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Die Saarburger Straße beim Frontübergang 1945<br />
Bericht des Pfarrers Boden zum Kriegsverlauf und Frontübergang<br />
Pfarrer Boden hat den Frontübergang in Irsch miterlebt. Es ist also der Bericht eines<br />
Zeitzeugen, der hier im Wortlaut niedergeschrieben ist:<br />
"Die Gefahr eines Überfalls seitens der Westmächte auf unsere Gegend war vorüber. Im Mai<br />
1940 verließen die hier stationierten Soldaten den Ort und zogen mit den übrigen deutschen<br />
Truppen im gewaltigen Aufmarsch 14 Tage hindurch ununterbrochen bei Tag und bei Nacht<br />
durch unsern Ort nach Westen, eroberten blitzschnell Luxemburg, Belgien, Holland und Frank-<br />
reich, befestigten die Meeresküste mit einem zweiten Westwall, Österreich, Sudetengau und<br />
Slowakei waren längst an Deutschland angegliedert, Polen überrannt, Norwegen besetzt, die<br />
deutschen Truppen eroberten den Balkan, deutsche Truppen drangen unaufhaltsam in Rußland<br />
vor, bis sie ihre Pferde in der Wolga tränkten, andere standen im wilden Kaukasus, andere<br />
jagten die Engländer in Afrika vor sich her bis nach Ägypten, andere steiften in Italien ihren<br />
Waffenbrüdern den Rücken. In dem 1939 geräumten Gebiet der Saar, insbesondere auf dem<br />
Gau, waren die Räumungsschäden mit staatlichen Mitteln hochherzig beseitigt oder beglichen.<br />
Seit Mai 1940 hatte Irsch keine Soldaten mehr gesehen, außer unseren Urlaubern. Der Krieg<br />
war weit von uns fortgerückt. Flieger flogen öfters hinüber und herüber über unsern Ort und<br />
brachten uns den Krieg in Erinnerung, zuweilen auch feindliche. Aber daß unsere Gegend noch<br />
einmal Kriegsschauplatz werden könne, das war doch kaum glaublich. Doch seit Frühjahr 1944<br />
wurde die Sache immer ernster: ständiger Fliegeralarm, an manchen Orten in der Nähe Bom-<br />
benabwurf. Die Katastrophe von Stalingrad im Januar 1943 hatte dem Krieg eine andere<br />
Wendung gegeben. Am 6.6.1944 vermochten die Engländer auf dem europäischen Festland bei<br />
Dieppe (Frankreich) zu landen und den Atlantik-Wall zu durchbrechen. Am 20. Juli 1944 ließ der<br />
oberste Kriegsherr der Deutschen die großen Generale, die glaubten den Krieg nicht mehr