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Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.v.

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der Bef<strong>und</strong>e wurde in einer gemeinsamen<br />

Bef<strong>und</strong>ung Konsens erzielt. Aus dem standardisierten<br />

Interview wurde aus Angaben<br />

zur Häufigkeit <strong>und</strong> Dauer von Hebe- <strong>und</strong><br />

Tragvorgängen sowie zu den Lastgewichten<br />

ein kumulativer Belastungswert über das<br />

gesamte Berufsleben errechnet.<br />

Die Häufigkeit von Chondrozytenclustern<br />

nahm mit der Gesamtbelastung durch<br />

Heben <strong>und</strong> Tragen zu (log. Lastgewichte<br />

2,96 kg/2 h <strong>für</strong> Probanden mit einzelnen<br />

Chondrozyten vs. 3,61 kg/2 h <strong>für</strong> Probanden<br />

mit Clustern > 10 % der Fläche,<br />

p = 0,055). Probanden, die in den letzten<br />

zwölf Monaten vor der Operation Umgang<br />

mit schwere Lasten hatten, wiesen häufiger<br />

Chondrozytencluster auf, als Probanden,<br />

die im Jahr vor der Operation nicht exponiert<br />

waren (p = 0,053). Die Merkmale<br />

der Degeneration hingegen zeigten keinen<br />

Zusammenhang mit der beruflichen Wirbelsäulenbelastung.<br />

Dies ist ein möglicher<br />

Hinweis darauf, dass die Einwirkung von<br />

Belastungskräften auf die Lendenwirbelsäule<br />

ein Faktor <strong>für</strong> das Auslösen regenerativer<br />

Vorgänge in der Bandscheibe sein<br />

könnte.<br />

P4<br />

Bewältigungsstrategien zur Kompensation<br />

hoher Wirbelsäulenbelastungen<br />

bei beruflichen Tätigkeiten<br />

Claus Jordan, Klaus-Helmut Schmidt, Alwin Luttmann,<br />

Matthias Jäger<br />

Institut <strong>für</strong> Arbeitsphysiologie, Universität Dortm<strong>und</strong><br />

Die vorliegende Arbeit geht anhand von<br />

ganzschichtigen Felderhebungen zu Wirbelsäulenbelastungen<br />

im Baugewerbe sowie in<br />

der Metallindustrie, industriellen Fleischverarbeitung<br />

<strong>und</strong> Müllentsorgung der Frage<br />

nach, welche Strategien die betreffenden<br />

Personen zur Anforderungsbewältigung einsetzen,<br />

um muskuloskelettaler Überlastung<br />

oder Ermüdung entgegenzuwirken. Es wird<br />

davon ausgegangen, dass diese Strategien in<br />

einer variierten Arbeitsdurchführung deutlich<br />

werden <strong>und</strong> sich in Veränderungen der<br />

Körperhaltung <strong>und</strong> der kumulativen Lumbalbelastung<br />

zeigen. Derartige flexible Bewältigungsstrategien<br />

sind zwangsläufig an<br />

Freiheitsgrade oder Spielräume geb<strong>und</strong>en,<br />

die den Personen eine Ausführungsmodifikation<br />

ihrer jeweiligen Arbeitsaufgaben <strong>und</strong><br />

-abläufe ermöglichen. Folglich wird erwartet,<br />

dass Bewältigungsstrategien bei gering<br />

extern determinierten Tätigkeiten in einem<br />

größeren Umfang eingesetzt werden als bei<br />

Tätigkeiten, die repetitiv bzw. extern stark<br />

determiniert sind <strong>und</strong> somit wenig Spielräume<br />

der Ausführungsvariation eröffnen.<br />

POSTER<br />

Zur Datengewinnung wurden sowohl<br />

die auftretenden Körperhaltungen <strong>und</strong> ausgeübten<br />

Kräfte der jeweiligen Personen als<br />

auch Kenngrößen der Wirbelsäulenbelastung<br />

mit Hilfe eines spezifischen Klassierungssystems<br />

kategorisiert bzw. mit Hilfe<br />

biomechanischer Simulationsrechnungen ermittelt.<br />

Die Prüfung der Hypothese, ob sich<br />

Veränderungen im Bewältigungsverhalten<br />

zur Reduzierung der Beanspruchung zeigen,<br />

erfolgte auf Basis von Regressionsanalysen<br />

anhand der zeitlichen Verläufe der beiden<br />

Kriteriumsvariablen „Rumpfneigung“ <strong>und</strong><br />

„kumulierte Wirbelsäulenbelastung“ (Dosis<br />

je St<strong>und</strong>e). Die Ergebnisse zeigen, dass die<br />

Veränderung der Rumpfneigung allenfalls<br />

eingeschränkt als Indikator <strong>für</strong> ein Bewältigungsverhalten<br />

herangezogen werden kann,<br />

während sich die Kenngröße der Dosis als hypothesenkonform<br />

erwies. Außerdem wurde<br />

ein Einfluss der Repetitivität auf den Einsatz<br />

von Bewältigungsstrategien nachgewiesen.<br />

Insgesamt zeigen die Untersuchungen,<br />

dass bei entsprechendem Handlungsspielraum<br />

Selbststeuerungsmechanismen zur<br />

Reduktion muskuloskelettaler Belastungen<br />

eingesetzt werden.<br />

P5<br />

Mehrstufendiagnostik von Muskel-<br />

Skelett-Erkrankungen in der arbeitsmedizinischen<br />

Praxis – überarbeitete Version<br />

2005/2006<br />

Falk Liebers1 , Joachim Grifka2 , Oliver Linhardt2 , Gustav<br />

Caffier1 1FB 3.4 „Arbeitsgestaltung bei physischen Belastungen,<br />

Muskel-Skelett-Erkrankungen“, B<strong>und</strong>esanstalt <strong>für</strong> Arbeitsschutz<br />

<strong>und</strong> <strong>Arbeitsmedizin</strong> (BAuA), Berlin, 2Orthopädische Klinik, Universität Regensburg, Bad Abbach<br />

Muskel-Skelett-Erkrankungen verursachen<br />

etwa ein Drittel der krankheitsbedingten<br />

Arbeitsausfallzeiten <strong>und</strong> stehen an erster<br />

Stelle der Arbeitsunfähigkeitsstatistiken. Für<br />

eine arbeitsmedizinische Beurteilung von<br />

Erkrankungen, Beschwerden <strong>und</strong> Funktionseinschränkungen<br />

durch MSE sind orthopädische<br />

Untersuchungen notwendig.<br />

Von Fachorthopäden (Grifka et al. 2001)<br />

wurde im Auftrag der BAuA ein mehrstufiges<br />

Untersuchungsprogramm entwickelt.<br />

Das Untersuchungsprogramm <strong>und</strong><br />

die Anleitungen zur Durchführung der<br />

orthopädischen Untersuchungen wurde<br />

2005 überarbeitet <strong>und</strong> in Deutsch <strong>und</strong><br />

Englisch publiziert (Grifka et al. 2005 <strong>und</strong><br />

2006, S62). Vorgestellt wird die überarbeitete<br />

Version sowie die Anwendbarkeit des<br />

Programms als Untersuchungsinstrument<br />

im Rahmen des G46 „Belastungen des<br />

Muskel-Skelett-Systems“.<br />

DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG<br />

Das Programm besteht aus 4 Ebenen,<br />

die jeweils in 3 Blöcke untergliedert sind<br />

(Block A – Inspektion; Block B – Halswirbelsäule,<br />

Schulter, Ellenbogen, Hand; Block<br />

C – Thoraxskelett, Brust- <strong>und</strong> Lendenwirbelsäule,<br />

Becken, Hüfte, Bein, Fuß).<br />

Die Ebene 1 (Check-up) <strong>und</strong> die Ebene 2<br />

(Gr<strong>und</strong>untersuchung) des Untersuchungsprogramms<br />

wurden in Kooperation mit<br />

Betriebsärzten erarbeitet. Diese Instrumente<br />

zeichnen sich durch einen modularen Aufbau,<br />

eine hohe Aussagekraft, einen geringen<br />

Zeitbedarf, eine gute Dokumentierbarkeit<br />

sowie einen hohen Bekanntheitsgrad der<br />

Untersuchungen aus. Die Broschüre S62 ist<br />

daher als Handlungshilfe <strong>für</strong> den praktisch<br />

tätigen <strong>Arbeitsmedizin</strong>er ausgelegt. Das<br />

Instrumentarium soll dem Betriebsarzt eine<br />

standardisierte <strong>und</strong> systematische klinische<br />

Untersuchung des Stütz- <strong>und</strong> Bewegungsapparates<br />

ermöglichen. Die Diagnostik auf<br />

Gr<strong>und</strong>lage von standardisierten Untersuchungen<br />

ermöglicht f<strong>und</strong>ierte Aussagen<br />

zum Einsatz von Arbeitnehmern unter<br />

Berücksichtigung der Arbeitsbelastung <strong>und</strong><br />

eröffnet die Möglichkeit, Prävention durch<br />

Verbesserung der Arbeitsbedingungen <strong>und</strong><br />

Verhaltensänderungen der Arbeitnehmer<br />

gezielter einzusetzen <strong>und</strong> effektiver zu gestalten.<br />

Die standardisierte Untersuchung<br />

ist gleichzeitig Voraussetzung <strong>für</strong> die<br />

Schaffung epidemiologisch auswertbarer<br />

Datenbestände <strong>und</strong> ermöglicht Längsschnittbetrachtungen<br />

im Hinblick auf die<br />

Entwicklung von Muskel-Skelett-Erkrankungen.<br />

P6<br />

Funktionsuntersuchung des Bewegungsapparates<br />

in der <strong>Arbeitsmedizin</strong><br />

– Beispiel Untere Extremität<br />

Michael Spallek, Walter Kuhn<br />

Ges<strong>und</strong>heitsschutz, Volkswagen Nutzfahrzeuge, Hannover<br />

Beschwerden der unteren Extremität verursachen<br />

im arbeitsmedizinischen Alltag<br />

oft Probleme bei stehenden <strong>und</strong> knieendhockenden<br />

Tätigkeiten sowie bei Arbeiten,<br />

die mit langen Laufwegen verb<strong>und</strong>en sind.<br />

Akute Schäden im Bereich der Knie <strong>und</strong><br />

Sprunggelenke sind nahezu immer auf<br />

traumatische Zustände aufgr<strong>und</strong> von Arbeits-<br />

oder Sportunfällen zurückzuführen.<br />

Schäden mit funktionellen Defiziten schränken<br />

aber nicht nur die aktuellen Einsatzmöglichkeiten<br />

ein, sondern erhöhen oft<br />

auch das Risiko, in Folge davon vorzeitig an<br />

einer Arthrose zu erkranken. Auch im Hinblick<br />

auf die derzeitige Diskussion um die<br />

Anerkennung einer Gonarthrose als Berufskrankheit<br />

erleichtert ein systematischer <strong>und</strong><br />

Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007 135

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