Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.v.

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20.08.2012 Aufrufe

108 DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG VORTRÄGE Jungen (G1) und den Ältesten (G5) am geringsten ist. Die Jungen fühlen sich am wenigsten robust. Daraus lässt sich ableiten, dass es wichtig ist, die Mitarbeiter in jungen Jahren zu einem gesunden Lebensstil zu motivieren, den sie dann beibehalten. Aber auch Ältere (G5) sind noch zur Veränderung bereit, allerdings in geringerem Maße als die Jüngeren. Um eine Überwindung der Schwelle zur Umsetzung zu erleichtern, wären betriebliche Angebote speziell für alle Berufseinsteiger (G1), Ältere (G5) und „Nichtsportler“ sinnvoll. V24 Innerbetriebliches Benchmarking des Gesundheitsstands Ulrich Funke Gesundheitswesen, AUDI AG, Ingolstadt Anwesenheit und Gesundheit der Mitarbeiter sind wichtige Produktivitätsfaktoren im Rahmen eines globalisierten Wettbewerbs. Ein innerbetriebliches Benchmarking der Förderung von Anwesenheit und Gesundheit hat sich dabei als geeignetes Instrument erwiesen. Transparenz und Chancengleichheit sind Voraussetzungen für die Akzeptanz eines solchen Benchmarking beim Management. Da u. a. Alter und Geschlecht der Mitarbeiter einen wesentlichen Einfluss auf den Krankenstand haben, wurden daher seit 2003 für alle Organisationseinheiten der AUDI AG standardisierte Anwesenheitsstandsziele definiert, die die Anteile Angestellte/direkte/indirekte Arbeiter, Alter und Geschlecht mittels einer indirekten Standardisierung anhand des differenzierten Vorjahresanwesenheitsstands des Gesamtunternehmens (n ~ 45 000) zugrunde legen. Nicht der absolut höchste Anwesenheitsstand, sondern die größte Differenz zwischen erreichtem Ist-Wert und vereinbartem Ziel ist für das Benchmarking maßgeblich. Um eine Verallgemeinerbarkeit der geeignetsten Verfahren und Prozesse zur Erhöhung des Anwesenheitsstands zu ermöglichen, werden die besten Organisationseinheiten durch den Betriebsarzt u. a. mit Hilfe des flächendeckenden betrieblichen Gesundheitsberichts der Audi Betriebskrankenkasse jährlich krankheitsartenbezogen analysiert. Dabei zeigt sich, dass neben der ergonomischen Arbeitsgestaltung vor allem der adäquate Einsatz leistungsgewandelter Mitarbeiter und die möglichst frühzeitige Wiedereingliederung nach Krankheiten/Unfällen unter Mitwirkung des Betriebsarztes entscheidend für einen hohen Anwesenheitsstand ist. Die Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007 Prävention von Erkrankungen des Bewegungsapparates, speziell Wirbelsäulenerkrankungen spielt hier neben den allgemeinem Unfällen eine entscheidende Rolle. In Anbetracht alternder Belegschaften, die mit zunehmendem Anteil leistungsgewandelter Mitarbeiter und mit altersbezogen steigendem Krankenstand verknüpft sind, wird das (innerbetriebliche) Benchmarking des Anwesenheitsstands in Zukunft noch wachsende Bedeutung haben. Dabei gewährleistet die Alters- und Geschlechtsverteilungs-bezogene Zielvorgabe die Vermeidung entsprechender Diskriminierung- bzw. Ausgrenzungsprozesse, da hierdurch kein relativer Anwesenheitsstandsgewinn erreicht werden kann. V25 Ingelheim Fit im Leben – Fit im Job: Eine Gesundheitsoffensive bei Boehringer Michael Schneider Werksärztlicher Dienst, Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co KG, Ingelheim Aufgrund der demografischen Entwicklung ist damit zu rechnen, dass krankheitsbedingte Ausfälle in der Arbeitswelt eine zunehmende betriebsökonomische Rolle spielen werden. Ziel muss es sein, der Entwicklung chronischer Erkrankungen durch frühzeitige systematische Präventionsmaßnahmen entgegen zu wirken. Bei Boehringer Ingelheim werden allen Mitarbeitern ab dem 40. LJ umfassende Checkup- Untersuchung (Fit im Leben – Fit im Job) in regelmäßigen Intervallen angeboten. Der Check-up ist in drei Phasen unterteilt: Zunächst werden verschiedene biometrische Daten ermittelt und Laborparameter bestimmt. Anschließend erfolgt eine umfassende präventivmedizinisch ausgerichtete Untersuchung nach standardisiertem Protokoll. Ein Beratungsgespräch nach 10 Wochen dient der ersten Bewertung der Effekte. Verschiedene Risikofaktoren für die Entwicklung von Herzkreislauferkrankungen, Daten zur körperlichen Fitness und zum Ernährungsverhalten werden systematisch erfasst. Das Projekt ist nicht befristet, die Datenerhebung erfolgt als prospektive Reihenuntersuchung. Zum Start des Projekts waren insgesamt 3458 Mitarbeiter berechtigt, an der Untersuchung teilzunehmen. Für die Teilnahme im ersten Jahr wurden 1000 Probanden zufällig ausgewählt, 734 Personen (318 Frauen und 420 Männer, Alter 42–61 Jahre, Mittelwert 55,4 Jahre) nahmen teil. Bei 32 % aller Untersuchten war eine Hypertonie nachweisbar, in 28 % neu entdeckt. 32 % aller Probanden waren leicht, 12 % stark übergewichtig. Bei 46 % der Untersuchten bestanden Defizite hinsichtlich der körperlichen Leistungsfähigkeit verbunden mit einer eingeschränkten aeroben muskulären Ausdauerleistung. 92 % der Teilnehmer empfanden das Projekt „Fit im Leben – Fit im Job“ als uneingeschränkt sinnvoll. Die Befragten gaben an, dass die Check-up-Untersuchung in 68 % der zu einer individuellen Neubewertung des eigenen Ernährungsverhaltens und in 67 % zu einer Modifikation der Fitnessaktivitäten geführt habe. Die Bereiche Ernährung und Fitness und die damit verbundenen Fragestellungen stellen nach Bewertung der ersten Daten wesendliche Schwerpunkte für die zukünftige Beratung der untersuchten Population dar. Begleitenden Aktivitäten zur Gesundheitsförderung werden sich an diesen Themen orientieren. V26 Untersuchungen zur Altersabhängigkeit krankheitsbedingter Arbeitsunfähigkeiten Joachim Stork1 , Georgios Sengos2 , Horst Mann2 1 2 Gesundheitswesen, AUDI AG, Ingolstadt, Gesundheitsschutz, AUDI AG, Neckarsulm Ermittlung des Stellenwerts chronischer Erkrankungen für den altersbezogenen Anstieg von Arbeitsunfähigkeitszeiten. Die medizinischen Daten aus arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen von 200 männlichen Mitarbeitern des Fertigungsbereiches eines Automobilherstellers wurden ergänzt durch die Arbeitsunfähigkeitsdaten derselben Mitarbeiter über einen Zeitraum von 24 Monaten. Im Gesamtkollektiv bestätigt sich erwartungsgemäß ein stetiger, positiver Zusammenhang zwischen den kumulierten Arbeitsunfähigkeitszeiten über 24 Monate und dem Lebensalter der Probanden. 50 Mitarbeiter (25 %) weisen aufgrund der Ergebnisse der Vorsorgeuntersuchungen chronische Erkrankungen auf. Bei ausschließlicher Betrachtung der Mitarbeiter ohne bekannte chronische Erkrankungen (n = 150) zeigt sich kein signifikanter, altersproportionaler Anstieg der Arbeitsunfähigkeitszeiten. Die Ergebnisse bestätigen die Hypothese, dass der bekannte altersabhängige Anstieg von Arbeitsunfähigkeitszeiten wesentlich auf chronische Erkrankungen zurückzuführen ist. Dem bei zunehmendem Durchschnittsalter von Belegschaften zu erwartenden Anstieg krankheitsbedingter

Fehlzeiten, ist durch Prävention chronischer Erkrankungen zu begegnen. Dabei umfasst das Spektrum angemessener Ansätze die Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention und die betriebliche Gesundheitsförderung. V27 Wie lange können wir gesund arbeiten? Alters- und Berufseffekte auf das Belastungs- und Beschwerdeerleben Matthias Nübling1 , Hans-Martin Hasselhorn2 , Ulrich Stößel3 , Martina Michaelis1 , Friedrich Hofmann2 1FFAS, Freiburger Forschungsstelle Arbeits- und Sozialmedizin, Freiburg, 2Arbeitsphysiologie, Arbeitsmedizin und Infektionsschutz, Abt. Sicherheitstechnik, Bergische Universität Wuppertal, 3Abteilung für Medizinische Soziologie, Universität Freiburg Wie lange wir gesund arbeiten können, hängt insbesondere davon ab, welche beruflichen Belastungen und Beanspruchungen vorliegen. Anhand von repräsentativen Lebensqualitätsdaten aus dem Sozioökonomischen Panel (SOEP 2004) und Daten zu spezifischen arbeitsbezogenen Belastungen aus der COPSOQ – Datenbank (Copenhagen Psychosocial Questionnaire) wird geprüft, in welchem Maß Belastungen, Beanspruchungen und Befindlichkeiten altersabhängig sind. Im SOEP (> 20 000 Befragte) wird seit 2002 alle zwei Jahre ein quasi-SF12-Fragebogen vorgelegt – aus diesem lassen sich die beiden Dimensionen körperliche und mentale Lebensqualität berechnen und auf Assoziationen mit dem Alter analysieren. Analog dazu wird für die 25 Skalen des COPSOQ (> 4000 Befragte) zu arbeitsbedingten Belastungen und Beanspruchungen die Abhängigkeit vom Alter geprüft. Ergebnisse: Für die Dimension körperliche Gesundheit (SF12/SOEP) zeigt sich eine deutliche und lineare Verschlechterung der Bewertung mit dem Alter (normierte Werte sinken von 57 auf 38 Punkte), für die Skala mentale Gesundheit ist dagegen kaum Varianz und kein linearer Zusammenhang festzustellen (Schwankung 48–52 Punkte). Übereinstimmend zeigt im COP- SOQ der allgemeine Gesundheitszustand eine klare Alterabhängigkeit nicht jedoch die diversen Stressskalen. Hinsichtlich der Belastungsparameter fühlen ältere Arbeitnehmer sich zwar z.B. stärker von emotionalen Anforderungen betroffen, auf der anderen Seite verfügen sie aber über bessere Ressourcen z. B. bezüglich des Einflusses bei der Arbeit. Und: bei Einbezug der Berufsgruppe in die Analysen ist deren Einfluss auf Belastungen/Beanspruchungen meist größer als derjenige des Alters. VORTRÄGE Während die Wahrnehmung körperlicher Beanspruchungen/Beschwerden mit steigendem Alter deutlich zunimmt, gilt dies weniger für die mentalen Faktoren. Innerhalb der arbeitsbezogenen Faktoren sind einige positiv und einige negativ mit dem Alter assoziiert. Die Antwort auf die Frage, wie lange wir gesund arbeiten können, muss also je nach beruflicher Tätigkeit und deren Anforderungen unterschiedlich ausfallen: Tendenziell ist langes Arbeiten eher für Berufsgruppen mit geistigen Anforderungen möglich. Dies gilt allerdings nicht für alle Belastungen und alle Berufsgruppen. V28 Die Ermittlung der Arbeitsbelastungskategorie – standardisierte Selbstauskunft und Messung im Vergleich Andreas Glatz1 , Volker Anneken2 , Walter Heipertz3 , Andreas Weber1 , Thomas Kraus4 1IQPR Institut für Qualitätssicherung in Prävention, Deutsche Sporthochschule, Köln, 2Institut für Rehabilitation und Behindertensport, Deutsche Sporthochschule, Köln, 3Ärztlicher Dienst (Zentrale), Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg, 4Institut für Arbeits- und Sozialmedizin, RWTH Aachen, Bei motivierten Freiwilligen mit Gesundheitsstörungen im Bereich „Rücken oder Gelenke“ – in einem ergebnisoffenen Setting ohne Aussicht auf finanzielle Vor- oder Nachteile – sollte das Verhältnis von selbstauskunftsbezogener und messbezogener Einstufung der körperlichen Leistungsfähigkeit geklärt werden. Im Zeitraum von 11/03 bis 10/05 wurden 162 Probanden (Altersmedian 40 Jahre, Männeranteil 77,2 %), bei denen Gesundheitsstörungen im Bereich Rücken oder Gelenke vorlagen, anhand des PACT- Instrumentes (Performance Assessment Capacity Testing) hinsichtlich des individuell möglichen Arbeitsbelastungsniveaus befragt. Dieses differenziert hinsichtlich der Ausprägungen in die Arbeitsbelastungskategorien: 1 sehr leicht, 2 leicht, 3 mittelschwer, 4 schwer, 5 sehr schwer. Am selben Tag wurde darüber hinaus die körperliche Leistungsfähigkeit der Probanden mit Hilfe des ERGOS-Work-Simulators aktivitätsdiagnostisch untersucht. Abschließend wurde anhand einer Datenbank des ERGOS- Systems der Abgleich der individuellen Fähigkeiten mit tätigkeitsspezifischen Anforderungen vorgenommen. Der Zusammenhang zwischen subjektiv und objektiv ermittelten Arbeitsbelastungskategorien betrug 0,47** (Spearman-Rho, n = 149). Sowohl subjektiv (Fs) als auch objektiv (Fm) Fähigkeitseinstufungen zum DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG individuell möglichen Arbeitsbelastungsniveau lassen sich mit messbezogen (objektiven) ermittelten Anforderungseinstufungen des individuell nötigen Arbeitsbelastungsniveaus (Am) von Tätigkeiten vergleichen. In ca. 66 % der Fälle kommt es bei beiden Fähigkeits-Anforderungsvergleichen zu identischen Passungsaussagen. Unterschiede: Die Passung, die auf subjektiver Fähigkeitsermittlung basiert, weicht in ca. 2 % positiv und in ca. 32 % negativ von der Passung ab, bei der Anforderungen und auch Fähigkeiten objektiv ermittelt wurden, d. h. anhand von subjektiver Fähigkeitsermittlung wird die gesundheitliche Tätigkeitseignung in 32 % der Fälle verneint, während sie bei objektiver Fähigkeitsermittlung bejaht wird. Selbst bei guter Motivation ist der Zusammenhang von subjektiv und objektiv ermittelter körperlicher Leistungsfähigkeit relativ gering. Im Vergleich mit Arbeitsanforderungen zeigt sich eine deutliche Unterschätzung der tätigkeitsspezifischen gesundheitlichen Eignung. Hauptthema II: Universitäre Ausbildung, Weiterbildung – Verpflichtungen und Chancen für die Arbeitsmedizin V29 Interdisziplinäre OSCE als alternative Prüfungsform für das Fach Arbeitsund Sozialmedizin Birgit Emmert1 , Jean-Francois Chenot2 , Anne Simmenroth-Nayda2 , Jürgen Bünger3 , Anja Hitz1 , Ernst Hallier1 1Abteilung Arbeits- und Sozialmedizin, Georg-August- 2 Universität, Göttingen, Allgemeinmedizin, Georg-August-Universität, Göttingen, 3Institut der Ruhr-Universität Bochum, Berufsgenossenschaftliches Forschungsinstitut für Arbeitsmedizin (BGFA), Bochum Seit Sommersemester 2004 wird mit Einführung der modularen Lehre an der medizinischen Fakultät in Göttingen der interdisziplinäre Kurs „Ärztliche Basisfähigkeiten“ mit einer „objective structured clinical examination“ (OSCE) als alternative Prüfungsform zur Multiple-Choice-Prüfung (MCQ) geprüft. Damit werden nicht nur reines Wissen, sondern Fertigkeiten und klinische Kompetenz geprüft. Die Abt. Arbeits- und Sozialmedizin (ASM) vermittelt im Kurs die Grundlagen der Arbeits- und Sozialanamnese und beteiligt sich mit einer Station an der interdisziplinären OSCE. Für die Prüfung wurden ein Setting und eine Checkliste entwickelt und pilotiert. Die Studierenden sollten an der Station Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007 109

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DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG VORTRÄGE<br />

Jungen (G1) <strong>und</strong> den Ältesten (G5) am<br />

geringsten ist. Die Jungen fühlen sich am<br />

wenigsten robust.<br />

Daraus lässt sich ableiten, dass es wichtig<br />

ist, die Mitarbeiter in jungen Jahren zu<br />

einem ges<strong>und</strong>en Lebensstil zu motivieren,<br />

den sie dann beibehalten. Aber auch Ältere<br />

(G5) sind noch zur Veränderung bereit,<br />

allerdings in geringerem Maße als die Jüngeren.<br />

Um eine Überwindung der Schwelle<br />

zur Umsetzung zu erleichtern, wären betriebliche<br />

Angebote speziell <strong>für</strong> alle Berufseinsteiger<br />

(G1), Ältere (G5) <strong>und</strong> „Nichtsportler“<br />

sinnvoll.<br />

V24<br />

Innerbetriebliches Benchmarking<br />

des Ges<strong>und</strong>heitsstands<br />

Ulrich Funke<br />

Ges<strong>und</strong>heitswesen, AUDI AG, Ingolstadt<br />

Anwesenheit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit der Mitarbeiter<br />

sind wichtige Produktivitätsfaktoren im<br />

Rahmen eines globalisierten Wettbewerbs.<br />

Ein innerbetriebliches Benchmarking der<br />

Förderung von Anwesenheit <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

hat sich dabei als geeignetes Instrument<br />

erwiesen. Transparenz <strong>und</strong> Chancengleichheit<br />

sind Voraussetzungen <strong>für</strong> die<br />

Akzeptanz eines solchen Benchmarking<br />

beim Management. Da u. a. Alter <strong>und</strong><br />

Geschlecht der Mitarbeiter einen wesentlichen<br />

Einfluss auf den Krankenstand haben,<br />

wurden daher seit 2003 <strong>für</strong> alle Organisationseinheiten<br />

der AUDI AG standardisierte<br />

Anwesenheitsstandsziele definiert,<br />

die die Anteile Angestellte/direkte/indirekte<br />

Arbeiter, Alter <strong>und</strong> Geschlecht mittels einer<br />

indirekten Standardisierung anhand des<br />

differenzierten Vorjahresanwesenheitsstands<br />

des Gesamtunternehmens (n ~ 45 000) zugr<strong>und</strong>e<br />

legen. Nicht der absolut höchste<br />

Anwesenheitsstand, sondern die größte<br />

Differenz zwischen erreichtem Ist-Wert <strong>und</strong><br />

vereinbartem Ziel ist <strong>für</strong> das Benchmarking<br />

maßgeblich. Um eine Verallgemeinerbarkeit<br />

der geeignetsten Verfahren <strong>und</strong> Prozesse<br />

zur Erhöhung des Anwesenheitsstands zu<br />

ermöglichen, werden die besten Organisationseinheiten<br />

durch den Betriebsarzt<br />

u. a. mit Hilfe des flächendeckenden betrieblichen<br />

Ges<strong>und</strong>heitsberichts der Audi<br />

Betriebskrankenkasse jährlich krankheitsartenbezogen<br />

analysiert. Dabei zeigt sich,<br />

dass neben der ergonomischen Arbeitsgestaltung<br />

vor allem der adäquate Einsatz<br />

leistungsgewandelter Mitarbeiter <strong>und</strong> die<br />

möglichst frühzeitige Wiedereingliederung<br />

nach Krankheiten/Unfällen unter Mitwirkung<br />

des Betriebsarztes entscheidend <strong>für</strong><br />

einen hohen Anwesenheitsstand ist. Die<br />

Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007<br />

Prävention von Erkrankungen des Bewegungsapparates,<br />

speziell Wirbelsäulenerkrankungen<br />

spielt hier neben den allgemeinem<br />

Unfällen eine entscheidende Rolle.<br />

In Anbetracht alternder Belegschaften, die<br />

mit zunehmendem Anteil leistungsgewandelter<br />

Mitarbeiter <strong>und</strong> mit altersbezogen<br />

steigendem Krankenstand verknüpft sind,<br />

wird das (innerbetriebliche) Benchmarking<br />

des Anwesenheitsstands in Zukunft noch<br />

wachsende Bedeutung haben. Dabei gewährleistet<br />

die Alters- <strong>und</strong> Geschlechtsverteilungs-bezogene<br />

Zielvorgabe die Vermeidung<br />

entsprechender Diskriminierung-<br />

bzw. Ausgrenzungsprozesse, da hierdurch<br />

kein relativer Anwesenheitsstandsgewinn<br />

erreicht werden kann.<br />

V25<br />

Ingelheim<br />

Fit im Leben – Fit im Job: Eine Ges<strong>und</strong>heitsoffensive<br />

bei Boehringer<br />

Michael Schneider<br />

Werksärztlicher Dienst, Boehringer Ingelheim Pharma<br />

GmbH & Co KG, Ingelheim<br />

Aufgr<strong>und</strong> der demografischen Entwicklung<br />

ist damit zu rechnen, dass krankheitsbedingte<br />

Ausfälle in der Arbeitswelt eine<br />

zunehmende betriebsökonomische Rolle<br />

spielen werden. Ziel muss es sein, der Entwicklung<br />

chronischer Erkrankungen durch<br />

frühzeitige systematische Präventionsmaßnahmen<br />

entgegen zu wirken. Bei Boehringer<br />

Ingelheim werden allen Mitarbeitern<br />

ab dem 40. LJ umfassende Checkup-<br />

Untersuchung (Fit im Leben – Fit im Job)<br />

in regelmäßigen Intervallen angeboten.<br />

Der Check-up ist in drei Phasen unterteilt:<br />

Zunächst werden verschiedene biometrische<br />

Daten ermittelt <strong>und</strong> Laborparameter<br />

bestimmt. Anschließend erfolgt eine umfassende<br />

präventivmedizinisch ausgerichtete<br />

Untersuchung nach standardisiertem<br />

Protokoll. Ein Beratungsgespräch nach<br />

10 Wochen dient der ersten Bewertung der<br />

Effekte. Verschiedene Risikofaktoren <strong>für</strong> die<br />

Entwicklung von Herzkreislauferkrankungen,<br />

Daten zur körperlichen Fitness <strong>und</strong><br />

zum Ernährungsverhalten werden systematisch<br />

erfasst. Das Projekt ist nicht befristet,<br />

die Datenerhebung erfolgt als prospektive<br />

Reihenuntersuchung.<br />

Zum Start des Projekts waren insgesamt<br />

3458 Mitarbeiter berechtigt, an der Untersuchung<br />

teilzunehmen. Für die Teilnahme<br />

im ersten Jahr wurden 1000 Probanden zufällig<br />

ausgewählt, 734 Personen (318 Frauen<br />

<strong>und</strong> 420 Männer, Alter 42–61 Jahre, Mittelwert<br />

55,4 Jahre) nahmen teil. Bei 32 %<br />

aller Untersuchten war eine Hypertonie<br />

nachweisbar, in 28 % neu entdeckt. 32 %<br />

aller Probanden waren leicht, 12 % stark<br />

übergewichtig. Bei 46 % der Untersuchten<br />

bestanden Defizite hinsichtlich der körperlichen<br />

Leistungsfähigkeit verb<strong>und</strong>en mit<br />

einer eingeschränkten aeroben muskulären<br />

Ausdauerleistung.<br />

92 % der Teilnehmer empfanden das<br />

Projekt „Fit im Leben – Fit im Job“ als<br />

uneingeschränkt sinnvoll. Die Befragten<br />

gaben an, dass die Check-up-Untersuchung<br />

in 68 % der zu einer individuellen Neubewertung<br />

des eigenen Ernährungsverhaltens<br />

<strong>und</strong> in 67 % zu einer Modifikation der<br />

Fitnessaktivitäten geführt habe.<br />

Die Bereiche Ernährung <strong>und</strong> Fitness<br />

<strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen Fragestellungen<br />

stellen nach Bewertung der ersten Daten<br />

wesendliche Schwerpunkte <strong>für</strong> die zukünftige<br />

Beratung der untersuchten Population<br />

dar. Begleitenden Aktivitäten zur<br />

Ges<strong>und</strong>heitsförderung werden sich an diesen<br />

Themen orientieren.<br />

V26<br />

Untersuchungen zur Altersabhängigkeit<br />

krankheitsbedingter Arbeitsunfähigkeiten<br />

Joachim Stork1 , Georgios Sengos2 , Horst Mann2 1 2 Ges<strong>und</strong>heitswesen, AUDI AG, Ingolstadt, Ges<strong>und</strong>heitsschutz,<br />

AUDI AG, Neckarsulm<br />

Ermittlung des Stellenwerts chronischer<br />

Erkrankungen <strong>für</strong> den altersbezogenen Anstieg<br />

von Arbeitsunfähigkeitszeiten.<br />

Die medizinischen Daten aus arbeitsmedizinischen<br />

Vorsorgeuntersuchungen von<br />

200 männlichen Mitarbeitern des Fertigungsbereiches<br />

eines Automobilherstellers<br />

wurden ergänzt durch die Arbeitsunfähigkeitsdaten<br />

derselben Mitarbeiter über einen<br />

Zeitraum von 24 Monaten.<br />

Im Gesamtkollektiv bestätigt sich erwartungsgemäß<br />

ein stetiger, positiver Zusammenhang<br />

zwischen den kumulierten Arbeitsunfähigkeitszeiten<br />

über 24 Monate <strong>und</strong><br />

dem Lebensalter der Probanden. 50 Mitarbeiter<br />

(25 %) weisen aufgr<strong>und</strong> der Ergebnisse<br />

der Vorsorgeuntersuchungen chronische<br />

Erkrankungen auf. Bei ausschließlicher<br />

Betrachtung der Mitarbeiter ohne bekannte<br />

chronische Erkrankungen (n = 150) zeigt<br />

sich kein signifikanter, altersproportionaler<br />

Anstieg der Arbeitsunfähigkeitszeiten.<br />

Die Ergebnisse bestätigen die Hypothese,<br />

dass der bekannte altersabhängige<br />

Anstieg von Arbeitsunfähigkeitszeiten wesentlich<br />

auf chronische Erkrankungen zurückzuführen<br />

ist. Dem bei zunehmendem<br />

Durchschnittsalter von Belegschaften zu erwartenden<br />

Anstieg krankheitsbedingter

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