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Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.v.

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190<br />

DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG KOLLOQUIEN, SYMPOSIEN UND SEMINARE<br />

Symposium: Aids <strong>und</strong> Beruf<br />

S<br />

Aids <strong>und</strong> Beruf in Deutschland<br />

Sabine Beckmann 1 , Michael Krone 2 , Osamah Hamouda 3<br />

1 ILO Programme on HIV/AIDS and the World of Work, International<br />

Labour Office, Genf, 2 Koordination der EP LINK-UP,<br />

<strong>Deutsche</strong> AIDS-Hilfe e.V., Berlin, 3 Abteilung <strong>für</strong> Infektionsepidemiologie,<br />

Leiter des Fachgebiets HIV/AIDS <strong>und</strong> andere<br />

sexuell oder durch Blut übertragbare Infektionen, Robert<br />

Koch Institut, Berlin<br />

Mit der besseren Behandelbarkeit von HIV<br />

<strong>und</strong> Aids durch die antiretroviralen Kombinationstherapien<br />

hat sich die Lebenserwartung<br />

der mit dem HI-Virus infizierten<br />

Menschen erheblich erhöht. Die Zahl der<br />

Aids-Erkrankungen ist nach Angaben des<br />

Robert-Koch-Instituts gesunken: Wurden<br />

beispielsweise im Jahr 1994 noch 2032<br />

Aids-Fälle gemeldet, liegt die Zahl im Jahr<br />

2005 bei etwa 850. Die Inzidenz der HIV-<br />

Infektionen stieg in den letzten Jahren in<br />

den letzten Jahren leicht an <strong>und</strong> lag im Jahr<br />

2005 bei 2600 Fällen. Die Prävalenz der<br />

Menschen, die in Deutschland 2005 leben<br />

wird auf 49 000 beziffert.<br />

Mit der steigenden Lebenserwartung hat<br />

sich auch der Bedarf an Hilfe <strong>und</strong> Unterstützung<br />

<strong>für</strong> die betroffenen Menschen<br />

verändert. Stand in früheren Jahren die<br />

Versorgung <strong>für</strong> einen zeitlich verkürzten<br />

letzten Lebensabschnitt im Vordergr<strong>und</strong>,<br />

so rückt seit geraumer Zeit, trotz aller<br />

Problematiken, die die Krankheit nach wie<br />

vor mit sich bringt, eine aktive Perspektiv-<br />

<strong>und</strong> Zukunftsplanung in den Blickpunkt.<br />

Arbeit <strong>und</strong> Beschäftigung spielen in<br />

diesem Zusammenhang eine bedeutende<br />

Rolle.<br />

Menschen mit HIV <strong>und</strong> Aids treten<br />

somit, ähnlich wie auch Betroffene anderer<br />

chronischer Erkrankungen, bei denen medizinische<br />

Entwicklungen zu einer besseren<br />

Behandelbarkeit führen, in der Welt der<br />

Arbeit in Erscheinung, als Arbeitssuchende<br />

<strong>und</strong> dadurch als arbeitsmarktpolitisch relevante<br />

Gruppe, aber auch als im Erwerbsleben<br />

stehende, bei denen es darum geht,<br />

die Erwerbsfähigkeit so lange wie möglich<br />

zu erhalten <strong>und</strong> sie in die Betriebe zu integrieren.<br />

In dem Symposium soll aus verschiedenen<br />

Perspektiven ein Überblick über das<br />

Thema „Aids <strong>und</strong> Beruf in Deutschland“<br />

<strong>und</strong> dessen Relevanz <strong>für</strong> die <strong>Arbeitsmedizin</strong><br />

vermittelt werden. Am Beispiel der<br />

Infektionserkrankung Aids wird es darüber<br />

hinaus um den Umgang mit chronischen<br />

Erkrankungen <strong>und</strong> so genannten versteck-<br />

Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007<br />

ten Behinderungen („hidden disabilities“)<br />

am Arbeitsplatz gehen. Viele machen diese<br />

körperlichen Einschränkungen am Arbeitsplatz<br />

nicht bekannt. Das gilt insbesondere<br />

<strong>für</strong> Menschen mit HIV <strong>und</strong> Aids, die sich<br />

als Träger einer Infektionskrankheit am Arbeitsplatz<br />

in der Regel mit unbegründeten<br />

Berührungsängsten konfrontiert sehen. Dabei<br />

spricht einiges <strong>für</strong> die These: Je größer<br />

die Möglichkeit des offenen Umgangs mit<br />

einer Beeinträchtigung am Arbeitsplatz,<br />

desto größer die Identifikation mit dem<br />

Unternehmen <strong>und</strong> desto größer der Benefit<br />

<strong>für</strong> das Unternehmen. Zudem ließen sich<br />

Fehlzeiten durch psychische Belastungen,<br />

die durch das Verheimlichen entstehen<br />

können, eher vermeiden <strong>und</strong> die Arbeitsorganisation<br />

besser gestalten.<br />

Der Themenkomplex „Aids <strong>und</strong> Beruf<br />

in Deutschland“ soll aus folgenden Sichtweisen<br />

beleuchtet werden:<br />

� Epidemiologie der Infektionserkrankung<br />

(RKI)<br />

� HIV/Aids in Hoch- <strong>und</strong> Niedrigprävalenzländern<br />

– Leitlinien der International<br />

Labour Organisation (ILO)<br />

� Die betriebsärztliche Sicht: Das Thema<br />

HIV/AIDS in einem Großunternehmen<br />

� Maßnahmen <strong>und</strong> Strategien zur Erhöhung<br />

der Teilhabe von Menschen<br />

mit HIV <strong>und</strong> Aids am Erwerbsleben:<br />

Erfahrungen aus der Projektarbeit der<br />

EQUAL-Entwicklungspartnerschaft<br />

LINK-UP<br />

� Erfahrungsbericht aus einer HIV/Aids-<br />

Schwerpunktpraxis<br />

Symposium: <strong>Deutsche</strong> Wirbelsäulenstudie<br />

S<br />

<strong>Deutsche</strong> Wirbelsäulenstudie<br />

Ulrich Bolm-Audorff1 , Annekatrin Bergmann2 , Dirk Ditchen3<br />

, Rolf Ellegast3 , Gine Elsner4 , Oliver Geiss5 , Joachim<br />

Grifka7 , Johannes Haerting2 , Friedrich Hofmann6 , Matthias<br />

Jäger5 , Oliver Linhardt7 , Alwin Luttmann5 , Martina<br />

Michaelis8 , Matthias Nübling8 , Gabriela Petereit-Haack1 ,<br />

Barbara Schumann2 , Andreas Seidler9 1Landesgewerbearzt, Regierungspräsidium Darmstadt,<br />

Wiesbaden, 2Institut <strong>für</strong> medizinische Epidemiologie, Biometrie<br />

<strong>und</strong> Informatik, Martin-Luther-Universität Halle-<br />

3 Wittenberg, Halle/Saale, Referat Arbeitswissenschaft,<br />

physikalische Einwirkung, Berufsgenossenschaftliches Institut<br />

<strong>für</strong> Arbeitsschutz (BGIA), St. Augustin, 4Institut <strong>für</strong><br />

<strong>Arbeitsmedizin</strong>, Universitätsklinik Frankfurt, 5Institut <strong>für</strong><br />

Arbeitsphysiologie, Universität Dortm<strong>und</strong>, 6Arbeitsphysio logie, <strong>Arbeitsmedizin</strong> <strong>und</strong> Infektionsschutz, Abt. Sicherheits-<br />

technik, Bergische Universität Wuppertal, 7Orthopädische Klinik, Universität Regensburg, Bad Abbach, 8FFAS, Freiburger<br />

Forschungsstelle Arbeits- <strong>und</strong> Sozialmedizin, Freiburg,<br />

9B<strong>und</strong>esanstalt <strong>für</strong> Arbeitsschutz <strong>und</strong> <strong>Arbeitsmedizin</strong><br />

(BAuA), Berlin<br />

Ziel der Studie war die Untersuchung von<br />

Dosis-Wirkungs-Beziehungen bei der Berufskrankheit<br />

2108.<br />

Methoden: Populationsbezogene Fall-<br />

Kontroll-Studie bei 915 Patienten, die<br />

wegen Prolaps oder fortgeschrittener Chondrose<br />

der LWS stationär oder ambulant in<br />

einer Klinik oder Praxis im Einzugsbereich<br />

der Studienzentren Frankfurt/Main, Freiburg,<br />

Halle oder Regensburg behandelt<br />

wurden, sowie bei 901 Kontrollprobanden<br />

aus der Wohnbevölkerung derselben Regionen.<br />

Die Diagnosen der Fälle wurden<br />

nach den Kriterien der Konsensus-AG des<br />

Hauptverbandes der gewerblichen Berufsgenossenschaften<br />

zur BK 2108 überprüft.<br />

Bei allen Probanden wurde zunächst ein<br />

ca. einstündiges standardisiertes Interview<br />

zu beruflichen Belastungen durch Lastenhandhabung,<br />

Körperhaltung, Ganzkörperschwingungen<br />

<strong>und</strong> psychosoziale Einflussfaktoren,<br />

zu Belastungen durch Sport,<br />

Hobbys, Rauchen <strong>und</strong> zu Erkrankungen<br />

des Bewegungsapparates durchgeführt.<br />

Bei Probanden, die eine bestimmte Höhe<br />

beruflicher Belastungen überschritten, erfolgte<br />

ein ca. 2-stündiges Interview durch<br />

Experten der technischen Aufsichtsdienste<br />

(TAD) der gesetzlichen Unfallversicherung<br />

zu beruflichen Belastungen durch<br />

Lastenhandhabung, Körperhaltungen <strong>und</strong><br />

Ganzkörperschwingungen. Auf der Gr<strong>und</strong>lage<br />

der TAD-Ermittlung wurden biomechanische<br />

Kennwerte der LWS-Belastung<br />

nach dem MDD sowie 9 anderen, a priori<br />

definierten biomechanischen Modellen mit<br />

z. T. herabgesetzter Mindesteinwirkung bezüglich<br />

der lumbosakralen Druckkraft, der<br />

Rumpfvorneigung oder der Tagesdosis berechnet.<br />

Die Auswahl der am besten geeigneten<br />

Dosismodelle erfolgte mit dem Akaike<br />

Information Criterion.<br />

Es fand sich ein statistisch signifikanter<br />

Zusammenhang zwischen beruflichen<br />

Belastungen gemäß der biomechanischen<br />

Analyse sowie Prolaps <strong>und</strong> Chondrose bei<br />

Männern <strong>und</strong> Frauen. Es werden verschiedene<br />

Dosismodelle <strong>für</strong> Prolaps <strong>und</strong> Chondrose<br />

bei Männern <strong>und</strong> Frauen dargestellt<br />

<strong>und</strong> ihre Anpassung an die vorliegenden<br />

Daten bewertet. Dies gilt auch <strong>für</strong> das<br />

MDD.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Ergebnisse der Studie<br />

wird voraussichtlich das MDD zu überarbeiten<br />

<strong>und</strong> durch ein besser anpassendes<br />

Dosismodell zu ersetzen sein.

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