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Chronik I R S C H

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Sanitäts-Bunker auf Kleinröderchen am Weg nach Serrig, bald Tag um Tag, sobald die Sonne<br />

durch die Wolken blinkte, bis sie abends am Horizont verschwunden war. Zum ersten Mal<br />

haben wir damals das Innere der Bunker geschaut und betreten, die vor bald 7 Jahren gebaut<br />

worden waren. Im Bunker bekam der Pastor vom Sanitätsfeldwebel, der im selben Raum die<br />

verwundeten Soldaten und Zivilleute behandelte (der Militärarzt hatte seinen Sitz im Sanitäts-<br />

bunker am Ockfener Weg) einen bevorzugten Platz, nahe beim Licht, so daß er Brevier beten<br />

und lesen konnte, während die übrigen Insassen strickten, beteten und religiöse Lieder sangen.<br />

Oft genug mußten wir uns auf dem Heimweg auf freiem Gelände hinwerfen und unbeweglich im<br />

Schnee liegen, um uns den über uns kreisenden Fliegern nicht zu verraten. Einmal hatten wir<br />

den Weg kaum passiert, als 9 Bomben in der Nähe einschlugen. Der Gottesdienst mußte sehr<br />

früh gehalten werden, trotzdem mußten zuweilen alle aus der Kirche flüchten, weil sie für ihr<br />

Leben fürchteten. Am 11. Februar war in kurzer und einfacher Weise erste heilige Kommunion<br />

der Kinder in aller Frühe. Abends vorher war die Beicht kaum möglich, weil die Kinder in den<br />

Kellern oder Bunkern saßen. Schließlich durften Zivilleute die Sanitätsbunker nicht mehr be-<br />

treten, da sie den Ärzten, Sanitätern und Verwundeten vorbehalten waren. Wir und viele andere<br />

stürmten jetzt in den Kampfbunker an der Irscher Bach in der Altmühl, der ohnehin schon<br />

vollgepfropft war, den wir in den letzten fünf Tagen überhaupt nicht mehr verlassen konnten.<br />

Dem Bäcker Matthias Wagner wurde in seinem Hause ein Bein abgeschossen. Am 19. Februar<br />

kam Nachricht: die Amerikaner haben auf dem Gau die Front durchbrochen. Am 20. Februar er-<br />

neuter schwerer Bombenabwurf auf unseren Ort: mehrere Häuser vollständig zerstört, Matthias<br />

Kees-Feilen in seiner Scheune nebst einem Soldaten getötet, der Erstkommunikant Leo Pütz im<br />

Hause seiner Eltern zwischen Tür und Wand durch den Luftdruck zu Tode gekommen. Beide<br />

wurden am 22. Februar sehr früh beerdigt zusammen mit dem verstorbenen Franz Kirchen,<br />

selbst nahe Verwandte wohnten der Beerdigung aus Angst nicht bei. Der Pfarrer wurde einmal<br />

nachts unter Lebensgefahr aus seinem Bunker in der Altmühl über den Irscher Bach hinauf von<br />

2 Burschen in den Sanitätsbunker geschleppt, da er allein fast nicht mehr gehen konnte, um<br />

verwundete Soldaten zu versehen. Am 20. Februar wurde auch Johann Eilenz von einer<br />

Granate schwer verwundet, starb bald darauf im Krankenhaus zu Hermeskeil. Beim gleichen<br />

Angriff wurde auch die Frau Katharina Pütz-Schreiner, die Mutter des genannten Leo Pütz, am<br />

Arm schwer verwundet. Am 22. Februar gingen wir zum letzten Mal für fünf Tage und vier<br />

Nächte in den Bunker, den niemand mehr zu verlassen wagte, auch nicht für die dringendsten<br />

Bedürfnisse, sodaß dort eine derartige verpestete Atmosphäre herrschte, daß wir unfehlbar<br />

erstickt wären, wenn es noch länger gedauert hätte. Die Soldaten verließen bald die Bunker, um<br />

mit "Panzerfäusten" den in Ockfen eingedrungenen Feind zurückzuschlagen. Am Sonntag, dem<br />

25. Februar sahen die Insassen des Sanitätsbunkers, wie vorrückende Amerikaner fünf<br />

deutsche Soldaten am Bunker unterhalb der Speiner Straße, die sich bemühten ein Maschinen-<br />

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