Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.v.

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20.08.2012 Aufrufe

114 DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG VORTRÄGE QST war sensitiver als die konventionelle Neurographie oder autonome Testung, um eine Störung der Funktion peripherer Nervenfasern zu erfassen. Die vorliegende Untersuchung weist auf eine mechanisch induzierte, überwiegend sensible Neuropathie bei VVS hin, die Fasern aus der Haut mehr als aus tiefer liegendem Gewebe bevorzugt. Mit Unterstützung des BMBF (DFNS-Förderkennzeichen 01EM0506) und des Mainzer Forschungsfonds 2007. V39 PC-gesteuerte Arbeitsunterbrechung mit progressiver Muskelrelaxation – Auswirkungen auf das Befinden Detlev Jung1 , Luis Escobar-Pinzón1 , Karin Schneider- Klein1 , Kirsten Isabel Löffler1 , Matthias Jung2 , Stephan Letzel1 1Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Johannes Gutenberg-Universität, Mainz, 2IKT, Ministerium für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit Rheinland-Pfalz, Mainz Einseitige Belastung bzw. Bewegungsmangel können bei der PC-Arbeit verschiedene Beschwerden verursachen. Angebotene Entspannungsprogramme werden häufig im Alltag vergessen. Die Effektivität von über den PC angebotener progressiver Muskelentspannung nach Jacobson (PME) wurde untersucht. 77 Mitarbeiter/innen mit hauptsächlicher Bildschirmarbeit nahmen teil. Über eine PC-Plattform (PTW ® ) wurde einen Monat lang jede Stunde ein 2- bis 3-minütiges Training zur PME angeboten. Zu Beginn der Studie, am Ende der Exposition und nach einem sechsmonatigen Intervall wurden Zielparameter zum Allgemeinbefinden (Kopfschmerzen, Augen-, HWS-, LWS-Beschwerden; 5-stufige Lickert-Skala), zu Anfang auch zur Stressbelastung (nach Siegrist) erfragt, außerdem täglich morgens und abends Beschwerden von Augen, Wirbelsäule sowie Konzentration. Für die statistische Analyse wurden der Wilcoxon- Test für verbundene Stichproben sowie der Spearmansche Rangkorrelationskoeffizient berechnet. Nach 4 Wochen des Angebots von PME über PTW ® waren HWS-Beschwerden und Kopfschmerzen rückläufig (p < 0,001 und p < 0,01), Dieser Effekt hielt für die HWS über 6 Monate an (p < 0,001), für die LWS war er erst nach diesem Zeitraum sichtbar (p < 0,05). Der Effekt auf die Halswirbelsäule ließ nach sechs Monaten schon wieder nach (p < 0,001). Die Beschwerden waren nicht signifikant mit dem Alter Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007 korreliert, aber Stress und Alter (negativ!), Kopfschmerzen und Augenschmerzen mit Stress, sowie Kopfschmerzen, HWS- und Augenbeschwerden untereinander. Das Angebot von PME über den PC bewirkt eine nachhaltige Linderung Bildschirmarbeitsplatz-typischer Beschwerden. Die Studie gibt außerdem Einblicke zum Zusammenhang von Stress und diesen Beschwerden. Die vorgestellten Daten sind Teil der Dissertationsarbeit von M. Schneider-Klein. Mit finanzieller Unterstützung der Verwaltungs-BG. V40 Vertäubung und Erholung des Gehörs nach Energie-äquivalenten schmalbandigen und breitbandigen Geräuschbelastungen Helmut Strasser1 , Min-Chi Chiu2 , Hartmut Irle1 , Tanja Grünig1 1Fachgebiet Arbeitswissenschaft/Ergonomie, Universität Siegen, 2Department of Industrial Engineering and Engineering Management, National Tsing Hua University, Hsinchu In audiometrischen Vertäubungsstudien galt es zu untersuchen, wie sich Schallexpositionen mit gleichem dB(A)-Wert, aber unterschiedlicher spektraler Verteilung auf das Gehör auswirken. Zumindest hypothetisch war mit stärkeren Vertäubungen zu rechnen, wenn die Hauptenergie der Exposition in schmalbandigen höherfrequenten Bereichen liegt. Deshalb wurden 3 gleich lange Energie-äquivalente, jedoch frequenzmäßig verschiedene Testgeräusche mit einem Pegel von 94 dB(A) über 1 h hergestellt (tief- und relativ hochfrequentes Oktavbandrauschen um 250 Hz und 2 kHz, sowie ein Breitbandgeräusch mit vier dazwischen liegenden Oktavbändern). Bei 10 Probanden wurde nach den Testbelastungen jeweils die maximale Vertäubung TTS 2 gemessen und die Rückwanderung der Hörschwellenverschiebungen bis zum Erreichen der Ruhehörschwelle bestimmt. Durch regressionsanalytische Auswertungen wurden auch die Integrated Restitution Temporary Threshold Shifts (die IRTTS- Werte) ermittelt, d. h. die Gesamtheit der „Physiologischen Kosten“, die das Gehör für die vorausgegangene Schallbelastung zu „bezahlen“ hat. Die maximale Vertäubung und die Restitutionszeit des höherfrequenten Schmalbandrauschens war mit 24,2 dB und 147 min etwa doppelt so hoch und ca 3-mal so lang wie nach dem tieffrequenten Schmalbandrauschen. Die Vertäubung nach dem Breitbandrauschen war nur unwesentlich höher als nach dem tieffrequenten Schmalbandrauschen. Wegen der längeren Restitutionszeit war jedoch die Vertäubungssumme signifikant größer. Wenn schließlich die IRTTS-Werte der beiden Testserien mit Schmalbandrauschen auf den Wert des Breitbandrauschens bezogen werden, dann sprechen die Quotienten von 0,26 und 1,28 für eine deutlich weniger gefährliche Belastung, wenn diese im tieffrequenten Bereich liegt. Die Beanspruchung des Gehörs ist jedoch deutlich größer, wenn es mit höherfrequenten Belastungen „beaufschlagt“ wird. Um die Gefährlichkeit von Schallbelastungen abzuschätzen, sind den Ergebnissen zufolge Einwert-Messungen mit dem A-Filter nicht sonderlich aufschlussreich. Deshalb sollte u. a. auch auf die Frequenzverteilung bzw. die Fokussierung der Schallenergie im hörbaren Frequenzbereich geachtet werden. Selbst bei gleicher energetischer Schallbelastung sind höchst unterschiedliche „Physiologische Kosten“ zu erwarten. Umweltmedizin V41 Acrylamid – eine reale Gesundheitsgefahr für die Allgemeinbevölkerung? Birgitta Kütting, Jürgen Angerer, Hans Drexler Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Umweltmedizinisch relevante Ursachen für eine Acrylamidbelastung in der Allgemeinbevölkerung sollen sowohl identifiziert als auch quantifiziert werden, um aufgrund dieser Daten eine Abschätzung des potenziellen Gesundheitsrisikos für die Allgemeinbevölkerung vornehmen zu können. 1008 freiwillige Probanden wurden gebeten, einen standardisierten, semiquantitativen Fragebogen zu Ernährungsgewohnheiten und zum Rauchverhalten auszufüllen. Zur Expositionserfassung einer Acrylamidbelastung wurde allen Probanden venöses Blut entnommen, um die Hb-Addukte von Acrylamid zu bestimmen. Die höchste im Untersuchungskollektiv (n = 1008) gemessene Acrylamid-Addukt- Konzentration konnte mit 331,03 pmol/g Globin bei einem männlichen Raucher gemessen werden. Raucher wiesen Acrylamid- Addukt-Konzentrationen zwischen 8,2 und 331,03 pmol/g Globin auf (Medianwert: 66,98 pmol/g Globin; Mittelwert: 82,57 pmol/g Globin), wogegen bei den Nichtrauchern (n = 857) Acrylamid-Addukt-Kon-

zentrationen von unterhalb der Nachweisgrenze von 6 pmol/g Globin bis zu einem Spiegel von 103,44 pmol/g Globin reichten (Mittelwert: 28,23 pmol/g Globin; Medianwert: 26,54 pmol/g Globin). Insbesondere bei Nichtrauchern ist die Ernährung eine wesentliche Acrylamidbelastungsquelle. Neurotoxische Wirkungen (NOAEL: 2000 pmol/g Globin bzw. basierend auf vorsichtigeren Einschätzungen bei 510 pmol/g Globin) sind aufgrund der in der Allgemeinbevölkerung gemessenen Hb-Addukt- Konzentrationen nicht zu erwarten. Für die reproduktionstoxischen Effekte der Substanz Acrylamid sind im Tierversuch um ein vielfaches höhere Dosen als für neurotoxische Effekte erforderlich, so dass auch diese Wirkung für die Allgemeinbevölkerung auszuschließen ist. Der orale Aufnahmeweg bei umweltmedizinischer Exposition macht die irritativen und kontaktallergischen Wirkungen an der Haut ebenfalls unwahrscheinlich. Aber in Bezug auf die mutagene und die kanzerogene Wirkung der Substanz Acrylamid kann sowohl aufgrund des Metabolismus der Substanz Acrylamid mit der Gefahr der DNA-Adduktbildung als auch aufgrund der vorliegenden epidemiologischen Studien keine Entwarnung für die Allgemeinbevölkerung gegeben werden. V42 Biomonitoring von Phthalatmetaboliten im Urin und zeitversetzte Ejakulatbefunde bei Patienten einer andrologischen Ambulanz Anja zur Nieden1 , Hans-Christian Schuppe2 , Holger Martin Koch3 , Jürgen Angerer4 , Nikolaos I. Stilianakis5 , Thomas Eikmann1 , Caroline Herr1 1Institut für Hygiene und Umweltmedizin, Justus-Liebig-Universität, Gießen, 2Zentrum für Dermatologie und Andrologie, Justus-Liebig-Universität, Gießen, 3Institut der Ruhr-Universität Bochum, Berufsgenossenschaftliches Forschungsinstitut für Arbeitsmedizin (BGFA), Bochum, 4Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg,, 5Joint Research Centre, European Commission, Ispra, Italy, Department of Biometry and Epidemiology, University of Erlangen-Nuremberg, Erlangen, Germany, Ispra Durch die Verwendung von Phthalaten in vielen Bereichen (z. B. Verpackung, Körperpflege, Medikamente oder technische Produkte) können sie als ubiquitäre Exposition angesehen werden. Als eines der wichtigsten chemischen Produkte weltweit zeigte das Phthalat DEHP im Tierversuch entwicklungs- und reproduktionstoxische Effekte. Zur kontaminationsfreien Bestimmung der internen Phthalatexposition beim VORTRÄGE Menschen werden Metabolite des DEHP und anderer Phthalate herangezogen, die mit dem Urin ausgeschieden werden. Wiederholbarkeit dieses Biomonitorings sowie Assoziationen zwischen Phthalatexposition und Ejakulatbefunden zu unterschiedlichen Zeitpunkten wurden ausgewertet. Patienten mit unerfülltem Kinderwunsch, die sich in der Andrologischen Ambulanz in Gießen vorstellten, wurden um freiwillige Teilnahme gebeten. Ihre Daten wurden mit den Befunden des zusätzlichen biologischen Monitorings Spermienkonzentration, -motilität und -morphologie (WHO-Kriterien) in Beziehung gesetzt. Da sich die Patienten für die notwendige Routinediagnostik wiederholt vorstellten, konnten bei erneuter Teilnahme Auswertungen von Ejakulatparametern zum Zeitpunkt 2, bezogen auf Phthalatmetabolite zum Zeitpunkt 1, vorgenommen werden. Das betrachtete Kollektiv wiederholt Teilnehmender strukturierte sich wie folgt: n = 77, Altersmedian = 34 Jahre; Body Mass Index (BMI): Median = 25,8 kg/m 2 . Für die Mediankonzentrationen [75 %-Perz.; 95 %- Perz.] der Metabolite zum Untersuchungszeitpunkt 1 ergaben sich folgende Werte [µg/l]: MEHP (n = 77) 5,1 [11,2; 25,6], 5OH-MEHP (n = 84) 11,0 [24,4; 59,3], 5oxo-MEHP (n = 84) 8,6 [17,7; 48,6], 5cx- MEHP (n = 73) 12,8 [32,3; 70,5], MnBP (n = 73) 30,0 [47,5; 155,4], MiBP (n = 39) 39,6 [74,7; 192,9], 7OH-MeOP (n = 38) 3,7 [5,4; 42,2]. Die Auswertung ergab eine geringe intraindividuelle Variablilität der Metabolite im Vergleich zu den Werten der Bestimmung zum zweiten Untersuchungszeitpunkt (Wilcoxon Signed-Rank-Test für z. B. MEHP: p = 0,64; 5OH-MEHP: p = 0,71; 5oxo-MEHP: p = 0,78). Logistische Regressionsanalysen ließen weder für die betrachteten Ejakulatparameter noch die einbezogenen Einflussparameter (Alter, Karenzzeit, Rauchstatus) Zusammenhänge von Metabolitkonzentrationen und zeitversetzten Ejakulatbefunden bezogen auf ein Signifikanzniveau von 95 % erkennen. V43 Assoziation zwischen Polymorphismen des δ-Aminolävulinsäure-Dehydrase-Gens auf den Hämoglobinspiegel von Frauen mit hoher umweltbedingter Bleibelastung in Rumänien Sylvia Rabstein1 , Klaus Unfried2 , Ulrich Ranft2 , Thomas Illig3 , Mariana Vlad4 , Cecilia Roman5 , Tobias Weiß1 , Thomas Brüning1 , Beate Pesch1 1Institut der Ruhr-Universität Bochum, Berufsgenossenschaftliches Forschungsinstitut für Arbeitsmedizin (BGFA), Bochum, 2Institut für umwelmedizinische Forschung DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG (GmbH), Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, 3 Institut für Epidemiologie (GmbH), GSF Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit, Neuherberg, 4 Institute of Public Health ‘Iuliu Moldovan’, Cluj-Napoca, 5 Research Institute for Analytical Instrumentation, Cluj-Napoca Die δ-Aminolävulinsäure-Dehydratase (ALAD) gehört zu den Enzymen der Häm- Biosynthese. Hohe Bleibelastungen können zu einer Hemmung der ALAD führen. Ziel dieser Studie ist die Analyse der Assoziation von Polymorphismen des ALAD-Gens und weiterer Einflussfaktoren auf den Hämoglobinspiegel von Frauen mit hoher umweltbedingter Bleibelastung. Im Rahmen des EU-Projektes „Investigation of the Risk of Cyanide in Gold Leaching on Health and Environment in Central Asia and Central Europe“ wurden die gesundheitlichen Auswirkungen eines Goldminen-Unfalls bei Baia Mare, Rumänien, im Jahre 2000 auf die Bevölkerung in vier Orten mit unterschiedlichem Expositionsmuster untersucht. Für die Studie wurde das Votum der Ethikkommission des rumänischen Gesundheitsministeriums gegeben. In einer Teilstudie wurden 3 Einzelbasenaustausche in kodierenden Regionen (rs1139488, rs1800435 und rs2228083) und 2 weitere in Introns (rs1805312 und rs1805313) des ALAD-Gens bei 129 Frauen mittels MALDI-TOF MS genotypisiert. Exakte Tests auf Hardy-Weinberg Equilibrium wurden durchgeführt und anhand der „single-nucleotide polymorphisms“ (SNPs) die Haplotypen mit dem Programm PHASE geschätzt. Das wahrscheinlichste Haplotypenpaar jedes Individuums wurde als Diplotyp verwendet. Proportional-Odds und Kovarianzanalysemodelle wurden angewandt, um den Zusammenhang zwischen den ALAD-Varianten, weiteren Einflussfaktoren, Blutblei- und Hämoglobinspiegel zu untersuchen. Alle ALAD-Varianten lagen im Hardy- Weinberg-Equilibrium. Die Haplotypschätzung ergab 7 Haplotypen und 21 Diplotypen in dieser Population. Nur ein Haplotyp enthält den oft untersuchten Polymorphismus rs1800435. Der Wohnort, jedoch nicht die ALAD-Polymorphismen, haben einen signifikanten Einfluss auf den Blutbleispiegel. Besonders hoch waren die Blutbleispiegel in dem Ort nahe der Goldmine (Median 12,5 µg/dl). Ein Einfluss von Blutblei und ALAD-Genotypen auf den Hämoglobinspiegel konnte jedoch nicht nachgewiesen werden. Im Vergleich zu Untersuchungen der Bevölkerung in den USA (NHANES III) und Deutschland (Bundesgesundheitssurvey 1998) sind die Blutbleispiegel der Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007 115

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Neurographie oder autonome Testung,<br />

um eine Störung der Funktion peripherer<br />

Nervenfasern zu erfassen. Die vorliegende<br />

Untersuchung weist auf eine mechanisch<br />

induzierte, überwiegend sensible Neuropathie<br />

bei VVS hin, die Fasern aus der<br />

Haut mehr als aus tiefer liegendem Gewebe<br />

bevorzugt.<br />

Mit Unterstützung des BMBF (DFNS-Förderkennzeichen<br />

01EM0506) <strong>und</strong> des Mainzer<br />

Forschungsfonds 2007.<br />

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PC-gesteuerte Arbeitsunterbrechung<br />

mit progressiver Muskelrelaxation<br />

– Auswirkungen auf das Befinden<br />

Detlev Jung1 , Luis Escobar-Pinzón1 , Karin Schneider-<br />

Klein1 , Kirsten Isabel Löffler1 , Matthias Jung2 , Stephan<br />

Letzel1 1Institut <strong>für</strong> Arbeits-, Sozial- <strong>und</strong> <strong>Umweltmedizin</strong>, Johannes<br />

Gutenberg-Universität, Mainz, 2IKT, Ministerium <strong>für</strong> Arbeit,<br />

Soziales, Familie <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit Rheinland-Pfalz, Mainz<br />

Einseitige Belastung bzw. Bewegungsmangel<br />

können bei der PC-Arbeit verschiedene<br />

Beschwerden verursachen. Angebotene<br />

Entspannungsprogramme werden häufig<br />

im Alltag vergessen. Die Effektivität von<br />

über den PC angebotener progressiver<br />

Muskelentspannung nach Jacobson (PME)<br />

wurde untersucht.<br />

77 Mitarbeiter/innen mit hauptsächlicher<br />

Bildschirmarbeit nahmen teil. Über<br />

eine PC-Plattform (PTW ® ) wurde einen<br />

Monat lang jede St<strong>und</strong>e ein 2- bis 3-minütiges<br />

Training zur PME angeboten. Zu<br />

Beginn der Studie, am Ende der Exposition<br />

<strong>und</strong> nach einem sechsmonatigen Intervall<br />

wurden Zielparameter zum Allgemeinbefinden<br />

(Kopfschmerzen, Augen-, HWS-,<br />

LWS-Beschwerden; 5-stufige Lickert-Skala),<br />

zu Anfang auch zur Stressbelastung (nach<br />

Siegrist) erfragt, außerdem täglich morgens<br />

<strong>und</strong> abends Beschwerden von Augen,<br />

Wirbelsäule sowie Konzentration. Für die<br />

statistische Analyse wurden der Wilcoxon-<br />

Test <strong>für</strong> verb<strong>und</strong>ene Stichproben sowie der<br />

Spearmansche Rangkorrelationskoeffizient<br />

berechnet.<br />

Nach 4 Wochen des Angebots von PME<br />

über PTW ® waren HWS-Beschwerden<br />

<strong>und</strong> Kopfschmerzen rückläufig (p < 0,001<br />

<strong>und</strong> p < 0,01), Dieser Effekt hielt <strong>für</strong> die<br />

HWS über 6 Monate an (p < 0,001), <strong>für</strong><br />

die LWS war er erst nach diesem Zeitraum<br />

sichtbar (p < 0,05). Der Effekt auf die Halswirbelsäule<br />

ließ nach sechs Monaten schon<br />

wieder nach (p < 0,001). Die Beschwerden<br />

waren nicht signifikant mit dem Alter<br />

Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007<br />

korreliert, aber Stress <strong>und</strong> Alter (negativ!),<br />

Kopfschmerzen <strong>und</strong> Augenschmerzen mit<br />

Stress, sowie Kopfschmerzen, HWS- <strong>und</strong><br />

Augenbeschwerden untereinander.<br />

Das Angebot von PME über den PC<br />

bewirkt eine nachhaltige Linderung Bildschirmarbeitsplatz-typischer<br />

Beschwerden.<br />

Die Studie gibt außerdem Einblicke zum<br />

Zusammenhang von Stress <strong>und</strong> diesen Beschwerden.<br />

Die vorgestellten Daten sind Teil der Dissertationsarbeit<br />

von M. Schneider-Klein.<br />

Mit finanzieller Unterstützung der Verwaltungs-BG.<br />

V40<br />

Vertäubung <strong>und</strong> Erholung des<br />

Gehörs nach Energie-äquivalenten<br />

schmalbandigen <strong>und</strong> breitbandigen Geräuschbelastungen<br />

Helmut Strasser1 , Min-Chi Chiu2 , Hartmut Irle1 , Tanja<br />

Grünig1 1Fachgebiet Arbeitswissenschaft/Ergonomie, Universität<br />

Siegen, 2Department of Industrial Engineering and Engineering<br />

Management, National Tsing Hua University, Hsinchu<br />

In audiometrischen Vertäubungsstudien<br />

galt es zu untersuchen, wie sich Schallexpositionen<br />

mit gleichem dB(A)-Wert,<br />

aber unterschiedlicher spektraler Verteilung<br />

auf das Gehör auswirken. Zumindest hypothetisch<br />

war mit stärkeren Vertäubungen<br />

zu rechnen, wenn die Hauptenergie der<br />

Exposition in schmalbandigen höherfrequenten<br />

Bereichen liegt. Deshalb wurden<br />

3 gleich lange Energie-äquivalente, jedoch<br />

frequenzmäßig verschiedene Testgeräusche<br />

mit einem Pegel von 94 dB(A) über 1 h<br />

hergestellt (tief- <strong>und</strong> relativ hochfrequentes<br />

Oktavbandrauschen um 250 Hz <strong>und</strong><br />

2 kHz, sowie ein Breitbandgeräusch mit<br />

vier dazwischen liegenden Oktavbändern).<br />

Bei 10 Probanden wurde nach den Testbelastungen<br />

jeweils die maximale Vertäubung<br />

TTS 2 gemessen <strong>und</strong> die Rückwanderung<br />

der Hörschwellenverschiebungen bis zum<br />

Erreichen der Ruhehörschwelle bestimmt.<br />

Durch regressionsanalytische Auswertungen<br />

wurden auch die Integrated Restitution<br />

Temporary Threshold Shifts (die IRTTS-<br />

Werte) ermittelt, d. h. die Gesamtheit der<br />

„Physiologischen Kosten“, die das Gehör<br />

<strong>für</strong> die vorausgegangene Schallbelastung<br />

zu „bezahlen“ hat. Die maximale Vertäubung<br />

<strong>und</strong> die Restitutionszeit des höherfrequenten<br />

Schmalbandrauschens war mit<br />

24,2 dB <strong>und</strong> 147 min etwa doppelt so<br />

hoch <strong>und</strong> ca 3-mal so lang wie nach dem<br />

tieffrequenten Schmalbandrauschen. Die<br />

Vertäubung nach dem Breitbandrauschen<br />

war nur unwesentlich höher als nach<br />

dem tieffrequenten Schmalbandrauschen.<br />

Wegen der längeren Restitutionszeit war<br />

jedoch die Vertäubungssumme signifikant<br />

größer. Wenn schließlich die IRTTS-Werte<br />

der beiden Testserien mit Schmalbandrauschen<br />

auf den Wert des Breitbandrauschens<br />

bezogen werden, dann sprechen die Quotienten<br />

von 0,26 <strong>und</strong> 1,28 <strong>für</strong> eine deutlich<br />

weniger gefährliche Belastung, wenn diese<br />

im tieffrequenten Bereich liegt. Die Beanspruchung<br />

des Gehörs ist jedoch deutlich<br />

größer, wenn es mit höherfrequenten Belastungen<br />

„beaufschlagt“ wird. Um die<br />

Gefährlichkeit von Schallbelastungen abzuschätzen,<br />

sind den Ergebnissen zufolge<br />

Einwert-Messungen mit dem A-Filter nicht<br />

sonderlich aufschlussreich. Deshalb sollte<br />

u. a. auch auf die Frequenzverteilung bzw.<br />

die Fokussierung der Schallenergie im hörbaren<br />

Frequenzbereich geachtet werden.<br />

Selbst bei gleicher energetischer Schallbelastung<br />

sind höchst unterschiedliche<br />

„Physiologische Kosten“ zu erwarten.<br />

<strong>Umweltmedizin</strong><br />

V41<br />

Acrylamid – eine reale Ges<strong>und</strong>heitsgefahr<br />

<strong>für</strong> die Allgemeinbevölkerung?<br />

Birgitta Kütting, Jürgen Angerer, Hans Drexler<br />

Institut <strong>und</strong> Poliklinik <strong>für</strong> Arbeits-, Sozial- <strong>und</strong> <strong>Umweltmedizin</strong>,<br />

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg,<br />

<strong>Umweltmedizin</strong>isch relevante Ursachen <strong>für</strong><br />

eine Acrylamidbelastung in der Allgemeinbevölkerung<br />

sollen sowohl identifiziert als<br />

auch quantifiziert werden, um aufgr<strong>und</strong><br />

dieser Daten eine Abschätzung des potenziellen<br />

Ges<strong>und</strong>heitsrisikos <strong>für</strong> die Allgemeinbevölkerung<br />

vornehmen zu können.<br />

1008 freiwillige Probanden wurden<br />

gebeten, einen standardisierten, semiquantitativen<br />

Fragebogen zu Ernährungsgewohnheiten<br />

<strong>und</strong> zum Rauchverhalten auszufüllen.<br />

Zur Expositionserfassung einer<br />

Acrylamidbelastung wurde allen Probanden<br />

venöses Blut entnommen, um die Hb-Addukte<br />

von Acrylamid zu bestimmen.<br />

Die höchste im Untersuchungskollektiv<br />

(n = 1008) gemessene Acrylamid-Addukt-<br />

Konzentration konnte mit 331,03 pmol/g<br />

Globin bei einem männlichen Raucher gemessen<br />

werden. Raucher wiesen Acrylamid-<br />

Addukt-Konzentrationen zwischen 8,2 <strong>und</strong><br />

331,03 pmol/g Globin auf (Medianwert:<br />

66,98 pmol/g Globin; Mittelwert: 82,57<br />

pmol/g Globin), wogegen bei den Nichtrauchern<br />

(n = 857) Acrylamid-Addukt-Kon-

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