01.12.2012 Aufrufe

Chronik I R S C H

Chronik I R S C H

Chronik I R S C H

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Die Marie Dillinger stehe seit längerer Zeit im Verdacht der Zauberei und werde von vielen<br />

Leuten für eine Hexe gehalten. Vor ungefähr vier Wochen sei sie mit Wilwerts Peter zu Filzen in<br />

Streit geraten, weil er ihren Mann vor den Meier des Ortes habe rufen lassen. Unter schweren<br />

Flüchen und Verwünschungen habe sie demselben gedroht, daß sie ihm das heimzahlen<br />

werde. Bereits am folgenden Tage sei ihm, Wiwerts Peter, ein gutes Rind erkrankt. Als er,<br />

durch das Brüllen des Tieres aufmerksam gemacht, hinausgegangen sei, um nachzusehen, was<br />

ihm fehle, habe er etwas an dem Haus vorbeirauschen hören, und gleich darauf sei das Rind<br />

verendet. In der Nacht habe er es durch einen Knecht in die Saar schleifen lassen. Da sei am<br />

Ufer etwas über die Hecken gesprungen und habe wieder gerauscht, als ob ein Mensch da<br />

wäre, aber trotz wiederholten Zurufens habe Wilwerts keine Antwort erhalten. weshalb er voll<br />

Schrecken dem Knecht bedeutete, er solle sich bekreuzigen. Er sei überzeugt, daß nur die<br />

Angeklagte, Marie Dillinger, ihm das angetan habe, da das Rind tagsvorher noch frisch und<br />

gesund gewesen sei.<br />

Außerdem habe die bereits wegen Zauberei hingerichtete Eva Dillinger aus Filzen bei ihrer<br />

Verhaftung die Äußerung getan, die jetzt angeklagte Marie Dillinger müßte ebenfalls verhaftet<br />

werden, da sie noch besser hexen könne als sie. Marie Dillinger habe sich bereits vor andert-<br />

halb Jahren gerühmt, an einer nächtlichen Hexenfahrt teilgenommen zu haben.<br />

So habe sie Dillingers Michel ein Schwein verkauft. Als dieser sich von fünf Schweinen das<br />

beste herausgesucht habe, sei sie zornig geworden. Von dieser Zeit an habe das Schwein ge-<br />

kränkelt und sei schließlich verendet, was man allgemein ihrer Zauberkunst zuschreibe.<br />

Außerdem sei sie von anderen wegen Zauberei hingerichteten Personen als Hexe angegeben<br />

worden. Zwei von diesen, Theis Dillinger und Traud Mangerich, beide aus Filzen, hätten in<br />

ihrem Verhör ausgesagt, sie hätten mit ihr im verflossenen Jahr zwei dem Bernhard Loigen ge-<br />

hörende rote Kühe durch einen Zaubertrunk verhext. Zur selben Zeit, als die Kühe verendeten,<br />

habe Bernhards Sohn im Stall Katzen um die Kühe herumsitzen gesehen.<br />

Die bereits erwähnte Eva Dillinger habe im Verhör gestanden, daß sie auf Anstiften des Teufels<br />

vor ungefähr dreizehn Jahren Urbels Pferde über die Keltzfels getrieben, damit sie sich zu Tode<br />

fielen, wobei die Marie Dillinger ihr geholfen, und Mangerichs Traud habe bekannt, daß sie ihr<br />

geholfen, das Kind der Jockels Else zu behexen. Es sei Tatsache, daß ungefähr vor sechs bis<br />

sieben Jahren die Eheleute Jockels ihr Kind tot im Bett vorgefunden hätten. Damals habe man<br />

angegeben, die Eltern hätten es erdrückt.<br />

Die Anklagepunkte vermehrten sich immer mehr um Aussagen von bereits hingerichteten Per-<br />

sonen, die damals in ihrer Ausweglosigkeit und Verzweiflung andere beschuldigten. Das Gericht<br />

zog deren Prozeßakten heran.<br />

So hatte die am 14. Mai 1630 in Saarburg hingerichtete Christiana Keintges von Tawern be-<br />

kannt, daß vor drei Jahren der böse Feind sie und Marie Dillinger auf einem Besen nach dem<br />

33

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!