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Chronik I R S C H

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IRSCH UNTER DEM NATIONALSOZIALISMUS<br />

Die Niederschrift dieses Kapitels basiert auf zwei Dokumenten: der Irscher Pfarrchronik und<br />

der Schulchronik. Die Chronisten kommen also aus sehr unterschiedlichen Lagern. Zuerst er-<br />

folgt eine Abhandlung, die auf der Pfarrchronik basiert. Später folgt eine Darstellung nach der<br />

Schulchronik. Der Leser kann sich seine eigenen Gedanken machen.<br />

Pfarrer Boden (von 1928 bis 1946 Pfarrer in Irsch) hat am 13.9.1945 in der Pfarrchronik ein um-<br />

fangreiches Kapitel mit der Überschrift Erinnerungen ans "dritte Reich" verfasst. Er schreibt:<br />

"Erinnerungen" ans dritte Reich der Nationalsozialisten werden die nachfolgenden Darlegungen<br />

genannt, weil das von seinen Vertretern das "Ewige Reich" genannte Reich nach zwölfjährigem<br />

Bestehen mit dem verlorenen Krieg zusammengebrochen ist und nun der Vergangenheit an-<br />

gehört. "Erinnerungen" werden die Darlegungen auch deshalb genannt, weil der Pfarrer seine<br />

genauen Aufzeichnungen über die Entstehung und Ausbreitung und Auswirkungen des 3.<br />

Reiches in Irsch im Jahre 1941 verbrannt hat, weil die Zeiten immer prenzlicher wurden und<br />

Hausdurchsuchungen drohten. Wie die Fliegen im Herbst, je näher ihr Absterben kommt, stets<br />

"giftiger" werden, so auch die "Nazi", je näher sie ihrem Untergang entgegengingen. Es können<br />

also nicht mehr immer genaue Angaben über Tag und Datum gemacht werden. Im allgemeinen<br />

sollen Namen von Pfarrangehörigen nicht gemacht werden, um sie nicht bloßzustellen, manche<br />

sind auch vielleicht inzwischen "ernüchtert". Obschon die hiesige Bevölkerung etwa zu 1/4 in der<br />

Hauptsache vom Arbeitslohn lebt und in der Nachkriegszeit, besonders auch in der wirtschaft-<br />

lichen Notzeit der 30er Jahre in ihr große Unzufriedenheit einriß, so hat sie doch ihre religiöse<br />

und conservative Einstellung im großen und ganzen vor dem Radikalismus bewahrt. Die große<br />

Masse sah in der im Kulturkampf gegründeten Zentrumspartei ihre politische Vertretung. Das<br />

Wahlergebnis zum Reichstag am 20. Mai 1928 (2 Tage vor dem Amtsantritt des Pfarrers in<br />

Irsch) lautete: 668 Stimmberechtigte, abgegebene Stimmen 575, ungültige Stimmen 41, Sozial-<br />

demokraten 18, Deutschnationale 16, Zentrum 472, Deutsche Volkspartei 10, Kommunisten 19,<br />

Nationalsozialisten 5. Also damals gab es in Irsch die ersten nationalsozialistischen Stimmen.<br />

Der am 20. Mai 1928 gewählte Reichstag wurde vor Ablauf der Legislaturperiode aufgelöst. Zur<br />

Vorbereitung der Neuwahl am 14.9.30 wurde außer der Zentrumspartei auch von den National-<br />

sozialisten eine Werbeversammlung abgehalten, die von dem Maurermeister Petri aus Saar-<br />

burg, der den ganzen Sommer hindurch an dem Neubau Jäger-Kirchen am Dorfausgang nach<br />

Beurig für ihre Ideen geworben hatte, in Irsch eingeführt. Trotz verlockender Agitationsrede<br />

ihres Parteiredners aus Köln gewann diese allenthalben sich mächtig ausbreitende "Arbeiter"-<br />

Partei in Irsch verhältnismäßig wenige Stimmen. Das energische Auftreten des Pfarrers gegen<br />

die Irreführung des Volkes gab einigen Burschen Anlaß zu Rohheiten an dem durch den Pfarr-<br />

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