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Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.v.

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Ziel war die Abschätzung des Einflusses<br />

verschiedener Faktoren auf die Entwicklung<br />

asbestbedingter Veränderungen an Lunge<br />

<strong>und</strong> Pleura.<br />

4440 ehemals asbestexponierte Kraftwerksmitarbeiter<br />

wurden auf Gr<strong>und</strong>lage<br />

des Berufsgenossenschaftlichen Gr<strong>und</strong>satzes<br />

G1.2 auf asbestbedingte Veränderungen<br />

der Lunge <strong>und</strong> der Pleura untersucht. Es<br />

wurde abgeschätzt (Mann-Whitney-Test),<br />

inwieweit die Faktoren Alter bei Untersuchung,<br />

Alter bei Beginn der Exposition,<br />

Gesamtdauer der Exposition, geschätzte Belastung<br />

in Faserjahren, Latenzzeit zwischen<br />

Beginn der Belastung <strong>und</strong> der Erkrankung<br />

<strong>und</strong> Tabakrauchbelastung in Packyears mit<br />

den gef<strong>und</strong>enen Veränderungen assoziiert<br />

werden können.<br />

Die Probanden wurden mit einem<br />

durchschnittlichen Alter von 54 Jahren untersucht,<br />

nachdem sie <strong>für</strong> durchschnittlich<br />

18 Jahre mit einer mittleren kumulativen<br />

Dosis von 49 Asbestfaserjahren <strong>und</strong> 16<br />

Packyears Zigarettenrauch belastet worden<br />

waren. Das durchschnittliche Alter bei Beginn<br />

der Belastung betrug 23 Jahre. Insgesamt<br />

fand sich bei 512 (11,5 %) Probanden<br />

eine BK Nr. 4103. Bei Vergleich der beiden<br />

Gruppen mit <strong>und</strong> ohne BK waren alle 6 der<br />

geprüften Variablen signifikant verschieden<br />

(Alter bei Untersuchung 65 vs. 53 Jahre;<br />

Alter bei erster Exposition 24 vs. 23 Jahre;<br />

Expositionsdauer 65 vs. 53 Jahre; Faserjahre<br />

77 vs. 46; Packyears 21 vs. 15; Latenz 42 vs.<br />

30 Jahre).<br />

Bei Vergleich demografischer Variablen<br />

<strong>und</strong> Expositionsdaten von Probanden mit<br />

<strong>und</strong> ohne BK 4103 finden sich signifikante<br />

Unterschiede. Alter, Expositionsdauer <strong>und</strong><br />

Latenzzeit sind die bedeutendsten prädiktiven<br />

Faktoren <strong>für</strong> eine BK 4103, während<br />

die kumulative Faserstaubdosis <strong>und</strong> insbesondere<br />

das Alter bei Beginn der Exposition<br />

geringeren Einfluss haben.<br />

V78<br />

Selektionsmechanismen durch Nonresponse-Bias<br />

in einem differenzierten<br />

Vorsorgeprogramm bei ehemals asbestexponierten<br />

Arbeitnehmern<br />

Lars Knoll1 , Michael Felten1 , Christian Eisenhawer1 ,<br />

Christian Feldhaus2 , Wolfgang Zschiesche3 , Thomas<br />

Kraus1 1 2 Institut <strong>für</strong> Arbeits- <strong>und</strong> Sozialmedizin, RWTH Aachen, ,<br />

RWE Power AG, Essen, 3Prävention, Berufsgenossenschaft<br />

der Feinmechanik <strong>und</strong> Elektrotechnik, Köln<br />

Vorsorgeprogramme zur Früherkennung<br />

asbestbedingter Erkrankungen sind aufgr<strong>und</strong><br />

steigender Erkrankungsraten ein wichtiges<br />

Instrument der Sek<strong>und</strong>ärprävention. Es stellt<br />

VORTRÄGE<br />

sich die Frage, ob die Untersuchungsangebote<br />

auch die Zielgruppen erreichen oder ob<br />

Selektionsmechanismen eine Rolle spielen.<br />

Ziel der Studie war es, systematische<br />

Unterschiede zwischen Teilnehmern (T)<br />

<strong>und</strong> Nichtteilnehmern (NT) zu beschreiben<br />

<strong>und</strong> potenzielle Selektionsmechanismen<br />

durch Nonresponse-Bias abzuschätzen.<br />

1019 Probanden im mittleren Alter von<br />

66 Jahren (47–91) wurden arbeitsmedizinische<br />

Vorsorgeuntersuchungen (V) nach dem<br />

berufsgenossenschaftlichen Gr<strong>und</strong>satz G1.2<br />

angeboten. Anhand der besten verfügbaren<br />

Informationen (Probanden, Einwohnermelde-<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsämter, Berufsgenossenschaften)<br />

erfolgte eine Erfassung der<br />

NT-Gründe.<br />

180 Probanden (17,7 %) sind zu den<br />

V nicht erschienen. Die häufigsten Absagegründe<br />

waren Krankheit 32,6 % (n = 42),<br />

kein Asbestkontakt 23,3 % (n = 30) <strong>und</strong> die<br />

zu große Entfernung zum Untersuchungsort<br />

mit 18,6 % (n = 24). Unterschiede zwischen<br />

T <strong>und</strong> NT (p < 0,005) bestanden <strong>für</strong> die<br />

Variablen Alter (T 65,1, NT 70,3), Expositionsdauer<br />

(T 27,8, NT 29,5) <strong>und</strong> Latenzzeit<br />

(T 41,3, NT 45,5). Die Prävalenz der<br />

Bronchialkarzinome (BC) zum Einladungszeitpunkt<br />

bei T bzw. NT ist 1,91 % (n = 16)<br />

bzw. 3,89 % (n = 7), <strong>für</strong> Pleuramesotheliome<br />

(PM) 0,12 % (n = 1) bzw. 1,1 % (n = 2).<br />

Die Inzidenzrate <strong>für</strong> BC bezogen auf die<br />

Nachbeobachtungszeiten beträgt bei den<br />

T 0,7 Erkrankungsfälle/100 Personenjahre<br />

(n = 9) <strong>und</strong> bei den NT 0,87 (n = 3), <strong>für</strong><br />

PM 0,39 bei den T (n = 5) <strong>und</strong> 0,29 bei<br />

den NT (n = 1). Aufgr<strong>und</strong> der Kontaktaufnahme<br />

mit den NT konnten insgesamt 28<br />

(15,6 %) Probanden nachträglich motiviert<br />

werden, an den V teilzunehmen.<br />

Personengruppen mit höherem Erkrankungsrisiko<br />

nehmen das Untersuchungsangebot<br />

seltener an. Analysen der NT-Gruppe<br />

stellen somit ein wichtiges Instrument zur<br />

Beurteilung der Repräsentativität von Untersuchungsergebnissen<br />

dar. Je länger das<br />

Ausscheiden aus dem Erwerbsleben zurück<br />

liegt, desto geringer ist die Teilnahmebereitschaft<br />

ausgeprägt. Eine Kontaktaufnahme<br />

kann die Teilnahmebereitschaft deutlich erhöhen.<br />

Hinweise auf einen Overdiagnosis-<br />

Bias lassen sich von den Ergebnissen nicht<br />

V79<br />

Evaluierung der Bestimmung von<br />

Osteopontin <strong>und</strong> Mesothelin im<br />

Blut als Biomarker zur Früherkennung asbestbedingter<br />

Erkrankungen<br />

Thomas Schettgen 1 , Lars Knoll 1 , Michael Felten 1 , Alice<br />

Müller-Lux 1 , Angela Tings 1 , Wolfgang Zschiesche 2 ,<br />

Johannes Hüdepohl 3 , Thomas Kraus 1<br />

DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG<br />

1 Institut <strong>für</strong> Arbeits- <strong>und</strong> Sozialmedizin, RWTH Aachen,<br />

2 Prävention, Berufsgenossenschaft der Feinmechanik <strong>und</strong><br />

Elektrotechnik, Köln, 3 <strong>Arbeitsmedizin</strong>, Berufsgenossenschaft<br />

der Feinmechanik <strong>und</strong> Elektrotechnik, Köln<br />

Es wird erwartet, dass die Zahl der asbestbedingten<br />

Malignome in den nächsten<br />

Jahren weiter steigen wird. Die Evaluierung<br />

von Biomarkern, die es ermöglichen könnten,<br />

asbestbedingte Erkrankungen <strong>und</strong> speziell<br />

Pleuramesotheliome bereits im frühen<br />

Stadium zu entdecken, wäre von hohem<br />

diagnostischen Nutzen. In neueren Studien<br />

zeigte die Bestimmung der Glykoproteine<br />

Osteopontin bzw. Mesothelin im Blut z. T.<br />

erste erfolgversprechende Ansätze.<br />

Im Rahmen einer prospektiven Studie<br />

werden daher bei ehemals asbestexponierten<br />

Arbeitern u. a. auch Blutproben zur Analyse<br />

der Biomarker Osteopontin bzw. Mesothelin<br />

entnommen. Parallel dazu werden<br />

Blutproben eines Kontrollkollektivs ohne<br />

bekannte Asbestexposition untersucht.<br />

Die Messung von Osteopontin im<br />

Plasma <strong>und</strong> Mesothelin im Serum der<br />

Patienten erfolgt mit Hilfe kommerziell<br />

erhältlicher ELISA-Kits nach den Vorgaben<br />

der Hersteller. Die Analyse erfolgt unter<br />

den Bedingungen der statistischen Qualitätskontrolle.<br />

Im Rahmen der noch laufenden Messungen<br />

konnte Osteopontin sowohl bei<br />

asbestexponierten Arbeitnehmern (Median:<br />

387 ng/ml; 95. Perz.: 883 ng/ml; n = 699)<br />

als auch bei Kontrollprobanden (Median:<br />

280 ng/ml; 95. Perz.: 546 ng/ml; n = 70)<br />

nachgewiesen werden. Auch Mesothelin<br />

konnte bisher in allen untersuchten Proben<br />

der asbestexponierten Arbeitnehmer (Median:<br />

0,60 nM/L; 95. Perz.: 1,46 nM/L;<br />

n = 478) <strong>und</strong> Kontrollprobanden (Median:<br />

0,56 nM/L; 95. Perz.: 1,35 nM/L; n = 29)<br />

detektiert werden. Dabei zeigten sich <strong>für</strong><br />

die Osteopontin-Konzentrationen hochsignifikante<br />

Unterschiede zwischen asbestexponierten<br />

Arbeitnehmern <strong>und</strong> Kontrollpersonen<br />

(p < 0,001), während <strong>für</strong> Mesothelin<br />

bisher kein signifikanter Unterschied feststellbar<br />

ist. Patienten mit Pleuramesotheliom<br />

zeigen Osteopontin- bzw. Mesothelinkonzentrationen<br />

von 1226–2060 ng/ml bzw.<br />

3,3–38,9 nM/L.<br />

Beide Biomarker sind sowohl bei asbestexponierten<br />

als auch bei nichtexponierten<br />

Probanden zuverlässig zu bestimmen.<br />

Erste Analysen deuten darauf hin, dass Osteopontin<br />

auch als Expositionsmarker eine<br />

Rolle spielen könnte. Durch ein weiteres<br />

Follow-up der Kohorte werden Sensitivität,<br />

Spezifität <strong>und</strong> prädiktive Werte <strong>für</strong> die<br />

Biomarker einzeln <strong>und</strong> in Kombination zu<br />

errechnen sein.<br />

Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007 129

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