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Chronik I R S C H

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Aufsicht, sie mußten alles zusehen und konnten nicht helfen. Am Passionssonntag durften sie<br />

zum erstenmal ihr sogenanntes Gefängnis verlassen und durften geschlossen ihre Kirche<br />

besuchen. Ihr Pfarrer, der alte Herr Boden war durch die Gefangenschaftszeit dermaßen hin-<br />

fällig geworden, daß er auf einem Handwagen zur Kirche gefahren und am Altare gestützt<br />

werden mußte. In der kommenden Osterwoche durften sie dann endlich in die Freiheit. Aber wie<br />

fanden sie ihre Häuser vor. Worte genügen nicht, das zu beschreiben! Wochenlanger Arbeit<br />

bedurfte es, um sie wieder wohnlich zu machen. Die meisten Möbel waren fort, entzwei ge-<br />

schlagen, verschleppt, besonders mangelte es an Betten. Manche hatten geradezu alles ver-<br />

loren und waren auf die Hilfe und Mildtätigkeit der Nachbarn angewiesen. Während dieser Zeit<br />

war ein nach Irsch evakuierter Schuhmacher aus Düsseldorf Bürgermeister des Ortes. Als aber<br />

wenige Tage später der alte Bürgermeister Herr Konter wieder zurückkam und die Verwaltung<br />

des Dorfes wieder übernahm, zogen so ganz langsam wieder geordnete Zustände im Dorf ein.<br />

Nicht unerwähnt möchte ich die schweren Kämpfe lassen, die sich noch in den schluchten-<br />

reichen Tälern und Höhen, besonders auch auf und um den Scharfenberg abspielten. Eine von<br />

Osten herangeführte SS Division stieß bei Zerf auf den Feind, warf ihn auf Richtung Irsch zu-<br />

rück, und so kam es in diesem Gelände noch zu einem erbitterten Ringen, das Freund und<br />

Feind noch schwere Verluste brachte. Mancher Soldat hat in diesem Gelände sein Grab ge-<br />

funden. Die noch am Eingang des Dorfes und in der Nähe der Schule sich befindenden Panzer-<br />

friedhöfe zeigen von der Heftigkeit der stattgefundenen Kämpfe.<br />

Mit dem vorwärts schreitenden Frühjahr galt es nun, die zerstörten Felder und Fluren eiligst be-<br />

reit zu machen zur Aussaat von Hafer und Kartoffeln. Mit unendlichem Fleiß und großer Zähig-<br />

keit gingen die Irscher ans Werk."<br />

Hauptlehrer Ferger war bis zum Kriegsende in Serrig tätig. Ihm wurde die Schulleitung in Irsch<br />

übertragen, weil durch die "Entnazifizierung" geeignete Lehrer knapp wurden. Durch die<br />

Besatzungsmächte wurden zunächst alle Beamte aus dem Dienst entlassen, die bereits 1933<br />

Mitglied der NSDAP waren oder einen "Führungsposten" in der Partei oder einer ange-<br />

schlossenen Gliederung ausgeübt hatten. An seinem langjährigen Dienstort in Serrig besaß<br />

Herr Ferger ein eigenes Haus. Obwohl er wochentags nur in einem Zimmer in Irsch logierte, hat<br />

er mit seinem Bericht bewiesen, wie sehr er sich mit dem Schulort Irsch verbunden fühlte und<br />

wie mitfühlend er das Schicksal der Bevölkerung beim Frontübergang nachempfunden hat. Er<br />

hat wohl vielen Augen- und Zeitzeugen genau zugehört. 1947 ist Herr Ferger in Serrig<br />

verstorben.<br />

Der amerikanische Kriegsberichter Leutnant Byrnes schreibt unter seine Fotografie: " Stinkende<br />

Misthaufen und die Leichen deutscher Soldaten säumen die morastigen Straßen Irschs."<br />

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