Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.v.

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20.08.2012 Aufrufe

102 DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG VORTRÄGE Das mittlere Alter der Busfahrer lag bei 44 Jahren (28–57 Jahre). Der mediane PUI vor Fahrtbeginn bzw. nach erfolgter Fahrt betrug 5,90 bzw. 5,66 mm/min, das 3. Quartil 6,20 bzw. 9,84 mm/min. Bei Betrachtung der Differenzen der PUI-Werte (nach Fahrt minus vor Fahrt) ergab sich ein Median von 0,25 und ein Wert von 2,1 mm/min für das 3. Quartil (p = 0,29, Wilcoxon-Test). Bei 5 Fahrern fanden sich PUI-Werte deutlich größer 9,80 mm/min und somit außerhalb des Normwertbereiches (95 % Konfidenzintervall 2,07–9,80 [mm/min] nach Wilhelm et al. 2001): bei einem Fahrer nur vor der Fahrt, bei einem Fahrer sowohl vor als auch nach der Fahrt und bei 3 Fahrern nur nach erfolgter Fahrt. Bei 5 der untersuchten Busfahrer wurden deutlich erhöhte PUI-Werte als Hinweis für ein niedriges zentralnervöses Aktivierungsniveau festgestellt. Ob diese Fahrer während der Fahrt vermehrt schläfrig waren, soll durch die Auswertung von Videoaufnahmen geprüft werden. Danksagung. Die Studie wurde von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin in Berlin gefördert. V9 Objektivierung von Tagesschläfrigkeit bei 50- bis 65-jährigen Beschäftigten im Verwaltungsbereich Barbara Wilhelm1 , Till Brummund1 , Wilhelm Durst1 , Gerhard Otto2 1Kompetenzbereich II, Steinbeis-Transferzentrum Biomedizinische Optik und Funktionsprüfung, Tübingen, 2Referat 742Arbeitsmedizin, Arbeitssicherheitsorganisation, Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, München Schläfrigkeit am Arbeitsplatz stellt in allen Arbeitsbereichen eine Quelle für Fehlverhalten, Fehlleistungen und Unfallrisiken dar. Mit objektiven Schläfrigkeitsmessungen im Arbeitsalltag und subjektiven Skalen sollte in der vorliegenden Untersuchung eine Aussage zur Tagesschläfrigkeit bei Beschäftigten im Verwaltungsbereich gewonnen werden. Ziele waren sowohl eine Bestandsaufnahme altersabhängiger Grundschläfrigkeit bei beiden Geschlechtern sowie die Untersuchung von Ermüdungseffekten durch den Arbeitstag. Aufgenommen wurden gesunde Personen zwischen 50 und 65 Jahren, frei von sedierenden oder stimulierenden Medikamenten. Koffein und Nikotin waren am Messtag freigestellt, Alkoholkonsum untersagt. Es kam der Pupillographische Schläfrigkeitstest (PST, AMTech, Weinheim; Aus- Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007 werteparameter: lnPUI) zur Anwendung sowie eine visuelle Analogskala Wachheit (VAS) und die Karolinska Schläfrigkeitsskala (KSS). Jede/r Teilnehmer/in wurde zweimal am gleichen Tag gemessen: in den ersten beiden (V1) und den letzten beiden Stunden (V2) eines Arbeitstages. Die 90 Probanden (25 Frauen, 65 Männer) waren im Mittel 56 Jahre (SD 3,9) alt mit einem mittleren BMI von 25 kg/m 2 . In der Nacht vor der Messung hatten die Probanden durchschnittlich 6,5 Stunden geschlafen (Minimum 3,5 h; Maximum 8,5 h). Der lnPUI hing in der untersuchten Gruppe weder vom Alter (Korrelation nach Spearman V1: r = 0,02, p = 0,845, V2: r = –0,03, p = 0,712) noch vom Geschlecht ab (Wilcoxon-Test für gemittelte lnPUI-Werte aus V1 und V2; p = 0,30). Wir fanden keinen Ermüdungseffekt durch den Arbeitstag im Sinne eines signifikant höheren lnPUI bei der zweiten Messung (Median V1 = 1,58, Median V2 = 1,69, p = 0,586). Subjektiv wurden nachmittags signifikant müdere Werte angegeben als morgens. Die fehlende Abhängigkeit der objektiven Messergebnisse (PST) von Alter und Geschlecht deckt sich mit den Resultaten einer früheren PST-Studie. In einer PST- Studie bei Tagschichtarbeitern im Tunnelbau wurden deutliche Unterschiede durch Arbeitsabläufe und massive Tagesschläfrigkeit nach 8-stündiger Tätigkeit gezeigt. Dagegen fand sich bei den hier Untersuchten im Verwaltungsbereich keine Zunahme der Schläfrigkeitswerte durch den Arbeitstag. V10 Einfluss von Alter und Geschlecht auf die Schlaf- und Lebensqualität 50- bis 65-jähriger Beschäftigter im Verwaltungsbereich Wilhelm Durst1 , Till Brummund1 , Barbara Wilhelm1 , Gerhard Otto2 1Kompetenzbereich II, Steinbeis-Transferzentrum Biomedizinische Optik und Funktionsprüfung, Tübingen, 2Referat 742 Arbeitsmedizin, Arbeitssicherheitsorganisation, Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, München Zwar erfährt der Nachtschlaf mit dem Lebensalter unstrittig strukturelle Veränderungen, jedoch wird deren Relevanz für die Tagesbefindlichkeit unterschiedlich eingeschätzt. Die Auswirkungen von Alter bzw. Geschlecht auf Schlaf- und Lebensqualität sollten im Rahmen einer Studie untersucht werden, die das Gesundheitsprofil einer von den Rahmenbedingungen homogenen Gruppe in einem öffentlichen Verwaltungsbereich zum Gegenstand hatte. Männer und Frauen im Alter zwischen 50 und 65 Jahren, die keine Medikamente mit Effekten auf die zentralnervöse Aktivierung einnahmen, konnten an der Studie teilnehmen. Jede/r Teilnehmer/in füllte folgende Fragebögen zur Schlaf- und Lebensqualität sowie zum Chronotyp aus: Pittsburgh-Sleep-Quality (PSQI), Horne-Östberg (D-MEQ), Mezzich-Cohen (QOL). Geschlechtsspezifische Unterschiede wurden mit dem Wilcoxon-Test geprüft, Korrelationen des Alters mit den Variablen der Fragebögen wurden nach Spearman berechnet. Die befragten 25 Frauen und 65 Männer waren im Mittel 56 Jahre (SD 3,9) alt. In der Gesamtgruppe betrug der QOL- Score im Mittel 78,6, der D-MEQ-Score 59,1 und der PSQI 4,92. Es konnte keine Korrelation des Alters mit den Variablen der drei Fragebögen nachgewiesen werden (PSQI, r = 0,04, p = 0,67; QOL, r = –0,02, p = 0,80; DMEQ, r = 0,14, p = 0,17). Der PSQI lag bei Frauen (Median 6) höher als bei den Männern (Median 4; p = 0,013). Hierzu trugen vor allem die subjektive Schlafqualität sowie die Schlaflatenz bei. Die Lebensqualität nach Mezzich und Cohen stuften Männer (Median 81) tendenziell höher ein als Frauen, wobei das Signifikanzniveau nicht erreicht wurde (Median 77; p = 0,068). Für den Chronotyp anhand des D-MEQ konnte kein Unterschied nachgewiesen werden (Median Männer 62, Median Frauen 53,5; p = 0,182). Die untersuchte Gesamtgruppe von älteren Arbeitnehmern beiderlei Geschlechts wies im Vergleich zu Literaturergebnissen eine gute Schlaf- und Lebensqualität auf. Auffallend ist der deutliche Unterschied zwischen Männern und Frauen hinsichtlich der Schlafqualität zu Ungunsten der Frauen, der auf die Notwendigkeit gezielter Maßnahmen (z. B. Gesundheitsbildung bzgl. Schlafhygiene) hinweist. V11 Nächtliches Aufwachen durch Straßen- und Schienenverkehrslärm Anke Marks1 , Barbara Griefahn1 , Christa Künemund1 , Mathias Basner2 1Institut für Arbeitsphysiologie, Universität Dortmund, 2Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Köln Schlafstörungen werden zunehmend durch Verkehrslärm verursacht, der in den kommenden Jahren weiter ansteigen wird. Aufwachreaktionen stellen die stärkste Form der Aktivierung dar, die schließlich zu strukturellen Änderungen des Schlafes führen. Die Wahrscheinlichkeit, durch

Straßen- oder Schienenverkehrslärm aufzuwachen, und die Bedeutung möglicher Einflussfaktoren wurde experimentell untersucht. Wegen des vermuteten hohen Störpotenzials tiefer Frequenzen wurden Szenarien mit Originalgeräuschen und mit Geräuschen appliziert, bei denen die tiefen Frequenzen gedämpft waren. Sechzehn Personen (19–28 Jahre) schliefen je 9 Nächte in zwei aufeinander folgenden Wochen im Labor. Je 8 Probanden waren dem Schienen- bzw. Straßenverkehrslärm ausgesetzt. In jeder Woche gab es in permutierter Folge eine Ruhenacht (28 dB(A) Rosa Rauschen) und 3 Lärmnächte, in denen Verkehrsgeräusche mit in 3 Kategorien unterteilten Maximalpegeln appliziert wurden (LAmax: 45–65, 51–71, 58–77 dB). Je eine Woche lang wurden die Originalgeräusche bzw. die entsprechenden, im Bereich bis 250 Hz um 12 dB gedämpften Geräusche dargeboten. In allen Nächten wurde das Polysomnogramm (2 EEG, 2 EOG, 1 EMG) kontinuierlich aufgezeichnet. Insgesamt gingen 8329 Straßen- und 6260 Schienenverkehrsgeräusche in die logistische Regressionsanalyse mit ein. Schienenverkehrslärm verursachte mit 9,2 % mehr Aufwachreaktionen als Straßenverkehrslärm (7 %). Von den physikalischen Parametern hatten der Maximalpegel, die Dauer der Geräusche, die Pegelanstiegszeit sowie das jeweils vorausgehende lärmfreie Intervall einen signifikant moderierenden Effekt auf die Aufwachwahrscheinlichkeit, während die Filterung tiefer Frequenzen keinen Einfluss hatte. Die Lärmempfindlichkeit als individueller Faktor beeinflusste das Aufwachen nicht, während sich situative Parameter (verstrichene Schlafzeit, vorher Tief- oder REM-Schlaf) als bedeutsam erwiesen. Durch den nächtlichen Verkehrslärm werden intermittierte Aufwachreaktionen hervorgerufen, die von den physikalischen Parametern der Geräusche sowie von der Schlaftiefe zum Zeitpunkt der Stimulation bei der Exposition abhängen. Diese lärmbedingten Veränderungen der Schlafstruktur führen häufig zu Beeinträchtigungen der physischen und mentalen Erholung. V12 VORTRÄGE Cortisolproduktion nach lichtinduzierter Verschiebung der Phasenlage Barbara Griefahn Institut für Arbeitsphysiologie, Universität Dortmund Im Fokus stand die Frage der Cortisolproduktion nach einer durch Lichtbehandlung erzielten Verschiebung der zirkadianen Phasenlage. In einer 40 Stunden dauernden Pilotstudie wurden 32 gesunde junge Männer individuell in der Zeit, in der ihre jeweilige Melatoninsynthese ansteigt, 4 Stunden lang mit hellem Licht (1500 lux) behandelt, um in der folgenden Nacht eine Verschiebung der Hormonproduktion zu erzielen. In der Hauptstudie leisteten 16 gesunde junge Männer zunächst drei aufeinander folgende Tagschichten (14–22 Uhr), in der folgenden Woche drei aufeinander folgende Nachtschichten (22–6 Uhr), in denen die Anpassung durch helles Licht beschleunigt wurde. Im Anschluss an die Tag- und an die Nachtschichtperiode absolvierten sie je eine Constant Routine zur Bestimmung ihrer Phasenlage (15/24 h Bettruhe, 30 lux, 20 °C, isokalorische Diät). Dazu wurde zu jeder vollen Stunde eine Speichelprobe genommen, aus der die Melatonin- und die Cortisolkonzentrationen ermittelt wurden. Alle Probanden hatten einen Fragebogen zur subjektiven Phasenlage ausgefüllt. Jeweils ein Drittel der Probanden gehörten dem Morgen-, dem Neutral- bzw. dem Abendtyp an. Aus jedem einzelnen Cortisolprofil wurden Beginn und Ende der Cortisolruhephase bestimmt (Zeitpunkte, zu denen 50 % des über 24 Stunden errechneten Mittelwerts über- bzw. unterschritten werden). Gemittelt über alle Probanden setzte diese Ruhephase verzögert ein und war verlängert. Sowohl in der Pilotstudie als auch im Hauptversuch korrelierte diese Änderung mit der individuellen Phasenlage, wobei die Dauer der Ruhephase bei morgenorientierten Personen verkürzt und bei Abendtypen verlängert war. Darüber hinaus war die Cortisolproduktion in der Pilotstudie bei den Morgentypen insgesamt erhöht. DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG Groß angelegte epidemiologische Untersuchungen ergaben einerseits einen Zusammenhang zwischen der Höhe der Cortisolproduktion und kardiovaskulären Erkrankungen und andererseits ein gehäuftes Auftreten dieser Erkrankungen bei langjährigen Schichtarbeitern. Aus den hier ermittelten Befunden lässt sich die Hypothese ableiten, dass bei morgenorientierten Personen ein erhöhtes Risiko besteht, bei langfristig wiederholter Nachtarbeit kardiovaskuläre Erkrankungen zu entwickeln. Atemwege, Allergien, Stäube II V13 Einsatz von nichtinvasiven Methoden zur Erfassung der irritativen Wirkung von Dämpfen aus Bitumen auf die Atemwege Monika Raulf-Heimsoth1 , Beate Pesch1 , Rainer Bramer1 , Anne Spickenheuer1 , Richard Rumler2 , Dieter Höber3 , Rolf Merget1 , Thomas Brüning1 1Institut der Ruhr-Universität Bochum, Berufsgenossenschaftliches Forschungsinstitut für Arbeitsmedizin (BGFA), Bochum, 2Arbeitsmedizinischer Dienst, BG BAU, Höchberg, 3BG Bau, Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft, Frankfurt am Main Der Einsatz von nichtinvasiven Methoden wie die Gewinnung von induziertem Sputum und die Nasallavageflüssigkeit ermöglicht die Erfassung von Veränderungen an den oberen und unteren Atemwegen. Die irritativen Effekte von Dämpfen aus Bitumen sollten daher in einer Cross-shift- Studie mit Hilfe dieser Methoden näher untersucht werden. Dazu wurden 202 Beschäftigte, die Bitumen heiß verarbeiteten, und eine Referenzgruppe von 55 Arbeitern mit vergleichbarem Tätigkeitsprofil vor und nach Schicht (cross-shift) untersucht. Ein tätigkeits- und krankheitsbezogener Fragebogen wurde eingesetzt und Spirometrie, Nasallavage- (NAL)- und Sputum-Untersuchungen durchgeführt. Während der Schicht erfolg- Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007 103

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Das mittlere Alter der Busfahrer lag<br />

bei 44 Jahren (28–57 Jahre). Der mediane<br />

PUI vor Fahrtbeginn bzw. nach erfolgter<br />

Fahrt betrug 5,90 bzw. 5,66 mm/min, das<br />

3. Quartil 6,20 bzw. 9,84 mm/min. Bei Betrachtung<br />

der Differenzen der PUI-Werte<br />

(nach Fahrt minus vor Fahrt) ergab sich<br />

ein Median von 0,25 <strong>und</strong> ein Wert von<br />

2,1 mm/min <strong>für</strong> das 3. Quartil (p = 0,29,<br />

Wilcoxon-Test). Bei 5 Fahrern fanden sich<br />

PUI-Werte deutlich größer 9,80 mm/min<br />

<strong>und</strong> somit außerhalb des Normwertbereiches<br />

(95 % Konfidenzintervall 2,07–9,80<br />

[mm/min] nach Wilhelm et al. 2001): bei<br />

einem Fahrer nur vor der Fahrt, bei einem<br />

Fahrer sowohl vor als auch nach der Fahrt<br />

<strong>und</strong> bei 3 Fahrern nur nach erfolgter Fahrt.<br />

Bei 5 der untersuchten Busfahrer wurden<br />

deutlich erhöhte PUI-Werte als Hinweis<br />

<strong>für</strong> ein niedriges zentralnervöses Aktivierungsniveau<br />

festgestellt. Ob diese Fahrer<br />

während der Fahrt vermehrt schläfrig waren,<br />

soll durch die Auswertung von Videoaufnahmen<br />

geprüft werden.<br />

Danksagung. Die Studie wurde von der<br />

B<strong>und</strong>esanstalt <strong>für</strong> Arbeitsschutz <strong>und</strong> <strong>Arbeitsmedizin</strong><br />

in Berlin gefördert.<br />

V9<br />

Objektivierung von Tagesschläfrigkeit<br />

bei 50- bis 65-jährigen Beschäftigten<br />

im Verwaltungsbereich<br />

Barbara Wilhelm1 , Till Brumm<strong>und</strong>1 , Wilhelm Durst1 ,<br />

Gerhard Otto2 1Kompetenzbereich II, Steinbeis-Transferzentrum Biomedizinische<br />

Optik <strong>und</strong> Funktionsprüfung, Tübingen, 2Referat 742<strong>Arbeitsmedizin</strong>, Arbeitssicherheitsorganisation, Bayerisches<br />

Staatsministerium <strong>für</strong> Umwelt, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />

Verbraucherschutz, München<br />

Schläfrigkeit am Arbeitsplatz stellt in allen<br />

Arbeitsbereichen eine Quelle <strong>für</strong> Fehlverhalten,<br />

Fehlleistungen <strong>und</strong> Unfallrisiken<br />

dar. Mit objektiven Schläfrigkeitsmessungen<br />

im Arbeitsalltag <strong>und</strong> subjektiven Skalen<br />

sollte in der vorliegenden Untersuchung<br />

eine Aussage zur Tagesschläfrigkeit bei<br />

Beschäftigten im Verwaltungsbereich gewonnen<br />

werden. Ziele waren sowohl eine<br />

Bestandsaufnahme altersabhängiger Gr<strong>und</strong>schläfrigkeit<br />

bei beiden Geschlechtern sowie<br />

die Untersuchung von Ermüdungseffekten<br />

durch den Arbeitstag.<br />

Aufgenommen wurden ges<strong>und</strong>e Personen<br />

zwischen 50 <strong>und</strong> 65 Jahren, frei von<br />

sedierenden oder stimulierenden Medikamenten.<br />

Koffein <strong>und</strong> Nikotin waren am<br />

Messtag freigestellt, Alkoholkonsum untersagt.<br />

Es kam der Pupillographische Schläfrigkeitstest<br />

(PST, AMTech, Weinheim; Aus-<br />

Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007<br />

werteparameter: lnPUI) zur Anwendung<br />

sowie eine visuelle Analogskala Wachheit<br />

(VAS) <strong>und</strong> die Karolinska Schläfrigkeitsskala<br />

(KSS). Jede/r Teilnehmer/in wurde<br />

zweimal am gleichen Tag gemessen: in den<br />

ersten beiden (V1) <strong>und</strong> den letzten beiden<br />

St<strong>und</strong>en (V2) eines Arbeitstages.<br />

Die 90 Probanden (25 Frauen, 65 Männer)<br />

waren im Mittel 56 Jahre (SD 3,9) alt<br />

mit einem mittleren BMI von 25 kg/m 2 . In<br />

der Nacht vor der Messung hatten die Probanden<br />

durchschnittlich 6,5 St<strong>und</strong>en geschlafen<br />

(Minimum 3,5 h; Maximum 8,5 h).<br />

Der lnPUI hing in der untersuchten Gruppe<br />

weder vom Alter (Korrelation nach Spearman<br />

V1: r = 0,02, p = 0,845, V2: r = –0,03,<br />

p = 0,712) noch vom Geschlecht ab (Wilcoxon-Test<br />

<strong>für</strong> gemittelte lnPUI-Werte aus<br />

V1 <strong>und</strong> V2; p = 0,30). Wir fanden keinen<br />

Ermüdungseffekt durch den Arbeitstag im<br />

Sinne eines signifikant höheren lnPUI bei<br />

der zweiten Messung (Median V1 = 1,58,<br />

Median V2 = 1,69, p = 0,586). Subjektiv<br />

wurden nachmittags signifikant müdere<br />

Werte angegeben als morgens.<br />

Die fehlende Abhängigkeit der objektiven<br />

Messergebnisse (PST) von Alter <strong>und</strong><br />

Geschlecht deckt sich mit den Resultaten<br />

einer früheren PST-Studie. In einer PST-<br />

Studie bei Tagschichtarbeitern im Tunnelbau<br />

wurden deutliche Unterschiede durch<br />

Arbeitsabläufe <strong>und</strong> massive Tagesschläfrigkeit<br />

nach 8-stündiger Tätigkeit gezeigt. Dagegen<br />

fand sich bei den hier Untersuchten<br />

im Verwaltungsbereich keine Zunahme der<br />

Schläfrigkeitswerte durch den Arbeitstag.<br />

V10<br />

Einfluss von Alter <strong>und</strong> Geschlecht<br />

auf die Schlaf- <strong>und</strong> Lebensqualität<br />

50- bis 65-jähriger Beschäftigter im Verwaltungsbereich<br />

Wilhelm Durst1 , Till Brumm<strong>und</strong>1 , Barbara Wilhelm1 ,<br />

Gerhard Otto2 1Kompetenzbereich II, Steinbeis-Transferzentrum Biomedizinische<br />

Optik <strong>und</strong> Funktionsprüfung, Tübingen, 2Referat 742 <strong>Arbeitsmedizin</strong>, Arbeitssicherheitsorganisation, Bayerisches<br />

Staatsministerium <strong>für</strong> Umwelt, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />

Verbraucherschutz, München<br />

Zwar erfährt der Nachtschlaf mit dem<br />

Lebensalter unstrittig strukturelle Veränderungen,<br />

jedoch wird deren Relevanz <strong>für</strong> die<br />

Tagesbefindlichkeit unterschiedlich eingeschätzt.<br />

Die Auswirkungen von Alter bzw.<br />

Geschlecht auf Schlaf- <strong>und</strong> Lebensqualität<br />

sollten im Rahmen einer Studie untersucht<br />

werden, die das Ges<strong>und</strong>heitsprofil einer<br />

von den Rahmenbedingungen homogenen<br />

Gruppe in einem öffentlichen Verwaltungsbereich<br />

zum Gegenstand hatte.<br />

Männer <strong>und</strong> Frauen im Alter zwischen<br />

50 <strong>und</strong> 65 Jahren, die keine Medikamente<br />

mit Effekten auf die zentralnervöse Aktivierung<br />

einnahmen, konnten an der Studie<br />

teilnehmen. Jede/r Teilnehmer/in füllte folgende<br />

Fragebögen zur Schlaf- <strong>und</strong> Lebensqualität<br />

sowie zum Chronotyp aus: Pittsburgh-Sleep-Quality<br />

(PSQI), Horne-Östberg<br />

(D-MEQ), Mezzich-Cohen (QOL).<br />

Geschlechtsspezifische Unterschiede wurden<br />

mit dem Wilcoxon-Test geprüft, Korrelationen<br />

des Alters mit den Variablen der Fragebögen<br />

wurden nach Spearman berechnet.<br />

Die befragten 25 Frauen <strong>und</strong> 65 Männer<br />

waren im Mittel 56 Jahre (SD 3,9) alt.<br />

In der Gesamtgruppe betrug der QOL-<br />

Score im Mittel 78,6, der D-MEQ-Score<br />

59,1 <strong>und</strong> der PSQI 4,92. Es konnte keine<br />

Korrelation des Alters mit den Variablen<br />

der drei Fragebögen nachgewiesen werden<br />

(PSQI, r = 0,04, p = 0,67; QOL, r = –0,02,<br />

p = 0,80; DMEQ, r = 0,14, p = 0,17). Der<br />

PSQI lag bei Frauen (Median 6) höher als<br />

bei den Männern (Median 4; p = 0,013).<br />

Hierzu trugen vor allem die subjektive<br />

Schlafqualität sowie die Schlaflatenz bei.<br />

Die Lebensqualität nach Mezzich <strong>und</strong> Cohen<br />

stuften Männer (Median 81) tendenziell<br />

höher ein als Frauen, wobei das Signifikanzniveau<br />

nicht erreicht wurde (Median<br />

77; p = 0,068). Für den Chronotyp anhand<br />

des D-MEQ konnte kein Unterschied<br />

nachgewiesen werden (Median Männer 62,<br />

Median Frauen 53,5; p = 0,182).<br />

Die untersuchte Gesamtgruppe von älteren<br />

Arbeitnehmern beiderlei Geschlechts<br />

wies im Vergleich zu Literaturergebnissen<br />

eine gute Schlaf- <strong>und</strong> Lebensqualität auf.<br />

Auffallend ist der deutliche Unterschied<br />

zwischen Männern <strong>und</strong> Frauen hinsichtlich<br />

der Schlafqualität zu Ungunsten der<br />

Frauen, der auf die Notwendigkeit gezielter<br />

Maßnahmen (z. B. Ges<strong>und</strong>heitsbildung<br />

bzgl. Schlafhygiene) hinweist.<br />

V11<br />

Nächtliches Aufwachen durch Straßen-<br />

<strong>und</strong> Schienenverkehrslärm<br />

Anke Marks1 , Barbara Griefahn1 , Christa Künem<strong>und</strong>1 ,<br />

Mathias Basner2 1Institut <strong>für</strong> Arbeitsphysiologie, Universität Dortm<strong>und</strong>,<br />

2Institut <strong>für</strong> Luft- <strong>und</strong> Raumfahrtmedizin, <strong>Deutsche</strong>s Zentrum<br />

<strong>für</strong> Luft- <strong>und</strong> Raumfahrt, Köln<br />

Schlafstörungen werden zunehmend durch<br />

Verkehrslärm verursacht, der in den kommenden<br />

Jahren weiter ansteigen wird.<br />

Aufwachreaktionen stellen die stärkste<br />

Form der Aktivierung dar, die schließlich<br />

zu strukturellen Änderungen des Schlafes<br />

führen. Die Wahrscheinlichkeit, durch

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