Sommer 2011 - Tagwerk

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Blickt man in den Hofladen vom Biohof Butz in Viehhausen bei Rottenburg, bekommt man eine kleine Ahnung vom Leben auf dem Anwesen. Familie Butz verkauft dort Erzeugnisse vom Hof wie Gemüse und Obst, Käse, Wurst, Eier, Milch, Brot. Aber auch zugekaufte Lebensmittel wie Nudeln, Öl, Tee, Säfte oder Wein und sogar Putz- und Waschmittel und Kosmetikartikel gehören zum Sortiment. AGWERK ist das einzige, was Sinn „T ergibt, wenn man von Öko spricht.“ Edeltraud Melzl-Butz spricht leise, aber sehr bestimmt. Für TAGWERK organisiert sie Caterings, sie verkauft TAGWERK-Produkte im Hofladen und beliefert die Genossenschaft im Gegenzug mit ihren Lebensmitteln. Der erste Kontakt zu TAGWERK liegt ungefähr 18 Jahre zurück: Rudi Oberpriller hatte sich für eine Radtour Viehhausen als Ziel ausgesucht. Fördermitglied war die Landwirtin aber schon vorher, und überzeugte Verbraucherin von Bio-Lebensmitteln ist sie sowieso schon lange. 1990 übernahm sie den Hof von ihren Eltern, und was diese konventionell betrieben hatten, führte sie ökologisch weiter. Noch gut kann sich die Bäuerin an ein prägendes Kindheitserlebnis erinnern: Das Einfüllen von Kunstdünger in die Maschine bescherte ihr einen Ausschlag an den Armen. Schon dem damals zwölfjährigen Mädchen war klar: Kunstdünger und Spritzmittel würde sie niemals verwenden. Edeltraud Melzl-Butz ist nicht nur beru- Portrait | 6 PORTRAIT Wirken, wirken und sich immer wieder der Sonne zuwenden Edeltraud Melzl-Butz, TAGWERK-Bäuerin und Pädagogin in Viehhausen fene Ökolandwirtin, sondern auch Hauswirtschafterin und Lehrerin für Handarbeit und Hauswirtschaft. Ihr pädagogisches Wirken zieht weite Kreise. Zusammen mit TAGWERK- Kollegen organisiert sie schon mal Schulprojekte, bei denen die Kinder warmes Essen vom Hof bekommen und die Hintergründe von Biolebensmitteln kennenlernen. Den Kindern die Naturschönheiten zeigen Vor 13 Jahren gründete die Pädagogin einen Waldkindergarten auf dem Anwesen. Ein zweiter ging 2010 an den Start, und dieses Jahr im Herbst wird ein dritter beginnen. Im Landkreis Landshut gibt es insgesamt 13 Waldkindergärten, sechs davon sind aus dem Butz’schen Anwesen herausgewachsen. „Der Einzelne kann viel erreichen, er muss es nur
tun“, so die Lehrerin. Kindern schon früh die Schönheit der Natur zu zeigen, ihren natürlichen Lernwillen und ihre Neugier zu fördern, das ist ihr ein besonderes Anliegen. Die Biobäuerin spricht nicht gern von sich alleine, sie spricht von ihrer Familie und ihren zehn bis zwölf Mitarbeitern, ihrem „Team“, das sie nach Kräften unterstützt. Für das Gruppenfoto trommelt sie alle zusammen. Mit ihr auf dem Hof leben ihr Mann Martin Melzl, der 15-jährige Sohn Maxi Butz und Mutter Resi Oberhofer. Tochter Melanie (31), die als Fotografin arbeitet und viel für die Außengestaltung des Biohofs getan hat, wohnt schon außer Haus. Da kann man nicht weitermachen wie vorher Im Hofladen, in der Nähe zum Eingang, steht ein liebevoll hergerichtetes Tischchen mit Fotos von zwei jungen Männern. In den letzten beiden Jahren musste die Familie schwere Schläge hinnehmen. 2009 starb der Vater, 2010 gingen die beiden Söhne Christoph und Sebastian aus dem Leben. Nach einem solchen Verlust kann man nicht weitermachen wie vorher. Edeltraud Melzl-Butz lässt ihre Lehrtätigkeit an einem sonderpädagogischen Förderzentrum im Moment ruhen, im Herbst soll es wieder weitergehen. Auch ihre politischen Aktivitäten im Kampf gegen die Gentechnik und für faire Milchpreise verfolgt sie vorübergehend nicht weiter. Den Tod der Söhne zu verarbeiten und langsam akzeptieren zu lernen, kostet unendlich viel Energie. Ein starker Glaube, der feste Zusammenhalt der Familie und die Unterstützung ihrer Mitarbeiter geben der Bäuerin Kraft. Übernehmen soll den Hof einmal Sohn Maxi. Dieses Jahr möchte er eine Ausbildung zum Landwirt beginnen, danach wird er das Agrarbildungszentrum für Ökolandbau in Schönbrunn besuchen. Edeltraud Butz mit ihrem Team – und einem glücklichen Kunden. V.l.n.r. die Mitarbeiterinnen Gaby Sterr und Doris Korbeck-Brunner, Kunde H.Simbürger, Mutter Resi Oberhofer, Mitarbeiterin Maria Angler, Edeltraud Butz, Ehemann Martin Melzl. Vorne Sohn Maxi 7| Portrait Nach dem Tod von Christoph und Sebastian muss sich nicht nur die Familie neu orientieren, sondern auch der Betrieb neu aufstellen. Die beiden Söhne haben sich hundertprozentig für den Hof eingesetzt. Sebastian hatte eine Ausbildung zum Biokoch in einem Biohotel gemacht, und Christoph unterstützte den Betrieb in technischen Belangen. Das Ehepaar Melzl-Butz hat beschlossen, den Hof mit anderen jungen Menschen in die Zukunft zu führen. Ab August werden eine neue Köchin und eine neue Gärtnerin bei ihnen ihren Beruf ausüben, und im Herbst wird die Familie einen Auszubildenden mit dazunehmen. Edeltraud Melzl-Butz möchte das Wissen und die Erkenntnisse, die sie im Laufe vieler Jahre gesammelt hat, weitergeben, und sie möchte ihrem Betrieb eine feste Grundlage für die Zukunft geben. Auf dem Logo des Biohofs Butz ist eine Kuh mit Sonnenblumen zu sehen. Das natürliche Verhalten der Sonnenblumen entspricht einem Lebensmotto der Hofbesitzerin: sich immer wieder der Sonne zuwenden. Susanne Hollmayer
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