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Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin e.v.

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184<br />

DGAUM – 47. JAHRESTAGUNG KOLLOQUIEN, SYMPOSIEN UND SEMINARE<br />

Die objektive Expositionsermittlung<br />

von Wirbelsäulenbelastungen <strong>und</strong> deren<br />

Auswertung mit Hilfe des OMEGA-<br />

Datenbanksystems stellt ein wichtiges Instrument<br />

sowohl <strong>für</strong> die Prävention als auch<br />

<strong>für</strong> die einheitliche Bewertung in BK-Feststellungsverfahren<br />

dar. Die hierdurch gewonnenen<br />

Belastungskataster könnten zukünftig<br />

auch in epidemiologischen Untersuchungen<br />

genutzt werden.<br />

K<br />

Prävention von Wirbelsäulenerkrankungen<br />

– Vorgehen in der betriebsärztlichen<br />

Praxis<br />

Michael Spallek<br />

Ges<strong>und</strong>heitsschutz, Volkswagen Nutzfahrzeuge, Hannover<br />

<strong>Arbeitsmedizin</strong>er werden besonders häufig<br />

mit Fragen zur Belastbarkeit des Stütz- <strong>und</strong><br />

Bewegungsapparates im Allgemeinen <strong>und</strong><br />

der Wirbelsäule im Besonderen konfrontiert.<br />

Diese Beurteilungsnotwendigkeit erfolgt<br />

nicht nur bei akuten Beschwerden<br />

oder Schmerzen, sondern vor allem bei<br />

tätigkeitsbezogenen Problemen am Arbeitsplatz,<br />

bei arbeitsmedizinischen Begutachtungen<br />

zur Einsatzmöglichkeit wegen<br />

chronischer Erkrankungen oder nach Operationen<br />

wie auch im Rahmen arbeitsmedizinischer<br />

Vorsorgeuntersuchungen. Im<br />

beruflichen Alltag spiegelt sich daher seit<br />

einigen Jahren die besondere epidemiologische<br />

Situation sowie die sozioökonomische<br />

Bedeutung der „Volkskrankheit Rückenbeschwerden“<br />

deutlich wieder.<br />

Für zielführende Präventionsaktivitäten<br />

ist ein ineinander greifendes modulares Vorgehen<br />

notwendig. Neben der unabdingbar<br />

erforderlichen Kenntnis der Gefährdungsbeurteilungsdaten<br />

zu Belastungen <strong>und</strong> Beanspruchungen<br />

am aktuellen Arbeitsplatz<br />

sowie der Berücksichtigung evtl. vorhandener<br />

medizinischer Vorbef<strong>und</strong>e ist <strong>für</strong> eine<br />

zielgerichtete Prävention eine möglichst<br />

gezielte Anamnese <strong>und</strong> eine funktionsbezogene<br />

ärztliche körperliche Untersuchungen<br />

notwendig. Für die Bewertung sind in erster<br />

Linie individuelle funktionelle Störungen<br />

<strong>und</strong> daraus resultierende Leistungs- oder<br />

Bewegungseinschränkungen von Interesse<br />

<strong>und</strong> erst in zweiter Hinsicht die zugr<strong>und</strong>eliegenden<br />

Strukturschäden.<br />

Nur auf der Basis einer arbeitsmedizinischen<br />

Beurteilung, ob die bei der Untersuchung<br />

festgestellten Funktionsstörungen tätigkeitsrelevant<br />

sind <strong>und</strong>/oder evtl. weitere<br />

Ges<strong>und</strong>heitsschäden bei Fortführung der<br />

Tätigkeit zu erwarten sind, ist die Frage zu<br />

beantworten, ob primär weitere diagnostische,<br />

therapeutische oder rehabilitative<br />

Arbeitsmed.Sozialmed.Umweltmed. 42, 3, 2007<br />

Maßnahmen notwendig sind oder ob Präventionsmöglichkeiten<br />

eher in arbeitsplatzgestaltender<br />

Ergonomie bzw. in arbeitsorganisatorischen<br />

Maßnahmen liegen.<br />

Dieser individuelle Präventionsansatz<br />

zielt im Wesentlichen auf die Sek<strong>und</strong>är-<br />

<strong>und</strong> Tertiärprävention. Er ist daher gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

durch Maßnahmen der Primärprävention<br />

zu ergänzen, beispielsweise durch<br />

prospektive arbeitsmedizinische Einflussnahme<br />

auf Arbeitsplatzplanungen <strong>und</strong><br />

ergonomische Gestaltungen sowie durch<br />

individualpräventive Angebote <strong>für</strong> alle Beschäftigten.<br />

In Kolloquiumsbeitrag werden<br />

dazu Beispiele <strong>und</strong> Anregungen aufgezeigt.<br />

Symposium: Unfälle durch<br />

Übermüdung<br />

S<br />

Sek<strong>und</strong>enschlaf – Ursachen <strong>und</strong> Gegenmaßnahmen<br />

Britta Geißler1 , Lorenz Hagenmeyer2 , Udo Erdmann3 ,<br />

Axel Muttray1 1Institut <strong>für</strong> Arbeits-, Sozial- <strong>und</strong> <strong>Umweltmedizin</strong>, Johannes<br />

Gutenberg-Universität, Mainz, 2Institut <strong>für</strong> Arbeitswissenschaft<br />

<strong>und</strong> Technologiemanagement, Universität Stuttgart,<br />

3Arbeitsgestaltung bei psychischen Belastungen, Stress,<br />

B<strong>und</strong>esanstalt <strong>für</strong> Arbeitsschutz <strong>und</strong> <strong>Arbeitsmedizin</strong><br />

(BAuA), Berlin<br />

Etwa ein Viertel aller tödlichen Autobahnunfälle<br />

wird durch Einschlafen des Fahrers<br />

verursacht. Umgangssprachlich wird in diesem<br />

Zusammenhang häufig der Begriff<br />

„Sek<strong>und</strong>enschlaf“ verwendet. Um die Charakteristika<br />

<strong>und</strong> Ursachen des Sek<strong>und</strong>enschlafes<br />

zu erfassen, wurde eine Literaturrecherche<br />

durchgeführt. Entscheidendes<br />

Merkmal von Sek<strong>und</strong>enschlaf ist der Wahrnehmungsausfall,<br />

jedoch gibt es keine<br />

einheitliche Definition. Kumulative Schlafdefizite<br />

erhöhen die Wahrscheinlichkeit des<br />

kurzen unabsichtlichen Einschlafens. Die<br />

Leistungsfähigkeit ist aber schon vor dem<br />

Einschlafen deutlich herabgesetzt. Ursachen<br />

<strong>für</strong> Schlafdefizite sind Erkrankungen, in erster<br />

Linie schlafbezogene Atmungsstörungen,<br />

sowie Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus,<br />

wie z. B. bei Schichtarbeit, aber auch<br />

freiwilliger Schlafentzug durch Freizeitaktivitäten.<br />

Sedierende Medikamente, Alkohol<br />

<strong>und</strong> Drogen verstärken schläfrigkeitsbedingte<br />

Leistungsdefizite. Einschlafunfälle<br />

ereignen sich insbesondere bei monotoner<br />

Straßenführung gehäuft zwischen Mitternacht<br />

<strong>und</strong> den frühen Morgenst<strong>und</strong>en, bei<br />

älteren Fahrern auch in den Nachmittagsst<strong>und</strong>en.<br />

Unregelmäßige <strong>und</strong> lange Arbeits-<br />

zeiten tragen zu erhöhter Fahrerschläfrigkeit<br />

bei. Schläfrigkeit anzeigende Symptome wie<br />

Gähnen, Lidschwere, Konvergenzschwäche<br />

etc. werden zwar vom Fahrer erkannt, der<br />

Schläfrigkeitsgrad <strong>und</strong> das sich hieraus ergebende<br />

Unfallrisiko aber häufig unterschätzt.<br />

Die beste Gegenmaßnahme ist anzuhalten<br />

<strong>und</strong> zu schlafen. Der vigilanzsteigernde Effekt<br />

von coffeinhaltigen Getränken ist nur<br />

vorübergehender Natur, kann jedoch durch<br />

ein so genanntes „Powernapping“ verstärkt<br />

werden. Im Rahmen der arbeitsmedizinischen<br />

Vorsorge sollten Arbeitgeber <strong>und</strong><br />

Fahrer umfassend über die Gefahren von<br />

Schläfrigkeit <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>enschlaf aufgeklärt<br />

<strong>und</strong> hinsichtlich vorbeugender Verhaltens-<br />

<strong>und</strong> Gegenmaßnahmen beraten werden.<br />

Dazu gehört auch eine Arbeitsorganisation,<br />

die den Erfordernissen eines erholsamen<br />

Schlafes Rechnung trägt.<br />

S<br />

Videoanalyse der Schläfrigkeit von Fahrern<br />

– eine Pilotstudie<br />

Axel Muttray1 , Lorenz Hagenmeyer2 , Bastian Unold1 ,<br />

Jean-Baptist du Prel3 , Britta Geißler1 1Institut <strong>für</strong> Arbeits-, Sozial- <strong>und</strong> <strong>Umweltmedizin</strong>, Johannes<br />

Gutenberg-Universität, Mainz, 2Institut <strong>für</strong> Arbeitswissenschaft<br />

<strong>und</strong> Technologiemanagement, Universität Stuttgart,<br />

3Institut <strong>für</strong> Medizinische Biometrie, Epidemiologie <strong>und</strong><br />

Informatik, Johannes Gutenberg-Universität, Mainz<br />

Von Wierwille <strong>und</strong> Ellsworth(1994) wurde<br />

ein Verfahren zur Einschätzung der Schläfrigkeit<br />

von Fahrern anhand von Videoaufnahmen<br />

vorgeschlagen. In einer Pilotstudie<br />

sind wir der Frage nachgegangen, ob das<br />

Verfahren in der Praxis praktikabel ist <strong>und</strong><br />

ob eventuell Zeit sparendere Alternativen<br />

vergleichbare Ergebnisse liefern.<br />

Aufgr<strong>und</strong> von Vorversuchen mussten<br />

Präzisierungen der von Wierwille publizierten<br />

Deskriptoren von Schläfrigkeit erfolgen.<br />

Anschließend wurden die Videoaufnahmen<br />

von 6 realen Busfahrten <strong>und</strong> 6 Fahrten nach<br />

Schlafentzug auf einem Fahrsimulator mit<br />

einer Gesamtdauer von 12 St<strong>und</strong>en in randomisierter<br />

Reihenfolge ausgewertet. Die<br />

Schläfrigkeit in den einzelnen Videosegmenten<br />

wurde von einem trainierten Rater<br />

mittels einer Ordinalskala von 0 bis 16 beurteilt.<br />

Drei Auswerteverfahren wurden verglichen:<br />

eine modifizierte Form nach Wierwille<br />

mit Zeitsegmenten von je 2,5 min<br />

Dauer (Goldstandard, A1); ein Algorithmus<br />

(A2) in Anlehnung an Wylie (1998) mit<br />

Segmenten von 5 min Dauer <strong>und</strong> Überspringen<br />

von 25 min bei einem Score S < 4,<br />

bei S ≥ 4 Rück- sowie Vorwärtsanalyse<br />

der angrenzenden Segmente bis zu einem<br />

S < 4, dann bei der Vorwärtsanalyse ggf. er-

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