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Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.v.

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142<br />

DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG POSTER<br />

Prävention von allergischen Atemwegserkrankungen<br />

in der Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

der Klauenpfleger.<br />

Über den Verein <strong>für</strong> Klauenpflege <strong>und</strong><br />

Klauenhygiene Deutschlands (VKKD) wurden<br />

Seminare durchgeführt, die laienverständlich<br />

allergische Symptome, die Rolle<br />

der persönlichen Veranlagung zur Allergie,<br />

Möglichkeiten der persönlichen Schutzausrüstung<br />

sowie die Notwendigkeitvon Arbeitshygiene<br />

zur Trennung von Arbeits-<br />

<strong>und</strong> Wohnbereich beinhalteten. Begleitend<br />

erfolgte eine Früherkennungsuntersuchung<br />

zur Abschätzung des persönlichen Allergierisikos,<br />

bestehend aus Anamnese, Lungenfunktionsprüfung<br />

<strong>und</strong> serologischer Allergiediagnostik.<br />

Von den derzeit ca. 240 organisierten professionellen<br />

Klauenpflegern nahmen im<br />

Winter 2005/06 107 an den VKKD-Seminaren<br />

sowie 79 (78 m, 1 w, 20–59 Jahre, Mittelwert<br />

39, Median 41 Jahre) an der Früherkennungsuntersuchung<br />

teil. Fünf Teilnehmer<br />

zeigten abklärungsbedürftige Lungenfunktionswerte.<br />

Bei 30 (38 %) Klauenpflegern<br />

fanden sich serologisch spezifische IgE-Antikörper<br />

gegen mindestens ein ubiquitäres Allergen<br />

wie Pollen, Hausstaubmilbe, Katze,<br />

H<strong>und</strong> oder Schimmelpilze. 16 (20 %) Klauenpfleger<br />

wiesen spezifische IgE-Antikörper<br />

gegen Rind auf, davon 14 begleitende Sensibilisierungen<br />

gegen Umweltallergene.<br />

Der ausgeprägte wirtschaftliche Strukturwandel<br />

mit zunehmender Spezialisierung<br />

<strong>und</strong> häufig damit einhergehender<br />

einseitiger ges<strong>und</strong>heitlicher Belastung erfordert<br />

eine besondere Beachtung neuer<br />

Berufsgruppen wie beispielsweise die der<br />

professionellen Klauenpfleger. Ein gemäß<br />

der persönlichen atopischen Prädisposition<br />

gestaffelter Arbeitsschutz stellt einen geeigneten<br />

Ansatz zur Prävention von allergischem<br />

Berufsasthma dar, so dass der Schwerpunkt<br />

der Präventionsstrategie auf der<br />

Identifizierung dieser Risikokollektive <strong>und</strong><br />

von Frühsymptomen liegen sollte.<br />

P22<br />

Hebt Übergewicht den protektiven<br />

Effekt des Stalltierkontakts auf die<br />

Sensibilisierungsprävalenz auf?<br />

Katja Radon, Anja Schulze<br />

Institut <strong>und</strong> Poliklinik <strong>für</strong> Arbeits- <strong>und</strong> <strong>Umweltmedizin</strong>,<br />

Ludwig-Maximilians-Universität, München<br />

Verbesserte Hygienebedingungen <strong>und</strong> Übergewicht<br />

sind Marker des modernen westlichen<br />

Lebensstils. Eine erhöhte mikrobielle<br />

Exposition im Säuglingsalter ist in Europa<br />

invers mit der Allergieprävalenz assoziiert.<br />

Im Gegensatz dazu bestätigen Daten aus<br />

Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007<br />

Großstädten der USA diesen inversen<br />

Zusammenhang mit schlechteren Hygienebedingungen<br />

nicht. Übergewicht scheint<br />

hingegen mit einer erhöhten Sensibilisierungsprävalenz<br />

einherzugehen. Das Zusammenspiel<br />

dieser Faktoren wurde bislang<br />

nicht untersucht. Das Ziel unserer Analyse<br />

war es, die gemeinsame Wirkung von mikrobieller<br />

Belastung im Kleinkindesalter <strong>und</strong><br />

Übergewicht im späteren Leben auf die Sensibilisierungsprävalenz<br />

zu untersuchen.<br />

Im Rahmen der Niedersächsischen<br />

Lungenstudie (NiLS) wurden Erwachsene<br />

(Alter 18–45 Jahre) aus ländlichen Regionen<br />

Niedersachsens befragt. In einer<br />

Zufallsstichprobe wurden spezifisches IgE<br />

gegen ubiquitäre Allergene sowie der Body<br />

Mass Index (BMI) bestimmt. Basierend auf<br />

dem aktuellen BMI (Übergewicht: BMI<br />

≥ 30 kg/m 2 )<strong>und</strong> dem Kontakt zu Stalltieren<br />

in den ersten 3 Lebensjahren wurden die<br />

1861 Probanden in 4 Gruppen eingeteilt.<br />

Als Vergleichsgruppe dienten Teilnehmer<br />

mit einem BMI < 30 kg/m 2 ohne Stalltierkontakt<br />

im Kleinkindesalter. Die logistischen<br />

Regressionsanalysen wurden <strong>für</strong> Alter,<br />

Geschlecht, Bildungsstand, Allergien in<br />

der Familie, Geschwisterzahl, Aktiv- <strong>und</strong><br />

Passivrauchexposition <strong>und</strong> aktuellen Landwirtschaftskontakt<br />

adjustiert. Ein positives<br />

Votum wurde von der Ethikkommission<br />

der LMU München sowie der Landesärztekammer<br />

Niedersachsen erteilt.<br />

Der protektive Effekt des Stalltierkontakts<br />

im Kleinkindesalter ergab sich nur<br />

<strong>für</strong> Teilnehmer mit einem BMI < 30 kg/m 2<br />

(Odds Ratio: 0,6, 95 % Konfidenzintervall:<br />

0,5–0,8), nicht jedoch <strong>für</strong> Probanden mit<br />

Übergewicht (Teilnehmer ohne Stalltierkontakt:<br />

1,2 (0,8–1,9); mit Stalltierkontakt:<br />

1,0 (0,6–1,6)). Ähnliche Ergebnisse zeigten<br />

sich <strong>für</strong> Symptome der allergischen<br />

Rhinitis.<br />

Übergewicht, ein Risikofaktor <strong>für</strong><br />

respiratorische Allergien, scheint den<br />

protektiven Effekt des Stalltierkontakts zu<br />

vermindern bzw. aufzuheben. Die hohe<br />

Prävalenz von allergischen Erkrankungen in<br />

amerikanischen Großstädten mit verminderten<br />

Hygienebedingungen könnte somit<br />

durch die hohe Prävalenz des Übergewichts<br />

erklärt werden.<br />

P23<br />

Durch allergisierende Stoffe verursachte<br />

obstruktive Atemwegserkrankungen<br />

bei Floristinnen <strong>und</strong> deren Prävention<br />

Kerstin Loeffler, Joachim Roesler<br />

Fachbereich Sozialversicherung, Fachhochschule Bonn-<br />

Rhein-Sieg, Hennef<br />

Im Jahr 2005 waren in Deutschland<br />

n = 32 694 als Floristen <strong>und</strong> Floristinnen<br />

beschäftigt, davon 93,7 % Frauen. Sie sind<br />

bei der Gestaltung <strong>und</strong> dem Verkauf von<br />

Blumen- <strong>und</strong> Pflanzenschmuck einer Vielzahl<br />

von verschiedenen pflanzlichen Allergenen<br />

ausgesetzt. Es gibt nur wenige<br />

Untersuchungen über Atemwegserkrankungen<br />

durch Blumenallergene. Die Studie<br />

beschreibt die Entstehung <strong>und</strong> den Verlauf<br />

von obstruktiven Atemwegserkankungen<br />

bei Floristinnen, die als Berufskrankheit<br />

nach BK Nr. 4301 der Liste der Berufskrankheiten<br />

anerkannt wurden. Darüber<br />

hinaus sollen Möglichkeiten zur Prävention<br />

aufgezeigt werden.<br />

Im Zeitraum von 2004 bis 2005 wurden<br />

n = 25 Erkrankungen durch den zuständigen<br />

Unfallversicherungsträger als BK<br />

4301 anerkannt. Der Verdacht wurde in<br />

77 % der Fälle durch Ärzte bzw. Fachärzte<br />

gemeldet. 18 % der Verdachtsmeldungen<br />

erfolgten durch die Betroffenen selbst <strong>und</strong><br />

5,9 % durch die Arbeitsagentur.<br />

Die mittlere Expositionsdauer gegenüber<br />

Berufsallergenen betrug 14,2 Jahre.<br />

Arbeitsplatzbezogene Beschwerden traten<br />

bei allen Versicherten auf. Jedoch berichteten<br />

24 der 25 Floristinnen auch über<br />

arbeitsplatzunabhängige Beschwerden. Auffällig<br />

war eine relativ lange mittlere Dauer<br />

der arbeitsplatzbezogenen Symptome. Vom<br />

Beginn der Beschwerden bis zur BK-Anzeige<br />

vergingen im Mittel 6,2 Jahre.<br />

Folgende Allergene traten am Arbeitsplatz<br />

auf <strong>und</strong> wurden in Testverfahren (Prick<br />

<strong>und</strong>/oder RAST) als auslösendes Allergen<br />

identifiziert: Gräserpollen, Lilie, Blütenpollen,<br />

Chrysantheme, Sonnenblume,<br />

Margerite, Aster, Dahlie, Tulpen, Orchideen,<br />

Kamille, Hyazinthe <strong>und</strong> verschiedene<br />

Schnittblumen.<br />

Die Höhe der Minderung der Erwerbsfähigkeit<br />

(MdE) lag bei 68 % der betroffenen<br />

Versicherten unter 20 %, während<br />

28 % nach einer MdE von 20 % <strong>und</strong> bei<br />

einer Versicherten eine MdE von 30 % festgestellt<br />

wurde.<br />

Die Maßnahmen im Rahmen der beruflichen<br />

Rehabilitation nach Aufgabe der<br />

gefährdenden Tätigkeit <strong>und</strong> Anerkennung<br />

einer BK 4301 bestanden zum größten Teil<br />

in Umschulungen (49 %). Dabei wurden<br />

Umschulungsberufe gewählt, die keine Belastung<br />

mit gefährdenden Stoffen aufwiesen.<br />

Zur Prävention sollten neben technischen<br />

Schutzmaßnahmen, lückenlose Unterweisungen<br />

der Beschäftigen durchgeführt<br />

<strong>und</strong> arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen<br />

angeboten werden (§§ 11–12<br />

Arbeitsschutzgesetz).

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