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Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.v.

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Aufgr<strong>und</strong> der Vielfalt der angewandten<br />

Schweißverfahren, unterschiedlicher Werkstoffe<br />

<strong>und</strong> Zusatzstoffe ist die Risikobewertung<br />

komplex.<br />

Ziel der Studie war es zu prüfen, ob sich<br />

mit innovativen nichtinvasiven Untersuchungsmethoden<br />

frühzeitig adverse Atemwegseffekte<br />

bei Schweißrauch-exponierten<br />

Arbeitnehmern suffizient detektieren lassen<br />

<strong>und</strong> ob ggf. Hinweise auf eine unterschiedliche<br />

Toxizität der einzelnen Schweißverfahren<br />

nachzuweisen sind.<br />

In einer Querschnittstudie wurden bei<br />

40 Schweißern (LBH, MAG-C, MAG-M,<br />

WIG, MIG) <strong>und</strong> 39 nichtexponierten<br />

Kontrollprobanden u. a. neben Luftkonzentrationsmessungen<br />

von Gefahrstoffen<br />

<strong>und</strong> standardisierten Fragebögen auch Analysen<br />

im Atemkondensat (AK) an drei Zeitpunkten<br />

vorgenommen (Beginn der letzten<br />

Wochenschicht, T0, nach Ende der Tätigkeit<br />

am selben Tag, T1 <strong>und</strong> nach einem<br />

arbeitsfreien Wochenende, T2). Analysiert<br />

wurden unter anderem H 2 O 2 , Nitrit, Nitrat,<br />

pH-Wert, Nitrotyrosin <strong>und</strong> Malondialdehyd.<br />

Im Ambientmonitoring fanden sich<br />

maximale Konzentrationen <strong>für</strong> Gesamt-<br />

bzw. Feinstaub von 9,6 bzw. 2,2 mg/m³.<br />

Schweißer hatten bereits zum Zeitpunkt<br />

T0 höhere Nitratkonzentrationen im AK<br />

als Kontrollprobanden (p < 0,05), während<br />

sich die übrigen Biomarkerkonzentrationen<br />

nicht unterschieden. Im Vor-/Nach-<br />

Schichtvergleich kam es bei den Exponierten<br />

auf Gruppenbasis zu einem Anstieg der<br />

Markerkonzentrationen, der <strong>für</strong> LBH <strong>und</strong><br />

MAG-C Verfahren deutlicher im Vergleich<br />

zu Kontrollen <strong>und</strong> den anderen Schweißverfahren<br />

ausgeprägt war (z. B. Marker Nitrat:<br />

Kontrollen um 4 %, alle Schweißer um<br />

34 %, LBH um 60 %, MAG-C um 208 %).<br />

In der Musteranalyse des intraindividuellen<br />

Verlaufs der Markerkonzentrationen von<br />

T0 bis T2 scheinen die „Across-shift“-<br />

Effekte (T0–T1) bis zum T2 in der Regel<br />

reversibel zu sein.<br />

Durch Biomarkeranalysen im AK können<br />

schweißrauchbedingte Effekte an den<br />

Atemwegen sensitiv unter realistischen Arbeitsplatzbedingungen<br />

nachgewiesen werden.<br />

Verfahrens- <strong>und</strong> emissionsbedingte<br />

Unterschiede der Schweißverfahren bilden<br />

sich in differenzierten Effekten ab. Inwiefern<br />

die nachgewiesenen akuten Effekte<br />

auch prädiktiv <strong>für</strong> potenzielle chronische<br />

Erkrankungen sein können, ist durch Längsschnittstudien<br />

zu prüfen.<br />

Gefördert durch die Arbeitsgemeinschaft<br />

industrieller Forschungsvereinigungen, Projekt-Nr.<br />

14437.<br />

V17<br />

VORTRÄGE<br />

Zur Wirkung von 50 ppm Methylmethacrylat<br />

auf die oberen Atemwege<br />

ges<strong>und</strong>er Probanden<br />

Axel Muttray1 , Jan Gosepath2 , Jürgen Brieger2 , Andreas<br />

Faldum3 , Christian Zagar1 , Otfried Mayer-Popken1 ,<br />

Bernd Roßbach1 , Detlev Jung1 , Heike Scherhag1 , Wolf<br />

Mann2 , Stephan Letzel1 1Institut <strong>für</strong> Arbeits-, Sozial- <strong>und</strong> <strong>Umweltmedizin</strong>, Johannes<br />

Gutenberg-Universität, Mainz, 2Hals-, Nasen-, Ohrenklinik<br />

<strong>und</strong> Poliklinik, Johannes Gutenberg-Universität, Mainz,<br />

3Institut <strong>für</strong> Medizinische Biometrie, Epidemiologie <strong>und</strong><br />

Informatik, Johannes Gutenberg-Universität, Mainz<br />

Wegen Reizwirkungen auf die Nasenschleimhaut<br />

von Nagern wurde der MAK-<br />

Wert von Methylmethacrylat (MMA) auf<br />

50 ppm gesenkt. Es gibt aber kaum Erkenntnisse<br />

über die Effekte von MMA auf<br />

die menschliche Nasenschleimhaut. Unsere<br />

Fragestellung lautete, ob bei einer akuten<br />

Belastung mit 50 ppm MMA Veränderungen<br />

nachweisbar waren.<br />

Im Crossover-Design wurden 20 ges<strong>und</strong>e<br />

männliche Nichtraucher (Alter: Median<br />

25, 20–62 Jahre) im Abstand von einer<br />

Woche in einer Expositionskammer mit<br />

50 ppm MMA <strong>und</strong> Raumluft je 4 St<strong>und</strong>en<br />

lang exponiert. Vor <strong>und</strong> nach der Exposition<br />

wurden die mukoziliare Transportzeit<br />

<strong>und</strong> die Riechschwelle <strong>für</strong> n-Butanol mit<br />

den Sniffin` Sticks, nach Exposition die<br />

Konzentrationen der Interleukine IL-1β<br />

<strong>und</strong> IL-8 im Nasensekret bestimmt. Nach<br />

der Sekretentnahme wurde Epithel aus<br />

dem Nasenboden entnommen <strong>und</strong> <strong>für</strong> eine<br />

mRNA-Analytik verschiedener Zytokine<br />

(quantitative PCR) aufgearbeitet. Vor, während<br />

<strong>und</strong> nach der Exposition wurde das<br />

Befinden mit einem Fragebogen (Ordinalskala<br />

von 0 bis 5) aus dem Swedish Performance<br />

Evaluation System erfasst. Nach<br />

Verteilungsanalysen wurden parametrische<br />

<strong>und</strong> nichtparametrische Crossover-Analysen<br />

vorgenommen.<br />

Im Nasensekret waren die Konzentrationen<br />

der Interleukine nicht erhöht (IL-1β<br />

im Median 64 pg/ml (MMA) vs. 72 pg/ml<br />

(Luft), IL-8 im Mittel 5244 vs. 5226 pg/ml).<br />

Die mRNA-Expression des IL-1β, IL-6,<br />

IL-8, des Tumornekrosefaktors α, des<br />

Monozyten-Chemotaktischen-Proteins <strong>und</strong><br />

der Cyclooxygenasen 1 <strong>und</strong> 2 im Nasenepithel<br />

war nicht erhöht. Die mukoziliare<br />

Transportzeit <strong>und</strong> die Riechschwelle änderten<br />

sich nicht. Der Fragebogenscore<br />

<strong>für</strong> die Reizung der Nasenschleimhaut war<br />

nur am Ende der MMA-Exposition diskret<br />

erhöht (Median jeweils 0; 3. Quartil 1 vs. 0,<br />

p < 0,001). Der Score <strong>für</strong> Kopfschmerzen<br />

war während <strong>und</strong> nach der Exposition geringfügig<br />

höher (Median je nach Zeitpunkt<br />

DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG<br />

maximal 0,5 vs. 0, p < 0,001 bis p < 0,05).<br />

Der Geruch von MMA wurde als unangenehm<br />

empf<strong>und</strong>en (Median 2 vs. 0,<br />

p < 0,001).<br />

Die diskreten Veränderungen der Befindlichkeit<br />

betrachten wir als noch tolerabel.<br />

Insgesamt verursachte die akute Belastung<br />

mit 50 ppm MMA keine adversen<br />

Effekte. Dieses Ergebnis lässt sich jedoch<br />

nicht ohne weiteres auf eine chronische<br />

Exposition übertragen.<br />

Danksagung. Die Studie wurde von der<br />

DFG gefördert.<br />

Schichtarbeit, Herz-Kreislauf-<br />

Erkrankungen<br />

V18<br />

Schichtarbeit als primärpräventive<br />

Maßnahme? Verhinderung ges<strong>und</strong>heitsadverser<br />

Verhaltensweisen von Jugendlichen<br />

durch Schichtarbeitszeiten?<br />

Thomas Baumeister, Hans Drexler<br />

Institut <strong>und</strong> Poliklinik <strong>für</strong> Arbeits-, Sozial- <strong>und</strong> <strong>Umweltmedizin</strong>,<br />

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg,<br />

Erlangen<br />

Es war zu prüfen, ob die Ges<strong>und</strong>heit von<br />

Jugendlichen durch die Berufsausbildung<br />

im Zweischichtsystem beeinträchtigt wird.<br />

Es wurden hierzu jugendliche Auszubildende<br />

untersucht, deren Ausbildungszeiten<br />

mit den Schichtzeiten des ausbildenden<br />

Unternehmens synchronisiert worden waren,<br />

so dass die Jugendlichen in der unternehmensüblichen<br />

Früh- <strong>und</strong> Spätschicht<br />

(von 6.00–14.00 bzw. 14.30–22.30 Uhr)<br />

ausgebildet wurden, ohne jedoch Nachtarbeit<br />

leisten zu müssen.<br />

Mittels validierter Fragebögen, ausgewählter<br />

Laborparameter <strong>und</strong> elektrophysiologischer<br />

Messmethoden wurden der<br />

körperliche <strong>und</strong> psychische Ges<strong>und</strong>heitszustand<br />

<strong>und</strong> das Suchtverhalten von n = 522<br />

Auszubildenden über einen Zeitraum von<br />

zwei Jahren untersucht. Verglichen wurde<br />

der erste Ausbildungsjahrgang ab Einführung<br />

des neuen Zeitmodells mit dem letzten<br />

Ausbildungsjahrgang mit herkömmlichem<br />

Zeitmodell. In der Auswertung wurde<br />

besonderer Wert auf intraindividuelle Veränderungen<br />

gelegt, da in der vorliegenden<br />

Altersgruppe (16.–19. LJ) innerhalb von<br />

zwei Jahren altersphysiologisch mit systematischen<br />

Änderungen zu rechnen ist.<br />

Es konnten keine ges<strong>und</strong>heitsadversen<br />

Effekte festgestellt werden, die sich eindeutig<br />

auf die Schichtarbeitsregelung zurück-<br />

Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007 105

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