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Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.v.

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Atemwege, Allergien, Stäube I<br />

V1<br />

Staubbelastungen in Mühlen zur Futtermittelherstellung<br />

Stephan W. Weiler1 , Julia Ehbrecht1 , Ina Köhler2 , Matteo<br />

Riccò3 , Barbara Kalsdorf4 , Peter Zabel4 , Richard Kessel1 ,<br />

Anke van Mark1 1Institut <strong>für</strong> <strong>Arbeitsmedizin</strong>, UK-SH, Campus Lübeck, Lübeck,<br />

2Außenstelle Itzehoe, Landesamt <strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong><br />

Arbeitssicherheit, Itzehoe, 3Department of Clinical Medicine,<br />

Nephrology and Health Sciences, Parma University, Parma<br />

Arbeitnehmer in Getreidemühlen sind teilweise<br />

einer erheblichen Belastung durch<br />

potenzielle Allergene in organischen Stäuben<br />

ausgesetzt. Nach der Absenkung des<br />

allgemeinen Staubgrenzwertes 2004 sollte<br />

untersucht werden, ob diese Grenzwerte<br />

in Mühlenbetrieben eingehalten werden<br />

<strong>und</strong> ob dort Beschäftigte vermehrt unter<br />

allergischen Erkrankungen leiden.<br />

Wir untersuchten bei 85 Beschäftigten<br />

in 8 Mühlen <strong>und</strong> einem Vergleichsbetrieb<br />

die Belastungen durch E- <strong>und</strong> A-Staub,<br />

bestehende Sensibilisierungen <strong>und</strong> allergietypische<br />

klinische Symtomatik mittels Anamnese,<br />

klinisch-körperlicher Untersuchung,<br />

Prick-Testung <strong>und</strong> Spirometrie vor <strong>und</strong><br />

nach einer Schicht. Blutbild- <strong>und</strong> serologische<br />

Bestimmungen sollten zudem die Frage<br />

klären, ob es expositionsbedingt zu einer<br />

Blutbildveränderung wie z. B. bei einer<br />

exogen allergischen Alveolitis bzw. der Modulation<br />

der Ausprägung immunpathophysiologisch<br />

bedeutsamer Rezeptoren<br />

(TLR-2, TLR-4) kommt.<br />

29 der Untersuchten wurden Verwaltungsbereichen,<br />

57 Produktionsbereichen<br />

(davon 17 im Vergleichsbetrieb) zugeordnet.<br />

Die biometrischen Daten weichen weder<br />

zwischen Kontroll- <strong>und</strong> Mühlenbetrieben<br />

noch zwischen Produktions- <strong>und</strong> Verwaltungsbereichen<br />

wesentlich voneinander<br />

ab. Die aktuellen Staubgrenzwerte wurden<br />

im Schichtmittel sowohl <strong>für</strong> E- als auch <strong>für</strong><br />

VORTRÄGE<br />

<strong>Deutsche</strong> <strong>Gesellschaft</strong> <strong>für</strong> <strong>Arbeitsmedizin</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Umweltmedizin</strong> e.V. (DGAUM)<br />

– 47. Jahrestagung –<br />

Vorträge<br />

A-Staub eingehalten, wobei jedoch einzelne<br />

Arbeitsschritte mit stark erhöhten Expositionen<br />

zu identifizieren waren. Anamnestisch<br />

<strong>und</strong> klinisch fanden sich keine Hinweise<br />

<strong>für</strong> ein vermehrtes Bestehen allergischer<br />

Erkrankungen im Müllerkollektiv.<br />

Die Lungenfunktionsparameter unterscheiden<br />

sich zwischen Müllern <strong>und</strong> anderen<br />

mit einer Vitalkapazität von 4,8 l bzw.<br />

4,6 l <strong>und</strong> einer relativen Einsek<strong>und</strong>enkapazität<br />

von 80 bzw. 84 % nicht signifikant.<br />

Die Expression von TLR-2 <strong>und</strong> TLR-4<br />

verändert sich im Schichtverlauf nicht signifikant,<br />

was <strong>für</strong> eine niedrige Endotoxin-<br />

Exposition durch den Staub oder eine Toleranzentwicklung<br />

der Exponierten sprechen<br />

kann.<br />

Unsere Ergebnisse sprechen gegen eine<br />

besondere Gefährdung von Mühlenarbeitern<br />

durch die Inhalation von Getreidestäuben.<br />

Bei einzelnen Arbeitsschritten sind<br />

aktuelle Grenzwerte nicht sicher eingehalten<br />

<strong>und</strong> legen meist verhaltens-, teilweise jedoch<br />

auch verhältnispräventive Maßnahmen<br />

nahe.<br />

V2<br />

Sensibilisierungsstatus gegen Umwelt-<br />

<strong>und</strong> Berufsallergene bei landwirtschaftlichen<br />

Berufsanfängern<br />

Regine Pabst1 , Dietrich Landmann2 , Robert Metzner1 ,<br />

Ernst Hallier1 , Astrid Rita Regina Heutelbeck1 1Abteilung Arbeits- <strong>und</strong> Sozialmedizin, Georg-August-<br />

Universität, Göttingen, 2LVA Echem<br />

Ein Berufsasthma gilt als eine der häufigsten<br />

Berufskrankheiten <strong>für</strong> Beschäftigte in<br />

der Landwirtschaft, wobei eine atopische<br />

Prädisposition einen relevanten Risikofaktor<br />

darstellt. Dies kann im Rahmen von<br />

Früherkennungsuntersuchungen <strong>und</strong> im<br />

Hinblick auf eine gezielte, risikobezogene<br />

Beratung zu Arbeitsschutzmaßnahmen<br />

genutzt werden. Ziel der Studie war die<br />

Untersuchung von landwirtschaftlichen<br />

Berufsanfängern im Hinblick auf IgE-ver-<br />

DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG<br />

mittelte Sensibilisierungen gegen Umwelt-<br />

<strong>und</strong> Berufsallergene.<br />

Den Auszubildenden im Blockunterricht<br />

„Rinderhaltung“ im dritten Lehrjahr<br />

wurde in der Lehr- <strong>und</strong> Versuchsanstalt <strong>für</strong><br />

Rinderhaltung in Echem (LVA Echem) die<br />

Teilnahme an einer Früherkennungsuntersuchung<br />

zur Abschätzung des persönlichen<br />

Allergierisikos angeboten. Dabei wurden<br />

anamnestisch bestehende Atemwegssymptome<br />

sowie die Ergebnisse eines serologischen<br />

Allergiescreenings erfasst.<br />

Im Schuljahr 2005/06 nahmen von den<br />

484 Auszubildenden 60 % (23 w, 266 m)<br />

im Alter von 17 bis 34 (Mittelwert 19,7,<br />

Median 19) Jahre an der Untersuchung teil;<br />

davon waren 202 (70 %) zu Beginn der Ausbildung<br />

unter 18 Jahre alt <strong>und</strong> somit nach<br />

Jugendarbeitsschutzgesetz untersucht worden.<br />

Bei 99 (34,3 %) zeigten sich spezifische<br />

IgE-Antikörper gegen Umweltallergene, bei<br />

34 (11,8 %) gegen Rind. Insgesamt war<br />

der Anteil der auffälligen Bef<strong>und</strong>e bei den<br />

Auszubildenden, die an einer Jugendarbeitsschutzuntersuchung<br />

teilgenommen hatten,<br />

ebenso hoch wie bei den übrigen.<br />

Ein Drittel der landwirtschaftlichen<br />

Auszubildenden wies Sensibilisierung gegen<br />

Inhalationsallergene der allgemeinen Umwelt<br />

auf <strong>und</strong> gilt somit als erhöht gefährdet,<br />

auch ein Berufsasthma zu entwickeln.<br />

Diesem Umstand muss durch verstärkten<br />

Arbeitsschutz Rechnung getragen werden.<br />

Um diese Jugendlichen schon vor Aufnahme<br />

der Ausbildung im Sinne der Primärprävention<br />

beraten zu können, sollte bei<br />

der Jugendarbeitsschutzuntersuchung eine<br />

der angestrebten Ausbildung angemessene<br />

Diagnostik durchgeführt werden, beispielsweise<br />

ein serologisches Allergiescreening bei<br />

Berufen mit erhöhter inhalativer Allergenbelastung.<br />

Um dies zukünftig gewährleistet<br />

zu sehen, empfehlen sich auch <strong>für</strong> die<br />

Jugendarbeitsschutzuntersuchung qualitätssichernde<br />

Maßnahmen beispielsweise analog<br />

den berufsgenossenschaftlichen Gr<strong>und</strong>sätzen.<br />

Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007 99

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