Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.v.

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20.08.2012 Aufrufe

120 DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG VORTRÄGE abbau und einem teilweise veränderten Aufgabenspektrum der Berufsgruppen einher. Basierend auf der Methodologie der COPSOQ-Validierungsstudie (Nübling et al. 2005) erfolgte im Rahmen des Projektes „Arbeitsbedingungen im Krankenhaus“ (BAuA F2032; www.arbik.de) eine Befragung von Ärzten und Pflegenden in drei Krankenhäusern der Maximalversorgung. Auf insgesamt zwei chirurgischen, drei internistischen und einer neonatologischen Station wurden 71 Ärzte und 111 Pflegende befragt. Zum Befragungszeitpunkt im Jahr 2005 war die DRG-basierten Vergütung in allen drei Häusern implementiert. Im Vergleich der aktuellen Daten mit den Ergebnissen aus der Validierungsstudie (abgeschlossen 2004) als Referenz zeigten sich in der MANOVA signifikante Unterschiede in einzelnen COPSOQ-Skalen. Bei Ärzten und Pflegenden zeigten 2005 sich höhere Werte auf den Skalen „quantitative Anforderungen“, „Beeinflussung des Privatlebens durch die Arbeit“, „Rollenkonflikt“ und niedrigere Werte auf den Skalen „Rollenklarheit“, „Einfluss bei der Arbeit“ sowie „Bedeutung der Arbeit“. Zugleich wurde das Vorkommen von Mobbing von beiden Berufsgruppen im Jahr 2005 deutlich häufiger angegeben als 2004. Im Hinblick auf die Skala „Arbeitsplatzunsicherheit“ unterschieden sich beide Berufsgruppen voneinander und im Vergleich zur Referenz. Bei Pflegenden war dieser Faktor sowohl im aktuellen Vergleich zu den Ärzten und als auch zu den Pflegenden der Referenz höher ausgeprägt, bei den Ärzten war sie im Vergleich zur Referenz niedriger ausgeprägt. Insgesamt zeigten sich 2005 im Vergleich zur Referenzgruppe deutliche Unterschiede, die über Berufsgruppen und einzelnde Krankenhäuser bzw. Stationen hinweg zu beobachten sind. Dies stützt die Annahme, dass sich hier Auswirkungen der Umstrukturierungen bemerkbar machen. Betriebsärztinnen und Betriebsärzte sollten entsprechende Umstrukturierungsprozesse begleiten, sich ändernde Belastungen dokumentieren und Hilfsangebote für die Beschäftigten anbieten bzw. vermitteln (z. B. Supervision, Coaching). V55 gleich Die psychosoziale Arbeitssituation von Betriebsärzten im Berufsver- Hans-Martin Hasselhorn1 , Matthias Nübling2 , Friedrich Hofmann1 , Monika A. Rieger3 1Arbeitsphysiologie, Arbeitsmedizin und Infektionsschutz, Abt. Sicherheitstechnik, Bergische Universität Wuppertal, 2FFAS, Freiburger Forschungsstelle Arbeits- und Sozial- Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007 medizin, Freiburg, 3 Arbeitsmedizin, Fakultät für Medizin, Universität Witten/Herdecke Die Arbeitsrealität der Betriebsärzte (BÄ) befindet sich im Umbruch, charakterisiert u. a. durch Privatisierung betriebsärztlicher Dienstleistungen, Konkurrenzdruck und Neuregelungen des Arbeitsschutzes. Dies lässt annehmen, dass sich die psychosoziale Arbeitssituation in dieser Berufsgruppe verändert hat und auch weiter verändern wird. Die Fragen dieses Beitrags sind: 1. Wie ist das psychosoziale Belastungs- und Beanspruchungsprofil bei BÄ im Vgl. mit verwandten Berufsgruppen? 2. Welche Risikogruppen innerhalb der Gruppe der BÄ lassen sich identifizieren? 2006 wurden 352 BÄ mittels COPSOQ (Copenhagen Psychosocial Questionnaire) zur psychosozialen Arbeitsbelastung und -beanspruchung befragt. Die Daten wurden verglichen mit denen von 406 Krankenhausärzten (KH-Ä) und 101 Sicherheitsingenieuren (SI). Analysen wurden korrigiert für Alter und Geschlecht, alle Ergebnisse p < 0,001. Zu 1) Belastung: a) Arbeitsinhalt: Indikatoren des Arbeitsinhalts waren bei BÄ und SI deutlich günstiger als bei KH-Ä. b) Arbeitsorganisation: Bei BÄ und SI fanden sich günstigere Werte für die Ressourcenfaktoren der Arbeitsorganisation als bei KH-Ä. c) Soziales Arbeitsumfeld: Hier lagen KH-Ä zumeist günstiger. Bei BÄ waren insbesondere Werte für “Soziale Unterstützung“ und „Rollenklarheit“ gering. Zu 1) Beanspruchung: KH-Ä waren mehr ausgebrannt und hatten einen hohen „Arbeit-Familien-Konflikt“. BÄ hatten geringere „Bedeutung der Arbeit“. BÄ und SI waren mehr zufrieden mit der Arbeit. Zu 2) Innerhalb der Gruppe der BÄ zeigten diejenigen ein besonders günstiges Profil, die beim betreuten Betrieb angestellt waren, und diejenigen ein relativ ungünstiges Profil, die bei überbetrieblichen Diensten angestellt waren. Die Ergebnisse legen nahe, dass es sich bei der betriebsärztlichen Tätigkeit um eine ausgesprochen positive mit deutlichen Stärken handelt. Dass die Befunde der BÄ denen der SI näher waren als denen der KH-Ä, weist auf den bedeutenden Einfluss des Arbeitsinhalts hin (präventiver Charakter im Arbeitsschutz, Alleinarbeit). Die niedrig erlebte Bedeutung der Arbeit sollte für alle BÄ nahe legen, sich an der Diskussion zu Inhalt und Rolle der Betriebsmedizin zu beteiligen und dabei auch die eigene Tätigkeit zu hinterfragen. Auch überbetriebliche Dienste sollten sich daran beteiligen. V56 Psychosoziale Belastungen und Konsum psychotroper Substanzen bei Tierärzten Melanie Harling1 , Petra Strehmel2 , Albert Nienhaus1 1Grundlagen der Prävention und Rehabilitation, Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege, Hamburg, 2Fakultät Soziale Arbeit und Pflege, Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, Tierärzte sind verschiedenen Belastungen und Gefährdungen ausgesetzt. In dieser Arbeit werden die psychosozialen Belastungen bei Tierärzten und ihre Auswirkung auf den Konsum psychotroper Substanzen untersucht. In einer Querschnittsstudie wurde den Tierärzten aus vier Bundesländern ein schriftlicher Fragebogen zugesendet. Erfasst wurden die berufliche Situation, die psychosoziale Belastung, die Demoralisierung und der Konsum von Nikotin, Alkohol und Medikamenten (Schmerz-, Beruhigungs- oder Schlafmittel etc.) während der letzten 30 Tage vor der Befragung. In multivariaten Analysen wurden Risikofaktoren für Tabakkonsum (> 10 Stück Tabakware/Tag), Alkoholkonsum (Männer > 20 g Alkohol/ Tag, Frauen > 10 g Alkohol/Tag) und Medikamenteneinnahme (mindestens wöchentlich) ermittelt. Insgesamt beteiligten sich 1136 Veterinärmediziner (Responserate 56,5 %). Starke psychosoziale Belastungen empfanden 19,1 %. Der Median auf der Demoralisierungsskala betrug 8. Starken Tabakkonsum gaben 8,9 %, riskanten Alkoholkonsum 31,3 % und regelmäßige Medikamenteneinnahme 19,6 % für die letzten 30 Tage an. Ein Risikofaktor für starken Tabakkonsum sind hohe Werte in der Demoralisierungsskala (OR 2,6; CI 1,2–5,6). Ein riskanter Alkoholkonsum wird von niedergelassenen Tierärzten (OR 1,6; CI 1,2–2,1) häufiger angegeben. Risikofaktoren für die regelmäßige Einnahme von Medikamenten sind hohe Werte in der Demoralisierungsskala (OR 2,5; CI 1,4–4,4) und hohe psychosoziale Belastungen (OR 2,6; CI 1,6–4,3). Einfache Aussagen, wie psychosoziale Belastungen sind Risikofaktoren für riskantes Konsumverhalten, lassen sich nicht treffen. Vielmehr ergibt sich z. B., dass sich niedergelassene Ärzte häufiger psychosozial belastet fühlen, auf der Demorali-

sierungskala geben sie jedoch geringere Werte an. Selbstständige pflegen zwar häufiger einen riskanten Alkoholkonsum, beim Tabletten- und Nikotinkonsum unterscheiden sie sich jedoch nicht von ihren Kollegen. Da der Zusammenhang zwischen psychosozialen Belastungen und dem Konsum von psychotropen Substanzen beim Medikamentenkonsum relativ eindeutig ist, erscheint es sinnvoll, gesundheitsfördernde Maßnahmen zum Abbau von psychsozialer Belastung und zur Vermeidung riskanter Konsumstile für Tierärzte zu entwickeln. V57 Zusammenhänge zwischen Einflussfaktoren und Burnout-Risiko in pädagogischen Berufsgruppen Reingard Seibt1 , Jeanette Malbrich2 1Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus der Technischen Universität Dresden, 2Fakultät Mathematik und Naturwissenschaften, Fachrichtung Psychologie, Technische Universität Dresden Lehrer und Erzieher sind erhöhten psychonervalen und vielfältigen sozial-kommunikativen Anforderungen ausgesetzt, aber durch ein unterschiedliches Burnout-Risiko gekennzeichnet. Um zu klären, welche Einflussfaktoren dafür verantwortlich sind, wurden Zusammenhänge zwischen arbeits- und persönlichkeitsbedingten Faktoren und dem Burnout-Risiko in diesen Berufsgruppen untersucht. Das Burnout-Risiko wurde als Syndrom emotionaler Erschöpfung, Zynismus und reduzierter Leistungsfähigkeit bei 100 Gymnasiallehrerinnen und 65 Erzieherinnen (Alter: 45 ± 8 bzw. 44 ± 9 Jahre) überprüft. Als arbeitsplatzbedingte Faktoren wurden Tätigkeitsspielraum, Arbeitsintensität und Effort-Reward Imbalance (ERI), als persönlichkeitsbezogene Faktoren Erholungsunfähigkeit, Extraversion und Selbstkontrolle zwischen den Berufsgruppen verglichen und ihr Zusammenhang zum Burnout-Risiko berechnet. Für Lehrer bestätigt sich ein höheres Burnout-Risiko, wobei ein vollständiges Burnout-Syndrom in keinem Fall vorliegt; einzelne Burnout-Symptome geben 58 % der Lehrer und 9 % der Erzieher an. Lehrer weisen zudem ungünstigere arbeitsplatzbezogene Faktoren auf: weniger Tätigkeitsspielräume, höhere Arbeitsintensität, ungünstigere ERI in der Arbeitstätigkeit (höhere Verausgabung versus geringere Anerkennung: 0,7 vs. 0,5). Lehrer fallen zudem durch stärkere Erholungsunfähigkeit auf (31 vs. 6 %) und sind extravertierter. Er- VORTRÄGE zieher sind durch höhere Selbstkontrolle gekennzeichnet. In beiden Berufsgruppen geht ein höheres Burnout-Risiko mit höherer Arbeitsintensität (r = 0,45), ungünstigerer ERI (r = 0,57) und stärkerer Erholungsunfähigkeit (r = 0,55), aber geringem Tätigkeitsspielraum (r = –0,33) einher. Das Burnout-Risiko wird eher durch arbeits- (Varianzaufklärung: 43 %) und weniger durch personenbezogene (Varianzaufklärung: 31 %) Faktoren beeinflusst, wobei ERI bzw. Erholungsunfähigkeit entscheidend sind. Um ein Burnout-Syndrom zu verhindern und die Gesundheit der Lehrer und Erzieher langfristig zu erhalten, müssen berufsspezifische Risikofaktoren durch Stärkung der persönlichen Ressourcen kompensiert werden. Dazu muss gesundheitsförderliche Präventionsarbeit berufsspezifisch erfolgen und flächendeckend eingeführt werden (z. B. Gesundheitszirkel, Coaching, Supervision). V58 Auswirkung der Leitungsfunktion auf Belastungserleben und Gesundheitskriterien bei Kita-Personal Marleen Thinschmidt1 , Brit Gruhne2 1Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin, Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus der Technischen Universität Dresden, 2Gesundheitsamt, Landratsamt Torgau-Oschatz, Führungskräfte in Kindertagesstätten (Kitas) sind neben den Anforderungen durch die pädagogische Arbeit mit Kindern v. a. vielfältigen organisatorischen Aufgaben ausgesetzt. Deshalb sollen bei Führungskräften Belastungen und ihr Erleben, Gesundheit und Wohlbefinden untersucht werden. Alle Beschäftigten der Kitas eines Landkreises wurden schriftlich befragt. Neben persönlichen und beruflichen Angaben wurden folgende standardisierte Verfahren eingesetzt, um den gesundheitlichen Status sowie Risiken und Ressourcen in der Arbeit bzw. der Person zu erfragten: subjektive Merkmale der Tätigkeit (JDS), Arbeitsfähigkeit (WAI), Beschwerden (BFB), Aufwand-Nutzen-Verhältnis in der Tätigkeit (ERI), Erholungsunfähigkeit (FABA) sowie Selbstwirksamkeitserwartung (SES). Von insgesamt n = 429 Kita-Beschäftigten nahmen n = 341 teil (79,5 %, nur Frauen), davon n = 263 Erzieher (45 ± 9 Jahre) und n = 59 Leiter (47 ± 7 Jahre). Leiter haben mit 36 ± 4 Stunden signifikant längere wöchentliche Arbeitszeiten als Erzieher mit 32 ± 7 Stunden. Sie geben eine stärkere Belastung durch Arbeitsanfor- DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG derungen an, v. a. Zeitdruck, Störungen und Überstunden bei gleichzeitig geringerer Anerkennung (ERI). Zu bereits bekannten Belastungsfaktoren in Kitas (Lärm, Personalmangel, fehlende Pausen) kommen Konflikte mit Eltern, Trägern, Vertretern und Fremdfirmen hinzu. Trotzdem bewerten sie ihre Arbeit subjektiv am positivsten und motivierendsten (JDS). Leiter weisen öfter gesundheitliche Risikofaktoren auf (WAI) und berichten häufiger von physischen und psychischen Erschöpfungssymptomen wie Licht-/Geräuschempfindlichkeit und Magen-Darm-Beschwerden bzw. Müdigkeit, Kopfschmerzen und Schlafstörungen (BFB). Ihre Erholungsfähigkeit ist signifikant schlechter als die der Erzieher (FABA). Dennoch weisen sie eine höhere Selbstwirksamkeitserwartung auf als Erzieher (SES). Leiter weisen ein größeres Belastungsspektrum, ein stärkeres Belastungsempfinden sowie stärkere Beeinträchtigungen des Wohlbefindens auf als Erzieher, trotz subjektiv günstiger gestalteter Arbeit. Im Rahmen von Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung bedarf Leitungspersonal besonderer Aufmerksamkeit. Zur abschließenden Klärung von Ursache-Wirkungs-Beziehungen sind Langzeitstudien erforderlich. Malignome I V59 Risikoabschätzung für das Harnblasenkarzinom bei beruflicher Verwendung von Oxidationshaarfarben Hermann M. Bolt, Klaus Golka Institut für Arbeitsphysiologie, Universität Dortmund In der arbeitsmedizinischen Zusammenhangsbegutachtung von Harnblasenkrebs- Fällen stellt sich die Frage eines kausalen Zusammenhanges bei Friseuren, die gegenüber oxidativen Haarfarbstoffen exponiert waren. Oxidative Haarfarben enthalten aromatische Amine, die Stoffe nach BK 1301 darstellen und die potenziell über die Haut aufgenommen werden können. Um eine Abschätzung des mit einer solchen Tätigkeit verbundenen Risikos vornehmen zu können, sind Argumente aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Fachebenen zusammen zu führen. Die Chemie des oxidativen Haarfärbeprozesses erfordert ein sog. Primärintermediat (z. B. p-Phenylendiamin oder p- Aminophenole), ferner Wasserstoffperoxid, das das Primärintermediat zu einer akti- Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007 121

sierungskala geben sie jedoch geringere<br />

Werte an. Selbstständige pflegen zwar<br />

häufiger einen riskanten Alkoholkonsum,<br />

beim Tabletten- <strong>und</strong> Nikotinkonsum unterscheiden<br />

sie sich jedoch nicht von ihren<br />

Kollegen. Da der Zusammenhang zwischen<br />

psychosozialen Belastungen <strong>und</strong> dem Konsum<br />

von psychotropen Substanzen beim<br />

Medikamentenkonsum relativ eindeutig ist,<br />

erscheint es sinnvoll, ges<strong>und</strong>heitsfördernde<br />

Maßnahmen zum Abbau von psychsozialer<br />

Belastung <strong>und</strong> zur Vermeidung riskanter<br />

Konsumstile <strong>für</strong> Tierärzte zu entwickeln.<br />

V57<br />

Zusammenhänge zwischen Einflussfaktoren<br />

<strong>und</strong> Burnout-Risiko in pädagogischen<br />

Berufsgruppen<br />

Reingard Seibt1 , Jeanette Malbrich2 1Institut <strong>und</strong> Poliklinik <strong>für</strong> Arbeits- <strong>und</strong> Sozialmedizin,<br />

Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus der Technischen<br />

Universität Dresden, 2Fakultät Mathematik <strong>und</strong> Naturwissenschaften,<br />

Fachrichtung Psychologie, Technische<br />

Universität Dresden<br />

Lehrer <strong>und</strong> Erzieher sind erhöhten psychonervalen<br />

<strong>und</strong> vielfältigen sozial-kommunikativen<br />

Anforderungen ausgesetzt, aber<br />

durch ein unterschiedliches Burnout-Risiko<br />

gekennzeichnet. Um zu klären, welche<br />

Einflussfaktoren da<strong>für</strong> verantwortlich sind,<br />

wurden Zusammenhänge zwischen arbeits-<br />

<strong>und</strong> persönlichkeitsbedingten Faktoren <strong>und</strong><br />

dem Burnout-Risiko in diesen Berufsgruppen<br />

untersucht.<br />

Das Burnout-Risiko wurde als Syndrom<br />

emotionaler Erschöpfung, Zynismus <strong>und</strong><br />

reduzierter Leistungsfähigkeit bei 100 Gymnasiallehrerinnen<br />

<strong>und</strong> 65 Erzieherinnen<br />

(Alter: 45 ± 8 bzw. 44 ± 9 Jahre) überprüft.<br />

Als arbeitsplatzbedingte Faktoren wurden<br />

Tätigkeitsspielraum, Arbeitsintensität <strong>und</strong><br />

Effort-Reward Imbalance (ERI), als persönlichkeitsbezogene<br />

Faktoren Erholungsunfähigkeit,<br />

Extraversion <strong>und</strong> Selbstkontrolle<br />

zwischen den Berufsgruppen verglichen <strong>und</strong><br />

ihr Zusammenhang zum Burnout-Risiko<br />

berechnet.<br />

Für Lehrer bestätigt sich ein höheres<br />

Burnout-Risiko, wobei ein vollständiges<br />

Burnout-Syndrom in keinem Fall vorliegt;<br />

einzelne Burnout-Symptome geben 58 %<br />

der Lehrer <strong>und</strong> 9 % der Erzieher an. Lehrer<br />

weisen zudem ungünstigere arbeitsplatzbezogene<br />

Faktoren auf: weniger Tätigkeitsspielräume,<br />

höhere Arbeitsintensität, ungünstigere<br />

ERI in der Arbeitstätigkeit (höhere<br />

Verausgabung versus geringere Anerkennung:<br />

0,7 vs. 0,5). Lehrer fallen zudem<br />

durch stärkere Erholungsunfähigkeit auf<br />

(31 vs. 6 %) <strong>und</strong> sind extravertierter. Er-<br />

VORTRÄGE<br />

zieher sind durch höhere Selbstkontrolle<br />

gekennzeichnet. In beiden Berufsgruppen<br />

geht ein höheres Burnout-Risiko mit höherer<br />

Arbeitsintensität (r = 0,45), ungünstigerer<br />

ERI (r = 0,57) <strong>und</strong> stärkerer Erholungsunfähigkeit<br />

(r = 0,55), aber geringem<br />

Tätigkeitsspielraum (r = –0,33) einher. Das<br />

Burnout-Risiko wird eher durch arbeits-<br />

(Varianzaufklärung: 43 %) <strong>und</strong> weniger<br />

durch personenbezogene (Varianzaufklärung:<br />

31 %) Faktoren beeinflusst, wobei<br />

ERI bzw. Erholungsunfähigkeit entscheidend<br />

sind.<br />

Um ein Burnout-Syndrom zu verhindern<br />

<strong>und</strong> die Ges<strong>und</strong>heit der Lehrer <strong>und</strong><br />

Erzieher langfristig zu erhalten, müssen<br />

berufsspezifische Risikofaktoren durch<br />

Stärkung der persönlichen Ressourcen kompensiert<br />

werden. Dazu muss ges<strong>und</strong>heitsförderliche<br />

Präventionsarbeit berufsspezifisch<br />

erfolgen <strong>und</strong> flächendeckend eingeführt<br />

werden (z. B. Ges<strong>und</strong>heitszirkel, Coaching,<br />

Supervision).<br />

V58<br />

Auswirkung der Leitungsfunktion<br />

auf Belastungserleben <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitskriterien<br />

bei Kita-Personal<br />

Marleen Thinschmidt1 , Brit Gruhne2 1Institut <strong>und</strong> Poliklinik <strong>für</strong> Arbeits- <strong>und</strong> Sozialmedizin,<br />

Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus der Technischen<br />

Universität Dresden, 2Ges<strong>und</strong>heitsamt, Landratsamt Torgau-Oschatz,<br />

Führungskräfte in Kindertagesstätten (Kitas)<br />

sind neben den Anforderungen durch<br />

die pädagogische Arbeit mit Kindern v. a.<br />

vielfältigen organisatorischen Aufgaben ausgesetzt.<br />

Deshalb sollen bei Führungskräften<br />

Belastungen <strong>und</strong> ihr Erleben, Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> Wohlbefinden untersucht werden.<br />

Alle Beschäftigten der Kitas eines Landkreises<br />

wurden schriftlich befragt. Neben<br />

persönlichen <strong>und</strong> beruflichen Angaben<br />

wurden folgende standardisierte Verfahren<br />

eingesetzt, um den ges<strong>und</strong>heitlichen Status<br />

sowie Risiken <strong>und</strong> Ressourcen in der Arbeit<br />

bzw. der Person zu erfragten: subjektive<br />

Merkmale der Tätigkeit (JDS), Arbeitsfähigkeit<br />

(WAI), Beschwerden (BFB), Aufwand-Nutzen-Verhältnis<br />

in der Tätigkeit<br />

(ERI), Erholungsunfähigkeit (FABA) sowie<br />

Selbstwirksamkeitserwartung (SES).<br />

Von insgesamt n = 429 Kita-Beschäftigten<br />

nahmen n = 341 teil (79,5 %, nur<br />

Frauen), davon n = 263 Erzieher (45 ± 9<br />

Jahre) <strong>und</strong> n = 59 Leiter (47 ± 7 Jahre).<br />

Leiter haben mit 36 ± 4 St<strong>und</strong>en signifikant<br />

längere wöchentliche Arbeitszeiten<br />

als Erzieher mit 32 ± 7 St<strong>und</strong>en. Sie geben<br />

eine stärkere Belastung durch Arbeitsanfor-<br />

DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG<br />

derungen an, v. a. Zeitdruck, Störungen<br />

<strong>und</strong> Überst<strong>und</strong>en bei gleichzeitig geringerer<br />

Anerkennung (ERI). Zu bereits bekannten<br />

Belastungsfaktoren in Kitas (Lärm, Personalmangel,<br />

fehlende Pausen) kommen Konflikte<br />

mit Eltern, Trägern, Vertretern <strong>und</strong><br />

Fremdfirmen hinzu. Trotzdem bewerten<br />

sie ihre Arbeit subjektiv am positivsten <strong>und</strong><br />

motivierendsten (JDS). Leiter weisen öfter<br />

ges<strong>und</strong>heitliche Risikofaktoren auf (WAI)<br />

<strong>und</strong> berichten häufiger von physischen<br />

<strong>und</strong> psychischen Erschöpfungssymptomen<br />

wie Licht-/Geräuschempfindlichkeit <strong>und</strong><br />

Magen-Darm-Beschwerden bzw. Müdigkeit,<br />

Kopfschmerzen <strong>und</strong> Schlafstörungen<br />

(BFB). Ihre Erholungsfähigkeit ist signifikant<br />

schlechter als die der Erzieher (FABA).<br />

Dennoch weisen sie eine höhere Selbstwirksamkeitserwartung<br />

auf als Erzieher (SES).<br />

Leiter weisen ein größeres Belastungsspektrum,<br />

ein stärkeres Belastungsempfinden<br />

sowie stärkere Beeinträchtigungen<br />

des Wohlbefindens auf als Erzieher, trotz<br />

subjektiv günstiger gestalteter Arbeit. Im<br />

Rahmen von Maßnahmen zur betrieblichen<br />

Ges<strong>und</strong>heitsförderung bedarf Leitungspersonal<br />

besonderer Aufmerksamkeit. Zur<br />

abschließenden Klärung von Ursache-Wirkungs-Beziehungen<br />

sind Langzeitstudien<br />

erforderlich.<br />

Malignome I<br />

V59<br />

Risikoabschätzung <strong>für</strong> das Harnblasenkarzinom<br />

bei beruflicher<br />

Verwendung von Oxidationshaarfarben<br />

Hermann M. Bolt, Klaus Golka<br />

Institut <strong>für</strong> Arbeitsphysiologie, Universität Dortm<strong>und</strong><br />

In der arbeitsmedizinischen Zusammenhangsbegutachtung<br />

von Harnblasenkrebs-<br />

Fällen stellt sich die Frage eines kausalen<br />

Zusammenhanges bei Friseuren, die gegenüber<br />

oxidativen Haarfarbstoffen exponiert<br />

waren. Oxidative Haarfarben enthalten<br />

aromatische Amine, die Stoffe nach BK<br />

1301 darstellen <strong>und</strong> die potenziell über die<br />

Haut aufgenommen werden können. Um<br />

eine Abschätzung des mit einer solchen Tätigkeit<br />

verb<strong>und</strong>enen Risikos vornehmen zu<br />

können, sind Argumente aus unterschiedlichen<br />

wissenschaftlichen Fachebenen zusammen<br />

zu führen.<br />

Die Chemie des oxidativen Haarfärbeprozesses<br />

erfordert ein sog. Primärintermediat<br />

(z. B. p-Phenylendiamin oder p-<br />

Aminophenole), ferner Wasserstoffperoxid,<br />

das das Primärintermediat zu einer akti-<br />

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