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Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.v.

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Im Rahmen der See-Tauglichkeitsprüfung<br />

wurden 161 unter deutscher Flagge<br />

fahrende Seemänner (85 % Teilnahmequote)<br />

untersucht. Dabei erfolgten eine<br />

Anamneseerhebung, eine Blutabnahme sowie<br />

die Bestimmung der Herzfrequenzvariabilität.<br />

Das koronare Risiko der ausschließlich<br />

deutschen Seeleute (n = 45)<br />

wurde dem des Procam-Kollektivs gegenübergestellt.<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage der Anzahl<br />

der Risikofaktoren (RF) der Procam-Studie<br />

wurden alle untersuchten Seeleute den<br />

Gruppen niedrigeres (< 3 RF) <strong>und</strong> höheres<br />

(≥ 3 RF) Herzinfarktrisiko zugeordnet.<br />

Im Vergleich zu den an Land arbeitenden<br />

deutschen Beschäftigten der Procam-Studie<br />

gab es weniger deutsche Seeleute mit geringem<br />

Infarktrisiko (71,1 vs. 77,5 %). Seeleute<br />

mit mittlerem <strong>und</strong> hohem Risiko waren<br />

häufiger (26,7 vs. 15,0 %) bzw. seltener (2,2<br />

vs. 7,5 %) vertreten. Letzteres erklärt sich<br />

durch den alle 2 Jahre erfolgenden Ges<strong>und</strong>heitscheck<br />

dieser Berufsgruppe. Anginapectoris-Beschwerden<br />

in der Vergangenheit<br />

gaben 2 (1,2 %) Seeleute an. 55 Seeleute<br />

(34,2 %) hatten mindestens drei koronare<br />

Risikofaktoren (49,7 % arterielle Hypertonie,<br />

41,6 % erhöhte Triglyzeride, 39,8 %<br />

älter als 45 Jahre, 37,3 % aktive Raucher,<br />

18,0 % erhöhtes LDL-Cholesterin, 11,8 %<br />

erniedrigtes HDL-Cholesterin, 8,7 % positive<br />

Infarktanamnese in der Familie, 5,0 %<br />

Diabetes mellitus). Das koronare Risiko war<br />

mit der Herzfrequenzvariabilität assoziiert<br />

(Chi-Quadrat nach Pearson; p = 0,001).<br />

Die durchschnittliche Dauer der Berufstätigkeit<br />

auf Schiffen betrug 16,7 Jahre (SD<br />

12,2 Jahre).<br />

Nach Adjustierung <strong>für</strong> Alter zeigte sich<br />

eine Assoziation zwischen dem Herzinfarktrisiko<br />

<strong>und</strong> der Berufsdauer.<br />

Angesichts des leicht erhöhten Herzinfarktrisikos<br />

sollte der Infarktprävention<br />

von Seeleuten vermehrt Aufmerksamkeit<br />

gewidmet werden. Die Prognose eines<br />

akuten Herzinfarktes auf hoher See kann<br />

durch Optimierung der medizinischen<br />

Ausstattung an Bord (z. B. durch telemedizinische<br />

Geräte) verbessert werden.<br />

V22<br />

Beruflicher Stress <strong>und</strong> Stressreaktivität<br />

– Einflussfaktoren auf die<br />

Herzratenvariabilität?<br />

Mechthild Heinmüller1 , Jochen Strümpell1 , Heribert<br />

Limm2 , Harald Gündel3 , Peter Angerer1 1Institut <strong>und</strong> Poliklinik <strong>für</strong> Arbeits- <strong>und</strong> <strong>Umweltmedizin</strong>,<br />

Ludwig-Maximilians-Universität, München, 2Klinik <strong>und</strong> Poliklinik<br />

<strong>für</strong> Psychosomatische Medizin <strong>und</strong> Psychotherapie,<br />

Technische Universität München, 3Psychosomatik <strong>und</strong><br />

Psychotherapie, Medizinische Hochschule Hannover<br />

VORTRÄGE<br />

Chronischer Stress am Arbeitsplatz erhöht<br />

das Risiko <strong>für</strong> psychosomatische <strong>und</strong><br />

kardiovaskuläre Ges<strong>und</strong>heitsschäden <strong>und</strong><br />

belastet Unternehmen wie Sozialkassen<br />

gleichermaßen. Die Effektivität von Maßnahmen<br />

zur Prävention stressbedingter<br />

Ges<strong>und</strong>heitsschäden muss sich mit medizinisch-biologischen<br />

Parametern messen<br />

lassen.<br />

Ziel der Untersuchung war es daher,<br />

in einem psychosozial stark belasteten Kollektiv<br />

von Führungskräften aus der Industrie<br />

den Zusammenhang zwischen Stresserleben<br />

<strong>und</strong> autonomer Regulation anhand<br />

der Herzfrequenzvariablität(HRV)<br />

zu prüfen.<br />

Baseline-Ergebnisse einer randomisierten<br />

Interventionsstudie mit 189 Führungskräften<br />

der Fertigung eines Industriebetriebs.<br />

Neben internistischer Untersuchung<br />

<strong>und</strong> ambulantem EKG-Monitoring<br />

über 18 bis 24 St<strong>und</strong>en wurden mittels Fragebogen<br />

folgende psychosoziale Aspekte erfasst:<br />

Stressreaktivität (SRS), Screening-Skala<br />

zum chronischen Stress (SSCS) <strong>und</strong> chronischer<br />

Stress im Sinne des Gratifikationskrisenmodells<br />

(Effort-Reward-Imbalance,<br />

ERI).<br />

Von den 189 Studienteilnehmern (180<br />

Männer, 9 Frauen) im Alter von 41,1 ± 8,1<br />

Jahren, die alle arbeitsfähig waren, hatten<br />

18,5 % einen Hypertonus, 24,9 % ein metabolisches<br />

Syndrom, 28 % waren Raucher.<br />

Lediglich bei 2 Teilnehmern ergab sich ein<br />

Hinweis auf eine strukturelle Herzerkrankung.<br />

Die HRV-Analyse erbrachte eine mittlere<br />

Herzfrequenz von 76,38 ± 8,5 bpm,<br />

eine SDNN (Globalmaß der HRV) von<br />

145,4 ± 35,9 ms, eine RMSSD von 28,55<br />

± 11,0 ms <strong>und</strong> eine HFnorm von 19,0 ±<br />

8,2. Erste Analysen zeigen eine schwache,<br />

aber signifikante inverse Korrelation zwischen<br />

ERI <strong>und</strong> den Kurzzeitvariabilitätsparametern<br />

RMSSD <strong>und</strong> HFnorm, beides<br />

Parameter der parasympathischen kardialen<br />

Kontrolle.<br />

Keinen Zusammenhang finden wir<br />

zwischen SRS, SSCS <strong>und</strong> den o. g. HRV-<br />

Parametern.<br />

Eine hohe Stressbelastung im Sinne des<br />

Gratifikationskrisenmodells geht einher<br />

mit einer verminderten parasympathischen<br />

kardialen Kontrolle. Die nur schwache Korrelation<br />

zwischen subjektiver Belastung <strong>und</strong><br />

autonomer Kontrolle weist darauf hin, dass<br />

das Stresserleben <strong>und</strong> objektiv erhobene biologisch-medizinische<br />

Stressparameter zum<br />

Teil erheblich voneinander abweichen <strong>und</strong><br />

als potenziell unabhängige Prädiktoren<br />

einer Stressbelastung angesehen werden<br />

können.<br />

DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG<br />

Hauptthema I: Wie lange können wir<br />

ges<strong>und</strong> arbeiten? – Wissenschaftliche<br />

Antworten der <strong>Arbeitsmedizin</strong><br />

V23<br />

Vergleichende Untersuchung des<br />

Ges<strong>und</strong>heitsstatus <strong>und</strong> -verhaltens<br />

von Mitarbeitern in sechs Unternehmen in Abhängigkeit<br />

vom Lebensalter<br />

Johannes Kiesel1 , Horst Christoph Broding1 , Peter<br />

Lederer 2 , Rudolf Kötter3 , Hans Drexler1 1Institut <strong>und</strong> Poliklinik <strong>für</strong> Arbeits-, Sozial- <strong>und</strong> <strong>Umweltmedizin</strong>,<br />

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg,<br />

Erlangen, 2Leiter des Ges<strong>und</strong>heitsamtes Erlangen-Höchstadt,<br />

Ges<strong>und</strong>heitsamt Erlangen-Höchstadt, Erlangen,<br />

3Zentralinstitut <strong>für</strong> Angewandte Ethik <strong>und</strong> Wissenschaftskommunikation,<br />

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-<br />

Nürnberg, Erlangen<br />

Die Fragestellung, wie lange wir ges<strong>und</strong><br />

arbeiten können, erhält aktuelle Relevanz u<br />

a. durch den Beschluss, das Renteneintrittsalter<br />

auf 67 Jahre zu erhöhen. Ziel der Studie<br />

im Rahmen der Evaluation des Projekts<br />

„Erlanger Modell betrieblicher Ges<strong>und</strong>heitsförderung“<br />

war, den Ges<strong>und</strong>heitsstatus<br />

von n = 1748 Mitarbeitern (Mittelwert<br />

38,11 Jahre, Median 39 Jahre, Spannweite<br />

16–63 Jahre, männlich 29,3 %, weiblich<br />

52,7 %) von den sechs teilnehmenden<br />

Erlanger Unternehmen mittels standardisiertem<br />

Fragebogen zu untersuchen.<br />

Für die Altersgruppen 16–25 Jahre<br />

(G1), 26–35 Jahre (G2), 36–45 Jahre (G3),<br />

46–55 Jahre (G4) <strong>und</strong> 56–63 Jahre (G5)<br />

wurde neben dem Ges<strong>und</strong>heitsstatus, den<br />

Beschwerden am Arbeitsplatz, dem Bewegungsverhalten<br />

am Arbeitsplatz, die Sport-<br />

<strong>und</strong> Ernährungsgewohnheiten <strong>und</strong> das<br />

Ges<strong>und</strong>heitsverhalten ermittelt.<br />

Mit dem Lebensalter steigt die Selbsteinschätzung<br />

des Ges<strong>und</strong>heitszustands als<br />

„nicht so gut“ von 1,9 auf 11 %, jedoch<br />

fühlen sich „robuster“ als die meisten Kollegen<br />

in G1 44,3 %, G2 53,1 %, G3 61,1 %,<br />

G4 64,1 %, G5 69,1 %. Die Bewegungsintensität<br />

am Arbeitsplatz fällt von 57,6<br />

auf 32,9 %. Regelmäßig Sport treiben oder<br />

bewegen sich in G1 37,1 %, G2 43,4 %, G3<br />

46,7 %, G4 50,2 %, G5 38,4 %.<br />

Dabei wurde auch die Veränderungsbereitschaft<br />

untersucht (G1 64,8 %, G2<br />

60,4 %, G3 52,2 %, G4 44,9 %, G5 54,8 %).<br />

Folgender Anteil hält es nicht <strong>für</strong> schwierig,<br />

die gewünschten Änderungen durchzuführen:<br />

G1 35,7 %, G2 27,3 %, G3 21,1 %,<br />

G4 23,3 %, G5 19,2 %<br />

Aus weiteren Daten geht hervor, dass<br />

in allen Altersbereichen gerade die Nichtsportler<br />

ihr Bewegungsverhalten verändern<br />

wollen, wobei die Bereitschaft bei den ganz<br />

Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007 107

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