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Chronik I R S C H

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Schon zur Zeit des Kasernenbaues unterhalb des Kammerforstes im Jahre 1937 suchten viel<br />

Handwerker Kost und Unterkunft in unserem Dorfe. Noch mehr Verkehr kam in unsern stillen<br />

Ort im Frühjahr 1938, als das Ockfener RAD-Lager an der Ockfener Bach und bald darauf das<br />

Irscher RAD-Lager in der Acht (en der Oart) erbaut wurden., vor allem aber wurde unser früher<br />

so stilles Dorf umgewandelt durch die Arbeitermassen, die ebenfalls im Frühjahr 1938 in das-<br />

selbe hineinströmten und dort für 1 1/2 Jahr Aufenthalt nahmen zur Erbauung des Westwalles,<br />

Leute aus Mitteldeutschland und von der Wasserküste und aus allen Großstädten. Etwa 1500<br />

dürften ihr Quartier hier am Ort in 3 großen Lagern, in der Hauptsache aber in den Privat-<br />

häusern gehabt haben. Weil nicht alle hier beschäftigten Arbeiter am Ort selbst untergebracht<br />

werden konnten, wurden sie abends auf den Gau und auf den Hochwald gefahren. Im Dorf und<br />

in der Umgegend war ein Gewimmel von Menschen wie in einer Großstadt, ja wie in einer<br />

großen Fabrik. Der Betrieb ging Tag und Nacht durch mit seinem Lärm, mit dem Rattern und<br />

Aufleuchten der Autos, dem Hämmern und Rasseln der Bohr- und Stampfmaschinen, dem<br />

Johlen und Schreien in den Wirtschaften. Die ganze Umgebung des Dorfes, die nähere und die<br />

entferntere, in Acker, Wiese, Weinberg und Wald, in der Ebene und auf den Bergkämmen<br />

wurde mit Gräben, Stollen und Bunkern durchsetzt. Auch Drahtverhaue und Sperren von<br />

eisernen Blöcken schützten das Dorf von der Beuriger Seite her vom Kammerforst über die<br />

Fröhn bis nach Ockfen. Der Hochbetrieb dauerte vom Frühjahr 1938 bis Herbst 1939, bis zum<br />

Ausbruch des Krieges.<br />

Über den Kriegsausbruch schreibt Pfarrer Boden:<br />

Der 1. September 1939 wird unsern Leuten unvergeßlich bleiben, er war für die meisten (etwa<br />

900 von 1300 Einwohnern), nämlich für alle Mütter mit kleinen Kindern, für alle Schulkinder und<br />

für alle alten Leute über 60 Jahre der Tag der Flucht aus der Heimat, der Tag der Rück-<br />

wanderung oder Rückführung. Denn mit der Eröffnung des Krieges gegen Polen befürchtete<br />

man den sofortigen Einfall der Feinde im Westen, also auf unsere Gegend. Unter großem<br />

Schrecken und Jammern vollzog sich der Abtransport über Saarburg-Trier-Koblenz über den<br />

Rhein nach dem Kreise Frankenberg, Reg. Bez. Kassel im Hessischen, wo sie auf die ver-<br />

schiedenen Dörfer verteilt wurden, manche wurden noch weiter ins Mecklenburgische ver-<br />

schlagen, alle in protestantische Gegenden, wo sie durcheinander mit Leuten aus den ver-<br />

schiedensten Dörfern der Saar untergebracht wurden. Die Orte links der Saar waren vollständig<br />

geräumt, während die Orte rechts der Saar, wie oben gesagt, nur teilweise geräumt wurden,<br />

den Zurückgebliebenen war aber ebenfalls schon ihr Marschbefehl ausgehändigt, dessen Voll-<br />

zug stündlich befürchtet wurde. Die Heimat war wie ausgestorben, alle Kinder fehlten. Die<br />

Westwallarbeiter und die Jungen des RAD-Lagers zogen ab, viele junge Leute wurden einge-<br />

zogen. Ohne den Rückruf abzuwarten, kehrten unsere Leute, als die Gefahr eines feindlichen<br />

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