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Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.v.

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Population: 56 473 Männer, 26–55 Jahre<br />

alt, Audiometrie (Luftleitung) ohne einseitige<br />

Schwerhörigkeit. Statistik: CHAID-<br />

Analysen (SPSS AnswerTree V.3.1), geschichtet<br />

nach Altersgruppen in 10-Jahres-<br />

Schritten. Einflussfaktoren: Grad der<br />

Lärmbelastung am Arbeitsplatz (berufsgruppenbezogene<br />

durchschnittliche Schalldruckpegel:<br />

bis 80 dB, 81–89 dB, ab 90 dB),<br />

systolischer <strong>und</strong> diastolischer Blutdruck<br />

(Grenzwerte 140/90 mmHg), Übergewicht<br />

(BMI > 25 kg/m²), Laborparameter: HDL-<br />

<strong>und</strong> Gesamtcholesterol, Triglyzeride, Glukose,<br />

Harnsäure.<br />

In den Altersgruppen 26–35, 36–45<br />

<strong>und</strong> 46–55 Jahre ergeben sich unterschiedlich<br />

strukturierte Entscheidungsbäume. Für<br />

Jüngere bis 35 Jahre ist der BMI der wesentlichste<br />

Einflussfaktor auf den HV. Bei<br />

Normalgewichtigen ist höherer Hörverlust<br />

danach direkt mit der Lärmbelastung über<br />

90 dB assoziiert, weitere Faktoren wirken<br />

nicht. Für Übergewichtige beeinflussen<br />

außer der Lärmexposition auch HDL- bzw.<br />

Gesamtcholesterol den HV bei 4 kHz. In<br />

den beiden höheren Altersgruppen erweist<br />

sich die Exposition gegenüber Lärm als<br />

erster Prädiktor des HV. Die Fortsetzung<br />

der Entscheidungsbäume ist jedoch altersgruppenspezifisch<br />

unterschiedlich. 36 bis<br />

45 Jahre: Bei Pegeln ab 90 dB erleiden Personen<br />

mit erhöhtem systolischen Blutdruck<br />

signifikant höhere HV als Normotoniker.<br />

Bei mittlerer Belastung wird der HV durch<br />

den BMI gefolgt von verschiedenen Stoffwechselparametern<br />

<strong>und</strong> wiederum dem<br />

systolischen Blutdruck beeinflusst. 46 bis<br />

55 Jahre: Die höchsten HV erleiden Personen<br />

mit pathologischen Werten des Cholesterols<br />

<strong>und</strong> der Harnsäure, die lediglich<br />

mittleren Lärmbelastungen unterliegen.<br />

Die HV übertreffen sogar diejenigen der<br />

am höchsten Exponierten. Der Blutdruck<br />

hat in dieser Altersgruppe keinen Einfluss<br />

auf den HV.<br />

Zusammenhänge von Lärmexposition<br />

<strong>und</strong> HV sind in früheren Untersuchungen<br />

hinreichend belegt. Die vorgelegte Analyse<br />

zeigt, dass darüber hinaus weitere Einflussfaktoren<br />

wirksam sind, die zu einer Modifizierung<br />

der bekannten Effekte führen.<br />

P14<br />

Klassische kardiovaskuläre Risikofaktoren<br />

<strong>und</strong> Herzrhythmusanalyse<br />

bei einer Gruppe von Polizeibeamten<br />

Beate Peter, Irina Böckelmann, Eberhard Alexander<br />

Pfister<br />

Institut <strong>für</strong> <strong>Arbeitsmedizin</strong>, Otto-von-Guericke-Universität,<br />

Magdeburg<br />

POSTER<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen (HKE) spielen<br />

eine führende Rolle bei Frühberentungen.<br />

Durch Verknüpfung von klassischen<br />

kardiovaskulären Risikofaktoren (RF) mit<br />

Ergebnissen der Heart Rate Variability<br />

(HRV)-Analyse lassen sich Gefährdete evtl.<br />

besser detektieren als mit den klassischen<br />

RF allein. Dieser Zusammenhang sowie die<br />

Altersabhängigkeit ausgewählter RF sollte<br />

überprüft werden.<br />

Im Rahmen einer Präventionsstudie<br />

wurden 83 männliche Polizisten aus Sachsen-Anhalt<br />

untersucht. Das mittlere Alter<br />

betrug 42,6 ± 5,1 Jahre. Es erfolgte die<br />

Einteilung in zwei Altersgruppen. Neben<br />

der Laborbestimmung der RF erfolgten<br />

Anamneseerhebung, körperliche Untersuchung,<br />

BMI- <strong>und</strong> Blutdruckbestimmung<br />

sowie Ruhe-EKG-Aufzeichnung. Bei der<br />

24-St<strong>und</strong>en-EKG-Aufzeichnung konnten<br />

von 73 Personen die vollständigen Daten<br />

erhoben werden. Die gewonnenen RR-<br />

Intervalle wurden einer HRV-Analyse im<br />

Zeit, Frequenz- <strong>und</strong> Phasenbereich unterzogen.<br />

In Anlehnung an die PROCAM-Studie<br />

(Prospective Cardiovaskular Münster<br />

Study) wählten wir 10 kardiovaskuläre RF<br />

aus. Danach wurden die Probanden in zwei<br />

Risikogruppen eingeteilt (HK0 ohne <strong>und</strong><br />

HK1 mit kardiovaskulärem Risiko). 17 Polizisten<br />

entfielen auf die HK0 <strong>und</strong> 66 auf<br />

die HK1. Es zeigte sich vor allem bei den<br />

Fettstoffwechselwerten eine Altersabhängigkeit.<br />

Die Korrelationsanalyse ergab einen<br />

Zusammenhang zwischen Lebensalter<br />

<strong>und</strong> BMI (r = 0,378 bei p = 0,002). Bei<br />

38 Rauchern <strong>und</strong> 17 ehemaligen Rauchern<br />

gehörten von den letzteren allein 15 zur<br />

gefährdeten HK1.<br />

Die HRV-Parameter im Zeitbereich<br />

(SDNN, SDANN) der beiden Gruppen<br />

unterschieden sich tagsüber signifikant,<br />

nicht aber in der Nachtruhe. Die mittlere<br />

Lorenz-Breite (HRV-Parameter im Phasenbereich)<br />

betrug in der Gruppe HK0 tagsüber<br />

106,8 ± 22,1 ms <strong>und</strong> in der HK1<br />

98,9±36,1 ms, in der Nacht wurde 132,1<br />

± 47,5 ms (HK0) 122,9±49,7 ms (HK1)<br />

ermittelt, die Unterschiede sind aber statistisch<br />

nicht signifikant.<br />

Schlussfolgernd ist festzustellen, dass<br />

ein Herz-Kreislauf-Risiko abgeleitet aus<br />

den klassischen RF nicht a priori mit einer<br />

verminderten HRV gekoppelt ist, obwohl<br />

beides das HKE-Risiko bestimmt. Im Rahmen<br />

betriebsärztlicher Untersuchungen<br />

hinsichtlich HKE sollte noch stärkerer Wert<br />

auf die präventivmedizinische Betreuung<br />

gelegt werden, zumal die meisten kardiovaskulären<br />

RF individuell beeinflussbar<br />

sind.<br />

P15<br />

DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG<br />

Das Verhalten der Herzfrequenzvariabilität<br />

in einer Laborsituation <strong>und</strong><br />

individuelle Bewältigung beruflichen Stresses<br />

als Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> Präventionsmaßnahmen von<br />

Polizeibeamten<br />

Irina Böckelmann, Erik Dietze, Eberhard Alexander<br />

Pfister<br />

Institut <strong>für</strong> <strong>Arbeitsmedizin</strong>, Otto-von-Guericke-Universität,<br />

Magdeburg<br />

Bekanntermaßen hat die individuelle Verarbeitung<br />

beruflichen Stresses, wie sie bei der<br />

Polizei üblich ist, eine wichtige Bedeutung<br />

bei der Entstehung von Herz-Kreislauf-<br />

Erkrankungen (HKE). Die Herzfrequenzvariabilität<br />

(HRV) ist ein Maß zur Charakterisierung<br />

neurovegetativer Zustände des<br />

Organismus, eine Einschränkung ist mit<br />

einem HKE-Risiko verb<strong>und</strong>en.<br />

An einem Kollektiv von 83 Polizeibeamten<br />

sollte im Rahmen einer Präventionsstudie<br />

zur Herz-Kreislauf-Gefährdung das<br />

Verhalten der HRV unter mentalen Provokationstests<br />

in einer Laborsituation mittels<br />

System Heart Rhythm Scanner Biocom<br />

(Biocom Technologies, USA) analysiert<br />

werden, um die individuelle vegetative Reaktivität<br />

zu testen. Weiterhin erfolgte eine<br />

arbeitspsychologische Befragung, wobei hier<br />

nur auf die Ergebnisse aus dem Verfahren<br />

„Arbeitsbezogenes Verhaltens- <strong>und</strong> Erlebensmuster“<br />

(AVEM) <strong>und</strong> dem „Stressverarbeitungsfragebogen“<br />

(SVF) eingegangen wird.<br />

In Ruhe zeigten 51 Polizisten (72,9 %)<br />

eine im Normbereich liegende HRV. Das<br />

Erholungsgeschehen der Herzrhythmusparameter<br />

nach Beendigung der psychometrischen<br />

Tests erwies sich bei den Probanden<br />

als deutlich verlangsamt (IBI-Intervalle:<br />

803,1 ± 117,6 ms (Erholung) vs. 833 ±<br />

123,8 ms (Ruhe); SDNN-Werte: 59,0 ±<br />

28,8 (Erholung) vs. 52,9 ± 24,2 ms (Ruhe).<br />

Im Zusammenhang mit der AVEM-Typzugehörigkeit<br />

(A 18,4 %, B 22,4 %, G 27,6 %<br />

<strong>und</strong> S 31,6 % der Probanden) zeigten folgende<br />

SVF-Kategorien der Polizeibeamten<br />

besonders hohe Ausprägungen: Situationskontrollversuch,<br />

positive Selbstinstruktion<br />

<strong>und</strong> Reaktionskontrollversuch; wobei die<br />

deutlichste Ausprägung dieser Kategorien<br />

bei den ges<strong>und</strong>heitsschonenden Gruppen<br />

S <strong>und</strong> G ermittelt wurden.<br />

Die Auslenkung der HRV bei der Absolvierung<br />

artifizieller mentaler Provokationen<br />

im Labor ist ein Marker <strong>für</strong> organismische<br />

Ressourcen, da damit die vegetative<br />

Reaktivität einer Person skizziert wird.<br />

Moderne Ges<strong>und</strong>heitsförderungsmaßnahmen<br />

sollen sich sowohl an der individuell<br />

typischen Stressbewältigung orientieren als<br />

auch spezifische physiologische Reaktions-<br />

Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007 139

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