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Sommer 2011 - Tagwerk

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Zuboda<br />

eine rankenlose Zucchinisorte mit grünen, leicht<br />

marmorierten, länglichen Früchten.<br />

Der Kernhausanteil ist gering.<br />

zu gewinnen und wieder nachzubauen. Aus<br />

mehreren Gründen. Einmal aus schlichter<br />

Neugier: „Mich hat einfach interessiert, wie<br />

so eine Gemüsepflanze zu ihrem Samen<br />

kommt, wie ihr kompletter Werdegang von<br />

Anfang bis Ende verläuft“, sagt Jacobs. „Als<br />

Erwerbsgärtner, der Blumenkohl oder Gelbe<br />

Rüben verkaufen will, erntet man ja vor der<br />

Samenbildung. Man erlebt also gar nicht,<br />

wie diese Gemüse aussehen, wenn sie<br />

blühen“.<br />

Der zweite und wesentliche Grund war die<br />

unbefriedigende Situation auf dem Saatgutmarkt.<br />

Im Ökolandbau ist dieses Thema<br />

lange Zeit vernachlässigt worden. Laut den<br />

Richtlinien muss konventionelles Saatgut<br />

lediglich eine Saison lang unter ökologischen<br />

Bedingungen vermehrt werden, um anschließend<br />

als Öko-Saatgut zu gelten. Biogärtner<br />

wie Julian Jacobs sehen hier ein<br />

großes Defizit. Denn schließlich herrschen<br />

im Ökolandbau andere Bedingungen: es<br />

stehen weniger Nährstoffe zur Verfügung,<br />

die Konkurrenz der Unkräuter ist stärker, und<br />

gegen Krankheiten können keine Fungizide<br />

eingesetzt werden. Also sollte eine auf den<br />

Öko-Anbau abgestimmte Gemüsesorte viel<br />

Wurzelmasse haben, um ausreichend Nährstoffe<br />

aus dem Boden aufzunehmen, sie sollte<br />

reichlich Laub haben, um Unkraut zu ver-<br />

Warenkorb | 16<br />

drängen, und sie sollte robust und widerstandsfähig<br />

gegen Krankheiten sein. Die<br />

Aufgabe hieß also, neue, eigenständige Bio-<br />

Sorten zu entwickeln.<br />

Eine weitere Motivation für die züchterische<br />

Arbeit hat in letzter Zeit mehr und<br />

mehr an Bedeutung gewonnen: die wachsende<br />

Dominanz der Hybriden auf dem<br />

Saatgutmarkt (s. Kasten). Das gefühlte Unbehagen<br />

angesichts dieses „Wegwerfsaatguts“<br />

wird seit einigen Jahren auch durch Qualitätsuntersuchungen<br />

in der biodynamischen<br />

Forschung untermauert. Durch sogenannte<br />

Das Kreuz mit den Hybriden<br />

Bei allen Gemüsesorten ist seit einigen<br />

Jahren eine bestimmte Machart im<br />

Vormarsch: die F1-Hybride. Diese Sorten bestechen<br />

durch große Einheitlichkeit, ansprechende<br />

Optik und vor allem durch<br />

hohen Ertrag. Kein Wunder, dass die<br />

Gärtner – und in der Folge auch die<br />

Verbraucher – darauf fliegen. Man hat sich<br />

an extrem makellose äußere Qualität<br />

gewöhnt.<br />

Bei genauerem Hinsehen zeigen sich<br />

jedoch Mängel, mit denen diese Vorteile<br />

erkauft werden, sowohl beim Herstellungsprozess<br />

als auch im fertigen Produkt. Über<br />

viele Generationen werden fremdbefruchtende<br />

Gemüsearten „ingezüchtet“. Natürliche<br />

Barrieren, die Inzucht verhindern,<br />

müssen systematisch umgangen werden.<br />

Die Pflanze wird in eine massive Depression<br />

getrieben. Sie kann nur noch durch hohen<br />

künstlichen, z. T. labortechnischen Aufwand<br />

am Leben erhalten werden. Zur Herstellung<br />

der F1-Hybride werden nun zwei so hergestellte<br />

Inzuchtlinien miteinander gekreuzt.<br />

Das hieraus gewonnene Saatgut wird vom<br />

Gärtner zur Produktion benutzt. Würde<br />

man aus dem Hybrid-Verkaufsgemüse<br />

wieder Saatgut gewinnen und es wieder<br />

aussäen, gäbe es ein heilloses Durcheinander.<br />

Bei F1-Hybriden gibt es keine Kontinuität.<br />

Es ist ein „Wegwerfsaatgut“.<br />

aus einem Info-Blatt der Gärtnerei Obergrashof

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