Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.v.

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20.08.2012 Aufrufe

134 DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG POSTER Poster Arbeitsphysiologie I P1 Wirbelsäulenbelastung bei Pflegetätigkeiten – Kennwerte zur Nutzung in Berufskrankheiten-Feststellungsverfahren Andreas Theilmeier1 , Claus Jordan1 , Norbert Wortmann2 , Stefan Kuhn3 , Albert Nienhaus2 , Alwin Luttmann1 , Matthias Jäger1 1Institut für Arbeitsphysiologie, Universität Dortmund, 2Grundlagen der Prävention und Rehabilitation, Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege, Hamburg, 3Präventionsdienst Mainz, Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege, Mainz Bandscheibenbedingte Erkrankungen der Lendenwirbelsäule durch Heben oder Tragen schwerer Lasten oder durch Tätigkeiten in extremer Rumpfbeugehaltung können seit 1993 als Berufskrankheit BK 2108 anerkannt werden. Zur Prüfung der arbeitstechnischen Voraussetzungen sind in den zugehörigen Feststellungsverfahren retrospektive Erhebungen zur beruflichen Belastung durchzuführen. Aus den Einzelbelastungen während eines Berufslebens wird dazu üblicherweise mit dem „Mainz- Dortmunder Dosismodell“ eine „Lebensdosis“ kumuliert und mit entsprechenden Richtwerten verglichen. Für die Anwendung dieses Verfahrens im Bereich der Alten- und Krankenpflege ist die Kenntnis der Belastung der Lendenwirbelsäule insbesondere bei Tätigkeiten mit Patiententransfer erforderlich. Daher wurde für verschiedene Patiententransfers die Wirbelsäulenbelastung mit Hilfe von biomechanischen Modellrechnungen mit dem Computer-Simulationswerkzeug „Der Dortmunder“ erhoben. Die als Eingangsgrößen für die Berechnungen benötigten Daten zu Körperhaltungen und -bewegungen von Pflegeperson und Patient sowie zu den von der Pflegeperson ausgeübten Aktionskräften wurden in Laboruntersuchungen mit Hilfe von speziell dazu entwickelten Messsystemen erfasst. Die aus den Erhebungen abgeleiteten Kennwerte der Wirbelsäulenbelastung wurden mit früheren Angaben aus Expertenbewertungen der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege verglichen: Für den in Berufskrankheiten- Feststellungsverfahren üblicherweise genutzten Kennwert, die Bandscheiben-Druck- Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007 kraft, ergab sich, dass die messtechnisch erhobenen Werte für die meisten der untersuchten Patiententransfers etwas höher lagen als bei den Expertenbewertungen. Für Tätigkeiten die mit großen horizontalen Aktionskraftkomponenten verbunden sind, ergaben sich dagegen deutlich höhere Werte. Als Zusammenfassung der Ergebnisse der Untersuchungen wurden aus den messtechnisch gestützt erhobenen Werten der Bandscheiben-Druckkraft entsprechende Empfehlungen für die Prüfung der arbeitstechnischen Voraussetzungen in Berufskrankheiten-Feststellungsverfahren zur BK 2108 abgeleitet. P2 Lumbalbelastung beim Absortieren von Flugreisegepäck an zwei unterschiedlichen Flughafenförderbändern Claus Backhaus1 , Karl-Heinz Jubt1 , Lutz Altenburg2 1Referat mech. Einwirkungen/Ergonomie, Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltungen, Hamburg, 2Bezirksverwal tung, Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltungen, Berlin Steigende Passagierzahlen im Flugreiseverkehr führen zu einer Zunahme von Reisegepäckstücken, die an Flughäfen umgeschlagen werden müssen. Hierzu werden Förderbänder eingesetzt, die im Bereich des Flughafenvorfeldes manuell von Mitarbeitern entladen werden. Die dabei auftretenden Lumbalbelastungen werden u. a. von der Höhe des Förderbandes beeinflusst. Eine geringere Bandhöhe erfordert eine größere Rumpfneigung vom Mitarbeiter, aus der sich eine höhere biomechanische Belastung herleiten lässt. Die nachfolgende Studie untersucht die Lumbalbelastung beim Gepäckumschlag an zwei unterschiedlich gestalteten Förderbändern an einem deutschen Verkehrsflughafen. Die Datenerhebung erfolgt in einem Feldversuch, mit Hilfe des dreidimensionalen Bewegungsanalysesystems CUELA. Es werden die Torsion und Beugung des Körperrumpfes sowie die Stellung der unteren Extremitäten zeitkontinuierlich erfasst. Die gehandhabten Lastgewichte werden als Bodenreaktionskräfte durch druckempfindliche Einlegesohlen registriert. Es werden zwei repräsentative Arbeitssequenzen mit einer Länge von je 180 min aufgezeichnet. Die Auswertung der Messdaten erfolgt nach dem OWAS-Verfahren, bei dem lumbal belastende Tätigkeitsabschnitte anhand des Lastgewichts und der Körperhaltung ermittelt und über den Messzeitraum als Summenhäufigkeiten dargestellt werden. Ergänzend werden für ausgewählte, vergleichbare Lastenhandhabungen die Lumbalkräfte mit Hilfe des biomechanischen Belastungsmodells „Der Dortmunder“ berechnet. Der Beitrag stellt die Ergebnisse der Untersuchung vor und diskutiert mögliche Konsequenzen. P3 Besteht ein Zusammenhang zwischen Regenerations- und Degenerationsvorgängen und manueller Lastenhandhabung bei Patienten mit lumbalen Bandscheibenvorfällen? Annekatrin Bergmann1 , Barbara Schumann1 , Thomas Hoell2 , Johannes Haerting1 1Institut für medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle/Saale, 2Neurochirurgie, Krankenhaus Bergmannstrost, Halle Ziel dieser Fallstudie war es, histologische Merkmale der Regeneration und Degeneration in Bandscheiben bei Patienten mit lumbalen Vorfällen zu beschreiben. Es wurde geprüft, ob ein Zusammenhang dieser Merkmale mit der Art und der Höhe der beruflichen Wirbelsäulenbelastung durch manuelle Lastenhandhabung besteht. Die Studie ist assoziiert an die Deutsche Wirbelsäulenstudie (DWS) und nutzt deren computergestütztes, standardisiertes Erstinterview zu Basismerkmalen und zur beruflichen Expositionsvorgeschichte. Eingeschlossen wurden 90 Männer und Frauen zwischen 25 und 70 Jahren aus einer Neurochirurgischen Klinik, die wegen eines lumbalem Bandscheibenvorfalls mit neurologischen Ausfällen operiert wurden. Als Regenerationsmerkmale wurden die Häufigkeit und die Anzahl von juvenilen Chondrozyten und Chondrozytenclustern ausgezählt. Des Weiteren wurden der Degenerationsgrad und das Vorhandensein von Narbengewebe beschrieben und semiquatitativ auf einer dreistufigen Skala festgehalten. Das histologische Gewebe wurde von zwei unabhängigen pathologischen Untersuchern beurteilt. Im Fall abweichen-

der Befunde wurde in einer gemeinsamen Befundung Konsens erzielt. Aus dem standardisierten Interview wurde aus Angaben zur Häufigkeit und Dauer von Hebe- und Tragvorgängen sowie zu den Lastgewichten ein kumulativer Belastungswert über das gesamte Berufsleben errechnet. Die Häufigkeit von Chondrozytenclustern nahm mit der Gesamtbelastung durch Heben und Tragen zu (log. Lastgewichte 2,96 kg/2 h für Probanden mit einzelnen Chondrozyten vs. 3,61 kg/2 h für Probanden mit Clustern > 10 % der Fläche, p = 0,055). Probanden, die in den letzten zwölf Monaten vor der Operation Umgang mit schwere Lasten hatten, wiesen häufiger Chondrozytencluster auf, als Probanden, die im Jahr vor der Operation nicht exponiert waren (p = 0,053). Die Merkmale der Degeneration hingegen zeigten keinen Zusammenhang mit der beruflichen Wirbelsäulenbelastung. Dies ist ein möglicher Hinweis darauf, dass die Einwirkung von Belastungskräften auf die Lendenwirbelsäule ein Faktor für das Auslösen regenerativer Vorgänge in der Bandscheibe sein könnte. P4 Bewältigungsstrategien zur Kompensation hoher Wirbelsäulenbelastungen bei beruflichen Tätigkeiten Claus Jordan, Klaus-Helmut Schmidt, Alwin Luttmann, Matthias Jäger Institut für Arbeitsphysiologie, Universität Dortmund Die vorliegende Arbeit geht anhand von ganzschichtigen Felderhebungen zu Wirbelsäulenbelastungen im Baugewerbe sowie in der Metallindustrie, industriellen Fleischverarbeitung und Müllentsorgung der Frage nach, welche Strategien die betreffenden Personen zur Anforderungsbewältigung einsetzen, um muskuloskelettaler Überlastung oder Ermüdung entgegenzuwirken. Es wird davon ausgegangen, dass diese Strategien in einer variierten Arbeitsdurchführung deutlich werden und sich in Veränderungen der Körperhaltung und der kumulativen Lumbalbelastung zeigen. Derartige flexible Bewältigungsstrategien sind zwangsläufig an Freiheitsgrade oder Spielräume gebunden, die den Personen eine Ausführungsmodifikation ihrer jeweiligen Arbeitsaufgaben und -abläufe ermöglichen. Folglich wird erwartet, dass Bewältigungsstrategien bei gering extern determinierten Tätigkeiten in einem größeren Umfang eingesetzt werden als bei Tätigkeiten, die repetitiv bzw. extern stark determiniert sind und somit wenig Spielräume der Ausführungsvariation eröffnen. POSTER Zur Datengewinnung wurden sowohl die auftretenden Körperhaltungen und ausgeübten Kräfte der jeweiligen Personen als auch Kenngrößen der Wirbelsäulenbelastung mit Hilfe eines spezifischen Klassierungssystems kategorisiert bzw. mit Hilfe biomechanischer Simulationsrechnungen ermittelt. Die Prüfung der Hypothese, ob sich Veränderungen im Bewältigungsverhalten zur Reduzierung der Beanspruchung zeigen, erfolgte auf Basis von Regressionsanalysen anhand der zeitlichen Verläufe der beiden Kriteriumsvariablen „Rumpfneigung“ und „kumulierte Wirbelsäulenbelastung“ (Dosis je Stunde). Die Ergebnisse zeigen, dass die Veränderung der Rumpfneigung allenfalls eingeschränkt als Indikator für ein Bewältigungsverhalten herangezogen werden kann, während sich die Kenngröße der Dosis als hypothesenkonform erwies. Außerdem wurde ein Einfluss der Repetitivität auf den Einsatz von Bewältigungsstrategien nachgewiesen. Insgesamt zeigen die Untersuchungen, dass bei entsprechendem Handlungsspielraum Selbststeuerungsmechanismen zur Reduktion muskuloskelettaler Belastungen eingesetzt werden. P5 Mehrstufendiagnostik von Muskel- Skelett-Erkrankungen in der arbeitsmedizinischen Praxis – überarbeitete Version 2005/2006 Falk Liebers1 , Joachim Grifka2 , Oliver Linhardt2 , Gustav Caffier1 1FB 3.4 „Arbeitsgestaltung bei physischen Belastungen, Muskel-Skelett-Erkrankungen“, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA), Berlin, 2Orthopädische Klinik, Universität Regensburg, Bad Abbach Muskel-Skelett-Erkrankungen verursachen etwa ein Drittel der krankheitsbedingten Arbeitsausfallzeiten und stehen an erster Stelle der Arbeitsunfähigkeitsstatistiken. Für eine arbeitsmedizinische Beurteilung von Erkrankungen, Beschwerden und Funktionseinschränkungen durch MSE sind orthopädische Untersuchungen notwendig. Von Fachorthopäden (Grifka et al. 2001) wurde im Auftrag der BAuA ein mehrstufiges Untersuchungsprogramm entwickelt. Das Untersuchungsprogramm und die Anleitungen zur Durchführung der orthopädischen Untersuchungen wurde 2005 überarbeitet und in Deutsch und Englisch publiziert (Grifka et al. 2005 und 2006, S62). Vorgestellt wird die überarbeitete Version sowie die Anwendbarkeit des Programms als Untersuchungsinstrument im Rahmen des G46 „Belastungen des Muskel-Skelett-Systems“. DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG Das Programm besteht aus 4 Ebenen, die jeweils in 3 Blöcke untergliedert sind (Block A – Inspektion; Block B – Halswirbelsäule, Schulter, Ellenbogen, Hand; Block C – Thoraxskelett, Brust- und Lendenwirbelsäule, Becken, Hüfte, Bein, Fuß). Die Ebene 1 (Check-up) und die Ebene 2 (Grunduntersuchung) des Untersuchungsprogramms wurden in Kooperation mit Betriebsärzten erarbeitet. Diese Instrumente zeichnen sich durch einen modularen Aufbau, eine hohe Aussagekraft, einen geringen Zeitbedarf, eine gute Dokumentierbarkeit sowie einen hohen Bekanntheitsgrad der Untersuchungen aus. Die Broschüre S62 ist daher als Handlungshilfe für den praktisch tätigen Arbeitsmediziner ausgelegt. Das Instrumentarium soll dem Betriebsarzt eine standardisierte und systematische klinische Untersuchung des Stütz- und Bewegungsapparates ermöglichen. Die Diagnostik auf Grundlage von standardisierten Untersuchungen ermöglicht fundierte Aussagen zum Einsatz von Arbeitnehmern unter Berücksichtigung der Arbeitsbelastung und eröffnet die Möglichkeit, Prävention durch Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Verhaltensänderungen der Arbeitnehmer gezielter einzusetzen und effektiver zu gestalten. Die standardisierte Untersuchung ist gleichzeitig Voraussetzung für die Schaffung epidemiologisch auswertbarer Datenbestände und ermöglicht Längsschnittbetrachtungen im Hinblick auf die Entwicklung von Muskel-Skelett-Erkrankungen. P6 Funktionsuntersuchung des Bewegungsapparates in der Arbeitsmedizin – Beispiel Untere Extremität Michael Spallek, Walter Kuhn Gesundheitsschutz, Volkswagen Nutzfahrzeuge, Hannover Beschwerden der unteren Extremität verursachen im arbeitsmedizinischen Alltag oft Probleme bei stehenden und knieendhockenden Tätigkeiten sowie bei Arbeiten, die mit langen Laufwegen verbunden sind. Akute Schäden im Bereich der Knie und Sprunggelenke sind nahezu immer auf traumatische Zustände aufgrund von Arbeits- oder Sportunfällen zurückzuführen. Schäden mit funktionellen Defiziten schränken aber nicht nur die aktuellen Einsatzmöglichkeiten ein, sondern erhöhen oft auch das Risiko, in Folge davon vorzeitig an einer Arthrose zu erkranken. Auch im Hinblick auf die derzeitige Diskussion um die Anerkennung einer Gonarthrose als Berufskrankheit erleichtert ein systematischer und Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007 135

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DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG POSTER<br />

Poster<br />

Arbeitsphysiologie I<br />

P1<br />

Wirbelsäulenbelastung bei Pflegetätigkeiten<br />

– Kennwerte zur Nutzung in<br />

Berufskrankheiten-Feststellungsverfahren<br />

Andreas Theilmeier1 , Claus Jordan1 , Norbert Wortmann2<br />

, Stefan Kuhn3 , Albert Nienhaus2 , Alwin Luttmann1<br />

, Matthias Jäger1 1Institut <strong>für</strong> Arbeitsphysiologie, Universität Dortm<strong>und</strong>,<br />

2Gr<strong>und</strong>lagen der Prävention <strong>und</strong> Rehabilitation, Berufsgenossenschaft<br />

<strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heitsdienst <strong>und</strong> Wohlfahrtspflege,<br />

Hamburg, 3Präventionsdienst Mainz, Berufsgenossenschaft<br />

<strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heitsdienst <strong>und</strong> Wohlfahrtspflege, Mainz<br />

Bandscheibenbedingte Erkrankungen der<br />

Lendenwirbelsäule durch Heben oder<br />

Tragen schwerer Lasten oder durch Tätigkeiten<br />

in extremer Rumpfbeugehaltung<br />

können seit 1993 als Berufskrankheit BK<br />

2108 anerkannt werden. Zur Prüfung der<br />

arbeitstechnischen Voraussetzungen sind<br />

in den zugehörigen Feststellungsverfahren<br />

retrospektive Erhebungen zur beruflichen<br />

Belastung durchzuführen. Aus den Einzelbelastungen<br />

während eines Berufslebens<br />

wird dazu üblicherweise mit dem „Mainz-<br />

Dortm<strong>und</strong>er Dosismodell“ eine „Lebensdosis“<br />

kumuliert <strong>und</strong> mit entsprechenden<br />

Richtwerten verglichen.<br />

Für die Anwendung dieses Verfahrens<br />

im Bereich der Alten- <strong>und</strong> Krankenpflege<br />

ist die Kenntnis der Belastung der Lendenwirbelsäule<br />

insbesondere bei Tätigkeiten<br />

mit Patiententransfer erforderlich. Daher<br />

wurde <strong>für</strong> verschiedene Patiententransfers<br />

die Wirbelsäulenbelastung mit Hilfe von<br />

biomechanischen Modellrechnungen mit<br />

dem Computer-Simulationswerkzeug „Der<br />

Dortm<strong>und</strong>er“ erhoben. Die als Eingangsgrößen<br />

<strong>für</strong> die Berechnungen benötigten<br />

Daten zu Körperhaltungen <strong>und</strong> -bewegungen<br />

von Pflegeperson <strong>und</strong> Patient sowie<br />

zu den von der Pflegeperson ausgeübten<br />

Aktionskräften wurden in Laboruntersuchungen<br />

mit Hilfe von speziell dazu entwickelten<br />

Messsystemen erfasst.<br />

Die aus den Erhebungen abgeleiteten<br />

Kennwerte der Wirbelsäulenbelastung wurden<br />

mit früheren Angaben aus Expertenbewertungen<br />

der Berufsgenossenschaft <strong>für</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitsdienst <strong>und</strong> Wohlfahrtspflege<br />

verglichen: Für den in Berufskrankheiten-<br />

Feststellungsverfahren üblicherweise genutzten<br />

Kennwert, die Bandscheiben-Druck-<br />

Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007<br />

kraft, ergab sich, dass die messtechnisch<br />

erhobenen Werte <strong>für</strong> die meisten der untersuchten<br />

Patiententransfers etwas höher<br />

lagen als bei den Expertenbewertungen.<br />

Für Tätigkeiten die mit großen horizontalen<br />

Aktionskraftkomponenten verb<strong>und</strong>en<br />

sind, ergaben sich dagegen deutlich höhere<br />

Werte.<br />

Als Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

der Untersuchungen wurden aus den messtechnisch<br />

gestützt erhobenen Werten der<br />

Bandscheiben-Druckkraft entsprechende<br />

Empfehlungen <strong>für</strong> die Prüfung der arbeitstechnischen<br />

Voraussetzungen in Berufskrankheiten-Feststellungsverfahren<br />

zur BK<br />

2108 abgeleitet.<br />

P2<br />

Lumbalbelastung beim Absortieren von<br />

Flugreisegepäck an zwei unterschiedlichen<br />

Flughafenförderbändern<br />

Claus Backhaus1 , Karl-Heinz Jubt1 , Lutz Altenburg2 1Referat mech. Einwirkungen/Ergonomie, Berufsgenossenschaft<br />

<strong>für</strong> Fahrzeughaltungen, Hamburg, 2Bezirksverwal tung, Berufsgenossenschaft <strong>für</strong> Fahrzeughaltungen, Berlin<br />

Steigende Passagierzahlen im Flugreiseverkehr<br />

führen zu einer Zunahme von<br />

Reisegepäckstücken, die an Flughäfen umgeschlagen<br />

werden müssen. Hierzu werden<br />

Förderbänder eingesetzt, die im Bereich des<br />

Flughafenvorfeldes manuell von Mitarbeitern<br />

entladen werden. Die dabei auftretenden<br />

Lumbalbelastungen werden u. a. von<br />

der Höhe des Förderbandes beeinflusst.<br />

Eine geringere Bandhöhe erfordert eine<br />

größere Rumpfneigung vom Mitarbeiter,<br />

aus der sich eine höhere biomechanische<br />

Belastung herleiten lässt.<br />

Die nachfolgende Studie untersucht die<br />

Lumbalbelastung beim Gepäckumschlag<br />

an zwei unterschiedlich gestalteten Förderbändern<br />

an einem deutschen Verkehrsflughafen.<br />

Die Datenerhebung erfolgt in einem<br />

Feldversuch, mit Hilfe des dreidimensionalen<br />

Bewegungsanalysesystems CUELA. Es<br />

werden die Torsion <strong>und</strong> Beugung des Körperrumpfes<br />

sowie die Stellung der unteren<br />

Extremitäten zeitkontinuierlich erfasst. Die<br />

gehandhabten Lastgewichte werden als<br />

Bodenreaktionskräfte durch druckempfindliche<br />

Einlegesohlen registriert. Es werden<br />

zwei repräsentative Arbeitssequenzen mit<br />

einer Länge von je 180 min aufgezeichnet.<br />

Die Auswertung der Messdaten erfolgt nach<br />

dem OWAS-Verfahren, bei dem lumbal belastende<br />

Tätigkeitsabschnitte anhand des<br />

Lastgewichts <strong>und</strong> der Körperhaltung ermittelt<br />

<strong>und</strong> über den Messzeitraum als Summenhäufigkeiten<br />

dargestellt werden. Ergänzend<br />

werden <strong>für</strong> ausgewählte, vergleichbare<br />

Lastenhandhabungen die Lumbalkräfte<br />

mit Hilfe des biomechanischen Belastungsmodells<br />

„Der Dortm<strong>und</strong>er“ berechnet.<br />

Der Beitrag stellt die Ergebnisse der<br />

Untersuchung vor <strong>und</strong> diskutiert mögliche<br />

Konsequenzen.<br />

P3<br />

Besteht ein Zusammenhang zwischen<br />

Regenerations- <strong>und</strong> Degenerationsvorgängen<br />

<strong>und</strong> manueller Lastenhandhabung<br />

bei Patienten mit lumbalen Bandscheibenvorfällen?<br />

Annekatrin Bergmann1 , Barbara Schumann1 , Thomas<br />

Hoell2 , Johannes Haerting1 1Institut <strong>für</strong> medizinische Epidemiologie, Biometrie <strong>und</strong><br />

Informatik, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg,<br />

Halle/Saale, 2Neurochirurgie, Krankenhaus Bergmannstrost,<br />

Halle<br />

Ziel dieser Fallstudie war es, histologische<br />

Merkmale der Regeneration <strong>und</strong> Degeneration<br />

in Bandscheiben bei Patienten<br />

mit lumbalen Vorfällen zu beschreiben. Es<br />

wurde geprüft, ob ein Zusammenhang<br />

dieser Merkmale mit der Art <strong>und</strong> der Höhe<br />

der beruflichen Wirbelsäulenbelastung<br />

durch manuelle Lastenhandhabung besteht.<br />

Die Studie ist assoziiert an die <strong>Deutsche</strong><br />

Wirbelsäulenstudie (DWS) <strong>und</strong> nutzt<br />

deren computergestütztes, standardisiertes<br />

Erstinterview zu Basismerkmalen <strong>und</strong> zur<br />

beruflichen Expositionsvorgeschichte. Eingeschlossen<br />

wurden 90 Männer <strong>und</strong> Frauen<br />

zwischen 25 <strong>und</strong> 70 Jahren aus einer<br />

Neurochirurgischen Klinik, die wegen<br />

eines lumbalem Bandscheibenvorfalls mit<br />

neurologischen Ausfällen operiert wurden.<br />

Als Regenerationsmerkmale wurden die<br />

Häufigkeit <strong>und</strong> die Anzahl von juvenilen<br />

Chondrozyten <strong>und</strong> Chondrozytenclustern<br />

ausgezählt. Des Weiteren wurden der Degenerationsgrad<br />

<strong>und</strong> das Vorhandensein<br />

von Narbengewebe beschrieben <strong>und</strong> semiquatitativ<br />

auf einer dreistufigen Skala festgehalten.<br />

Das histologische Gewebe wurde<br />

von zwei unabhängigen pathologischen<br />

Untersuchern beurteilt. Im Fall abweichen-

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