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Lürscher Busch geführt. Hier habe sie mit ihrer verführten Gesellschaft getanzt und unge-<br />
salzene Speise und kein Brot gehabt. Bei diesem Treffen, an dem sie alles, was grün war, ver-<br />
derben sollten, sei jemand dabei gewesen, der auf einem Baum gepfiffen. Vor zwei Jahren sei<br />
Marie Dillinger abermals mit dieser Gesellschaft auf dem Lürscher Busch gewesen, als die<br />
Frucht geblüht habe. Bei dieser Gelegenheit hätten sie der Frucht ihre halbe Kraft genommen<br />
und den Wein verdorben, der daraufhin sauer geworden sei. Noch vor wenigen Tagen seien sie<br />
alle dort zusammengekommen und hätten alles, was grün auf der Welt sei, zerstören wollen.<br />
Sie hätten jedoch nichts ausgerichtet, weil die Glocken geläutet haben.<br />
Am 19. Mai 1629 war Eva Dillinger aus Filzen auf der Richtstätte von Irsch wegen Zauberei hin-<br />
gerichtet worden. Diese hat bekannt,<br />
daß sie vor neun Jahren vom bösen Feind in einem Wirbelsturm nach dem Prangelts bei Filzen<br />
auf den Tanzplatz der Zauberer geführt worden sei. Die Absicht sei gewesen, alles zu ver-<br />
derben. Dillingers Marie und Coenen Gert von Filzen seien dabeigewesen.<br />
Die am 19. Januar 1630 zu Irsch hingerichtete Hebamme Barbelen von Kommlingen hatte im<br />
Prozess ausgesagt,<br />
vor vier Jahren sei sie vom bösen Feind nach dem Kreuzborn auf einem Bock geführt worden.<br />
Daselbst hätten sie mit Ruten in das Wasser geschlagen, um Nebel zu machen und die Obst-<br />
blüten zu vernichten. Marie Dillinger habe mitgeholfen.<br />
Auch der am 23. Februar 1630 in Irsch hingerichtete Dillingers Theis hat die Marie Dillinger ge-<br />
nannt, als sie bei den Eichen zwischen dem Könener Wald und der Lürscher Wiese getanzt und<br />
Nebel gemacht hätten.<br />
Die am 14. April 1630 in Irsch hingerichtete Mangrichs Traud hatte in den erfolterten Aussagen<br />
ebenfalls die Marie Dillinger als Mitschuldige genannt.<br />
Vor der Last dieser Zeugenaussagen war der Ausgang des Prozesses gegen Marie Dillinger<br />
nicht mehr anzuzweifeln. Obschon uns kein Urteil erhalten ist, können wir mit Sicherheit an-<br />
nehmen, daß das arme Geschöpf dem Hochgericht in Irsch überstellt und auf Feuerstatt ver-<br />
brannt worden ist. Denn wo erst einmal mit der Tortur der Anfang gemacht ist, kann das Opfer<br />
nicht mehr entkommen. Gesteht es nicht, so wird die Folter zwei-, drei-, viermal wiederholt und<br />
erschwert. Hierbei ist alles erlaubt. Stirbt es hierbei, so hat es der Teufel getan, hält es die<br />
Schmerzen aus, so steht der Teufel ihm bei. In jedem Fall ist der Beweis erbracht, dass das<br />
Opfer mit dem Teufel im Bunde steht und zu verbrennen ist.<br />
Maria Dillinger war wahrscheinlich das dritte Opfer aus einer Familie und das sechste aus<br />
Filzen. Wir können uns das Hexentreiben um die Dillingers in Filzen kaum ausmalen. Filzen<br />
gehörte zur Irscher Pflege und war damit dem Hochgericht in Irsch unterstellt. Der Terror und<br />
das Leid waren sicherlich unbeschreiblich.<br />
In der als Manuskript vervielfältigten <strong>Chronik</strong> von Könen heißt es Seite 45: Von Filzen heißt es<br />
1659: `Ein bedenkliches Licht auf die religiös-sittlichen Zustände wirft die Tatsache, daß 13 Ein-<br />
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