Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.v.

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20.08.2012 Aufrufe

106 DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG VORTRÄGE führen ließen. Es kam in beiden Gruppen zu einer Abnahme des Alkohol- und Nikotinkonsums, des allgemeinen Beschwerdedrucks, der Erschöpfungsneigung, von Gliederschmerzen und einem Absinken des HDL-Cholesterinspiegels. Bei der Untersuchungsgruppe wurde ein stärkerer Abfall des Alkoholkonsums und ein schwächerer HDL-Abfall beobachtet. Als negative Auswirkung des Zweischichtsystems könnte die Abnahme der Sportausübung in der Untersuchungsgruppe gesehen werden. Die bekannten negativen Effekte der Schichtarbeit sind wahrscheinlich auf die Nachtarbeit und die damit verbundene Störung zirkadianer Rhythmen zurückzuführen. Schichtarbeitsregelungen, die keine Nachtarbeit einschließen, haben keine nachweisbaren negativen gesundheitlichen Effekte auf jugendliche Auszubildende. Es ist zu diskutieren, ob gesundheitsadverse Verhaltensweisen mit geselliger Komponente wie Alkoholkonsum (z. B. Kneipengang) durch die Schichtarbeitszeiten (spätes Arbeitsende, früher Arbeitsbeginn) zwar nicht unterbunden, aber zumindest reduziert werden. V19 Wie stark profitieren Schichtarbeiter von einer sportlichen Betätigung? Anke van Mark1 , Stephan W. Weiler1 , David A. Groneberg2 , Marcel Schröder1 , Michael Spallek3 , Manfred Heppner4 , Peter Egler5 , Richard Kessel1 1 2 Institut für Arbeitsmedizin, UK-SH, Campus Lübeck, Zentrum Innere Medizin, Abteilung Pneumologie, Medizinische Hochschule Hannover, 3Gesundheitsschutz, Volkswagen Nutzfahrzeuge, Hannover, 4Gebäude 54, Betriebsärztlicher Dienst Lübeck, 5Arbeitsmedizin, Consilius GmbH, Reinbek Die Auswirkungen einer Tätigkeit in Schichtarbeit äußern sich zunächst vorrangig in Störungen des Schlafes und damit verbundenen Befindlichkeitsstörungen. Durch die chronische Störung der zirkadianen Rhythmik kann es, ebenso wie in der Schlafmedizin beobachtet, auch bei Schichtarbeitern zu metabolischen Veränderungen kommen, sofern nicht entsprechende Gegenmaßnahmen getroffen werden. Zu diesen gehört z. B. auf betrieblicher Ebene eine gute Arbeitszeitorganisation, aber auch individuell eine gesunde Lebensweise mit einer entsprechenden Schlafhygiene, gesunder Ernährung und einer guten körperlichen Fitness. Von uns wurden 362 Erwerbstätige mit Beschäftigung in unterschiedlichen Schichtsystemen und Tagarbeiter untersucht. Mittels Fragebogen und ärztlichem Interview wurden u. a. Schlafstörungen und die sport- Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007 liche Betätigung erfasst. Die metabolischen Risikofaktoren wurden serologisch bestimmt, erfasst wurden ebenfalls Blutdruck, BMI und Waist-to-hip-Ratio. Obwohl Schichtarbeiter signifikant häufiger als Tagarbeiter über Schlafstörungen berichteten, litten jene mit regelmäßiger sportlicher Betätigung seltener darunter. Signifikante Unterschiede bestanden zwischen sportlich aktiven und inaktiven Schichtarbeitern und Tagarbeitern beim BMI, der Waist-to-hip-Ratio, den Blutfetten HDL, LDL, Cholesterin und den Triglyzeriden, beim Blutzucker, der Harnsäure, den Leberwerten und dem Nikotinkonsum. Schichtarbeiter wiesen gerade bei den kurzzeitig veränderlichen Risikoparametern nicht immer das schlechtere Risikoprofil auf. Schichtarbeitnehmer und Tagarbeiter profitierten regelmäßig von einer sportlichen Betätigung, einige positive Effekte zeigten sich am deutlichsten im höheren Alter. Unsere Ergebnisse zeigen, dass Schichtarbeiter ganz besonders von einer sportlichen Betätigung in Bezug auf das metabolische bzw. kardiovaskuläre Risikoprofil profitieren. Dies unterstreicht erneut die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit präventiver Maßnahmen mit dem Ziel einer besseren körperlichen Fitness und einer gesünderen Ernährung bzw. gesünderen Lebensweise auf betrieblicher Ebene. V20 Die Arbeitsmedizin bei der wachsenden Bedeutung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen der Arbeitnehmer Eberhard Alexander Pfister, Irina Böckelmann, Beate Peter Institut für Arbeitsmedizin, Otto-von-Guericke-Universität, Magdeburg Der Wandel der Arbeitswelt zu mehr psychomentaler Belastung und die zukünftigen längeren Lebensarbeitszeiten stellen der Arbeitsmedizin Herz-Kreislauf-Erkrankungen (HKE) in den Fokus, worauf nicht jeder Betriebsarzt ausreichend vorbereitet scheint. Unser Fach muss sich also über die Berufskrankheitenliste hinaus stärker als bisher bei der Zurückdrängung von HKE einbringen. In einer Präventionsstudie an 163 freiwilligen Angehörigen der eigenen Universität (51 Frauen: 48,2 ± 8,3 LJ und 112 Männer: 47,6 ± 7,8 LJ) wurden erfasst: medizinischer Status einschließlich der bekannten kardiovaskulären Risikofaktoren (nach der PROCAM- bzw. Framingham- Studie), arbeitspsychologische Kategorien der Stressbewältigung mittels AVEM- und SVF-Fragebögen (unzureichende Stressbewältigungsfähigkeit ist HKE-risikoreich) und Bestimmung der Heart Rate Variability (HRV) aus dem 24-h-EKG (eine geringe HRV in Ruhephasen ist HKE-risikoreich). Entgegen der ursprünglichen Erwartung konnten keine signifikanten statistischen Zusammenhänge zwischen dem klassischen HKE-Risikoprofil (arterieller Blutdruck, Body Mass Index, Fettstoffwechselwerte im Kapillarblut u. a.), psychologischen Kategorien der Stressbewältigung und der HRV-Ausprägung gesichert werden. Offenbar haben wir es mit relativ unabhängigen Sachverhalten zu tun, die jeweils für sich allein das HKE-Risiko determinieren, aber in der Gesamtbetrachtung das Bild vervollständigen. Das würde auch erklären, dass die klassischen kardiovaskulären Risikofaktoren allein oft die weitere Entwicklung einer prognostizierten HKE oder deren Ausbleiben völlig unzureichend beschreiben. Die Einbeziehung von psychologischen Fragebogenverfahren und der technisch heute unproblematischen HRV-Analyse (s. eine entsprechende Leitlinie der DGAUM) ist auch für Betriebsärzte möglich. Mit der verstärkten Zuwendung der Arbeitsmedizin zu wichtigen Volkskrankheiten, zu denen HKE gehören, gewinnt das Betriebsgesundheitswesen nicht nur in den Betrieben, sondern auch in der Gesellschaft an Stellenwert. Der wachsenden Bedeutung der HKE und ihrer Prävention in der zukünftigen Arbeitnehmerschaft kann bereits mit arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen entsprochen werden, wenn diese entsprechend ausgerichtet sind. Die Schaffung von Möglichkeiten dafür ist essentiell. V21 Koronare Herzkrankheit unter Seeleuten auf deutschflaggigen Schiffen Marcus Oldenburg1 , Hans-Joachim Jensen2 , Xaver Baur1 1Ordinariat und Zentralinstitut für Arbeitsmedizin (ZfA), Universität Hamburg, 2Arbeitsgruppe traumatische Ereignisse in der Seeschifffahrt, Deutsche Gesellschaft für Maritime Medizin, Hamburg Kardiovaskuläre Erkrankungen zählen unter Seefahrern zu den Hauptursachen anhaltender Arbeitsunfähigkeit. Es soll die Herzinfarktgefährdung von Seeleuten auf deutschflaggigen Schiffen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung sowie in Abhängigkeit von der Dauer der Berufstätigkeit an Bord abgeschätzt werden.

Im Rahmen der See-Tauglichkeitsprüfung wurden 161 unter deutscher Flagge fahrende Seemänner (85 % Teilnahmequote) untersucht. Dabei erfolgten eine Anamneseerhebung, eine Blutabnahme sowie die Bestimmung der Herzfrequenzvariabilität. Das koronare Risiko der ausschließlich deutschen Seeleute (n = 45) wurde dem des Procam-Kollektivs gegenübergestellt. Auf der Grundlage der Anzahl der Risikofaktoren (RF) der Procam-Studie wurden alle untersuchten Seeleute den Gruppen niedrigeres (< 3 RF) und höheres (≥ 3 RF) Herzinfarktrisiko zugeordnet. Im Vergleich zu den an Land arbeitenden deutschen Beschäftigten der Procam-Studie gab es weniger deutsche Seeleute mit geringem Infarktrisiko (71,1 vs. 77,5 %). Seeleute mit mittlerem und hohem Risiko waren häufiger (26,7 vs. 15,0 %) bzw. seltener (2,2 vs. 7,5 %) vertreten. Letzteres erklärt sich durch den alle 2 Jahre erfolgenden Gesundheitscheck dieser Berufsgruppe. Anginapectoris-Beschwerden in der Vergangenheit gaben 2 (1,2 %) Seeleute an. 55 Seeleute (34,2 %) hatten mindestens drei koronare Risikofaktoren (49,7 % arterielle Hypertonie, 41,6 % erhöhte Triglyzeride, 39,8 % älter als 45 Jahre, 37,3 % aktive Raucher, 18,0 % erhöhtes LDL-Cholesterin, 11,8 % erniedrigtes HDL-Cholesterin, 8,7 % positive Infarktanamnese in der Familie, 5,0 % Diabetes mellitus). Das koronare Risiko war mit der Herzfrequenzvariabilität assoziiert (Chi-Quadrat nach Pearson; p = 0,001). Die durchschnittliche Dauer der Berufstätigkeit auf Schiffen betrug 16,7 Jahre (SD 12,2 Jahre). Nach Adjustierung für Alter zeigte sich eine Assoziation zwischen dem Herzinfarktrisiko und der Berufsdauer. Angesichts des leicht erhöhten Herzinfarktrisikos sollte der Infarktprävention von Seeleuten vermehrt Aufmerksamkeit gewidmet werden. Die Prognose eines akuten Herzinfarktes auf hoher See kann durch Optimierung der medizinischen Ausstattung an Bord (z. B. durch telemedizinische Geräte) verbessert werden. V22 Beruflicher Stress und Stressreaktivität – Einflussfaktoren auf die Herzratenvariabilität? Mechthild Heinmüller1 , Jochen Strümpell1 , Heribert Limm2 , Harald Gündel3 , Peter Angerer1 1Institut und Poliklinik für Arbeits- und Umweltmedizin, Ludwig-Maximilians-Universität, München, 2Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Technische Universität München, 3Psychosomatik und Psychotherapie, Medizinische Hochschule Hannover VORTRÄGE Chronischer Stress am Arbeitsplatz erhöht das Risiko für psychosomatische und kardiovaskuläre Gesundheitsschäden und belastet Unternehmen wie Sozialkassen gleichermaßen. Die Effektivität von Maßnahmen zur Prävention stressbedingter Gesundheitsschäden muss sich mit medizinisch-biologischen Parametern messen lassen. Ziel der Untersuchung war es daher, in einem psychosozial stark belasteten Kollektiv von Führungskräften aus der Industrie den Zusammenhang zwischen Stresserleben und autonomer Regulation anhand der Herzfrequenzvariablität(HRV) zu prüfen. Baseline-Ergebnisse einer randomisierten Interventionsstudie mit 189 Führungskräften der Fertigung eines Industriebetriebs. Neben internistischer Untersuchung und ambulantem EKG-Monitoring über 18 bis 24 Stunden wurden mittels Fragebogen folgende psychosoziale Aspekte erfasst: Stressreaktivität (SRS), Screening-Skala zum chronischen Stress (SSCS) und chronischer Stress im Sinne des Gratifikationskrisenmodells (Effort-Reward-Imbalance, ERI). Von den 189 Studienteilnehmern (180 Männer, 9 Frauen) im Alter von 41,1 ± 8,1 Jahren, die alle arbeitsfähig waren, hatten 18,5 % einen Hypertonus, 24,9 % ein metabolisches Syndrom, 28 % waren Raucher. Lediglich bei 2 Teilnehmern ergab sich ein Hinweis auf eine strukturelle Herzerkrankung. Die HRV-Analyse erbrachte eine mittlere Herzfrequenz von 76,38 ± 8,5 bpm, eine SDNN (Globalmaß der HRV) von 145,4 ± 35,9 ms, eine RMSSD von 28,55 ± 11,0 ms und eine HFnorm von 19,0 ± 8,2. Erste Analysen zeigen eine schwache, aber signifikante inverse Korrelation zwischen ERI und den Kurzzeitvariabilitätsparametern RMSSD und HFnorm, beides Parameter der parasympathischen kardialen Kontrolle. Keinen Zusammenhang finden wir zwischen SRS, SSCS und den o. g. HRV- Parametern. Eine hohe Stressbelastung im Sinne des Gratifikationskrisenmodells geht einher mit einer verminderten parasympathischen kardialen Kontrolle. Die nur schwache Korrelation zwischen subjektiver Belastung und autonomer Kontrolle weist darauf hin, dass das Stresserleben und objektiv erhobene biologisch-medizinische Stressparameter zum Teil erheblich voneinander abweichen und als potenziell unabhängige Prädiktoren einer Stressbelastung angesehen werden können. DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG Hauptthema I: Wie lange können wir gesund arbeiten? – Wissenschaftliche Antworten der Arbeitsmedizin V23 Vergleichende Untersuchung des Gesundheitsstatus und -verhaltens von Mitarbeitern in sechs Unternehmen in Abhängigkeit vom Lebensalter Johannes Kiesel1 , Horst Christoph Broding1 , Peter Lederer 2 , Rudolf Kötter3 , Hans Drexler1 1Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen, 2Leiter des Gesundheitsamtes Erlangen-Höchstadt, Gesundheitsamt Erlangen-Höchstadt, Erlangen, 3Zentralinstitut für Angewandte Ethik und Wissenschaftskommunikation, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen- Nürnberg, Erlangen Die Fragestellung, wie lange wir gesund arbeiten können, erhält aktuelle Relevanz u a. durch den Beschluss, das Renteneintrittsalter auf 67 Jahre zu erhöhen. Ziel der Studie im Rahmen der Evaluation des Projekts „Erlanger Modell betrieblicher Gesundheitsförderung“ war, den Gesundheitsstatus von n = 1748 Mitarbeitern (Mittelwert 38,11 Jahre, Median 39 Jahre, Spannweite 16–63 Jahre, männlich 29,3 %, weiblich 52,7 %) von den sechs teilnehmenden Erlanger Unternehmen mittels standardisiertem Fragebogen zu untersuchen. Für die Altersgruppen 16–25 Jahre (G1), 26–35 Jahre (G2), 36–45 Jahre (G3), 46–55 Jahre (G4) und 56–63 Jahre (G5) wurde neben dem Gesundheitsstatus, den Beschwerden am Arbeitsplatz, dem Bewegungsverhalten am Arbeitsplatz, die Sport- und Ernährungsgewohnheiten und das Gesundheitsverhalten ermittelt. Mit dem Lebensalter steigt die Selbsteinschätzung des Gesundheitszustands als „nicht so gut“ von 1,9 auf 11 %, jedoch fühlen sich „robuster“ als die meisten Kollegen in G1 44,3 %, G2 53,1 %, G3 61,1 %, G4 64,1 %, G5 69,1 %. Die Bewegungsintensität am Arbeitsplatz fällt von 57,6 auf 32,9 %. Regelmäßig Sport treiben oder bewegen sich in G1 37,1 %, G2 43,4 %, G3 46,7 %, G4 50,2 %, G5 38,4 %. Dabei wurde auch die Veränderungsbereitschaft untersucht (G1 64,8 %, G2 60,4 %, G3 52,2 %, G4 44,9 %, G5 54,8 %). Folgender Anteil hält es nicht für schwierig, die gewünschten Änderungen durchzuführen: G1 35,7 %, G2 27,3 %, G3 21,1 %, G4 23,3 %, G5 19,2 % Aus weiteren Daten geht hervor, dass in allen Altersbereichen gerade die Nichtsportler ihr Bewegungsverhalten verändern wollen, wobei die Bereitschaft bei den ganz Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007 107

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führen ließen. Es kam in beiden Gruppen<br />

zu einer Abnahme des Alkohol- <strong>und</strong> Nikotinkonsums,<br />

des allgemeinen Beschwerdedrucks,<br />

der Erschöpfungsneigung, von<br />

Gliederschmerzen <strong>und</strong> einem Absinken des<br />

HDL-Cholesterinspiegels. Bei der Untersuchungsgruppe<br />

wurde ein stärkerer Abfall<br />

des Alkoholkonsums <strong>und</strong> ein schwächerer<br />

HDL-Abfall beobachtet. Als negative Auswirkung<br />

des Zweischichtsystems könnte die<br />

Abnahme der Sportausübung in der Untersuchungsgruppe<br />

gesehen werden.<br />

Die bekannten negativen Effekte der<br />

Schichtarbeit sind wahrscheinlich auf die<br />

Nachtarbeit <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene<br />

Störung zirkadianer Rhythmen zurückzuführen.<br />

Schichtarbeitsregelungen, die keine<br />

Nachtarbeit einschließen, haben keine nachweisbaren<br />

negativen ges<strong>und</strong>heitlichen Effekte<br />

auf jugendliche Auszubildende. Es ist<br />

zu diskutieren, ob ges<strong>und</strong>heitsadverse Verhaltensweisen<br />

mit geselliger Komponente<br />

wie Alkoholkonsum (z. B. Kneipengang)<br />

durch die Schichtarbeitszeiten (spätes Arbeitsende,<br />

früher Arbeitsbeginn) zwar nicht<br />

unterb<strong>und</strong>en, aber zumindest reduziert<br />

werden.<br />

V19<br />

Wie stark profitieren Schichtarbeiter<br />

von einer sportlichen Betätigung?<br />

Anke van Mark1 , Stephan W. Weiler1 , David A. Groneberg2<br />

, Marcel Schröder1 , Michael Spallek3 , Manfred<br />

Heppner4 , Peter Egler5 , Richard Kessel1 1 2 Institut <strong>für</strong> <strong>Arbeitsmedizin</strong>, UK-SH, Campus Lübeck, Zentrum<br />

Innere Medizin, Abteilung Pneumologie, Medizinische<br />

Hochschule Hannover, 3Ges<strong>und</strong>heitsschutz, Volkswagen<br />

Nutzfahrzeuge, Hannover, 4Gebäude 54, Betriebsärztlicher<br />

Dienst Lübeck, 5<strong>Arbeitsmedizin</strong>, Consilius GmbH, Reinbek<br />

Die Auswirkungen einer Tätigkeit in<br />

Schichtarbeit äußern sich zunächst vorrangig<br />

in Störungen des Schlafes <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Befindlichkeitsstörungen. Durch<br />

die chronische Störung der zirkadianen<br />

Rhythmik kann es, ebenso wie in der<br />

Schlafmedizin beobachtet, auch bei Schichtarbeitern<br />

zu metabolischen Veränderungen<br />

kommen, sofern nicht entsprechende Gegenmaßnahmen<br />

getroffen werden. Zu diesen<br />

gehört z. B. auf betrieblicher Ebene eine<br />

gute Arbeitszeitorganisation, aber auch<br />

individuell eine ges<strong>und</strong>e Lebensweise mit<br />

einer entsprechenden Schlafhygiene, ges<strong>und</strong>er<br />

Ernährung <strong>und</strong> einer guten körperlichen<br />

Fitness.<br />

Von uns wurden 362 Erwerbstätige mit<br />

Beschäftigung in unterschiedlichen Schichtsystemen<br />

<strong>und</strong> Tagarbeiter untersucht. Mittels<br />

Fragebogen <strong>und</strong> ärztlichem Interview<br />

wurden u. a. Schlafstörungen <strong>und</strong> die sport-<br />

Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007<br />

liche Betätigung erfasst. Die metabolischen<br />

Risikofaktoren wurden serologisch bestimmt,<br />

erfasst wurden ebenfalls Blutdruck,<br />

BMI <strong>und</strong> Waist-to-hip-Ratio.<br />

Obwohl Schichtarbeiter signifikant<br />

häufiger als Tagarbeiter über Schlafstörungen<br />

berichteten, litten jene mit regelmäßiger<br />

sportlicher Betätigung seltener darunter.<br />

Signifikante Unterschiede bestanden<br />

zwischen sportlich aktiven <strong>und</strong> inaktiven<br />

Schichtarbeitern <strong>und</strong> Tagarbeitern beim<br />

BMI, der Waist-to-hip-Ratio, den Blutfetten<br />

HDL, LDL, Cholesterin <strong>und</strong> den<br />

Triglyzeriden, beim Blutzucker, der Harnsäure,<br />

den Leberwerten <strong>und</strong> dem Nikotinkonsum.<br />

Schichtarbeiter wiesen gerade bei<br />

den kurzzeitig veränderlichen Risikoparametern<br />

nicht immer das schlechtere Risikoprofil<br />

auf. Schichtarbeitnehmer <strong>und</strong> Tagarbeiter<br />

profitierten regelmäßig von einer<br />

sportlichen Betätigung, einige positive<br />

Effekte zeigten sich am deutlichsten im<br />

höheren Alter.<br />

Unsere Ergebnisse zeigen, dass Schichtarbeiter<br />

ganz besonders von einer sportlichen<br />

Betätigung in Bezug auf das metabolische<br />

bzw. kardiovaskuläre Risikoprofil<br />

profitieren. Dies unterstreicht erneut die<br />

Sinnhaftigkeit <strong>und</strong> Notwendigkeit präventiver<br />

Maßnahmen mit dem Ziel einer<br />

besseren körperlichen Fitness <strong>und</strong> einer gesünderen<br />

Ernährung bzw. gesünderen Lebensweise<br />

auf betrieblicher Ebene.<br />

V20<br />

Die <strong>Arbeitsmedizin</strong> bei der wachsenden<br />

Bedeutung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

der Arbeitnehmer<br />

Eberhard Alexander Pfister, Irina Böckelmann, Beate<br />

Peter<br />

Institut <strong>für</strong> <strong>Arbeitsmedizin</strong>, Otto-von-Guericke-Universität,<br />

Magdeburg<br />

Der Wandel der Arbeitswelt zu mehr psychomentaler<br />

Belastung <strong>und</strong> die zukünftigen<br />

längeren Lebensarbeitszeiten stellen<br />

der <strong>Arbeitsmedizin</strong> Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />

(HKE) in den Fokus, worauf nicht<br />

jeder Betriebsarzt ausreichend vorbereitet<br />

scheint. Unser Fach muss sich also über die<br />

Berufskrankheitenliste hinaus stärker als<br />

bisher bei der Zurückdrängung von HKE<br />

einbringen.<br />

In einer Präventionsstudie an 163 freiwilligen<br />

Angehörigen der eigenen Universität<br />

(51 Frauen: 48,2 ± 8,3 LJ <strong>und</strong> 112<br />

Männer: 47,6 ± 7,8 LJ) wurden erfasst:<br />

medizinischer Status einschließlich der bekannten<br />

kardiovaskulären Risikofaktoren<br />

(nach der PROCAM- bzw. Framingham-<br />

Studie), arbeitspsychologische Kategorien<br />

der Stressbewältigung mittels AVEM- <strong>und</strong><br />

SVF-Fragebögen (unzureichende Stressbewältigungsfähigkeit<br />

ist HKE-risikoreich)<br />

<strong>und</strong> Bestimmung der Heart Rate Variability<br />

(HRV) aus dem 24-h-EKG (eine geringe<br />

HRV in Ruhephasen ist HKE-risikoreich).<br />

Entgegen der ursprünglichen Erwartung<br />

konnten keine signifikanten statistischen<br />

Zusammenhänge zwischen dem klassischen<br />

HKE-Risikoprofil (arterieller Blutdruck,<br />

Body Mass Index, Fettstoffwechselwerte<br />

im Kapillarblut u. a.), psychologischen Kategorien<br />

der Stressbewältigung <strong>und</strong> der<br />

HRV-Ausprägung gesichert werden. Offenbar<br />

haben wir es mit relativ unabhängigen<br />

Sachverhalten zu tun, die jeweils <strong>für</strong><br />

sich allein das HKE-Risiko determinieren,<br />

aber in der Gesamtbetrachtung das Bild<br />

vervollständigen. Das würde auch erklären,<br />

dass die klassischen kardiovaskulären<br />

Risikofaktoren allein oft die weitere Entwicklung<br />

einer prognostizierten HKE oder<br />

deren Ausbleiben völlig unzureichend beschreiben.<br />

Die Einbeziehung von psychologischen<br />

Fragebogenverfahren <strong>und</strong> der technisch<br />

heute unproblematischen HRV-Analyse<br />

(s. eine entsprechende Leitlinie der<br />

DGAUM) ist auch <strong>für</strong> Betriebsärzte möglich.<br />

Mit der verstärkten Zuwendung der<br />

<strong>Arbeitsmedizin</strong> zu wichtigen Volkskrankheiten,<br />

zu denen HKE gehören, gewinnt das<br />

Betriebsges<strong>und</strong>heitswesen nicht nur in den<br />

Betrieben, sondern auch in der <strong>Gesellschaft</strong><br />

an Stellenwert. Der wachsenden Bedeutung<br />

der HKE <strong>und</strong> ihrer Prävention in der zukünftigen<br />

Arbeitnehmerschaft kann bereits<br />

mit arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen<br />

entsprochen werden, wenn diese<br />

entsprechend ausgerichtet sind. Die Schaffung<br />

von Möglichkeiten da<strong>für</strong> ist essentiell.<br />

V21<br />

Koronare Herzkrankheit unter Seeleuten<br />

auf deutschflaggigen Schiffen<br />

Marcus Oldenburg1 , Hans-Joachim Jensen2 , Xaver Baur1 1Ordinariat <strong>und</strong> Zentralinstitut <strong>für</strong> <strong>Arbeitsmedizin</strong> (ZfA), Universität<br />

Hamburg, 2Arbeitsgruppe traumatische Ereignisse<br />

in der Seeschifffahrt, <strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> Maritime<br />

Medizin, Hamburg<br />

Kardiovaskuläre Erkrankungen zählen<br />

unter Seefahrern zu den Hauptursachen<br />

anhaltender Arbeitsunfähigkeit.<br />

Es soll die Herzinfarktgefährdung von<br />

Seeleuten auf deutschflaggigen Schiffen im<br />

Vergleich zur Allgemeinbevölkerung sowie<br />

in Abhängigkeit von der Dauer der Berufstätigkeit<br />

an Bord abgeschätzt werden.

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