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Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.v.

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angesehen werden. Als eines der wichtigsten<br />

chemischen Produkte weltweit zeigte das<br />

Phthalat DEHP im Tierversuch entwicklungs-<br />

<strong>und</strong> reproduktionstoxische Effekte.<br />

Zur kontaminationsfreien Bestimmung der<br />

internen Phthalatexposition beim Menschen<br />

werden Metabolite des DEHP <strong>und</strong> anderer<br />

Phthalate herangezogen, die mit dem Urin<br />

ausgeschieden werden. Patienten der Andrologischen<br />

Ambulanz in Gießen wurden<br />

um freiwillige Teilnahme gebeten <strong>und</strong> ihre<br />

Daten aus Fragebogenerhebung zu Lebensumständen<br />

<strong>und</strong> Ernährungsverhalten mit<br />

den Konzentrationen von Phthalatmetaboliten<br />

im Spontanurin in Beziehung gesetzt.<br />

Das betrachtete Kollektiv strukturierte<br />

sich wie folgt: n = 306, Altersmedian = 34<br />

Jahre; Body Mass Index (BMI): Median =<br />

26,0 kg/m 2 . Für die Mediankonzentrationen<br />

(75 %-Perz.; 95 %-Perz.) der Metabolite<br />

ergaben sich folgende Werte (µg/l): MEHP<br />

(n = 297) 4,99 [10,85; 30,05], 5OH-<br />

MEHP (n = 306) 13,32 [26,21; 84,04],<br />

5oxo-MEHP (n = 306) 10,20 [18,83;<br />

66,64], 5cx-MEHP (n = 258) 16,23 [32,20;<br />

87,94], MnBP (n = 259) 32,71 [56,70;<br />

165,81], MiBP (n = 137) 49,65 [79,03;<br />

166,23], 7OH-MeOP (n = 136) 4,19 [8,26;<br />

26,58]. Von insgesamt 13 Ernährungs- bzw.<br />

Lifestyleparametern konnten mithilfe eines<br />

log-linearen statistischen Modells (n ges = 224)<br />

nach Ausschlussverfahren („backwards step“,<br />

p ≤ 0,20) folgende Prädiktoren (Angabe<br />

der jeweiligen Metabolite in Klammern,<br />

Signifikante auf 95 %-Niveau sind mit *<br />

gekennzeichnet) als relevant eingestuft werden:<br />

Getränke in Kunststoffverpackungen<br />

(Summe aus MEHP, 5OH-MEHP, 5oxo-<br />

MEHP, 5cx-MEHP [DEHP4]*, MEHP,<br />

MnBP, MBzP*), Körpercreme (DEHP4*,<br />

MiBP, MnBP*, MBzP), Fruchtsaft<br />

(DEHP4*, MEHP, MnBP, MBzP), Fisch<br />

(DEHP4, MEHP, MBzP), Joghurt<br />

(DEHP4*, MEHP), Menü aus Kunststoffverpackungen<br />

(DEHP4), Blattsalat (MiBP),<br />

obst- <strong>und</strong> gemüsereiche Ernährung<br />

(MnBP), gefahrene PKW-km/Jahr (MiBP*),<br />

Raucherstatus (MEHP*), Alter (MnBP).<br />

Nach Adjustierung der Modelle auf Kreatinin<br />

blieben nur folgende Parameter negativ<br />

assoziiert mit der Phthalatexposition:<br />

Körpercreme (MiBP), Fisch (MBzP) <strong>und</strong><br />

gefahrene PKW-km/Jahr (MiBP*).<br />

V68<br />

Innere Belastung gegenüber Diisodecylphthalat<br />

(DiDP) durch Heißgasschweißarbeiten<br />

an PVC-Schweißbahnen<br />

Matthias Wittassek 1 , Ulrich Goergens 2 , Jens-Uwe<br />

Hahn 3 , Holger Martin Koch 4 , Johannes Müller 1 , Hans<br />

Drexler 1 , Jürgen Angerer 1<br />

VORTRÄGE<br />

1 Institut <strong>und</strong> Poliklinik <strong>für</strong> Arbeits-, Sozial- <strong>und</strong> <strong>Umweltmedizin</strong>,<br />

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg,,<br />

2 Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft, Wuppertal, 3 Berufsgenossenschaftliches<br />

Institut <strong>für</strong> Arbeitsschutz (BGIA),<br />

St. Augustin, 4 Institut der Ruhr-Universität Bochum, Berufsgenossenschaftliches<br />

Forschungsinstitut <strong>für</strong> <strong>Arbeitsmedizin</strong><br />

(BGFA), Bochum<br />

Bei Schweißarbeiten an PVC-Materialien<br />

kann es zu einer inhalativen Aufnahme von<br />

Phthalaten kommen. Ziel dieser Studie war<br />

es, die dabei auftretende innere Belastung<br />

gegenüber dem Weichmacher Diisodecylphthalat<br />

(DiDP), ein komplexes Gemisch<br />

aus verschiedenen Isodecyl-Isomeren,<br />

abzuschätzen.<br />

In einer Ausbildungswerkstatt führten<br />

Auszubildende Heißgasschweißarbeiten<br />

an PVC-Schweißbahnen, die mit DiDP<br />

weich gemacht waren (ca. 35 %), über insgesamt<br />

ca. 5 St<strong>und</strong>en durch. Zu geringeren<br />

Anteilen waren auch Di-n-decylphthalat<br />

(DnDP) (2 %) <strong>und</strong> Diisononylphthalat<br />

(DiNP) (1 %) in dem verwendeten PVC-<br />

Material enthalten. Es wurden personenbezogene<br />

<strong>und</strong> stationäre Luftmessungen<br />

durch-geführt. Des Weiteren wurden Spontanharnproben<br />

jeweils am Vortag (Vorschicht)<br />

<strong>und</strong> zum Arbeitsende am Messtag<br />

(Nachschicht) von 16 Auszubildenden genommen.<br />

Die Urine wurden mittels online-LC/LC-MS/MS<br />

<strong>und</strong> Isotopenverdünnungsanalyse<br />

auf sek<strong>und</strong>äre DiDP- <strong>und</strong><br />

DiNP-Metabolite (jeweils die hydroxy-,<br />

oxo- <strong>und</strong> carboxy-Monoester) untersucht.<br />

Die personenbezogenen Luftmessungen<br />

ergaben DiDP-Konzentrationen zwischen<br />

0,8 <strong>und</strong> 3,2 mg/m³. An den stationären<br />

Messstationen wurden Werte bis 2,8 µg/m³<br />

gemessen. Das Öffnen von Hallenfenster<br />

<strong>und</strong> -tor führte teilweise zu einer deutlichen<br />

Senkung der Luftbelastung mit DiDP. Die<br />

Werte <strong>für</strong> DnDP <strong>und</strong> DiNP waren generell<br />

deutlich niedriger (max. 0,17 mg/m³).<br />

In den Nachschichturinen waren die<br />

gemessenen Konzentrationen <strong>für</strong> die DiDP-<br />

Metabolite signifikant erhöht gegenüber<br />

den Vorschichturinen. Die Konzentrationen<br />

(µg/l) betrugen im Median 1,6 bzw.<br />

25,2 <strong>für</strong> Mono(hydroxyisodecyl)phthalat,<br />

0,5 bzw. 6,3 <strong>für</strong> Mono(oxoisodecyl)phtha<br />

lat <strong>und</strong> 0,8 bzw. 8,6 <strong>für</strong> Mono(carboxyison<br />

onyl)phthalat. Die Konzentrationen an den<br />

DiNP-Metaboliten waren in den Nachschichturinen<br />

leicht erhöht: 4,3 bzw. 8,4 <strong>für</strong><br />

Mono(hydroxyisononyl)phthalat, 3,0 bzw.<br />

4,7 <strong>für</strong> Mono(oxoisononyl)phthalat <strong>und</strong><br />

6,2 bzw. 9,3 <strong>für</strong> Mono(carboxyisooctyl)<br />

phthalat.<br />

Unsere Ergebnisse zeigen, dass es<br />

durch Schweißarbeiten an DiDP-haltigen<br />

PVC-Materialien zu hohen Expositionen<br />

DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG<br />

gegenüber DiDP kommen kann. Betrachtet<br />

man die Konzentrationen an DIDP-<br />

Metaboliten in den Vorschichturinen als<br />

der Hintergr<strong>und</strong>belastung entsprechend,<br />

bedeuten die gemessenen Belastungen in<br />

Einzelfällen eine bis zu h<strong>und</strong>ertfach höhere<br />

Exposition.<br />

Neurotoxizität<br />

V69<br />

Längsschnittstudie zu Mangan-assoziierten<br />

Ges<strong>und</strong>heitsstörungen bei<br />

Beschäftigten in der Trockenbatterieherstellung<br />

Gerhard Triebig1 , Karolina Lischka1 , Andreas Ihrig1 ,<br />

Wolfgang Wrazidlo2 1Institut <strong>und</strong> Poliklinik <strong>für</strong> Arbeits- <strong>und</strong> Sozialmedizin,<br />

Universitätsklinikum Heidelberg, 2Radiologische Gemeinschaftspraxis,<br />

Atos Praxisklinik, Heidelberg<br />

Im Rahmen der Längsschnittstudie sollte<br />

untersucht werden, ob die Ergebnisse zur<br />

Neurotoxizität von Mangan anlässlich der<br />

Erstuntersuchung (1995 <strong>und</strong> 1996) zu bestätigen<br />

sind. Von besonderem Interesse war<br />

die Prognose der Mangan-Einlagerungen<br />

im Gehirn.<br />

Für die Nachuntersuchung standen<br />

33 Männer zur Verfügung, dies entspricht<br />

69 % des früheren Kollektivs. Die Untersuchungen<br />

umfassten: Anamnese, körperlichneurologischer<br />

Status, neuropsychologische<br />

<strong>und</strong> psychomotorische Verfahren, Biomonitoring,<br />

Kernspintomographie des Kopfes<br />

zur Bestimmung des Pallidum-Index (PI).<br />

Die mittlere Mangan-Blutkonzentration<br />

beträgt 7,6 µg/l (2,4–15,9 µg/l). Sie ist signifikant<br />

geringer als bei der früheren Untersuchung<br />

(Mittelwert 12,2 µg/l, 3,9 bis<br />

23,2 µg/l).<br />

Anamnese <strong>und</strong> körperlicher Untersuchungsbef<strong>und</strong><br />

ergeben bei keinem Probanden<br />

Zeichen eines Parkinson-Syndroms.<br />

Die neuropsychologischen <strong>und</strong> psychomotorischen<br />

Bef<strong>und</strong>e zeigen keine konsistenten<br />

oder biologisch plausiblen Assoziationen<br />

zur Mangan-Exposition. Die<br />

subjektiven Beschwerden korrelieren nicht<br />

mit den Expositionsparametern.<br />

Der PI liegt aktuell in der gleichen Größenordnung<br />

wie bei der Erstuntersuchung<br />

(Erstuntersuchung: 92,0 [86,0–95,0],<br />

Nachuntersuchung: 91,6 [88,8–94,6)). Der<br />

PI korreliert positiv signifikant mit dem<br />

chronischen Belastungsindex. Demgegenüber<br />

liegen keine bedeutsamen statistischen<br />

Assoziationen zwischen dem Pallidum-Index<br />

<strong>und</strong> den psychomotorischen Variablen<br />

vor.<br />

Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007 125

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