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Chronik I R S C H

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an der Wende des vorigen Jahrhunderts die des Weinbaues zunahm. Großbauern gibt es zwar<br />

in Irsch nicht (daher auch 1940 keinen Erbhof), aber fast alle Familien haben Ackerbau, kaum<br />

eine ist ohne jeglichen Besitz, wenn auch 1/4 der Familien in der Hauptsache vom Arbeitslohn<br />

(Weinbergsarbeiter und Maurer) ihr Einkommen hat. Die meisten betreiben auch etwas Wein-<br />

berg. Dieses doppelte Arbeitsfeld (Ackerbau und Weinberg) überbürdet die Leute mit Arbeit,<br />

zumal das Feld meistens so weit entlegen ist, daß vielleicht weit und breit kein Dorf ist, in dem<br />

die Leute so mit der Arbeit geplagt sind, wie in Irsch. Dieser doppelte Erwerbszweig sichert den<br />

Leuten aber auch ihre Existenz, bald gerät das eine, bald das andere. Wenn auch schon bald<br />

nach der Jahrhundertwende im Weinbau die ausländische Konkurrenz anfing sich übel bemerk-<br />

bar zu machen, so blieb doch der deutsche Weinbau noch rentabel, bis nach dem Weltkrieg das<br />

durch den Versailler Friedensvertrag geschaffene "Loch im Westen" die Lage des deutschen<br />

Winzers unerträglich machte und ihn schließlich zur Verzweiflung brachte (schwarzer Tag von<br />

Bernkastel). Während bis zum Ende des Weltkrieges die Leute sich gut helfen konnten und viel<br />

Geld zur Kasse trugen, konnten sich viele später nicht mehr über Wasser halten, da die Ver-<br />

dienstmöglichkeit abnahm, Mißernten eintraten, eine allgemeine Kapitalkrise entstand und die<br />

Arbeitslosigkeit einzusetzen anfing, die ihren Höhepunkt 1932/33 erreichte, wo viele Arbeiter<br />

"stempeln" gingen und in Beurig ihre spärlichen Groschen abholen mußten. Ein Viertel der Ge-<br />

meinde, darunter vor allem die beigezogenen Familien, durfte man in dieser Zeit wohl zum Pro-<br />

letariat zählen. Wenn auch die meisten Bauersleute satt zu essen hatten, so fehlte es doch<br />

vielen an jeglichen Barmitteln, sodaß nicht nur bei vielen arbeitslosen Arbeitern, sondern auch<br />

bei den Bauersleuten große Unzufriedenheit über die wirtschaftlich-politische Lage einriß.<br />

Haben die Leute in früheren Jahren bei Mißernten insbesondere durch Bestellung von Kunst-<br />

dünger in der Hoffnung auf bessere Zeiten bei der Ortskasse große Schulden gemacht, so be-<br />

stand kaum noch die Möglichkeit, Geld aufzunehmen, aber ebensowenig die Schulden zu<br />

tilgen., ja auch nur die Zinsen zu bezahlen. Ihre Schulden bei der Ortskasse betrugen 157.000<br />

RM (zu dieser Zeit war der Pfarrer Vorsitzender des Aufsichtsrates!). Da der Wein kaum Absatz<br />

fand, suchte man den 1929er im eigenen Haus in Straußwirtschaften zu verkaufen, in den<br />

Wirtschaften griff man zur Selbsthilfe und brachte statt des von auswärts eingeführten Bieres<br />

nur Wein zum Ausschank, aus dem hiesigen Winzerkeller (den Schoppen zu 0,25 RM, die<br />

Flasche zu 1,20 RM). Versteigerungen von Ackerland oder Weinbergen verliefen erfolglos oder<br />

erzielten nur geringe Preise. Die Geldknappheit war nicht nur verursacht durch die drei aufein-<br />

anderfolgenden Mißernten, sondern vor allem durch die im Juli 1931 einsetzende allgemeine<br />

Wirtschaftskrise (Zusammenbruch vieler Banken, Krise in den Staatsfinanzen, Notver-<br />

ordnungen über Abbau der Gehälter, Kürzung der Löhne und der Sozialrenten in großem Aus-<br />

maß, zunehmende Arbeitslosigkeit). Der am 8. Juli 1931 beschlossene Schulhausneubau (4<br />

Säle, 3 Wohnungen, Lehrküche und Schulbad)) veranschlagt zu 140.000 RM, für den die Erd-<br />

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