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Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.v.

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Mit Betriebsrat <strong>und</strong> Unternehmensleitung<br />

wurden Abteilungen mit gewerblichen<br />

<strong>und</strong> angestellten Mitarbeitern ausgewählt<br />

<strong>und</strong> 16 Interviews geführt. Neben Fragen<br />

zur Soziodemographie <strong>und</strong> Arbeitstätigkeit<br />

wurde Stressbelastung mittels KFZA beurteilt.<br />

Anhand eines Leitfadens wurden Mitarbeiter<br />

zur Einschätzung arbeitsbezogener<br />

Themen gebeten. Faktoren des KFZA mit<br />

Mittelwerten > 3,5 wurden als „Ressourcen“<br />

gewertet, < 2,5 als „Stressoren“.<br />

Je 8 Mitarbeiter mit <strong>und</strong> ohne Personalverantwortung<br />

wurden befragt (Alter<br />

38,1 Jahre, Wochenarbeitszeit 45,5 h). 69 %<br />

erlebten ihre Belastung als hoch. Als Stressoren<br />

wurden die Arbeitsprozesse (75 %),<br />

Zeitdruck (56 %) <strong>und</strong> Führungsverhalten<br />

(50 %) genannt. „Vielseitigkeit“, „Ganzheitlichkeit“,<br />

„soziale Rückendeckung“ <strong>und</strong><br />

„Zusammenarbeit“ wurden als „Ressourcen“<br />

gewertet. Als Entwicklungspotenziale<br />

(Werte von 2,5 bis 3,5) wurden „Qualitative<br />

Arbeitsbelastung“, „Arbeitsunterbrechungen“,<br />

„Umgebungsbelastung“, „Information<br />

<strong>und</strong> Mitsprache“ sowie „betriebliche<br />

Leistungen“ identifiziert. Ein Stressfaktor<br />

war durchgängig die „Quantitative Arbeitsbelastung“.<br />

Für Angestellte mit Personalverantwortung<br />

konnten mehr „Ressourcen“<br />

als <strong>für</strong> die Vergleichsgruppe ermittelt<br />

werden. Die Eignung des KFZA wurde<br />

von 69 % der Befragten als sehr gut bzw.<br />

gut eingeschätzt. Im Interview wurden<br />

„Kooperation mit Unternehmensleitung“<br />

(44 %) <strong>und</strong> „Führungsverhalten“ (31 %) als<br />

häufigste Belastungen genannt. Gefordert<br />

wurde eine glaubhafte Veränderungsperspektive.<br />

Der KFZA eignet sich als Screeninginstrument<br />

zur psychischen Belastungsanalyse;<br />

nachteilig ist das Fehlen von Fragen zu<br />

Angst vor Arbeitsplatzverlust, Vereinbarkeit<br />

von Familie <strong>und</strong> Beruf sowie Kooperation<br />

mit Unternehmensleitung. Fragen zum Führungsverhalten<br />

<strong>und</strong> zur Unternehmenskultur<br />

sind zu wenig differenziert. Die Gesprächssituation<br />

erhöht die Akzeptanz der<br />

psychischen Belastungsanalyse. Diese ist sinnvoll,<br />

wenn konkrete Maßnahmen folgen.<br />

P55<br />

Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> subjektiv empf<strong>und</strong>ene<br />

Bedrohung des Arbeitsplatzes<br />

Eva Böhler, Kristina Harth, Carola Seitz, Elizabeth Heins,<br />

Stephan Letzel<br />

Institut <strong>für</strong> Arbeits-, Sozial- <strong>und</strong> <strong>Umweltmedizin</strong>, Johannes<br />

Gutenberg-Universität, Mainz<br />

Die Bedrohung des Arbeitsplatzes wird aufgr<strong>und</strong><br />

der Deregulierung <strong>und</strong> Flexibilisierung<br />

des Arbeitsmarktes sowie des Personal-<br />

POSTER<br />

abbaus in Deutschland weiter zunehmen<br />

<strong>und</strong> stellt einen Risikofaktor <strong>für</strong> die Ges<strong>und</strong>heit<br />

dar. Internationale Studien zeigen<br />

auf, dass Arbeitsplatzbedrohung einen<br />

negativen Einfluss auf die psychische <strong>und</strong><br />

physische Morbidität, Mortalität, Arbeitsunfälle<br />

<strong>und</strong> Fehlzeiten hat. Trotz der anzunehmenden<br />

ansteigenden Prävalenz von<br />

Arbeitsplatzbedrohung in Deutschland <strong>und</strong><br />

der evidenten ges<strong>und</strong>heitlichen Risikoeffekte<br />

aus internationalen Studien sind<br />

Erkenntnisse im deutschsprachigen Raum<br />

kaum vorhanden.<br />

Basis der Analyse waren Daten des Sozio-oekonomischen<br />

Panels (SOEP) aus den<br />

Jahren 2004 <strong>und</strong> 2005. Das Panel wird seit<br />

1984 als repräsentative Längsschnittsbefragung<br />

zur Beobachtung von Lebens- <strong>und</strong><br />

Arbeitsbedingungen in der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

Deutschland durchgeführt. Es konnten von<br />

10 116 Personen, die in einem Beschäftigungsverhältnis<br />

oder einer Ausbildung im<br />

Jahr 2005 standen, Angaben zu der Frage<br />

nach der Wahrscheinlichkeit des Arbeitsplatzverlustes<br />

innerhalb der nächsten zwei<br />

Jahre untersucht werden.<br />

Insgesamt schätzten 2280 Personen<br />

(22,5 %) die Wahrscheinlichkeit des Arbeitsplatzverlustes<br />

mit mindestens 50 % ein,<br />

Geschlechtsunterschiede lagen nicht vor.<br />

Der Ges<strong>und</strong>heitszustand war signifikant assoziiert<br />

mit der Selbsteinschätzung der Arbeitsplatzbedrohung.<br />

So hatten im binären<br />

logistischen Regressionsmodell Personen<br />

mit einem weniger guten bis schlechten<br />

(OR 2,1; 95 %-KI 1,8–2,4) bzw. zufrieden<br />

stellenden Ges<strong>und</strong>heitszustand (OR 1,7;<br />

95 %-KI 1,5–1,9) im Vergleich zu Personen<br />

mit einem sehr guten <strong>und</strong> guten Ges<strong>und</strong>heitszustand<br />

ein erhöhtes Risiko der Arbeitsplatzbedrohung<br />

– mit Adjustierung nach<br />

Alter, Geschlecht, Familienstand, Staatsangehörigkeit,<br />

persönlicher Risikobereitschaft.<br />

Um die Ges<strong>und</strong>heit der Arbeitnehmer<br />

<strong>und</strong> ihres sozialen Umfeldes zu verbessern<br />

<strong>und</strong> die negativen Effekte <strong>für</strong> die Arbeitgeber<br />

zu verhindern, sind Präventionsprogramme<br />

hinsichtlich Bewältigungsstrategien<br />

<strong>für</strong> Beschäftigte zu entwickeln. Aufgr<strong>und</strong><br />

der unzureichenden Datenlage in Deutschland<br />

sind detaillierte epidemiologische Studien<br />

betreffend Arbeitsplatzbedrohung <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heit dringend notwendig.<br />

P56<br />

Private sowie berufliche Lebensituation<br />

<strong>und</strong> berufliche Gratifikationskrisen<br />

kolumbianischer Arbeitnehmer im Sicherheitsgewerbe<br />

Marc Ratayczak 1 , Kirsten Isabel Löffler 1 , Gloria Consuelo<br />

Herrera 2 , Luis Escobar-Pinzón 1 , Stephan Letzel 1<br />

DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG<br />

1 Institut <strong>für</strong> Arbeits-, Sozial- <strong>und</strong> <strong>Umweltmedizin</strong>, Johannes<br />

Gutenberg-Universität, Mainz, 2 Salud Ocupacional, Universidad<br />

del Norte, Barranquilla<br />

Das Modell der beruflichen Gratifikationskrisen<br />

zur Messung chronisch psychomentaler<br />

<strong>und</strong> sozioemotionaler Arbeitsbelastungen<br />

(Siegrist 1997) wurde mit seinem<br />

Messverfahren in zahlreichen Studien eingesetzt.<br />

Diese Studien wurden mit übersetzten<br />

Fragebögen in zahlreichen Kulturkreisen<br />

Europas sowie Nordamerikas <strong>und</strong><br />

dem asiatischen Raum durchgeführt. Der<br />

hier untersuchte Kulturkreis Kolumbiens<br />

<strong>und</strong> damit Südamerikas wurde in noch keiner<br />

Studie untersucht. Im Rahmen dieser<br />

Studie soll aufgezeigt werden, dass es signifikante<br />

Zusammenhänge der privaten/beruflichen<br />

Lebenssituation <strong>und</strong> diesem Modell<br />

in einer kolumbianischen Population<br />

gibt.<br />

Es handelt sich um eine randomisierte<br />

Querschnittstudie, die an 318 Arbeitnehmern<br />

im Sicherheitsgewerbe in fünf Firmen<br />

in Barranquilla, Kolumbien, durchgeführt<br />

wurde. Es wurden die spanische Version des<br />

Fragebogens zu beruflichen Gratifikationskrisen<br />

(ERI) <strong>und</strong> ein ins Spanische übersetzter<br />

Fragebogen des ASU-Institut, der Johannes<br />

Gutenberg-Universität, Mainz, zur<br />

allgemeinen privaten Lebenssituation benutzt.<br />

Der Erhebungszeitraum mit den<br />

Fragebögen war von November 2005 bis<br />

Februar 2006. Zur Untersuchung der Zusammenhänge<br />

zwischen der allgemeinen<br />

privaten Lebenssituation <strong>und</strong> den Messwerten<br />

des Fragebogens der beruflichen<br />

Gratifikationskrisen wurden Rangkorrelationen<br />

nach Spearman berechnet.<br />

Das ermittelte ER-Ratio der untersuchten<br />

Population war im Median 0,38<br />

(Q1 = 0,29; Q3 = 0,56) <strong>und</strong> die Verausgabungsbereitschaft<br />

zeigte einen Mittelwert<br />

von 13,91 (SD = 3,22). Signifikante Zusammenhänge<br />

zwischen diesen beiden Werten<br />

<strong>und</strong> den Daten der privaten/beruflichen<br />

Lebenssituation zeigten sich beispielhaft am<br />

Schichtdienst, der Länge des Arbeitsverhältnisses<br />

oder dem Familienstand. Die stärksten<br />

Korrelationen wurden zwischen der subjektiven<br />

Bewertung des Alltags <strong>und</strong> den<br />

ERI-Werten aufgedeckt. Es ließ sich zeigen,<br />

dass eine schlechte Bewertung mit höherem<br />

ER-Ratio <strong>und</strong> höherer Verausgabungsbereitschaft<br />

assoziiert waren.<br />

Diese Studie ist die erste Untersuchung,<br />

die im kolumbianischen Kulturkreis mit<br />

diesem Modell durchgeführt wurde. Die<br />

erwarteten Zusammenhänge konnten nachgewiesen<br />

werden. Weitere Studien sind in<br />

diesem Kulturkreis zur Vergleichbarkeit der<br />

Ergebnisse geplant.<br />

Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007 155

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