01.12.2012 Aufrufe

Chronik I R S C H

Chronik I R S C H

Chronik I R S C H

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

sorgt für Capitaine, die im Pfarrhause zu Irsch und im Kloster zu Beurig einquartiert sind. Wenn<br />

der Franzmann zahlt, erhält der arme Zender wertlose Bons, die er in Saarburg oder Trier<br />

einzulösen versuchen kann. All diese Mühe schützt ihn nicht vor Haft und Gefängnis. Wiederholt<br />

holt man ihn allein oder in Gesellschaft anderer Dorfväter nach Saarburg und Trier ins<br />

Gefängnis, und die Gemeinde zahlt die Gendarmen und Soldaten, die sie als Geiseln holen,<br />

Kost und Lohn, zahlt in Trier, um die Gefangenen wieder zu befreien, zahlt , wenn man zur<br />

Exekution Soldaten ins Quartier legt. Hatte vielleicht mancher beim Nahen der Revolutionsheere<br />

freudig aufgehorcht, weil sie Freiheit und Gleichheit verkündeten, den Zehnt für abgeschafft<br />

erklärten, die Enttäuschung blieb nicht aus: Den Zehnt zogen nun die Franzosen ein und<br />

versteigerten ihn, und die Gemeinde zahlte die Verzehrkosten der Versteigerer. Der Zender hob<br />

fleißig Simpel (Abgaben) in einer Zahl, wie sie früher unbekannt war, und dazu kamen die<br />

neuen Steuern: Grund-, Mobil-, Personal-, Fenster- und Türengeld, Stempelsteuer usw.<br />

Infolge dieser französischen Raubwirtschaft kehrte bei der Gemeinde eine ungehemmte, aber<br />

unvermeidliche Pumpwirtschaft ein. Bereits am 27. Dezember 1794 bekennen Zender und De-<br />

putierte der Gemeinde Irsch: Sie haben nach Eroberung des Erzstifts durch die Franzosen zur<br />

Zahlung der Kriegscontribution (Bourbotte) kein Geld gehabt. Schon wurde durch die Gen-<br />

darmen die Execution vollzogen (Pfändung und Versteigerung), da lieh ihnen ihr Mitbürger<br />

Leonard Trucksel 933 Reichstaler 18 Albus zu 5 Prozent. Der Bürgermeister Rütten von Saar-<br />

burg hatte die Summe für Irsch vorgestreckt. Pfand sind die Gemeindegüter. Am 20. Juli 1795<br />

lieh die Gemeinde wieder 372 Reichstaler, am 10. Dezember 1100 Reichstaler zur Zahlung von<br />

gelieferten Pferden, Ochsen, Kühen, für Leistung von Kriegsfuhren. Und so ging es weiter von<br />

Jahr zu Jahr. Einmal ist schon das Vieh aufgeschrieben, das fortgetrieben und verkauft werden<br />

soll, das Dorf hat 8 Tage Strafeinquartierung, der Bürgermeister Matthias Schmitt wird nach<br />

Saarburg ins Gefängnis gebracht. 1816, am Ende der Franzosenzeit wurden obige Schulden zu-<br />

rückerstattet. Jeder Bürger zahlte 45 Reichstaler 23 Albus, zusammen 5300 Reichstaler 14<br />

Albus, eine gewaltige Summe für eine verarmte Gemeinde!<br />

Wir sehen, dass die französische Herrschaft die erwarteten Ideale Freiheit, Gleichheit und<br />

Brüderlichkeit nicht kostenlos in unsere Heimat gebracht haben. Vielmehr sind die Abgaben-<br />

lasten ins Unerträgliche gestiegen. Mit Gewalt- und Strafmaßnahmen wurden die Auflagen<br />

eingetrieben. Unter der Last der Besatzung hatte vor allem die arme Landbevölkerung zu lei-<br />

den. Der Ortsbürgermeister und und die Mitglieder seines Rates waren um ihre Ämter nicht zu<br />

beneiden.- Unter diesen Umständen war es besonders ärgerlich, dass manche Wohlhabenden<br />

ihren Reichtum durch Ersteigern von ehemaligen klösterlichen Besitztümern vergrößern<br />

konnten und so zu neuen "Gutsherren" wurden. Sie konnten sich an ihren Bauten große Fenster<br />

leisten, während in die Stuben der verarmten Dörfler wegen der Fenstersteuer das Sonnenlicht<br />

nur spärlich eindrang.<br />

38

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!