01.12.2012 Aufrufe

Sommer 2011 - Tagwerk

Sommer 2011 - Tagwerk

Sommer 2011 - Tagwerk

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

ildschaffende Methoden können Mängel<br />

wie vorzeitiges Überaltern oder mangelnde<br />

Reifefähigkeit der Hybridgemüse sichtbar<br />

gemacht werden.<br />

Aus der Aggressivität, mit der die großen<br />

Konzerne den Saatgutmarkt an sich reißen<br />

wollen, ergibt sich für die Öko-Saatgutzüchtung<br />

eine zusätzliche, eine elementare<br />

Aufgabe: sie muss das entscheidende Gegengewicht<br />

bilden! Sie muss rechtzeitig die alten<br />

Gemüsesorten retten, bevor sie verschwunden<br />

sind, und sie muss samenfeste Sorten<br />

entwickeln, die jeder immer und immer<br />

wieder nachbauen kann. Nur so können<br />

Gärtner der Abhängigkeit von der Saatgutindustrie<br />

entgehen.<br />

Mit Geduld und wenig Geld<br />

Wie schaut nun die Züchterarbeit konkret<br />

aus? „Positive Massenauslese“ nennt man<br />

das, was Julian Jacobs betreibt. Jede Sorte<br />

baut er in einem separaten Gewächshaus<br />

an. Für die Bestäubungsleistung setzt er Insekten<br />

hinein, z.B. ein kleines Hummelvolk.<br />

Das Gewächshaus ist mit Netzen insektendicht<br />

verschlossen, so dass es nicht zu<br />

Vermischungen kommen kann. Die Auslese-<br />

Arbeit besteht nun darin, dass Julian Jacobs<br />

die heranwachsenden Gemüse – sagen wir<br />

Kohlrabi – beobachtet, prüft und auswählt.<br />

Die schönsten und besten Exemplare lässt<br />

er zur Blüte kommen, die übrigen werden<br />

vorzeitig entfernt. Die Samen der ausgewählten<br />

Kohlrabis werden im nächsten<br />

Jahr wieder ausgesät – dann beginnt das<br />

Spiel von neuem. Rund fünf Mal muss dieser<br />

Vorgang wiederholt werden. Erst dann ist<br />

die Entwicklung einer neuen Sorte abgeschlossen.<br />

Geduld ist also die oberste Regel<br />

für die züchterische Arbeit. Bei zweijährigen<br />

Sorten, z.B. Gelbe Rübe oder Lauch, gehen da<br />

schon mal 10 Jahre ins Land, bis ein Ergebnis<br />

steht.<br />

Ohne den Verein Kultursaat e.V. wäre diese<br />

Zuchtarbeit gar nicht zu leisten. Geld vom<br />

Staat? Fehlanzeige. Die Entwicklung zukunftsbeständiger,<br />

samenfester Sorten wird<br />

17 | Warenkorb<br />

nicht als öffentliche Aufgabe betrachtet. So<br />

sind die Züchter – da die Erlöse aus dem<br />

Gemüse- und Samenverkauf die Arbeitskosten<br />

bei weitem nicht decken – auf die Spendengelder<br />

des gemeinnützigen Vereins Kultursaat<br />

angewiesen. Und auf das Interesse<br />

Was Sie tun können:<br />

● Informieren Sie sich genauer, z.B. im<br />

Internet unter www.kultursaat.org oder<br />

www.bingenheimersaatgut.de<br />

● Unterstützen Sie die Arbeit der Öko-<br />

Gemüsezüchter, indem Sie samenfestes<br />

Gemüse kaufen<br />

● Wenn Sie selber einen Gemüsegarten<br />

haben: Verwenden Sie Saatgut samenfester<br />

Sorten. Man bekommt es in den<br />

TAGWERK-Läden oder direkt per Versand<br />

bei der Bingenheimer Saatgut AG.<br />

● Am 10.Juli findet in der Gärtnerei<br />

Obergrashof ein Hoffest statt. Dort<br />

können Sie Julian Jacobs kennenlernen<br />

und seine Gemüsekulturen besichtigen.<br />

und die Unterstützung möglichst vieler gut<br />

informierter Verbraucherinnen und Verbraucher.<br />

Hanna Ermann<br />

Mit Julian Jacobs (re.) als Gast starteten die<br />

„Dorfener Gespräche“, eine neue Veranstaltungsreihe<br />

des TAGWERK-Fördervereins. In loser Folge<br />

sollen an diesen Abenden Menschen vorgestellt<br />

werden, die in ihren Ideen und in ihrem Tun ein<br />

Stück Nachhaltigkeit verwirklichen. In Form eines<br />

lockeren Zwiegesprächs kommen persönliche und<br />

fachliche Facetten aus dem Leben des Gastes zur<br />

Sprache.<br />

Das Gespräch mit Julian Jacobs führte Bayern-2-<br />

Moderator Norbert Joa (li.)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!