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Chronik I R S C H

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verbandplatz (Kaserne) zu Beurig starb, und noch ein älteres Mädchen aus Kanzem leicht ver-<br />

letzte, die alle aus dem Hause unter den Heustall geflohen waren. Eine andere Bombe (Voll-<br />

treffer) war auf das Gebäude des Winzervereins niedergegangen, schlug durch beide überein-<br />

ander liegende stark gewölbte Keller unter Umsturz des darüberliegenden Gebäudes bis auf die<br />

Sohle, wobei 43 Fuder Wein ausliefen, tötete einen Soldaten und verletzte ein Mädchen. Eine<br />

andere Bombe ging vorn im Dorf auf der Straße vor dem Hause Peter Baltes-Fell nieder, er-<br />

schütterte und machte das Haus unbewohnbar. Auch die Nachbarschaft der drei bombardierten<br />

Gebäude wurde schwer mitgenommen. Die Anwesen von Matthias Pütz-Pütz und Schmied<br />

Backes wurden in Brand geschossen, ebenso das Dach der alten Schule und mehrere andere<br />

Scheunen. Der Brand wurde mit dem in den Straßengräben stehenden Wein bekämpft. Viele<br />

Häuser wurden durch den Luftdruck beschädigt, besonders die Dächer und unzählige Fenster.<br />

Einem 9jährigen Jungen Franz Wagner wurde durch Bordwaffen ein Fuß weggerissen, als er im<br />

Scheunentor stand. An der Pfarrkirche wurden sämtliche Fenster an der Epistelseite zertrüm-<br />

mert. Der Soldat Walter Enzweiler kam drei Tage später durch Berührung eines herabge-<br />

rissenen Drahtes der Lichtleitung auf der Straße ums Leben. Der Pfarrer, seine Nichte und die<br />

zu Besuch weilenden Pfarrer von Ockfen und Wawern und die Einquartierung flüchteten in den<br />

Keller des Pfarrhauses, wohin man auch die todkranke Schwester des Pfarrers aus dem Bett<br />

unangekleidet schleppte. Die Frau Mathilde Hausen-Pütz wurde vom Pfarrer aus Ockfen in<br />

Irsch mit den Sterbesakramenten versehen. Am 23.12. gegen 11 1/2 Uhr flüchteten wir in den<br />

Keller wegen des nun einsetzenden furchtbaren Bombardements auf die Stadt Saarburg-Beurig<br />

mit vielen Toten (in Beurig 14), die Saarbrücke verschwand in de Fluten, die herrliche Saar-<br />

burger Pfarrkirche wurde auseinander gerissen, viele andere Gebäude wurden zerstört, die<br />

Bomben zerschlugen die stärksten Schutzkeller bis auf die Sohle. Die Frau Angela Gessinger<br />

geb. Philipps, die auch dem Angriff zum Opfer gefallen war, wurde am 26.12.44 in Irsch auf<br />

dem Ehrenfriedhof beerdigt. Seit dem Angriff auf Irsch am 1. Dezember und besonders seit der<br />

Bombardierung der Stadt Saarburg, bekommen unsere Leute bei der Annäherung von Feind-<br />

fliegern und dem Kreisen derselben über unserm Ort große Angst, in ihren Kellern fühlen sie<br />

sich nicht mehr sicher, halten sich trotz Kälte und Schnee stundenlang im Freien auf oder<br />

suchen an hellen Tagen Schutz in den Bunkern, wo man nicht nur größere Sicherheit zu haben<br />

glaubt, sondern auch das Brummen und Donnern der Flieger kaum hört. Im Monat Januar 1945<br />

wurde der Pfarrsaal zur reinsten Totenkammer: das eine Mal lagen darin 1, das andere Mal 16<br />

und in der letzten Woche 4 gefallene Kameraden, die in Eis und Schnee bluterstarrt von der<br />

Obermosel-Front zur genauen Identifizierung nach hier geschafft worden waren, um dann auf<br />

dem Ehrenfriedhof bei der Kaserne (Lazarett) bestattet zu werden. Anfang Januar 1945 suchten<br />

auch der Pfarrer und seine Nichte von Kälte genötigt und Angst getrieben wegen der nun täglich<br />

über dem Orte bedrohlich kreisenden und heulenden Flieger einen Bunker auf und zwar den<br />

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