eingesetzt, um die erlebte Belastung zu untersuchen. Die Befragung war eingebettet in die obligatorische Arbeitsschutz- Unterweisung zu Beginn des klinischen Abschnitts. Von 190 Studierenden konnten 171 Fragebögen ausgewertet werden (90 %). Die Mehrzahl der Befragten war weiblich (58,2 %). Die meisten (70 %) waren zwischen 21 und 23 Jahre alt (min. 19, max. 42). Die Hälfte (52 %) lebte im eigenen Haushalt, 22 % im Studentenwohnheim und 27 % bei den Eltern. Nur sechs Studierende (4 %) hatten bereits eigene Kinder. Neben dem Studium waren 24 % „regelmäßig“ und 31 % „manchmal“ erwerbstätig. Die Tätigkeiten lagen häufig im Gesundheitsbereich. Das Einkommen der Studenten stammte zum großen Teil aus Mitteln der Eltern. Eine eigene Erwerbstätigkeit trug nur bei 15 % der Studierenden wesentlich zum Unterhalt bei. Die Belastungen (Index: Häufigkeit x Intensität) in diesem Studienabschnitt lagen vorwiegend im psychischen und organisatorischen Bereich. Als besonders belastend wurden „langes Sitzen“, „Zeitdruck/Terminhetze“ und „mangelnde Information“ empfunden. Daneben bezeichneten viele Studierende „Überforderung“, „Unvereinbarkeit von Aufgaben“ und „mangelnde Handlungsspielräume“ als Belastung. Auffallend war eine ausgeprägte „emotionale Belastung“. Zu Beginn des klinischen Abschnitts spielen Lern- und Zeitprobleme für Studierende der Medizin eine zentrale Rolle. Zusätzliche Belastungen aus eigener Erwerbstätigkeit sind weniger häufig. Unter präventiven Aspekten sind v. a. Verbesserungen bei der Organisation und Kommunikation mit Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007 den Studierenden gefragt. Viele Studierende könnten von Angeboten zum richtigen Lernen/Zeitmanagement profitieren. Mobiliar und Räume sollten so gestaltet sein, dass Probleme durch langes Sitzen reduziert werden. P58 Kognitive Beanspruchung bei Führungskräften: Die physiologischen „Kosten“ der Leistung Sergei A. Schapkin1 , Gabriele Freude1 , Udo Erdmann1 , Heinz Rüdiger2 1Arbeitsgestaltung bei psychischen Belastungen, Stress, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), Berlin, 2Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus der Technischen Universität Dresden Die Arbeit der Führungskräfte setzt kognitive Flexibilität voraus, die mit zunehmendem Alter beeinträchtigt werden kann. Wir gehen davon aus, dass darausfolgende Leistungseinschränkungen durch erhöhte Anstrengung kompensiert werden, was sich in der erhöhten kardiovaskulären Aktivität niederschlägt. Es ist davon auszugehen, dass sich Ältere an die Belastung schlechter anpassen und sich danach langsamer erholen als Jüngere. In der vorliegenden Studie wurden Effekte der Aufgabenschwierigkeit und des Alters auf die Leistung und kardiolvaskuläre Parameter bei Führungskräften untersucht. In einer Switching-Aufgabe mussten 17 Führungskräfte, die auf Jüngere (36–44 J.) und Ältere (47–60 J.) aufgeteilt wurden, visuelle Reize entweder nach einer einzigen Regel verarbeiten (Non-Switch-Aufgabe, NSA) oder zwischen unterschiedlichen Informationsverarbeitungsregeln ständig wechseln (Switch-Aufgabe, SA). Der systolische und diastolische Blutdruck (SBD, DBD) sowie die Herzschlagfrequenz (HF) wurden während der Aufgabe sowohl in der Vor- als auch in der Nachruhebedingung kontinuierlich gemessen. Anschließend wurden aus den Rohdaten die Herzratenvariabilität (HRV) und die Atemfrequenz (AF) berechnet. Bei der schwierigen Aufgabe (SA) waren die Fehlerrate, die Reaktionszeit, SBD, DBD, HF, AF höher und die HRV niedriger als bei der leichten Aufgabe (NS). Ältere zeigten einen höheren SBD und eine höhere AF als Jüngere. Bei den Jüngeren nahm unter Beanspruchung – vgl. mit der Vorruhe – die HRV stark ab und die AF stark zu; in der Nachruhebedingung kehrten die Werte zum Vorruheniveau zurück. Ältere hingegen zeigten eine verringerte Labilität der HRV und der AF als unter Versuchbedingungen. Es gab keine Leistungsunterschiede zwischen Jüngeren und Älteren. Obwohl es keine Leistungsunterschiede zwischen jüngeren und älteren Führungskräften gibt, zeigen Ältere höhere physiologische Kosten für die Aufrechterhaltung der Leistung im Sinne des erhöhten SBDs und der AF sowie der verminderten Anpassungsfähigkeit des kardiovaskulären Systems an kognitive Belastungen, was langfristig zum erhöhten Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen kann. Toxikologie P61 zyten Zytotoxizität perfluorierter Tenside (PFOA und PFOS) in humanen Hepato- Frank Mosel, Karen Kledtke, Albert W. Rettenmeier Institut für Hygiene und Arbeitsmedizin, Universitätsklinikum Essen Perfluoroktansulfonsäure (PFOS) und Perfluoroktansäure (PFOA) sind die quantitativ bedeutendsten perfluorierten Tenside (PFT), die unter anderem als Imprägnierungsmittel verwendet werden. Die perfluorierten Tenside sind nicht weiter biologisch abbaubar und haben sich daher in der Umwelt und der Nahrungskette ubiquitär angereichert. Der vom Umweltbundesamt veröffentlichte gesundheitliche Orientierungswert (GOW) für PFT im Trinkwasser beträgt 0,1µg/l. PFT sind ähnlich dem primären Metaboliten des PVC-Weichmachers DEHP Aktivatoren des PPA-Rezeptors und promovieren wie andere Peroxisomenproliferatoren im Tiermodell unterschiedliche Tumoren. Öffentliches Interesse erregte die kürzlich nachgewiesene Verunreinigung des im Bereich der Möhnetalsperre gewonnenen Trinkwassers mit PFT, verursacht durch illegale Entsorgung durch Beimischung zu Kunstdünger. Am 25. 10. 2006 beschloss das EU-Parlament ein weitgehendes Verwendungsverbot für PFOS. Zu Beginn sollten PFOA, PFOS und DEHP-Metaboliten im LDH-Test bezüglich ihrer akuten Toxizität verglichen werden. Die als Modell zunächst verwendeten primären Rattenhepatozyten sind nur wenige Tage lebensfähig, so dass messbare Effekte erst bei hohen Dosierungen beobachtbar sind. In wieweit die Verwendung neuartiger transfektierter humaner Hepatozyten (HHL) eine Verbesserung im Hinblick auf Reproduzierbarkeit möglicher toxischer Effekte und geplante Langzeitexpositionen gegenüber geringen Konzentrationen ermöglicht, war Gegenstand vergleichender Untersuchungen.

Primäre Rattenhepatozyten wurden mit Rücksicht auf die kurze Lebenszeit für 24 h gegenüber den Testsubstanzen in jeweils drei Konzentrationen (0,18, 0,36 und 0,72 mmol/l) exponiert. Insgesamt geplant sind Ansätze mit PFOA und PFOS sowie DEHP-Metaboliten MEHP, 5-OH-MEHP, 5-Carboxy-MEHP, 5-Oxo-MEHP und anderen. Als Kontrollsubstanz diente Triton (entspr. Toxizität = 100 %). Die durch die HPV-16 Onkoproteine E6 und E7 immortalisierten humanen Hepatozyten (HHL) wurden zum Vergleich zunächst nach dem gleichen Kurzzeitprotokoll exponiert. Mit diesen Zellen sind Langzeitexpositionen gegenüber Konzentrationen geplant, die denen in humanen Serumproben entsprechen. Nach der Exposition erfolgte die Bestimmung der LDH-Konzentration im Überstand. Die Rezeptor-unabhängige Toxizität wurde nach Vorbehandlung mit dem irreversiblen PPARγ-Antagonisten GW9662 (Cayman Chemical) oder dem PPARα- Antagonisten GW6471 (Tocris Coocson) ermittelt. Im Vergleich zu primären Rattenhepatozyten sind HHLs erwartungsgemäß weniger vulnerabel gegenüber den untersuchten Peroxisomenproliferatoren. In der höchsten verwendeten Konzentration sind PFOA und PFOS toxischer als DEHP-Metabolite. Die verwendeten transfektierten humanen Hepatozyten eignen sich als Modell zur Untersuchung der Toxizität der benannten Weichmacher und PFTs. In einem weiterentwickelten Protokoll sollen die Substanzen in Dosierungen eingesetzt werden, die denen in humanen Serumproben entsprechen. Anstelle des unspezifischen Zytotoxizitätsmarkers LDH ist die Bestimmung differenzierterer Parameter sowie eine Proteomanalyse beabsichtigt. P62 Reizwirkungen durch Cyclohexylamin: Ergebnisse einer experimentellen Expositionsstudie Christoph van Thriel, Stephanie Anja Juran, Stefan Kleinbeck, Ernst Kiesswetter, Michael Schäper Institut für Arbeitsphysiologie, Universität Dortmund Cyclohexylamin ist ein Arbeitsstoff, der bei der Reduktion der Spitzenbegrenzungskategorien im Jahr 2000 von einem „geruchsintensiven“ Arbeitsstoff (Kat. V) in die Gruppe der lokalen Reizstoffe (Kat. I) umgruppiert wurde. Der MAK-Wert wurde im Jahr 2003 von 10 auf 2 ppm herabgesetzt, um Reizwirkungen zu vermeiden. Da nur anekdotische Berichte zu Reizwirkungen vorlagen, wurde die Absenkung in Analogie zu Dimethyla- POSTER min vorgenommen. Die vorliegende Studie soll prüfen, ob in diesem Konzentrationsbereich beim Menschen Reizeffekte durch Cyclohexylamin auftreten. Am Versuch nahmen 12 Frauen (Durchschnittsalter: 25,3 ± 4,8 Jahre) und 12 Männer (25,5 ± 3,8) teil, die gegenüber Cyclohexylamin in drei Konzentrationen (1, 0,1–4, 10 ppm) für 4 h exponiert wurden. Die Bedingung 0,1–4 ppm hatte eine durchschnittliche Exposition von 2 ppm (MAK-Wert) und vier Expositionsspitzen von 4 ppm. Der Versuch wurde im Messwiederholungsdesign durchgeführt, wobei zwischen zwei aufeinander folgenden Versuchstagen ein expositionsfreies Intervall von mindesten 48 h lag. Vor, während und nach den Expositionen wurden chemosensorische Effekte auf verschiedenen Ebenen durch Ratings von Empfindungsstärken, chemosensorisch vermittelte Symptome, neuropsychologische Aufmerksamkeitstests, Messung der Luftströmung in der Nase, Lidschlussfrequenzmessung und biochemische Indikatoren erfasst. Während der Geruchskontroll- (1 ppm) und MAK-Wert-Bedingungen (0,1–4 ppm) wurden nur schwache Geruchs- und keine Reizeffekte berichtet. Die mittleren Lidschlussfrequenzen waren unter beiden Bedingungen mit 18,6 und 19,5 min –1 vergleichbar. Die Rhinomanometrie ergab keine Hinweise auf nasale Obstruktionen nach diesen Expositionen. Der nasale Atemwiderstand nahm sogar um 18 bzw. 24 % ab. Bei 10 ppm wurden starke Geruchsbelästigungen und leichte Reizeffekte berichtet. Während dieser Bedingung nahm der nasale Atemwiderstand um 47 % ab. Zum Ende der 4-stündigen Exposition zeigte sich bei 10 ppm ein signifikanter Anstieg der Lidschlussfrequenz. Reizerscheinungen zeigten sich bei Arbeitsplatzsimulationen für Cyclohexylamin nur oberhalb des aktuellen MAK- Wertes und in Abhängigkeit von der Expositionsdauer. Die Studie zeigt, dass auch die Gruppe der geruchsintensiven Amine differenziert betrachtet werden muss. P63 Exhalation von Trimethylbismut nach oraler Applikation eines Bismutsalzes – ein Hinweis auf die Biomethylierung von Metallen beim Menschen? Frank Mosel1 , Jens Boertz2 , Margareta Sulkowsii2 , Alfred V. Hirner2 , Albert W. Rettenmeier1 1Institut für Hygiene und Arbeitsmedizin, Universitätsklinikum Essen, 2Institut für Umweltanalytik und Angewandte Geochemie, Universität Duisburg-Essen Die mikrobielle Methylierung von Metallen und Metalloiden durch Mikroorganismen DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG ist in der Umwelt ein bekannter Prozess und führt im Allgemeinen zu Metall(oid)spezies mit höherer Toxizität. Mittels einer Probandenstudie sollte untersucht werden, ob dieser Vorgang auch im humanen Organismus stattfindet. Als Modellsubstanz wurde ein Bismutpräparat verwendet, da es überwiegend über den Darm ausgeschieden wird und somit der intestinalen Mikroflora ausgesetzt wird. Einem Probandenkollektiv (n = 17) wurden 218 mg Bismut in Form von Bismutsubcitrat verabreicht, das in einigen EU-Staaten als Therapeutikum von Magen- und Zwölffingerdarmulzera zugelassen ist. Anschließend wurden Bismutspezies mittels simultan gekoppelter GC-MS/ICP-MS in der Ausatemluft sowie in Blut-, Urin- und Stuhlproben analysiert. Das Monitoring von Trimethylbismut (Me3Bi) in den Proben erfolgte mit Hilfe der LT-GC-ICP-MS und das von Gesamtbismut mittels ICP- MS über einen Zeitraum von 48 h nach Bismutgabe. Innerhalb einer Stunde stieg die Gesamtbismutkonzentration im Blut auf bis zu 66 µg/l an. Über die Niere wurden innerhalb 48 h nur ca. 1 % eliminiert. Der weitaus überwiegende Teil wurde mit dem Stuhl ausgeschieden (244–890 mg/kg). Sowohl in den Ausatemluft- wie in den Blutproben wurde Me3Bi nachgewiesen. Die maximalen Me3Bi-Konzentrationen in der Ausatemluft (bis 47 ng/m 3 ) und im Blut (bis 1 ng/kg) wurden nach 8 h detektiert. Der Nachweis von Me3Bi in Blut und Ausatemluft nach oraler Applikation eines Bismutsalzes, das überwiegend fäkal eliminiert wird, ist ein Hinweis auf die Biomethylierung von Metallen durch die intestinale Mikroflora. Die toxikologische Relevanz dieses Befundes muss in weiteren Studien untersucht werden. P64 In-vitro-Toxizität von Methylzinnverbindungen Elke Dopp1 , Ursula von Recklinghausen1 , Louise M. Hartmann2 , Alfred V. Hirner2 , Albert W. Rettenmeier1 1Institut für Hygiene und Arbeitsmedizin, Universitätsklinikum Essen, 2Institut für Umweltanalytik und Angewandte Geochemie, Universität Duisburg-Essen Methylzinnverbindungen werden als Hitzestabilisatoren bei der Herstellung von PVC-Produkten und als Zwischenprodukte bei der Synthese anderer Zinnderivate eingesetzt. Ein Kontakt kann vor allem bei manuellen Operationen (Materialzugaben, Probengewinnung) stattfinden. Bisher mit diesen Verbindungen durchgeführte In- Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007 157

Primäre Rattenhepatozyten wurden<br />

mit Rücksicht auf die kurze Lebenszeit <strong>für</strong><br />

24 h gegenüber den Testsubstanzen in jeweils<br />

drei Konzentrationen (0,18, 0,36 <strong>und</strong><br />

0,72 mmol/l) exponiert. Insgesamt geplant<br />

sind Ansätze mit PFOA <strong>und</strong> PFOS sowie<br />

DEHP-Metaboliten MEHP, 5-OH-MEHP,<br />

5-Carboxy-MEHP, 5-Oxo-MEHP <strong>und</strong> anderen.<br />

Als Kontrollsubstanz diente Triton<br />

(entspr. Toxizität = 100 %). Die durch die<br />

HPV-16 Onkoproteine E6 <strong>und</strong> E7 immortalisierten<br />

humanen Hepatozyten (HHL)<br />

wurden zum Vergleich zunächst nach dem<br />

gleichen Kurzzeitprotokoll exponiert. Mit<br />

diesen Zellen sind Langzeitexpositionen<br />

gegenüber Konzentrationen geplant, die denen<br />

in humanen Serumproben entsprechen.<br />

Nach der Exposition erfolgte die Bestimmung<br />

der LDH-Konzentration im Überstand.<br />

Die Rezeptor-unabhängige Toxizität<br />

wurde nach Vorbehandlung mit dem irreversiblen<br />

PPARγ-Antagonisten GW9662<br />

(Cayman Chemical) oder dem PPARα-<br />

Antagonisten GW6471 (Tocris Coocson)<br />

ermittelt.<br />

Im Vergleich zu primären Rattenhepatozyten<br />

sind HHLs erwartungsgemäß weniger<br />

vulnerabel gegenüber den untersuchten<br />

Peroxisomenproliferatoren. In der höchsten<br />

verwendeten Konzentration sind PFOA <strong>und</strong><br />

PFOS toxischer als DEHP-Metabolite.<br />

Die verwendeten transfektierten humanen<br />

Hepatozyten eignen sich als Modell zur<br />

Untersuchung der Toxizität der benannten<br />

Weichmacher <strong>und</strong> PFTs. In einem weiterentwickelten<br />

Protokoll sollen die Substanzen<br />

in Dosierungen eingesetzt werden, die denen<br />

in humanen Serumproben entsprechen. Anstelle<br />

des unspezifischen Zytotoxizitätsmarkers<br />

LDH ist die Bestimmung differenzierterer<br />

Parameter sowie eine Proteomanalyse<br />

beabsichtigt.<br />

P62<br />

Reizwirkungen durch Cyclohexylamin:<br />

Ergebnisse einer experimentellen<br />

Expositionsstudie<br />

Christoph van Thriel, Stephanie Anja Juran, Stefan<br />

Kleinbeck, Ernst Kiesswetter, Michael Schäper<br />

Institut <strong>für</strong> Arbeitsphysiologie, Universität Dortm<strong>und</strong><br />

Cyclohexylamin ist ein Arbeitsstoff, der bei<br />

der Reduktion der Spitzenbegrenzungskategorien<br />

im Jahr 2000 von einem „geruchsintensiven“<br />

Arbeitsstoff (Kat. V) in die Gruppe<br />

der lokalen Reizstoffe (Kat. I) umgruppiert<br />

wurde. Der MAK-Wert wurde im Jahr 2003<br />

von 10 auf 2 ppm herabgesetzt, um Reizwirkungen<br />

zu vermeiden. Da nur anekdotische<br />

Berichte zu Reizwirkungen vorlagen, wurde<br />

die Absenkung in Analogie zu Dimethyla-<br />

POSTER<br />

min vorgenommen. Die vorliegende Studie<br />

soll prüfen, ob in diesem Konzentrationsbereich<br />

beim Menschen Reizeffekte durch<br />

Cyclohexylamin auftreten.<br />

Am Versuch nahmen 12 Frauen (Durchschnittsalter:<br />

25,3 ± 4,8 Jahre) <strong>und</strong> 12 Männer<br />

(25,5 ± 3,8) teil, die gegenüber Cyclohexylamin<br />

in drei Konzentrationen (1, 0,1–4,<br />

10 ppm) <strong>für</strong> 4 h exponiert wurden. Die Bedingung<br />

0,1–4 ppm hatte eine durchschnittliche<br />

Exposition von 2 ppm (MAK-Wert)<br />

<strong>und</strong> vier Expositionsspitzen von 4 ppm. Der<br />

Versuch wurde im Messwiederholungsdesign<br />

durchgeführt, wobei zwischen zwei aufeinander<br />

folgenden Versuchstagen ein expositionsfreies<br />

Intervall von mindesten 48 h lag. Vor,<br />

während <strong>und</strong> nach den Expositionen wurden<br />

chemosensorische Effekte auf verschiedenen<br />

Ebenen durch Ratings von Empfindungsstärken,<br />

chemosensorisch vermittelte<br />

Symptome, neuropsychologische Aufmerksamkeitstests,<br />

Messung der Luftströmung in<br />

der Nase, Lidschlussfrequenzmessung <strong>und</strong><br />

biochemische Indikatoren erfasst.<br />

Während der Geruchskontroll- (1 ppm)<br />

<strong>und</strong> MAK-Wert-Bedingungen (0,1–4 ppm)<br />

wurden nur schwache Geruchs- <strong>und</strong> keine<br />

Reizeffekte berichtet. Die mittleren Lidschlussfrequenzen<br />

waren unter beiden Bedingungen<br />

mit 18,6 <strong>und</strong> 19,5 min –1 vergleichbar.<br />

Die Rhinomanometrie ergab keine<br />

Hinweise auf nasale Obstruktionen nach<br />

diesen Expositionen. Der nasale Atemwiderstand<br />

nahm sogar um 18 bzw. 24 % ab. Bei<br />

10 ppm wurden starke Geruchsbelästigungen<br />

<strong>und</strong> leichte Reizeffekte berichtet. Während<br />

dieser Bedingung nahm der nasale<br />

Atemwiderstand um 47 % ab. Zum Ende<br />

der 4-stündigen Exposition zeigte sich bei<br />

10 ppm ein signifikanter Anstieg der Lidschlussfrequenz.<br />

Reizerscheinungen zeigten<br />

sich bei Arbeitsplatzsimulationen <strong>für</strong> Cyclohexylamin<br />

nur oberhalb des aktuellen MAK-<br />

Wertes <strong>und</strong> in Abhängigkeit von der Expositionsdauer.<br />

Die Studie zeigt, dass auch<br />

die Gruppe der geruchsintensiven Amine<br />

differenziert betrachtet werden muss.<br />

P63<br />

Exhalation von Trimethylbismut<br />

nach oraler Applikation eines<br />

Bismutsalzes – ein Hinweis auf die Biomethylierung<br />

von Metallen beim Menschen?<br />

Frank Mosel1 , Jens Boertz2 , Margareta Sulkowsii2 , Alfred<br />

V. Hirner2 , Albert W. Rettenmeier1 1Institut <strong>für</strong> Hygiene <strong>und</strong> <strong>Arbeitsmedizin</strong>, Universitätsklinikum<br />

Essen, 2Institut <strong>für</strong> Umweltanalytik <strong>und</strong> Angewandte<br />

Geochemie, Universität Duisburg-Essen<br />

Die mikrobielle Methylierung von Metallen<br />

<strong>und</strong> Metalloiden durch Mikroorganismen<br />

DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG<br />

ist in der Umwelt ein bekannter Prozess <strong>und</strong><br />

führt im Allgemeinen zu Metall(oid)spezies<br />

mit höherer Toxizität. Mittels einer Probandenstudie<br />

sollte untersucht werden, ob<br />

dieser Vorgang auch im humanen Organismus<br />

stattfindet. Als Modellsubstanz wurde<br />

ein Bismutpräparat verwendet, da es überwiegend<br />

über den Darm ausgeschieden wird<br />

<strong>und</strong> somit der intestinalen Mikroflora ausgesetzt<br />

wird.<br />

Einem Probandenkollektiv (n = 17)<br />

wurden 218 mg Bismut in Form von Bismutsubcitrat<br />

verabreicht, das in einigen<br />

EU-Staaten als Therapeutikum von Magen-<br />

<strong>und</strong> Zwölffingerdarmulzera zugelassen ist.<br />

Anschließend wurden Bismutspezies mittels<br />

simultan gekoppelter GC-MS/ICP-MS in<br />

der Ausatemluft sowie in Blut-, Urin- <strong>und</strong><br />

Stuhlproben analysiert. Das Monitoring<br />

von Trimethylbismut (Me3Bi) in den Proben<br />

erfolgte mit Hilfe der LT-GC-ICP-MS<br />

<strong>und</strong> das von Gesamtbismut mittels ICP-<br />

MS über einen Zeitraum von 48 h nach<br />

Bismutgabe.<br />

Innerhalb einer St<strong>und</strong>e stieg die Gesamtbismutkonzentration<br />

im Blut auf bis zu<br />

66 µg/l an. Über die Niere wurden innerhalb<br />

48 h nur ca. 1 % eliminiert. Der weitaus<br />

überwiegende Teil wurde mit dem Stuhl<br />

ausgeschieden (244–890 mg/kg).<br />

Sowohl in den Ausatemluft- wie in den<br />

Blutproben wurde Me3Bi nachgewiesen. Die<br />

maximalen Me3Bi-Konzentrationen in der<br />

Ausatemluft (bis 47 ng/m 3 ) <strong>und</strong> im Blut<br />

(bis 1 ng/kg) wurden nach 8 h detektiert.<br />

Der Nachweis von Me3Bi in Blut <strong>und</strong><br />

Ausatemluft nach oraler Applikation eines<br />

Bismutsalzes, das überwiegend fäkal eliminiert<br />

wird, ist ein Hinweis auf die Biomethylierung<br />

von Metallen durch die intestinale<br />

Mikroflora. Die toxikologische Relevanz<br />

dieses Bef<strong>und</strong>es muss in weiteren<br />

Studien untersucht werden.<br />

P64<br />

In-vitro-Toxizität von Methylzinnverbindungen<br />

Elke Dopp1 , Ursula von Recklinghausen1 , Louise M.<br />

Hartmann2 , Alfred V. Hirner2 , Albert W. Rettenmeier1 1Institut <strong>für</strong> Hygiene <strong>und</strong> <strong>Arbeitsmedizin</strong>, Universitätsklinikum<br />

Essen, 2Institut <strong>für</strong> Umweltanalytik <strong>und</strong> Angewandte<br />

Geochemie, Universität Duisburg-Essen<br />

Methylzinnverbindungen werden als Hitzestabilisatoren<br />

bei der Herstellung von<br />

PVC-Produkten <strong>und</strong> als Zwischenprodukte<br />

bei der Synthese anderer Zinnderivate eingesetzt.<br />

Ein Kontakt kann vor allem bei<br />

manuellen Operationen (Materialzugaben,<br />

Probengewinnung) stattfinden. Bisher mit<br />

diesen Verbindungen durchgeführte In-<br />

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