Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.v.

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20.08.2012 Aufrufe

104 DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG VORTRÄGE ten personengetragene Expositionsmessungen. Das Votum der Ethikkommission der Ruhr-Universität Bochum liegt vor. Die mediane Schichtkonzentration für Dämpfe aus Bitumen betrug bei den Exponierten 3,7 mg/m 3 (Interquartilbereich: 1,7–7,1 mg/m 3 ). Hoch exponiert (> 10 mg/ m 3 ) waren 30 Arbeiter. Die irritativen Effekte der Dämpfe aus Bitumen wurden nach Adjustierung für Raucherstatus, Nationalität und Alter ermittelt. Die Vorschicht-Lungenfunktionswerte (FEV 1 [%Soll] und FVC [%Soll] der Exponierten waren signifikant höher als in der Referenzgruppe (p = 0,013 bzw. p = 0,003) und deuten auf einen „healthy worker effect“ insbesondere bei den geringer Exponierten hin. Nur in der Bitumen-exponierten Gruppe war während der Schicht eine signifikante Abnahme beider Lungenfunktionsparameter zu verzeichnen (jeweils p < 0,0001). Sowohl vor als auch nach der Schicht zeigten die Sputumproben der Hochexponierten einen höheren Anteil neutrophiler Granulozyten. IL-8-Konzentration und Gesamtproteingehalt waren zu beiden Zeitpunkten signifikant bei den Exponierten im Sputum erhöht. Erhöhte Vorschichtwerte lassen dabei auf einen „Carry-over-Effekt“ mit (sub-)chronischer Entzündungsreaktion in den unteren Atemwegen schließen. Schichteffekte waren nicht nachzuweisen. Während der Schicht nahmen zelluläre und humorale Entzündungsparameter in der NAL in beiden Gruppen sogar ab, doch zeigte die Gruppe der Hochexponierten den geringsten Rückgang. Die Analyse der Sputumproben gibt Hinweise auf entzündliche Veränderungen durch Bitumendampfexposition an den unteren Atemwegen, insbesondere bei den Hochexponierten. V14 Irritatives Asthma und neurologische Defizite durch toxische Begasungsmittel in Import-Containern Alexandra Preisser1 , Xaver Baur1 , Andreas Poppe2 1Ordinariat und Zentralinstitut für Arbeitsmedizin (ZfA), Universität Hamburg, 2Ltd. Arzt, Arbeitsmedizinisches und Sicherheitstechnisches Zentrum, Ahlen Container samt der darin befindlichen Waren werden häufig vor der Verschiffung im Ausgangsland begast, um Schädlinge abzutöten und deren Verbreitung zu verhindern. Die vorgeschriebenen Warnhinweise fehlen meist. Beschäftigte, die Container im Bestimmungsland kontrollieren oder entladen, sind infolgedessen nicht kalkulierbaren Gesundheitsrisiken durch die stark toxischen Begasungsmittel ausgesetzt. Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007 Im Juni und Juli 2006 waren fünf Arbeiter einer Maschinenfabrik bis zu 4,5 h gegenüber Rückständen von Begasungsmitteln beim Entladen mehrerer Container aus China exponiert. Wegen anhaltender neurologischer Symptome und einer, nach einer Latenz von Stunden bis zu zwei Tagen sich entwickelnden anhaltenden Luftnot wurden die Arbeiter 6 bis 9 Wochen nach dem Ereignis in unsere arbeitsmedizinische Poliklinik überwiesen und untersucht. Alle Arbeiter berichteten über einen stechenden Geruch in den Containern und akut nach Exposition über Kopfschmerzen, Benommenheit, Übelkeit und Hautreizungen. Über Wochen persistierten bei dem am längsten in den Containern tätig gewesenen Arbeiter Wortfindungsstörungen und Vergesslichkeit, Reizbarkeit, Hyposmie, gestörte Feinmotorik und Kreislaufdysregulation. Dieser und ein weiterer vormals lungengesunder Arbeiter klagten über Ruhedyspnoe, Reizhusten und Belastungsluftnot noch Wochen nach der Exposition. Auch das Ausmaß dieser Beschwerden korrelierte mit der Länge der Tätigkeit in den Containern. Beide zeigten eine verminderte FEV 1 , verminderte Belastbarkeit und eine bronchiale Hyperreagibilität. Auch einer der drei weiteren Arbeiter, die nicht über neu aufgetretene Dyspnoe klagten, zeigte eine bronchiale Hyperreagibilität. In Proben des Stauholzes aus einem der Container konnten Rückstände des Begasungsmittels 1,2- Dichlorethan nachgewiesen werden. Als Begasungsmittel werden heute vornehmlich halogenierte Kohlenwasserstoffe verwendet. Gastroenteritische Symptome und zentralnervöse Symptome bis zum Tod sind bekannt. Anhaltende Atemwegserkrankungen im Sinne des RADS wurden bisher nicht beschrieben. Zu fordern sind konsequente Luftanalysen in importierten Containern auf Begasungsmittelrückstände vor deren Betreten. V15 Verlauf beruflich bedingter Atemwegserkrankungen Horst Christoph Broding1 , Peter Frank2 , Benjamin Krieger1 , Hans Drexler1 1Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen, 2Gewerbeaufsichtsamt, Regierung von Mittelfranken Verläufe berufsbedingter obstruktiver allergischer Atemwegserkrankungen (OAW) und Rhinopathien (RP) sowie die spätere berufliche Entwicklung Versicherter sind nach Abschluss des BK-Verfahren meist nicht bekannt. Gewerbeärztlich erfasste OAW/ RP-BK-Fälle wurden nachbeobachtet, der gesundheitliche und berufliche Verlauf untersucht und die Hypothese aufgestellt, dass bei beruflich bedingten Atemwegserkrankungen die Berufsaufgabe zu einem günstigeren Erkrankungsverlauf als der Verbleib in der beruflichen Tätigkeit führt. In einer retrolektiven Kohortenstudie 2006 wurden n = 1772 Berufskrankheitenfälle betroffener Berufsfelder (Heilberuflich [GW]-, Landwirtschaftlich [LW]- und Backberuflich [NG]-Versicherte) der gewerbeärztlichen Dokumentation ermittelt und mittels standardisierter Fragebögen die gesundheitliche und berufliche Entwicklung nach Abschluss des BK-Verfahrens und vorliegender OAW/RP erhoben. Aus n = 470 anerkannten BK-Fällen rekrutierten sich n = 89 Versicherte (22 bis 73 Jahre, 39,3 % w) in 24,7 % LW, 38,2 % NG, 18 % GW und 19,1 % andere Berufe. 36,4 % der LW, 88,2 % NG und 56,3 % der GW waren nicht mehr im ehemaligen Beruf tätig. 20,2 % der LW berichteten häufiger über OAW/RP als NG (15,7 %) und GW (6,7 %). 78,5 % im Beruf verbliebener LW gaben unverändert OAW-Beschwerden trotz Berufswechsel an. Bei NG- (63,3 %) und GW- (88,9 %) Beschäftigten wurden nach Berufsaufgabe geringere OAW-Symptome angegeben. Bei 40–60 % der im Beruf Verbliebenen LW, NG und GW hat sich die Medikamentendosierung seit Beginn einer OAW erhöht. LW und NG gaben mehrheitlich an, dass Allergien gegen ubiqitäre Inhalationsallergene (UI) erst während der beruflichen Tätigkeit diagnostiziert wurden. Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen vor Auftreten gesundheitlicher Beschwerden seien bei LW in 18,2 %, NG 50 % und GW in 62,5 % Fällen erfolgt. Im landwirtschaftlichen Bereich scheint im Gegensatz zu NG und GW die Tätigkeitsaufgabe geringen Einfluss auf den Verlauf manifester OAW zu haben. Sensibilisierungen gegen UI sind bei LW und NG überwiegend nach beruflicher Sensibilisierung hinzugetreten. Tendenziell sind Rückschlüsse auf OAW-Besserungen durch geringere Medikamentendosierung bei NG und GW Beschäftigten nach Berufsaufgabe erkennbar. V16 Nachweis akuter adverser Atemwegseffekte bei Schweißern im Atemkondensat Alice Müller-Lux1 , Thomas Schettgen1 , Monika Gube1 , Karl Holzinger2 , Thomas Kraus1 1 2 Institut für Arbeits- und Sozialmedizin, RWTH Aachen, Institut für Schweißtechnik und Fügetechnik, RWTH Aachen

Aufgrund der Vielfalt der angewandten Schweißverfahren, unterschiedlicher Werkstoffe und Zusatzstoffe ist die Risikobewertung komplex. Ziel der Studie war es zu prüfen, ob sich mit innovativen nichtinvasiven Untersuchungsmethoden frühzeitig adverse Atemwegseffekte bei Schweißrauch-exponierten Arbeitnehmern suffizient detektieren lassen und ob ggf. Hinweise auf eine unterschiedliche Toxizität der einzelnen Schweißverfahren nachzuweisen sind. In einer Querschnittstudie wurden bei 40 Schweißern (LBH, MAG-C, MAG-M, WIG, MIG) und 39 nichtexponierten Kontrollprobanden u. a. neben Luftkonzentrationsmessungen von Gefahrstoffen und standardisierten Fragebögen auch Analysen im Atemkondensat (AK) an drei Zeitpunkten vorgenommen (Beginn der letzten Wochenschicht, T0, nach Ende der Tätigkeit am selben Tag, T1 und nach einem arbeitsfreien Wochenende, T2). Analysiert wurden unter anderem H 2 O 2 , Nitrit, Nitrat, pH-Wert, Nitrotyrosin und Malondialdehyd. Im Ambientmonitoring fanden sich maximale Konzentrationen für Gesamt- bzw. Feinstaub von 9,6 bzw. 2,2 mg/m³. Schweißer hatten bereits zum Zeitpunkt T0 höhere Nitratkonzentrationen im AK als Kontrollprobanden (p < 0,05), während sich die übrigen Biomarkerkonzentrationen nicht unterschieden. Im Vor-/Nach- Schichtvergleich kam es bei den Exponierten auf Gruppenbasis zu einem Anstieg der Markerkonzentrationen, der für LBH und MAG-C Verfahren deutlicher im Vergleich zu Kontrollen und den anderen Schweißverfahren ausgeprägt war (z. B. Marker Nitrat: Kontrollen um 4 %, alle Schweißer um 34 %, LBH um 60 %, MAG-C um 208 %). In der Musteranalyse des intraindividuellen Verlaufs der Markerkonzentrationen von T0 bis T2 scheinen die „Across-shift“- Effekte (T0–T1) bis zum T2 in der Regel reversibel zu sein. Durch Biomarkeranalysen im AK können schweißrauchbedingte Effekte an den Atemwegen sensitiv unter realistischen Arbeitsplatzbedingungen nachgewiesen werden. Verfahrens- und emissionsbedingte Unterschiede der Schweißverfahren bilden sich in differenzierten Effekten ab. Inwiefern die nachgewiesenen akuten Effekte auch prädiktiv für potenzielle chronische Erkrankungen sein können, ist durch Längsschnittstudien zu prüfen. Gefördert durch die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen, Projekt-Nr. 14437. V17 VORTRÄGE Zur Wirkung von 50 ppm Methylmethacrylat auf die oberen Atemwege gesunder Probanden Axel Muttray1 , Jan Gosepath2 , Jürgen Brieger2 , Andreas Faldum3 , Christian Zagar1 , Otfried Mayer-Popken1 , Bernd Roßbach1 , Detlev Jung1 , Heike Scherhag1 , Wolf Mann2 , Stephan Letzel1 1Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Johannes Gutenberg-Universität, Mainz, 2Hals-, Nasen-, Ohrenklinik und Poliklinik, Johannes Gutenberg-Universität, Mainz, 3Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Johannes Gutenberg-Universität, Mainz Wegen Reizwirkungen auf die Nasenschleimhaut von Nagern wurde der MAK- Wert von Methylmethacrylat (MMA) auf 50 ppm gesenkt. Es gibt aber kaum Erkenntnisse über die Effekte von MMA auf die menschliche Nasenschleimhaut. Unsere Fragestellung lautete, ob bei einer akuten Belastung mit 50 ppm MMA Veränderungen nachweisbar waren. Im Crossover-Design wurden 20 gesunde männliche Nichtraucher (Alter: Median 25, 20–62 Jahre) im Abstand von einer Woche in einer Expositionskammer mit 50 ppm MMA und Raumluft je 4 Stunden lang exponiert. Vor und nach der Exposition wurden die mukoziliare Transportzeit und die Riechschwelle für n-Butanol mit den Sniffin` Sticks, nach Exposition die Konzentrationen der Interleukine IL-1β und IL-8 im Nasensekret bestimmt. Nach der Sekretentnahme wurde Epithel aus dem Nasenboden entnommen und für eine mRNA-Analytik verschiedener Zytokine (quantitative PCR) aufgearbeitet. Vor, während und nach der Exposition wurde das Befinden mit einem Fragebogen (Ordinalskala von 0 bis 5) aus dem Swedish Performance Evaluation System erfasst. Nach Verteilungsanalysen wurden parametrische und nichtparametrische Crossover-Analysen vorgenommen. Im Nasensekret waren die Konzentrationen der Interleukine nicht erhöht (IL-1β im Median 64 pg/ml (MMA) vs. 72 pg/ml (Luft), IL-8 im Mittel 5244 vs. 5226 pg/ml). Die mRNA-Expression des IL-1β, IL-6, IL-8, des Tumornekrosefaktors α, des Monozyten-Chemotaktischen-Proteins und der Cyclooxygenasen 1 und 2 im Nasenepithel war nicht erhöht. Die mukoziliare Transportzeit und die Riechschwelle änderten sich nicht. Der Fragebogenscore für die Reizung der Nasenschleimhaut war nur am Ende der MMA-Exposition diskret erhöht (Median jeweils 0; 3. Quartil 1 vs. 0, p < 0,001). Der Score für Kopfschmerzen war während und nach der Exposition geringfügig höher (Median je nach Zeitpunkt DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG maximal 0,5 vs. 0, p < 0,001 bis p < 0,05). Der Geruch von MMA wurde als unangenehm empfunden (Median 2 vs. 0, p < 0,001). Die diskreten Veränderungen der Befindlichkeit betrachten wir als noch tolerabel. Insgesamt verursachte die akute Belastung mit 50 ppm MMA keine adversen Effekte. Dieses Ergebnis lässt sich jedoch nicht ohne weiteres auf eine chronische Exposition übertragen. Danksagung. Die Studie wurde von der DFG gefördert. Schichtarbeit, Herz-Kreislauf- Erkrankungen V18 Schichtarbeit als primärpräventive Maßnahme? Verhinderung gesundheitsadverser Verhaltensweisen von Jugendlichen durch Schichtarbeitszeiten? Thomas Baumeister, Hans Drexler Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen Es war zu prüfen, ob die Gesundheit von Jugendlichen durch die Berufsausbildung im Zweischichtsystem beeinträchtigt wird. Es wurden hierzu jugendliche Auszubildende untersucht, deren Ausbildungszeiten mit den Schichtzeiten des ausbildenden Unternehmens synchronisiert worden waren, so dass die Jugendlichen in der unternehmensüblichen Früh- und Spätschicht (von 6.00–14.00 bzw. 14.30–22.30 Uhr) ausgebildet wurden, ohne jedoch Nachtarbeit leisten zu müssen. Mittels validierter Fragebögen, ausgewählter Laborparameter und elektrophysiologischer Messmethoden wurden der körperliche und psychische Gesundheitszustand und das Suchtverhalten von n = 522 Auszubildenden über einen Zeitraum von zwei Jahren untersucht. Verglichen wurde der erste Ausbildungsjahrgang ab Einführung des neuen Zeitmodells mit dem letzten Ausbildungsjahrgang mit herkömmlichem Zeitmodell. In der Auswertung wurde besonderer Wert auf intraindividuelle Veränderungen gelegt, da in der vorliegenden Altersgruppe (16.–19. LJ) innerhalb von zwei Jahren altersphysiologisch mit systematischen Änderungen zu rechnen ist. Es konnten keine gesundheitsadversen Effekte festgestellt werden, die sich eindeutig auf die Schichtarbeitsregelung zurück- Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007 105

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ten personengetragene Expositionsmessungen.<br />

Das Votum der Ethikkommission der<br />

Ruhr-Universität Bochum liegt vor.<br />

Die mediane Schichtkonzentration <strong>für</strong><br />

Dämpfe aus Bitumen betrug bei den Exponierten<br />

3,7 mg/m 3 (Interquartilbereich:<br />

1,7–7,1 mg/m 3 ). Hoch exponiert (> 10 mg/<br />

m 3 ) waren 30 Arbeiter. Die irritativen Effekte<br />

der Dämpfe aus Bitumen wurden nach<br />

Adjustierung <strong>für</strong> Raucherstatus, Nationalität<br />

<strong>und</strong> Alter ermittelt. Die Vorschicht-Lungenfunktionswerte<br />

(FEV 1 [%Soll] <strong>und</strong> FVC<br />

[%Soll] der Exponierten waren signifikant<br />

höher als in der Referenzgruppe (p = 0,013<br />

bzw. p = 0,003) <strong>und</strong> deuten auf einen<br />

„healthy worker effect“ insbesondere bei den<br />

geringer Exponierten hin. Nur in der Bitumen-exponierten<br />

Gruppe war während der<br />

Schicht eine signifikante Abnahme beider<br />

Lungenfunktionsparameter zu verzeichnen<br />

(jeweils p < 0,0001). Sowohl vor als auch<br />

nach der Schicht zeigten die Sputumproben<br />

der Hochexponierten einen höheren Anteil<br />

neutrophiler Granulozyten. IL-8-Konzentration<br />

<strong>und</strong> Gesamtproteingehalt waren<br />

zu beiden Zeitpunkten signifikant bei den<br />

Exponierten im Sputum erhöht. Erhöhte<br />

Vorschichtwerte lassen dabei auf einen<br />

„Carry-over-Effekt“ mit (sub-)chronischer<br />

Entzündungsreaktion in den unteren Atemwegen<br />

schließen. Schichteffekte waren nicht<br />

nachzuweisen. Während der Schicht nahmen<br />

zelluläre <strong>und</strong> humorale Entzündungsparameter<br />

in der NAL in beiden Gruppen<br />

sogar ab, doch zeigte die Gruppe der Hochexponierten<br />

den geringsten Rückgang.<br />

Die Analyse der Sputumproben gibt<br />

Hinweise auf entzündliche Veränderungen<br />

durch Bitumendampfexposition an den<br />

unteren Atemwegen, insbesondere bei den<br />

Hochexponierten.<br />

V14<br />

Irritatives Asthma <strong>und</strong> neurologische<br />

Defizite durch toxische Begasungsmittel<br />

in Import-Containern<br />

Alexandra Preisser1 , Xaver Baur1 , Andreas Poppe2 1Ordinariat <strong>und</strong> Zentralinstitut <strong>für</strong> <strong>Arbeitsmedizin</strong> (ZfA),<br />

Universität Hamburg, 2Ltd. Arzt, <strong>Arbeitsmedizin</strong>isches <strong>und</strong><br />

Sicherheitstechnisches Zentrum, Ahlen<br />

Container samt der darin befindlichen Waren<br />

werden häufig vor der Verschiffung im<br />

Ausgangsland begast, um Schädlinge abzutöten<br />

<strong>und</strong> deren Verbreitung zu verhindern.<br />

Die vorgeschriebenen Warnhinweise fehlen<br />

meist. Beschäftigte, die Container im Bestimmungsland<br />

kontrollieren oder entladen,<br />

sind infolgedessen nicht kalkulierbaren Ges<strong>und</strong>heitsrisiken<br />

durch die stark toxischen<br />

Begasungsmittel ausgesetzt.<br />

Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007<br />

Im Juni <strong>und</strong> Juli 2006 waren fünf Arbeiter<br />

einer Maschinenfabrik bis zu 4,5 h<br />

gegenüber Rückständen von Begasungsmitteln<br />

beim Entladen mehrerer Container<br />

aus China exponiert. Wegen anhaltender<br />

neurologischer Symptome <strong>und</strong> einer, nach<br />

einer Latenz von St<strong>und</strong>en bis zu zwei Tagen<br />

sich entwickelnden anhaltenden Luftnot<br />

wurden die Arbeiter 6 bis 9 Wochen nach<br />

dem Ereignis in unsere arbeitsmedizinische<br />

Poliklinik überwiesen <strong>und</strong> untersucht.<br />

Alle Arbeiter berichteten über einen<br />

stechenden Geruch in den Containern <strong>und</strong><br />

akut nach Exposition über Kopfschmerzen,<br />

Benommenheit, Übelkeit <strong>und</strong> Hautreizungen.<br />

Über Wochen persistierten bei dem am<br />

längsten in den Containern tätig gewesenen<br />

Arbeiter Wortfindungsstörungen <strong>und</strong> Vergesslichkeit,<br />

Reizbarkeit, Hyposmie, gestörte<br />

Feinmotorik <strong>und</strong> Kreislaufdysregulation.<br />

Dieser <strong>und</strong> ein weiterer vormals lungenges<strong>und</strong>er<br />

Arbeiter klagten über Ruhedyspnoe,<br />

Reizhusten <strong>und</strong> Belastungsluftnot<br />

noch Wochen nach der Exposition. Auch<br />

das Ausmaß dieser Beschwerden korrelierte<br />

mit der Länge der Tätigkeit in den Containern.<br />

Beide zeigten eine verminderte FEV 1 ,<br />

verminderte Belastbarkeit <strong>und</strong> eine bronchiale<br />

Hyperreagibilität. Auch einer der<br />

drei weiteren Arbeiter, die nicht über neu<br />

aufgetretene Dyspnoe klagten, zeigte eine<br />

bronchiale Hyperreagibilität. In Proben des<br />

Stauholzes aus einem der Container konnten<br />

Rückstände des Begasungsmittels 1,2-<br />

Dichlorethan nachgewiesen werden.<br />

Als Begasungsmittel werden heute vornehmlich<br />

halogenierte Kohlenwasserstoffe<br />

verwendet. Gastroenteritische Symptome<br />

<strong>und</strong> zentralnervöse Symptome bis zum Tod<br />

sind bekannt. Anhaltende Atemwegserkrankungen<br />

im Sinne des RADS wurden bisher<br />

nicht beschrieben. Zu fordern sind<br />

konsequente Luftanalysen in importierten<br />

Containern auf Begasungsmittelrückstände<br />

vor deren Betreten.<br />

V15<br />

Verlauf beruflich bedingter Atemwegserkrankungen<br />

Horst Christoph Broding1 , Peter Frank2 , Benjamin<br />

Krieger1 , Hans Drexler1 1Institut <strong>und</strong> Poliklinik <strong>für</strong> Arbeits-, Sozial- <strong>und</strong> <strong>Umweltmedizin</strong>,<br />

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg,<br />

Erlangen, 2Gewerbeaufsichtsamt, Regierung von Mittelfranken<br />

Verläufe berufsbedingter obstruktiver allergischer<br />

Atemwegserkrankungen (OAW) <strong>und</strong><br />

Rhinopathien (RP) sowie die spätere berufliche<br />

Entwicklung Versicherter sind nach<br />

Abschluss des BK-Verfahren meist nicht<br />

bekannt. Gewerbeärztlich erfasste OAW/<br />

RP-BK-Fälle wurden nachbeobachtet, der<br />

ges<strong>und</strong>heitliche <strong>und</strong> berufliche Verlauf<br />

untersucht <strong>und</strong> die Hypothese aufgestellt,<br />

dass bei beruflich bedingten Atemwegserkrankungen<br />

die Berufsaufgabe zu einem<br />

günstigeren Erkrankungsverlauf als der Verbleib<br />

in der beruflichen Tätigkeit führt.<br />

In einer retrolektiven Kohortenstudie<br />

2006 wurden n = 1772 Berufskrankheitenfälle<br />

betroffener Berufsfelder (Heilberuflich<br />

[GW]-, Landwirtschaftlich [LW]- <strong>und</strong> Backberuflich<br />

[NG]-Versicherte) der gewerbeärztlichen<br />

Dokumentation ermittelt <strong>und</strong><br />

mittels standardisierter Fragebögen die ges<strong>und</strong>heitliche<br />

<strong>und</strong> berufliche Entwicklung<br />

nach Abschluss des BK-Verfahrens <strong>und</strong><br />

vorliegender OAW/RP erhoben.<br />

Aus n = 470 anerkannten BK-Fällen<br />

rekrutierten sich n = 89 Versicherte (22 bis<br />

73 Jahre, 39,3 % w) in 24,7 % LW, 38,2 %<br />

NG, 18 % GW <strong>und</strong> 19,1 % andere Berufe.<br />

36,4 % der LW, 88,2 % NG <strong>und</strong> 56,3 % der<br />

GW waren nicht mehr im ehemaligen Beruf<br />

tätig. 20,2 % der LW berichteten häufiger<br />

über OAW/RP als NG (15,7 %) <strong>und</strong><br />

GW (6,7 %). 78,5 % im Beruf verbliebener<br />

LW gaben unverändert OAW-Beschwerden<br />

trotz Berufswechsel an. Bei NG- (63,3 %)<br />

<strong>und</strong> GW- (88,9 %) Beschäftigten wurden<br />

nach Berufsaufgabe geringere OAW-Symptome<br />

angegeben. Bei 40–60 % der im Beruf<br />

Verbliebenen LW, NG <strong>und</strong> GW hat sich die<br />

Medikamentendosierung seit Beginn einer<br />

OAW erhöht. LW <strong>und</strong> NG gaben mehrheitlich<br />

an, dass Allergien gegen ubiqitäre<br />

Inhalationsallergene (UI) erst während der<br />

beruflichen Tätigkeit diagnostiziert wurden.<br />

<strong>Arbeitsmedizin</strong>ische Vorsorgeuntersuchungen<br />

vor Auftreten ges<strong>und</strong>heitlicher<br />

Beschwerden seien bei LW in 18,2 %, NG<br />

50 % <strong>und</strong> GW in 62,5 % Fällen erfolgt.<br />

Im landwirtschaftlichen Bereich scheint<br />

im Gegensatz zu NG <strong>und</strong> GW die Tätigkeitsaufgabe<br />

geringen Einfluss auf den Verlauf<br />

manifester OAW zu haben. Sensibilisierungen<br />

gegen UI sind bei LW <strong>und</strong> NG überwiegend<br />

nach beruflicher Sensibilisierung hinzugetreten.<br />

Tendenziell sind Rückschlüsse<br />

auf OAW-Besserungen durch geringere Medikamentendosierung<br />

bei NG <strong>und</strong> GW Beschäftigten<br />

nach Berufsaufgabe erkennbar.<br />

V16<br />

Nachweis akuter adverser Atemwegseffekte<br />

bei Schweißern im<br />

Atemkondensat<br />

Alice Müller-Lux1 , Thomas Schettgen1 , Monika Gube1 ,<br />

Karl Holzinger2 , Thomas Kraus1 1 2 Institut <strong>für</strong> Arbeits- <strong>und</strong> Sozialmedizin, RWTH Aachen, Institut<br />

<strong>für</strong> Schweißtechnik <strong>und</strong> Fügetechnik, RWTH Aachen

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