Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.v.

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20.08.2012 Aufrufe

154 DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG POSTER werbstätige Frauen (n = 4185) zu 67,0 %. Der selbst beurteilte Gesundheitszustand war negativ assoziiert mit der generellen Überstundenleistung. So haben im binären logistischen Regressionsmodell mit Adjustierung nach Alter, Geschlecht, Nationalität, Familienstand, Vollzeit- bzw. Teilzeitbeschäftigung und Nebentätigkeit Personen mit schlechtem Gesundheitszustand im Vergleich zu Personen mit sehr gutem und gutem Gesundheitszustand seltener Überstunden erbracht (OR 0,6; 95 % KI 0,4–0,9). In internationalen Publikationen sind geleistete Überstunden mit einer schlechteren Gesundheit verbunden. In dieser Analyse findet sich das gegenteilige Ergebnis. Dieses für Deutschland gefundene Resultat könnte durch einen Healthy-Worker-Effekt erklärbar sein. Es erscheint dringend notwendig, die für Deutschland aufgezeigte Assoziation zwischen Überstunden und Gesundheit detaillierter zu untersuchen. P52 Burnout-Syndrom bei Schuldnerberatern Elizabeth Heins, Carola Seitz, Kristina Harth, Stephan Letzel, Eva Böhler Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Johannes Gutenberg-Universität, Mainz Burnout Syndrome (BOS) ist ein physischer und seelischer Zustand, der durch emotionale, kognitive und geistige Erschöpfung charakterisiert wird. Diese Erschöpfung führt zur Depersonalisierung und reduzierter Leistungsfähigkeit. Vom BOS sind in erster Linie Personen betroffen, die in „Sozial- und Helferberufen“ arbeiten. Es wird bei diesen ein hohes Engagement in enger und intensiver zeitlicher Zusammenarbeit mit Menschen gefordert. Da Deutschland aus den verfassungsrechtlichen Prinzipien der Menschenwürde und des Sozialstaatsprinzips gehalten ist, den sozial und wirtschaftlich Schwächeren zu schützen, soziale Ungerechtigkeiten zu verhindern und die existentiellen Voraussetzungen für eine freie Entfaltung des Menschen zu gewährleisten, bieten seit Anfang der 80er Jahre Schuldnerberatungsstellen (SBS) in Deutschland überschuldeten Personen Beratung und Unterstützung bei der Lösung ihrer finanziellen und persönlichen Probleme an. Schuldnerberater betreuen Menschen, die sich aufgrund der Überschuldungssituation in einer ökonomisch-materiellen, oft sozialen und psychischen Problemsituation befinden. Diese und andere Bedingungen des Arbeitsplatzes können die Gefahr, ein BOS zu entwickeln, erhö- Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007 hen. Erste Hinweise deuten darauf hin, dass BOS häufig bei Schuldnerberatern auftreten. Erstmalig wird eine Querschnittsstudie an Schuldnerberatern bzgl. BOS, Gesundheit und Arbeitsplatzbedingung Ende 2006 in Rheinland-Pfalz durchgeführt, um Erkenntnisse darüber zu eruieren. Diese Befragung richtet sich an alle 101 Schuldnerberater der 53 offiziellen SBS in Rheinland-Pfalz. Insgesamt werden in Rheinland-Pfalz jährlich 18 000 Personen durch die SBS betreut. 74,0 % der Beratungsfälle haben kein pfändbares Einkommen und leben somit an der Armutsgrenze. Zusätzlich leben die Schuldner gehäuft in Scheidung (36,7 %), sind zu 33,5 % arbeitslos und sogar 17,3 % gaben an, durch Unfall/Krankheit oder Sucht in die Überschuldungsfalle geraten zu sein. Der Umgang mit den mehrfach belasteten Beratungsfällen kann die Schuldnerberater psychisch sehr beanspruchen. Erkenntnisse für die Entwicklung von Präventionsmaßnahmen, um die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Schuldnerberater zu schützen, liegen noch nicht vor – die Querschnittsstudie wird diese erstmalig für Deutschland liefern. P53 Arbeitsbezogene Faktoren – Prädiktoren für psychische Gesundheit bei Lehrern? Reingard Seibt1 , Marlen Galle2 , Klaus Scheuch1 1Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus der Technischen Universität Dresden, 2Fakultät Mathematik und Naturwissenschaften, Fachrichtung Psychologie, Technische Universität Dresden Lehrer weisen ein hohes Risiko für psychische Erkrankungen auf, die als Hauptdiagnose für den hohen Anteil des vorzeitigen Berufsausscheidens gelten. Zu klären ist, ob sich psychische Beeinträchtigungen auf berufliche Faktoren zurückführen lassen. Daher wurde der Einfluss arbeits- und personenbezogener Faktoren auf die psychische Gesundheit der Lehrer mit Chaid-Analysen und Regressionsmodellen untersucht. An der Studie nahmen 860 Lehrerinnen und 126 Lehrer aus 182 Schulen teil, das entspricht 375 Grund- (GS), 339 Mittel- (MS) und 272 Gymnasialschullehrern (GY). Das Durchschnittsalter der Lehrer betrug 47 ± 7 Jahre (Erwerbsalter: 24 ± 7 Jahre; Teilzeitarbeit: 63 %). Psychische Gesundheit wurde mittels General Health Questionnaire (GHQ-12), berufliche und personenbezogene Faktoren über Berufsanamnese, Effort-Reward Imbalance (ERI), Work Ability Index (WAI) und Beschwerdenfragebogen (BFB) erfasst. Der GHQ-12-Summenwert (Wertebereich: 0–12) beträgt 2,4 und fällt damit eher günstig aus; d. h. 81 % der Lehrer weisen stabile psychische Gesundheit auf (Cut-off: ≥ 5). GY werden mit 27 % deutlich häufiger als psychisch beeinträchtigt klassifiziert (GS: 16 %; MS: 18 %). GS berichten eine geringere Wochenarbeitszeit und günstigere ERI (p = 0,001). Die psychische Gesundheit der Lehrer unterscheidet sich weder geschlechts- noch altersabhängig. Die CHAID-Analysen belegen, dass stabile psychische Gesundheit mit höherem WAI, günstigerem ERI und weniger physischen Beschwerden einhergeht. Im Regressionsmodell werden durch arbeits- und personenbezogene Variablen 28 % der Varianz des GHQ-12 (R2 = 0,277)aufgeklärt; die psychische Gesundheit eines Lehrers ist nach dieser Regressionsgleichung vorhersagbar: GHQ-12 = –1,115 * Arbeitsfähigkeit (WAI) + 0,077 * Anzahl physischer Beschwerden (BFB) + 2,858 * ERI-Ratio + 4,307. Prädiktoren der psychischen Gesundheit stehen weniger mit der Arbeitssituation als vielmehr mit personenbezogenen Variablen im Zusammenhang. Die psychische Gesundheit der GY ist stärker beeinträchtigt als die der GS und MS. Voraussetzung für zielgerichtete gesundheitsförderliche Maßnahmen ist die Erkennung von Gefährdungen und Ressourcen der „Lehrergesundheit“, bei der arbeits- und personenbedingte Einflussfaktoren schultypbezogen zu beachten sind. P54 Psychische Gefährdungs- und Belastungsanalyse in einem Industriebetrieb: Ergebnisse einer Pilotbefragung Heribert Limm1 , Jürgen Glaser2 , Mechthild Heinmüller3 , Harald Gündel4 , Peter Angerer3 1Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Technische Universität München, 2Lehrstuhl für Psychologie, Technische Universität München, 3Institut und Poliklinik für Arbeits- und Umweltmedizin, Ludwig- Maximilians-Universität, München, 4Psychosomatik und Psychotherapie, Medizinische Hochschule Hannover Stressassoziierte arbeitsbezogene Gesundheitsprobleme sind zu 50–60 % Hauptursachen für Fehlzeiten (WHO 2004). Arbeitgeber haben die Pflicht, Gefährdungen und psychische Belastungen zu bewerten. Bisher fehlen hierzu jedoch Richtlinien und Erfahrungen. Im Beitrag werden Vorgehen und Ergebnisse einer solchen Belastungsanalyse vorgestellt.

Mit Betriebsrat und Unternehmensleitung wurden Abteilungen mit gewerblichen und angestellten Mitarbeitern ausgewählt und 16 Interviews geführt. Neben Fragen zur Soziodemographie und Arbeitstätigkeit wurde Stressbelastung mittels KFZA beurteilt. Anhand eines Leitfadens wurden Mitarbeiter zur Einschätzung arbeitsbezogener Themen gebeten. Faktoren des KFZA mit Mittelwerten > 3,5 wurden als „Ressourcen“ gewertet, < 2,5 als „Stressoren“. Je 8 Mitarbeiter mit und ohne Personalverantwortung wurden befragt (Alter 38,1 Jahre, Wochenarbeitszeit 45,5 h). 69 % erlebten ihre Belastung als hoch. Als Stressoren wurden die Arbeitsprozesse (75 %), Zeitdruck (56 %) und Führungsverhalten (50 %) genannt. „Vielseitigkeit“, „Ganzheitlichkeit“, „soziale Rückendeckung“ und „Zusammenarbeit“ wurden als „Ressourcen“ gewertet. Als Entwicklungspotenziale (Werte von 2,5 bis 3,5) wurden „Qualitative Arbeitsbelastung“, „Arbeitsunterbrechungen“, „Umgebungsbelastung“, „Information und Mitsprache“ sowie „betriebliche Leistungen“ identifiziert. Ein Stressfaktor war durchgängig die „Quantitative Arbeitsbelastung“. Für Angestellte mit Personalverantwortung konnten mehr „Ressourcen“ als für die Vergleichsgruppe ermittelt werden. Die Eignung des KFZA wurde von 69 % der Befragten als sehr gut bzw. gut eingeschätzt. Im Interview wurden „Kooperation mit Unternehmensleitung“ (44 %) und „Führungsverhalten“ (31 %) als häufigste Belastungen genannt. Gefordert wurde eine glaubhafte Veränderungsperspektive. Der KFZA eignet sich als Screeninginstrument zur psychischen Belastungsanalyse; nachteilig ist das Fehlen von Fragen zu Angst vor Arbeitsplatzverlust, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Kooperation mit Unternehmensleitung. Fragen zum Führungsverhalten und zur Unternehmenskultur sind zu wenig differenziert. Die Gesprächssituation erhöht die Akzeptanz der psychischen Belastungsanalyse. Diese ist sinnvoll, wenn konkrete Maßnahmen folgen. P55 Gesundheit und subjektiv empfundene Bedrohung des Arbeitsplatzes Eva Böhler, Kristina Harth, Carola Seitz, Elizabeth Heins, Stephan Letzel Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Johannes Gutenberg-Universität, Mainz Die Bedrohung des Arbeitsplatzes wird aufgrund der Deregulierung und Flexibilisierung des Arbeitsmarktes sowie des Personal- POSTER abbaus in Deutschland weiter zunehmen und stellt einen Risikofaktor für die Gesundheit dar. Internationale Studien zeigen auf, dass Arbeitsplatzbedrohung einen negativen Einfluss auf die psychische und physische Morbidität, Mortalität, Arbeitsunfälle und Fehlzeiten hat. Trotz der anzunehmenden ansteigenden Prävalenz von Arbeitsplatzbedrohung in Deutschland und der evidenten gesundheitlichen Risikoeffekte aus internationalen Studien sind Erkenntnisse im deutschsprachigen Raum kaum vorhanden. Basis der Analyse waren Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) aus den Jahren 2004 und 2005. Das Panel wird seit 1984 als repräsentative Längsschnittsbefragung zur Beobachtung von Lebens- und Arbeitsbedingungen in der Bundesrepublik Deutschland durchgeführt. Es konnten von 10 116 Personen, die in einem Beschäftigungsverhältnis oder einer Ausbildung im Jahr 2005 standen, Angaben zu der Frage nach der Wahrscheinlichkeit des Arbeitsplatzverlustes innerhalb der nächsten zwei Jahre untersucht werden. Insgesamt schätzten 2280 Personen (22,5 %) die Wahrscheinlichkeit des Arbeitsplatzverlustes mit mindestens 50 % ein, Geschlechtsunterschiede lagen nicht vor. Der Gesundheitszustand war signifikant assoziiert mit der Selbsteinschätzung der Arbeitsplatzbedrohung. So hatten im binären logistischen Regressionsmodell Personen mit einem weniger guten bis schlechten (OR 2,1; 95 %-KI 1,8–2,4) bzw. zufrieden stellenden Gesundheitszustand (OR 1,7; 95 %-KI 1,5–1,9) im Vergleich zu Personen mit einem sehr guten und guten Gesundheitszustand ein erhöhtes Risiko der Arbeitsplatzbedrohung – mit Adjustierung nach Alter, Geschlecht, Familienstand, Staatsangehörigkeit, persönlicher Risikobereitschaft. Um die Gesundheit der Arbeitnehmer und ihres sozialen Umfeldes zu verbessern und die negativen Effekte für die Arbeitgeber zu verhindern, sind Präventionsprogramme hinsichtlich Bewältigungsstrategien für Beschäftigte zu entwickeln. Aufgrund der unzureichenden Datenlage in Deutschland sind detaillierte epidemiologische Studien betreffend Arbeitsplatzbedrohung und Gesundheit dringend notwendig. P56 Private sowie berufliche Lebensituation und berufliche Gratifikationskrisen kolumbianischer Arbeitnehmer im Sicherheitsgewerbe Marc Ratayczak 1 , Kirsten Isabel Löffler 1 , Gloria Consuelo Herrera 2 , Luis Escobar-Pinzón 1 , Stephan Letzel 1 DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG 1 Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Johannes Gutenberg-Universität, Mainz, 2 Salud Ocupacional, Universidad del Norte, Barranquilla Das Modell der beruflichen Gratifikationskrisen zur Messung chronisch psychomentaler und sozioemotionaler Arbeitsbelastungen (Siegrist 1997) wurde mit seinem Messverfahren in zahlreichen Studien eingesetzt. Diese Studien wurden mit übersetzten Fragebögen in zahlreichen Kulturkreisen Europas sowie Nordamerikas und dem asiatischen Raum durchgeführt. Der hier untersuchte Kulturkreis Kolumbiens und damit Südamerikas wurde in noch keiner Studie untersucht. Im Rahmen dieser Studie soll aufgezeigt werden, dass es signifikante Zusammenhänge der privaten/beruflichen Lebenssituation und diesem Modell in einer kolumbianischen Population gibt. Es handelt sich um eine randomisierte Querschnittstudie, die an 318 Arbeitnehmern im Sicherheitsgewerbe in fünf Firmen in Barranquilla, Kolumbien, durchgeführt wurde. Es wurden die spanische Version des Fragebogens zu beruflichen Gratifikationskrisen (ERI) und ein ins Spanische übersetzter Fragebogen des ASU-Institut, der Johannes Gutenberg-Universität, Mainz, zur allgemeinen privaten Lebenssituation benutzt. Der Erhebungszeitraum mit den Fragebögen war von November 2005 bis Februar 2006. Zur Untersuchung der Zusammenhänge zwischen der allgemeinen privaten Lebenssituation und den Messwerten des Fragebogens der beruflichen Gratifikationskrisen wurden Rangkorrelationen nach Spearman berechnet. Das ermittelte ER-Ratio der untersuchten Population war im Median 0,38 (Q1 = 0,29; Q3 = 0,56) und die Verausgabungsbereitschaft zeigte einen Mittelwert von 13,91 (SD = 3,22). Signifikante Zusammenhänge zwischen diesen beiden Werten und den Daten der privaten/beruflichen Lebenssituation zeigten sich beispielhaft am Schichtdienst, der Länge des Arbeitsverhältnisses oder dem Familienstand. Die stärksten Korrelationen wurden zwischen der subjektiven Bewertung des Alltags und den ERI-Werten aufgedeckt. Es ließ sich zeigen, dass eine schlechte Bewertung mit höherem ER-Ratio und höherer Verausgabungsbereitschaft assoziiert waren. Diese Studie ist die erste Untersuchung, die im kolumbianischen Kulturkreis mit diesem Modell durchgeführt wurde. Die erwarteten Zusammenhänge konnten nachgewiesen werden. Weitere Studien sind in diesem Kulturkreis zur Vergleichbarkeit der Ergebnisse geplant. Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007 155

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werbstätige Frauen (n = 4185) zu 67,0 %.<br />

Der selbst beurteilte Ges<strong>und</strong>heitszustand<br />

war negativ assoziiert mit der generellen<br />

Überst<strong>und</strong>enleistung. So haben im binären<br />

logistischen Regressionsmodell mit Adjustierung<br />

nach Alter, Geschlecht, Nationalität,<br />

Familienstand, Vollzeit- bzw. Teilzeitbeschäftigung<br />

<strong>und</strong> Nebentätigkeit Personen<br />

mit schlechtem Ges<strong>und</strong>heitszustand im Vergleich<br />

zu Personen mit sehr gutem <strong>und</strong> gutem<br />

Ges<strong>und</strong>heitszustand seltener Überst<strong>und</strong>en<br />

erbracht (OR 0,6; 95 % KI 0,4–0,9).<br />

In internationalen Publikationen sind<br />

geleistete Überst<strong>und</strong>en mit einer schlechteren<br />

Ges<strong>und</strong>heit verb<strong>und</strong>en. In dieser Analyse<br />

findet sich das gegenteilige Ergebnis.<br />

Dieses <strong>für</strong> Deutschland gef<strong>und</strong>ene Resultat<br />

könnte durch einen Healthy-Worker-Effekt<br />

erklärbar sein. Es erscheint dringend notwendig,<br />

die <strong>für</strong> Deutschland aufgezeigte<br />

Assoziation zwischen Überst<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heit detaillierter zu untersuchen.<br />

P52<br />

Burnout-Syndrom bei Schuldnerberatern<br />

Elizabeth Heins, Carola Seitz, Kristina Harth, Stephan<br />

Letzel, Eva Böhler<br />

Institut <strong>für</strong> Arbeits-, Sozial- <strong>und</strong> <strong>Umweltmedizin</strong>, Johannes<br />

Gutenberg-Universität, Mainz<br />

Burnout Syndrome (BOS) ist ein physischer<br />

<strong>und</strong> seelischer Zustand, der durch emotionale,<br />

kognitive <strong>und</strong> geistige Erschöpfung<br />

charakterisiert wird. Diese Erschöpfung<br />

führt zur Depersonalisierung <strong>und</strong> reduzierter<br />

Leistungsfähigkeit. Vom BOS sind in<br />

erster Linie Personen betroffen, die in „Sozial-<br />

<strong>und</strong> Helferberufen“ arbeiten. Es wird<br />

bei diesen ein hohes Engagement in enger<br />

<strong>und</strong> intensiver zeitlicher Zusammenarbeit<br />

mit Menschen gefordert.<br />

Da Deutschland aus den verfassungsrechtlichen<br />

Prinzipien der Menschenwürde<br />

<strong>und</strong> des Sozialstaatsprinzips gehalten ist,<br />

den sozial <strong>und</strong> wirtschaftlich Schwächeren<br />

zu schützen, soziale Ungerechtigkeiten zu<br />

verhindern <strong>und</strong> die existentiellen Voraussetzungen<br />

<strong>für</strong> eine freie Entfaltung des Menschen<br />

zu gewährleisten, bieten seit Anfang<br />

der 80er Jahre Schuldnerberatungsstellen<br />

(SBS) in Deutschland überschuldeten Personen<br />

Beratung <strong>und</strong> Unterstützung bei der<br />

Lösung ihrer finanziellen <strong>und</strong> persönlichen<br />

Probleme an. Schuldnerberater betreuen<br />

Menschen, die sich aufgr<strong>und</strong> der Überschuldungssituation<br />

in einer ökonomisch-materiellen,<br />

oft sozialen <strong>und</strong> psychischen Problemsituation<br />

befinden. Diese <strong>und</strong> andere<br />

Bedingungen des Arbeitsplatzes können<br />

die Gefahr, ein BOS zu entwickeln, erhö-<br />

Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007<br />

hen. Erste Hinweise deuten darauf hin, dass<br />

BOS häufig bei Schuldnerberatern auftreten.<br />

Erstmalig wird eine Querschnittsstudie<br />

an Schuldnerberatern bzgl. BOS, Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> Arbeitsplatzbedingung Ende<br />

2006 in Rheinland-Pfalz durchgeführt, um<br />

Erkenntnisse darüber zu eruieren. Diese<br />

Befragung richtet sich an alle 101 Schuldnerberater<br />

der 53 offiziellen SBS in Rheinland-Pfalz.<br />

Insgesamt werden in Rheinland-Pfalz<br />

jährlich 18 000 Personen durch die SBS betreut.<br />

74,0 % der Beratungsfälle haben kein<br />

pfändbares Einkommen <strong>und</strong> leben somit<br />

an der Armutsgrenze. Zusätzlich leben die<br />

Schuldner gehäuft in Scheidung (36,7 %),<br />

sind zu 33,5 % arbeitslos <strong>und</strong> sogar 17,3 %<br />

gaben an, durch Unfall/Krankheit oder<br />

Sucht in die Überschuldungsfalle geraten zu<br />

sein. Der Umgang mit den mehrfach belasteten<br />

Beratungsfällen kann die Schuldnerberater<br />

psychisch sehr beanspruchen. Erkenntnisse<br />

<strong>für</strong> die Entwicklung von Präventionsmaßnahmen,<br />

um die Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> Leistungsfähigkeit der Schuldnerberater<br />

zu schützen, liegen noch nicht vor – die<br />

Querschnittsstudie wird diese erstmalig <strong>für</strong><br />

Deutschland liefern.<br />

P53<br />

Arbeitsbezogene Faktoren – Prädiktoren<br />

<strong>für</strong> psychische Ges<strong>und</strong>heit<br />

bei Lehrern?<br />

Reingard Seibt1 , Marlen Galle2 , Klaus Scheuch1 1Institut <strong>und</strong> Poliklinik <strong>für</strong> Arbeits- <strong>und</strong> Sozialmedizin,<br />

Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus der Technischen<br />

Universität Dresden, 2Fakultät Mathematik <strong>und</strong> Naturwissenschaften,<br />

Fachrichtung Psychologie, Technische Universität<br />

Dresden<br />

Lehrer weisen ein hohes Risiko <strong>für</strong> psychische<br />

Erkrankungen auf, die als Hauptdiagnose<br />

<strong>für</strong> den hohen Anteil des vorzeitigen<br />

Berufsausscheidens gelten. Zu klären ist,<br />

ob sich psychische Beeinträchtigungen auf<br />

berufliche Faktoren zurückführen lassen.<br />

Daher wurde der Einfluss arbeits- <strong>und</strong> personenbezogener<br />

Faktoren auf die psychische<br />

Ges<strong>und</strong>heit der Lehrer mit Chaid-Analysen<br />

<strong>und</strong> Regressionsmodellen untersucht.<br />

An der Studie nahmen 860 Lehrerinnen<br />

<strong>und</strong> 126 Lehrer aus 182 Schulen teil,<br />

das entspricht 375 Gr<strong>und</strong>- (GS), 339 Mittel-<br />

(MS) <strong>und</strong> 272 Gymnasialschullehrern<br />

(GY). Das Durchschnittsalter der Lehrer<br />

betrug 47 ± 7 Jahre (Erwerbsalter: 24 ± 7<br />

Jahre; Teilzeitarbeit: 63 %). Psychische Ges<strong>und</strong>heit<br />

wurde mittels General Health<br />

Questionnaire (GHQ-12), berufliche <strong>und</strong><br />

personenbezogene Faktoren über Berufsanamnese,<br />

Effort-Reward Imbalance (ERI),<br />

Work Ability Index (WAI) <strong>und</strong> Beschwerdenfragebogen<br />

(BFB) erfasst.<br />

Der GHQ-12-Summenwert (Wertebereich:<br />

0–12) beträgt 2,4 <strong>und</strong> fällt damit eher<br />

günstig aus; d. h. 81 % der Lehrer weisen<br />

stabile psychische Ges<strong>und</strong>heit auf (Cut-off:<br />

≥ 5). GY werden mit 27 % deutlich häufiger<br />

als psychisch beeinträchtigt klassifiziert<br />

(GS: 16 %; MS: 18 %). GS berichten eine<br />

geringere Wochenarbeitszeit <strong>und</strong> günstigere<br />

ERI (p = 0,001). Die psychische Ges<strong>und</strong>heit<br />

der Lehrer unterscheidet sich weder<br />

geschlechts- noch altersabhängig. Die<br />

CHAID-Analysen belegen, dass stabile psychische<br />

Ges<strong>und</strong>heit mit höherem WAI,<br />

günstigerem ERI <strong>und</strong> weniger physischen<br />

Beschwerden einhergeht. Im Regressionsmodell<br />

werden durch arbeits- <strong>und</strong> personenbezogene<br />

Variablen 28 % der Varianz<br />

des GHQ-12 (R2 = 0,277)aufgeklärt; die<br />

psychische Ges<strong>und</strong>heit eines Lehrers ist<br />

nach dieser Regressionsgleichung vorhersagbar:<br />

GHQ-12 = –1,115 * Arbeitsfähigkeit<br />

(WAI) + 0,077 * Anzahl physischer Beschwerden<br />

(BFB) + 2,858 * ERI-Ratio +<br />

4,307.<br />

Prädiktoren der psychischen Ges<strong>und</strong>heit<br />

stehen weniger mit der Arbeitssituation<br />

als vielmehr mit personenbezogenen Variablen<br />

im Zusammenhang. Die psychische<br />

Ges<strong>und</strong>heit der GY ist stärker beeinträchtigt<br />

als die der GS <strong>und</strong> MS. Voraussetzung<br />

<strong>für</strong> zielgerichtete ges<strong>und</strong>heitsförderliche<br />

Maßnahmen ist die Erkennung von Gefährdungen<br />

<strong>und</strong> Ressourcen der „Lehrerges<strong>und</strong>heit“,<br />

bei der arbeits- <strong>und</strong> personenbedingte<br />

Einflussfaktoren schultypbezogen zu<br />

beachten sind.<br />

P54<br />

Psychische Gefährdungs- <strong>und</strong> Belastungsanalyse<br />

in einem Industriebetrieb:<br />

Ergebnisse einer Pilotbefragung<br />

Heribert Limm1 , Jürgen Glaser2 , Mechthild Heinmüller3 ,<br />

Harald Gündel4 , Peter Angerer3 1Klinik <strong>und</strong> Poliklinik <strong>für</strong> Psychosomatische Medizin <strong>und</strong><br />

Psychotherapie, Technische Universität München, 2Lehrstuhl <strong>für</strong> Psychologie, Technische Universität München, 3Institut <strong>und</strong> Poliklinik <strong>für</strong> Arbeits- <strong>und</strong> <strong>Umweltmedizin</strong>, Ludwig-<br />

Maximilians-Universität, München, 4Psychosomatik <strong>und</strong><br />

Psychotherapie, Medizinische Hochschule Hannover<br />

Stressassoziierte arbeitsbezogene Ges<strong>und</strong>heitsprobleme<br />

sind zu 50–60 % Hauptursachen<br />

<strong>für</strong> Fehlzeiten (WHO 2004). Arbeitgeber<br />

haben die Pflicht, Gefährdungen <strong>und</strong><br />

psychische Belastungen zu bewerten. Bisher<br />

fehlen hierzu jedoch Richtlinien <strong>und</strong> Erfahrungen.<br />

Im Beitrag werden Vorgehen <strong>und</strong><br />

Ergebnisse einer solchen Belastungsanalyse<br />

vorgestellt.

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