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Chronik I R S C H

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gewinnen zu können und auf Beilegung drängten, als Sabateure an den Galgen hängen. Die<br />

Alliierten drangen in Frankreich weiter vor und standen anfangs November in Luxemburg an der<br />

deutschen Grenze. Die drohende Gefahr trat in Erscheinung, als seit Frühjahr 1944 die schon<br />

halb vergessenen Bunker aus ihrem Dornröschen-Schlaf wieder erweckt, neu aufgefrischt und<br />

mit Soldaten belegt wurden. Wie schlimm die Kriegslage wurde, sah jedermann, als im Septem-<br />

ber 1944 aus allen Gegenden Deutschlands die vielen Tausende von West-Arbeitern hier<br />

anrückten zur Herstellung der Panzergräben (5 m tief, 5 m bzw. 2 1/2 m breit) unter Führung<br />

ihrer heimatlichen Ortsgruppenleiter. Auch unser Ort wurde oberhalb Beurig mit einem drei-<br />

fachen Panzergraben geschützt. Die kranken und alten Leute wurden durch die NS-Frauen-<br />

schaft rechtsrheinisch nach Waldbreitbach geschafft, bald wanderten manche Familien mit ihren<br />

Kindern ab in die Kreise Simmern, St. Goar und Kreuznach, viele kehrten aber bei Verzögerung<br />

der Gefahr ("Rundstett-Offensive") wieder heim. Die ganze linke Saarseite wurde vollständig ge-<br />

räumt wie am 1.9.39, auch unsere Bevölkerung wurde oft genug zur Abwanderung aufgefordert.<br />

Der Pfarrer blieb, obwohl er gesundheitlich nicht gut dran war, mit seiner leidenden Schwester<br />

bei seiner Herde und teilte bis zuletzt mit ihr Kreuz und Leid. Seit September waren Pioniere im<br />

Dorfe einquartiert, welche Straßen und Brücken auf dem Gau zu sprengen und hierorts an den<br />

Eingängen der Dörfer die Panzertore aus gewaltigen Baumstämmen anzubringen hatten. Bei<br />

strömendem Regen und empfindlicher Kälte verlassen die Bewohner der linken Saarseite mit<br />

Hab und Gut ihre Heimat, die Amerikaner sind im Anmarsch, hinter ihnen sind ihre Dörfer in<br />

Brand geschossen. Viele Flüchtlinge rasten oft tagelang in Irsch, obschon die Häuser mit Militär<br />

überfüllt sind. Unsere Leute sorgten für sie und ihr Vieh in christlichem Mitgefühl und leisteten<br />

den schwer bepackten Wagen Vorspann bis auf die Höhe der Spein. Weil die Hauptstraße vom<br />

Gau zum Hochwald durch unsern Ort führt und diese Straße von Flüchtlingen und Militär<br />

Monate lang überflutet war, weil sie rasteten und packten, war Irsch stets von feindlichen<br />

Fliegern heimgesucht, mehr wie andere Orte. Anfangs November wurde aus allen nicht zum<br />

Kriege eingerufenen Jungen über 16 Jahren und den Männer über 60 Jahren der Volkssturm<br />

gebildet. Der Volkssturm des Kreises Saarburg wurde am 19. November in Saarburg vereidigt<br />

und eingekleidet und bald den Amerikanern an der Riegel-Stellung von Oberleuken und<br />

Orscholz entgegengeworfen und kam später auch mit in die Gefangenschaft (bis heute 20.10.45<br />

noch), während der Volkssturm aus anderen Kreisen stets zu Hause bleiben konnte. Die Stadt<br />

Saarburg wurde Mitte Dezember vollständig geräumt.<br />

Der 1. Dezember 1944 war für Irsch ein Schreckenstag: feindlicher Fliegerangriff mit Bomben<br />

und Bordwaffen und Phosphor. Unweit der Kirche ging nachmittags 1/2 4 Uhr ein Bombe nieder<br />

vor dem Stallgebäude des Johann Pütz-Hennen, die Stall und Scheune umwarf, das Vieh<br />

erschlug und eine Frau aus Kanzem (Flüchtling) tötete, die verheiratete Tochter des Hauses<br />

Frau Mathilde Hausen-Pütz schwer verwundete, so daß sie am 3. December. auf dem Haupt-<br />

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