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Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.v.

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P24a<br />

Exogen allergische Alveolitis bei<br />

Abfallsortierern<br />

Jürgen Bünger, Rolf Merget, Monika Raulf-Heimsoth,<br />

Ingrid Sander, Thomas Brüning<br />

Institut der Ruhr-Universität Bochum, Berufsgenossenschaftliches<br />

Forschungsinstitut <strong>für</strong> <strong>Arbeitsmedizin</strong> (BGFA),<br />

Bochum<br />

Fälle von exogen allergischer Alveolitis<br />

(EAA) bei Abfallsortierern sind bislang<br />

nicht publiziert, obwohl seit langem bekannt<br />

ist, dass an diesen Arbeitsplätzen<br />

hohe Expositionen durch Schimmelpilze<br />

<strong>und</strong> Actinomyceten auftreten. Ziel dieses<br />

Fallreports ist die Darstellung des BK-rechtlichen<br />

Zusammenhangs zwischen Atemwegsbeschwerden<br />

von Abfallsortierern <strong>und</strong><br />

einer Exposition gegenüber Bioaerosolen<br />

(organischem Staub).<br />

Zwei Beschäftigte in Abfallsortierkabinen<br />

wurden im Rahmen eines BK-Verfahrens<br />

nach Nr. 4201 der Anlage zur BKV<br />

untersucht. Von den technischen Aufsichtsdiensten<br />

waren Expositionszeiten von<br />

5,5 Jahren in einer Wertstoffsortieranlage<br />

bzw. 5,7 Jahren in einer Kompostieranlage<br />

ermittelt worden. Das Ende der Exposition<br />

lag in beiden Fällen 15 Monate zurück.<br />

Bei Messungen in der Sortierkabine der<br />

Kompostieranlage wurde der Technische<br />

Kontrollwert (TKW) von 50 000 KBE/m 3<br />

bis zu 12fach überschritten. Beide Versicherten<br />

berichteten über Atemnot sowie<br />

grippeähnliche Symptome (Schüttelfrost,<br />

Fieber, Kopf- <strong>und</strong> Gelenkbeschwerden),<br />

die 2–6 St<strong>und</strong>en nach der Exposition eintraten.<br />

In beiden Fällen fanden sich erhöhte<br />

spez. IgG-Antikörper gegen Schimmelpilze<br />

(Aspergillen <strong>und</strong> Penicillien). Lungenfunktionsanalytisch<br />

ergaben sich bei dem Kompostierer<br />

eine schon seit 1998 bekannte<br />

bronchiale Hyperreagibilität <strong>und</strong> im Fall<br />

des Wertstoffsortierers eine geringe Einschränkung<br />

des CO-Transferfaktors. Bei<br />

diesem Versicherten zeigte eine Röntgenaufnahme<br />

des Thorax aus dem Jahr 2004<br />

eine milchglasartige Trübung im Sinne<br />

einer Alveolitis. Die aktuellen Aufnahmen<br />

waren ebenso wie bei dem Kompostierer<br />

unauffällig.Besonders aufgr<strong>und</strong> der klinisch<br />

typischen Verläufe wurde in beiden<br />

Fällen die Diagnose EAA bejaht. Da zum<br />

Untersuchungszeitpunkt keine Beschwerden<br />

oder lungenfunktionsanalytischen Einschränkungen<br />

bestanden, wurde keine MdE<br />

festgestellt.<br />

Durch eine hohe Exposition gegenüber<br />

Actinomyceten- <strong>und</strong> Schimmelpilz-haltigen<br />

Bioaerosolen können Beschäftigte an Sortierarbeitsplätzen<br />

in der Abfallwirtschaft an<br />

einer EAA erkranken. Ob die Einhaltung<br />

POSTER<br />

des TKW diesen Erkrankungen vorbeugt,<br />

kann bislang nicht sicher beantwortet<br />

werden.<br />

P24b<br />

Expositionsstudie zu irritativen<br />

Wirkungen niedriger Formaldehydkonzentrationen<br />

auf Konjunktiven <strong>und</strong><br />

Atemwege<br />

Isabelle Lang, Thomas Bruckner, Gerhard Triebig<br />

Institut <strong>und</strong> Poliklinik <strong>für</strong> Arbeits- <strong>und</strong> Sozialmedizin, Universitätsklinikum<br />

Heidelberg<br />

Im Rahmen der Kammerstudie sollte untersucht<br />

werden, in welchem Ausmaß eine<br />

mehrstündige Formaldehyd-Exposition in<br />

arbeitsplatztypischen Konzentrationen zwischen<br />

0,15 <strong>und</strong> maximal 1,0 ppm zu konjunktivalen,<br />

nasalen <strong>und</strong> bronchialen Irritationen<br />

führt.<br />

Untersucht wurden 11 Männer <strong>und</strong> 10<br />

Frauen im Alter von 18 bis 40 Jahren. Alle<br />

Teilnehmer waren Nichtraucher (Cotinintest)<br />

<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>.<br />

Die Ethik-Kommission der Universität<br />

Heidelberg hat der Studie zugestimmt.<br />

Die Probanden wurden von Montag<br />

bis Freitag an zwei aufeinander folgenden<br />

Wochen über jeweils 4 St<strong>und</strong>en exponiert.<br />

Die Expositionen erfolgten randomisiert<br />

<strong>und</strong> doppelblind.<br />

Die folgenden Untersuchungsmethoden<br />

(Zielparameter) wurden eingesetzt:<br />

1. Spaltlampenuntersuchung (konjunktivale<br />

Rötung anhand der CCLRU-Graduierungsskala).<br />

2. Aktive anteriore Rhinomanometrie<br />

(nasale Resistance, nasaler Flow).<br />

3. Aufzeichnung der Blinkfrequenz mittels<br />

digitalem Camcorder.<br />

4. Bodyplethysmographie, Spirometrie,<br />

Flussvolumenmessung (Rtot, FEV 1 , PEF,<br />

MEF25, MEF50, MEF75/25).<br />

5. SPES-Fragebogen zu Beschwerden <strong>und</strong><br />

Befindlichkeit.<br />

Obgleich die Blinkfrequenzen als ein Parameter<br />

der okularen Irritation eine erhebliche<br />

inter- <strong>und</strong> intraindividuelle Schwankungsbreite<br />

(2–200 Schlüsse pro 90 s) aufweisen,<br />

ergab sich bei den höchsten Konzentrationen<br />

(0,5 ppm plus Spitzenkonzentration<br />

von 1,0 ppm) eine signifikant<br />

erhöhte Blinkfrequenz. Demgegenüber erbrachte<br />

die Spaltlampenuntersuchung keine<br />

bedeutsamen Unterschiede bezüglich der<br />

konjunktivalen Rötung.<br />

Formaldehyd-Konzentrationen von<br />

0,3 ppm in Verbindung mit Spitzenexpositionen<br />

verursachten signifikant erhöhte subjektiv<br />

eingeschätzte Symptomscores <strong>für</strong> die<br />

DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG<br />

Wahrnehmung von Irritationen im Bereich<br />

von Augen, Nasenschleimhaut <strong>und</strong> Respirationstrakt.<br />

Die subjektiven Beschwerden<br />

bildeten sich ca. 16 St<strong>und</strong>en nach Expositionsende<br />

vollständig zurück.<br />

Wesentliche Schlussfolgerung ist, dass<br />

die Blinkfrequenz der sensitivste objektive<br />

Parameter der Formaldehydwirkung ist. Die<br />

„okularen Irritationen“ steigen erst im Zusammenhang<br />

mit einer Spitzenexposition<br />

von 1,0 ppm signifikant an.<br />

Danksagung: Die Studie wurde finanziell<br />

unterstützt durch Formacare, Brüssel.<br />

Biomonitoring I<br />

P25<br />

Der Blutbleigehalt von Sportschützen<br />

– aktuelle Gesichtspunkte zu<br />

einer bekannten Problematik<br />

Elke Ochsmann, Thomas Göen, Karl-Heinz Schaller,<br />

Hans Drexler<br />

Institut <strong>und</strong> Poliklinik <strong>für</strong> Arbeits-, Sozial- <strong>und</strong> <strong>Umweltmedizin</strong>,<br />

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg<br />

In der Vergangenheit wurde über z. T.<br />

hohe Bleibelastung bei Sportschützen, Polizisten<br />

<strong>und</strong> Personal in Schießanlagen, v. a.<br />

im Zusammenhang mit schlechten Lüftungsanlagen<br />

<strong>und</strong> der Verwendung von<br />

Bleimunition ohne Kupfermantel berichtet.<br />

Unsere Studie verifiziert die aktuelle Situation<br />

<strong>und</strong> prüft, welche Verbesserungen an<br />

der Schießanlage realistische Präventionsmaßnahmen<br />

darstellen.<br />

Bei 9 Männern (Alter: 35–74 Jahre)<br />

eines Sportschützenvereins wurde der<br />

Bleigehalt im Vollblut bestimmt, ein Fragebogen<br />

informierte über Schießgewohnheiten<br />

<strong>und</strong> evtluelle Bleibelastungen außerhalb<br />

des Schießsportbereichs.<br />

Die Männer schießen ein- oder mehrmals<br />

pro Woche. Acht von ihnen verwenden<br />

sowohl reine Bleimunition als auch<br />

kupferummantelte Bleimunition, einer setzt<br />

nur ummantelte Munition ein. Vier Männer<br />

sind Nieraucher, drei Ex-Raucher <strong>und</strong><br />

zwei aktive Raucher. Der mittlere Bleigehalt<br />

im Blut lag bei 310 µg/l Blei (Bereich:<br />

237–450 µg/l). Dabei unterschied<br />

sich die Bleibelastung des Schützen, der<br />

ausschließlich ummantelte Munition verwendete<br />

(347 µg/l) nicht von den anderen<br />

Schützen. Die Ergebnisse belegen eine<br />

signifikant höhere innere Bleibelastung der<br />

Sportschützen im Vergleich zur Normalbevölkerung<br />

(Der Referenzwert <strong>für</strong> Männer in<br />

der Allgemeinbevölkerung ist 90 µg/l Blut,<br />

s. HBM-Kommission).<br />

Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007 143

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