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DAS ENDE DES ZWEITEN WELTKRIEGES IN IRSCH<br />
Bericht des Hauptlehrers Ferger nach dem Zusammenbruch 1945 in der Irscher Schul-<br />
chronik:<br />
"Als am 1.9.1944 die Atlantikfront durchbrochen und die Front sich der deutschen Grenze<br />
näherte, wurde unser Grenzgebiet zur Kampfzone erklärt und das gesamte Grenzgebiet zur Ver-<br />
teidigung eingerichtet. Hunderttausende von Schanzern aus ganz Deutschland, alle Männer von<br />
16 bis 60 Jahren, die nicht im Kriegsdienst standen, wurden aufgeboten, um an der ganzen<br />
Saarfront entlang große Panzergräben auszuwerfen, um die Heimat zu schützen. Wenn man<br />
heute die Aktion überdenkt, sie war ein Verbrechen! Und doch taten all diese Menschen nur ihre<br />
Pflicht. Die Dörfer waren vollgestopft von Menschen, so auch Irsch. Noch nie hatte das Dorf so-<br />
viel Menschen beherbergt, ja es schien fast unmöglich und doch ging es. Nach Beurig zu durch<br />
die Dorfwiese wurde ein großer Panzergraben ausgeworfen. Sehr schwierig war anfangs die<br />
Verpflegung dieser vielen Menschen, aber auch das mußte gehen. Bei Metzger Köhn war die<br />
große Küche aufgebaut und im Winzervereinsgebäude ein großes Verpflegungslager unterge-<br />
bracht. Diese ganze Grenzbefestigung dauerte ungefähr 2 Monate. Feindliche Flieger beobach-<br />
teten und beunruhigten tagtäglich die gewaltigen Vorbereitungen, und es hat in dieser Zeit<br />
mancher Tiefangriff stattgefunden, und mancher hat sein Leben lassen müssen. So erfolgte am<br />
1.12.44 der erste Angriff auf Irsch. Mehrere Bomben fielen ins Dorf und die Häuser Pütz, Baltes<br />
und das Winzervereinsgebäude wurden in Trümmer gelegt. Durch Bordwaffenbeschuß gingen<br />
die Häuser Pütz-Pütz und Backes in Flammen auf. Dieser Angriff kostete auch Menschenleben.<br />
Eine Frau Rau, die gerade vor einer Stunde von Canzem nach Irsch gekommen war, um hier<br />
bei ihren Verwandten Schutz zu suchen, wurde getötet, eine Frau Hauser, geb. Pütz starb zwei<br />
Tage später im Lazarett in Saarburg an ihren Verwundungen. Am 6.12.44 erfolgte wieder ein<br />
Bombenangriff. Dieser richtete wenig Schaden an, da die Bomben fast alle in freies Gelände<br />
fielen.<br />
Die Front, die sich inzwischen am Orscholzriegel festgesetzt hatte, zeigte ihre Auswirkungen bis<br />
in unsere Gegend, die Amerikaner hatten die Saardörfer bereits unter Arifeuer genommen. Die<br />
Zivilbevölkerung war zum Teil schon wieder evakuiert, sehr viele aber hatten es vorgezogen, die<br />
Heimat nicht wieder zu verlassen, sondern das kommende Leid tapfer zu tragen. In Irsch waren<br />
noch ungefähr 100 Zivilpersonen, während Kinder, alte Leute und Kranke ins Hinterland ge-<br />
bracht worden waren. Ein unheimliches Gefühl begann allmählich die Bevölkerung zu be-<br />
schleichen, wußte man doch genau, daß mit Einbruch des kommenden Frühjahres ein neues,<br />
schweres Kämpfen einsetzen wird, das sich beonders an der Saarfront abspielen wird. Deshalb<br />
war man bemüht, alles in Sicherheit zu bringen, es wurde versteckt und vergraben und nach<br />
dem Hinterland gebracht. Und doch war alles nutzlos. Am 15.2.45 wurde seitens des Feindes<br />
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